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Tönnies wirbt ukrainische Geflüchtete anAus der Not Profit schlagen

Der Schlachtbetrieb Tönnies rekrutiert in Polen ukrainische Geflüchtete als Arbeitskräfte. Nur gegen Arbeitsvertrag gibt es Transport und Unterkunft.

Am Bahnhof der polnischen Kleinstadt Przemysl kommen jeden Tag tausende Menschen aus der Ukraine an Foto: Christoph Reichwein/dpa

Bremen taz | Einen Shitstorm in den Sozialen Medien erfährt gerade Deutschlands größter Schweine-Schlachtbetrieb, die Tönnies-Holding. Dieses Mal geht es nicht um ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, mangelnden Coronaschutz für Mit­ar­bei­te­r:in­nen oder die Massentierhaltung in Zulieferbetrieben. Sondern um etwas, was der Konzern als großzügiges Hilfsangebot für ukrainische Geflüchtete auffasst – und andere als Arbeits-Prostitution.

Worum geht's? Seit zehn Tagen, so bestätigt es auch Konzernsprecher Fabian Reinkemeier der taz, sind drei Mit­ar­bei­te­r:in­nen des Konzerns im polnischen Przemyśl, einer Stadt an der ukrainischen Grenze nahe Lwiw. Dort befinden sich zwei Aufnahmezentren für Geflüchtete, sie können sich dort registrieren und weiterreisen. Die Tönnies-Mitarbeiter:innen, so Reinkemeier, wollten von dort Menschen mitnehmen, die bereit sind, für das Unternehmen in Deutschland zu arbeiten. Konkret geht es um Arbeit als Pro­duk­ti­ons­hel­fe­r:in­nen in der „Convenience Herstellung“, also der Weiterverarbeitung von Fleisch, am Standort Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen. So steht es in dem Tönnies-Schreiben, das auf Twitter kursiert und der taz als Foto vorliegt.

Miete wird vom Gehalt abgezogen

Dort sind auf Deutsch auch die Arbeitsbedingungen erklärt: Elf Euro brutto pro Stunde plus steuerfreie Zuschläge, Weihnachts- und Urlaubsgeld, 24 Tage Urlaub. Und: Eine Unterkunft wird gestellt, die Miete von 254 Euro pro Person wird vom Gehalt abgezogen. Es seien Dienstwohnungen, Angehörige wie Kinder könnten dort nicht mitwohnen, sagt Reinkemeier. In der Regel würden vier bis sechs Personen auf rund 100 Quadratmetern leben. „Wir streben an, dass sich höchstens zwei Personen ein Schlafzimmer teilen.“

Die Aufregung in den Sozialen Medien entzündet sich nun daran, dass Tönnies den Transport von Geflüchteten nach Deutschland an die Bedingung knüpft, dass sie dort einen Arbeitsvertrag unterschreiben. 72 Leute sollten zunächst mitgenommen werden – so erzählt es Patrick Walkowiak, ein Student. Er hat mit Freun­d:in­nen zu Beginn des Krieges eine Hilfsorganisation gegründet, um Geflüchtete nach Deutschland zu bringen.

Seit Samstag ist er im Aufnahmezentrum in Przemyśl und versucht dort zu helfen, was angesichts der Vielzahl von Helfenden nicht so einfach sei, wie er sagt. Immerhin spreche er als einer der wenigen Hel­fe­r:in­nen polnisch. Dabei sei der Transport nach Deutschland das geringere Problem – diese Erfahrung haben schon andere gemacht, die spontan an der Grenze helfen wollten.

Keine Alten und Kinder, nur Arbeitskräfte

Das größte Problem, sagt Walkowiak, sei, in Deutschland eine Unterkunft zu finden. „Deshalb dachte ich auch erst, ich habe den Jackpot geknackt, als ich von dem Angebot hörte, Arbeit und Unterkunft für so viele Menschen.“ Gehört hatte er davon von Mit­ar­bei­te­r:in­nen des Aufnahmelagers, die skeptisch gewesen wären und ihn zu einem Gespräch mit zwei Frauen – die ebenfalls polnisch sprachen – und einem Mann hinzugebeten hätten. Im Gespräch habe sich herausgestellt, dass diese für Tönnies arbeiteten und sie keine Alten und Kinder mitnehmen würden, nur potentielle Arbeitskräfte ohne Familie.

„Mich hat das so wütend gemacht“, sagt Walkowiak, „die nutzen die Not der Leute aus“. Es sei bekannt, dass Tönnies ausländische Mit­ar­bei­te­r:in­nen nicht gut behandle. Etwa 80 Prozent der Ar­beit­neh­me­r:in­nen in der Produktion haben nach Einschätzung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) keine deutsche Staatsangehörigkeit, die Fluktuation ist hoch. Das Schreiben von Tönnies hatte Walkowiak fotografiert und Freun­d:in­nen aus der linken Szene geschickt, die es dann auf Twitter teilten. Unter anderem verbreitet es das Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“.

Haben sich in der Schalke-Verbindung gut verstanden: Clemens Tönnies und Wladimir Putin 2006 Foto: Astakhov_Dmitry/dpa

Wütend ist auch der Tönnies-Sprecher Fabian Reinkemeier. „Ich bin schockiert, dass ein paar Schwachmaten mit dem Leid der Menschen gegen uns Politik machen“, sagt er. Schließlich würde Tönnies „eine Zukunftsperspektive“ bieten. Etwa ein Dutzend Personen aus der Ukraine hätten sie bereits an zwei Standorten angestellt, allerdings seien diese auf anderen Wegen nach Deutschland gekommen. Dabei müssten „nicht alle am Band stehen“, wie er sagt, sie suchten auch ITler und BWLer, eine Lebensmitteltechnologin hätten sie bereits angestellt. Und dass die Geflüchteten „sehr dankbar“ seien.

„Wir hatten mehrere Interessentinnen, die gerne für uns gearbeitet hätten“, sagt Reinkemeier. Dann aber seien die drei Mit­ar­bei­te­r:in­nen von einer Gruppe deutscher Freiwilliger angegriffen und verjagt worden. „Wir wissen jetzt nicht, ob wir dort weiter machen können.“

Kurz nach dem Gespräch mit Reinkemeier meldet sich der Geschäftsführer der Tönnies-Tochter „Zur Mühle“, Axel Knau. Auch er ist wütend. „Das sind mündige Menschen, die für sich selbst entscheiden können und nicht bevormundet werden wollen“, sagt er. Manche wollten jetzt einfach arbeiten, um unabhängig zu bleiben und vielleicht ihre Familie zu unterstützen. „Die wissen,was sie sie tun.“

Das bezweifelt allerdings Dominique John, Leiter des DGB-Beratungsnetzwerks Faire Mobilität. „Für die Geflüchteten geht es zuerst darum, sich und ihre Angehörigen in Sicherheit zu bringen.“ Die Unternehmen würden „die Not als Gelegenheit sehen und die schwache Situation der Menschen ausnutzen“.

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57 Kommentare

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  • erwachsene sollten unterschreiben ...

    dürfen , was sie für sich entscheiden.

    woher also diese selbsternannte überfürsorge ?



    ohne die lebensumstände der anderen seite zu kennen.

  • Nicht nur zynisch und opportunitisch, sondern auch bis ins Mark instinktlos und daneben.

    Tönnies hätte eigentlich enormen Bedarf das eigene Image, nach diversen Aufregern und Skandalen zumindest etwas zu verbessern.

    Die Kosten, die sich für Unterbrimgung der Familienangehörigen ergeben würden sind Peanuts, gegenüber dem, was er mit der Arbeitskraft der Flüchtlinge erwirtschaften kann.

    Wie man sich erdreisten kann, selbst da noch abzuschöpfen, ist weder moralisch noch rational erklärbar.

  • Warum gelingt es Dänemark diesen Herrn in den Griff zu kriegen und Deutschland nicht?

    • @snowgoose:

      In Dänemark schließen die Gewerkschaften offenbar höhere Tariflöhne ab. Und dort wird stärker kontrolliert.



      Zudem steht DE swie bei vielen anderen Lebensmitteln auch, ebenso beim Fleisch auf Ramschpreise.

      Es ist hier kaum möglich die Preise zu erhöhen. Regelmäßig ist dann en Aufschrei, der durch alle Parteien und Sozialverbände geht.

      Das Problem ist nicht, "diese Herren" in den Griff zu bekommen, sondern den Verbraucher und die Politik

      Fleisch muss saftig teurer werden! Wegen der Löhne, der Landwirtschaft und des Klimas.

    • @snowgoose:

      Wo kein Wille ist, ist auch kein Weg!

  • Wer "Schwachmat" ruft, sollte zuerst über sein eigenes Tun nachdenken.



    Die ukrainischen Flüchtlinge sind zu einem grossen Teil Mütter mit ihren Kindern. Für die "Tönnies-Zukunftsperspektive" kommen sie nicht in Frage. Die "Zukunftsperspektive" gibt es nur für Frauen im erwerbsfähigen Alter ohne Kinder. Tönnies selektiert Flüchtlinge nur nach ihrer Verwendbarkeit.



    Es besteht kein Zweifel darüber, dass erwachsene, ukrainische Flüchtlings-Frauen "mündige Menschen" sind, aber die Flucht vor einem Krieg, bei der man alles, auch die männlichen Familienmitglieder, zurücklassen musste, ist eine verzweifelte Zwangslage. Ob in einer solchen Situation noch viel eigene Entscheidungsfreiheit übrig geblieben ist, ist mehr als fraglich.



    Weshalb versucht Tönnies die Flüchtlinge gleich in Polen anzuwerben, wo das grosse Chaos herrscht und die Fluchteindrücke noch ganz frisch sind? Weshalb rekrutiert Tönnies sie nicht in Deutschland, wo es genügend ukrainische Flüchtlings-Frauen auf Arbeitssuche gibt? Weil sie nicht mehr so leicht zu knebeln sind?

  • Danke TAZ!!!!!



    Moderne Versklavung.



    In der regionalen Berichterstattung fehlt es an dieser Sorte kritischer Berichte und Kommentare zu Tönnies nach meiner Wahrnehmung. Neue Osnabrücker Zeitung und Neue Westfälische z.B. halten sich da sehr zurück.

    • @gleicher als verschieden:

      moderne sklaverei ...

      steckt auch hinter den tomaten aus italien und spanien.



      und dem lieblingskaffee im regal.



      und dem smartphone, der jeans, den sneakern ...

  • "Tönnies wirbt ukrainische Geflüchtete an: Aus der Not Profit schlagen "



    Ach? Und ich Depp dachte, kapitalistische Betriebe wären Wohltätigkeitsvereine! ;-/

  • ein Buch zum Thema:



    die empirische Untersuchungen über die Arbeitsbedingungen und Widerstandsformen von Geflüchteten, die zum Arbeiten bei Amazon und in der Fleischindustrie gezwungen werden. Ohne Arbeitsnachweis keinen Aufenthalt.



    Peter Birke 1965-, 2022, Grenzen aus Glas. Arbeit, Rassismus und Kämpfe der Migra-tion in Deutschland, Wien: Mandelbaum 27.00 € 398 S

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @nzuli sana:

      „Ohne Arbeitsnachweis keinen Aufenthalt.“



      Kennen Sie die Geschichte vom Schuster Voigt?

  • Fleischhauen oder Spargelstechen hat schon viel Geld in die ehemaligen Ostblockstaaten gespült. Immer seltener trifft man dort beispielsweise Polen an. Arbeitnehmer aus anderen Ländern nutzen die Chance. Die Ukraine ist eines der Länder, die vor dem Krieg dort schon vermehrt Lücken schließen konnten, ein Geld verdienten. Der Gesetzgeber ist natürlich gefragt, die Umstände des Betätigungsverhältnisses sozial zu gestalten. Männern, die der Wehrpflicht in der Ukraine entkommen sind, einen Job anzubieten ist vernünftig. Gerade, wenn ihre Familien in Polen sicher gestrandet sind. Wer sich für einen solchen Job befähigt fühlt, dem bietet sich eine gute Chance. Glücklicherweise vielleicht nur temporär. Besser als in einer zugewiesenen Unterkunft wohnen und darben.

  • Schon das Beschäftigen von Flüchtlingen ist laut Artikel bereits ein Ausnutzen deren Situation. Andere Punkte, die als Ausnutzen zu bezeichnen wären, werden nicht genannt.

    Das ist, mit Verlaub, ziemlich Banane und eine heftig dünne Behauptung seitens des DGB.

    Nicht der hohe Anteil von Flüchtlingen gehört angekreidet, sondern ein Geringer Anteil an Flüchtlingen unter den Beschäftigten.

    • @Rudolf Fissner:

      Nein, die Empörung entsteht dadurch, dass Alte und Kinder zurückgelassen werden sollen. Tönnies pickt sich die Rosinen heraus und die Polen dürfen sich dann um die Kinder und Alten kümmern. Warum ignorieren Sie diesen hier bereits mehrmals erwähnten Sachverhalt?

    • @Rudolf Fissner:

      Na ja, wollen Sie jetzt diejenigen, die schon länger hier leben, diskriminieren und von Jobs fernhalten, damit Flüchtlinge ihn kriegen?

      Wobei natürlich wiederum erstmal geklärt werden muss ob dies tatsächlich Flüchtlinge (40 Prozent) sind oder ganz einfach Wirtschaftsmigranten (60 Prozent).

      Wobei die Flüchtlingsquote aus der Ukraine wohl weitaus höher ist.

      Im übrigen hat Deutschland etwa drei Millionen Arbeitslose plus eine Million Menschen in Schattenarbeitslosigkeit.

      Man sollte mit diesem "Facharbeiter"-Narrativ sehr vorsichtig umgehen.

      Selbst Wirtschaftszeitungen bezeichnen dies Z. T. als "Märchen" oder "Mythos".

  • "Aus der Not Profit schlagen"

    Wie gut dass alle anderen Firmen mit der Ukraine solidarisch sind und keine Jobs für Ukrainer anbieten. ????

    • @Rudolf Fissner:

      das Problem ist nicht das Job Angebot

      Unappetitlich sind die Details.

      Das Tönnis die Familienmitglieder nicht mitnimmt, dass diese in der Unterkunft nicht übernachten können.

      Und:



      „Wir streben an, dass sich höchstens zwei Personen ein Schlafzimmer teilen.“ heißt aktuell sind es eher 3.

      Macht also 762€ warm für ein Zimmer ohne Privatsphäre. Das ist schon abartig viel.

      Tönnis hätte durchaus die Möglichkeiten ein vernünftiges, humanes Angebote zu machen.

      Diese Details und die Tatsache das die Leute schon in Polen verpflichtet werden, einen Arbeitsvertrag zu unterzeichen, macht das ganze zu Ausnutzung von Menschen in Not.

      • @Obscuritas:

        Es ist schon nicht angenehm sich zu zweit ein Zimmer zu teilen. Was Sie da vorschlagen, bedeutet, dass sich ganze Familien ein kleines Zimmer teilen sollen, oder, dass, während die Mutter arbeitet, das Kind unbeaufsichtigt auf der Bude hockt. DAS wären Zustände die unmöglich sind.

        Auf dem Anwerbezettel steht nichts von 762€. Laut Tagesspiegel sind es "Unterkünfte für 254 Euro im Monat, die Miete wird dann direkt vom Lohn abgezogen".

        Der Punkt wurde vom DGB auch nicht kritisiert. Kritisiert wurde bereits die Anstellung von Flüchtlingen an sich.

        • @Rudolf Fissner:

          wenn bis zu 3 Personen in einem Zimmer je 254€ zahlen sind das wie viel € pro Zimmer?

          Ihr vergleich mit einem Studentenwohnheim hinkt gewaltig. In einem Studentenwohnheim hat man ein eigenes Zimmer.

          Hier teilen sich bis zu 6 Leute ein Bad und zahlen das selbe wie Menschen ,die im Studentenwohnheim leben.

          • @Obscuritas:

            Ich will die Wohnsituation nicht beschönigen.

            Aber zum einen ist es kein Zwang diese Wohnungen zu mieten, man kann sich auch eine eigene Wohnung suchen. Zum anderen sind da laut Medien Verändeungen im Gang. Ihre Zahlen halte ich für veraltet.

            Das wichtigste aber: DAS war gar nicht die Kritik an der Anwerbung/Anstellung von ukrainischen Flüchtlingen. Was mich angesichts von 16 Personen Zelte und ähnlichen Lösungen weit nter dem Niveau von zwei Personen in einem Zimmer für Flüchtlinge auch verwundern würde (. de.wikipedia.org/w...der_Moorpark_3.jpg ). Bereits die Anwerbung selber war Ziel der Kritik.

        • @Rudolf Fissner:

          Was die Empörung auslöst sind die Bedingungen des Jobsangebots und nicht das ein Job angeboten wird! Das wurde hier nun schon von zwei Leuten erwähnt. Was die Leute empört, ist der folgende Sachverhalt: "Die arbeitsfähigen Leute sollen also tatsächlich die Alten und Kinder in Polen in einem Containerdorf zurücklassen, wie humanistisch und praktisch für Tönnies." Blöd für die Polen, Alten und Kinder. Aber was solls, wir haben halt nur einen marktkonformen Humanismus, auf Alte und Kinder können wir nun wirklich keine Rücksicht nehmen, Tönnies ist nicht die Caritas ..." Quelle: Siehe weiter unten Felix Meran und Herma Huhn ...

  • Genau damit sie unabhängig bleiben: Zwischen Prostitution, Knebelmietverträgen, unbezahlten Überstunden und einen Haufen von Leichen… Top!

  • Ausbeutung ist das Letzte, was wir unseren neuen Gästen antun sollten. Lieber gleich Vegetarier werden und Wanderarbeit, ganz gleich ob auf dem Bau, zum Schlachten oder in der Landwirtschaft verbieten. Einheimische vernünftig entlohnen und aus dem Billiglohnverhältnissen entlassen, dann geht es uns besser ! Gleichzeitig die Einkaufspreise für die fairen Landwirte erhöhen und dem Handel die Marge so zurechtkürzen, dass dabei keine höheren Verkaufspreise entstehen und wenn die Wucherhändler jammern, es wird schon klappen.

  • Hauptsache, das Fleisch in Deutschland ist billig...

  • Was sollte daran jetzt verwerflich sein? Das Unternehmen hilft den Menschen direkt durch Arbeit, Transport, Kost und Logis.

    • @DiMa:

      Klasse! Hoffentlich kriegt Tönnies dafür ein Bundesverdienstkreuz!



      "Kost und Logis"



      Sie gönnen denen ja richtig viel - so fast knapp über Sklavendasein, oder wie? Arbeiten Sie eigentlich auch gegen Kost und Logis?



      Und das Tierleid fällt mal wieder unter den Tisch ... ;-/

      • @Uranus:

        "so fast knapp über Sklavendasein"

        Arbeitslose werden nun befreite Sklaven genannt und Entlassungen Sklavenbefreiung. Und der Mindestlohn ist nun die Definitionsgrenze für Sklavenstatus. 🤪

    • @DiMa:

      Wurde hier schon erwähnt, aber nochmals für Sie: "Die arbeitsfähigen Leute sollen also tatsächlich die Alten und Kinder in Polen in einem Containerdorf zurücklassen, wie humanistisch und praktisch für Tönnies." Blöd für die Polen, Alten und Kinder. Aber was solls, wir haben halt nur einen marktkonformen Humanismus, auf Alte und Kinder können wir nun wirklich keine Rücksicht nehmen, Tönnies ist nicht die Caritas ...

    • @DiMa:

      Wenn Tönnies noch einen Kindergarten mit Schlafmöglichkeit in Polen baut, für die Kinder, die nicht mitkommen können, dann ist das Philantropie at its best.

      • @pitpit pat:

        Bei Ihnen ist also nur nicht verwerflich was philantrophisch ist?

        • @DiMa:

          Vielleicht ist das tatsächlich der prägnanteste Unterschied zwischen uns beiden: Menschen nur zu helfen, wenn es sich für einen selbst rechnet, ist tatsächlich verwerflich, denn das Ziel des Handelns ist nicht das Hilfe, die ist nur ein Nebenprodukt; Ziel des Handelns ist der eigene Vorteil.

  • *Wütend ist auch der Tönnies-Sprecher Fabian Reinkemeier. „Ich bin schockiert, dass ein paar Schwachmaten mit dem Leid der Menschen gegen uns Politik machen“, sagt er. Schließlich würde Tönnies „eine Zukunftsperspektive“ bieten.*

    *Dominique John, Leiter des DGB-Beratungsnetzwerks Faire Mobilität. „Für die Geflüchteten geht es zuerst darum, sich und ihre Angehörigen in Sicherheit zu bringen.“ Die Unternehmen würden „die Not als Gelegenheit sehen und die schwache Situation der Menschen ausnutzen“.*

    Um es so unaufgeregt wie möglich zu sagen: Das Unternehmen Tönnies sollte sehr vorsichtig sein, andere in dem vom Artikel geschilderten Geschehen als „Schwachmaten“ zu bezeichnen. Das Handeln des Unternehmens selbst zeugt von einer sehr unüberlegten Denk- und Handlungsweise, die schon auch bei anderen Wirtschaftsunternehmen zu beobachten ist. Eine Verengung des unternehmerischen Denkens und Handelns auf den unmittelbaren Geschäftsvorteil. Und mehr noch, dass man diese verengte Sicht dann auch noch als Weltbild dahingehend auszuformen versteht, so in der Gesellschaft zu handeln, als würde dieses „monokausale“ Weltbild auch noch „der Welt“ und ihren Menschen zu Wohl und Glück verhelfen. Bei Tönnies glaubt man offenbar, dass man der im Artikel geschilderten „Aktion“ genauso handelt. Dieser Glaube, am unternehmerischen Wesen könne die Welt genesen, der sah man ja schon in Vorstellungen münden, man müsse ein soziales Gemeinwesen führen wie ein Unternehmen. Was braucht es eigentlich noch, dass man in den Vorstandsetagen mal wirklich anfängt, über den Tellerrand der eigenen Denkweise hinaus zu schauen? Sich mal darüber neu im Klaren zu werden, was Gesellschaften eigentlich wirklich sind – nicht bloß funktionale Anhängsel von Wirtschaftsunternehmen. Wäre man sich darüber bei Tönnes im Klaren gewesen, man wäre niemals auf die zynisch anmutende Idee gekommen, eine solche Anwerbung zu unternehmen. Aber man ist schließlich Unternehmer - und sonst gar nichts.

    • @Moon:

      "Bei Tönnies glaubt man offenbar, ..."

      Will man die Grenzen dicht haben für Flüchtlinge?

      Bleiben wir doch bei den Fakten.



      Tönnies zahlt nach Tarif. Und niemand muss die 300€ teuren Tönnies Wohnungen auf dem Niveau entsprechender Studentenwohnheime mieten.

      Was also ist daran menschenverachtend Flüchtlinge nach Tarifvertrag anzustellen?



      Warum sollen sich die Arbeitnehmer die sehr sehr viel teureren Wohnungen auf dem Wohnungsmarkt antuen müssen?

      Das wichtigste aber: Warum sollen Unternehmern keine Stellen für Flüchtlinge anbieten? Das auch noch, wo in manchen Branchen ein heftiger Facharbeitermangel herrscht..

      • @Rudolf Fissner:

        1/2



        Will man die Grenze dicht haben für Flüchtlinge?



        „Man“ ist allgemein. Zuerst mal ist es einfach so, dass Ukrainische Staatsbürger gegenwärtig Visa freie Einreise nach D. haben. Soweit mir bekannt aufgrund einer Vereinbarung zwischen EU und Ukraine. Da mag die Meinung in der Bevölkerung so oder so sein. Die Flüchtlinge können einreisen. Ich meine, D. und andere EU-Länder sollten Flüchtlinge aufnehmen. Ich schreibe ansonsten u. deshalb gar nichts darüber, Grenzen zu schließen.



        Tönnies zahlt nach Tarif….



        Das tut das Unternehmen und das ist auch gut so. Deshalb kritisiere ich die tarifvertraglichen Regelungen auch gar nicht. Ich nenne sie auch nicht „Menschen verachtend“. Auch die vertraglich festgelegte Wohnungsregelung spreche ich nicht an.



        Weitere Stellung kann ich deshalb dazu nicht nehmen.



        Warum sollen Unternehmern keine Stellen für Flüchtlinge anbieten?



        Das sollen sie. Ich schreibe auch nicht, dass sie es nicht tun sollen. Ich schreibe darüber, dass mir der Anwerbevorgang, von dem berichtet wird, doch eher suspekt als seriös erscheint. Da geht ein Punkt an Sie. Weil ich vermute. Sie nennen Fakten. Zu denen ich aber wie genannt gar nicht schreibe, zu den Sie aber Fragen aufwerfen.

      • @Rudolf Fissner:

        2/2



        Ich kritisiere heftig Einstellungen von Unternehmen (Management). Das tue ich mit Bezug auf die Äußerung „Schwachmaten“ wie berichtet. Ich kritisiere in Reaktion darauf ein verengtes Weltbild in Unternehmen, weil ich das meine beobachten zu können. (Ich nehme mich ja selbst von solchen Gefahren nicht aus.) Besonders kritisiere ich aber, ein daraus folgendes Handeln, das glaubt „immer“ im Besitz der vorletzten oder sogar letzten „Wahrheit“ zu sein, die es gilt, der Gesellschaft zu vermitteln.



        Nochmal: Will man die Grenze dicht haben für Flüchtlinge?



        Dicht machen will man Seitens der oppositionellen Unionsfraktion im Bundestag momentan etwas anderes: *Stattdessen Versorgung nach Asylgesetz - Unionspolitiker gegen Hartz-IV-Mittel für Ukraine-Geflüchtete* Dort: Die aktuelle Ausnahmesituation dürfe nicht „für die Verwirklichung lang gehegter links-grüner Träume missbraucht werden, die unübersehbare Folgen hätten“. Zitiert der Bericht v. 30.03.2022 den innenpolitischen Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm.

        Link: www.rnd.de/politik...3OBJYVXUANUVQ.html

      • @Rudolf Fissner:

        Schon. Ihr Antwortkommentar trifft sozusagen die "offenen Flanken" meines Kommentar. Das ist o.k. so. Ich möchte, ohne Widerwillen, gerne darauf antworten. Nur schaffe ich das heute, Donnerstag, nicht mehr. Morgen im Laufe des Tages. Denn, da gibt es schon einiges, das weiter diskutiert werden sollte. Hoffe, Sie werden meine Antwort später noch finden.

  • Mir wird schlecht.

    • @tomás zerolo:

      Mir auch!

  • plötzlich humanistisches Gedankengut in den Tönnies Führungsriege, wer da nicht mißtrauisch wird muß nicht unbedingt ein Veganer sein. Kriegsgewinnler gibt es allerorten.

  • Tönnies, der Menschenfreund, der Gute. Mir kommen vor Rührung doch glatt die Tränen...

    • @Felis:

      ... ja, hat Tönnies ein Spendenkonto? Solch glänzende, selbstlose Aktion, ja Philantropie, muss unterstützt werden! ;-/

    • @Felis:

      Menschenfreund ist heutzutage der, der keine Flüchtlinge einstellt.

  • 2G
    2284 (Profil gelöscht)

    „Ich bin schockiert, dass ein paar Schwachmaten mit dem Leid der Menschen gegen uns Politik machen“

    Tja und alle anderen sind schockiert, dass dieser Volldepp sich nicht zu blöde ist, das ausgebeutet werden bei Tönnies als "Zukunftsperspektive" zu verkaufen.

  • Na dann kann die Gewerbeaufsicht ja jetzt wöchentlich Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten etc. kontrollieren.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Adenauer soll bei Toennies kontrollieren lassen? Gar wöchentlich? Wer verkauft denn dann seine Gurken?

    • @Gnutellabrot Merz:

      Weniger als die Hälfte der Berechtigten in Deutschland bekommen den Mindestlohn.

      Die Leute werden betrogen was das Zeugs hält.

  • Ist es verwerflich, wenn Flüchtlinge einen Job angeboten bekommen? Grundsätzlich nein, es ist sogar begrüßenswert.

    Es sei denn, es liegen ausbeuterische Bedingungen vor. Das scheint aber hier nicht der Fall zu sein, auch wenn sich die Vergütungen am unteren Ende des Legalen bewegen.

    Es sein denn, eine Notlage wird ausgenutzt. Auch das ist nicht der Fall, da eine grundsätzliche Versorgung aller Geflüchteten durch den Staat sichergestellt ist.

    Unabhängig davon hat es einen faden Beigeschmack, wenn Unternehmen sich die Vorteile einer Gesellschaft sichern, aber sich der sozialen Verantwortung nicht stellen.

    Eine kluge Unternehmenspolitik wäre es gewesen, wenn Tönnies auch Familien ein Zuhause angeboten hätte. Damit hätte Tönnies ihr soziales Engagement unter Beweis gestellt und ihrem Ruf aufpolieren können. Dann hätte auch die Presse positiver berichtet. Ups, glatt vergessen: die TAZ hätte natürlich weiterhin an Tönnies rumgenörgelt, schließlich gibt man nicht so leicht einen seiner Lieblingsfeinde auf. ;-)

    • @Black & White:

      wie praktisch, das was 'am unteren Ende des Legalen' passiert als nicht ausbeuterisch zu definieren. Demnach gäbe es ja im Kapitalismus überhaupt keine Ausbeutung mehr, alles andere wäre ja illegal.

      • @Eydeet14:

        Wenn Sie genau lesen, dann werden Sie feststellen, dass sich meine Bemerkung auf den konkreten Einzelfall bezieht. Also nicht grundsätzlich auf alles Legales, was irgendwo im Kapitalismus stattfindet.

    • @Black & White:

      Ich finde es richtig, dass Sie eine differenzierende, abwägende Position einnehmen. Ich denke, man muss dazu die unmittelbare Situation der Flüchtenden noch in Polen berücksichtigen, nach Tage langen, teilweise Wochen langen Belastungen der oft lebensgefährlichen Flucht. Mehr noch, wenn die Menschen aus den direkt vom Kriegsgreul betroffenen Gebieten der Ukraine kommen. Nicht jede angebotene Hilfe, die gut gemeint ist, muss auch, jedenfalls sofort, die richtige sein. Als 2015 die Flüchtlinge aus Syrien kamen, war ich als Erwerbsloser in einer „Maßnahme“ beschäftigt, mit einer Arbeit, die sich an Kinder wandte. Der Träger fragte damals bei zuständigen Stellen nach, ob wir als Team auch in den Flüchtlingsunterkünften eingesetzt werden könnten. Zumal sich in unseren Reihen Migrantinnen und Migranten mit solchen Kriegs- u. Fluchterfahrungen befanden und wir viel für Kinder aus Migrantenfamilien mit schwersten Erfahrungen arbeiteten. Man hat uns begründet abgeraten. Es sei zu früh, die unmittelbaren Folgen für die Geflüchteten seien zu groß. Daran haben wir uns gehalten. Das ist nicht ohne weiteres mit der Situation hier vergleichbar. Doch scheint mir das Vorgehen von Tönnies dennoch sehr vorschnell, wenig überlegt. Hat man Seitens des Unternehmens vor der „Aktion“ kompetenten Rat hinsichtlich der Situation der geflüchteten Menschen eingeholt? Natürlich begegnet Tönnies in Polen mündigen Menschen. Doch mitten hinein in die ganz ungeregelte, chaotische Situation gerade nach der gelungenen Flucht mit Arbeitsangeboten aufzutreten, die aus meiner Sicht allzu verlocken dargestellt werden, Weiterreise, sofortige Unterkunft…Das alles hört sich nicht gleich nach einem durchdachten, soliden, seriösen Angebot an. Auch wenn es sich so zeigt. Nochmal: Ganz klar sind die geflüchteten Menschen mündige Personen. Es sind Menschen, die unter einem enormen Druck stehen. Da ist es von der anderen Seite her „mündig“, das zu erkennen und zu berücksichtigen.

    • @Black & White:

      Wenn in einer solchen Situation Arbeit und Unterkunft untrennbar im gleichen Vertrag verbunden sind, dann ist das Ausbeutung.



      Da geht es nicht um Saisonkräfte, die kein Interesse an einer eigenen Unterkunft haben, weil die Familie zu Hause wartet. In den Flüchtlingsunterkünften warten in erster Linie (teil-)Familien, die zusammen in ein neues Land gezwungen werden. Sollen die arbeitsfähigen Leute jetzt die Alten und Kinder in Polen in einem Containerdorf zurücklassen?

  • Nun, das passt zu Tönnies.

    Deren Karma man wahrhaftig niemandem wünschen würde.

    Wundert mich nur ein bisschen, da die "industriellen Reservearmeen" wie Marx es ausdrückte, in Deutschland doch sehr hoch sind.

  • Die bekannten deutschen Kriegsgewinnler. Das Massentöten von Lebewesen lässt eben auch abstumpfen nicht nur in der Behandlung von Mitmenschen.



    Da sollte sich niemand etwas vor machen.



    Dem Foto nach haben sich da ja zwei Freunde gefunden mit nicht nur gleichen sportlichen Interessen sondern vermutlich ähnlichen wirtschaftlichen Zielen und Ergebnissen, bei gleichem professionellem Handwerkskonzept.

    • @Sonnenhaus:

      Bravo. Sie haben den Nagel auf den Punkt getroffen ... gleich und gleich gesellt sich gern. Ich habe so einen Hals auf diesen Gammelfleisch-Konzern, insofern bitte um Verständnis, dass ich hier nicht objektiv argumentieren kann. Ich lebe jedoch in unmittelbarer Nähe zu Toennies und kann fast täglich mit eigenen Augen sehen, unter welchen Bedingungen Saisonarbeiter (aus Rumänien) mit Werkvertrag in der Toennies-Fleischfabrik leben und arbeiten müssen ... und CDU-Adenauer (Landrat in Gütersloh) hält noch schützend seine Hand über dieses "Schweine-System".



      Da bleibt einem die Grillwurst glatt im Halse stecken.

  • plötzlich humanistisches Gedankengut in den Tönnies Führungsriege, wer da nicht mißtrauisch wird muß nicht unbedingt ein Veganer sein. Kriegsgewinnler gibt es allerorten.

  • Das war leider absehbar. Auch die Pflegedienste etc. jubeln und fordern die sofortige Erstellung von Arbeitserlaubnisen. Wozu den Mißstand der Arbeitsbedingungen Pflege etc. beenden, bessere Arbeitsbedinungen schaffen und farie Löhne endlich bezahlen, wenn , schwupps, tsd. Menschen da sind, die man dafür zu den bestehenden Mißstandsbedingungen beschäftigen kann ? Kalkül, hat man diese erstmal so integriert ( und holt sich nebenbei sogar Lob dafür ab ), werden nicht wenige davon hier bleiben wollen, anstatt die Heimat wieder aufzubauen. Das Plündern gut ausgebildeter Ärtze etc. auf Kosten der östlichen Ländern ist ja auch nichts neues.

    • @B. Boehne:

      Da wird nicht geplündert, sondern die Hürden in Deutschland sind besonders hoch angesetzt für die Tätigkeit ausländischer Ärzte. In England , USA,Kanada sind die Kriterien wesentlich einfacher zu erfüllen. Diese Ärzte kommen her, weil der Verdienst und das Leben besser sind. In Polen, Rumänien, Russland, Tschechien usw. , auch in der Ukraine sind die Verdienstmöglichkeiten wesentlich schlechter. Klar ist, dass Tönnies kein Samariter ist, aber 100m2 für 4-6 Personen WG, da würden selbst Tazler den Vermietern die Bude einrennen. Ich kenn die Verdienstmöglichkeiten bei der Taz nicht, aber bei den prekär Beschäftigten( Freelancer) dürften die Verdienstmöglichkeiten in ähnlichem Bereich liegen, ohne Wohnungsangebot von der TAZ