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Alte Gewissheiten neu hinterfragtWerden Kriege wieder normal?

Wir leben nicht mehr in der Welt, in der wir glauben zu leben. Und in der neuen wird es wahrscheinlich mehr Gewalt geben.

Neue Normalität? Mädchen auf zerstörtem russischen Panzer, nahe Kiew, Mai 2022 Foto: reuters

W ir leben nicht in der Welt, in der wir zu leben glaubten, und wir sind jetzt in einer Übergangsphase, in der das alte und das neue Denken aufeinanderprallen. Sowohl was die Klimakrise angeht als auch den russischen Angriffskrieg auf Europa, begegnen viele dieser neuen Welt noch mit der gewohnten Kultur und den eingeübten Gefühlen. Versuche, sich realpolitisch der Klimakrise zu stellen, werden als Freiheitsberaubung und soziale Ungerechtigkeit delegitimiert, Versuche, dem Krieg realpolitisch denkend zu begegnen, kategorisch als „bellizistisch“ und „menschenverachtend“ abzuwehren versucht. Wie man das halt immer so machte.

Lassen wir wegen mangelnder Relevanz die historisch Geprägten außen vor, die immer noch die Nato als das Grundproblem sehen. Aber auch die Diskussion zwischen denen, die seit einiger Zeit für Waffenlieferungen sind und denen, die Waffenlieferungen als falsch betrachten, greift zu kurz.

Die alte deutsche Logik: Wir machen nicht mit. Weil wir aus unserer Geschichte gelernt haben (und selbst ja gemütlich unter amerikanischem Schutz stehen). Die neue deutsche Logik: Die Ukrainer sollen Waffen kriegen, aber wenn sie am Ende doch verlieren, dann können wir auch nichts machen, denn wir dürfen nicht den Dritten Weltkrieg auslösen.

Was ein sehr wichtiger Leitgedanke ist. Genau deshalb plädiere ich für das, was Florence Gaub in taz FUTURZWEI vorschlägt: „Wir müssen uns Szenarien einer böseren Welt überlegen.“ Heißt: Wir brauchen auch eine Antwort, wenn eine (Teil-)Eroberung der Ukraine erst der Anfang ist, und Putin im Baltikum einmarschiert. Sagen wir dann: Na ja, Baltikum. Und wenn er in Polen einmarschiert? Sei’s drum, das sind ja letztlich auch Slawen. Und wenn Putin Deutschland angriffe? Das ist jetzt echt bedauerlich, aber wir dürfen nicht den Dritten Weltkrieg auslösen, also bemüht euch nicht, Nato, wir geben besser gleich auf?

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Nein, wir sagen: Wie kann man so etwas auch nur denken! Das wird Putin auf keinen Fall tun, never. Das wissen wir hundertprozentig. Nichts wissen wir. Nichts von dem, wie wir die Welt haben wollen, gilt in Putins Welt. Ja, wir müssen vorsichtig sein, deshalb hat die Nato ja auch beschlossen, die Ukraine zu unterstützen, aber nicht zu intervenieren. Aber wir müssen es gleichzeitig wagen, von jedem möglichen Ende her zu denken, und ein Ende kann eben auch sein, dass wir einen größeren Krieg dadurch auslösen, dass wir immer laut sagen, dass wir ihn nicht auslösen wollen.

Eine Antwort auf ein gutes Szenerio sind Friedensverhandlungen, mit deren Ergebnis alle leben können. Eine Antwort auf ein böses Szenario bestünde darin, Putin klarzumachen, dass wir, der Westen, die Nato, militärisch stärker sind – und bereit, ihm das zur Not auch zu beweisen.

Für den bulgarischen Historiker Ivan Krastev geht mit dem Überfall auf die Ukraine eine Epoche zu Ende, in der wir alles in Bezug auf den Zweiten Weltkrieg verstehen wollen und speziell die Deutschen Gewalt stets in „Außergewöhnlichkeits-Diskursen“ verhandeln. „Wir werden sehr wahrscheinlich in eine Welt wechseln, in der es sehr viel mehr Gewalt geben wird“, sagt Krastev. Das böse Szenario, das sich daraus ergibt: Kriege werden wieder normal. Die Gewaltoption ist Voraussetzung einer freien und emanzipatorischen Zukunft. Wir sollten auch das denken können. Auch wenn’s wehtut.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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48 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

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  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Der Kommentar wurde entfernt. Unsere Netiquette können Sie hier nachlesen: taz.de/netiquette

    Die Moderation

  • "..in der neuen Welt wird es wahrscheinlich mehr Gewalt geben."



    Wie klein ist die Welt, über die Sie hier sprechen?



    Denken Sie dabei auch in Richtung Afrika oder zb auch an den Jemen? Interessiert Sie sich nicht für die in deren "W e l t" schon lange bestehende exzessive Kriegsgewalt ?



    Ist nur Europa u der Westen die akzeptierte "Welt" ?

  • Kriege gibt es schon die ganze Zeit. Aber die waren schön weit weg und haben keine weißen Menschen betroffen. Russland führt auch keinen Angriffskrieg auf Europa sondern auf die Ukraine. "Die Gewaltoption ist Voraussetzung einer freien und emanzipatorischen Zukunft." Aber auch nur wenn es in den eigenen Kram passt. Gilt der Satz auch gegen den ausbeuterischen Kapitalismus der die Freiheit vieler Menschen beschneidet und sie in Abhängigkeit hält? Hohle Phrase.

  • So lange ich lebe, musste ich mich an Kriege gewöhnen. Ob Bürgerkriege, von Geheimdiensten inszenierte Kriege, Angriffskriege usw, stets wurden sie in der deutschen Öffentlichkeit als Krieg der anderen oder als Krieg des Wertewestens empfunden. Krieg in Afghanistan, Irak, Jemen, Libyen, Falkland Inseln, Syrien, in den autonomen Kurdengebieten und jetzt auch nach dem NATO-Überfall auf Serbien mit der Ukraine ein weiterer Krieg in Europa. Solange diese Kriege durch die USA oder Verbündete geführt wurden, hat es hier keine moralischen Bedenken gegeben. An Mord und Totschlag als Mittel der Politik haben wir uns doch schon längst gewöhnt. Auch die Drohnenmorde gehören dazu, die stets von US Präsidenten angeordnet wurden.

    Wenn die Prognose lautet, dass es in Zukunft noch mehr Kriege geben wird, dann kann die Menschheit den Klimaschutz gleich vergessen. Gesellschaften mit zivilisierten Ansprüchen sollten statt miltärischer Aufrüstung dringend die Diplomatie aufrüsten und auf anstrengende, zähe und schwierige internationale Konsultationen setzen. Ohne moralische Selbsterhöhung und mit Anerkennung der Tatsache, dass auch unfreundliche Länder Interessen haben.

    Solange diese Welt mit westlich geprägtem Hochmut beherrscht wird und mit dem unbeugsamen Willen zur radikalen Ausbeutung von menschlichen und natürlichen Ressourcen, wird es immer Kriege geben.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Sehr geehrter Herr Unfried,



    soll ich Ihren Kommentar als Aufforderung an mich verstehen, Sie im Sinne eines Wir mit zu verteidigen gegen jene, gegen die wir nach Ihrem Urteil - nun bzw. alsbald - eine Gewaltoption haben sollten?



    Ich bitte ggf. um eine ausführliche Berechnung dieser Option hinsichtlich ihrer Folgen für die verbleibenden Möglichkeiten die Klimakatastrophe auf ein überlebensfähiges Maß abzumildern.



    Mir scheint, dass wir in der Diskussion damit an den Punkt kommen, an dem einzugestehen möglich wäre, dass die Optionen nur noch in diversen und divergenten, rational nicht ableitbaren Strategien bestehen, irgendwie davonzukommen.

  • Das ist ja nicht zu glauben mit welcher Banalität hier historische Zusammenhänge ignoriert werden.

    Ein Angriff Russlands auf ein NATO-Land führt zwangsläufig zum Bündnisfall. Dabei ist es absolut egal, wie die BRD dazu steht.

    Der Artikel ist wirklich mehr als prall gefüllt mit Behauptungen und falschen Ansätzen.



    Ich weiß nicht ob die Welt eine andere geworden ist, der Journalismus auf jeden Fall...

    • RS
      Ria Sauter
      @Axel Foley:

      Kann Ihnen nur zustimmen.



      Es ist erschreckend.



      Von diesem Autor aber zu erwarten.

  • Es gibt keinen "russischen Angriffskrieg auf Europa", sondern auf die Ukraine (und auch der hat eine Vorgeschichte, die mehr Grautöne nötig macht); die ideologische Einbettung eines regional begrenzten Konfliktes in ein kaltkriegerisch-manichäisches Deutungsschema ist eine einigermaßen leicht zu durchschauende Mobilisierungsrhetorik, die ein tatsächliches Verständnis der Ereignisse eher erschwert. Es hilft selten, die Realität mit all ihren Ambiguitäten auf eine simple Spielfilm-Logik zu reduzieren.



    Übrigens: wenn man sich auf die Mühe einer solchen Betrachtung einlässt und einzelne Akteure nicht im kollektiv-westlichen Wir auflöst, versteht man leicht, warum die grundsätzliche Kritik an der Nato immer noch richtig ist - eine Deeskalation im Vorfeld ist ja nicht an Deutschland und Frankreich gescheitert, sondern am amerikanischen Hegemonialgehabe.

    • @O.F.:

      Eine Deeskalation ist sicher nicht an den USA, sondern allein an Russland gescheitert. Die USA gehörten zu den wenigen, die vor der Invasion den Ernst der Lage erkannt haben und Biden hat nach Kräften versucht, den Krieg zu verhindern.

    • @O.F.:

      Wie hätte denn eine "Deeskalation" der NATO ohne "amerikanisches Hegemonialgehabe" aussehen können? Glauben sie ernsthaft Putin hätte die Invasion der Ukraine abgeblasen wenn man ihm wie gewünscht die Rückkehr zum Bündnisstatus von ´89 zugestanden und die osteuropäischen Staaten aus der NATO geworfen hätte? Ich halte das für illusorisch. Die Gründe für die Invasion liegen nicht in der NATO, sondern in Putins verquerer Geschichtsauffassung. So verständlich der Glaube daran ist mit dem eigenen Handeln Einfluss auf diesen Despoten zu haben ist, so gefährlich ist es daraus den Schluss zu ziehen befreundete Bündnisstaaten schutzlos zu lassen und ihm ebenfalss auszuliefern. Aber mancher würde eben die Schuld selbst dann noch in Washington und nicht in Moskau verorten wenn russische Truppen die Oder überschreiten.

  • "..Welt, in der w i r glauben zu leben"



    Das zu behaupten, grenzt an gouvernantenhafter Bevormundung.



    Denn dieser Glaube war noch nie einheitlich.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Lästige Latte:

      Ja, wen Herr Unfried mit "wir" meint, fragte ich mich schon öfter.

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @31841 (Profil gelöscht):

        P.S.:



        Er spricht eine subtile Mobilisierungssprache.

  • Wirklich zu Ende gedacht wird der Gedanke des Artikels dann aber auch nicht. Denn das würde bedeuten zu diskutieren, dass sehr viel mehr als die 100 Mrd. bräuchte um Helikopter zu reparieren, Gerät aus dem vorigen Jahrtausend zu ersetzen und warme Unterhosen zu beschaffen. Dann wäre zu reden über eine Bundeswehr die wie zu Zeiten des Kalten Kriegs über 2 Mio. Soldat*innen umfasst, über Aufrüstung und Kriegswirtschaft, über autonome Waffensysteme und über nukleare Fähigkeiten.



    Mir schiene es klüger Putin mit vereinten Kräften in die Schranken zu weisen und endlich Reformen der zunehmend dysfunktionalen UN anzugehen, statt Krieg wieder zur 'Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln' zu machen.

  • www.bpb.de/themen/...t-west-konfliktes/

    Also ich finde ja es hat sich rein gar nichts geändert. Der Autor scheint in einer anderen Welt zu leben als ich.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Gnutellabrot Merz:

      Das finde ich auch.



      Womöglich liegt es schlicht daran, dass nun die Gewalt in die Nähe der eigenen intellektuellen Pelle rückt, durch unmittelbare und mittebare Effekte des russischen - erklärtermaßen! - Vernichtungskrieges gegen die Ukraine.

      „Wir müssen uns Szenarien einer böseren Welt überlegen.“

      "Die Welt" war schon lange böser, als viele bemerkten. Sonst gäbe es keine Klimakatastrophe. Aber schon immer hieß es, die Mahner sollten nicht übertreiben. Es läuft also wie immer.

      Hat vor 50 Jahren jemand den Bericht an den Club of Rome etc. gelesen?

  • Wenn die Gewaltoption so verharmlost wird und sogar eine freie und emanzipatorische Zukunft verspricht, ist es nur logisch, dass sich die Menschheit ans gegenseitige Zerfleischen macht.

  • 6G
    659554 (Profil gelöscht)

    Das Zeitfenster, in dem wir die Menschheitskatastrophe (d.h. die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen durch uns selbst) noch hätten abwenden können, schließt sich unweigerlich, und es beginnt endgültig das Zeitalter der Verteilungskriege um Wasser, Böden und andere Ressourcen, der Flüchtlingsströme durch das Unbewohnbarwerden ganzer Erdteile, der Hungersnöte und der weltweiten Pandemien, mit seinen unzähligen Toten.

    Wir hatten unsere Chance und haben sie nicht genutzt.

  • Kriege sind Teil der menschlichen Verhaltensweise.Wieweit das menschliche Verhalten als "normal" betrachtet werden kann...

  • So weit so gut, Peter Unfried reiht sich hier offensichtlich bei jenen ein, die den 24. Februar als "Von-da-ab-war-alles-anders"-Wendepunkt begreifen. Das mag so sein, lässt sich Stand heute nicht widerlegen und es spricht ja auch Einiges dafür. Wissen werden wir, d.h. die Überlebenden, es später.



    Aber Obacht, an der entscheidenden Stelle seines Textes bleibt er zwar noch im Konjunktiv: "...bestünde darin, Putin klarzumachen, dass wir, der Westen, die NATO, militärisch stärker sind - und bereit, ihm das zur Not auch zu beweisen." Zitatende



    Was wir mit diesem Mini-Essay vorgesetzt bekommen, ist ein unverstelltes Hin-Denken (oder gar schon geistige Einstimmung?) auf eine Abkehr momentan noch gültiger NATO-Doktrin.



    Es ist angesichts der Lage zweifellos angesagt, dass sich die Lager der Vor- und Mitdenker sortieren. Mit Ihnen, Herr Unfried, gehen wir dabei nicht mit.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    "Die Gewaltoption ist Voraussetzung einer freien und emanzipatorischen Zukunft."



    Oder wie Lenin sagte:



    „Pazifismus und abstrakte Friedenspredigt sind eine Form der Irreführung der Arbeiterklasse.“

  • Davon abgesehen, dass Kriege nie "unnormal" waren, und die einzige Besonderheit des Ukrainekriges ist, dass die Opfer die gleiche Hautfarbe haben wie wir, und das Land ausnahmsweise nicht von unseren Verbündeten überfallen wurde: Putin als Vorwand auch selber endlich wieder mehr Krieg zu führen ohne dieses ganze Pazifismusgeschwätz?



    Ja, das kann man durchaus als "bellizistisch" bezeichnen. Und sich zudem wundern, ob man sich nicht zu einem Springer Erzeugnis verirrt hat...

    • @darthkai:

      Je länger man "lupenreine Demokraten" hofiert, um so größer die Suppe, die es auszulöffeln gilt.

      Und nein, es wird hier nicht versucht einen Vorwand für mehr Krieg zu finden. Der Krieg wird von außen an uns herangetragen, durch ein diktatorisch regiertes Land, dessen Führung klargemacht hat, dass es die westlichen Demokratien verabscheut.

      Im Artikel wird lediglich dafür geworben, dass diese westlichen Demokratien wehrhafter werden, da ein Angriff in Zukunft ungleich wahrscheinlicher wird, als man sich das bislang vorstellen konnte.

      Derzeit sind viele westlichen Demokratien das nicht.

    • @darthkai:

      Ich verstehe nicht wie sie so etwas schreiben können.

      Der Krieg ist nicht wegen gleicher Hautfarbe und auch nicht wegen der Nachbarschaft etwas Besonderes.

      Er ist deswegen etwas besonderes weil es



      ein Krieg um Land mit Auslöschungszielsetzung



      gegen eine Demokratie



      ohne Rechtfertigung



      unter wiederholter Belügung der Welzöffentlichkeit



      und Rückgriff auf Antinazipropaganda ist.

      Keines der Beispiele die ihnen so vorschweben erfüllt alleine den ersten Punkt. Wo haben die USA denn Land annektiert? Wo haben sie eine Denokratie überfallen und gestürzt? Wo waren sie - seit 1990 - völlig ohne Rechtfertigung? Nicht mal beim zweiten Irakkrieg (schauen sie was Saddam in seiner Herrschaft alles verbrochen hat!) obwohl dort gelogen wurde und der Krieg aus meiner Sicht wegen der Rücksichtslosigkeit ein Verbrechen war.

      Aber selbst das kommt in Sachen Abscheulichkeit und Gefährlichkeit (s. Landnahmekrieg, Absprache des Existenzrechtes eines Staatrs) nicht an diesen Krieg Russlands heran.

      Der letzte vor Putin der so agierte war Hitler. Wer etwas Geschichte kennt und differenzieren kann, kann die Parallelen nicht verfehlen.

      • @JK83:

        1. Dass die USA die überfallenen Staaten nicht annektiert hat, ist lediglich eine andere Form der Herrschaftsausübung: der russische Imperialismus setzt seit jeher eher auf die direkte Einbindung der eroberten Gebiete, sein amerikanisches bzw- europäisches Gegenstück auf die Schaffung von Kolonien bzw. Marionetten-Staaten; was an letzterem besser sein sollte, leuchtet mir nicht ein (es ist eher geschickter, weil man die so Beherrschten nicht zu Bürgern des eigenen Staates machen muss).



        2. Abgesehen davon, dass ein Angriff auf eine Nicht-Demokratie nicht legitimer ist als auch eine Demokratie (Souveränität hängt nicht von westlichen politischen Präferenzen ab), sind zumindest den amerikanischen Proxies auch Demokratien zum Opfer gefallen (ich erinnere an Chile).



        Den Hitler-Vergleich (der auch noch den NS verharmlost) sollte man sich also sparen - ebenso wie die Verharmlosung westlicher Hegemonialpolitik.

        • 2G
          21659 (Profil gelöscht)
          @O.F.:

          Kurz zu ihrem 1. Punkt. Wenn man nicht von allen guten Geistern verlassen ist, lebt man lieber unter amerikanischem Einfluss statt unter russischem. Diese Relativierung wurde schon zu Zeiten des kalten Krieges geäußert, nach drüben wollte aber -logischerweise- so gut wie niemand gehen. Russland im Jahre 2022 ist noch lange nicht da, sein Kolonialreich in die Unabhängigkeit zu schicken. Bei allen Fehlern, auch Überschreitungen, die nicht in Ordnung sind, sind m.E. die amerikanischen Kriege in Afghanistan, Irak oder die Aktionen gegen Al-Kaida oder den IS nicht mit dem russischen Überfall auf die Ukraine, einem Staat auf dem Weg zur Demokratie und nach Europa, zu vergleichen. Da ähnelt Putins Russland, ohne dies gleichzusetzen, doch deutlich Hitlers tausendjährigem Reich.



          Bezüglich ihrem Punkt zur westlichen Hegemonialpolitik, auch hier, bei aller berechtigten Kritik, wie sehen das wohl Letten, Polen, Ukrainer, die Mehrheit der in Europa lebenden Menschen, vermutlich auch die unter Putin lebenden Bürger?

          • @21659 (Profil gelöscht):

            Sie wiederholen lediglich den Fehler, den ich oben bereits erklärt habe: sie verharmlosen die Mittel amerikanischer Hegemonialpolitik, die seit jeher über die Leichen derer geht, die eben nicht unter amerikanischem Einfluss leben wollen: den Irak und Afghanistan haben Sie ja selbst erwähnt, man könnte die Liste direkter oder indirekter Unterwerfung fortsetzen, z.B. um Vietnam, Chile und Indonesien. Wir leben in einer mit permanenter Gewalt aufrecht erhaltenen Hegemonialordnung - und glauben trotzdem, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen.



            Den NS-verharmlosenden Hitler-Vergleich will ich nicht weiter kommentieren; Sie können die Unterschiede in jedem seriösen Geschichtsbuch nachlesen. Das ist Hate Speech und kein Argument.

            • @O.F.:

              Glauben Sie denn, die Menschen im Irak haben gern unter Saddam Hussein gelitten? Wissen Sie, was der zB mit der kurdischen Minderheit im Irak gemacht hat? Mir ist völlig unverständlich, wie Sie die - völkerrechtlich sicherlich fragwürdige - Intervention im Irak mit Russlands Vernichtungskrieg gegen die Ukraine gleichsetzen können.

  • Denken, das wehtut bzw wehtun könnte, ist aber vielfach unbeliebt. Frieden schaffen ohne Waffen! ist einfach zu behaglich.

    • @dites-mois:

      Alles reiflich zu bedenken ist ja oft nicht nur unangenehm, sondern auch nicht ganz einfach. Und auch ganz ohne Denken, fängt es bei uns ja auch ganz langsam an, weh zu tun.



      Die Frage nur, wer welche Schlüsse woraus zieht.



      Es gab auch schon die Forderung, Herr Habeck müsse auf der Stelle zurücktreten, denn da unter seinen Vorgängern Gas und Öl immer reichlich vorhanden und günstig waren, kann ja nur er an der Veränderung schuld sein.



      Auch in anderen Bereichen ist für viele das mit Ursache und Wirkung oft nicht so einfach zu unterscheiden.



      Da kann noch einiges auf uns zukommen.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    "Wir leben nicht mehr in der Welt, in der wir glauben zu leben."



    Wenn Peter Unfried glaubt, bisher in der Welt gelebt zu haben, in der er glaubt zu leben, dann muss alles was er glaubt, die Wahrheit sein und nichts als die Wahrheit.



    Was sich schon dadurch widerlegt, dass Kriege auch schon vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine Normalität für den Westen waren. Im Irak, in Afghanistan, Libyen und Syrien, im Jemen - und in der Ukraine.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Sie haben ja nicht Unrecht - aber leider auch Herrn Unfried nicht vertsanden. Es geht nicht um die Fakten, es geht ums Bewußtsein ...

  • Dieser Artikel ist im Kern absolut richtig.

    Nur ein solcher Pazifismus ist gut, der realistisch und vernünftig fragt, wie man Frieden mehren und Gewalt begrenzen kann. In manchen Fällen kann nur man nur durch Gegenwehr dem Frieden näher kommen und die Gewalt begrenzen. Zum Beispiel, wenn eine expansionistische Diktatur gezielt Zivilisten ermorden lässt. Würden die Autoritäten solcher Länder davon ausgehen, dass sich niemand mehr wehrt, würden sie ihre Verbrechen bald in weiteren Ländern verüben. Wir sollten nicht den Ideen denkfauler Pseudo-Intellektueller folgen, die in offenen Briefen einen Schein-Pazifismus fordern, der in letzter Konsequenz noch mehr Gewalt zur Folge hätte.

    • @Ein alter Kauz:

      " Wir sollten nicht den Ideen denkfauler Pseudo-Intellektueller folgen"



      Unterzeichnet wurde der Brief von Jakob Augstein (Publizist), Richard A. Falk (Professor für Völkerrecht), Svenja Flaßpöhler (Philosophin), Thomas Glauben (Professor für Agrarökonomie), Josef Haslinger (Schriftsteller), Elisa Hoven (Professorin für Strafrecht), Alexander Kluge (Filmemacher und Autor), Christoph Menke (Professor für Philosophie), Wolfgang Merkel (Professor für Politikwissenschaft), Julian Nida-Rümelin (Philosoph), Robert Pfaller (Philosoph), Richard D. Precht (Philosoph), Jeffrey Sachs (Professor für Ökonomie), Michael von der Schulenburg (ehemaliger UN-Diplomat), Edgar Selge (Schauspieler), Ilija Trojanow (Schriftsteller), Erich Vad (General a. D., ehemaliger Militärberater von Angela Merkel), Johannes Varwick (Professor für internationale Politik), Harald Welzer (Sozialpsychologe), Ranga Yogeshwar (Wissenschaftsjournalist) und Juli Zeh (Schriftstellerin).



      Alles Pseudo-Intellektuelle - da gibt es doch zum Glück Leute, die nicht denkfaul sind: Andrij Melnyk zu Augstein, Precht und Co.: Schert Euch zum Teufel!

  • Ganz schön langes Strohmann-Argument, um nur am Ende zu dieser Ungeheuerlichkeit zu gelangen:



    "Die Gewaltoption ist Voraussetzung einer freien und emanzipatorischen Zukunft."



    N' Guten!

    • @Nifty_Monkey:

      Ja, wenn man so will: Verteidigung ist auch Gewalt. Der Satz kann so herrlich Schwarz-Weiß gedacht werden. Jeder liest sich das heraus, was ihm liegt.

    • @Nifty_Monkey:

      Keine freie und emanzipatorische Zukunft ohne Zurkenntnisnahme und Auseinandersetzung mit den Realitäten - und die entwickeln sich grad sehr gewalttätig. Thats it.



      Kuscheliger ist natürlich die Pflege von Glaubenssätzen . .

    • @Nifty_Monkey:

      Klar. Wir sind wieder wer!“ Gerd/Joseph



      Nach zwei verfassungs&völkerrechtswidrige - Schland Kriegspartei - grün konnotiert!



      Ist der Gewaltoption Apologet intellüll -



      Endlich ranwahnzend zur Stüll! - 🙀👹 -



      Doch - “Der Wahn ist kurz - die Reu ist lang!“



      & Däh => Volkers 👄 => Mr. PU =>



      “Drum prüfe, wer sich an sojet Schmarrn ewig bindet¿! Gellewelle.



      Ob sich nicht doch was Bess'res findet!“



      Niemand muß sich ehra leichtfertigen Gedankenfaulheit zu eigen machen!



      Nö. Normal nich •

      kurz - Wer so derart kurzatmig seine monstranzigen Grundsätze über Bord wirft - hat diese in Wahrheit nie gehabt!



      & btw but not only =>



      Daß ein ganze Phalanx - vor allem der Grünen Politikaster - bereits zuvor wie billiges Kistenholz - ohne Not weggebrochen sind - Beck &&&…bitte selbst einsetzen …- ändert daran keinen Deut •

      So geht das © Kurt Vonnegut



      “„Darum hat Kurt Vonnegut einmal gefragt: "Was ist das für eine Presse, die wir heute haben, wenn man Bücher lesen muss, um zu wissen, was in der Welt passiert?"“ — Kurt Vonnegut



      => Wer wollte angesichts eines derart dünn-lauen Fläddlesüppchen widersprechen?!



      Nö. Niemand! Wollnich.



      —- servíce —-



      Armin Wertz: Meister der geheimen Kriege, 22. März 2017 heise.de www.heise.de/tp/fe...riege-3650452.html. "And still on the subject of books: Our daily sources of news, papers and TV, are now so craven, so unvigilant on behalf of the American people, so uninformative, that only in books can we find out what is really going on. I will cite

      Quelle: beruhmte-zitate.de...gefragt-was-ist-d/

      • @Lowandorder:

        》Nach zwei verfassungs&völkerrechtswidrige - Schland Kriegspartei - grün konnotiert!《

        Grün + was gibt Oliv?

        Oben der "russische Angriffskrieg auf Europa" (womit die Möglichkeit, es könne sich im Kern um einen innerukrainischen Konflikt handeln, ganz sicher ausgeklammert ist), bei Nouripour neulich ein 'Angriff auf die Demokratie'.

        Die es da angeblich seit der Maidan-Revolution gibt. Was inzwischen für ursprünglich russischsprachige Ukrainer*innen bedeutet (Auswahl): ihre Muttersprache ist nicht mehr Amtssprache (Parlamentsbeschluss), russische Musik ist in der Öffentlichkeit verboten (Parlamentsbeschluss), "pro-russische" Parteien, also ein Großteil der Opposition, auch (Rechtsgrundlage?), Stepan Bandera und die OUN, Nazikollaborateure, gelten offiziell als "Unabhängigkeitskämpfer" (Parlamentsbeschluss), das ursprünglich rechtsextreme Asow-Regiment ist eine "Obsession der Medien" (ukraineverstehen.de bzw. letztlich der "grüne Vordenker" Ralf Fücks (Impressum))

        Barbara Oertel berichtet hier is.gd/uXQRUE von einem Treffen deutscher und ukrainischer Journalist*innen: 》Der Tenor: Ein Dialog mit Russ*innen, ja allein der Umstand, ihnen ein Forum zu bieten, sei inakzeptabel und komme einer Zumutung gleich. Schließlich sei ein/e jede/r von ihnen schuld an diesem Krieg. Schon eine Getränkekarte, die in dem Raum auf den Tischen liegt, wird als Provokation gewertet. Denn auch der russische Wodka „Moskowskaja“ ist im Angebot. Immer wieder fällt das Wort Zynismus《 ,alle beruflich zu Neutralität und Ausgewogenheit verpflichtet - und es fragt sich niewand, wie es seit 2014 für russischstämmige Ukrainer*innen gewesen sein mag, mit diesen Keine-Nazis-Asow-Kämpfern des Innenministeriums traktiert worden zu sein?

        Wie sich keine 10km vom Gedenkort Babyn Jar (ukraineverstehen.de :an dem Massaker war Banderas OUN beteiligt) in Kiew die 'Stepan-Bandera-Avenue' befinden kann, Adresse z.B. von Ikea?

        Was Nouripour z.B. eigentlich mit "Demokratie" meint?

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Nifty_Monkey:

      So was trauen sich noch nicht mal linksradikale Publikationen zu schreiben.



      Aber wenn das jetzt zum Zeitgeist gehört...

  • So traurig es ist: Der Autor hat die Lage absolut richtig analysiert und vor allem zieht er die richtigen Erkenntnisse; Chapeau.

  • "Werden Kriege wieder normal?"

    Kriege waren die ganze Zeit normal. Sie interessierten nur nicht, weil sie auf anderen Kontinenten stattfinden.

  • „In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“ Egon Bahr über das Verhältnis zwischen »Ost« und »West« am 3. Dezember 2013 mit 45 Gymnasiast*innen in der »Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte« in Heidelberg.



    „Die Gewaltoption ist Voraussetzung einer freien und emanzipatorischen Zukunft.“- ‚Geschichtslehrer‘ Herr Unfried (Nomen est omen)

    • @guzman:

      Ja, sieht nach einem weiteren Grund aus, warum sich die Linke in Deutschland immer mehr selber zerlegen wird ...

    • @guzman:

      Sie verkennen den großen Unterschied.

      In der Vergangenheit war nicht vorhandene Demokratie im Zusammenspiel mit der Unterdrückung von Minderheiten häufig eher Vorwand als Hauptgrund für eine "Intervention".

      Heute geht es allerdings darum, bereits vorhandene Demokratien zu erhalten. Und es geht hier bei Weitem nicht nur um die in der Ukraine. Der neue kalte Krieg gegen die westlichen Demokratien tobt online schon seit über 10 Jahren und durch die Dissens fördernden Algorithmen von Facebook und Youtube ist es ein ungleicher Krieg.

      Diese Ungleichheit hat der Westen selbst zu verantworten, da er in seiner neoliberalen Agenda diese Konzerne mit ihren die Demokratie unterminierenden Wirkweisen weiterhin gewähren lässt, obwohl spätestens seit den Facebook-Leaks von Frances Haugen alles als Fakten auf dem Tisch liegt.

      Ein Skandal, wie wir hier sehenden Auges in den Abgrund laufen. Der derzeitige Krieg mit der gefühlten Umkehr von Gut und Böse in Teilen der Bevölkerung ist eine direkte Folge dieser Form der Privatisierung von Gewinnen und Sozialisierung der Risiken.

      Nur dass bei Facebook der zu sozialisierende Schaden um Größenordnungen über den durch die Wirkweisen der Algorithmen erzielten Werbeeinnahmen liegt.

    • @guzman:

      Okay, dann haben sie ihr Denken in der Übernahme eines Zitates erschöpft, schade.

      Ich frage sie: Gibt es Demokratie?



      Gibt es liberale Regime in denen die Menschenrechte gepflegt werden?

      Preisfrage: Warum gibt es Staaten in denen diese wie jene existieren?

  • Ja, eigennützige Gewalt hat einen Weg zurück in einer neuen Realität gefunden. Allerdings müssen nicht zwangsläufig mehr Kriege entstehen, wenn die Verteidigungsfähigkeit faktisch und die Verteidigungsbereitschaft glaubwürdig gelebt wird.