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Facebookpost von KreisverbandAntisemitismusstreit in Linkspartei

Ein Facebookpost des Verbands Osnabrück-Land sorgt für Empörung. Durch Mi­gran­t:in­nen sei Antisemitismus ins Land gekommen, heißt es dort.

Hat die Linke ein Rassismusproblem? Foto: Alexander Pohl/Pacific Press/imago

Berlin taz | Macht die Partei Die Linke vor allem Zu­wan­de­r:in­nen aus muslimischen Ländern für den derzeit offen zutage tretenden Antisemitismus rund um den Nahost-Konflikt verantwortlich? Ein am Montag veröffentlichter Facebook-Beitrag des Linken-Kreisverbandes Osnabrück-Land legt das zumindest nahe. In einer Kachel mit dem Logo des Kreisverbands heißt es: „Ehrlich machen heißt zugeben: Wir haben Antisemitismus importiert.“ Im Hintergrund sieht man die Minarette einer Moschee.

Die Ver­fas­se­r:in­nen behaupten: „Mit der faktischen Zuwanderung aus islamischen Ländern wurden auch die kulturellen Prägungen aus diesen Ländern importiert.“ Wie man während des aktuellen Nahost-Konflikts sehe, sei in Deutschland zu wenig getan worden, „um den radikalen Islam und mitgebrachten #Antisemitismus zu bekämpfen.“ Judenhass und das Verbrennen israelischer Flaggen hätten mit berechtigter Kritik nichts zu tun. „Zugewanderte, die das nicht akzeptieren wollen, haben hier keinen Platz und müssen wieder gehen.“

Ähnlich hatte sich der Vorsitzende der Unionsfraktion Ralph Brinkhaus am gleichen Tag bei RTL geäußert. Brinkhaus machte die deutsche Migrationspolitik für den Antisemitismus bei einem „kleinen Teil der muslimischen Menschen in Deutschland“ mit verantwortlich und betonte, dass zu „unseren“ Werten auch der Schutz jüdischen Lebens gehöre. „Wer das nicht beachtet, hat sein Gastrecht hier verwirkt“, so Brinkhaus.

Von der CDU ist man solche Töne gewohnt, aber in der Linkspartei sind diese eher selten. 2016 hatte Sahra Wagenknecht im Zuge der Übergriffe in der Kölner Silvesternacht vom Gastrecht der Beschuldigten gesprochen und war für diese Äußerung aus der eigenen Partei hart kritisiert worden.

Das ist rassistisch

Auch jetzt distanzieren sich viele Ge­nos­s:in­nen von dem Facebook-Beitrag. Der Vorstand des Landesverbands Niedersachsen, zu dem auch Osnabrück-Land gehört, reagierte ebenfalls per Facebook: „Antisemitismus als Importwarte darzustellen, ist geschichtsvergessen.“ Man distanziere sich „ausdrücklich und in aller Form“ von diesem Beitrag.

Ge­nos­s:in­nen mit ausländischen Wurzeln äußerten sich erbost. Der stellvertretende Landessprecher der Linken in Nordrhein-Westfalen, Jules El-Khatib, rät den Verfasser:innen: „Wechselt zur AfD oder zur Werteunion“. Und Niema Movassat, Bundestagsabgeordneter aus Wuppertal mit iranischen Wurzeln kommentiert: „Rassistenscheisse. Was macht ihr in einer Partei, die DIE LINKE heißt?“

Die Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Amira Mohamed Ali, sagte der taz: „Ich halte diesen Beitrag für rassistisch. Das ist eine Einzelmeinung und nicht die Position der Linken.“ Der Umgang damit sei aber erstmal Sache der Landespartei. Mohamed Ali ist Mitglied im Landesverband und in Niedersachsen Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl.

Offenbar war der Beitrag in der Linken Osnabrück-Land nicht abgesprochen. Der Post werde nicht vom kompletten Kreisvorstand getragen, sondern nur von einzelnen, schreibt das Vorstandmitglied, Niklas Debbrecht. Er selbst distanziere sich davon.

Rund um die erneut aufgeflammten Kämpfe zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas hatte es am Wochenende zahlreiche Demonstration in deutschen Städten gegeben. Dabei hatten pro-palästinensische De­mon­tran­t:in­nen antisemitische Parolen gerufen und zur Zerstörung Israels aufgerufen. Viele von ihnen dürften gleichwohl deutsche Staats­bür­ge­r:in­nen sein.

Verfasst hat den Beitrag der Vorsitzende des Kreisverbands Osnabrück-Land Lars Büttner. Gegenüber der taz erklärte er, er verstehe den Beitrag als „Weckruf.“ Die Linke ignoriere und tabuisiere das Problem des muslimischen Antisemitismus. „Dabei ist der gleichwertig zum Antisemitismus von Rechts.“

Seine Partei dürfe vor den Problemen der Zuwanderung nicht die Augen verschließen. „Mann muss sich doch nur die Bilder von den Demonstrationen ansehen, das sind in der erste Linie Menschen, die nicht hier sozialisiert sind, sondern Menschen, die zugewandert sind.“ Die Linke müsse das zur Kenntnis nehmen und dürfe das Problem des aus anderen Kulturkreisen importieren Antisemitismus nicht länger ignorieren.

Zur Kritik an seinem Beitrag meinte Büttner, diese sei polemisch und diffamierend. „Das sind Lifestyle-Linke, die sind nicht an einer Lösung sondern nur an den Problemen interessiert.“ Den Begriff Lifestyle-Linke verwendet auch Sarah Wagenknecht in ihrem aktuellen Buch „Die Selbsgerechten“, das Ge­nos­s:in­nen auch als Abrechnung mit der eigenen Partei empfinden.

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56 Kommentare

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  • ich freu mich schon auf die reaktionen von höger,hänsel &co .liebe linke in osna bleibt standhaft -:)

  • "Die Ver­fas­se­r:in­nen behaupten: „Mit der faktischen Zuwanderung aus islamischen Ländern wurden auch die kulturellen Prägungen aus diesen Ländern importiert.“"

    Was ist falsch daran? Ein Blick auf die aktuellen Judenhassdemos oder die Täter der letzten Fälle reicht. Und wen das nicht überzeugt: "Wissenschaftler der Universität Regensburg zum Beispiel interviewten 2017 etwa 750 Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea, Afghanistan und dem Irak: "Über die Hälfte der muslimischen Befragten", so ihr Fazit, "weist deutliche Tendenzen zu antisemitischen Einstellungsmustern auf"." www-sueddeutsche-d...mitismus-1.3921657

    • @Wonneproppen:

      Lieber Wonneproppen,

      man sollte nicht vergessen, wer den Holocaust veranstaltet hat.



      Dieser Schwachsinn erscheint doch eher wie so oft eine Abwehr der deutschen Bevölkerung zu sein, sich mit dem eigenen Antisemitismus und dem Nazierbe auseinanderzusetzen, als zu einer Klärung des Phänomens beizutragen.



      Bei Antisemitismus sind die Ausländer schuld - Thema abgehakt. "Wir sind furchtbar aufgeklärt und moralisch und menschlich total überlegen und jetzt kommen die unzivilisierten Ausländer und machen Alles wieder kaputt."

      Schauen sie doch mal in die Leipziger Studie: www.otto-brenner-s...taereDynamiken.pdf

      Die Deutschen brauchen keine Migration um antisemitisch zu sein.

      • @Jana Klobo:

        "Bei Antisemitismus sind die Ausländer schuld - Thema abgehakt."

        Das ist eine reine polemische Unterstellung, die so absolut niemand gesagt hat. Es bezweifelt auch wirklich niemand, dass es in Deutschland auch ohne Ausländer Antisemitismus gibt, den es zu bekämpfen gilt.

        Auf die aktuellen Vorfälle während der Proteste gegen die israelische Nahost-Politik bezogen, spielt das aber überhaupt keine Rolle. Sowohl Veranstalter, als auch der absolute Großteil der Teilnehmer auf diesen Demos waren ganz klar für jeden erkennbar aus arabischen bzw. muslimischen Communities.

        Und wers wirklich ernst meint, mit der Bekämpfung von Antisemitismus, der baut keine dünnen Strohmänner auf, wessen Antisemitismus nun älter, schlimmer oder deutscher ist.

      • @Jana Klobo:

        Was genau nennst Du Schwachsinn? Zehntausende arabischstämmige Menschen sind in Deutschland gegen Israel auf die Straße gegangen. Das ist Realität.

      • @Jana Klobo:

        Da wir im Hier und Jetzt leben, sollte man schon auch die Augen in alle Richtungen offen haben, nicht nur in die rechte. Nur so kann man auch sehen, wo Handlungsbedarf besteht.

    • @Wonneproppen:

      Ganz passables Cherrypicking. Nur gehts da nicht drum. Worum es geht, ist die neubraune These, der Antisemitismus in D sei importiert. Was angesichts der deutsche Geschichte - im besten Falle - lächerlich ist.

  • Vielleicht hilft es, Rassismus und Antisemitismus nicht immer nur als Kampfbegriffe zu verwenden sondern zu differenzieren, wo sie tatsächlich am Werk sind.

    Dass es gerade im Nahen Osten viele Muslime gibt, deren Ressentiments gegen Israel sich auch auf Juden generell ausweiten und damit unzweifelhaft "antisemitisch" zu nennen sind, sollte niemand verschweigen müssen. Dass einige von diesen sich unter den Migranten und Flüchtlingen aus der Region befinden, ist ebenfalls keine Unterstellung sondern nachweisbare Tatsache. Die zu benennen ist somit kein Rassismus, und wer diese Benenung unterbinden will, tut seiner antirassistischen Sache keinen Gefallen.

    Rassismus dürfte eher ins Spiel kommen, wenn es um die Frage nach den Konsequenzen geht. Denn die ist heikel: Ja, Antisemitismus geht nicht nur(!) von der rechten "biodeutschen" Szene oder dem dumpf-spießbürgerlichen Milieu hierzulande aus, das noch an alten Klischees hängt. Und ja, die Werkzeuge des Antifaschismus sind eher auf die Bekämpfung dieses ursprünglich deutschen Problems zugeschnitten - so sehr, dass man selbst bei der Antifa manchmal nicht weiß, wo bei ihr die Grenzen zwischen Antiimperialismus, Antizionismus und Antisemitismus verlaufen. Sie neigen - wie gerade zu beobachten - eher dazu, nicht deutsch-völkischen Antisemitismus eher auszusparen und noch in Schutz zu nehmen als zu benennen und zu bekämpfen.

    Also was tun? Wer jetzt mit Pauschalparolen wie "Antisemitische Migration verhindern!" kommt, der hat sicher die Linie zum Rassismus überschritten, denn das würde suggerieren, dass man Menschen aufgrund ihrer Herkunft hinter die Stirn schauen könne. Aber das Gastrecht von bestimmten Migranten in Frage zu stellen, die schon hier sind und sich nachweislich antisemitisch betätigen, ist ein ganz anderer Schnack. Da geht es um konkrete Sanktionen für konkrete Taten.

    Wer das so pauschal (wie z. B. mit "Rassistenscheiße") verurteilt, sollte mal überlegen, wem er da eigentlich in die Hände spielt.

    • @Normalo:

      Danke für den Beitrag, viele populäre politische Positionen vereinfachen die Welt auf "Die" und "Wir", was aber z.B. bei rassistischen Migranten versagt und gelegentlich zu einer unangemessenen Sprachlosigkeit führt. Ich würde mir hier mehr Treue zu den eigenen Idealen wünschen.

      Mir gefällt allerdings die Verwendung des Begriffs "Gastrecht" nicht besonders, da es hier um eine Migrationsfrage geht. Wer also nach Deutschland migriert, die dt. Staatsbürgerschaft annimmt und dann hier ggf. einen mitgebrachten Antisemitismus auslebt ist aus jeder angemessenen Perspektive ein "deutsches" Problem und ein Verweis auf das Gastrecht befeuert in diesem Fall nur Positionen die klar dem rechtsextremen Lager zuzuordnen sind.

      • @Questor:

        "Gastrecht" bezieht sich logischerweise nur auf Menschen, die auch tatsächlich bei uns aktuell ein solches genießen. Wer die deutsche Staatsbürgerschaft hat, ist hier zuhause und kein Gast. Den kann man selbstverständlich auch nicht ausweisen. Das strittige Posting hat aber, soweit ersichtlich, auch nicht von der Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger schwadroniert (und ich auch nicht).

        Umgekehrt wehre ich mich dagegen, hier verhaltensunabhängig JEDEN Inhaber einer anderen Staatsbürgerschaft dulden zu müssen, nur weil die Rechten am liebsten KEINE Fremden dulden würden. Insofern bleibe ich bei "Gastrecht" und warne auch hier vor der Einengung von Wortbedeutungen auf das Kampfbegriffliche.

        • @Normalo:

          Und jetzt wird es weiter absurd: Ist es vielleicht dann nicht auch Rassismus, wenn man jemanden nicht dulden will, "nur" weil er eine andere Staatsbürgerschaft hat? "Staatsbürgerschaftrassismus?" Ist das nicht auch eine "Ausgrenzung!?"

          • @Ward Ed:

            Die Bezeichnung "Rassismus" halte ich an der Stelle für völlig fehl am Platze, bzw. in der Tat absurd, denn was sagt die Staatsbürgershaft über Rasse aus??

            Aber mal allgemein: Staatsbürgerschaft ist ein rein rechtlicher Status, der dem Inhaber bestimmte Rechte (und ggf. Pflichten) innerhalb der Gebietskörperschaft ("Staat") zumisst, die ihm die Staatsbürgerschaft verliehen hat - egal ob das qua Geburt oder durch Rechtsakt geschehen ist. Mehr nicht.

            Zu diesen Rechten gehört das unabdingbare Bleiberecht im jeweiligen Staatsgebiet. Wer die Staatsbürgerschaft nicht hat, hat auch das unabdingbare Bleiberecht nicht, und ist - aus Sicht des betroffenen Staates - kein Bestandteil des Staatsvolkes sondern ein Außenstehender, dessen Bleiberecht im Ermessen des Staates liegt.

            Natürlich kann es bei dieser Ermessensanwendung zu rassistischen Erwägungen kommen, die abzulehen sind. Aber grundsätzlich(!) geht es beim eingeschränkten Bleiberecht für Ausländer weniger darum, jemanden nicht dulden zu wollen, weil er eine andere Staatsbürgerschaft hat, sondern ihn nicht dulden zu MÜSSEN, weil er nicht die eigene hat.

            Sie mögen das vielleicht "Nationalismus" nennen, aber solange die Welt primär in Staaten organisiert ist, ist eine solche Abgrenzung ihrer Hoheitsgebiete und -rechte strukturell unabdingbar. Insofern würde ich grundsätzlich (wieder: !) bei der "Ausgrenzung" von Nicht-Staatsbürgern von einer systemnotwendigen Anwendung unterschiedlicher Rechtsfolgen auf Sachverhalte reden, die entsprechende relevante Unterschiede aufweisen. Das ist keine Ungleichbehandlung im Rechtssinne, denn der Gleichheitsgrundsatz erfordert nur die Gleichbehandlung von in allen relevanten Bezügen GLEICHEN Sachverhalten.

            Insofern: An der Stelle nicht absurd, aber aus meiner Sicht auch nicht generell zutreffend.

  • Tja, bei dem Kreisverbandkommentar tritt das wahre Problem der ganzen inflationären twittertechnischen „Rassisten/Rassismus“-Ferndiagnostik zu Tage. Nämlich die Ausgrenzung oder das „Canceln“ als Anti-Rassismus-Intervention. Früher nannte man das ins Exil schicken oder auch in George Orwells Roman 1984 „Vaporisieren“. Wird jetzt der Autor des Kreisverbandkommentares ins Exil zur AFD geschickt? Absurd. Vielleicht sollte man sich mal lieber mit den Kollegen vor Ort ins Gespräch kommen und verstehen, welche Probleme vor Ort bestehen und Lösungen erarbeiten und die öffentlichen Stellungnahmen überdenken.

  • Ich sach's mal so: Hierzulande wurde ja immer alles dafür getan, dass Deutschland als sowas wie das eigentliche Mutterland des Antisemitismus angesehen werden kann. Man denke nur zurück an Luther's antijudaistische Theologie. Der ein oder andere hier gestrandete Flüchtling mag ja vielleicht trotzdem ein Antisemit sein, aber muss man das denn inzwischen nicht vielmehr als „gelungene Integration“ in das christliche deutsche Bürgertum begreifen?

    • @Rainer B.:

      Sie wollen jetzt den Protestantismus, der dem katholischen Machtapparat die individuelle Gewissensfreiheit abgekämpft hat auf Antisemitismus reduzieren? Würden Sie sich das bei anderen Religionen auch trauen?

      • @Tragedy:

        Umgekehrt: Soll der Protestantismus etwa aufgrund dieser einen Leistung über jede Kritik an seinen theologischen Grundlagen (bzw. der Einstellung ihres Urhebers zu nichtchristlichen Mitmenschen) erhaben sein?

        Herr B. reduziert sicher so manches auf den Punkt, den er gerade machen möchte. Aber diese Art der Abwehr erscheint mir doch ein wenig fragwürdig. Luther ist hier als Beispiel für eine schon vor Jahrhunderten bestehende antisemitische Haltung (auch unter "Vordenkern") genannt, mehr nicht. Wer das mit der Gewissensfreiheit ernstnimmt, sollte imstande sein, derlei Kritik an ihm zu ertragen, ohne sie gleich als Verunglimpfung der ganzen protestantischen Kirche aufzufassen.

    • @Rainer B.:

      Ein sehr teutonisch-verengter Blick auf die Weltgeschichte, würde ich sagen. Antisemitismus hat weder in Deutschland seine einzige Quelle, noch war er je auf Deutschland beschränkt. In den Exzessen, zu denen er geführt hat, kommt Deutschland eine echte historische Alleinstellung zu, das ist unbestreitbar. Aber das sollte nicht vergessen lassen, dass es Judenhasser seit der Spätantike praktisch überall gab, wo sich Juden aufhielten (auch wenn man dort von Deutschland noch nie etwas gehört hatte).

      Vor allem aber ist deutscher Antisemitismus - egal wie man ihn historisch einordnet - keine legitime Ausrede für irgendwen Nichtdeutschen, seinerseits Juden zu hassen. Und es sollte die Pflicht jedes Deutschen - nicht nur, aber im Lichte des Holocaust im Besonderen - sein, Antisemitismus bloßzustellen und zu bekämpfen, wo er ihn findet.

      Wenn ich Ihren Beitrag richtig verstehe, meinen Sie, wir sollten erstmal vor unserer eigenen biodeutschen Tür kehren. Dem kann ich mich aber null anschließen. Was in unserem Land passiert, ist völlig unabhängig von der ethnischen Herkunft der Handelnden an unseren Regeln zu messen, was erträglich ist und was nicht, und Verstöße müssen und sollten wir nicht dulden.

      • @Normalo:

        Also war der Facebookpost des Verbands Osnabrück-Land der Linkspartei doch nicht ganz so abwegig, wie ihn Frau Lehmann hier darstellen möchte?

  • Wahrscheinlich ist es in den Augen der Linken rassistisch, den Mufti Mohammed Amin al-Husseini als Antisemiten zu bezeichnen.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @Jossi Blum:

      Es geht auch sprachlich darum, nicht allzu viele Denkweisen überzubewerten. Wenn jemand sagt, "ich möchte weder mit einem Christen, Finanzbeamten, Scientologisten, Juden, oder Atheisten einen Wanderurlaub verbringen", finden Sie etwas verwerfliches daran?

      • @97760 (Profil gelöscht):

        Also wenn jemand so etwas sagt, dann fände ich es zumindest angebracht nachzufragen, warum jemand diese Reihung vornimmt? Und wenn jemand sagt, ich möchte mit keinem Juden/ keiner Jüdin einen Urlaub verbringen finde ich das schon seltsam. Da würde ich auch nachhaken, warum nicht.

  • So kann man Probleme auch lösen. Indem man sie leugnet.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Im Landkreis OS gibt es Personen (mindestens eine), die zwischen den Parteien AfD und „Die Linke" pendelt. Ursprünglich sind ja viele Personen aus anderen Parteien zur AfD gegangen nach dem Motto: „Wenn ich bei der CDU nix geworden bin und zur AfD gehe, kriege ich dort eine beachtliche Rolle. Bekehrungen dieser Art sind sichtlich interessengeleitet.“ So war kürzlich eine Frage formuliert im Futur2-Interview mit Peter Sloterdijk. P.S. sprach von „abwärtsmobilen Intellektuellen“ und nannte sie „Deklassierte“ [….] „die sich in den gegen den Konsensus meuternden Gruppen hervortun, weil sie dort Sprechrollen finden.“[….] „Die Krise ist eine große Arbeitgeberin, und aus dem ideologischen Chaos entspringen immerzu wilde Karrieren, in die man nur im Modus der Selbsternennung gerät.“ Beispielhaft sei Oswald Metzger genannt, der zwar nicht der Erfinder des Partei-Hoppings war, aber frauman erinnert sich. Das Interview mit Peter Sloterdijk: taz.de/Philosoph-P...espraech/!5763709/



    Meinungsfreiheit und Parteiräson vertragen sich nicht immer gut. „B90/Die Grünen“ sind ja just dabei, ihre Mitglieder an fromme Sitten zu gewöhnen und auch mal aufzuräumen. de.wikipedia.org/wiki/Parteiausschluss

  • Schade, das selbst antisemitische Proteste in ganz Deutschland die Linkspartei nicht aufschrecken kann. Als Deutscher ist es mir absolut wichtig von Parteien vertreten zu werden die Juden im Land und den Staat Israel schützen und unterstüzen. Wie Fr. Merkel gesagt hat, das ist Staatsräson. Aus angst heraus als rassistisch zu gelten den antisemitischen hass auf den straßen zuverklären oder zu relativieren ist ein Armutszeugnis der Linkspartei.

    • @Domi Martin:

      Dem schließe ich mich an.

      • @Jossi Blum:

        Ebenfalls.

        • @Wonneproppen:

          Dito.

  • Scheinbar gibts nicht nur bei Frau Wagenknecht, sondern auch beim Rest der Linken eine steigende Anzahl Übereinstimmungen mit der AfD. Gut, dass sowas vor der Wahl öffentlich wird.

    • @Kaboom:

      Antisemitismus geht immer von Deutschen aus, wer das bestreitet ist einfach schlichtweg nicht informiert. Und anders herum gibt es keinen Antismemitismus, der von linker oder arabischer Seite ausgeht. Das muss verstanden werden.

      • @Rasmuss:

        Man sollte die Ironie im eigenen Beitrag schon kenntlich machen...Man könnte ihn sonst ernst nehmen.

      • @Rasmuss:

        Das ist doch Unsinn. Selbstverständlich gibt es Antisemitismus in der arabischen Welt. Man mag darüber diskutieren, inwiefern es ein importierter Antisemitismus ist (zumeist spielen religiöse Motive, die sich z.B. aus islamischen Quellen herleiten lassen könnten nämlich kaum eine oder wenn, dann eine sekundäre Rolle), aber zu leugnen, dass es in der arabischen Welt und auch in arabisch- muslimisch geprägten Communities weltweit antisemitische Tendenzen gibt, das ist schlichtweg uninformiert.

      • @Rasmuss:

        Ich denke mal, daß es ein ironscher Kommentar war....



        Antisemitismus geht immer von Antisemiten aus. Daher können Linke und auch Araber Antisemiten sein. Warum auch nicht ? Dies nur einer bestimmten Nation zuzuschreiben ist ja fast schon Rassismus

    • @Kaboom:

      Dann wählen Sie mal bei der BTW eine "wahre" linke Partei. Evtl. MLPD, DKP..?

  • Der Artikel ist ein schönes Beispiel für ungenauen Journalismus und eine große Bereitschaft zur Empörung.

    Erstens sollte man den Facebook-Eintrag der Linken Osnabrück verlinken, damit man sich ein Bild machen kann. Zweitens: Der "derzeit zu Tage tretende offene Antisemitismus rund um den Nahost-Konflikt" geht natürlich und sichtbar auf das Konto von manchen Muslimen in Deutschland, ob mit oder ohne deutsche Staatsangehörigkeit.

    Sich über diese Selbstverständlichkeit zu empören, ist nur schlechte politische Korrektheit. Und was an dem Facebook-Eintrag "rassistisch" sein soll, erschließt sich mir nicht.

    In dem Eintrag steht ja offenbar nicht, dass es seit Ewigkeiten deutschen Antisemitismus auf christlicher Grundlage gibt. Aber das ist eben in Bezug auf Nahost gerade nicht das Thema.

    Es ist nun das nächste Fass nach Wagenknechts neuem Buch, das aufgemacht wird. Man erkennt an diesen Auseinandersetzungen, dass manche Linke entweder sich nicht sachlich auseinandersetzen können oder wollen.

    In beiden Fällen ermüdend. Und das in einer Situation, in der man für den September ernstzunehmende Linke braucht. Da braucht sich Wagenknecht genauso wenig verstecken wie Kipping etc. Aber bitte ohne Empörungsfuror.

    • Anna Lehmann , Autorin des Artikels, Leiterin Parlamentsbüro
      @genova:

      Die Seite des Kreisverbandes ist auf Facebook offen zugänglich. Hier zum Nachlesen: www.facebook.com/DIELINKE.OSLand

      • @Anna Lehmann:

        Hies die Überschrift des Artikels zuvor nicht "Antisemitismus nur importiert?"?, wie im Twitter-Tweet ja auch immer noch?

    • @genova:

      Diese Empörungsbereitschaft empfinde ich persönlich auch als das größere Ärgernis als die eigentliche Aussage.

      Sofort muss sich jeder von allem distanzieren, dabei hätte doch gereicht, erstmal nachzufragen: "sagt mal, ihr habt doch bestimmt gemeint "den *zusätzlichen* Antisemitismus haben wir importiert", oder?"

      Und der Ortsverband hätte antworten können: "Oh sry, das hatten wir auch überlegt, aber passte halt einfach nicht mehr in die Kachel. Schätze wir werden doch einfach die Schriftart kleiner machen dann gehts. Danke für den Hinweis."

      Ehrlich, war das jetzt so schwer?

  • Kommt mir so vor, als kämen die Demonstrationen einigen Menschen sehr gelegen, um so zu tun, als hätte Deutschland nicht schon vorher ein Problem gehabt mit Antisemitismus. Wird eine israelische Flagge verbrannt dann regt das gefühlt mehr Menschen auf, als wenn jemand Synagogen mit Hakrenkreuzen beschmiert, jüdische Mitmenschen beleidigt oder Friedhöfe verwüstet.

    Aber gut, vielleicht bin ich einfach nicht fremdenfeindlich genug, um diesen ganzen Bullshit zu verstehen.

    Kommentar bearbeitet. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.



    Die Moderation

    • @Jan Berger:

      Es ist seit Jahren die gängige Masche der Neurechten, zu behaupten der Antisemistismus in Deutschland sei "ausländisch". Selbst die AfD mit ihren Antisemiten wie Gedeon gibt dieser Tage im Bundestag den Israelfreund.

    • @Jan Berger:

      Bitte bei solchen Vorfällen von Rechtsextremen bitte auch anfangen zu relativieren da es ja auch linken und muslimischen Antisemitismus gibt und schon länger auch in Deutschland gab!.

      Finde ich immer faszinierend wie Leute versuchen Antisemitismus von migrantischen Gruppen zu relativieren. Btw. die Grauen Wölfe die bei den Demos mitgelaufen sind, haben mit der Ideologie der Nazis viel gemein. Aber wer weiß vlt. Sympathisieren sie ja auch mit solchen Gruppen.

      PS: Dass die Aussagen der AFD heuchlerisch sind weis jeder außer das eigene Klientel.

  • Jetzt ist es also rasstisch das auzusprechen was wirklich jeder!!! durch die Bilder aus dem im Internet und in der Tagesschau sich selbst zusammenreimen kann. Über Art und Weise kann man sicherlich diskutieren, aber wegschauen geht einfach nicht mehr.

    Obwohl "die Linke" es sich wohl selber mit dem Vorwurf des importierten Antisemitismus zu leicht macht, schließlich gibt es ja auch in der eigenen Reihe stramme "Antizionisten" und Gegner des "jüdischen Finanzkapitals". Zu sehen neulich etwa bei der Demo in Neukölln wo ein linker Bezirksvorstand bei einer "antisraelischen" Demo teilgenommen hat (die aufgelöst werden musste).

    • @UNKE:

      Das Problem an der Darstellung ist, dass sie Antisemitismus qua Milchmädchen kulturalisiert, also genau die Perspektive einnimmt, die die AgD verbreitet. Mehr muss dazu eigentlich nicht gesagt werden.

    • @UNKE:

      "Antiisraelisch" ist gleich "antisemitisch"? das ist genau die Argumentationsschiene, mit der versucht wird, die rechtsextreme Regierung, samt ihren Supremacists zu protegieren.

      • @Rinaldo:

        Waren denn die Demonstrationen wo vor deutschen Synagogen S* Juden gebrüllt wurden oder "Qassam bomb TelAviv" geschrien wurde antiisrealisch? (Die Taz hat hierzu übrigens auch berichtet)

        Sehr interassente Sichtweise. Also darf ich vor eine DITIB Moschee gehen und S* Türken rufen und zur Bombadierung von Ankara aufrufen um gegen die Diktatur in der Türkei zu protestieren?

        Wäre ja bloße Türkeikritik und alles andere wäre "eine Argumentationsschiene, mit der versucht wird, die rechtsextreme Regierung, samt ihren Supremacists zu protegieren".

        Nicht jeder der dort mitgelaufen ist muss gleich ein Antisemit sein, aber wie bei den Querdenkern muss auch hier gelten: wer mitläuft macht sich gemein.

    • @UNKE:

      Genau das habe ich auch gedacht. Aber ein echter Linker weiß, dass nicht sein kann was nicht sein darf. Und wenn es schon die CDU sagt, erst recht nicht. Aber keine Sorge, die parteieigenen Säuberungsmechanismen funktionieren: „Wechselt zur AfD …“.

    • @UNKE:

      Wer nicht-weiß ist kann trotzdem hier aufgewachsen oder gar hier geboren worden sein. Wenn Büttner zum Beispiel behauptet er könne Leuten im Fernsehen ansehen ob sie in Deutschland sozialisiert worden seien oder nicht, dann ist das vermessen und schlicht unmöglich. Nichtsdestotrotz gibt es spezifisch muslimisch untermauerten Antisemitismus. Den bekämpft man aber nicht mit der Drohung der Abschiebung oder der Forderung nach abgeschotteten Grenzen.

      • @LesMankov:

        Also wäre es ihnen lieber Antisemiten einzubürgern? Wie stellen sie sich dass auf Dauer vor? Würden sie auch jeden Neonazi aus Osteuropa die Decke hier ausrollen?

        Ich verstehe nicht was an einer kontrollierten Migration so verachtlich ist. Jedes Land hat das Recht selbst zu entscheiden wer herkommt und welche Personen es einbürgert.

        Und ja Antisemiten die hier Synagogen angreifen und S* Juden schreien können und müssen meiner Meinung nach falls möglich abgeschoben werden.

        Dass dort Türken der 3 o. 4 Generation mitlaufen sollte uns noch viel mehr daran erinnern was passiert wenn wir keine "gelungene" Integration hinbekommen.

        • @UNKE:

          Sehen Sie? Das ist das Problem an der Debattenführung. Sie unterstellen mir direkt ich würde Antisemiten einbürgern wollen. Dabei wollte ich darauf hinaus, dass migrantisch aussehen oder "muslimisch" aussehen nicht migrantisch-sein bedeutet. Es kann sehr gut sein, dass viele der nicht-weißen Menschen, die in den letzten Tagen antisemitisch in Erscheinung getreten sind, Deutsche sind (und damit nicht "importiert" und auch nicht "abschiebbar"). Statt "einzubürgern" oder im Schnellschuss für "Abschiebungen" von Antisemiten zu plädieren, die vielfach wahrscheinlich gar nicht abschiebbar sind, wäre ich dafür erstmal mehr über diese Menschen herauszufinden. Zum Beispiel aufzuklären wie sie aufgewachsen und zu Antisemiten geworden sind. Die Hetze auf der Demo in Gelsenkirchen ist ja ziemlich offensichtlich strafbar und wird ja auch derzeit von der Polizei und Staatsanwaltschaft verfolgt. Für mich geht es also jetzt eher darum langfristig die Strukturen zu bekämpfen, die junge nicht-weiße Menschen und junge Muslime zu Antisemiten werden lassen. Abschiebungen wegen in Deutschland zur Schau gestelltem Antisemitismus sind übrigens auch deshalb kontraproduktiv, weil sowas Leute nur weiter radikalisiert. Ich jedenfalls befürchte, dass antisemitische Syrer, die deswegen aus Deutschland abgeschoben werden, leichte Rekrutierungsbeute für islamistische Terrorgruppen in Syrien, im Libanon oder sonstwo sind. Mit deren Radikalisierung oder gar Bewaffnung wäre aber doch keinem Juden, weder hier noch in Israel, geholfen. Die Haltung, Leute für eine radikale politische Meinung nur ja hart zu bestrafen ist übrigens sehr nah dran an dem ganzen Lifestyle-Linke gehabe, wo es nicht um nachhaltige Lösungen geht sondern ausschließlich um das Gefühl das richtige gesagt und getan zu haben.

    • @UNKE:

      Die Überschrift halte ich auch für geeignet einen falschen Eindruck zu erwecken. Aus dem zitierten Post kann ich jedenfalls nicht entnehmen dass der Aussteller meinte Antisemitsmus in Deutschland sei nur ein importiertes Phänomen.

      Ihr seid besser als das Taz!

  • Leider muss Deutschland Antisemitismus nicht importieren. Nach wie vor haben wir selber mehr als genug davon.

    Bedauerlicherweise wird aber auch andersrum ein Schuh draus: dadurch, dass Deutschland zusammen mit den anderen NATO-Ländern ausgerechnet Saudi Arabien, Mauretanien und andere extremistische Länder unterstützt, und laizistische Regierungen in Irak oder Syrien bekämpft hat und weiter bekämpft, fördert diese Politik den Islamismus. Und der beinhaltet auch ein gerüttelt Mass an Antisemitismus.

    Man macht sich etwas vor, wenn man das nicht zur Kenntnis nehmen will.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Volker Birk:

      Nun hätten die "laizistischen" Regierungen nicht in regelmäßigen Abständen Massenmord am eigenen Volk begangen wären sie wohl unterstützungswürdig. Noch dazu sind diese Staaten nicht laizistischen noch waren sie es, das Staatsoberhaupt Syriens muss laut Verfassung Muslim sein, und Saddam machte in den 90er Jahren eine Wende zum Islamismus der unter anderem von einer Kampagne begleitet wurde wo tausende Frauen wegen Prostitution enthauptet wurden.

    • @Volker Birk:

      „…dadurch, dass Deutschland […] Irak oder Syrien bekämpft hat und weiter bekämpft, fördert diese Politik den Islamismus. Und der beinhaltet auch ein gerüttelt Maß an Antisemitismus."

      Na dann passt ja doch wieder alles und die Linke kann beruhigt feststellen: Die Deutschen sind auch am Antisemitismus der Araber schuld. Oder wie ist ihre Aussage sonst zu verstehen. Glauben Sie wirklich für den Judenhass in der Region braucht es die Deutschen (oder überhaupt Europäer)?

      Waren denn die syrische /irakische Regierung zuvor Freunde von Israel, bevor sie von den Deutschen/der NATO bekämpft wurden?

      • @Britzer:

        Leider war die BRD in früheren Jahrzehnten durchaus daran beteiligt, autoritäre Regime bei der Repression gegen Opposition zu unterstützen. Stichwort Savak im Iran, Giftgaslieferungen an Saddam Hussein im Irak. Etwas aktueller auch Panzer für Erdogan durch Rheinmetall. Diese Politik der Waffenexporte hat Spätfolgen. Es ist dadurch auch gesellschaftlicher Fortschritt behindert worden. Es soll nicht als Entschuldigung für Antisemitismus verstanden werden, aber die Situation in den Ländern des Nahen Ostens wurde dadurch auch nicht eben besser.

        • @aujau:

          Die Situation im Nahen Osten wird auch nicht besser, wenn ich mir die Nase schneuze oder es eben lasse. Man sollte schon entscheiden, auf welche Faktoren man abstellt.

          Die eher begrenzten - und für die Empfänger jederzeit aus anderen Quellen ersetzbaren - deutschen Waffenlieferungen in die Region sind KEIN geeigneter Aufhänger für Schuldzuweisungen. Für seine rassistische oder antisemitische Einstellung ist jeder Mensch zunächst mal selbst verantwortlich, und genau darum sollte es bei der Frage nach Antisemitismus und dem Umgang damit gehen.

          Dass wir Deutschen im Nahen Osten an dieser Stelle irgendeinen maßgeblichen Einfluss nehmen könnten, halte ich für illusorisch. Der dortige Antisemitismus hängt vor allem mit der Existenz des Staates Israel zusammen (wer mit DER kein generelles Problem hat, sondern nur z. B. mit der Politik der jeweiligen israelischen Regierung, ist im Zweifel auch kein Antisemit). Diese Existenz ist für Deutschland nicht hinterfragbar, also können wir auch nicht abhelfen, eher im Gegenteil.

          Anders sieht das mit Antisemtismus hierzulande aus. Der ist überall an der Wurzel zu packen, wo man ihn dingfest machen kann, und die Wurzel sind letztlich nicht irgendwelche politischen Umstände sondern die Menschen, in deren Köpfen dieser Hass wohnt und die ihn da gedeihen lassen. Für die darf es keinen Boden in unserer Gesellschaft geben, egal wo sie herkommen oder warum sie meinen, andere Menschen dafür hassen zu dürfen, dass sie Juden sind.

          • @Normalo:

            Was den deutschen Antisemitismus angeht, stimme ich zu, dass ist nur logisch. Auch der Einwand, dass die Waffenexporte aus BRD ersetzbar sind, ist leider wahr. Allerdings fällt doch auf, daß BRD allzuoft Regime unterstützt, welche Emanzipation verschiedener Richtungen unterdrückt. Und ich sehe es immer noch nicht als Entschuldigung für Antisemitismus, bei niemandem.

            • @aujau:

              "Allerdings fällt doch auf, daß BRD allzuoft Regime unterstützt, welche Emanzipation verschiedener Richtungen unterdrückt."

              Wohl nicht ausgerechnet deshalb. Stabile, freiheitlich-demokratische Rechtsstaaten dürften auch dem hartgesottensten Realpolitiker die lieberen Kooperationspartner sein.