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Wirtschaftliche Lage in RusslandSchuld ist immer der Westen

Putin selbstgewiss: Beim Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg belächelt der russische Präsident die Sanktionen gegen sein Land.

Putin auf dem Wirtschaftsforum Foto: Maxim Shemetov/reuters

Moskau taz | Der russische Präsident kommt gern zu spät. Dieses Mal, beim 25. Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg, sollen es Hacker gewesen sein, die dem Auftritt von Wladimir Putin im Wege standen. Sie sollen das System, das akkreditierte Jour­na­lis­t*in­nen kontrolliert, gestört haben. Die Sitzung verschiebt sich. Und verschiebt sich.

„Immerhin etwas, das in unserem Land immer gleich bleibt“, spotten Telegram-User. Derweil läuft Werbung über die Bildschirme. „Russland ist eine Brücke für Dialoge. Russland steht ein für eine Welt ohne Kriege und Konflikte. Wir müssen nicht zwischen Wir und Sie teilen, wir müssen einander zuhören“, hallt es durch die Reihen.

Nach mehrstündigem Warten taucht der Präsident auf – und legt los mit Schuldzuweisungen. Die Welt stehe vor neuen Herausforderungen, weil „unsere Partner alle Regeln unterminiert haben“ – „ihres eigenen Ehrgeizes wegen“. Die USA hielten sich für Gott und zwängen alle dazu, nach ihren Regeln zu spielen. „Alle anderen halten sie für Völker zweiter Sorte.“ Eine solche Welt „ist zu Ende“, raunt Putin.

Bereits im Grußwort zum Forum verwies der 69-Jährige auf „jahrelange Fehler der westlichen Staaten in der Wirtschaftspolitik und die unrechtmäßigen Sanktionen“, die zu einer „Welle der globalen Inflation, zur Zerstörung gewohnter Liefer- und Produktionsketten, zu einem starken Anstieg der Armut und zum Defizit bei Lebensmitteln“ geführt hätten.

Es herrscht Deflation

An seinem Pult auf der Bühne spricht er von „Russophobie“, „sinnlosen und gedankenlosen Sanktionen“, „einer propagandistischen Kampagne des Westens“. Und: „Wir sind starke Menschen und können jede Aufgabe lösen, dafür spricht unsere tausendjährige Geschichte.“

So manche Meldung klingt – vordergründig – nach Erfolg. Der Rubel ist so stark wie seit Jahren nicht mehr. Der Leitzins ist auf Vorkriegsniveau, die Inflation ist gedrosselt. Eine völlige Pleite der Sanktionen? So einfach ist es nicht.

Die russische Zentralbank sei zwar professionell mit der Bankenpanik umgegangen, sagt die Wirtschaftsgeografin Natalja Subarewitsch von der Moskauer Staatsuniversität. „Ganz nach Lehrbuch.“ Der größere Umbau stehe allerdings noch bevor. De facto sei der Rubel nicht mehr konvertierbar, sagt die Professorin. Der Kurs sei künstlich, von der Wirtschaftslage losgelöst.

Russland nimmt derzeit mehr ein als es ausgeben kann. Zudem sind die Preise für Öl und Gas enorm gestiegen. Die Menschen kaufen weniger. Nach anfänglicher Inflation herrscht nun Deflation. Das Land braucht allerdings Importe. Vor allem im Maschinenbau fehlt es an Ersatzteilen, auch im Verkehr oder in der Energiewirtschaft. Die Produktion stockt, die Ar­beit­neh­me­r*in­nen sind in Kurzarbeit. Manche wissen nicht, ob sie den Arbeitsplatz danach behalten werden.

Die Statistik zur Wirtschaftsentwicklung hat der Staat indes zur Geheimsache erklärt. „Die Disbalance zwischen Gesagtem und Tatsächlichem ist gewaltig“, sagt Subarewitsch. „Der wirtschaftliche Krieg kann uns nicht bezwingen“, betonte Putin in Petersburg.

Derweil wird in Deutschland die Debatte ums Energiesparen immer lauter. Die Rede ist vom „gesetzlich verordneten Frieren“. „Zur Not“ natürlich. „Unsinnig“ sei das, findet Bauministerin Klara Geywitz (SPD). Nicht für ausgeschlossen hält es Wirtschaftsminister Robert Hbeck (Grüne).

Da die Gasspeicher nach der Drosselung und der eventuell drohenden Einstellung russischer Gaslieferungen durch die Nord-Stream-1-Röhre bis zum Winter nicht voll gefüllt sein könnten, sprach Habeck von „weiteren Maßnahmen zur Einsparung, zur Not auch gesetzlich“. Die Lage sei ernst. Bundesnetzagentur, Wohnungswirtschaft und Städte- und Gemeindebund forderten niedrigere Vorgaben zu Mindesttemperaturen in Wohnungen, um auf Engpässe reagieren und Gas sparen zu können.

Vermieter sollten die Heizungsanlage während der Heizperiode nicht mehr auf mindestens 20 bis 22 Grad hochstellen müssen, sondern die Vorgaben könnten zeitweise sinken. Geywitz erwiderte: „In der Rechtsprechung sind 20 Grad Minimum festgelegt.“ Alles darunter könne sogar gesundheitsgefährdend sein.

„Gerade Ältere, Pflegebedürftige und chronisch Kranke halten sich zu Hause auf und sind besonders angewiesen auf beheizte Räume“, betonte auch Verena Bentele, die Präsidentin des Sozialverbands VdK. Die Politik müsse für den Winter „Lösungen finden, die nicht wieder Rentnerinnen und Rentner benachteiligen.“

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47 Kommentare

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  • Natürlich kann für den Faschismus Putins nur der kapitalistische Westen verantwortlich sein.

    Das ist die Losung seid hundert Jahren schon.

  • vkusno & tochka ...

    lecker und punkt.

    so der neue name der mc donald filialen in russland.



    und der neue schlachtruf ?

    die russische welt kann vom westen losgelöst die selbst innewohnende kraft zu neuen höhen führen.

    so das credo der politischen nomenklatura.

    wer es glaubt, wird selig.

    das netzwerk der globalen welt ist viel zu fein gestrickt, als daß der eine ohne den anderen wirklich kann.

    • @adagiobarber:

      Kuba , Iran, Nordkorea, Venezuela, Russland und weitere Staaten stehen unter Bann. Das hat den Menschen dort nur Elend gebracht.

      Es muss also eine Welt außerhalb der globalen(West) Welt geben. Sonst könnten diese Staaten nicht über-leben .Es trifft hier immmer die Ärmsten der Bevölkerung.

      Ein System ist das Hawala-Finanzsystem ist im Zahlungsverkehr ein weltweit bestehendes informelles Zahlungsverfahren, bei dem Transaktionen ausschließlich mit Bargeld erfolgen. Kryptowährungen sind das westliche System. Wie kommt der Iran sonst an Zentrifugen. Wie Nordkorea an Raketen und Atombomben.

      Diese System sind nicht global ausgelegt ja... funktionieren aber.



      Trotz Sanktionen seit 2018 führt Russland jetzt einen Krieg gegen die Ukraine . Bei allen Sanktionen muss ich immmer Fragen

      1. Wenn trift Sie das boykotierte Land oder meine eigene Bevölkerung

      2. Wie schweißt es die Bevölkerung des Boykorierten Landes zusammen.

      3. Wie kann das bokotierte Land die Sache umgehen?

      Russland umgeht diesen Boykot bei Öl mit griechischen Tankern und macht durch die hohen Ölpreise richtig Geld.Und wir zahlen es an der Tankstelle

      www.tagesschau.de/...sches-oel-101.html

      Daraus folgt die angebliche Einheit der EU ist sehr zerstritten. Ungarn, Deutschland , Griechenland fahren Ihren eigenen Kurs und die Türkei in der Nato.

      Die Welt ist noch lange nicht so fein vernetzt das einer den anderen braucht.

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    Die Ampel beschädigt mit den Sanktionen gegen Russland hauptsächlich das eigene Land:



    - Wir haben nicht mehr genug Gas für den kommenden Winter und wissen nicht, wo es herkommen soll



    - Wir haben durch die stark gestiegenen Energiepreise eine massive Inflation, die uns sehr gefährlich werden wird



    - Russland hat dagegen seit der Einführung der Sanktionen Rekordgewinne gemacht.



    - Auch die Ukraine profitiert von unserem Leid überhaupt nicht und würdigt es auch mitnichten

    Auch wenn man Putin für das Böse schlechthin hält: In diesen Punkten hat der Mann nicht unrecht.



    Unsere unerfahrene & moralgetriebene Bundesregierung ist dabei, dem eigenen Land sinnlos massiven Schaden zuzufügen.



    Begründet wird dies damit, das wir Russland Schaden zufügen wollten – was offensichtlich überhaupt nicht funktioniert.

    • @05867 (Profil gelöscht):

      Das übliche Störfeuer der Putinversteher.



      - Wir werden auch im kommenden Winter genug Gas haben. Auf dem Weltmarkt ist genug vorhanden. Zeit sich von der Abhängigkeit vom Faschisten Putin frei zu machen.



      - wir hatten schon sehr viel höhere Inflationsraten in den Siebzigern und haben es überlebt.



      - Warum die Ukraine profitieren sollte, wenn wir weiterhin mit Russland Handel treiben, als wäre nichts geschehen, bleibt Ihr wohlgehütetes Geheimnis



      - Was ist sinnlos daran den Aggressor Sanktionen auszusetzen?



      - Die Gazprom kann ihr Gas nur noch mit Abschlägen verkaufen, wenn überhaupt mangels Transportkapazität zu neuen Abnehmern.

      "Unser Leid" ist ein Fliegenschiss im Vergleich zu dem Leid, das der Ukraine durch Russland zugefügt wird. Aber deren Leid zählt für Sie halt weniger als Putins oder Ihre eigene Befindlichkeit.

      • @Galgenstein:

        Gazprom konnte Ihren Absatz nach China steigern und dem Westen weniger Gas zu höheren Preisen andrehen. Das Erdöl für Europa wird von griechichen Tankern verfrachtet.



        Wo ist da Sanktion?

        June 16 (Reuters) - Russia’s Gazprom increased gas supplies to China by 67% in the first five months of this year, the company’s CEO Alexei Miller said on Thursday.

        Reporting by Reuters Editing by Mark Potter

        Die Ukraine erhält weiter Durchleitungsgebühren - obwohl Sie mit einem Schlag dem Westen den Gashahn sperren kann, den alle 3 Pipeline für Westeuropa laufen durch die Ukraine.

        Was ich nicht verstehe ist Ihr "Das übliche Störfeuer der Putinversteher"

        Ist jeder mit anderer Meinung das ? Und ist Reuters ein Putinversteher?

    • @05867 (Profil gelöscht):

      Guten Abend, Herr Chrupalla.

      • 0G
        05867 (Profil gelöscht)
        @Gerhard Krause:

        Das die AfD einige dieser Positionen teilt macht weder mich zum AfD Wähler noch mindert es den Wahrheitsgehalt meiner Aussagen.

        Ihre Antwort auf meinen Beitrag, bzw. der fehlende Erwiderung auf meine inhaltlichen Punkte, werte ich dann mal so, das sie

        - die Boykottmaßnahmen für erfolgreich im Hinblick auf den Kriegsverlauf einschätzen

        - meine Sorge vor einer Versorgungskrise mit Erdgas in Deutschland jetzt und im kommenden Winter nicht teilen

        Damit sind Sie ja ganz auf der Linie unseres philosophierenden "Sowohl-als-auch-Wirtschaftsministers".



        40% aller Deutschen teilen Ihre und seine Einschätzungen allerdings nicht.

        • @05867 (Profil gelöscht):

          Wohl umgekehrt. Einige teilen die Positionen der AfD, äh, Verzeihung, des Kremel-Sprachrohres. 🤷

  • Es ist geradezu beeindruckend wie offenkundig (wenn auch unfreiwillig) Putin über die tatsächlichen Verhältnisse in Russland berichtet, denn seine Projektionen sind wirklich sehr leicht durchschaubar. Nehmen wir die folgenden Aussagen:

    ++ weil „unsere Partner alle Regeln unterminiert haben“ – „ihres eigenen Ehrgeizes wegen“. Die USA hielten sich für Gott und zwängen alle dazu, nach ihren Regeln zu spielen



    ++ auf „jahrelange Fehler der westlichen Staaten in der Wirtschaftspolitik und die unrechtmäßigen Zerstörung gewohnter Liefer- und Produktionsketten, zu einem starken Anstieg der Armut und zum Defizit bei Lebensmitteln“ geführt“,



    ++ spricht er von „Russophobie“, „sinnlosen und gedankenlosen Sanktionen“, „einer propagandistischen Kampagne des Westens“

    bedeutet übersetzt:

    -> Putin unterminiert aus reinem Ehrgeiz heraus alle Regeln.



    - sich und das von ihm gleichgeschaltete Russland hält er für gottgleich.



    - Russland hat jahrelang den Fehler gemacht nur auf Energieexporte zu setzen und seine eigene Wirtschaft verkümmern lassen.



    - der russische Krieg hat zur Zerstörung gewohnter Liefer- und Produktionsketten, zu einem starken Anstieg der Armut und zum Defizit bei Lebensmitteln“ geführt.



    - Putin hat eine Phobie gegenüber dem Westen.



    - die koordinierten Sanktionen des Westens treffen Russlands Wirtschaft zielgenau und hart.



    - der Kreml führt eine propagandistischen Kampagne gegen den Westen.

    Putins Äußerungen sind so durchsichtig.! eigentlich unglaublich daß er sich all Ernstes derart in die Karten blicken lässt.

    - Eins noch: haben Sie irgendwo das Foto gesehen (auf dem sein Kopf vor einer Wand mit einer goldenen Fläche erscheint), das den Anschein erwecken soll, Putin hätte einen Heiligenschein.?

    -> was aber auch nur bedeutetet: er versucht den Anschein von Heiligkeit zu erwecken - ist dabei aber nur ein:

    - SCHEINHEILIGER -

    ... lassen wir uns also nicht täuschen: mit Russland geht es rapide bergab.

    • @Wunderwelt:

      Unverständlich surreale Dialektik zwischen Putins pompösen Behauptungen u Ihren Entgegnungen. (?)



      Wer würde Ihrem befremdlichen Versuch der Zusammenhangsstiftung folgen können? Es sei denn, man schäumt sowieso schon immer gg Putin -was ja verständlich u legitim wäre.



      Aber wie wäre es mit etwas mehr Bodenhaftung, um nachvollziehen zu können, welche inhaltlichen Kräfte wohl all das Ihrige hier zusammen halten sollen.



      Ich möchts` ja verstehen u weiß aber nicht was in Ihnen vorgehen könnte, daß Sie so kunterbunt argumentieren wollen. An welches Ihrer Spiegelargumente könnte ich mich wagen, um einem, in Bezug dieser Putinrede sachlich bleibenden Fakt- gg -Fakt-Putinversteher, solide entgegen zu treten.



      Hilfe!

      • @Lästige Latte:

        Hilfe..?? ...o.k. können Sie haben. Für Sie dann auch ganz einfach ausgedrückt:

        -> wers sagt (über Andere) isses selber..!

        ..da brauch man auch keine Dialektik bemühen..das weiß man eigentlich schon im Kindergarten.

        Lesen Sie einfach Putins Äußerungen nochmal unter diesem Blickwinkel.

        • @Wunderwelt:

          Aha- ich sagte doch,



          daß so mancher berechtigterweise



          "so" wie "so", also auch ohne diese großtuerische Putin-Rede, schon immer gegen Putin schäumte.



          Darum lehne ich Ihren "Blickwinkel" freundlichst ab.



          "Zum Sehen geboren,



          zum Schauen bestellt,



          erforsch Ich die Welt"

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    "Schuld ist immer der Westen"

    Kommt mir von manchen deutschen Parteien bekannt vor!

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Nicht nur Parteien, auch Medien.

      • @resto:

        Ja, eigentlich besteht da ein Konsens.

  • "Nach anfänglicher Inflation herrscht nun Deflation."

    Was positiv klingt hat mir mal ein Bankfachmann genau anders herum erklärt...ich bekomm's nicht mehr zusammen.



    Jedenfalls war das Fazit, dass eine Deflation genauso zum Zusammenbruch führen kann, weshalb immer eine leichte, stabile Inflation angestrebt wird (2%).

    • @Mitch Miller:

      Eine Deflation führt zu sinkenden Preisen durch sinkende Nachfrage. Das bedeutet, dass die Unternehmen weniger einnehmen als erwartet und ihre Produktion zurückfahren müssen. Sie können ihre Bankkredite nicht mehr bedienen und müssen Arbeitskräfte entlassen um ihre Kosten in den Griff zu bekommen.



      In der Weltwirtschaftskrise reagierte man auf die zunehmende Zahl insolventer Unternehmen durch Kreditrestriktionen und verschärfte damit das Problem weiter. Will man eine solche Krise vermeiden, muss man dem schlechten Geld gutes hinterherwerfen.



      Anders ausgedrückt: die Inflation entwertet Sparguthaben. Die Deflation zerstört Arbeitsplätze bzw. Einkommen.

  • 6G
    657969 (Profil gelöscht)

    Russland hat die Ukraine überfallen, nur damit das nicht vergessen wird. Deutschland ist nicht Kriegspartei, wir leisten nachrangige militärische Unterstützung und setzen uns aufrichtig ein die Ukraine an die EU anzunähern. Da bin ich dabei.



    Uns selbst und der Ukraine helfen wir jetzt am besten, wenn wir sofort auf Tempo 100/80/30 für 1 Jahr umstellen.

  • Irgendwie bin ich von den Entwicklungen der letzten Wochen/Monate einfach nur entsetzt. Es hat sich das Recht des/der Stärkeren durchgesetzt, Raubtiere unter sich. Auf der einen Seite die Amis (zur Zeit die Guten), auf der anderen Seite Russland, China und dazwischen irgendwelche "Schwächlinge", die aufgerieben und zerrieben werden. Retour au 19ième siècle. Nach Worten meiner russischen Verwandtschaft ist es ihnen vollkommen Wurscht, was so von Russland gedacht und was gegen sie unternommen wird. In meine Telefonate dorthin mischt sich immer mehr Häme. Gegen die "Scheißegal-Haltung" kann ich keine Argumente liefern. Imperiales Denken lässt Emotionen keinen Platz. Ob ich jemals wieder nach Russland fahren werden?

  • Komisch, uns hat man immer erzählt, Schuld sind immer die Russen.



    Derzeit dürfte das sogar stimmen.

    • @cuba libre:

      Wer ist Ihr "uns"?

      Sa wäre ich neugierig.

      Ich kenne es auch nur so, dass der "Westen", die NATO oder die USA schuld sind.

    • @cuba libre:

      "Schuld sind immer die Russen"

      "Die deutschen Heterostereotype im Bezug auf Russen werden dabei durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet: trinkfest (90 %), gastfreundlich (88 %), tapfer (78 %), gefülhlsЬetont (65 %), großzüigig (62 %), friedlieЬend (62 %), staatsgläubig (60 %), gebildet (56%)" www.uni-due.de/imp...prache_beitrag.pdf

      Immer Schuld zu haben taucht da als deutsches Stereotyp Russen gegenüber nicht auf. Was ist das für ein "uns" in dem Sie das immer gehört haben?

  • Der Reichtum Putins wie auch der Scheichs ist doch 'nur' relativ: Wenn in der Weltwirtschaft die Rohstoffe nicht mehr nachgefragt werden, sind sie Wertlos. Die Spirale beginnt aber bei den Nachfragern in den 'entwickelten' Ländern. Dort setzt sich demnächst (bei Habeck dauert es noch, er macht das ja noch nicht so lange) die Erkenntnis durch, dass Nachfrage, die durch Drucken von Banknoten einer eigentlich hoch verschuldeten 'Bank' erzeugt wurde, nicht lange anhalten kann, wenn das Zauberkunststück als solches erkannt wird. Die nationale Wirtschaft gerät in einen Verschuldungsstrudel, wenn sie die Rohstoffe nicht wertschöpfend einsetzen kann. Ohne Wertschöpfung kann der private Konsum, sei es beim Heizen, beim Autofahren oder einfach nur die Ernährung an sich, aber nicht bezahlt werden. In Kolonialzeiten haben mit Militär begleitete Plünderungen den Reichtum in die Hauptstädte des Nordens getragen. Sobald heute eine Gegenleistung der verbrauchenden Gesellschaften eingefordert wird, diese aber nicht erbracht werden kann, weil der -nur scheinbare- Profit woanders gemacht wird , etwa in China, kann auch die Notenpresse nur kurzfristig helfen, bis der Schwindel auffliegt. Da stehen wir und Putin kann zwar mit seinem Oil und Gas heizen bis zum Gehtnichtmehr, aber solange diejenigen, die daran Anteil haben, nicht an anderer Stelle Werte zum Ausgleich schaffen, bricht auch sein Bereicherungsmodell zusammen. Der jetzt einsetzende Crash, bedingt dadurch, dass nicht alle Menschen und Gesellschaften sich dieses Luxusleben leisten können, weil nicht alle die gleichen Nachfrageimpukse setzen können, trifft nur diejenigen nicht, die sich aus der eigenen Scholle unabhängig heraus versorgen können. Das muss für die so in Abhängigkeit entwickelten Systeme erst noch aufbauend auf einem Gemeinwohl gleicher Rechteinhaber wieder erkannt und aufgebaut werden. Plastik, Chemie, Stahl als Mittel zum Zweck werden erst einmal nicht mehr benötigt. Back to the roots, demokratisch ohne Putins !

    • @Dietmar Rauter:

      Nun, wir können natürlich auf fossile Rohstoffe verzichten.



      Dafür brauchen wir enorme Mengen an Metallen. 30 Tonnen! Kupfer für ein Windrad. Bei der Förderung der Metalle ist es gut, viel Land zu haben, um welche zu finden. Und welches Land ist das größte der Welt nach Fläche?

      • @Kartöfellchen:

        Wind gibt´s in Sibirien auch mehr als hier. Lässt sich nur schwer recyceln.

      • @Kartöfellchen:

        "30 Tonnen! Kupfer für ein Windrad."

        Jeder Generator und jedes Stromkabel braucht Kupfer. Egal ob Wind- oder Kohlegetrieben.

    • 6G
      657969 (Profil gelöscht)
      @Dietmar Rauter:

      Auch meine Meinung.



      Die westliche Welt stellt auf nicht fossile Brennstoffe um. Es ist vielleicht die letzte Chance der Herren über die fossilen Brennstoffe noch einmal so richtig Kasse zu machen.

  • Da kann ich mich mal wieder wunderbar an der Heiztemperatur aufhängen.



    Hat nicht ein CDU-Politiker vor Jahren mal was von Wollpullovern schwadroniert, die Harz V-EmpfängerInnen tragen sollten, statt übermäßig zu heizen?



    Mache ich, immer schon, und komme auch mit 14 - 16° Raumtemperatur wunderbar zurecht. Wie Generationen vor mir.



    Wann hat das angefangen, dieses gefühlte Grundrecht auf überheizte Räume und T-Shirt im Winter?



    Wenn schon nicht unser aller beschämend hoher energetischer Fußabdruck daran etwas ändern konnte, dann vielleicht ja jetzt Herrn Putins Lieferembargo auf Raten?



    Zeit wird's, dass die hiesigen verschobenen Maßstäbe mal wieder etwas gerade gerückt werden, denn es ist keine Frage allein des Geldes, dass wir uns das schon lange nicht mehr leisten können.

    • @Fezi:

      14 - 16° ist schon wenig, aber wenn ich mir anschaue, dass vor allem junge Leute mitten im Winter T-Shirt und Füsslinge anhaben und zum Ausgleich die Heizung auf 4 bis 5 einstellen - was für eine Verschwendung!

    • @Fezi:

      Haben Sie sich schon mal gefragt, warum bei den Generationen vor Ihnen die Lebenserwartung geringer war und dien Leute auch wirklich länger fit bleiben?

      • @rero:

        Oh ja, das ist wohl der Grund. Im Kaukasus (obere Bergregion) werden und wurden die Menschen uralt. Die haben`s dort im Winter so mollig und rennen dann dort nackig durch die Bude.

    • @Fezi:

      Da bin ich absolut bei Ihnen, man muß im Winter nun wirklich nicht im T-Shirt in der Bude hocken. Aber so abgehärtet wie Sie bin ich wohl noch nicht. Trotz zwei Pullis und Jacke ist es mir unter 18° im Homeoffice doch etwas frisch, wenn man die ganze Zeit aufm Arsch hockt.

      • @1Mj3tI39F:

        Zwei Pullis UND sind Jacke bei 16 grad? Was tragen Sie denn, wenn Sie bei windigem Wetter im April rausmüssen, einen Ski-Anzug plus Pelzmantel?

        • @Suryo:

          Draußen bewege ich mich üblicherweise und hocke nicht Stunden relativ bewegungslos vor dem Rechner. Und jetzt bitte nix von Kniebeugen und Liegestütze erzählen. Mach ich schon, das hilft aber nur begrenzt, wenn man durchgefroren ist. 16° oder gar 18° klingen eigentlich nicht so wild. Aber drinnen scheint keine wärmende Sonne und ohne Bewegung wird einem echt schnell kalt. Ich lausche aber gerne den Erlebnisberichten anderer Tastenquäler, bis zu welchen Temperaturen die so klar kommen.

    • @Fezi:

      Wie jetzt? Kein freies Heizen mehr für freie Bürger? Ach, das bezog sich ja auf den Verkehr und wurde mal vom ADAC propagiert.



      Aber mal im Ernst: Sie legen den Finger in die Wunde, denn Verzicht ist - neben dem Einpreisen der versteckten Kosten - eine Schlüsselmaßnahme für den globalen Norden, um die aktuellen Probleme in den Griff zu bekommen. Daran werden die Demokratien sich wohl noch heftig aufreiben ...

    • @Fezi:

      Das mit den Wollpullovern war Thilo Sarazzin (SPD): www.gegen-hartz.de...en-hartz-iv-kaelte



      Nun, können Sie machen. Nachts schalte ich auch auf 16 Grad runter. Tagsüber...sorry, Asthma, geht mir nicht gut damit.

      • @Kartöfellchen:

        Wegen Asthma geht es ihnen unter 20°C in der Wohnung nicht gut?

        Ich dachte immer üble Heizungsluft wäre dabei mal so gar nicht förderlich; Die einzige nahe Freundin mit Asthma heizt deswegen tatsächlich möglichst wenig um zu trockene Luft zu vermeiden.

  • ...und warum wundert sich niemad darüber, dass unsere demokratischen Qualitätspolitiker erst Nord Stream 2 absagen, dann zusammen mit den USA harte Sanktionen gegen Russland fahren, und sich nun über mangelndes Gas beschweren?

    • @Paul Sorglos:

      Mich wundert das nicht. Allerdings, um den "Realisten" Prof. Mearsheimer zu praphrasieren von Anfang März: Im Westen denkt man, wenn man Sanktionen macht und die Ukraine Widerstand leisten, dann werden die Russen nachgeben und sich totstellen, Putin wird aufgeben oder es wird einen Coup gegen Putin geben....



      das ist aber nicht wie die Russen funktionieren....wir werden Grosnys sehen, wir werden Aleppos sehen.



      Ca. 5 Wochen später wurde dann der Schlächter von Aleppo Befehlshaber.



      Bearbock meinte noch im Februar, die "Sanktionen werden Russland ruinieren".



      Kurz: der Westen in seiner Hybris dachte, bis heute sollten die Russen aufgegeben haben.

    • @Paul Sorglos:

      Lesen Sie auch Zeitung, oder schreiben Sie nur Kommentare? Zur Info: Da ist seit neulich so´n Krieg in Europa ...

    • @Paul Sorglos:

      Was Sie sagen, scheint mir nicht ganz logisch: Putin fährt gerade von seiner Seite aus Nord Stream 1 auf 40% der Kapazität herunter, um uns zu erpressen, was hätte uns eine weitere leere Röhre genutzt? Sie war immer nur ein Spielball Putins für seinen Krieg gegen die Ukraine, und wie Deppen haben sie brav mitfinanziert. So blöd muss man erstmal sein!

    • @Paul Sorglos:

      Weil wir nicht in der Lage sind, unsere Handlungen kritisch zu reflektieren.



      Statt zu sagen "Nationen haben Interessen, lasst uns diese ausgleichen" heißt es: "Wir haben Prinzipien", zur Hölle mit den Folgen.



      Nach Max Weber: Gesinnungsethik statt Verantwortungsethik.

      • @Kartöfellchen:

        Nun, Sie können es offensichtlich verantworten die Menschen in der Ukraine Putins Diktatur ans Messer zu liefern, bitte schön. Ich kann das nicht. Wie wäre es mit ein bisschen Verantwortungsethik den Menschen in der Ukraine gegenüber? Ich bin übrigens gerne bereit mit einem demokratisch regierten Russland über geopolitische Fragen zu verhandeln...

      • @Kartöfellchen:

        Darf ukrainische Nation Interessen haben?

      • @Kartöfellchen:

        Richtig, und bislang dient die Konfrontation mit Russland vor allem den Interessen der USA und Polen die europäische Einigung und der Energiewende zu bremsen.

        Polen und das Baltikum inszenieren sich so als "Verteidiger Europas" vor einen angeblich aggresiven Russland, während sie sich weigern eine gemeinsame europäische Flüchtlingspoltik mit Umsiedlung von Flüchtlingen nach Osteuropa und einem gemeinsamen europäischen Aussteig aus Kohle- und Atomkraft umzusetzen.

        • @Alreech:

          "angeblich aggresiven Russland" ...

          Wer hat denn in deiner Welt gerade die Ukraine angegriffen?