piwik no script img

Die Grünen im WahlkampfAufregen über Habeck

In einem Interview hat der Grünen-Chef die Parteiposition zu Wikileaks-Gründer Julian Assange nicht sofort parat. Auf Twitter hagelt es dafür Häme.

Offenbart auch manchmal einige Wissenslücken: Grünen-Chef Robert Habeck Foto: Kay Nietfeld/dpa

Berlin taz | Man fragt das lieber nochmal bei der Pressestelle nach, sicher ist sicher. Fordern die Grünen die Freilassung von Julian Assange? „Wir wollen, dass Julian Assange aus der Auslieferungshaft freikommt“, sagt die Parteisprecherin am Mittwoch. „So, wie es Robert Habeck gesagt hat.“ Gut zu wissen, ganz genau wusste man das zuletzt nicht, und das lag am Vorsitzenden selbst.

Ein Videoschnipsel mit Grünen-Chef Habeck sorgte am Mittwoch in den Sozialen Netzwerken für Aufregung, auf Twitter trendete der Hashtag #Habeck – dort sammelten sich dutzende hämische Kommentare, viele von konservativen, liberalen oder ganz rechten Accounts. Was war passiert?

Habeck war Ende Januar der Einladung des Journalisten Tilo Jung gefolgt. Der interviewt in seinem Format „jung & naiv“ regelmäßig PolitikerInnen und veröffentlicht das Ergebnis auf Youtube. Am Ende des fast zweistündigen Gesprächs fragt Jung die Position Habecks zu verschiedenen Themen ab. Etwa: „Werdet ihr für eine Vermögensteuer kämpfen?“ oder „Werdet ihr für einen deutschlandweiten Mietendeckel kämpfen?“

Dann kommt Jung zur Außenpolitik. Er will wissen, ob die Grünen sich in der Regierung so wie für Alexei Nawalny auch für andere Dissidenten einsetzen werden, etwa für Julian Assange. Habeck antwortet: „Ja.“ Jung setzt nach. Ob Habeck die Freilassung von Assange fordere? Schließlich, fügt er hinzu, setzten sich die Grünen ja auch dafür ein, dass Nawalny freigelassen wird.

Nicht sehr trittsicher

Habeck antwortet: „Ein faires Verfahren fordern wir.“ Auf nochmalige Nachfrage („Warum nicht die Freilassung?“) ergänzt er: „Julian Assange muss, dazu gehört, dass er aus der Haft entlassen wird, muss ein Verfahren bekommen, das nicht politisch motiviert ist.“ Als Jung ihm vorhält, dass es bei Assange um ein politisches Verfahren gehe, dass das Ganze ein Angriff auf die Pressefreiheit sei, überlegt Habeck. Mehrere Sekunden vergehen. Dann sagt er: „Doch. Ich fordere die Freilassung von Julian Assange.“

Ändert der Grünen-Vorsitzende da innerhalb weniger Sekunden vor laufender Kamera seine Meinung? Weil ihn ein Journalist in die Enge treibt? So sehen es viele auf Twitter. „Der schnellste Flip-Flop der Welt“, kommentiert etwa FDP-Vorstandsmitglied Johannes Vogel. „Entweder Habeck hat keine Ahnung von der Sache oder er ändert binnen 40 Sekunden seine Meinung zu Assange“, schreibt ein Journalist der Bild-Zeitung.

Habeck wirkt in dem Video ohne Zweifel nicht sehr trittsicher, und er hat nicht sofort und präzise die grüne Position parat. Aber dass er die Meinung wechselt, stimmt nicht. Habeck sagt schnell, dass Assange aus der Haft entlassen werden müsse – und endet mit der offiziellen, allerdings verkürzten Grünen-Position.

Erst Anfang Januar sagte Margit Stumpp, die medienpolitische Sprecherin der Fraktion: „Wir schließen uns der Forderung des UN-Sonderbeauftragten Nils Melzer an, Assange jetzt schnellstmöglich aus der unrechtmäßigen Haft im Hochsicherheitsgefängnis zu entlassen.“ Unsouverän wirkt Habecks kurze Nachdenkpause dennoch: Bei anderer Gelegenheit wusste er nicht, wie die Pendlerpauschale funktioniert – oder was die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin) genau macht.

Ob es sinnvoll ist, zwei so unterschiedliche Fälle wie Nawalny und Assange in einen Topf zu werfen, ist allerdings eine andere Frage. Wikileaks-Gründer Julian Assange sitzt in einem britischen Gefängnis, zuletzt hatte ein Londoner Gericht entschieden, dass er nicht in die USA ausgeliefert wird. Die US-Justiz will ihn anklagen, weil er brisante Geheimdokumente veröffentlichte.

Alexei Nawalny ist ein russischer Oppositionspolitiker und Blogger. Nach einem Giftanschlag wurde er auch in Deutschland behandelt. Im Januar war er nach Moskau zurückgeflogen, wurde dort festgenommen und zu einer mehrjährigen Haft im Straflager verurteilt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

43 Kommentare

 / 
  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Jetzt ist häufig Werbung zu Klamotten zu sehen. Hier Lightintghebox.

    Ein Impressum gibt`s nicht. Kontakt: Chinesische Firma.



    Wenn die Jacke nicht passt, ist das euer Nachteil. Zurückschicken ist viel zu teuer.

  • Beim gebürtigen Lübecker Habeck frage ich mich, ob an den - durch Barschels Pfeiffer kolportierten - Frauengeschichen Björn Engholms nicht doch etwas wahres dran ist...

  • Wir leben in seltsamen Zeiten: Eine Detail-Nischenmeldung in einem Nischenmedium nach oben ziehen und dann für die Mehrheitsgesellschaft plötzlich von Bedeutung?



    Völlig egal, wer was hier im konkreten Fall und wie auch immer fordert, Assanges Schicksal wird davon keineswegs und nullkommanull beeinflusst.



    Und zu welchen Themen Habeck sattelfest ist entscheide ich für mich mal ganz woanders.



    Und für die Aufgeregten: YouTube- oder Twitter-Fasten als Zukunftsentwurf ?

  • Ich habe mir das wirklich angetan und das ganze Interview angeschaut.



    Fazit:



    Seine Korrektur zu Assange aufgrund der quasi beherzten "Richtigstellung" von Jung, also der Gang durch die richtige Tür, interpretiere ich dahingehend, dass Habeck ziemlich schnell beeindruckbar ist. Mehr nicht. Dennoch bleibt der fade Nachgeschmack, dass Habeck ideologisch im falschen Boot sitzt, wenn es um Menschenrechte geht.

    Viel erstaunlicher sind die vielen Aussagen von Habeck zur Ökonomie, die darauf schließen lassen, dass er sich noch nicht einmal mit Grundzügen der kapitalistischen Gesellschaft auseinander gesetzt hat. Seine Idee, den Kapitalismus mit vielen kleinen Einzelmaßnahmen zu reformieren oder zu überwinden, entbehrt auch jeder Einsicht in die Machtverhältnisse.

    Hinzu kommt sein oft seltsames Geschwurbel, das darauf schließen lässt, dass er gerne unreflektiert aus der Hüfte schießt.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch stimmt zu!

    “Jung&Naiv

    taz.de/Die-Gruenen...ahlkampf/!5753820/



    "Habeck war Ende Januar der Einladung des Journalisten Tilo Jung gefolgt. Der interviewt in seinem Format „jung & naiv“ regelmäßig PolitikerInnen und veröffentlicht das Ergebnis auf Youtube" “- Wer Jung ist, ist bekannt, aber wer ist Naiv?“

    kurz - Na Schaugnmer mal. Dann Sehgnmers scho. Gellewelle&Wollnich!



    & Däh



    “Ähnlich



    1.



    ahnungslos



    arglos



    blauäugig



    einfältig



    gutgläubig



    gutmütig



    harmlos



    infantil



    kindlich



    leichtgläubig



    nichts ahnend



    sorglos



    treuherzig



    unbefangen



    unkritisch



    unschuldig



    vertrauensselig



    treu



    oft abwertendgrün



    kritiklos



    umgangssprachlich abwertendtreudoof



    2.



    beschränkt



    bieder



    dumm



    dümmlich



    einfältig



    töricht



    unbedarft



    blöd



    dämlich



    doof



    dusselig



    strunzdum“ - 😱 -

    Na sucht‘s euch raus! - 🥳 -

    kott2 - Komisch. “Abgefuckt“ - ist nicht dabei - 🤑 - Merkwürdig - 🤫 -

  • Schön wäre die Antwort gewesen: kann ich nicht sagen, habe ich mich in letzter Zeit nicht intensiv mit beschäftigt. Das wäre zumindest meine Antwort gewesen. Man kann nicht alles wissen, nicht mal als Parteichef

    • @Yessir Icanboogy:

      Meine auch.

      Darum sind Sie und ich aber auch nicht Parteichef.

      Sie sehen ja, was daraus wird.

      Ehrlichkeit honorieren die gemeine Wählerin und der gemeine Wähler nicht.

  • Lächerlich, da wird jemand zum Nachdenken angeregt, denkt live nach, entscheidet sich live für die bessere Position und man macht sich darüber lustig?

    Robert Habeck hat Haltung bewiesen! Dafür bekommt er meinen Applaus.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Ein schlechter Ruf beim politischen Gegner ist besser als gar keiner. RH hat alles richtig gemacht.

  • Für mich ein Paradebeispiel für einen Sturm im Wasserglas. Da hatte Herr Habeck auf eine Frage nicht direkt die passende Antwort. Kommt vor, so what?



    Das jetzt versuchen von interessierter Seite zu skandalisieren ist doch ziemlich billig.



    Und dabei halte ich selbst nicht viel von Habeck.



    Etwas Offtopic, aber mal allgemein gefragt: Sind solche Diskussionen auf Twitter wirklich so relevant wie es in den Medien immer dargestellt wird? In meinem Bekanntenkreis (Alter 30-40) nutzt es keiner, auch sonst kenne ich persönlich niemanden.



    Ist subjektiv, natürlich, aber mit scheint das es überproportional von Journalisten und Medienmenschen genutzt wird und diese im eigenen Saft schmoren.



    Kann es sein das Twitter und solche "Shitstorms" maßlos überschätzt werden?

    • @Phili:

      Ganz klar ja. In jeder Hinsicht. Und es wird sich auch generell zu viel damit beschäftigt. Niemand würde auf die Idee kommen, die Sprüche irgendeines belanglosen Dorfstammtischs zur öffentlichen Debatte zu machen.

      Ich bin mir nicht sicher, was mir Artikel sagen wollen, die sich damit befassen, dass auf sozialen Netzwerken, in einem Wahljahr, hämische Kommentare zu Politikern abgeben werden.



      Noch dazu von BILD Journalisten und irgendwelchen FDP Hinterbänklern.

  • Da fällt mir Carsten Linnemann ein, den „Wirtschaftsmann“ der Cdu. Als er kürzlich bei Markus Lanz im Zusammenhang mit Corona gefragt gefragt wurde, wie man den die Innenstädte attraktiver mache könne, kam außer Gestottere und mehr Parkplätze auch nichts Gescheites.

    • @Senza Parole:

      Da gibt es ja auch keine Konzepte zu.

      Hat er dann ja richtig wiedergegeben.

      Sehen die anderen Parteien wohl ähnlich.

  • Den vorletzten Absatz verstehe ich nicht: warum bewertet der Autor die Fälle Assange und Nawalny als "so unterschiedlich"? Beides sind Menschen, die aus politischen Gründen in Haft sitzen, und wegen ihrer politischen Aktivität in Lebensgefahr sind. Dass Assange noch für Taten verfolgt wird, die er nicht in dem Land gemacht hat das ihn verfolgt (USA), macht den Fall eigentlich noch krasser; dass ein Habeck dazu rumstottert erstaunt mich schon.

    • @undnix:

      Liegt vielleicht daran, dass die Russen Nawalny ermorden wollten, die Amis Assange - soweit bekannt - hingegen nicht.

      Und ob Assange jetzt von den USA, Australien oder Timbuktu aus US-Militärangehörige zum Gemheimnisverrat überredet hat (so der Vorwurf) und diese Geheimnisse dann online zugänglich gemacht hat, ist ja nicht nur aus Sicht der Ankläger nicht der springende Punkt.

  • Natürlich hagelt es auf Twitter Häme.

    Auf Twitter hagelt es immer. Selbst im Sommer noch. Wer glaubt das Hagel auf Twitter ein Wetterbericht sei, der glaubt auch dass die Erde flach ist.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Ein bisschen unfair ist das schon. Journalisten bereiten sich tagelang auf ein Interview vor und halten dann einem Menschen das Mikro unter die Nase.



    Der/die soll dann wie aus der Pistole geschossen eine eindeutige, klare Antwort geben, die auch zu 100% der Parteilinie entspricht.

    Er hat sich zur Freilassung bekannt. Immerhin. Dass nicht jeden Tag Menschen wegen Folter und Haft bei Assange auf die Straße gehen ist bedauerlich, aber ist jetzt nicht allein die Schuld der Grünen.



    Von den anderen Parteien hört man was?

  • Na, man muss ja nur hinsehen, woher die Häme kommt. Dann wird sie sofort zum Kompliment.

  • Interessant das sich gleich ein FDP-Politiker zu Wort meldet. Bei seinen eigenen Schößlingen, ich erinnere an Thüringen, aber nonchalant die Klappe hält....

    Aber mit Faschos regieren wollen und dann zurückziehen, weil doch bissel zuviel Kritik kam, ist natürlich völlig in Ordnung. Man wird es ja wohl mal probieren dürfen...

  • Auch ich wüsste gerne, was die BaFin eigentlich genau macht (*winkt @ALEXANDER MOTHES zu*).

  • "oder was die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin) genau macht."



    Das weiss die ja selber wohl nicht so genau => siehe Wirecard & Co...

  • Frage: Was ist ein Habeck?



    Antwort: Die Maßeinheit zwischen zwei Fettnäpfchen.

    • @Linksman:

      Als ich noch zur Schule ging, war das 1 Kohl.

  • Das wäre Annalena nicht passiert.

    • @Kunz:

      Nein, die hätte Assange längst durch eine Kobold-Armee befreit.

      Und im Ernst: Ein Versprecher oder eine Position zu jedem politischen Thema, das man gefragt werden könnte, parat zu haben, erwarte ich nun nicht. Die Welt ist in der Regel etwas komplexer.

  • Wer auf jede schwachsinnige Journalistenfrage sofort seine Antwort präsentieren kann werfe den ersten Stein.



    Geht es eigentlich noch! Nur weil Mensch ein paar Sekunden über eine gestellte Frage nachdenkt wird ihm das gleich als Schwäche ausgelegt.

    Auch hier wieder die substanzlosen Wahlkampfreflexe der Wettbewerber. Weil die halt scheinbar sonst nichts Substantielles zur Diskussion anbieten können. Das sagt doch schon alles über die Qualität der Mitbewerber.

    Die Grünen verhalten sich zu dieser durchsichtigen Wahlkampfstrategie der Mitbewerber leider viel zu zurückhaltend. Das schafft in Folge den Eindruck von Schwäche.



    Um aus diesen durchsichtigen Wahlkampfmanövern raus zu kommen, hilft wohl nur durchzustarten und nicht zu warten.

    • @Sonnenhaus:

      Wer auf jede schwachsinnige Journalistenfrage sofort seine Antwort präsentieren kann werfe den ersten Stein.

      Besser hätte ich es auch nicht sagen können...

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Schweden sollte garantieren das er nicht ausgeliefert wird und dann einen fairen Prozeaa durchführen, für Die Zeit muss er nicht inhaftiert sein. Entweder er wird freigesprochen oder die Strafe wird aufgerechnet in jedem Fall käme er frei. Aber ihn einfach freilassen geht nicht.

    • @83379 (Profil gelöscht):

      Schweden hat den Fall doch schon längst fallen gelassen. In Uk sitzt er im Knast weil er gegen Auflagen verstoßen hat , als er in die Botschaft gegangen und dort geblieben ist.

      • @Gunnar Roth:

        Eine ergänzende Hintergrundinformation - als Assange noch ziemlich frisch inder Botschaft eingezogen war, traf ich auf einer dieser Nerd-Veranstaltungen im politischen Berlin Leute aus seinem deutschen Support-Team, und fragte, warum sie diese "Asyl in Deutschland"-Kampagne machen würden, denn angesichts der damals gerade anrollenden Untersuchungen zum NSU-Komplex und Sachsensumpf, angesichts von Five Eyes und "Ausspähen unter Freunden", der immer deutlicher werdenden Verfilzung von CDU/CSU und AfD/Naziterroristen etc schien mir Deutschland weniger als sicherer Hafen denn als ein Land, in dem Assange sehr schnell als verbrannte Leiche enden würde.

        Die Antwort war etwas unerwartet, denn das Problem war dem Support auch klar - der eigentliche Sinn der Kampagne sollte sein, Merkel unter Druck zu setzen, Farbe zu bekennen...

        Da kannten die Nerds aber Merkel schlecht, denn die hat die Sache natürlich einfach weggelächelt, totgeschwiegen und ausgesessen.

        Alles, was erreicht wurde, war, Assange in der öffentlichen Wahrnehmung zu einer jener Heldenfiguren mit Übermenschenaura und Hang zur Selbst- und Fremdgefährdung aufzubauen, denen die Deutschen seit etlichen Generationen liebend gern hinterherhecheln. (Ein ekliges aktuelles Beispiel ist Hildmann: die einen verehren ihn wie einen Gott, für die anderen hat er bei aller Ablehnung immer noch die toxische Faszination eines ICE-Unglücks)

        Das vorläufige Endergebnis: Assange ist noch nicht mal im UK und in USA so medienpräsent wie in der BRD; dort ist er in den Politiknachrichten, wann immer es eine neue Entwicklung in der Rechtssache gibt, hier ist er auch ohne konkreten Anlass ein Pagerank-Garant für die Social-Interest-Sparte.

        Und das war der Fallstrick, über den Habeck gestolpert ist: der Durchschnittsdeutsche nimmt es extrem übel, wenn man seinen Idolen nicht mit inbrünstiger Ehrfurcht begegnet.

    • @83379 (Profil gelöscht):

      In Schweden ist längst nichts mehr gegen Assange anhängig. Das war lediglich konstruiert, um seiner für die USA habhaft zu werden.

      Ach ja, Assange ist in einem Hochsicherheitsgefängnis in Isolation weil er gegen die Bewährungsauflagen verstoßen hat, indem er in der Ecuadorianischen Botschaft Asyl nachfragte.

    • @83379 (Profil gelöscht):

      Unsinn. In Schweden gibt es nichts mehr zu prozessieren. Die Fakes sind doch längst geklärt.



      Er sitzt als Folteropfer in einem Knast, der nichts mit Menschenwürde zu tun hat.

    • @83379 (Profil gelöscht):

      Ha? Schweden hat die Anschuldigungen fallengelassen.

      Warum geht einfach freilassen nicht?

      Einen größeren Anschlag auf die Presserfreiheit und Rechtsstaatlichkeit als den Fall Assange gibt es in Europa derzeit nicht.

      • @dumpfisttrumpf:

        Och naja, mir würden da die ermordeten Journalisten Ján Kuciak in der Slowakei, Daphne Galizia in Malta, Lyra McKee in Nordirland und natürlich noch Dutzende ermordete Journalisten in Russland einfallen.

        • @AlexA:

          Sehr gut. Im Gegensatz zu Assange wir mir über diese Menschen und Fälle viel zu wenig berichtet.

  • Nennt mich naiv. Aber ich finde, dass es Habeck durchaus sympathisch macht, wenn er bei einer Frage auch mal nachdenkt und nicht gleich die Parteiparole raushaut. Dass er mit kurzen Statements nicht gerne zurechtkommt, hat man auch bei der Aufgabe seines Twitter Accounts gesehen, was ich ihm hoch anrechne.



    Und der Hinweis im Artikel, dass Nawalny und Assange nicht einfach so 1:1 vergleichbar sind, ist absolut richtig. Guter Taz-Journalismus, finde ich. Da war die journalistische Frage von Jung eher unglücklich, vielleicht sogar naiv.



    Habeck wird dadurch für mich jedenfalls nicht zum schlechten Menschen.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @alexxcologne:

      Sehe ich ebenso. Nachdenken ist viel besser als Bla-bla-Statements!

    • @alexxcologne:

      Zustimmung! Assange ist echt ein langes Kapitel mit vielen Pirouetten, die Frage war unter Zeitdruck und trotzdem souverän beantwortet! Robert Habeck hat in dem intensiven 2-Stunden Interview in extrem vielen Bereichen druckreife, pointierte und kenntnisreiche Antworten gegeben und vor allem auch gezeigt, wieviel Hochachtung wir eigentlich vor kluger Politik haben müssten, weil es ein schwieriges Geschäft ist. (Hand aufs Herz: wer hat es komplett gesehen? www.youtube.com/watch?v=2XI35NcKMHA). Eine tolle Umschau allgemeiner gesellschaftlichen Themen, noch nicht sehr konkret umgemünzt in politische Forderungen, aber endlich mal ein Blick in die Zukunft und eines Politikers am Anfang eines neuen Jahrhunderts würdig. Er hat auch nicht wie die Bundeskanzlerin eine Horde von Menschen um sich, die sie vor öffentlichen 5 (!) -Minuten Auftritten exklusiv briefen. Wen oder was wollen wir denn? Phrasenschweine oder authentische Politiker*innen mit persönlichen Antworten? Von den Worthülsen von Angela Merkel bin ich nur noch genervt, sie legt jedes Wort auf die Goldwaage, ihre Haltung wird dadurch vollkommen unkenntlich. Würden sich Markus Söder oder Armin Laschet zwei Stunden Tilos Fragen in dieser Ernsthaftigkeit auf diesem Niveau stellen? Mit dieser Analyse? Das Interview ist großartig, Habeck ein kluger Mensch, demütig und respektvoll vor der möglichen Aufgabe, er und Anna Lena Baerbock sollen regieren, dann können sie ihre wahre Stärke beweisen! Ich bin für Anna Lena als Kanzlerin, das wäre wirklich genial. Mir letzten Endes fast egal, Hauptsache mit Grün-Rot-Rot!!! Schwarz-Grün wäre der Tod im Topf. Ich feiere das hier in Berlin wirklich ab: Mietendeckel, Pop-Up-Radwege, super Kulturpolitik, kostenloser öffentlicher Nahverkehr für alle Kinder in Schule und Ausbildung, das geht hier alles in die richtige Richtung!

      • @rosa :

        Zum einen das, aber so was von! - und zum anderen bin ich mir nicht sicher, ob Habeck nicht schneller geantwortet hätte, wenn die unter dubiosen Umständen inhaftierte Person Disha Ravi gewesen wäre.

        Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass von CDU, CSU, FDP, AfD und vermutlich auch SPD so ziemlich kein Schwanz gewusst hätte, wer Disha Ravi ist, auch nach erklärendem Nachhaken nicht.

        Zu Assange kann ich nur sagen: seine aktuelle Behandlung ist ein Unding - aber er hat wieder und immer wieder deutlich gemacht, dass er die gute Sache hinter sein mieses Ego zurückstellt. Nur Naive halten ihn noch für einen guten Posterboy, und wer seinen Jugendblog gelesen hat, der weiß auch, warum er kein guter Posterboy ist: er ist bei allem was er tut ein Kämpfer in eigener Sache, erkennt kein Gesetz an außer seinen eigenen ziemlich willkürlichen Regeln. Manning, Snowden, Lauri Love, Aaron Swartz - denen ging es ums Inhaltliche, und nicht darum das Inhaltliche als Trittleiter zur Selbstüberhöhung zu benutzen. Insofern finde ich die Aufregung um Habecks Zögern übelst gekünstelt. Ja, Assange verdient bessere Behandlung - aber eben keine Vorzugsbehandlung gegenüber anderen Opfern einer politisierten Justiz, und derer gibt es viele. Die Grünen sind keine Partei, die sich hergibt für den Personenkult des starken Mannes, der über dem Gesetz steht und sich für den Pol der Welt hält, und das ist auch verdammt gut so.

        Oder drehen wir die Sache einfach mal um: was sagt Tilo Jung denn zum Fall Oury Jalloh? Google meint: so ziemlich gar nix.

        Und für "Mir letzten Endes fast egal, Hauptsache mit Grün-Rot-Rot!!! Schwarz-Grün wäre der Tod im Topf" eine besonders dicke Zustimmung! Was dieses Land braucht, ist eine sachkundige Regierung wie zB in Neuseeland, Island, Norwegen, Finnland, Taiwan, ..., die Menschlichkeit nicht penetrant mit den Füßen tritt, und Staat und Gesellschaft nicht als ihre leibeigenen Dukatenscheißer behandelt. Auf Führer*innen verzichte ich dankend!

      • @rosa :

        G-R-R kommt nicht, da Grüne und SPD auf Auslandseinsätze, Führung der USA und NATO-Gehorsam setzen.

    • @alexxcologne:

      auf den Punkt gebracht - sehe ich genauso

      • @Alexander Mothes:

        Selig seien die Ahnungslosen, denn ihnen ist der Himmel.

    • @alexxcologne:

      Außerdem richtet sich meine Wahlentscheidung nun nicht danach, wie gut die Spitzenkandidaten ihr Wahlprogramm auswendig gelernt haben.