piwik no script img

Jahrestag des Stauffenberg-AttentatsAmbivalenz aushalten

Erneut wird über die Motive der Umsturzgruppe um Graf Stauffenberg debattiert. Es zeigt, welche Leerstellen die Widerstandsgeschichte noch aufweist.

Büste von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Foto: Winfried Rothermel/imago

Immer wieder liest man am 20. Juli von Mut, von Widerstand, dem Kampf gegen das nationalsozialistische Regime und vom Eintreten für Demokratie. So auch in diesem Jahr, 78 Jahre nach dem 20. Juli 1944. Es sind Wörter und Formulierungen, die im Zusammenhang mit dem gescheiterten Attentat auf Hitler durch die Verschwörergruppe um Graf Claus Schenk von Stauffenberg fallen.

Unser Kanzler zum Beispiel twitterte am Jahrestag: „Heute vor 78 Jahren haben die Frauen und Männer um Oberst #Stauffenberg ihr Leben riskiert, um Hitlers Regime zu stürzen. Ich bewundere ihren Mut und den all derer, die sich den Nazis entgegenstellten. Ihr Opfer verpflichtet uns, stets für die Demokratie einzustehen.“ In ähnlichem Ton formulierten auch Politiker wie Friedrich Merz oder die CDU und AfD ihre Tweets. Besonders die Worte von Olaf Scholz haben eine alte Debatte über die Person Stauffenberg ausgelöst: Ist die Glorifizierung von Stauffenberg und seinen Anhängern legitim? Ist er und sind die Verschwörer des 20. Juli Helden?

Was in dieser Debatte oftmals nicht gelingt, ist, zwei Dinge gleichzeitig zu besprechen und anzuerkennen. Einerseits, dass das versuchte Attentat auf Hitler sicherlich Mut erforderte. Das kann man anerkennen. Andererseits, dass, um als Held verehrt zu werden, Stauffenberg einiges fehlt. Unmittelbar nach Kriegsbeginn 1939 schrieb Stauffenberg über seine ersten Eindrücke in Polen an seine Frau: „Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt.“

Mindestens ein Beleg dafür, dass Stauffenberg die Rassenpolitik der Nationalsozialisten nicht ablehnte. Ein Freund der Juden war er also eindeutig nicht. Belegt ist ebenso, dass zahlreiche Mitglieder des militärischen Widerstands um Stauffenberg Antisemiten waren. Manche von ihnen wie Wolf-Heinrich von Helldorff waren aktiv an der Entrechtung von Juden beteiligt. Der Antisemitismus der Nationalsozialisten, so viel ist klar, war nicht das zentrale Motiv, das Attentat auf Hitler durchzuführen. Die Frage danach, mit welcher Intention Stauffenberg und seine Anhänger gehandelt haben, ist im Hier und Jetzt aber nicht unerheblich.

Die vermeintlichen Helden

Sicherlich, man muss alle Verschwörer des 20. Juli differenziert betrachten. Weniger bekannt ist nämlich, dass sich auch Gewerkschafter und Sozialdemokraten gegen Hitler stellten und ihr Leben als Teil der Gruppe riskierten. Aufräumen muss man dennoch mit der heutigen Inszenierung des 20. Juli als heroischen Kampfes für die Demokratie.

Wie das politische System nach dem Umsturz aussehen sollte, war noch nicht klar. Für die anderen Mitglieder der Gruppe, Konservative, Monarchisten, Militärs, ging es nämlich vordergründig nicht um Demokratie. Ausschlaggebend für die Empörung vieler Verschwörer des 20. Juli war die Angst vor einer Niederlage im Krieg und der Verlust einer Vormachtstellung Deutschlands. Ein Großteil des 20. Juli hatte sich lange Zeit nicht am nationalsozialistischen Regime gestört. Diese Menschen mussten erst zur Besinnung gebracht werden. Was sagt das über vermeintliche Helden aus?

Bemerkenswert ist ja, wie sich das deutsche Verhältnis zu Stauffenberg in den vergangenen 78 Jahren gewandelt hat. Die Widerstandsgeschichte brauchte nämlich lange, bis sie einen festen Platz in Deutschland hatte. Dass es Widerstand gegen Hitler gab, wurde im Nachkriegsdeutschland zunächst nicht anerkannt. In vielen Teilen der Bevölkerung wollte man nichts davon wissen. Denn anzuerkennen, dass es widerständige Deutsche gegeben hat, hätte für die noch lebende Kriegsgeneration bedeutet, sich einzugestehen, dass man selbst nicht aktiv gegen das Regime gekämpft hat. Das eigene Versagen wäre somit sichtbar geworden. So schaffte man es nicht nur den Widerstand unsichtbar zu machen, sondern auch die eigene Täterschaft zu verdrängen.

Die Geschichte des Widerstands bleibt so wichtig

Man muss sich vor Augen halten, welche Grundhaltung in Deutschland der Fünfziger-, Sechziger- und auch Siebzigerjahre vorherrschte: Die Deutschen verstanden sich nicht als Täter, sondern als Opfer der Geschichte. Verführte vom bösen Hitler, die vom Führer missbraucht worden und an der Front gefallen waren. Am Ende hatten die bösen Alliierten auch noch ihre schönen Städte bombardiert. Diese gefühlte Opferschaft wirkt bis heute nach und hat zur Folge, dass in vielen deutschen Familien versäumt wurde, die eigene Tätergeschichte aufzuarbeiten. Jeder fünfte Deutsche glaubt eben nicht ohne Grund auch heute noch, dass seine Vorfahren zur Zeit des Nationalsozialismus Jüdinnen und Juden oder anderen Verfolgten geholfen hätten.

Zu den Nachfolgegenera­tio­nen der Deutschen passen Stauffenberg und Co. deshalb ja ganz gut: Sie entlasten wieder das Gewissen. Bis heute symbolisieren der 20. Juli, die Weiße Rose oder der Kreisauer Kreis für viele Mehrheitsdeutsche den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Dabei hat der Widerstand viel mehr Gesichter: Jüdischer Widerstand, Gewerkschaften, kommunistischer Widerstand, Frauen im Widerstand, Partisanen, sie alle tauchen kaum auf, über sie wird wenig erzählt.

Es bleibt deshalb so wichtig, die Geschichte des Widerstands – aber auch des ausbleibenden Widerstands einer Mehrheit der Deutschen – heute und in Zukunft so unmissverständlich wie nur irgend möglich zu erzählen. Dafür braucht es den Willen, komplexe Geschichte aufzuarbeiten, sie ganz präzise einzuordnen und sie in all ihrer Komplexität abzubilden – ohne sie zu instrumentalisieren. Ob die Deutschen 78 Jahre nach dem Attentat des 20. Juli dafür bereit sind?

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

43 Kommentare

 / 
  • Bis in die 70er Jahre galten Stauffenberg selbst die Weiße Rose Verschwörer*nnen rings um die am 22.2.1943 in München hingerichteten Geschwister Hans und Sophie Scholl in Westdeutschland als Verräter*nnen, Nestbeschmutzer*nnen gegenüber kämpfender Truppe Deutscher Wehrmacht an allen Fronten bis in die Mitte der Gesellschaft in die Bundeswehr. trotz deren sog Prinzip Innerer Führung Bundeswehrgenerals Graf Baudissins, seit 1956, Bundeswehrsoldat als Staatsbürger in Uniform nicht im unabdinglichen Gehorsam gegenüber Vorgesetzten sondern im Auftrag bei evtl. Atomkrieges, von allen Befehlsketten abgeschnitten, allein auf sich gestellt zu handeln.

    Dass zwischen Stauffenberg und Weiße Rose Verschwörern*nnen Welten lagen, ging dabei unter, denn anders als die Gruppe um Stauffenberg, haben die Weiße Rose Verschwörer*nnen die Kriegsverbrechen Deutscher Wehrmacht vor allem an der Ostfront mit Flugblättern öffentlich gemacht, sofortige Auflösung der KZs, Waffenstillstand an allen Fronten mit folgenden Friedensverhandlungen gefordert, während die Stauffenberg Verschwörer*nnen verdeckt operierten, Widerstand gegen das NS Regime soweit überhaupt vorhanden unkenntlich machten bei dem Versuch über die Auslösung "Walküre Plans" Alarms, Mobilisierung Heimatersatzheeres mit kollaborierend nationalen Verbänden in deutschbesetzten Ländern Europas in Millionen Mann Höhe gegen angebliche Erhebung von 12 Millionen Fremd- und Zwangsarbeiter*nnen in Stellung gebracht allgemein bestehenden Kriegsausnahmezustand nach Staatsrechtler Carl Schmitt (1888-1985) zu erweitern mit fliegenden, rollenden Standgerichten ohne Gerichtsverfahren gegen Aufständische kurzen Prozess durch Erschießen zu machen, an der Westfront mit kooperiender SS durch dortige Deutsche Wehrmachtsleitung Waffenruhe mit Westalliierten zu verhandeln, während alle kollaborierend europäischen Länder hinter sich vereinigt gegen die Rote Armee im Osten den Vernichtungkrieg gegen sog jüdisch-slawischen Bolschewismus fortzusetzen

  • Churchill beurteilte diese Aktivitäten so:

    Es handle sich "um Ausrottungskämpfe unter den Würdenträgern des Dritten Reiches."

    • @Jim Hawkins:

      Recht hat er da gehabt.

  • Stauffenberg und die anderen der Gruppe habe mehr Mut bewiesen, als den meisten von uns je abverlangt werden wird. Wie hoch sie ihre Erfolgschancen eingeschätzt haben, wissen wir nicht. Insbesondere konnten sie nicht ihr Bild in der späteren Geschichte vorhersehen. Von ihrem späteren Ruhm haben sie also nichts gehabt.

    Stauffenberg ist auch ein schönes Beispiel dafür, dass es nicht sinnvoll ist, geschichtliche Personen als Ganzes beurteilen zu wollen. Man stelle sich vor, Staudfenberg hätte irgendwann vorher transfeindliche Texte verfasst oder einen queeren Menschen geschädigt. Kontaktschuld-Antisemitismus wird man ihm sicher nachweisen können …

    • @Taztui:

      Das Stauffenberg und die anderen der Gruppe zur Rettung Ihres Lebens und Reichtums mehr Mut bewiesen, als den meisten von uns je abverlangt werden wird, steht ja außer Frage. Aber das macht sie noch nicht zu Helden.

  • RS
    Ria Sauter

    Ein Adeliger , von und zu und auf und davon, eignet sich doch besser zum Helden , als ein Kunstschreiner namens Elsner.

  • Das ist ein differenzierter Beitrag, was die "Heldenepik" des versuchten Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 betrifft.

    Wie auch schon viele andere das Unwesen so mancher Offiziere, Stauffenbergs und anderer, in den Vergangenen Jahren fundiert und ausführlich beschrieben.

    Es ist der Nachkriegsgeschichte der BRD geschuldet, der damaligen Medienlandschaft, nicht zuletzt um Gräfin Dönhoff, dass die Offiziere überwiegen adeliger Herkunft, mit bekannter Verachtung für Demokratie und Liebäugeln mit Antisemitismus, sich darüber hinaus auch der Verächtlichmachung kommunistischen oder sozialdemokratischen Widerstands anschlossen.

    Diese Heldentaten waren in der BRD-Öffentlichkeit keine. Es galt das preußische Ideal.

    Und wie wirkt es heute nach?

    Wieder ein Blick auf die Medienlandschaft. Die einen tasten den Heldenstatus nicht an, die Geschichte wird verkürzt in Ausschnitten mal, mal anders dargestellt, meist mit wenig echtem historischem Hintergrundwissen.

    Hier im Artikel nähert sich die Autorin des sehr kurzen twitter-Beitrages des Kanzlers von der SPD mit unverhohlener Skepsis. In den Worten nicht die Ambivalenz lesend. Gegen die SPD muss zuerst geschossen werden.

    Robert Habeck war in Kanzler-Vertretung vorgesehen, die Ansprache zum 20. Juli zu halten. Wegen Corona verlas seine Staatssekretärin den langen Habeckschen Text, der dazu noch in der Süddeutschen als Gastbeitrag erschien, eine Rechtfertigung der Heldenverehrung. Und Habeck schlägt darin die Brücke zum Ukrainekrieg. Dabei verbieten sich die Vergleiche jeder Art mit Holocaust und Zweitem Weltkrieg und die Instrumentalisierung für Maßnahmen der heutigen Regierung.

    Ist die TAZ auf dem grünen Auge blind?

    Zur Politikerebene:



    Die zuständigen Organe im Bendlerblock können diesen Tag nicht unbemerkt verstreichen lassen.

    Politiker aller Parteien sind sich des falschen Geschichtsverständnisses entweder nicht bewusst oder sie spielen mit den Hollywood-Grotesken, die in der Bevölkerung leider so verankert sind.

    • @louisa:

      Ob diese "Hollywood-Grotesken" in der Bevölkerung verankert sind, bezweifle ich. Sie werden vielmehr von den Politikern und überhaupt von "der Elite" inszeniert um zu betonen, dass "der Widerstand" gegen Hitler ausschließlich aus ihren Kreisen kam. Und nur allzu gerne wird der frühe Widerstand gg. die Naziherrschaft ignoriert, kam der doch auch von kleinen Leuten? Und die dürfen nicht ermutigt werden, selbst einmal zu widerstehen.

  • Prima geschrieben Frau Zingher!



    Vielleicht doch noch -Ulrich Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld-



    zum 20. Juli



    Hier, ab etwa 1:20 "....an die vielen Morde.."



    Er hat es dem Stück Dreck, dem Freißler in's gesicht gesagt...-Morde-



    www.youtube.com/watch?v=D3qsImhAswo

  • Ach Gottchen. War schon wieder 20.Juli?

    Erst wollten sie (die Deutschen) von diesen Verätern nichts wissen und jetzt müssen "die Männer des 20.Juli" Jahr für Jahr als "Retter des deutschen Ansehens" (Wiglaf Droste) herhalten.



    Waren es Helden?



    War Hitler Antifaschist?



    youtu.be/WS54NPHSSHA

  • Stauffenberg ist so interessant weil hier eine reelle Chance bestand das Hitler System auszuschalten. Hitler töten nur damit er von Goebbels oder Himmler ersetzt würde hätte nichts gebracht. Dazu kommt wie O.F. richtig angemerkt hat das soviele Menschen im letzten Kriegsjahr starben, da hätte viel Leid verhindert werden können.

    • @Machiavelli:

      Die Gruppe um Stauffenberg wollte m.W.n. einen Separatfrieden mit den Westalliierten, um dann die Sowjetunion schlagen zu können.



      Dumm nur, dass ein solcher im Juli 44 schon nicht mehr akzeptiert worden wäre. Und auch die Offiziere hätten weitergekämpft. Bedingungslose Kapitulation war etwas, mit dem die meisten deutschen Offiziere nach dem ersten Weltkrieg nichts anfangen konnten. Selbst ein Sönke Neitzel sagt, dass man lieber 5 Minuten zu spät als 5 Minuten zu früh kapitulieren hätte.

    • @Machiavelli:

      “Hätte Hätte - Fahrradkette“ - wie peinlich affirmativ ist das denn!



      Sorry. Sie werden mir immer undurchsichtiger.

      • @Lowandorder:

        Um die Geschichte zu verstehen muss man sich auf das dünne Eis des was-wäre-wenns begeben.

        • @Machiavelli:

          Liggers. Folgenabwägung ist ein wichtiger Punkt. Nur belassens nicht dabei - sondern nutzen es erkennbar zum (ab)Werten. Schade - & billig.

  • „ Ob die Deutschen 78 Jahre nach dem Attentat des 20. Juli dafür bereit sind?“

    Die ältere Hälfte der Deutschen Hält es nicht mehr für nötig, die jüngere Hälfte , besonders mit migra Hinzergrund, interessiert es kaum noch, außer in ein paar Schulstunden. Dh es ist die Rede von wenigen Prozent der Deutschen, die dann das Bild vorgeben. Möge es die richtigen Farben haben.

  • Puh... Also aus meiner Sicht verdient er den Status des Helden schon. Es sei denn man setzt Held mit Heiligem gleich. Dann gibt es keine Helden. Und ob alle Gewerkschaftler und Sozialdemokraten als Heilige taugen sei mal dahingestellt. ("Weniger bekannt ist nämlich, dass sich auch Gewerkschafter und Sozialdemokraten gegen Hitler stellten und ihr Leben als Teil der Gruppe riskierten.").

    Stauffenberg hat den Versuch mit dem Leben bezahlt und dieses Risiko ist er im Vorfeld eingegangen. Für mich kommt das der Definition eines Helden ziemlich nahe. Zudem - selbst wenn er Antisemit war - er hat Hitler ja nicht töten wollen und den Holocaust fortführen. Sondern der Krieg - und der Holocaust - wären (wohl*) früher beendet worden.

    *mir ist klar, das alternative Geschichte äußerst schwierig ist, wer weiß schon, wer die Stelle von Hitler dann tatsächlich eingenommen hätte.

    • @Strolch:

      Puh, im Zusammenhang mit dem militärischen “Widerstand” um Stauffenberg - da müssten wir auch mal über den Widerstandsbegriff an sich diskutieren - von “Heldentum” zu sprechen, halte ich für gewagt … den Attentätern persönlichen Mut zu attestieren, steht wiederum auf einem anderen Blatt, den möchte ich Stauffenberg hingegen nicht absprechen.



      Aber mutig waren damals auch andere in Nazi-Deutschland und in den besetzten Ländern, einfache Menschen mit “einfachem” Weltbild, ohne glühende Antifaschisten zu sein oder der preußischen Aristokratie mit ihrem Dünkel gegen den Nazi-Pöbel anzugehören … deren “Alltags-Widerstand” hat ja keinen Platz in den Geschichtsbüchern gefunden, weder in Westdeutschland noch in der DDR.



      Meine Lektüreempfehlung in diesem Kontext: “Jeder stirbt für sich allein” von Hans Fallada … eine beeindruckende Schilderung jenes Alltags-Widerstandes unter dem Hakenkreuz.

    • @Strolch:

      “Weh dem Land - was Helden nötig hat.“



      Wußte schon B.B. - Bertolt Bricht - 🙀🥳 - Wollnichwoll.

  • Was Staufenberg und seine Verbündeten versucht haben, hätte den Verlauf des Krieges sicherlich maßgeblich zu Gunsten einer Kapitulation beeinflusst.



    Meiner Meinung nach waren die Beweggründe jedoch keine humanistischen, sondern die Sicherung der eigenen Pfründe. Schließlich mussten sie damit rechnen, von den Russen enteignet und an die Wand gestellt zu werden. Am 20.07.1944 war jedem, außer den ganz Verblendeten klar, dass der Krieg verloren war.

  • D.h. Tyrannenmord ist erlaubt?



    Wer entscheidet wer Tyrann und wer keiner ist? Herr Staufenberg und auch Frau Meinhoff?



    Freiheitskämpfer und Terroristen sind doch nur Begriffe unterschiedlicher Betrachtungsweisen.

    • @Acadrian:

      Tja - die Wahrheit kann schonn mal unangenehm unter die Haut & hoffentlich auch in Herz&Hirn gehn - wa!

      Lesens mal einen “Ja. Ich war mal Terrorist!“ - Uri Avnery -



      www.br.de/fernsehe...00~attachment.pdf?

  • Man sollte die Vorgesehene Regierungserklärung wenigstens kurz ueberfliegen. In 5 Jahren Krieg kann man sich schon wandeln und er war beileibe nicht der alleinige Repraesentant der Gruppe. Henning von Tresckow war intellektuell deutlich wichtiger!

    »1. Erste Aufgabe ist die Wiederherstellung der vollkommenen Majestät des Rechts.



    Die Regierung selbst muß darauf bedacht sein, jede Willkür zu vermeiden, sie muß



    sich daher einer geordneten Kontrolle durch das Volk unterstellen. (...)



    Die Sicherheit der Person und des Eigentums werden wieder gegen Willkür



    geschützt sein. Nur der Richter darf nach dem Gesetz in diese persönlichen Rechte



    des Einzelnen, die für den Bestand des Staates und für das Glück der Menschen



    unerläßlich sind, eingreifen.



    Die Konzentrationslager werden aufgelöst, die Unschuldigen entlassen, Schuldige



    dem ordentlichen gerichtlichen Verfahren zugeführt werden. (...)



    2. Wir wollen die Moral wiederherstellen, und zwar auf allen Gebieten des privaten wie öffentlichen Lebens.



    Die Korruption ist in unserem früher so reinen Volk von hohen und höchsten



    Würdenträgern in einem bisher in der Welt nicht dagewesenen Umfang großgezogen. (...)



    Zur Sicherung des Rechts und des Anstandes gehört die anständige Behandlung



    aller Menschen. Die Judenverfolgung, die sich in den unmenschlichsten und unbarmherzigsten, tief beschämenden und gar nicht wiedergutzumachenden Formen



    vollzogen hat, ist sofort eingestellt. (...)



    Wir empfinden es als eine tiefe Entehrung des deutschen Namens, daß in den



    besetzten Gebieten hinter dem Rücken der kämpfenden Truppe und ihren Schutz



    mißbrauchend, Verbrechen aller Art begangen sind. Die Ehre unserer Gefallenen ist



    damit besudelt. (...)



    4. Die zerbrochene Freiheit des Geistes, des Gewissens, des Glaubens und der



    Meinung wird wiederher

    www.schule-bw.de/f...tauffenberg/t4.pdf

  • Es fällt auf, dass sich der Artikel ausschließlich um die west-deutsche Widerstandserzählung dreht...

    • @Frank Roger:

      Ja wie? Nur zu. Laß hören.



      Dank im Voraus - wa.

  • Man kann sich seine Helden eben nicht aussuchen. Nicht, dass es nicht ständig versucht wurde. Die DDR hatte zum Beispiel eine ganz andere Erinnerungskultur, als die BRD. Auf beiden Seiten nicht nur mit anderen Lieblingen, sondern auch mit Anfeindungen es unliebsamen Teils des Widerstands. Wer gegenwärtig immer noch meint, er müsse sich unbedingt seine besonders verehrungswürdigen Hitler- Gegner aussuchen, wer meint an Kommunisten, Christen oder Nationalisten herummäkeln zu müssen, der wird nicht nur schnell mit sich selber allein bleiben, sondern der vergeht sich auch auch grundsätzlich an der Geschichte selber. Wer keine Ambivalenz und Widersprüchlichkeit erträgt, der sollte dazu schweigen. Und wer glaubt in der eigenen Familie eher Helden als Täter oder Mitläufer und Profiteure finden zu können, der hat nicht nur sehr merkwürdige Ansprüche an seine Vorfahren, sondern dürfte auch überwiegend falsch liegen.

  • Stauffenberg wird, gerade von Konservativen, nicht etwa als das Gesicht des Widerstands verherrlicht obwohl er auch ein Täter des NS-Regimes war und Deutschland als Militärdiktatur belassen wollte. Nein, er wird von rechter Seite verherrlicht gerade weil er ein auch ein Täter war.

    Linke, egal ob sie Sozialdemokraten oder Kommunisten waren, werden bis heute von unseren Konservativen gerne mental aus Deutschland ausgebürgert. Wenn sich Konservative hinstellen und den Widerstand linker Deutscher würdigen würden, man müsste zugestehen, welches Leid die deutsche Rechte über deutsche Linke gebracht haben und bis heute noch tun.

    Viele deutsche Konservative rühmen sich dafür, ganz besonders moralisch und "demokratisch" zu sein, weil sie ihre innerfamiläre Tätergeschichite "überwunden" haben. Da passt Stauffenberg gut rein. Jene Linken die bereits in den 1920er Jahren vor Hitler gewarnt haben und denen man von konservativer Seite arrogant nicht zugehört hat, passen hingegen nicht so ganz in die konservative Geschichtsschreibung.

    Zynischerweise schließt dieser Narrativ aber sämtliche Deutsche, die nicht aus Täterfamilien stammen, weil sie beispielsweise aus jüdischen Familien stammen oder ihre Familie nach 1945 eingewandert ist, komplett aus.

    Beim Gedenken an Stauffenbetg geht es wenig darum Respekt für die Opfer des NS-Regimes zu zollen, den Respekt für 99% seiner Mitmenschen hatte Stauffenberg ja selber nicht. Eher geht es darum, Konservative über die Täterschaft der eigenen Familie hinweg zu trösten.

    • @Tannenzapfen:

      Danke. Das zapft.

  • Oh, vielen Dank für diesen Artikel!

    Ich habe diese Heldenverehrung eines ranghohen Militärs in der Wehrmacht der Nazis nie verstanden. Wann und warum hat die Gruppe um ihn das Attentat geplant: als es bergab ging und Hitler das nicht einsehen wollte. Das hatte mit Widerstand gegen das Regime nicht das Geringste zu tun!

    Und die Einschätzung der Tat selbst: ein zum Morden ausgebildeter Militär schafft es nicht, einen neben ihm stehenden unbewaffneten arglosen Menschen umzubringen: Stümper oder Held? Klare Sache.

    Als meine Schule 1984 einen Namen erhalten sollte, bezog man uns Schüler mit ein. Es gab Gruppen, die verschiedene Namen propagierten: Einstein, Geschwister Scholl, Humbolt etc. Und dann ignorierte man alle Vorschläge und "von oben" kam die Anweisung, sie Graf Schenk von Stauffenberg-Schule zu nennen (den "Oberst" schamhaft ausgelassen).

    Wir gingen auf die Barrikaden und namen demonstrativ nicht an der Feier teil - geschlossen.

  • Seit in der Pandemie Sophie Scholl von deutschen Kultur- & Medienschaffenden zum Holocaust-Opfer befördert wurde, sehe ich keinen Grund mehr, mit Deutschen überhaupt noch über das 3.Reich zu reden. Besser alles tun, um ein 4. zu verhindern.

  • Einfach den Fokus mal erweitern - die Zeitachse nicht den Zeitpunkt betrachten.

    kurz - zb zu Georg Elser die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts



    - Mutter des derzeitigen JuMi NRW - Jutta Limbach zu Wort kommen lassen - ihr zuhören • - Ausriß -



    “Der Widerstand in den Jahren 1933 bis 1945 war nicht nur Sache einer gesellschaftlichen Elite. Auch wenn die Flugblattaktion der "Weißen Rose" und die Umsturzversuche der Männer aus der Politik und dem Militär vorzugsweise das öffentliche Interesse finden. Auch und gerade unter einer menschenverachtenden Herrschaft kommt es auf das Verhalten der Menschen an der Basis an. Das im Jahre 1968 im Grundgesetz legalisierte Widerstandsrecht steht denn auch jedem Deutschen zu. Dort heißt es:



    "Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist." (Art. 20 Abs. IV GG.)



    Mit der angegriffenen Ordnung ist die bundesrepublikanische gemeint. Wir können Elsers Tat daher nicht direkt unter das Grundgesetz subsumieren wollen. Aber wir können sie durchaus vor dem Hintergrund dieser Verfassungsnorm zu beurteilen versuchen. Übrigens kennt auch die Verfassung von Bremen ein Widerstandsrecht. Laut Art. 19 ist Widerstand jedermanns Recht und Pflicht, wenn die in der Verfassung festgelegten Menschenrechte durch die öffentliche Gewalt verfassungswidrig angetastet werden. Das Widerstandsrecht des Grundgesetzes ist im Zusammenhang der Notstandsregelung in die Verfassung aufgenommen worden. Es war gewissermaßen als liberaler Ausgleich für die damals überaus umstrittenen Freiheitsbeschränkungen für den Notstandsfall gedacht; gleichsam, so Isensee, als "liberales Zubrot" zur "autoritären Peitsche". 1 Der symbolische Gehalt dieses Individualrechts ist unbestritten. 2 Denn das Widerstandsrecht hat seinen Gefechtsstand in Zeiten eines Unrechtsregimes. Im freiheitlichen Rechtsstaat …ff

    www.georg-elser-ar.../texts/limbach.htm

    • @Lowandorder:

      ff



      “…Im freiheitlichen Rechtsstaat dürften andere Abhilfen möglich sein.



      Anders im Jahre 1939, als Georg Elser zur Tat schritt: Angesichts der akuten Gefährdung des Friedens und der Menschenrechte war ein Widerstandsfall gegeben. Am 1. September desselben Jahres waren die deutschen Truppen in Polen eingefallen. In den Konzentrationslagern und Gestapokellern wurden schon seit einigen Jahren systematisch das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit sowie die Freiheitsrechte verletzt. Andere Mittel der Abhilfe standen nicht zur Verfügung. Die Insassen der Konzentrationslager und von der Gestapo Verhafteten konnten sich nicht an die Behörden wenden. Weder die Polizei noch die Gerichte boten ihnen Rechtsschutz gegenüber dem mörderischen Naziregime. Georg Elser durfte in der Überzeugung handeln, dass ihm ein Widerstandsrecht zustehe.



      Die Frage ist allerdings die, ob er es richtig ausgeübt/wahrgenommen hat. Über die Ausführungsweise des Widerstandsrechts sagt das Grundgesetz kein Wort.…“

      Zuvor aber führt sie aus:



      “Noch nach dem Kriege gab es Stimmen, die jenes Aufbegehren als Landesverrat werteten. Und noch heute wird darüber geklagt, dass die Opfer des 20. Juli kaum ein Echo in den Herzen unseres Volkes finden (Bodo Scheurig).



      Doch unsere heutige Vorstellung vom Widerstand wird weitgehend von dem Staatsstreich des 20. Juli 1944 geprägt. Joachim Fest hat den langen Weg zum 20. Juli beeindruckend geschildert und analysiert. Georg Elsers Anschlag im Münchener Bürgerbräu ist ihm allerdings nur in der Zeittafel am Ende seines Buches unter dem 8.11.1939 der kurzen Erwähnung wert: "Missglücktes Attentat des Einzelgängers Georg Elser auf Hitler in München." Die Aufmerksamkeit konzentriert sich - auch in seinem Buche - auf das Tun und Lassen der gesellschaftlichen Elite.



      Sowohl den Gefolgsleuten als auch den Feinden Hitlers erschien es offenbar undenkbar, dass sich ein einfacher Mann aus dem Volke zu einer solchen Tat aufraffen und - völlig auf sich gestellt - …ff

      • @Lowandorder:

        ff



        …das Todeswerkzeug konstruieren und installieren konnte. Unbegreiflich erschien und erscheint vor allem, dass ein aus einfachsten Verhältnissen stammender Handwerksgeselle die Gefahr erkannte, die die Herrschaft Hitlers für den Weltfrieden bedeutete. Der unersättliche Expansionsdrang Hitlers war sein erklärter Beweggrund zur Tat. Diese Voraussicht künftigen Unheils beschämte offenbar - man möchte fast sagen; kränkte - all jene, die den verbrecherischen Charakter des Nationalsozialismus angeblich nicht oder zu spät erkannt haben. Hier liegt meines Erachtens der tiefere Grund dafür, dass Elsers Anschlag auf Hitler gern vergessen, auf angebliche Hintermänner zurückgeführt oder aber als unmoralisch disqualifiziert wird. Denn Elsers Feinnervigkeit und Entschlusskraft stellen die Glaubwürdigkeit und den Verantwortungssinn vieler seiner Zeitgenossen in Frage.…“



        &



        Führt aber zur Einwertung klug ua aus:



        “…Im Nachhinein ist man immer klüger. Wie viel Planungsfehler sind auch den Widerstandskämpfern des 20. Juli nachgewiesen worden. Hätte, so ist häufig gefragt worden, Claus von Stauffenberg die Aktentasche mit dem Explosivstoff nicht besser deponieren können? Wie viel Opfer - auch Unbeteiligter - wären vor der mörderischen Rache der Nazis verschont geblieben?



        Nicht nur in dieser Frage des Scheiterns und der Folgenabwägung zeigen sich Gemeinsamkeiten zwischen dem Widerstand einer Elite und dem des kleinen Mannes. Zu recht verweist J.P. Stern auf das Fehlen jeglicher Unterstützung durch eine breitere Öffentlichkeit, wie sie etwa die Mitglieder der Resistance in Frankreich erfahren haben. Sowohl Georg Elser als auch alle anderen Attentäter lebten isoliert "in einem Meer von Feindseligkeit und Furcht".…



        & warnt vor voreiligen Schlüssen hie wie da:



        “ Der Terror des Nationalsozialismus ist eines der schaurigsten Lehrstücke der deutschen Geschichte. Hat er doch gezeigt, dass eine totalitäre Herrschaft nicht nur die Freiheit und Gleichheit zerstört.… ff & Rest

        • @Lowandorder:

          ff & Rest

          “…Mit dem Instrument der Angst untergräbt sie planvoll auch die gesellschaftliche Solidarität, ja die grundlegenden menschlichen Tugenden. Ist das ethische Vakuum, die sittliche Leere erreicht, erscheint jedes Aufbegehren gegen staatliche Willkür als ein abweichendes, ja kriminelles Verhalten. In einem solchen gesellschaftlichen Ausnahmezustand werden schließlich auch Menschen in verantwortlichen Positionen ohnmächtig. Das aktive Aufbegehren, der Ungehorsam und die Akte der Nächstenliebe der "kleinen Leute" sind dann ein Zeugnis für den im "unterdrückten Volk noch lebenden Willen zum Recht". Diese Akte der Auflehnung boten moralische Gegenbilder zu dem angstbeherrschten Opportunismus zu den Zeiten der Diktatur. Sie waren eine Absage an die Vorstellung einer Ordnung, die die Individuen nicht achtet und nur um ihrer selbst willen da ist.“

          kurz - Ambivalenz auszuhalten ist ja das eine. But. Die bis heute auf offizieller Seite nahezu ungebrochene einseitige Fixierung aber das unverzeihlich andere! Denn.



          & vor allem - wie Jutta Limbach klug zeigt:



          Führt dies geschichtlich ungegroundete hohle “Abfeiern“ zur latenten Überhöhung & antidemokratischen Geschichtsklitterung!



          Sodaß genau deswegen ein gesamtgesellschaftlicher Konsens über den Widerstand im Dritten Reich bis heute nicht existiert. Wie die meist unverdaulichen offiziösen Abfeierungsrituale in ihrer meist vorgestrigen Schwülstigkeit - durchweg einer demokratischen Republik nach dem Grundgesetz unwürdig - schlagend & da capo al fine & bis heute unter Beweis stellen •

          • @Lowandorder:

            Na Servus

            Bis zur Lächerlichkeit & keine Einzelfälle! Newahr.



            Nö. Normal.

            “Helm ab!“ 🪖🪖🪖🪖🪖🪖🪖🪖🪖🪖



            media1.faz.net/ppm...wachbataillons.jpg



            &



            Moment - Moment - icke =>



            PzGrenBtl 182 - Lettow-Vorbeck-Kaserne



            Vereidigung 1966 - Bad Segeberg - 🪖 🪖Mit “🔥 Empor!!!“ am Winnetou-Felsen •

  • Wenn mir eine Anmerkung erlaubt ist, die nicht als Kritik an, sondern vielmehr als Ergänzung zum Artikel zu verstehen ist: Vielleicht ist gerade bei Stauffenberg, aber auch bei vielen anderen historischen Figuren, der Fokus auf das Urteil über sie als Person zumindest unvollständig. Ein erheblicher Teil des Opfer des 2. WKs fallen in das letzte Kriegsjahr. Wäre das Attentat erfolgreich gewesen, hätten Millionen Menschen überlebt. Das ist für das historische Urteil vielleicht genauso wichtig wie die Frage, ob Stauffenberg selbst als Held taugt.

    • @O.F.:

      Wenn wir diesen Faktor in den Kontext aufnehmen, müssten Menschen wie Hans Oster oder Georg Elser eine viel größere Rolle einnehmen. Da sprechen wir von dutzenden Millionen Menschen, die überlebt hätten.

      • @Piratenpunk:

        Ich will Ihnen gar nicht widersprechen: Oster bzw. Elser sollten eine größere Rolle spielen. Bei Stauffenberg finde ich die Frage nach den möglichen Folgen bloß besonders wichtig, eben weil die Kontroverse über die Person so sehr im Vordergrund steht, dass man manchmal vergisst, wie viele Menschen überlebt hätten, wenn das Attentat erfolgreich gewesen wäre. Aber natürlich haben Sie recht, wenn Sie auf den früheren Widerstand verweisen.

    • @O.F.:

      Die Auswirkungen wären sicher positiv gewesen. Aber sowohl Motive als auch Ausführung des Attentats rechtfertigen meiner Meinung nach eine Heldenverehrung nicht im Geringsten.

    • @O.F.:

      Historisches Urteil:



      Die ersten KZ gab es seit März 1933. Die Wannseekonferenz fand am 20. Januar 1942 statt.



      Ihre ‚Helden‘ wollten ihren eigenen A. retten, die Niederlage war selbst für Fanatiker absehbar. Die Rettung von „unglaublichem Pöbel, sehr vielen Juden und sehr viel Mischvolk“ stand bestimmt nicht auf dem Plan dieser verachtenswerten „Elite“.

      • @guzman:

        Sie verstehen meinen Punkt falsch: Ich habe gerade nicht von "Helden" gesprochen, sondern im Gegenteil betont, dass solche Kategorien eher sekundär sind: auch wenn Stauffenberg "nur den eigenen A. retten" wollte, ändert das nichts an der Tatsache, dass ein erfolgreiches Attentat Millionen von Menschen das Leben gerettet hätte; dass der NS vorher schon mit Krieg und Massenmord begonnen hat, ist mir durchaus bewusst - es wäre aber zynisch, wollte man deshalb die Opfer des letzten Kriegsjahres für irrelevant erklären.

        • @O.F.:

          Dass ein erfolgreiches Attentat die Situation vieler Menschen verbessert hätte, wenn zumindest die Konzentrationslager dicht gemacht worden waren, steht außer Frage.



          Was den Krieg angeht, habe ich allerdings meine Zweifel an der Umsetzbarkeit. Das liegt zum einen an der Haltung der Alliierten: man hätte nur eine bedingungslose Kapitulation akzeptiert. Ich glaube kaum, dass die Offiziere dazu bereit gewesen wären. Ein Separatfrieden mir den Westalliierten war auch eher unrealistisch.



          Dass die Offiziere deutlich vor dem 8. Mai kapituliert hätten, steht m.E. außer Frage. Weitergekämpft worden wäre aber auch auf jeden Fall. Zumindest bis zur Reichsgrenze.

        • @O.F.:

          Ich stimme ihnen meist nicht zu aber hier haben sie ein ziemliches komplexes und oft nicht beachtetes Thema gut zusammengefasst.