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Diskussion um BoykottWie umgehen mit der Katar-WM?

Diese Frage hat auch die taz-Redaktion umgetrieben. Vier sehr unterschiedliche Einwürfe zum Turnierstart – auch das Schauen mit Gewissen ist dabei.

Wie nah soll man das Turnier an sich herankommen lassen? Bus der DFB-Elf in Katar Foto: Federico Gambarini/dpa

Wegguckerin

Die WM sollte alleine wegen ihren katastrophalen Klimaauswirkungen eigentlich sofort abgeblasen werden. Ausgerechnet mit dem Ende der Weltklimakonferenz in Ägypten beginnt in Katar das Weltturnier. Angeblich ist es klimaneutral. Doch diese Behauptung ist absurd.

Sechs der acht Stadien wurden komplett neu gebaut – Klimaanlagen zur Kühlung von Spielfeldern und Zuschauerrängen inklusive. Und weil klar ist, dass diese danach nicht mehr gebraucht werden, hat Katar schon im Bewerbungsprozess 2010 versprochen, dass Baumodule recycelt werden, um daraus 22 Stadien für ärmere Länder errichten zu können. Zwölf Jahre später sind dafür immer noch keine konkreten Pläne bekannt. 1,2 Millionen eingeflogene Gäste werden erwartet. Und weil nicht alle in Katar untergebracht werden können, werden Fans während der Spiele täglich ein- und ausgeflogen.

Nach offiziellen Angaben der Fifa verursacht das Turnier 3,6 Megatonnen CO2-Äquivalente. Mehr als jede andere WM zuvor. Diese Emissionen will Katar kompensieren, darauf basiert die Behauptung klimaneutral zu sein. Die ohnehin umstrittene Idee von Klimakompensationen geht davon aus, dass Emissionen dort eingespart werden sollen, wo es am einfachsten ist. Was ist eigentlich überflüssiger als eine Fussball-WM in der Wüste? Für die Umsetzung der Ausgleichsmaßnahmen ist übrigens eine Organisation zuständig, die von Katar selbst gegründet worden ist. Unabhängige Kontrollen sind so unmöglich.

Katar ist auf Gas gebaut. Wörtlich. Der kleine Golfstaat ist der größte Flüssiggasexporteur der Welt. Und hat trotz seines enormen Potentials keine nennenswerte Produktion von Solarenergie. Die Klimakrise wird Katar hart treffen: Forscher gehen davon aus, dass das Land in 50 Jahre fast nicht mehr bewohnbar ist. Doch anstatt etwas gegen die Katastrophe zu unternehmen, versucht Katar sein Image mit einer angeblich klimaneutralen WM aufzupolieren – und macht damit alles noch viel schlimmer.

Angesichts dieses Verbrechens an unser aller Zukunft wirkt ein Boykott geradezu lächerlich nett. (Clara Vuillemin)

Hingucker

Ja, ich weiß: Katar ist politisch in beinahe jeder Hinsicht unter aller Kanone. Es hat seine Gastarbeiter tausendfach tödlich geschunden, um die kleine Staatsfläche mit vielen Fußballstadien zu bebauen. Medien werden es auch zur Fußball-WM nicht nur schwer haben, offen zu berichten, die Restriktionen sind skandalös.

Es gibt viele Gründe, dieses Turnier zu boykottieren. Es kaum zur Kenntnis zu nehmen. Aber das funktioniert bei mir nicht, bei Aber­mil­lio­nen Menschen nicht. Live­sport, Fußball und Olympische Spiele zumal, ist wie eine Droge: Der Globus kommt zusammen – und sportelt spitzenmäßig.

2008, als die Sommerspiele in Peking stattfanden, oder 2014 in Sotschi bei den Winterspielen: Zwei Tage dauerte mein Boykott, dann brauchte ich die Droge, an der ich seit Kindertagen hänge, wieder: Live dabei sein per Fernsehen. Schau- (und öfters Mitfieber-)Lust in reinster Form: Sehen und hören, was passiert. Jetzt!

Wobei die Grade meiner Rückfälle unterschiedliche Qualität haben konnten: Peking 2008 war mit der Illusion verbunden, das Land werde sich politisch zum Besseren ändern. Diese Idee hatte ich vor acht Jahren in Sotschi keine Sekunde: Das Regime würde lügen und betrügen, und das erwies sich als allzu wahr. 1978, Fußball-WM in Argentinien: war schlimmer als fantasiert. Seoul 1988 hingegen waren Sommerspiele noch im zerbröselnden Modus der Militärdiktatur, inzwischen ist das Land eine Musterdemokratie.

Und die Weltmeisterschaft in Katar? Millionen in der nichtwohlhabenden Welt sind stolz, dass dieses Fußballturnier nicht bei den üblichen Verdächtigen stattfindet. Und stimmt es nicht wenigstens ein bisschen, dass sich in Katar politische Dinge geändert haben? Und weiter ändern könnten? So oder so: Ich weiß um meine Droge, Abstinenz wäre trist. Und sinnlos. (Jan Feddersen)

Schauen mit Gewissen

„Also ich guck das auf keinen Fall!“, posaunen seit Wochen viele. Meist folgt auf das Bekenntnis die unsichere und irgendwie hoffnungsvolle Frage „Und du?“. So als suche man noch einen Ausweg aus der Boykottfalle.

Klar: Nichts spricht für diese WM. Eine frauen- und schwulenfeindliche Ausbeuter-Diktatur als Gastgeber, das Ereignis vergeben durch die Mafifa. Jede Tribüne könnte man, Sitz für Sitz, mit Gedenktafeln für die Todesopfer unter den Bauarbeitern füllen.

Doch je näher die Weltmeisterschaft gerückt ist, desto zögerlicher wurden die Boykott-Gelöbnisse. Rechtfertigungen ploppen auf: Ist es politisch überhaupt sinnvoll, das Erlebnis WM von einer Diktatur vermiesen zu lassen? Wertet man das Regime so nicht eher auf? Und überhaupt: Wer kriegt denn mit, dass ich nicht gucke? Was bewirkt das überhaupt?

Dieses Mal machen wir es anders. Wir gucken! Und zahlen 5 Euro „Eintritt“ pro Spiel an Amnesty International. Jugendliche bis 18 die Hälfte; man kann das gern auch sozial weiter staffeln, auch nach oben: also FDP-Wähler*innen und andere Gut­ver­die­ne­r*in­nen zahlen 10 Euro oder mehr – freiwillig. Ersatzweise gibt es eine Flatrate für die vollends Fußballsüchtigen: Ganze WM 150 Euro, Thema abgehakt. Da jubelt das betäubte Gewissen? Ja, aber Amnesty eben auch.

Also: Mitmachen! Nachmachen! Und weitererzählen: im Kegelklub, in der eigenen Fußballmannschaft, der Schulklasse, im Freundes*innenkreis! Bildet Banden zum Abkassieren! Lasst Twitter und Facebook glühen von der Idee.

Wir sind uns da ganz sicher: Das bringt im Ergebnis mehr als bockiges Nicht-Gucken. Zudem: Amnesty ist gerade in Sachen Katar keine schlechte Spendenadresse. Und man verpasst den Sensationssieg von Costa Rica gegen Spanien nicht.

Das Finale sei übrigens zahlungsfrei, als Verbeugung vor der eigenen Fußballsucht, als Eigendank und weil ein Endspiel allgemein historische Bedeutung hat. Zudem hilft die Ausnahme auch aus organisatorischen Gründen: So kann bitte jede Gruppe, jedeR Ein­zel­spen­de­r*in uns bis Samstagabend vor dem Endspiel die gesammelte Summe mitteilen – an eintritt@taz.de. Gern mit selbstlöblerischen, kritischen und wohlfeilen Hinweisen. Wir addieren und geben das stattliche Ergebnis samt klügsten Kommentaren nach dem Finale bekannt. (Oliver Domzalski/Bernd Müllender)

Nicht eine Zeile!

Es muss gute Gründe geben, wenn Journalisten von sich aus entscheiden, nicht über etwas Relevantes berichten zu wollen. Schließlich ist das unsere ureigenste Aufgabe. Noch vorsichtiger sollten wir mit Boykottforderungen umgehen. Im Fall der Fußballweltmeisterschaft der Männer in Katar aber ist ein Boykott der Berichterstattung der richtige und einzige Weg. Ich will – und ich werde – keine Zeile über ein Spiel in der taz – oder anderswo – lesen. Aus Überzeugung, als politische Haltung und Handlung.

Katar ist ein kleines Land: eine absolute Monarchie mit gerade mal 2,7 Millionen Einwohnern, die ganz große Mehrheit davon Ar­beits­mi­gran­t*in­nen ohne Pass und weitgehend ohne Rechte. Sie haben, unter oft unmenschlichen Bedingungen, die Stadien und weitere Infrastruktur für dieses Turnier in die Wüste gesetzt. Viele haben dafür mit ihrem Leben bezahlt.

Das Regime ist mit seiner repressiven, reaktionären, homophoben, frauenfeindlichen Politik und den verschwenderischen Umgang mit fossilen Ressourcen – um nur einige Beispiele zu nennen – das Paradebeispiel für einen politischen Bad Guy. Will die Menschheit das 21. Jahrhundert überleben, will sie den moralischen Ansprüchen an die Gattung Mensch erfüllen, muss sie in allen Bereichen so ziemlich genau das Gegenteil von Katar tun.

Muss man also mehr über ein Land mit 300.000 Staats­bür­ge­r*in­nen wissen? Nein.

Die Fußball-WM in Katar ist nicht zu vergleichen mit Sportgroßereignissen etwa in Peking oder Sotschi. China und Russland sind zentrale weltpolitische Akteure, die Einfluss haben in vielen Bereichen. Katar – auch wenn sich Deutschland erniedrigt hat, sich von dort Gas liefern zu lassen – ist nur ein Land, dass sich Aufmerksamkeit erkaufen will, wenn es sein muss, auch mit Bestechung. Wir sollten ihm diese Aufmerksamkeit nicht zugestehen, wir sollten nicht selbst käuflich werden. Ganz nebenbei trifft ein Boykott der Spielberichterstattung auch die korrupte Fifa und damit längst nicht die falschen.

Die Boykottbewegung ist groß geworden: Viele Fans, Eckkneipen, Ak­ti­vis­t*in­nen, Institutionen teilen inzwischen diese Haltung. Die taz als linke, ja einst radikale Zeitung darf dabei nicht fehlen. Sie muss sich dem Spagat verweigern, der es bedeutet, um der Sportberichterstattung willen zum Transporteur der Botschaften von Fifa und dem Herrscherhaus von Katar zu werden. Letztere dürfen von keinem Cent aus dem stets zu kleinen taz-Budget profitieren.

Im besten Sinne – so die Hoffnung – führen diese Spiele zu einem globalen Umdenken, dass (sportliche) Großereignisse künftig ohne (allzu sichtbare) Korruption vergeben werden und dass sie dann auch ökologische Standards erfüllen müssen. Dafür muss aber klar sein und jeden Spieltag klar werden: Die politische Bedeutung der WM ist um ein Vielfaches größer als die sportliche. (Bert Schulz)

PS: Ein Katar-Boykott wäre übrigens nichts völlig Neues in der taz: Die Redaktion der Leibesübungen berichtet aus Prinzip nicht über Motorsport.

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44 Kommentare

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  • Markus Völker taz.de



    Gianni Infantino



    Bizarre Rede von Fifa-Chef Infantino:



    Der multiple Präsident



    taz.de/Bizarre-Red...nfantino/!5894100/

    • @CTD:

      Einfach Infanterie pur - und zeigt die mangelde Ernsthaftigkeit - den Anliegen verschiedener MITMENSCHEN gegenüber.



      Aber konte man mehr erwarten ...wir schauen ja diesmal keine WM - leider entsprechen die Durchführungen dieser Spiele diesmal nicht mit unseren ethischen Ansprüchen überein.

  • 4 Meinungen, aber der beste Artikel dazu ist aus meiner Sicht das Interview mit dem Aktivisten und ehemals dort arbeitenden.

  • Glaubt jemand ernsthaft, es wird zu einem massenhaften Boykott der WM kommen?

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Herry Kane:

      Glauben und ernsthaft schließen sich aus. Aber ich hoffe.

  • Im Aktuellen Sportstudio, das gerade läuft, winden sie sich hin und her. Die Stimmung ist verdruckst. Zur Sicherheit haben sie nicht nur Fußball-Promis, sondern auch jemanden von Amnesty International eingeladen. Dann kommt aber doch was über die deutsche Mannschaft. Das Testspiel gegen den Oman war schlecht. Manuel Neuer spielt Uno-Uno. Katrin Müller-Hohenstein trägt sehr gelbe Turnschuhe zu einem sehr gelben T-Shirt. Morgen geht's los.

  • Ich verstehe das ganze Getue nicht. Hierzulande spielen Menschen immer dann Moralweltmeister, wenn es viel Aufmerksamkeit bringt und wenig kostet. Probiert doch mal aus, auf Produkte mit Kompetenten aus diktatorischen Staaten zu verzichten. Netter Nebeneffekt: die WM könnt ihr euch dann eh nicht mehr ansehen und die Leser haben Ruhe von diesem hypermoralischen Getue.

    • @Jörg Radestock:

      Ja gut, ist der Ruf erst ruiniert, lebt´s sich doppelt ungeniert. Wie wäre es damit, in diesem Boykott den Einstieg in den Ausstieg Ihres Angemahnten zu üben. Die Ruhe vor dem Getue können Sie übrigens gleich haben und schon mal abschalten.

  • Wir haben bei uns in der Firma eine Abmachung getroffen, wer über die Spiele, oder ein Ergebnis spricht oder sonst wie mitteilt, gibt die nächste Kiste Bier aus.



    Wir haben diesmal der WM die rote Karte gegeben und hoffen bei der nächsten Austragungsvergabe auf mehr Verstand der Verantwortlichen.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    "Diese Emissionen will Katar kompensieren,"



    "Ich dekompensier gleich.." (Frank Schulz - Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen)



    "Angesichts dieses Verbrechens an unser aller Zukunft wirkt ein Boykott geradezu lächerlich nett. (Clara Vuillemin)"



    Ich bin es gewohnt und nehme es in Kauf, lächerlich zu sein, wenn ich nett bin. Mehr kann ich leider nicht tun. 🙏



    Oder doch? Netterweise serviere ich noch einen Link zur Liste der Sponsoren



    fussballweltmeiste...wm-2022-sponsoren/

  • Ich werde kein Spiel schauen.



    Katar bietet 81 Prozent der Bevölkerung keine normalen Arbeitsverhältnisse an, die Arbeitnehmer können sich nicht organisieren und es gibt keine Betriebsverfassung, die Gewerkschaften und Betriebsräte erlaubt. Arbeitgeber können machen, was sie wollen - ohne Kontrolle oder irgendeine Aufsicht.



    So sind die Stadien und Hotels auch gebaut worden.

    • @Andreas_2020:

      👍

  • @RUDOLF FISSNER

    Danke für den Hinweis.

    Tatsächlich wird vgwort.de von meinem DNS abgefangen :-)

    Eines Tages macht der Browser DNS over HTTP, dann muss ich wohl gröber hineingreifen.

  • Ich werde mir nicht ein Spiel ansehen.



    Ich kaufe keine Artikel welche mit der WM werben.



    Gebt der FIFA Mafia keine Chance!

  • Das ureigenste Problem ist unsere Öl- und Gassucht.



    Letztlich fußt der gesamte Wohlstand, jeder Wolkenkratzer, Luxusjacht, Auto, Fußballstadium und Korruptionsgege der Katarer allein und ausschließlich auf dem Geld was wir (vornehmlich der saubereWesten) denen für Öl und Gas überwiesen haben.



    Wir haben Öl getauscht gegen Wolkenkratzer und Fußballstadien. Und darüber ärgern wir uns nicht mal sondern beklagen Menschenrechtsverletzungen in einem System das wir bezahlen und letztlich mit unserem Geld am Leben halten.

    • @Tom Farmer:

      Ja, denn es wäre schon schön gewesen, wenn die Katari mit "unserem" Geld die ganzen Pakistaner und Nepali wenigstens fair bezahlen und behandeln würden.

      Man kann schließlich am Verkauf von Ressourcen gut verdienen und trotzdem seine Arbeiter fair behandeln.

  • Boykottbewegung gegen WM in Katar



    Dietrich Schulze-Marmeling taz



    taz.de/Boykottbewe...in-Katar/!5895888/

  • "Wer kriegt denn mit, dass ich nicht gucke?"

    Als Journalist einer überregionalen Tageszeitung sollte man wissen, dass bezüglich der Zuschauerzahlen Statistiken erhoben werden: media-control.de/f...uoten.html?page=14

    Die Einnahmen der Fifa kommen vor allem auch aus der Werbung. Gleiches gilt für die Fernsehsender, die diese Spiele ausstrahlen.

    Also ja, es bekommen genau die richtigen mit, dass man sich an dem Marketing-Trubel nicht beteiligt.

    • @Rudolf Fissner:

      Als Journalist einer überregionalen Tageszeitung kann ich sagen:



      Da ich kein Messtuner Control-Ding habe, ändert mein Gucken oder Nichtgucken nichts an der Quote. Hätte ich eines würde ich, wenn, nur woanders gucken.

    • @Rudolf Fissner:

      Ja, dann sollen doch alle bei Befragung sagen, dass sie es nicht gucken und können trotzdem zuschauen.

      Mach ich bei Umfragen immer so.

    • @Rudolf Fissner:

      Man muss aber ganz sicher kein "Journalist einer überregionalen Tageszeitung" sein, um zu wissen, wie Einschaltquoten ermittelt werden.

      "Damit eine Fernsehsendung überleben kann, ziehen die Sender die Einschaltquoten zur Hilfe....(es) entscheiden 5.400 Haushalte repräsentativ für die gesamte fernsehschauende Bevölkerung. ...Gemessen wird mit sogenannten Messroutern die per Audiomatching-Verfahren Daten sammeln. Die Messgeräte greifen Tonsignale am Fernseher ab und vergleichen sie mit den Audiomustern der Fernsehsender"

      Wer nicht zu den 5400 Haushalen mit einem solchen Messrouter gehört, hat mit der tatsächlichen Ermittlung der Einschaltquote nullkommanix zu tun. Niemand bekommt mit, was du schaust oder nicht.

  • Bin kein Fußball-Fan, aber an dem Thema kommt man ja leider nicht vorbei. Gute Idee mit der Spendenaktion. Da meine Kolleg*innen wieder ein Tippspiel veranstalten, werde ich wie immer nicht mitspielen, aber dengleichen Betrag des Gewinners an Amnesty spenden (ich würde noch diese Internationale Gewerkschaft hinzufügen: www.rnd.de/politik...PDHR6BS4SYQE.html).



    Und noch was: wenn die (europäischen) Fans sich schon über die WM-Vergaben aufregen, gibt es wenigstens Alternativen? Eine Fan-basierte, demokratische, alternative Abstimmung über die Bewerber?

  • Da mich beim Fußball nur die Spielerfrauen interessieren, stellt sich mir diese Frage gar nicht.

    Dafür habe ich eine andere:

    Derzeit vergeht kein Tag ohne Grusel-Doku über Katar. Hans und Franz und Krethi und Plethi geben ihren Senf dazu.

    Morgen fängt die Sause an.

    Ist es nicht ein bisschen spät, jetzt den Zwergenaufstand zu proben?

    Hätte man nicht vor oder unmittelbar nach der Vergabe laut werden müssen?

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      "Ist es nicht ein bisschen spät, jetzt den Zwergenaufstand zu proben?"



      Ja, eindeutig. Aber: "Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein..." (Torsten Sträter) In welcher Zeitzone liegt eigentlich Katar? Wäre es nicht eine gute Gelegenheit, Liveübertragungen zu versch(l)afen? "Jede (gesparte) Kilowattstunde zählt."



      www1.wdr.de/unterh...dneunzehn-100.html

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Fragen wir den Electrolurch:

        "Volt, Watt, Ampere, Ohm, ohne mich gibt's keinen Strom"

        youtu.be/ApSXJ15ZbsI

    • @Jim Hawkins:

      Richtig. Die Wm wurde vor 12 Jahren vergeben. Die organisierte Fanszene und verschiedene Menchenrechtsorganistionen protestieren seit langer Zeit gegen die Vergabe und die Zustände in Katar.

      Der Großteil der Medienlandschaft, Politik und Öffentlichkeit, die sich momentan mit Kritik und Boykottbekundungen überschlagen, hat sich bis vor Kurzem wenig bis gar nicht für dieses Thema interessiert.

      Boykottieren kann man diese WM nur, in dem man weder Public Viewings besucht, Fanartikel kauft, Sponsorenprodukte und Übertragungen von Streamingdiensten meidet.

      Die Spiele nicht zu schauen ist bewußter Verzicht, aber kein wirkungsvoller Boykott.

      Und einen breiten Protest gegen den Kauf der TV Rechte durch den öffentlichen Rundfunk hab ich zumindest nicht vernommen.

  • Fußball-Boykott betreibe ich seit Uns Uwes Ende der Spielerkarriere 1972; Da war ich allerdings schon fast ein Jahr alt. Und ich lag nicht ganz falsch: twitter.com/titani...-empoerung-2555469

  • Zur Diskussion um Boykott: Wie umgehen mit der Katar-WM?

    Das Lesen der Texte ist (zumindest für mich) ...



    von Clara Vuillemin:



    ins Schwarze treffend



    von Jan Feddersen:



    sinnlos / überflüssig



    von Oliver Domzalski / Bernd Müllender:



    doppelt sinnlos



    von Bert Schulz: überzeugend

    Und das Anhängen des WM-Spielplans ist für mich ein Fehler: ihr hättet anbieten können, den Spielplan auf Anfrage zur Verfügung zu stellen oder ihn verlinken können.

  • Das ist ein völlig verrücktes Thema: Mir kommen die Debatten um den Reichtum am Persischen Golf vor wie einst das Glücksspielerparadies Las Vegas mitten in der Wüste, wo es eigentlich nicht gab, bevor die kranken Spieler dort angelockt wurden einschließlich der halbseidenen Begleiterscheinungen. Nun gibt es bei den selbstherrlichen Arabern zwar keine öffentlichen Freudenhäuser (die Frauen werden anders behandelt), aber darauf kam es den Raubtierkapitalisten mit ihrem Energiebedarf gar nicht an. Statt zu Kolonialzeiten mit Kriegen überzeugten sie die Scheichs mit ihrem Mammon und schafften damit gleichzeitig Rückzugsgebiete für ihre Unternehmen, wo sie Steuern sparen können und zur Not gleich auswandern, falls es in ihren Heimatländern nichts mehr zu holen gibt. Fussball ist nur ein Geschäftsmodell des Kapitalismus, das für Unterhaltung und Abwechslung, aber in erster Linie zur Absicherung weiterer Profite -auch mit Qatar- dienen soll. Alles andere ist fake und Theater. Es wird Zeit, die fossilen Quellen abzudichten.

  • Oh man… Heute kann man ja eigentlich alles einfachen machen solange man sich reflektiert und ein schlechtes Gewissen hat: Fliegen, Autofahren, Kreuzfahrten, Hundewelpen ertränken… und halt sich WM gucken. Dann ist es in Ordnung, weil man hat es ja reflektiert. Also so kriegen wir die Klimakatastrophe nicht in den Griff.

  • Also... ich bin für Boykott.

    Das ist ein wenig unfair, da ich kein grosser Fusballfan bin.

    Sehr lesenswert dazu übrigens die Kolumne von David Wearing [0] im Guardian [1]. Zusammengefasst: Der Westen hat ein Interesse an Autokratien "da unten" und stützt sie dementsprechend.

    Ein Grund mehr für ein Boykott.

    Ich werde die entsprechenden Artikel in der taz meiden -- obwohl das nicht auf Eurem Radar sichtbar wird (ich meide auch die zarten Tentakel des Überwachungskapitalismus in Eurem Javascript -- danke, taz, dass das überhaupt geht).

    [0] en.wikipedia.org/wiki/David_Wearing



    [1] www.theguardian.co...t-world-cup-regime

    • @tomás zerolo:

      Mit dem Blockieren von Javascript entkommen Sie nicht der Verfolgung von Aufrufen von taz-Seiten durch die Verwertungsgesellschaft Wort

      Diese Seite der taz beinhaltet z.B ein nicht sichtbares Bildchen, dass das Tracking der Seite ermöglicht und auf vgwort.de verweist: taz.met.vgwort.de/blank.gif bzw. als vollständige URL taz.met.vgwort.de/blank.gif

  • "Wie umgehen mit der Katar-WM?" Nun, normalerweise wäre die Antwort ganz leicht: Ich wünschte, ich hätte nicht nur einen, sondern hundert Allerwerteste, an denen mir dieses lächerliche, peinliche Ereignis vorbeigehen kann.

    Wäre da nicht die Sache mit den Direktübertragungen aller Spiele durch ARD und ZDF, für die diese ör Anstalten einen geheimgehaltenen dreistelligen Millionenbetrag aus dem Topf der Rundfunkbeiträge an die kriminelle Vereinigung "FIFA" überwiesen haben. Damit bin ich, eigentlich Verfechter des Systems "Rundfunkbeitrag", an der Finanzierung dieser lächerlichen Balltreterei in der Wüste unabwendbar beteiligt.

    Es ist irgendwie pervers, dass ARD und ZDF zu Hauf bemerkenswerte Dokumentationen über all die Korruption, die diesen Schwachsinn überhaupt erst ermöglicht hat, ausstrahlen, und andererseits für das Produkt werben und teuer bezahlen. Pfui Teufel.

    • @Bitbändiger:

      Kein Problem, ich stelle gerne noch einen Allerwertesten zur Verfügung an dem die WM vorbei gehen kann.

      Bei der Berichterstattung über Katar kam mir neulich der Gedanke "Wer ist egentlich Fußball-Weltmeister? Und wie weit kam Deutschland bei der letzten WM?" Hm, keine Ahnung... und schon bei Wikipedia dafür nachzuschauen ist mir zuviel Aufwand.

      Mir kommt da ein Gedanke - wenn es Webeblocker für Browser gibt, dann wäre ein WM-Blocker doch sicher auch irgendwie machbar...

  • So what. Gez für die übertragungsrechte sind eh schon gezahlt.



    Und für die dokus a la 'wm der schande' auch.



    Also alles in ordnumg

  • infantino hat versprochen ...

    daß dies die beste wm ever sein wird.



    also her damit !



    schade nur, daß den kataris der fußball am hintern vorbeigeht und vuvuzelas auch nicht vorkommen.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Etwa 220 Milliarden Dollar Kosten bei 300 000 "Staatsbürger*innen" (merke die feine Unterscheidung ;-) macht ca. 700 000 Dollar pro Kopf. Rauschwahn geht auch ohne Alkohol. Zum Wohl!

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Wahrscheinlich machen nur wir in Deutschland uns solche Gedanken!

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Das heißt aber nicht das es falsch ist sich solche Gedanken zu machen.

    • @49732 (Profil gelöscht):

      De groeten uit Nederland - nix oranjekorts hier : wir reden nicht drueber .

  • Boykottieren und ignorieren, den ganzen Mist an sich vorüberziehen lassen. Selbst den Turnierplan hier in der TAZ finde ich unangemessen abgedruckt.

  • Mal sehen, ob ich meinen persönlichen WM-Boykott durchhalte. Mit guten Vorsätzen ist das bei mir so eine Sache.



    Aber abgesehen davon, was könnte mich dazu treiben, für Tausende von Euros nach Katar zu fliegen, außer dass ich weniger Gas und Strom verbrauche? Ich habe einen Fernseher mit 2m-Diagonale (separates Zimmer, versteht sich), einen zuverlässigen Lieferanten für diverse dunkle Weißbiere und ein potentes Notstromaggregat. Viel passieren kann da nicht.



    Und die Öffentlich-Rechtlichen haben etliche Dutzend Kameras (Drohnen inklusive), schon wieder diesen Labersack Bela Rethy, viele abgehalfterte Fußballer und sogar einen Weihnachtsmann eingekauft, um mir für mein Horch-und-guck-Geld ein unvergleichliches Erlebnis zu bereiten.

    Was will man mehr?



    Ja - es wird schwer!



    Jetzt hol ich mir ein Bierchen her.

  • Ja, der Mensch kann mit Ambivalenzen umgehen und kann differenzieren. Und vielleich hat es ja gar was Gutes. Eine Komödie erbaut von tausenden von Sklaven. Es wir von vielen Toten, Erpressten und Ausgebeuteten berichtet, von maßloser Verschwendung auf Kosten des Klimas und hundertfacher Lüge. Ist hier Empörung angebracht, oder sollen wir uns ruhig mal locker machen mit der Moral?

    • @llorenzo:

      Bei der Vorstellung, dass die Fußballer in den Stadien spielen, bei deren Bau wohl massenhaft Menschen umkamen, wird mir schlecht.