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Demo gegen CoronamaßnahmenMuss man das aushalten?

Die Proteste vom Wochenende müsse eine Demokratie wegstecken, behaupten manche. Das ist zynisch, wo sich doch Risikogruppen seit Monaten isolieren.

Aufnahme vor dem Bundestag am Tag der Demonstrationen Foto: Christian Jungeblodt

Der bequemste Satz dieser Tage ist wohl: „Das wird eine Demokratie aushalten müssen.“ Er fiel sehr oft im Zusammenhang mit den Demonstrationen gegen Coronamaßnahmen vom vergangenen Wochenende. Das sei zwar alles ärgerlich und störend und bizarr, aber auch legitim. Wer aber sind die Leute, die diesen Satz sagen? Nach meiner Privatempirie sind das in erster Linie Menschen, die selbst nicht allzu viel auszuhalten haben. Für sie bleibt die Gewalt, die von diesen Demonstrant'innen ausgeht, eine abstrakte, theoretische Frage.

Die Demonstrant’innen vom Wochenende sind Teil dessen, was der Historiker und Publizist Volker Weiß „die autoritäre Revolte“ genannt hat. Die sich liberal gebende Gegenrede, dass man diese Revolte eben aushalten müsse, ist in sich allerdings auch autoritär: Sie nimmt die Demonstrant’innen nicht ernst, glaubt ihnen kein Wort, behandelt sie wie verwirrte Kinder oder abstruse Gestalten. Die Verniedlichung und Verkindlichung der Proteste geht mit einer paternalistischen Draufsicht einher, die immer behauptet, die Demokratie als Ganzes im Blick zu haben. Als wäre man als Kommentator’in nicht Teil einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung, sondern ­Bundesverfassungsrichter’in in spe.

Die Demonstrationen haben Bilder geliefert, die je nach Disposition Besorgnis, Faszination oder sogar Amüsement ausgelöst haben. Die Zusammenschnitte von Interviews mit Teilnehmer’innen, mit brüllenden Hools, erleuchteten Christ’innen und singenden Hippies, sind zigtausendfach geteilt worden. Sie waren eben auch Entertaining: sehr viel interessanter und kurzweiliger jedenfalls als die Situation der sogenannten Risikogruppen, die sich schon seit Monaten so weit es geht isolieren. Noch immer halten viele Heime Kontaktbeschränkungen aufrecht, die einem Lockdown sehr nahe kommen.

Es stellen viel zu wenige Leute die Frage, was ein Demonstrationsrecht in Zeiten einer Pandemie bedeutet, wenn die Leute, die aus Eigeninteresse zu einer Gegendemo oder Blockade gehen würden, nicht hinauskönnen, ohne um ihre Gesundheit fürchten zu müssen. Sei es, weil sie Opfer rassistischer, antisemitischer oder LGBTQI-feindlicher Übergriffe werden können. Sei es, weil sie die Ansteckung mit dem Virus fürchten müssen.

Relevant fürs System

Die mahnenden Stimmen, jetzt bloß nicht überzudramatisieren, denn im Grunde sei auch nicht groß etwas passiert, schließen sich sehr gut an den populären Hashtag #covidioten, der so tut, als wären diese Menschen unzurechnungsfähig und nicht ernst zu nehmen. Dabei ist viel naheliegender, dass den Demonstrant’innen einfach alles egal ist außer ihnen selbst. Es ist nicht so kompliziert: Sie stehen für das Recht ein, das Virus verbreiten zu dürfen. Egoman und privilegiert zu sein, ist aber keine psychische Erkrankung. Es ist nur eine Zumutung für alle, die mit ihnen notgedrungen zu tun haben müssen. Am Samstag machen sie einen Ausflug auf einen potenziellen Superspreading-Event, am Montag schicken sie ihre Kinder wieder fröhlich in die Schule.

Währenddessen hat der Impfstoffexperte Dr. Tobias Witte am Wochenende bei Radio eins darauf gepocht, dass, wenn es einen Impfstoff geben werde, zunächst die sogenannten Systemrelevanten davon profitieren sollten und danach dann die Multiplikatoren. Erst dann wären die Risikogruppen an der Reihe. Jene, die auch jetzt schon den größten Preis bezahlen, sollen sich also wieder hinten anstellen.

Von der universalistischen Linken ist bei diesen Verteilungskämpfen wenig Unterstützung zu erwarten, weil sie sich Betroffenenperspektiven verschließt. Ihre Kritik an Identitätspolitik immunisiert sie, deswegen nehmen sie sich auch nicht mehr als Teil von politischen Kämpfen wahr, sondern kommentieren sie bloß noch. Der Satz „Das wird eine Demokratie aushalten müssen“ ist der Sesselfurz im Diskurstheater. Die Frage ist nur: Wie viel passive Draufsicht verträgt so eine Demokratie eigentlich?

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65 Kommentare

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  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Die Medien erwähnen die Reichsbürger derzeit sehr oft und machen dadurch mittelbar Werbung.

    • 0G
      05838 (Profil gelöscht)
      @05838 (Profil gelöscht):

      Ich kannte bisher nur den Namen. Jetzt auch den wiki Eintrag.

  • es gibt kein recht die gesundheit anderer zu gefährden.

    und wer zur zeit einer pandemie sein demonstrationsrecht auszuüben wünscht muss daher akzeptieren dass dies vernünftigerweise nur dann erlaubt werden kann wenn die zur eindämmung der pandemie erforderlichen auflagen beachtet werden.

  • "schließen sich sehr gut an den populären Hashtag #covidioten, der so tut, als wären diese Menschen unzurechnungsfähig und nicht ernst zu nehmen. [...] Es ist nicht so kompliziert: Sie stehen für das Recht ein, das Virus verbreiten zu dürfen."

    Doch es sind Idioten.

    Sie verbreiten nach eigener Auffassung nicht "das Virus" sondern allenfalls eine harmlose Grippe. Deshalb sind es Idioten. Gefährliche struntzdumme Idioten.

    • @Rudolf Fissner:

      Auch wenn es "Idioten" sein sollten - so muss man sie ernst nehmen. Zwingend. Nichts ist schlimmer, als wenn sich eine zahlenmäßig große Gruppe von der "normalen" Gesellschaft nicht mehr ernst genommen fühlt und dann "alternativen" Anführern folgt.

      • @Bunte Kuh:

        Richtig. Als solche sind sie ernst zu nehmen. Da hilft aber nicht Aufklärung darüber das die Verbreitung gefährlicher Viren gefährlich ist, sondern das Corona gefährlich ist. Letzteres wird abgestritten. Diesen Schritt davor verstehen die Nicht-Maskenträger nicht.

  • Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

    • @AlterNaiver:

      Richtig,



      Es sind schlicht dreiste Heuchler, die anfangen "Lügenpresse" zu brüllen, die Menschen aus den eigenen Reihen niederbrüllen, wenn diese mit jener "Lügenpresse" zu sprechen wagen, die Anwesenheit von offenen Reichsbürgern und -Nazis damit begründen, dass man ja "mit allen sprechen" müsse.

      • @Wagenbär:

        Ein Anfang wäre ja schon gemacht, wenn man auf gesprächs- und zuhörbereite Menschen treffen würde. Für die meisten ist es schon ein Gespräch, wenn sie ungehindert ihren Frust, ihre Aggressionen und ihren Hass möglichst medienwirksam ins nächste Mikrophon, besser Kamera, am Besten in den nächsten Medienkanal blasen können. Ich gehe davon aus, dass sie ihre Erziehung und ihr Benehmen zuhause gelassen haben und vermutlich auch den Teil ihres Gehirns, der ihnen in normalen Zeiten sagen würden, dass sie dabei sind, das Fundament unserer Demokratie zu zerstören, die ihnen erst die Möglichkeit gibt ihre Meinung derart von sich zu geben. Dazu gehören auch unsere etabluerten Medien. Auch sie haben Anspruch auf Respekt und offene, sachliche Gesprächsbereitschaft. Mit den Mitteln der Demokratie dieselbe Demokratie erst zu verhöhnen und anzugreifen, um sie sodann zu beschädigen widerspricht jeglichem Rest von Vernunft und Verstand. Was sie wert ist werden solche 'Befreier' erst erkennen, wenn sie aus ihrem wahnhaften Rausch erwachen und sie verloren haben.

  • Der Protest ist fast gewaltlos, von daher erübrigt sich jegliche Diskussion.

    Das muss ein Demokrat aushalten.

    Alle anderen haben einen Hang zum Totalitären. Und damit fängt das Elend nunmal an.

    • @lulu schlawiner:

      Das kollektive Verweigern des Mund_Nasen-Schutzes und demonstratives Gruppenkuscheln ist keineswegs "gewaltlos"!



      Das Verbreiten antisemitischer Verschwörungsmythen ebensowenig!

      Neben offen auftretenden Nazis zu demonstrieren und Antifaschist*innen einen Hang zum Totalitären" zu unterstellen, ist bestenfalls ein schlechter Witz.

      • @Steffen*:

        Die Meinung des Anderen aushalten ist das Elexier der Demokratie.



        Damit geben Sie sich und dem Anderen die Möglichkeit seine Meinung zu änderen. Sowas braucht Zeit.



        Alles andere endet in Gewalt. Wollen Sie das?

        Dafür werden wir übrigens in der Welt beneidet. Deshalb kommen die Leute zu uns, das kennen sie aus ihren totalitären Systemen nämlich nicht.

  • 0G
    01068 (Profil gelöscht)

    Ich finde das "Aushalten" ist eine sehr aktive und ebenso beschwerliche Angelegenheit.



    Ja! Demokratie muss das aushalten.

    • 0G
      05838 (Profil gelöscht)
      @01068 (Profil gelöscht):

      Tolerant kommt von lateinisch



      tolerare = ertragen, erdulden.

      Das können nur wenige, auch Sonntagsdemokraten nicht.

  • "Der Satz „Das wird eine Demokratie aushalten müssen“ ist der Sesselfurz im Diskurstheater."



    Welcher Diskurs, wenn eine Meinung so abgekanzelt wird?



    Und wenn eine Demokratie nicht jede noch so absurde Meinung aushalten kann, mit welchen Mitteln geht sie dagegen vor?



    Wo ist der Vorschlag im Artikel?

    • @HopeDrone:

      Solange (noch) Demokratie, Antwort auf vorletzte Frage: Mit der Mehrheit!

  • Und welche Instanz soll dann entscheiden, ob dafür oder dagegen demonstriert werden darf?

    • 0G
      05838 (Profil gelöscht)
      @Aymen:

      Das Politbüro.

  • Dort (und auch in anderen osteuropäischen Ländern) war ich schon. Unter anderem deshalb lehne ich Fundamentalismus ab.

    Aber danke für den konstruktiven Beitrag.

  • 0G
    06184 (Profil gelöscht)

    Etwas mehr Reflektion über die Ursachen und weniger über die Symptome wären angebracht. Harald Welzer hat es auf den Punkt gebracht. "Wir werden den neuen Totalitarismus nicht erkennen, weil er statt in den uns bekannten autoritären Systemen in Zukunft im Namen der Freiheit auftritt" Eine Freiheit freilich, die der Markt diktiert und danach selektiert wer die Nachfrage nach seinen Maßgaben befriedigen kann. Da brechen gerade erdrutschartig immer mehr Menschen der "schwachen" Bevölkerung weg, die zynisch "eigenverschuldet" als überflüssig bezeichnet werden und in der Unsichtbarkeit verschwinden. Den öffentlichen Raum diktiert dagegen der Homo Ökonomikus. Also diejenigen, für die es selbstverständlich ist, dass der Konkurrenzkampf zum eigenen Vorteil zum Wohle aller ist. Neoklassisch erübrigt sich für deren, in aller Welt dominierenden Vertreter, ein regulierender demokratisch gewählter Staat zugunsten einer "unsichtbaren Hand," welche im Konkurrenzprinzip viel besser die Bedürfnissbefriedigung über Angebot und Nachfrage steuern soll. Wenn in einer Gesellschaft so einseitig ökonomisch verwertbare Leistungsfähigkeit aufgewertet -und meschliche Ressourcen mindergeschätzt werden, sollte man sich nicht wundern wenn dabei narzißtisches Herrenmenschentum entsteht welches über menschliche Werte, wie Solidarität, Empatie und gegenseitige Hilfsbereitschaft dominiert. Die Frage ob Demokratie dies aushalten soll, ist insofern schon falsch gestellt, da sie die Entwicklung bis heute, über Generationen hinweg mitbefördert hat. Sie erinnert etwas an den Zauberlehrling, der nun seinen ökonomischen Besen nicht mehr zurück in den Schrank bekommt.Es ist die von Welzer angesprochene totalitäre Freiheit des Marktes die sie meinen. Es wird immer schwerer eine Demokratie gegen solche Bewegungen zu verteidigen die deren Geist ständig reproduzieren. Dieser Haufen ist Teil des Problems gegen das sie auf die Strasse gehen. Positionieren heißt hier im Minenfeld durch die Schusslinien laufen.

    • @06184 (Profil gelöscht):

      Fun fact: Das ist nichts Neues. Schon die Original Nazis traten im Namen der Freiheit auf und als Befreier vom "Versailler Diktat".

  • Ich frage mich, wo die Kommentatoren leben und in welchen Kreisen sie sich bewegen???



    Als ich neulich Freunde in einem kleinen Ort östlich von Dresden (Lausitz) besucht hatte, bekam ich das Gefühl, auf einer Permahygienedemo zu stehen!



    Viele Leute interessieren sich dort gar nicht für Diskussionen, wie sie hier geführt werden. Sie lehnen demokratische Werte und Prinzipien einfach ab, weil sie sich von diesem System, das sich als ein demokratisches versteht, nicht vertreten fühlen. Wer hier als lupenreiner Demokrat lebt, der befindet sich in einem permanenten Kampf!!!



    Sollen wir für diese die Demokratie hochhalten, damit sie auch sicher draufspucken können? Reichsbürger und ähnliche Demokratieverweigerer sind einfach a-sozial aus Eigennutz. Diese werden einen Teufel tun, sich für eine demokratische Gesellschaft einzusetzen.



    Ich hadere seit langem, aber wann ist "unsere" Demokratie nicht mehr mehrheitsfähig? Vielleicht wenn ihr die lobby fehlt!



    Wir haben mit freunden vor der sächsichen Landtagswahl anti-afd-flyer zu zehntausenden verteilt, in mehren sächsichen Städten. Der Wahlausgang war für uns alle ein Schlag ins Gesicht!!!



    Wir sollten vielleicht wirklich aufhören, einfach nur zu diskutieren...

    • @Oberst:

      ...und dann mit Panzer aufmarschieren oder was?

    • @Oberst:

      Trotzdem haben Reichsbürger und Demokratieverweigerer die gleichen Rechte und Pflichten wie Sie und ich. Da ist das Grundgesetz ziemlich deutlich.

      Finde es schon stark, als "lupenreiner Demokrat" anderen das Recht auf Meinungsäußerung (ja, auch Ablehnung demokratischer Werte gehört dazu) abzusprechen.

      Interessant finde ich auch Ihren letzten Satz - was schlagen Sie vor? Gewalt?

      • @Pantomime:

        Ah, nach Ihnen gehört zur Meinungsäußerung also die Ablehnung demokratischer Werte... sehr interessant. Dann untersuchen wir mal, was das bedeutet.



        Zu demokratischen Werten gehören Dinge wie Gleichheit vor dem Gesetz oder z.B. durch Diskussionen und Abstimmungen statt durch autoritäre Kommandos zu Entscheidungen zu kommen. Ohne den Schutz demokratischer Werte wären unterschiedliche Lebensentwürfe stark gefährdet, wenn diese jemanden nicht passt. Dazu gehört die Chance, die Mächtigen innerhalb von Organisationen und Parteien wie auch der Gesamtgesellschaft in Kommunen, Ländern und im Bund jederzeit abzuwählen.



        Wer das abschaffen will, sollte es so laut wie möglich sagen und sich damit der Lächerlichkeit preisgeben.

        • @Ataraxia:

          Ich habe an keiner Stelle meine eigene Meinung dargestellt. Nur die gesetzliche Lage.

          Ja, auch Nazis dürfen in diesem Land ihre Meinung und menschenverachtenden Ansichten verbreiten, solange sie sich an Gesetze halten. Interpretieren Sie das Grundgesetz anders?

          Ich verstehe auch gar nicht, wo das Problem liegt? Soweit ich erkennen kann, lehnen wir beide Nazis und rechtes Gedankengut ab. Ich persönlich setze mich auch gegen die AfD ein - keine Ahnung, wie es bei Ihnen aussieht. Und die von Ihnen genannten Werte unterschreibe ich zu 100%. Absurd, dass Sie hier gegenteiliges suggerieren.

          • @Pantomime:

            Gut, dass Sie sich gegen die AfD einsetzen. Die gesetzliche Lage:



            "Wer die Freiheit der Meinungsäußerung...zum Kampf gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung missbraucht, verwirkt diese Grundrechte." (Artikel 18)

            "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, solange er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt." Art. 2, 1

            Deshalb haben Nazis keinen Anspruch auf diese Grundrechte. Wer diese abschaffen will, disqualifiziert sich von selbst. Das ist die Lehre aus dem deutschen Faschismus, d i e schlimmste Periode der Menschheitsgeschichte der letzten tausend Jahre, kein Vogelschiss.

      • @Pantomime:

        Ich würde sie in den nächsten Zug nach Minsk setzen, dort können sie dann Systemforschung betreiben.

  • Die Aussage "Das wird eine Demokratie aushalten müssen" ist nicht passiv (oder gar ein Sesselfurz) - sie zeugt einfach von einem demokratisch intakten Kompass. Der scheint leider vielen Personen abhanden gekommen zu sein...

    Erschreckend zu sehen, dass fundamentalistische Positionen auf beiden Seiten weit verbreitet sind. Die eigene Meinung ist die einzig richtige, alle anderen sind wahlweise "blinde Schafe, die der Herde folgen", "Verschwörungstheoretiker", "Covidioten" oder "fremdgesteuert durch Bill Gates und Konsorten".

    Eine Demokratie muss Meinungspluralismus aushalten. Das hat nichts mit Laissez-faire zu tun, sondern mit Prinzipien, ohne die eine Demokratie nicht möglich ist. Folgt man der Argumentation des Autors und anderer Kommentatoren, landet man schnell in autokratischen Denkmustern und schlussendlich in autoritären Systemen. Ob dies erstrebenswert ist? Ich habe da so meine Zweifel...

    • @Pantomime:

      Reichsbürger, Verhamloser und Leugner der Corona-Pandemie, Adrenochrome-Q-Faschisten sind mit dem Begriff „Verschwörungstheoretiker“ noch freundlich umschrieben. Ihnen ernsthaft eine Bühne zu geben und sie in eine Diskussion mit einzubeziehen ist ja wohl das Dämlichste, was man tun kann.

      • @Hampelstielz:

        Mit "Meinungspluralismus aushalten" fordere ich auch nicht, diese Leute zu hofieren oder in eine Diskussion einzubeziehen. Es geht mir einfach darum, dass diese Leute nun mal vorhanden sind und man Ihre Präsenz aushalten muss, solange sie vom Gesetz zugelassen ist.

      • @Hampelstielz:

        Stimme Ihnen zu.

        2 Probleme:

        Auch die von Ihnen genannten Spinner haben grundsätzlich das Recht zu demonstrieren (natürlich kann das auch eingeschränkt werden, dessen bin ich mir bewusst). Die Bühne gibt Ihnen salopp gesagt das Grundgesetz (bzw. die Gerichte, wie in Berlin).

        Es kann nicht jeder Demo-Teilnehmer den von Ihnen genannten Kategorien zugeordnet werden. Deswegen weigere ich mich, über 30.000 Menschen pauschal als Covidioten zu bezeichnen. Selbstverständlich nenne ich Idioten beim Namen, wenn sie sich als solche zu erkennen geben (bspw. durch ein Q auf dem Shirt)

    • @Pantomime:

      Der Fehler liegt bei der Formulierung "alle anderen". Niemand behauptet, alle anderen seien so und so. Wenn Sie sich aber einige Leute aus dieser Szene anhören, werden Sie feststellen, dass es darunter tatsächlich etliche Spinner und zahlreiche Nazis gibt. Und die sollte man auch so nennen.

      • @Adam Weishaupt:

        Stimme Ihnen generell zu.

        Aber gerade die von Ihnen erwähnten Nazis und Spinner leben ja in einer Blase, in der "alle anderen" als Eliten oder ahnungslose Schafe bezeichnet werden, die es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Was oft auch noch stolz in jede Kamera posaunt wird, die nicht bei 3 auf den Bäumen ist. Für mich ist das Fundamentalismus in Reinform.

        Auf der anderen Seite habe ich in meinem privaten Umfeld mitbekommen, dass pauschal über 30.000 Teilnehmer der Demo als "Covidioten" bezeichnet wurden, die am besten alle dem Virus zum Opfer fallen sollten. Da würde ich schon sagen, dass gewisse Ähnlichkeiten in der pauschalen Abwertung und Diffamierung Andersdenkender bestehen.

        Sofern man sich in seiner Kritik auf einzelne Spinner bezieht, bspw. unser aller Liebling Attila oder die Deppen mit den Reichsflaggen, sehe ich da auch kein Problem.

      • @Adam Weishaupt:

        " Niemand behauptet, alle anderen seien so und so"



        Doch doch



        Genau das behaupten diejenigen"Erwachten" welche genau dieses eigene Verhalten in "alle anderen" projizieren.



        In einer Haltung, welche für Sekten typisch ist, wähnen sie sich als eine "Elite" und zwar als die einzige Elite, welche die "Machenschaften" einer haluzinierten Elite durschaut habe, während "alle anderen" entweder "Schlafschafe" oder Teil jener imaginierten Elite seien.

        • @Wagenbär:

          Ich rede von der Linken, wie aus meinem Beitrag zu schließen.

          • @Adam Weishaupt:

            Ich bitte das Missverständniss durch die offensichtlich misslungene Ironie meines Kommentares zu entschuldigen.

  • das ist kein guter vergleich. oder wie sollte es aussehen? wenn im einem pflegeheim gegen die coronamaßnahmen demonstriert würde?



    das hätte - gesetzt den fall, der vergleich funktionierte - auch überhaupt keine bedeutung in bezug auf die solidarität mit risikogruppen. im gegenteil - aber das ist nun wieder eine frage des glaubens.

    jedenfalls schade um die energie des verfassers.

  • "Sie nimmt die Demonstrant’innen nicht ernst, glaubt ihnen kein Wort, behandelt sie wie verwirrte Kinder oder abstruse Gestalten." Wenn das der Fall ist, liegt es eher daran, dass sich die Demonstranten eben genau wie solche verhalten.

  • "Es stellen viel zu wenige Leute die Frage, was ein Demonstrationsrecht in Zeiten einer Pandemie bedeutet, wenn die Leute, die aus Eigeninteresse zu einer Gegendemo oder Blockade gehen würden, nicht hinauskönnen, ohne um ihre Gesundheit fürchten zu müssen."

    Ähm Nein. Die Frage stellt sich so eben auch nicht. Mit dieser "Argumentation" - könnte könnte man auch jede linke Demo verbieten, auf der potentiell nicht genügend Abstand eingehalten wird, bzw. abgesehen von der Pandemie gewaltbereite Leute unterwegs sind. Von Protesten gegen Hausprojekträumungen, über die Maidemos bis hin zu den G20 Protesten, etc.könnte man so überall nen Riegel vorschieben.

    Diesem kindischen "wir sind aber doch die Guten" Selbstverständnis, fehlts irgendwo an der demokratischen Einsicht, dass eine Gesellschaft aus unzähligen Meinungen besteht, auch aus solchen, die für viele zwar abstoßend sind, aber trotz allem von universellen Rechten abgedeckt sind.

    Dass die Polizei dann nicht eingehaltene Auflagen und Delikte auf solchen Demos viel konsequenter handhaben muss, ist eine ganz andere Baustelle. Da muss man Druck machen.

    Ansonsten ist es Aufgabe der zivilisierten Gesellschaft, Veranstalter, Redner und Teilnehmer zu entlarven und denen zu zeigen, dass sie eben nicht "das Volk" sind. Das Ringen um Meinungen und die Deutungshoheit ist ein (sich auch manchmal ein schwer auszuhaltender) Teil des demokratischen Prozesses.

    Diesen mit Verboten und dem Beschneiden von Grundrechten abzukürzen wird niemals funktionieren und ist nebenbei auch äußerst fragwürdig. Wenn mans denn wirklich Ernst meint - mit der Demokratie.

  • “Wenn es einen Impfstoff geben werde, zunächst die sogenannten Systemrelevanten davon profitieren sollten und danach dann die Multiplikatoren. Erst dann wären die Risikogruppen an der Reihe. Jene, die auch jetzt schon den größten Preis bezahlen, sollen sich also wieder hinten anstellen. Von der universalistischen Linken ist bei diesen Verteilungskämpfen wenig Unterstützung zu erwarten”

    Ja, Herr Valin, das wäre skandalös.

    Aber wie kommen Sie darauf, daß traditionelle ‘universalistische Linke’ dies nicht kritisieren werden?

    Und wie kommen Sie darauf, daß gerade identitätspolitische Akteure für die Rechte der Alten und Kranken eintreten werden?

    Die Rechte dieser Menschen stehen doch überhaupt nicht auf der identitätspolitischen Agenda: das sind doch bloß ‘alte, weiße Männer’ und Frauen, deren Verächtlichmachen sie seit Jahren betreiben.

    Ein Verächtlichmachen, das Empathie und Sympathie gerade verhindert, und das sich gut anschließt an die neoliberale Konstruktion des Bildes der Alten als Last für die Gesellschaft – ein Verächtlichmachen, das dieses Bild der Alten als Last am Leben hält und verstärkt, und multipliziert in gesellschaftliche Gruppen hinein, die dem Neoliberalismus ‘eigentlich’ fernstehen (sollten).

    Ich erhoffe mir in diesen Verteilungskämpfen wenig von der identitätspolitischen ‘Linken’, und mehr von der universalistischen traditionellen (u.a. sozialdemokratischen) Linken – sofern sie sich nicht in den Sog des identitätspolitische Intersektionalismus hineinziehen läßt, und sich dort (endgültig) verlieren dürfte, im (symbolischen) Bedienen diversester Partikularinteressen, zu denen aber GERADE NICHT die Arbeiterklasse und die Alten und Kranken unter ihnen gehören.

    JournalistInnen gehören übrigens zu den ‘Systemrelevanten’.

  • Hola. Wat issen nu wieder ditte - wa!



    Geht’s noch?!

    Schiebste den - auch noch mißglückten - Schwurbelkram mal beiseite. Bleibt.



    Die grundgesetzgarantierten Rechte Versammlungs/Demonstrations- & Meinungsfreiheit gegen die “Alten & Beladenen“ in Stellung zu bringen!



    Booey. Auf den Trichter mußte erstmal kommen bzw so unbedarft von hinten durch die Brust ins Auge mußte erstmal sein & dess dann noch zu Papier bringen. Gellewelle. Nich to glöben.

    unterm——- btw but not only —



    “ Als wäre man als Kommentator’in nicht Teil einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung, sondern ­Bundesverfassungsrichter’in in spe.…“



    Über diese Sotisse hab ich schonn geschmunzelt. But.



    Wennste so gar nicht durch die Blume: KA “…Versammlungs&Meinungsfreiheit ist Unterpfand der Demokratie…“ ständ. Rspr. (seit Mülheim-Kärlich meiner Erinnerung nach).



    Wennste also dagegen Front machst. Dann hängt das vllt auch mit diesem verquasten Blick - auf die Primadonnen dort zusammen & Auch wenn die ja durchaus “ein gemischte Speis“ sind.



    Sorry. Nur so kleinkariert karoeinfach wie Ihrs - san die halt grad neet.



    Gellewelle.

    Ende des Vorstehenden

    • @Lowandorder:

      Exakt.

  • kurz und knackig: ja, Sie müssen es aushalten.



    ps: ich wollte natürlich mal verfassungsrichterin werden.

    • @christine rölke-sommer:

      Liggers.

      Auf den Inthronisierungsbeitrag von uns stellv. Verfassungsrichter Christian Rath hätte ich mich sehr gefreut! Woll.



      & wie -



      Schade. Aber wie‘s so geht auf Erden.



      Was noch nicht is.



      Kann ja noch werden.



      &



      Wer widersteht sodann dem Hall - 📯 -



      Des Rufs aus Karlsruh' - gesetzt'en Fall?

      • @Lowandorder:

        wir könnten uns ja das amt der altersrichterin teilen - deal?

        • @christine rölke-sommer:

          Gern - bin gespannt - but öh - …

          Von einer Geschlechtsumwandlung hatte ich bisher wg des anderen Geschlechts & meiner Kinder&Enkelschar abgesehen. Gelle.

          • @Lowandorder:

            Sie werden doch nicht schon beim inklusiv-denken schlappmachen?

            • @christine rölke-sommer:

              'All inclusive' hab ich schon mal gehört



              Anyway. Als einst Tochter in Haus - vertrau ich ehna da ganz - kerr. - 😎 -

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Man macht viel Werbung für die Demonstranten, finde ich. Auch Negativ-Werbung ist Werbung, indem die Medien ein Thema permanent in den Vordergrund rücken. Das Motto gilt immer noch: Lieber ein schlechter Ruf als gar keiner-

  • Der Swing am Ende gegen universalistische Positionen kommt etwas plötzlich.



    Wenn man unbedingt möchte kann man sich schon in solchem Szenebashing suhlen - als hätten man selbst die einzig wahre Position - allerdings führt das nicht zu besonders viel. Es ist schon allein anzumerken, das universalistische Positionen Identitätspolitik nicht ausschließen, immerhin sind diese ja universalistisch - sollen ja also für alle gelten.



    Den Anfang fand ich gut, finde es aber interessant, dass das "Verfassungsrichtertum in spe" und damit die Beobachterposition in der Gesellschaft mit den "Universalisten" assoziiert wird. Wer behauptet denn weder rechts noch links zu sein? Die "Mitte". Wenn man sich mit dem Begriff etwas auseinandergesetzt hat, weiß man zudem dass die "Mitte" in Deutschland ein gutes Stück rechts von der Mitte liegt. Wer also solche Positionen vertritt - "das müsse eine Demokratie aushalten" - sind häufig diejenigen die auch behaupten Meinungsfreiheit bedeutet, man müsse auch Positionen außerhalb des demokratischen Diskurses anhören und sie als legitim ansehen: das wird man ja wohl noch sagen dürfen in einer Demokratie.

  • Es fing so zustimmungsfähig an - und am Ende nur wieder die selbe alte Leier, das selbe alte Spiel der innerlinken Distinktionsgewinne.

  • die demonstrieren lassen hat was gutes: Durch die Demo wird das Problem sichtbar. Die Mehrheitsgesellschaft sieht dass hier am rechten Rand was neues köchelt, und nix kleines. Für jeden Demonstranten gibt's noch zig mehr die nur zu faul sind nach Berlin zu fahren. Die Demo zu verbieten versteckt das Problem nur. Nach den Demos kann die Politik das nicht mehr ignorieren. Die (relativ große) Minderheit der Corona-Maßnahmengegner darf nicht an den rechten Rand gedrängt werden und den stärken.

  • In ihrer eigenen Bubble können sie natürlich die andere Bubble nicht verstehen.



    Als Journalist sollte es ihre Aufgabe seine, nicht nur ihre eigene Sicht hoch zu hängen und die anderen zu diffamieren.



    Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.

    • @Thomas Fluhr:

      Und wenn der Kopf nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird, weil Egoisten auf das "Recht" bestehen, einen infizieren zu dürfen, hört er komplett auf zu denken. Die geänderte Richtung ist dann 2m tief.

  • Antidemokratisches Vorgehen muss eine Demokratie nicht aushalten, aber ihre Mitglieder sollten sich gefälligst dagegen stellen. Da stellen sich vermeintliche "Grundgesetz- und Freiheitsschützer" hin und schwenken Flaggen autoritärer Systeme (Kaiserreich, Drittes Reich), die ihren Bürgern was gehustet haben, pochten die auf ihre demokratischen Rechte.



    Das muss man sich mal durch den Kopf gehen lassen: Wegen eines Stück Stoffs, dass man in der Regel nur ZEITWEISE tragen muss und ein paar Einschränkungen im täglichen Leben, macht man gemeinsame Sache mit Menschen, die eine Diktatur in Deutschland errichten wollen. Aber Hauptsache man kann gegen die "Corona-Diktatur" schreien, auf einer Faktenlage dünner als ein Menschenhaar.

    Ich als Demokrat, Gutmensch und ANTIFAschist werde das sicherlich nicht aushalten und auch nicht ignorieren, nur weil es meine Komfortzone erst einmal nicht tangiert.

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

    • @Jan Berger:

      Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie unsere Netiquette.

      Die Moderation

    • @Jan Berger:

      AHA.

      • @OSCILLATEWILDLY:

        Genau. Abstand halten, Hände waschen und Alltagsmaske tragen.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Also ich bin dafür, dass zuerst die Systemrelevanten - mein Arzt sowie Frau Merkel, dann die Multiplikatoren - die Lehrer meiner Kinder und erst dann die Risikogruppen - ich, geimpft werden.

  • „Das wird eine Demokratie aushalten müssen“



    ... und stimmt, ich habe nicht all zuviel auszuhalten.



    Darf jetzt nur noch seine Meinung äußern, der zu Objektivität nicht fähig ist?



    Und ich nehme viele der Demonstranten auch nicht ernst, glaube ihnen kein Wort, sie sind für mich wie verwirrte Kinder oder abstruse Gestalten.

    Niemand hat gesagt, dass Demokratie leicht ist. Das wird vielen, die sich in den letzten Jahrzehnten komfortabel durch ihre Welt geträumt haben, jetzt erst bewusst.

    • @Berliner Berlin:

      "Darf jetzt nur noch seine Meinung äußern, der zu Objektivität nicht fähig ist?"



      Sorry, aber die sogenannte "Objektivität" ist eine Illusion.



      ALLE haben einen spezifischen Blick durch ihre individuelle Brille auf das, was Realität genannt wird.

      • 0G
        00677 (Profil gelöscht)
        @Fezi:

        Man nennt diese Methode, Fakten als Meinungen anzusehen und Objektivität bzw. "absolute Wahrheit" zu leugnen, übrigens Gaslighting, eine vor allem bei rechten Ideologen, aber auch Coronaleugnern beliebte Methode der Manipulation: de.wikipedia.org/wiki/Gaslighting

        • @00677 (Profil gelöscht):

          Vielen Dank für den Hinweis.



          Kannte ich noch nicht, könnte aber weite Bereiche der Kommunikation der gesamten "neue nRechten" erklären.

      • 0G
        00677 (Profil gelöscht)
        @Fezi:

        Hm, wie viele "spezifische, individuelle Blicke" mag es wohl auf den Eiffelturm in Paris geben? Ist die Tatsache, dass er dort auf dem Champs de Mars steht, keine objektive Realität, sondern eine Illusion? (Um nur 1 Beispiel zu nennen...)