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Waldbesetzer im Dannenröder Forst Foto: Jannis Große

Widerstand gegen AutobahnbauUnter Waldmenschen

Sie sind jung, sie trotzen der Kälte und sie geben sich Fantasienamen. Wie „Alice“, „Schwurmel“ und all die anderen den Dannenröder Wald retten wollen.

Katharina Schipkowski
Erik Peter
Von Katharina Schipkowski und Erik Peter aus Dannenröder Wald

O ben in der Krone der alten Eiche, die noch grüne Blätter an ihren knorrigen Ästen trägt, sind die Besetzer*innen kaum zu erkennen. Fünf Personen sitzen in den dicken Astgabelungen und auf einem Holzplateau in rund 15 Metern Höhe. Die Luft ist klar und mild, es könnte ein idyllischer Ort sein; doch das ist es nicht. Die Polizei hat den Bereich weiträumig abgesperrt. Von unten nähert sich eine Kranbühne mit Höhenkletterern. Langsam schiebt sich der metallene Kran durch die Zweige vor. Hin und wieder fällt ein Schlafsack oder ein Ast zu Boden.

Der Herrenwald in Nordhessen, rund 30 Kilometer östlich von Marburg, ist dieser Tage der Schauplatz eines erbitterten Kampfs zwischen Naturschützer*innen auf der einen und dem Bundesverkehrsministerium sowie der hessischen Landesregierung auf der anderen Seite geworden. Das Herzstück des umstrittenen Terrains ist der Dannenröder Wald, der Zankapfel eine Autobahn, die Kassel und Gießen miteinander verbinden soll. Im Hintergrund aber geht es um mehr – um Mobilität im Jahr 2020, um die Verkehrswende, um die Klimakrise und auch um die Verantwortung der Grünen, die in Hessen das Verkehrsministerium leiten.

„Grandma“ haben die Besetzer*innen die alte Eiche getauft, aus deren Krone sie nach und nach geholt werden. Am Boden reißen Harvester, riesige Holzerntemaschinen, Bäume in einem einzigen Stück heraus. Ein Räumpanzer walzt sich über den Waldboden, es kracht und knackt, als er das Unterholz vor sich herschiebt. In rund 100 Metern Entfernung steht „Grandpa“, eine ähnlich alte Eiche, die ebenfalls besetzt ist. Dort ist die Polizei noch nicht zugange, zwischen dem Kreischen von Kettensägen und dem Knacken der fallenden Baumstämme weht hin und wieder der Klang von Gitarrenmusik herüber. Zur Melodie von „Bella Ciao“ ertönt aus dem Baumhaus: „Diese Eiche, 300 Jahre, darf nicht für Eure Straße fallen.“ Sie bleiben heute ungestört und verbringen die Nacht im Baum. Die Hebebühne an der Eiche „Grandma“ hingegen fährt bis zum Einbruch der Dunkelheit noch mehrfach hoch und runter. Am Abend sind alle Aktivist*innen am Boden.

Diese Eiche, dreihundert Jahre alt, darf nicht für Eure Straße fallen

Gesang aus einem Baumhaus im Herrenwald zur Melodie von „Bella Ciao“

Der Konflikt um den Dannenröder Wald schwelt seit einem Jahr, der um die Autobahn A49 seit 40 Jahren. Die ersten Pläne für die Schnellstraße stammen noch aus den 1970er Jahren. Abschnitt für Abschnitt wurden über die Jahrzehnte gebaut, die letzten 40 Kilometer Asphalt zwischen Schwalmstadt und Gemünden 2012 besiegelt. Aber weil die Lastwagen und Fernbusse nicht durch die Kleinstadt brettern sollen, macht die geplante Autobahn einen großen Bogen um Stadtallendorf mit seinen 20.000 Bewohner*innen – und verläuft stattdessen durch den Wald. Über 100 Hektar sollen dafür abgeholzt werden.

Am nächsten Morgen zeigt Charlie Linde auf den riesigen Baumstumpf neben ihr. „Heute früh habe ich sie so vorgefunden.“ Der gefällte Baum ist „Grandma“. „Kaltblütig umgelegt“, sagt die junge Frau mit der Wollmütze tief in der Stirn, die für die Besetzer*innen Social-Media-Arbeit macht. Wie die meisten Waldaktivist*innen nennt sie ihren richtigen Namen nicht. Nicht nur gegenüber Fremden, auch untereinander sprechen sich die Aktivist*innen mit Waldnamen an. Sie nennen sich Coyote, Momo, Lola, Wiesel oder Fuchs, viele malen ihre Gesichter in Tarnfarben an, um sich gegen eine Wiedererkennung auf Fotos oder durch Polizist*innen zu schützen.

In dem Tweet, den „Linde“ später postet, heißt es: „Dieser Baum war älter als eure beschissenen Autos“. Er bekommt 2.000 Likes. „Linde“ ist 23 Jahre alt und hat sich, wie viele hier, bei Fridays for Future engagiert, bevor sie in den Wald kam. Offiziell ruft die Bewegung nicht zur Waldbesetzung auf, sondern arbeitet lediglich in einem Bündnis aus 30 Gruppen mit, die die Autobahn verhindern wollen. Sie übernehmen organisatorische Aufgaben in den Camps oder melden Demonstrationen an. Bisher entspricht es nicht dem Kurs der Schüler*innenbewegung, zu Massenblockaden oder radikaleren Aktionsformen wie etwa dem Anketten an Bäumen aufzurufen.

Dennoch fällt auf, wie jung viele Baumhausbewohner*innen sind, erst 15 oder 16 Jahre alt. Viele betonen, bei Fridays for Future aktiv zu sein, aber hier unabhängig unterwegs zu sein. Als im Sommer 2018 der Hambacher Forst bei Aachen zum Kristallisationspunkt der Klimabewegung wurde, war Fridays for Future noch nicht geboren, ein Teil der heute Anwesenden noch zu jung. Jetzt sind sie da – der Konflikt im Dannenröder Wald ist ihr „Hambi 2.0“.

Die Bebauung und Befestigung des „Danni“ genannten Walds ist größer, als es die im „Hambi“ war. Der Dannenröder Forst ist ein gesunder Mischwald mit Eichen und Buchen, ein Vorzeigewald der nachhaltigen Forstwirtschaft. Das Blätterdach ist dicht, der Boden mosig und feucht, kleine Bäche laufen hindurch, viele Pilze bewachsen die Baumrinden. Bedrohte und selten gewordene Tiere wie Kammmolche, Feuersalamander und Bechsteinfledermäuse sind hier und im benachbarten Herrenwald zu Hause.

„Grandma“ haben Besetzer die uralte Eiche genannt. Jetzt ist sie gefällt Foto: Jannis Große

Außerdem liegt ein Trinkwasserreservoir unter den Wäldern. Die Naturschutzverbände haben mehrfach gegen die Rodung geklagt, aber letztlich ohne Erfolg. Im Juni hat das Bundesverwaltungsgericht eine Klage des BUND abgewiesen, allerdings nicht ohne einzuräumen, dass die Rodung gegen die EU-Wasserrahmenrichtlinie verstößt. Die Pläne, die vor Inkrafttreten der EU-Richtlinie beschlossen wurden, sind aber dennoch gültig.

Ein neues Baumhaus

Am Donnerstagabend hängen „Alice“ und „Schwurmel“ auf zwei drei Meter voreinander entfernt stehenden Buchen. Sie haben ein Seil zwischen sich gespannt und einen Seilzug angebracht. Vier Helfer*innen am Boden ziehen an einem Tau mühevoll einen geschälten Baumstamm Stück für Stück in die Höhe. Auf dem Querbalken soll ihr neues Baumhaus entstehen, etwa fünf Meter hoch und mit Platz für drei Personen. Damit es weniger zugig ist als in ihrem bisherigen Zuhause, soll es vollständig geschlossen sein, auch Fenster wollen sie einbauen.

Der sportliche „Alice“, ein Sozialarbeiter, trägt einen dicken gestreiften Wollpulli und einen Klettergurt, an dem sein Werkzeug befestigt ist. Geduldig erklärt er, mit welchen Knoten der Stamm zu befestigen ist. Dennoch sagt er, empfinde er Zeitdruck. Weil es „ungewiss ist, wann die Räumung im Danni beginnt“.

Vor einem Jahr haben Aktivistinnen angefangen, erste Baumhäuser im Dannenröder Forst zu errichten. Rund 30 Personen überwinterten in den Bäumen. Als das Gericht im Juni die Hoffnung auf den Ausbaustopp zerschlug, zogen mehr und mehr Klimaaktivistinnen in den Wald.

Wer heute den matschigen Weg vom Unterstützer*innen-Camp in Dannenrod in den Forst hineingeht, kommt an meterhohen Barrikaden und dreibeinigen Konstruktionen aus Holz, Tripods genannt, vorbei, bevor es zu den mittlerweile 13 Baum­haus­dörfern geht. Die höchsten befinden sich in über 20 Meter Höhe, man erreicht sie nur über Seile. Manche der Häuser sind mehrstöckig, haben Gemeinschaftsräume, Solarpanels und IT-Infrastruktur.

Polizeikette im Wald. Kaum sind Besetzer geräumt, sind sie schon wieder zurück Foto: Jannis Große

Mit jedem Tag, an dem noch keine Räumpanzer rollen, wächst diese Struktur. Während die Polizei damit beschäftigt ist, den Herrenwald zu räumen, tönen Hammerschläge durch den Dannenröder Forst. Es ist die Ruhe vor dem Sturm.

Dürrenmatt bleibt ungelesen

Freitagfrüh im Herrenwald, nicht weit hinter den alten Eichen, sitzen „Alice“, „Schwurmel“ und eine Mitstreiterin auf einem Plateau, das sie hier in der Dunkelheit der Nacht errichtet haben. Eine weitere Aktivistin baumelt unter ihren Füßen in einer Hängematte. Die Gruppe ist aufgekratzt ob ihres nächtlichen Coups – und bestens vorbereitet. An einem Ast hängt ein Rucksack mit Verpflegung, die Lehramtsstudentin „Schwurmel“ hat Bücher dabei. Doch Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ muss warten, denn die ersten Polizist*innen nähern sich im Unterholz.

„Cops von Süden“, schallt es von einem anderen Baum, „Cops an der Grandma“ von einem anderen. Erst in diesem Moment wird klar, wie viele Aktivist*innen über Nacht erneut Bäume im Herrenwald besetzt haben. Einige sitzen in Astgabeln drei Meter über dem Boden, andere Freeclimber sind fünfzehn Meter hoch in eine Tanne geklettert. Insgesamt sind es 30 Menschen, die die Rodungsarbeiten an diesem Tag behindern wollen.

Durch das Gestrüpp der gefällten Bäume sind nur die Helme der hessischen Hundertschaft zu erkennen. Als sie die Baumgruppe erreichen, spurten einige von ihnen plötzlich los. Sie stürzen sich auf einen Aktivisten zwischen den Bäumen, legen ihm Handschellen an und tragen ihn weg. Der restliche Einsatz läuft ruhig und routiniert. Für die Polizei, die mit Tausenden Beamt*innen aus dem ganzen Bundesgebiet vor Ort ist, ist die Räumung auch eine Geduldsprobe. Die aus den Bäumen geholten Aktivist*innen bekommen lediglich einen Platzverweis, ihre Personalien werden nicht aufgenommen. Wer keine Straftaten begeht, sich nicht aktiv zur Wehr setzt, muss keine Anzeige fürchten – und kann am nächsten Tag schon wieder da sein. Dann muss die Polizei erneut räumen, bevor die Harvester ihre Schneise weiter durch den Wald schlagen können. So geht das Katz-und-Maus-Spiel hier seit Tagen, hundert Meter am Tag kommen die Fällarbeiten vielleicht voran. Warum lässt die Polizei das zu? „Wir können nicht den ganzen Wald abriegeln“, sagt eine Polizeisprecherin.

Scheiß drauf oder was? Für 30 Minuten weniger Fahrtzeit scheißt ihr auf das Wasser, auf die Bäume, auf die Luft?!

„Alice“, Baumhausbewohner, zu einem herannahenden Polizisten

Vor ihrem Plateau herunter diskutieren Alice und Schwurmel mit einem grauhaarigen Polizisten. „Wissen Sie, wie viele Menschen versorgt werden mit dem Wasser, das in diesem Wald gespeichert ist?“, fragt Alice, von dem hinter Schal und Mütze nur die Augen zu erkennen sind. Der Beamte kennt die Antwort: „500.000.“ „Scheiß drauf, oder was?“, frag Alice erzürnt, „für 30 Minuten weniger Fahrtzeit scheißt ihr auf das Wasser, auf die Bäume, auf die Luft?!“

Festnahmen und Verletzte gibt es bislang wenige. Auch Krawall bleibt die Ausnahme. An den beiden vergangenen Wochenenden wurden voll besetzte Polizeiautos mit Steinen beworfen. Wer kein Verständnis für die Besetzer*innen hat, lastet ihnen zudem einen Unfall auf der A3 bei Idstein an. Aktivist*innen hatten sich dort mit einem Transparent von einer Brücke abgeseilt, die Autobahn musste gesperrt werden. Am Stauende krachte ein Auto in einen Lkw, ein Mann wurde schwer verletzt.

Gereizte Stimmung in der Kleinstadt

In Stadtallendorf ist die Stimmung gereizt. Die Verkehrssperren, das Polizeiaufgebot, „das bringt nur Unruhe“, sagt eine Verkäuferin der Bäckerei Bubenheim. Vor ihrem Laden, an der Hauptstraße, donnern minütlich schwere Lkws vorbei. Fünf bis sechs mal am Tag müsse sie die Tische abwischen, die Autobahn würde eine deutliche Entlastung für den Ort bedeuten. „Wir sind hier alle für die Autobahn“, sagt sie. Ein Mann in der Schlange formuliert seine Gedanken zu der Waldbesetzung so: „Baseballschläger einpacken und drauf da.“ Sein Opa, bald 100 Jahre alt, habe nur noch einen letzten Wunsch: „Dass die Autobahn bald kommt und er endlich Ruhe hat.“

Einer anderen Kundin tut es zwar leid um den Wald, in dem sie als Kind gespielt habe. Aber durch den Lkw-Verkehr an der Bundesstraße habe sich das Fundament ihres Fachwerkhauses schon abgesenkt. Für die Aktivist*innen, die aus anderen Teilen Deutschlands herkommen, um sich für die Natur einzusetzen, hat sie kein Verständnis. „Die sollen sich um ihre scheiß Flüchtlinge kümmern“, zürnt sie.

Nicht alle Anwohner*innen denken so. Katharina Jacob und Martin Krauß, beide Mitte 50 und berufstätig, stehen seit dem Morgen an einer Mahnwache südlich von Stadtallendorf. Sie dient als Anlaufpunkt für Aktivist*innen, falls die Polizei doch versuchen sollte, den Herrenwald abzusperren. Zu einer angemeldeten Veranstaltung muss der Zugang gewährleistet sein, das gebietet das Versammlungsrecht. Von hier sind es nur wenige Minuten Fußweg in den Wald. „Es ist ja auch unser Wasser, was hier verhunzt wird“, sagt Jacob auf die Frage, warum sie hier sind. „Viele bürgerliche Leute engagieren sich hier.“ Mit dem BUND und dem Nabu haben sie die Klage gegen die Autobahn unterstützt, aber mit jedem Urteilsspruch zugunsten der Autobahn ein bisschen mehr die Hoffnung verloren. „Die Besetzung hat uns wieder neuen Mut gegeben“, sagt Jacob.

Die Polizei bei der Räumung eines Baumhauses Foto: Jannis Große

Die Lehrerin und der Erzieher haben die Schulferien genutzt, um die Aktivist*innen zu unterstützen – täglich haben sie Besetzer*innen mit dem Auto zwischen Camp, Wald und Bahnhof hin und her gefahren, Essen oder Werkzeuge transportiert oder Spenden verteilt. Während sie die letzten Nächte im Camp geschlafen haben, haben sie ihr Haus zur Verfügung gestellt: Wer aus dem Polizeigewahrsam in Lauterbach entlassen wird und sich erst mal an einem ruhigen Ort aufwärmen möchte, kann in ihr Haus gehen. Wenn am Montag die Herbstferien beendet sind, müssen sie ihr Engagement wieder auf die Abendstunden und Wochenenden verkürzen.

Kälte und Feuchtigkeit fordern ihren Tribut

Sowieso: Wenn die Schule und die Uni auch in anderen Bundesländern wieder beginnt, wird es nicht leichter für die Aktivist*innen. Die Fluktuation ist ohnehin schon hoch, man hält es nicht ewig bei einstelligen Temperaturen und Regen im Wald aus. Viele kommen für ein paar Tage und gehen wieder, viele kommen aber auch mehrfach zurück. Zwar hat sich der Wald zu einer Art Parallelwelt entwickelt, in der Lohnarbeit und andere Verpflichtungen eine untergeordnete Rolle spielen. Aber hin und wieder gibt es doch Zwänge aus der Alltagswelt, die sich nicht aufschieben lassen. Auch der nahende Winter macht die Aussichten nicht besser. Nur wenn es richtig lange dauert, können die Aktivist*innen wieder Pluspunkte verbuchen: Nur bis Ende Februar darf gerodet werden, dann beginnt wieder die Erholungssaison für die Wälder.

Doch auch für die andere Seite wird es irgendwann eng: Jeder Tag, den sich der Konflikt hinauszögert, ist für die in Hessen regierenden Grünen schmerzhaft. In der Zufahrt zum Camp der Aktivist*innen hängt ein großes Schmähbild des hessischen Wirtschafts- und Verkehrsministers Tarek Al-Wazir. Dass die Partei einen Autobahnbau verantwortet, anstatt die Koalition mit der CDU aufzukündigen, empfinden die Aktivist*innen als Verrat. Nicht besser macht es für sie, dass sowohl die hessische Landespartei als auch die grüne Bundestagsfraktion Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) aufgefordert haben, den Bau zu stoppen. Gelingt es nicht, den Wald bis zum Ende der Rodungssaison zu planieren und damit dem Protest seine Basis zu nehmen, könnte der Dannenröder Forst für die Grünen im Bundestagswahlkampf zum Problem werden.

Doch bis Ende Februar ist es noch eine ganze Weile hin. Was den Besetzer*innen Hoffnung macht, ist ausgerechnet die Coronapandemie. Auch in Hessen steigen die Zahlen massiv. Der Vogelsbergkreis gehört derzeit zwar nicht zu den am schwersten betroffenen Landstrichen, doch schon der Nachbarkreis Marburg-Biedenkopf wurde zum Risikogebiet erklärt. Bei noch höheren Infektionszahlen könnte der Einsatz Tausender Polizist*innen auf Probleme stoßen – auch wenn bislang eine Unterbringung der Beamten in Einzelzimmern gewährleistet ist, wie eine Sprecherin der Polizei sagte. Der Druck aus den Polizei-Gewerkschaften ist da. Bereits Anfang September hatte die Gewerkschaft der Polizei in Hessen in einem Gespräch mit Innenminister Peter Beuth (CDU) ihre Sorge vor dem Infektionsrisiko für die eingesetzten Beamt*innen bekundet.

Am Freitag fordert die Gewerkschaft der Polizei, einen für Anfang November geplanten Castortransport ins südhessische Zwischenlager Biblis abzusagen. Der Großeinsatz sei nicht damit vereinbar, den Gesundheitsschutz durchzusetzen, heißt es zur Begründung. Im Dannenröder Wald hält sich die Sorge um die Gesundheit der Polizist*innen zwar in Grenzen, einerseits. Andererseits geht die Hoffnung um, dass mit demselben Verweis auf Corona der Polizeieinsatz beendet werden könnte.

Es ist eine leise, eine verzweifelte Hoffnung. Aber dann wäre bis zum Beginn der nächsten Rodungssaison im Herbst 2021 viel Zeit, die Festung „Danni“ weiter auszubauen.

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100 Kommentare

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  • Es entbehrt nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik, daß im Jahr 2020 sich als links empfindende, naive Aktivisten 2,7% eines Privatwaldes mit Zähnen und Klauen leidenschaftlich verteidigen wollen.

    Die Eigentümergemeinschaft Schenck zu Schweinsberg (das ist alter Uradel, das waren Vögte, die Steuern eintrieben, Bauernsöhne für das Militär aushoben - ab nach Kassel - und zu Gericht über die kleinen Leute saßen) kann diesen Wald jederzeit veräußern und wird das auch tun, wenn zB Liquidität für eine innerfamiliäre Vermögensauseinandersetzung benötigt werden sollte.

    Die Nutzung (Holzernte) im Rahmen des Naturschutzgesetzes kann nicht unterbunden werden. Das Naturschutzgesetz untersagt lediglich den Kahlschlag in bestimmten Größenordnungen. Bei Einschlagsuntersagungen ist die öffentlich Hand zu Ausgleichzahlungen verpflichtet.

    Der klimatischen Fragestellung ist durch Aufforstungen und Ausgleichsmaßnahmen gem. Naturschutzgesetz ausreichend Rechnung getragen.

  • Jeder weiß es doch: das Auto ist Täter und nicht Teil einer Lösung.



    Ich verstehe die Zwickmühle einer Regierung, die sich an Recht halten muss (sonst muss man das übrigens auch Rechtsradikalen durchgehen lassen). Aber Scheuer und die letzten Auto-Fanatiker müssen aus den Schaltstellen weg - spätestens durch die nächste Wahl. Bitte ohne die autoideologische Union!

  • > Und letztlich erscheint mir der Fokus auf das Parlament realpolitisch gefährlich und unzureichend. In Deutschland haben Faschist*innen mit ihren bürgerlichen Verbündeten bereits schon mal die Demokratie abgeschafft.

    ... indem sie das Parlament diffamiert haben (Schwatzbude) und letztlich entmachtet haben.

    Der logische Schluß aus der Geschichte lautet also: Parlament stärken ! (im Gegensatz zu Ihrer Äußerung)

    • @horsefeathers:

      Er selbst will ja demokratisch legitimierte Entscheidungen nicht akzeptieren.



      Er merkt nicht, dass er mit seinen antidemokratischen Tiraden die Demokratie schwächt.

      Ein Totengräber.

    • @horsefeathers:

      Ich hebe es nochmal hervor:



      Die Nazis alleine hätten die Demokratie 1933 nicht abschaffen können. Sie brauchten eine Zweidrittel Mehrheit. Es gelang ihnen ZUSAMMEN mit Bürgerlichen, also den LIBERALEN und KONSERVATIVEN. Zuvor stimmten letztere auch der vorigen Abänderung der Geschäftsordnung des Reichstages zu, dass tatsächlich Abwesende als anwesend zu werten waren und machten somit mögliches Boykottverhalten Anderer zunichte. Was für Musterdemokrat*innen.



      Seit 1968 gibt es übrigens wieder die Möglichkeit von Notverordnungen - darunter die Möglichkeit der Kontrolle sämtlicher Polizei bundesweit und des Einsatzes der Bundeswehr im Falle eines "inneren Notstands" durch die Bundesregierung.



      Wie auch immer, ich finde alleiniges Vertrauen in Parlamente und ihre Mitglieder fatal.

      • @Uranus:

        > Wie auch immer, ich finde alleiniges Vertrauen in Parlamente und ihre Mitglieder fatal.

        Wo ist in dem thread "alleiniges Vertrauen" in die Parlamente zu sehen ?

        Rechtsstaat und Gewaltenteilung kann man nicht einfach ausblenden !

        • @horsefeathers:

          Okay, dann habe ich dies verkürzt wahrgenommen. Wie auch immer - das ändert schwerlich etwas an meiner Kritik an Ihrer ablehnenden Position gegenüber Direkte Aktionen/Zivilen Ungehorsam - zumal ich Ihre Position gegenüber Medien und staatliche Institutionen ("Rechtsstaat" und Gewaltenteilung) wesentlich vertrauender und positiver einschätze als die meine.

          • @Uranus:

            ... wobei ich da dennoch nicht die guten Argumente sehe, die meine entkräften würden.

      • @Uranus:

        ... derweil bemüht sich die Polizei - "Nazis in der Polizei sind ja nur Einzelfälle" - und das Innenministerium - "Es gibt kein Problem mit Nazis und Rassismus bei der Polizei" um Rechtsstaatlichkeit.

  • Seit zwei Tagen berichten lokale Zeitungen von Steinwürfen gegen Polizisten etc.

    Hier nicht.

    • @fly:

      Lokalzeitungen drucken im Allgemeinen sehr bereitwillig und unhintefragt die Pressemeldungen der Polizei ab.

      PS: Wobei sich gestern sogar die hessenschau nicht zu blöd war, die Meldung "Steine gegen Polizeiwagen, getroffen wurde niemand" als wichtige und einzige Meldung zum Protest in den Hauptnachrichten vorzulesen, während das provozieren eines tödlichen Unfalls durch Zerschneiden von als solchen markierten und lautstark auch akustisch kenntlich gemachten Sicherungsseilen durch die Polizei , den der Mensch im Seil nur durch einen Sprung auf einen nahen Baum verhindern konnte natürlich keine Meldung wert ist

      • @Jo Hannes:

        Krass. Da üben sich ein paar Vertreter*innene der Medien offenbar als Teil der Staatsräson.

  • "Warum?"



    Weil eine Windradanlage unterm Strich besser ist, als eine Autobahn.

  • "Aber weil die Lastwagen und Fernbusse nicht durch die Kleinstadt brettern sollen, macht die geplante Autobahn einen großen Bogen um Stadtallendorf mit seinen 20.000 Bewohner*innen – und verläuft stattdessen durch den Wald."

    Schöner einfacher verständlicher Satz.

    Die Alternative für doe Bewohner entlang der Bundesstraßen wäre ja noch, zu Zehntausenden zu den "Waldmenschen" auf die Bäume ziehen. So dass Grandpa vielleicht doch noch auf seine alten Tage bei Grandma Ruhe vor dem Straßenverkehr findet.

    • @Rudolf Fissner:

      Die Autobahn entlastet eben auch das notorisch unter Stau leidende Kirchheimer Dreieck, und Stau und Stop and Go sind eben auch richtig miese Umweltschädiger.

      • @FancyBeard:

        Richtig miese Umweltschädiger sind in erster Linie die Autos und LKWs. Nicht die Verlagerung und Optimierung von vorhandenem Verkehr ist die Lösung sondern eine ökologische Verkehrswende.

  • Vielleicht wäre es hilfreicher für den Wald, wenn man die über 5 Millionen Kunden der ERGO und DKV Versicherungen fragen würde, ob sie mit Ihren Versicherungsbeiträgen tatsächlich den Bau dieser Autobahn mitfinanzieren wollen. Man kann nämlich auch so eine Versicherung wechseln....

  • Danke iimer wieder danke an diese wunderbaren mutigen jungem Menschen

  • Wenn ein Vorhaben wie dieses, das nicht rückgängig gemacht werden kann, auf rein juristischer Basis durchgezogen wird (wie hier, denn die verletzten EU-Wasserrahmenrichtlinie wird ausgehebelt), im Jahr 2020, in dem wir über biologische Folgen zumindest einen Teil wissen, zeigt Politik und Unterstützer, dass es ihnen ums Gewinnen geht, nicht um eine gesellschaftsverträgliche Lösung.



    Meine Verachtung all den Politikern, die hierzu beigetragen haben, und denen, die dahinterstehen. Sie werden meist nicht genannt.



    Dank dieser Ignoranz kann das Thema nicht emotionsfrei diskutiert werden, und Blockaden sind die Folge.



    Umweltschützer sind die, auf die man gerne zeigt, die irrational und emotional seien (auch hier in Kommentaren). Dabei sind sie oft die, die das Gesamtbild beleuchten, das wir nicht sehen möchten (und von dem die Medien gerne nur einen Teil darlegen).



    2020... ich öffne ein Kinderbuch aus meiner Kindheit. Die gleichen Probleme, die gleichen Folgen... Die Barbapapas gewinnen letztlich gegen die Maschinen, weil es ein Kinderbuch ist.

  • Wer Blockaden eines demokratisch entschiedenen, rechtlich überprüften Vorhabens ankündigt, muß sich klarmachen:

    Ihr Übermaß an Leidenschaft kompensiert nicht ihre Seltsamkeit, und sie scheitern dabei, ordentliche Leute zu überzeugen, die mit ihrem Anliegen sympathisieren, aber keine Mörder der Erde sind. Es braucht politische Aktivitäten, innerhalb des Mainstreams des politischen Systems - Gesetze, Regeln, Steuern, Anreize, keine direkten Aktionen.



    (The Independend)

    • @horsefeathers:

      Erstens stimmt das nicht. Die direkten Aktionen haben mit den Protesten zusammen für Aufmerksamkeit, Skandalisierung, Aufklärung, Polarisierung, Verständnis und Solidarität gesorgt- z.B. Hambi.



      Zweitens hat ihr Ultra-Parlamentarismus ja fast was von Fanatismus "ich weiße und gehe den wahren Weg".



      Drittens ist er naiv. Bspw. gegen Nazis helfen eben nicht (nur) Gesetze ...



      Viertens benötigen Parlamente und Bürokratie Zeit - Zeit die wir bezüglich der Klimaerhitzung nicht haben.



      ...

      • @Uranus:

        Genau das ist das Problem:

        Wenn demokratisch mit Mehrheit und rechtsstaatlich überprüfte Entscheidungen mit direkten Aktionen bekämpft werden, weil eine Minderheit anderer Meinung ist, dann könnten Rechtsextreme diese Vorgehensweise auch für ihre Ziele anwenden.

        Der (gute) Zweck heiligt nicht die Mittel.

        • @horsefeathers:

          Das könnten die Nazis nicht nur, sie haben es auch schon gemacht. Siehe u.a. Anschläge auf Geflüchtete und People of Color und deren Unterkünfte. Allerdings würde ich diesen Terror nicht direkte Aktionen nennen.



          Ich würde schon meinen, dass eine moralische Begründung Vorrang vor dem Verweis auf Gesetze hat.



          Und letztlich erscheint mir der Fokus auf das Parlament realpolitisch gefährlich und unzureichend. In Deutschland haben Faschist*innen mit ihren bürgerlichen Verbündeten bereits schon mal die Demokratie abgeschafft.

          • @Uranus:

            Nein.



            Moralische Begründungen haben keinerlei Vorrang vor einer demokratischen Entscheidung.



            Wenn ihnen Vorrang eingeräumt wird, wird es willkürlich.

            • @J_CGN:

              Sie formulieren da wohl ein Rechtsstaatsprinzip. Wie ich bereits schrieb, kann eine demokratische Entscheidung aber auch, um ein klares Beispiel zu nennen, die Abschaffung der Demokratie oder Bürger*innenrechte sein. (Geltendes) Recht kann Unrecht bedeuten. Diesen Gedankengang auf den Autobahnbau übertragen, bedeutet ...



              Als weitere Ebene würde ich Interessen nennen. Auf hiesiges Beispiel bezogen wirtschaftliches Interesse (tendenziell fossile Verkehrsinfrastruktur) gegenüber existenziellen (Wasser, Ökosysteme) und tierlichen Interessen. Hierbei geht es nicht nur um dieses Projekt sondern um die Summe menschlichen Handelns. Wie zerstörerisch ist dies unterm Strich?

    • @horsefeathers:

      In ihrem erstmals 1970 erschienenem Essay mit dem Titel "Ziviler Ungehorsam" schreibt Hannah Arendt:

      "Aufgrund des beispiellosen Tempos, mit dem sich in unseren Tagen alles ändert, und wegen der Herausforderung für die Rechtsordnung, die dieser Wandel mit sich bringt - auf seiten der Regierung wie auch auf seiten derjenigen, die die Gesetze nicht befolgen - , ist heutzutage die Auffassung weit verbreitet, dass Veränderungen durch die Gesetze herbeigeführt werden können.



      < ... Diese Auffassung scheint> mir von einer irrigen Vorstellung von der Leistungsfähigkeit des Rechts auszugehen. Natürlich kann das Recht Veränderungen, wenn sie einmal vollzogen sind, stabilisieren und legalisieren, doch die Veränderungen an sich sind immer das Ergebnis von Handlungen außerrechtlicher Natur."

      • @Jo Hannes:

        Richtig.

        Die außerrechtlichen Handlungen, die zum Bau der A4 führten sind xunddrölfzig demokratische Beschlüsse und Verfahren.

        Natürlich steht in keinem Gesetzbuch "Die A49 muss gebaut werden. Aber es gibt ebenso xunddrölfzig Verfahren, die die Rechtmäßigkeit des Baus bestätigen.

        Was Hanna Arendt aber bestimmt nicht mit dem Essay ausdrücken wollte, war dass Minigruppen auf ausserrechtlichem und undemokratischen Wege die Entscheidungen festlegen. Gegen "solche" hat Arendt zeit ihres Lebens gekämpft.

        • @Rudolf Fissner:

          Wo sehen Sie hier, dass Minigruppen die Entscheidungen festlegen?



          Ohne genug gesellschaftlichen Rückhalt ist das Ganze ein Tropfen Protest auf den heissen Asphalt, es kann auch die radikalste Besetzung nur Erfolg haben, wenn sie auf gesamtgesellschaftlich relevanten Gründen basiert.



          Und das hat, zusammen mit einem gesunden Mißtrauen dem Rechtspositivismus gegenüber, eben sehr wohl etwas mit Hannah Arendts Zusoruch für gewisse(nhafte) außerparlamentarische Einflüsse zu tun.

      • @Jo Hannes:

        Wenn das durchgängig so wäre, hätte zB die gesetzliche Verpflichtung zur Einführung des KAT nicht zu einer Veränderung des Eintrags von Saurem Regen geführt.



        Eine CO2-Steuer wäre sinnlos, weil ja erst die Veränderung außerrechtlicher Natur erfolgen müßte, bevor ein entsprechendes Gesetz greifen könnte.



        usw. usf.

        • @horsefeathers:

          Nur weil auch auf parlamentarischem Weg sinnvolle Gesetze erlassen werden, ist das ein Beweis dafür, dass das ausreichend ist..?

          • @Jo Hannes:

            Es wäre wirklich hilfreich, wenn Sie wenigstens das Konzept zivilen Ungehorsams und dessen Beitrag zu gesellschaftlicher Stabilität verstehen würden, Sie können dann natürlich immernoch anderer Meinung sein, aber es ist etwas anstrengend, dass ziviler Ungehorsam immer wieder als eine Idee von unverantwortlichen Spinnern angesehen wird und die Gefahr blinder Gesetzestreue keine Rolle zu spielen scheint

            www.deutschlandfun...:article_id=460639

            www.deutschlandfun...ert-zur-demokratie

            m.bpb.de/apuz/1382...mkaempfter-begriff

            www.sueddeutsche.d...gehorsam-1.4630040

            • @Jo Hannes:

              Es wäre wirklich hilfreich, wenn Sie wenigstens das Konzept einer rechtsstaatlich verfaßten Demokratie und deren Beitrag zu gesellschaftlicher Stabilität verstehen würden, bei dem man ordentliche Leute überzeugen muß, die mit ihrem Anliegen sympathisieren, aber keine Mörder der Erde sind.



              (Das erfordert keine Quellenhinweise)

              • @horsefeathers:

                Zuerst die gute Nachricht :



                Ersteres verstehe ich, was genau "ordentliche" Leute sind und warum genau die nicht, wie wir westliche Welt-Konsumenten alle, an Umweltzerstörungen beteiligt sein sollen (um es mal eine Polemikstufe runterzuschrauben) leider nicht, zumindest nicht ohne weitere (Quellen-)Hinweise

                • @Jo Hannes:

                  Extinction Rebellion would get a hell of a lot further if they infiltrated the Tory Party (The Independent)

                  The protests only ever affect – and alienate – a tiny minority of the voters. The rest of the populace just look on and wonder why the protesters aren’t at work.

                  ("ordentliche Leute" ist eine Übersetzung von "decent people")

                  Das verweist auf die Notwendigkeit demokratische Mehrheiten zu erreichen.

  • @HORSEFEATHERS

    (1) Fourierholz. Es heisst Fourierholz [1] (doof, ja, aber sorry, couldn't resist).

    (2) Problem ist nicht die arithmetische Fläche. Mittlerweile weiss mensch, dass der Zusammenhang von Flächen entscheidend ist für Biodiversität. Stichwort "landscape fragmentation", etwa [2]. Als jemand, der so tut, als wüsste er*sie voll bescheid sollten Sie das wissen.

    [1] fr.wikipedia.org/wiki/Joseph_Fourier

    [2] www.sciencedirect....cape-fragmentation

  • Ja der Automobilismus in unserem Automania lebt noch im letzten Jahrtausend, doch wir sind längst in 2020 !



    Alles von Demokratie hat sich verpisst, oder ist zur Autokratie mutiert und übergesprungen.

  • Ich hab mir das mal auf der Karte angeschaut. Was ist das denn für ein Käse? de.wikipedia.org/w...nitt_Kassel–Gießen

    Die wollen die Autobahn da irgendwie zwischen Siedlungen und einem riesigen Bundeswehr-Areal hindurchführen, und der Wald steht im Weg?

    So was kann sich auch nur die Union ausdenken.

    Public-Private-Partnership, mit der LKW-Maut fest einberechnet. Ja nee is klar.

    Momentan endet das Ding westlich von Treysa. Und dann wollen die das an die A5 anschließen, und zwar so, dass sie maximal Wald roden müssen.

    Ich glaube kaum, dass das heute noch so genehmigt werdne würde. Das ist Planung aus den späten 70ern, literally.

  • Toll, dass Ihr das macht! Solidarische Grüße an alle Protestierende, Aktivist*innen und Unterstützer*innen!

  • Eine Generation und ihre neue Romantik. Vergessen ist die schaffende Kraft der Linken (nachzulesen in „Als der Stahl gehärtet wurde“, N.A.Ostrowski 1957).

    Man kann nur hoffen, dass es neben diesen Träumern auch immer Menschen gibt, die unangenehme Entscheidungen, die für die Gesellschaft wichtige Präferenzen des Menschseins berücksichtigen, treffen können.

    • @TazTiz:

      Eine Generation und ihre 1957-Stahlromantik...

      • @Jo Hannes:

        Wer seine Geschichte verleugnet ...

        • @TazTiz:

          ... mal abgesehen davon, dass wahrlich nicht nur die Linke Stahlbau idealisiert hat, sollte meine kurze Replik lediglich Ihren Generationenvergleich in Frage stellen, insbesondere, wozu es gut sein soll, mit einer Einstellung von vor 50 Jahren die globalen Probleme der Menschheit anzugehen, auch wenn diese in ihrer Zeit noch so sinnvoll gewesen sein mögen.



          Aber ich hätte Ihnen natürlich auch gleich Geschichtsverleugnung der ganzen Epoche der Romantik unterstellen können ;-)

          • @Jo Hannes:

            Sie haben Ostrowski mit sicherheit nicht gelesen: sonst wüsten Sie, dass es im Roman nicht um Stahl geht, sondern um "Der Mensch macht sich die Erde Untertan ..." für ein besseres Leben.

  • Da werden sich die Stadtallendorfer Bäckereimenschen sicher freuen, dass der prognostizierte Verkehr rund um ihre schöne, ruhige Industriestadt lediglich um bis zu 72 Prozent wachsen soll, wenn die lästigen Demonstrant*innen weg sind und die A49 Ferrero und Fritz Winter Wohlstand in Form von noch mehr Verkehr vor die Haustür schwappt.

    Siehe hessenschau-Bericht ab Minute 1:20 (wobei auch der Rest des Videos sehr aufschlussreich ist)

    youtu.be/CLbaQz6579Y

    • @Jo Hannes:

      Besser der Verkehr fährt um die Stadt als durch die Stadt. Wir sind sehr froh, dass bei uns die seit 1970 fertiggeplante Ortsumfahrung endlich gebaut wird. Die Eröffnung des ersten Teilabschnitts hat ab dem ersten Tag für deutliche Entlastung in der Stadt gesorgt.

      • @Luftfahrer:

        Und Fritz Winter liegt ja so überhaupt nicht zentral mitten in der Stadt - die LKW werden ihre Ladung sicher auf den letzten Metern per Lufttaxi abwerfen.

        Schön auch, dass in den Berichten immer die Anwohner der Bundestrassen um Stadtallendorf ihre absinkenden Fachwerkhäuser beweinen dürfen, exakt dort also, wo die 70 Prozent Verkehrszuwachs erwartet werden

        • @Jo Hannes:

          Ich wohne da und ja Winter kann dann durch die Südabfahrt verbunden werden ohne durch die Stadt zu müssen. Ihr wohnt hier nicht und redet schlau. Und die noblen Demonstranten haben überall in der Stadt Sachbeschädigung hinterlassen und den Bahnhof vollgesprüht das er kaum wiederzukennen ist. Sie produzieren jeden Tag mindestens einen Stau und gehen uns allen hier auf den Keks. Ich fand das Ansinnen ja erst nobel aber das ist reiner Krawalltourismus mit Steine auf Autos werfen usw...

          • @Nominoe:

            Nur wer vir Ort wohnt, kann apso einschätzen, ob das Projekt nachhaltig und gut für die Region ist.

            Ja dann viel Spaß in Ihrer zugepflasterten Zukunft, da scheint ja alles durchdacht zu sein, selbst das allgemeine Problem "mehr Strassen gleich mehr Verkehr = mehr Staus" scheint Stadtallendorf heimlich gelöst zu haben

            • @Jo Hannes:

              > das allgemeine Problem "mehr Strassen gleich mehr Verkehr = mehr Staus"

              Wird immer wieder gerne genommen.



              Allerdings sollte Quell-, Ziel- und Durchgangsverkehr unterschieden werden.



              Der Durchgangsverkehr wird konkret abnehmen, weil die A 49 die Wirkung einer Ortsumgehung haben soll.



              Der Zielverkehr könnte zunehmen, evtl durch weitere Wirtschaftsansiedlung.



              Der Quellverkehr bleibt eher const.

  • Gegen Emotionen kommen Fakten offenbar nicht an.

    1. "Nachhaltige Waldwirtschaft" bedeutet, die Auslichtung junger Bäume dient als Brennholz, mittelalte Bäume dienen als Bauholz, alte Bäume (Grandma, Grandpa) werden als Wertholz versteigert und dienen zB als Furierholz für die Möbelindustrie und für den Musikinstrumentebau. Das wird seit zig Generationen so gemacht, indem zwischenzeitlich immer wieder (erfolgreich) aufgeforstet wird.



    Von den Rodungsmaßnahmen in Höhe von 27 ha im Dannenröder Forst der insgesamt rd 1000ha umfasst, betreffen 2 ha Bäume, die zT älter als 150 Jahre alt sind, der Rest ist im Schnittt 40 Jahre alt (Hubertus Bieneck, Forstverwalter der Eigentümergemeinschaft Schenck zu Schweinsberg)



    Für den Autobahnbau sind umfangreiche Aufforstungsmaßnahmen und Biotopumsiedlungen nach Bundesnaturschutzgesetz vorgesehen und zT bereits begonnen.

    2. Das Bundesverwaltungsgericht hat die Klage des BUND wegen Verstoßes gegen die EU-WRRL zurückgewiesen, weil ihre Einhaltung jederzeit durch Auflagen der Behörde hergestellt werden kann.

    3. Das Grundwasser ist nicht "im" Wald. Grundwasser existiert in Stockwerken wasserführender Erdschichten über wasserundurchlässigen Schichten, die bis in große Tiefen reichen (da sind keine unterirdischen Flüsse oder Seen in diesem Gebiet.) Das Grundwasser kann jederzeit durch Abschöpfbrunnen gesichert werden, falls nötig (Wasserversorger ZMW und RP)



    Das Grundwasser dient auch nicht in erster Linie den Anwohnern, sondern der Metropolregion Rhein/Main und Mittelhessen - die das Wasser auch aus dem Vogelsberg und neuerdings dem Burgwald entziehen.

    4. Ziviler Ungehorsam gegen Gesetze und die Obrigkeit sind dann angemessen, wenn keine andere Abhilfe möglich ist (Thoreau, Gandhi, King usw.)



    Für mich allerdings nicht bei demokratisch zustandegekommenen und rechtsstaatlich



    überprüften Infrastrukturmaßnahmen.

    • @horsefeathers:

      "Von den Rodungsmaßnahmen in Höhe von 27 ha im Dannenröder Forst der insgesamt rd 1000ha umfasst, ...im Schnittt 40 Jahre alt "

      Wo gibt es in Hessen ( Deutschland) noch einen Wald,



      - größer als 500 Hektar, der so eine Altersstruktur hat und wirtschaftlich genutzt wird?



      (Ohne Naturwälder, die aus der Nutzung genommen wurden)

      • @Hoppla:

        Die größten Stadtwälder Deutschlands



        Veröffentlicht am 20/08/2019 von Wald-Prinz



        Jeder kennt irgendeinen Stadtwald. Aber die wenigsten wissen, dass mehr als 100 Städte in Deutschland jeweils über 1.000 Hektar Wald besitzen. Nur bei Wald-Prinz.de finden Sie eine Liste der größten deutschen Stadtwälder mit mehr als 1.000 Hektar.

        Da kann frau/man selbst recherchieren, wenn es wirklich interessieren sollte.

        Und das sind nur die Stadtwälder, nicht die Staatswälder, Privatwälder und die Wälder, die im Eigentum der Kirchen stehen.

        • @horsefeathers:

          Danke für den Link. Interessant!

          Dennoch beantwortet er nicht meine Frage.



          In den meisten dieser aufgeführten Wäldern kam es aus wirtschafltichen Gründen irgendwann innerhalb der letzten 90 Jahre zur "Entnahme" der ältesten Bäume.



          d.h. es gibt noch einige Wäder mit älteren Bäumen, aber fast keine mit über 200 Jährigen.



          Nur der Lübecker Stadtwald, einige Plenterwälder sind Forstkundigen zu Folge mit dem Danneröder Wald von der Alterstruktur her vergleichbar.

          Bitte lassen Sie sich die Besonderheit dieses Waldes aus waldbaulicher Sicht vor Ort erklären!!!!



          Sonntags, ca.: 16:00, an der Waldbühne im "Oben"...

          • @Hoppla:

            > Bitte lassen Sie sich die Besonderheit dieses Waldes aus waldbaulicher Sicht vor Ort erklären!!!!

            Der Forstverwalter der Eigentümergemeinschaft Schenck zu Schweinsberg, Herr Hubertus Bieneck, hat das bereits öffentlich getan.

          • @Hoppla:

            Sie erwarten in der Debatte laufend Belege.

            Belegen Sie doch bitte die von Ihnen behauptete Altersstruktur des Dannenröder Forsts (und bitte nicht wikipedia)

    • @horsefeathers:

      Das ist sicher alles richtig. Hier gehts aber in erster Linie um symbolischen Protest. Genau wie der Hambacher Forst ein Symbol für den Kampf gegen die Umweltzerstörung und Klimaschädlichkeit des Kohleabbaus steht, gehts hier um ein Symbol im Kampf gegen gegen Umweltzerstörung und Klimaschädlichkeit bisheriger Verkehrspolitik.

      Hinsichtlich der zu erwartenden Folgen dutrch den Klimawandel ist dieser Protest absolut nachvollziehbar. Bis hierher und nicht weiter.

      Aber ja, mir wärs auch lieber, dass direkt und klar so zu benennen und keine emotionalen Geschichten über die alte Omaeiche oder den putzigen Bergmolch zu stricken.

      • @Deep South:

        Da haben Sie zweifellos recht.

        Ein rational basierter Diskurs könnte allerdings Vernetzungen/ Interdependenzen aufzeigen: zB

        Wald bindet nicht nur CO2 sondern emittiert auch CO2 durch Zersetzung von Totholz (nach uba 2018: 2 Millionen Tonnen und die Mineralisierung von organischen Waldböden 1,3 Millionen Tonnen)



        Wenn die naturnahe Walsbewirtschaftung erhöht wird, würde auch die CO2 Emission steigen.

        Hambi könnte letzlich problematisch werden: Durch die wegfallende Gipsproduktion im Rahmen der Rauchgasentschwefelung steigt die Begehrlichkeit im Hinblick auf natürliche Gipsquellen. Hier will der BUND zum Schutz von Karstgebieten, daß vermehrt zB Holz als (Ersatz-) Baustoff Verwendung finden soll. Und so schließt sich der Kreis.

        Alles nicht so einfach -:)

    • @horsefeathers:

      @Horsefeathers



      Wie kann man Ihnen nur helfen zu verstehen?



      Der Dannenröder Wald ist ein Wald, der seit Generationen als Dauerwald bewirtschaftet wird. Er ist einer der letzten seiner Art in Deutschland, zumindest der Letzte in Hessen.



      Dieses Nutzungskonzept, welche Sie unter 1. beschreiben ist erst seit 1990 (also erst seit 30 Jahren) Leitlinie nahezu aller Bundesländer. Der Dannenröder Wald wird seit Jahrhunderten auf diese Weise genutzt.



      Das bedeutet, daß ein Großteil der Wälder hierzulande erst in 100-200 Jahren mit diesem phantastischem Wald vergleichbar sein werden.

      Die Autobahntrasse wird die wasserführenden Schichten durchtrennen, den Wasserspiegel senken und nicht nur diesen alten Wald massiv schwächen. Er ist an den hohen Wasserspiegel angepasst.



      Man kann die Zerstörung eines so alten Waldes mit Aufforstungsmaßnahmen theoretisch kompensieren. Aber erst in 400-500 Jahren und vorausgesetzt der "neue" Wald wird über diesen Zeitraum ähnlich gepflegt und beschützt.



      Einige Aufforstungen wurden z.B. auf ökologisch höchst wertvollen Wiesen auf dem Truppenübungsplatz in Stadallendorf angepflanzt - diese Wiesen werden dadurch zerstört....



      Dieser Autobahnweiterbau ist Irrsinnund und wird mit absurden, größtenteils widerlegbaren Argumenten gerechtfertigt.



      Sehr geehrteR Horsefeathers, sehr geehrte "Grüne", bitte kommen Sie in den Wald und informieren Sie sich nicht nur über Gutachten und Pressemitteilungen der DEGES!



      Zum Thema Dauerwald: www.zeit.de/2017/1...aturschutz/seite-3

      • @Hoppla:

        Teilziel 5 von 5 Teilzielen der Dauerwaldbewirtschaftung:

        "einen überall zur Holzwerterzeugung genügenden lebenden Holzvorrat"

        Ansonsten kenne ich die Wälder rund um Stadtallendorf seit meinem Pflichtwehrdienst 1966 (bis heute).

        • @horsefeathers:

          schön daß Sie die Wälder rund um Stadallendorf kennen!

          In welchem dieser Wälder stehen noch über 200 Jahre alte Bäume??

    • @horsefeathers:

      Dankeschön.



      Es geht diesen Menschen nicht um Fakten. Es geht um ein bestimmtes Lebensgefühl, eine "revolutionäre" Selnbstüberzeichnung, die die eigene Mittäterschaft leugnet und den Hauptwiderspruch nicht wahrhaben will.

      • @Tripler Tobias:

        Mittäterschaft?



        Sie scheinen ja die allerneusten Informationen aus der Verschwörungszentrale zu haben

        • @Jo Hannes:

          Lesen Sie die Selbstzeugnisse auf Indymedia -:)

          • @horsefeathers:

            Aha. Mittäterschaft klingt halt, als ob die Aktivistis selbst heimlich den Wald umsägen.

    • @horsefeathers:

      "...sind umfangreiche Aufforstungsmaßnahmen und Biotopumsiedlungen nach Bundesnaturschutzgesetz vorgesehen und zT bereits begonnen."

      Kümmerlich und entsetzlich dürftig sind diese Aufforstungsmaßnahmen!

      Und die besondere Stille in diesem Wald soll auch geopfert werden für die krankhafte und asoziale neoliberale Konsumorgie. (Weit über 50 % des Verkehrsaufkommens in der BRD ist, sanft ausgedrückt, unsinnig, weil der Bedarf unecht, also "künstlich erzeugt" wird oder primär aus einer Dummheit und/oder Faulheit motiviert ist.)

      " ...demokratisch zustandegekommenen und rechtsstaatlich überprüften ..."



      Lächerlich und gefährlich, denn:



      Generationgerechtigkeit wurde einfach mal eben weggelassen!



      Da steht für mich eine demokratische



      "rechtsstaatliche" Entscheidung auf sehr fragilem Untergrund

    • @horsefeathers:

      1. Wenn die Bäume wenigstens noch in der beschriebenen Weise genutzt würden, das meiste wird einfach nur noch geschreddert, weil die Holzpreise durch das massive Absterben erschreckend großer Teile der so nachhaltig genutzten Wälder Deutschlands vollkommen im Keller sind. Da nützt es auch nix, dass das seit zig Generationen so gemacht wird (.. die alle schon vor Jahrzehnten bodenverdichtende Harvester per Zeitmaschine genutzt haben müssen) , aber von den dramatischen neuen Fakten des aktuellen Zustandes der Wälder lässt sich ja hervorragend mit Argumenten von vorgestern ablenken.

      Die 49 ha Herrenwald und der schon gerodete Maulbacher Wald scheinen in Ihrer Rechnung gar keine Rolle zu spielen, aber kann ja mal vorkommen.



      Und selbst wenns "nur" 2ha uralte Bäume wären - warum..?!



      Um Anwohner zu entlasten?



      Pustekuchen, in der Geschichte des Strassenbaus hat noch kein Ausbau (ausser natürlich punktuell) Entlastung gebracht, wozu auch, das Ziel ist ja gerade, steigendes Verkehrsaufkommen zu managen, also bitte, wenn schon, liebe Befürworter, dann schreibt wenigstens offen und ehrlich, dass es um die Aufrechterhaltung unser aller Wachstumsreligion geht und um nichts anderes.



      Der Autobahn folgen werden unzählige Flächenversiegelungen verschuldeter Gemeinden, die endlich ihre Chance auf das langersehnte Industriegebiet (mit entsprechendem Strassenbau, höherem Verkehrsaufkommen etc) wittern usw usf...

      Zu den Verkehrsprognosen und Ausgleichsmaßnahmen kann ich nur nochmals diesen vielsagender Bericht des hr empfehlen:

      youtu.be/CLbaQz6579Y

      Sehr erfolgreich und fit sehen die aus, diese Ausgleichspflanzungen - nicht besser jedenfalls, als andere Neupflanzungen bundesweit, die enorm mit der Trockenheit zu kämpfen haben oder bereits eingegangen sind...

      • @Jo Hannes:

        2. Das Bundesverwaltungsgericht hat sogar bestätigt, dass der Planfeststellungsbeschluss zur A 49 die europäische Wasserrahmenrichtlinie mißachtet – aber gleichzeitig die Klage des BUND abgewiesen, und zwar nur aufgrund dessen, dass die entsprechende EU-Richtlinie erst nach dem Beginn des Planfeststellungsverfahrens erlassen wurde...



        Was lernen wir daraus? Mit der gleichen Logik könnte eigentlich auch ein Atomkraftwerk, dessen Planungsunterlagen noch vor dem Atomausstieg eingereicht wurden genüßlich weitergebaut werden..

        3. Das Grundwasser ist ja auch nicht durch die paar Meter Erdumwälzung für den Strassenbelag gefährdet, sondern durch die bis in tiefe Erdschichten einbetonierten Brückenpfeiler und vor allem das völlig unvorhersehbare Verhalten der Altlasten der größten deutschen Munitionsfabrik des zweiten Weltkriegs, die exakt dort im Boden schlummern.

        Für grundlegende Informationen dazu sehr empfohlen:

        www.hessenschau.de...telhessen-100.html

        Besonders originell finde ich ja diesen Teil:



        "Das Grundwasser dient auch nicht in erster Linie den Anwohnern, sondern der Metropolregion Rhein/Main und Mittelhessen - die das Wasser auch aus dem Vogelsberg und neuerdings dem Burgwald entziehen."

        Ja wenns nur das Trinkwasser der Metropolregion und Mittelhessen betrifft....

        4. "Ziviler Ungehorsam gegen Gesetze und die Obrigkeit sind dann angemessen, wenn keine andere Abhilfe möglich ist (Thoreau, Gandhi, King usw.)"

        Sehe ich auch so :)

        Wackersdorf war übrigens auch rechtsstaatlich genehmigt.



        Die Ausbeutung von Natur für unseren Wohlstand in zig anderen Ländern auf der Welt auch - kein Wunder, denn das ist nunmal die Grundlage unseres derzeitigen, für viel zu viele alternativlosen Systems...

        • @Jo Hannes:

          Einer geht noch:

          :„Altlastenblase gibt es nicht“



          Gerücht widerlegt: Wasserversorger ZMW und Behörde sehen beim A49-Weiterbau keine Gefahr durch Rüstungsaltlasten.



          www.op-marburg.de/...-in-Stadtallendorf



          Gegen die Ausgleichsmaßnahmen haben weder BUND noch Nabu öffentlich Bedenken geäußert

          Und: Grundwasser, das abgepumpt wird verändert die Natur stärker als ein Waldstück, das wieder aufgeforstet werden kann - siehe Vogelsberg (was auch den Burgwald und das Trinkwasserreservoir Dannenröder Wald betrifft).



          Für Grundwasser gibt es KEINE realisierbaren Ausgleichsmaßnahmen (außer nicht abpumpen und Neubildung - zT Jahrhunderte - abwarten)

          • @horsefeathers:

            Ihr Link geht nicht, das hier sollte hoffentlich funktionieren:

            www.op-marburg.de/...-in-Stadtallendorf

            Gut, mal angenommen, es würden tatsächlich entgegen aller Bedenken die Altlasten keine Rolle spielen : in Ihrem Artikel steht ja selbst noch einmal, dass der Eingriff ins Grundwassersystem nicht vollkommen vorhersehbar ist... bei Stuttgart 21 war sich der Bauherr wenigstens noch sicher, dass alles völlig unbedenklich ist...

            • @Jo Hannes:

              Eine Gefährdung des Grundwassersystems ist latent gegeben.



              Da braucht nur ein Traktor umkippen und Diesel und Motoröl im Trinkwasserschutzgebiet auszulaufen. Da wird einer oder mehrere Notbrunnen zum Isolieren und Abschöpfen gebort (wie im Rüstungsaltlastenstandort Stadtallendorf)

              Eine akute Gefährdung durch die Baumaßnahmen wird nicht gesehen (ZMW)

        • @Jo Hannes:

          > Wackersdorf war übrigens auch rechtsstaatlich genehmigt.

          Fakten:



          Der juristische Protest gegen die WAA hatte inzwischen Erfolge erzielt. So hob der bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) am 2. April 1987 die erste Teilerrichtungsgenehmigung auf;[60] am 29. Januar 1988 erklärte der VGH dann den ganzen Bebauungsplan für nichtig, nicht zuletzt, weil das Hauptprozessgebäude wesentlich größer ausfallen sollte, als es die bewilligte Planung vorgesehen hatte.

          Auch andere Ihrer Tatsachenbehauptungen sind gleichfalls durch Fakten leicht widerlegbar.



          Gegen Ihre (leider nicht) belegte Meinung bzw. Gefühle habe ich nichts einzuwenden -:)

          • @horsefeathers:

            Das ist ganz lieb, dass ich eine eigene Meinung und Gefühle haben darf :)

            Furchtbar gerne würde ich tatsächlich auch wissen, was Sie mir noch so alles konkret an Fakten zum Thema voraus haben.

            Mit den komplett aus dem Kontext gerissenen zum Thema Wackersdorf bin ivh leider überhaupt nicht zufrieden.



            Wie kan man denn den Wikipedia - Artikel so zusammenkürzen, dass über 7 Jahre erbitterter Protest inklusive Hüttendörfern, Rodungen, Sitzblockaden und Toten einfach ausgeblendet werden und so getan wird, als hätte die Juristerei das Ganze ohne den Druck der Zivilgesellschaft verhindert?

            Wenn Sie weiterlesen, können Sie sogar erfahren, dass die einzigen offiziellen Gründe des Betreibers für die letztendliche Aufgabe des Baus die horrenden Kosten, eine jahrelange Bauverzögerung (die überhaupt erst jahrelange Rechtstreits mit negativem Ausgang für das Projekt möglich machten, sonst wäre es ja schon längst einfach durch Schaffung von Fakten in Betrieb gegangen) und vor allem eine Einigung auf Mitnutzung der Anlage in La Hague waren.

            de.m.wikipedia.org...anlage_Wackersdorf

            Aber von mir aus, wenn Ihnen das Beispiel nicht taugt, gucken Sie sich die Proteste um das geplante Kernkraftwerk Wyhl an - wo die Anlage letztlich nur aufgrund des Protests und nicht etwa juristisch sondern schlicht politisch nicht durchsetzbar war



            de.m.wikipedia.org...Kernkraftwerk_Wyhl

            • @Jo Hannes:

              Sie ignorieren die Reihenfolge:

              Erst Protest - dann keinen politischen und/oder juristischen Erfolg.

              Hier: politische Mehrheit + juristische Prüfung - dann Protest .

              • @horsefeathers:

                Es gab den Protest gegen Wyhl und Wackersdorf doch nicht im luftleeren Raum, sondern einen Anlass in Form eines Plans bzw später genehmigten Baubeginns.

                Und wollen Sie ernsthaft behaupten,



                es gäbe den Protest gegen die A49 erst seit Ende der juristischen Prüfung?

                • @Jo Hannes:

                  Die Proteste bis zum Urteil des BVerwG vom 23. Juni 2020, das diese Argumente verworfen hat, haben sich an die demokratischen/ rechtsstaatlichen Konventionen gehalten: Öffentlichkeitsarbeit, Demonstrationen, Lobbying; keine Besetzungen, Hüttendörfer, Blockaden oder sonstige direkte Aktionen.

                  Es ist zu bezweifeln, daß zB BUND und Nabu zZ an den Blockaden teilnehmen. Da wird höchstens mal eine Rede gehalten und ansonsten hält man sich gutbürgerlich zurück.

                  • @horsefeathers:

                    Das wäre ja sehr sportlich, wenn sämtliche Baumhäuser im Dannenröder Wald in dieser kurzen Zeit entstanden wären.

                    Es wurde dort bereits vor mehr als einem Jahr angefangen, aber das nur nebenbei.

                    Viel wichtiger wäre zu verstehen, dass die eigentliche Idee des Protestes Teil einer lebendigen, gelebten Demokratie ist, siehe der Kommentar weiter oben auf Ihre Hannah Arendt "Kritik"

    • @horsefeathers:

      Ich nehme an Sie wissen, dass es um mehr geht. Schauen sie sich den Zustand der Wälder an. Dank unserer turbofossilen Gesellschaft siehts da echt bescheiden aus.



      Ansonsten 27 ha ist eine sehr große Fläche und man kann einen Forst nicht einfach so verlegen.

      • @Lui:

        Wald/Holz wird aktuell selbst vom BUND und den Grünen als "nachwachsender Rohstoff" bezeichnet, den man verwenden kann/muß, wenn es um den Ersatz von anderen konventionellen Baustoffen (Beton, Gips u.ä.)



        taz.de/BUND-will-A...n/!5717483&s=gips/

        Zum Aufforsten informieren Sie sich bitte selbst - das tägliche Murmeltier ist müde -:)

        • @horsefeathers:

          Beim Maisanbau, einst als Lösung für die Energiewirtschaft propagiert, hat sich herausgestellt, daß er sehr schädlich für die Böden und sie zerstört.

          Ein Dauerwald ist eine jahrhundertealte naturverträgliche Nutzungsform.

          Er generiert deutlich mehr Biomasse als die in Deutschland vorherrschende (90%) Form der Altersklassenwälder.



          de.wikipedia.org/wiki/Altersklassenwald

          Diese Art der Waldnutzung wurde in Deutschland größtenteils aufgegeben, weil sie viel mehr Pflege und Fachwissen braucht.



          Schauen Sie sich die Ausgleichsflächen welche für die Startbahn West aufgeforstet wurden an- bisher Holzäcker , die mit viel Glück und Pflege in 300-400 Jahren einen alten Wald ersetzen könnten.

          Es gibt fast keine Wälder mehr hier, die so genutzt werden und noch einigermaßen intakt sind. Wir brauchen solche alten Wälder u.a. als Forschungslabor für zukünftigen Waldbau.



          Der Dannenröder Wald ist einer der letzten.

          Waldnutzung der generiert produziert deutlich mehr

          • @Hoppla:

            Welche Waldfunktion kann nicht in 20 Jahren ersetzt werden?

            Und warum brauchen wir Wald für den Waldbau? Muss nun schon der menschliche Eingriff in Ökosysteme erhalten bleiben?

          • @Hoppla:

            Altersklassenwald

            --> eigenen link nicht gelesen?

            Tendenziell führt der Altersklassenwald großflächig zur Strukturarmut im Wald (siehe oben die Gauss`sche Normalverteilung) und damit zur biologischen Nischenarmut. Es fehlt ihm infolgedessen die „biologische“ Nachhaltigkeit, was zur grundsätzlichen Ablehnung der Altersklassenwirtschaft durch den Naturschutz führt. In ihm wird darum maßgeblich auch die forstbetriebliche Quelle des Artensterbens waldtypischer Arten gesehen, sowie der extreme Mangel an Totholzstrukturen im Wirtschaftswald (vor allem an stärkeren Dimensionen), da die „saubere Wirtschaft“ den Altersklassenbewirtschafter zwangsläufig veranlasst, durch Entnahme aller kranken und absterbenden Bäume den biologischen Risiken in den monokulturellen Wäldern entgegenzuwirken.[1] Die inzwischen allgemein herrschende Kritik am Altersklassenwald verstärkt sich noch unter dem Gesichtspunkt des drohenden Klimawandels, der sowohl zu vermehrten Großkalamitäten als auch zum ökologischen Ausfall wichtiger Nadelbaumarten im Altersklassenwald führen wird (vor allem der Fichte). Vor allem führen Kalamitäten im Altersklassenwald wegen seiner Struktur- und Baumartenarmut in der Regel zur Kahlfläche – mit fast vollständiger Freisetzung des biogenen CO2-Speichers – und nachfolgenden, kostenintensiven Neuanpflanzungen. Altersklassenwäldern fehlt damit die notwendige Resilienz, sich dem Klimawandel zu stellen, was ein im Vergleich zum Dauerwald erheblicher ökonomischer und ökologischer Nachteil darstellt. Der beschleunigte Umbau der Altersklassenwälder wird darum inzwischen in der Forstpolitik als alternativlos angesehen.[3]

            • @horsefeathers:

              Sie scheinen den Text nicht richtig gelesen zu haben, oder zumindest die Antwort der KommentatorIn. Es ist ein Plädoyer für Dauerwald, gestützt durch den negativ Bericht über Altersklassenwald. Gern geschehen.



              Ich halte es kurz den eigentlich ist alles schon geschrieben worden. Die Pläne stammen aus den 70ern. Die politische Agenda hat sich, zurecht, auf Basis wissenschaftlicher Rahmenprognosen, leider bleibt die Zukunft Zukunft und damit ungewiß, mittlerweile wesentlich geändert. An diese Ausrichtung sollte sich auch die hessische Landespolitik anpassen und nicht um diesen Preis eine Infrastruktur fördern, die zu viel Aufmerksamkeit erfahren hat.



              Ich komme aus einer ähnlichen Kleinstadt in einem anderen Bundesland. Ich werde wirklich wütend wenn ich die Menschen jammern höre, über Lärm, über Schmutz, aber die Auto pro Kopf Quote hat ein Verhältnis von 1:1 oder liegt noch höher. Die Bequemlichkeit in einem Bereich, hängt hier direkt mit einer Negativkonsequenz zusammen. Schlimmer wird es, wenn andere den Mist ausbaden müssen, aber das ist eine andere Geschichte.



              Ich finde es nur angemessen, wenn Personen die Folgen ihres Handelns erfahren. Sie künstlich vor den Folgen zu bewahren, auf Kosten von Waldflächen, dagegen absolut daneben. Hier sollten die Prioritäten aus meiner Sicht heute anders verteilt, der Verlust von Waldflächen für eine Autobahntrasse, fast, ausgeschlossen sein.

              • @Mysan:

                Uuups, da haben Sie wohl recht, das habe ich mißverstanden.

                Nicht belegt ist allerdings die Dauerwaldeigenschaft des Dannenröder Forsts - das ist im Netz nirgendwo zu finden. Der Gedanke - ursprünglich aus den 1920 igern ist erst in den 1980/90igern neu belebt worden und eine Stiftung wurde gegründet.

                Ihre Auffassung der Planung aus den 1970igern ist jedoch nicht korrekt. Der Planfeststellungsbeschluß stammt von 2012 (auch vielen Einsprüchen zufolge) und das abschließende Urteil der BVerwG stammt vom Juni 2020.



                Das ist für Infrastrukturmaßnahmen kein unüblicher Zeitverlauf.

  • "Sein Opa, bald 100 Jahre alt, habe nur noch einen letzten Wunsch: „Dass die Autobahn bald kommt und er endlich Ruhe hat.“ "

    LETZTWÄHLER - EINE GEFAHR FÜR EUROPA! www.youtube.com/watch?v=q8HvDaTVAjo

    • @Ash:

      Was ist ihr Vorschlag? Euthanasieren? Wahlrecht nur bis zu einem gewissen Alter? Generell nur wählen lassen wenns die Einstellungen dir „richtigen“ sind?

      • @Frank Manoe:

        Klar, all das hat Ash mit einem Link zu einem Satirevideo von DIE PARTEI automatisch getan

        • @Jo Hannes:

          korrektur: vorgeschlagen, nicht getan