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Die Finanzminister der EurozoneDeutscher Geiz wird sich rächen

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Deutschland ist keine Insel. Uns geht es nur so gut wie unseren Nachbarn. Es ist erschreckend, dass man diese Binsenweisheiten aufschreiben muss.

Pressekonferenz mit Finanzminister Scholz nach den Verhandlungen der Eurogruppe Foto: Michael Kappeler/dpa

Z u wenig. Diese beiden Worte fassen das deutsche Versagen zusammen, wenn es um Europa geht. Zwei Zahlen machen deutlich, wie grotesk die Bundesregierung agiert: Die Europäische Zentralbank (EZB) geht davon aus, dass Europa mindestens 1,5 Billionen Euro mobilisieren muss, damit alle Länder genug Geld haben, um die Coronaschäden zu bekämpfen. Doch Deutschland favorisiert ein Paket, das nur rund 500 Milliarden Euro umfasst.

Noch schlimmer: Die deutsche Zahl ist eine Mogelpackung. Denn 200 Milliarden sollen über den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) laufen, der aber vorsieht, dass jedes Land nur Kredite in Höhe von maximal 2 Prozent seiner Wirtschaftsleistung aufnehmen kann. Für Italien wären dies 39 Milliarden Euro, für Spanien 28 Milliarden. Das reicht nicht. Einfach gar nicht.

In Deutschland herrscht immer noch der Irrglaube vor, wir würden den anderen Euroländern etwas schenken, falls wir der Ausgabe von Coronabonds zustimmen. Dies ist gleich dreifach falsch. Erstens: Es wird nichts verschenkt, schon gar nicht deutsches Steuergeld. Es geht um Kredite. Neu wäre nur, dass die EU oder die Eurozone diese Anleihen ausgeben. Zweitens: Die deutsche Wirtschaft kann nur florieren, wenn Europa prosperiert. 59 Prozent unserer Exporte gehen in die EU, davon 35 Prozent in die Eurozone. Drittens: Auch die deutschen Sparer würden profitieren, die jetzt unter den Niedrigzinsen stöhnen.

Die meisten deutschen Sparer dürften noch nicht bemerkt haben, dass ihre Interessen bedroht sind. Doch das macht die Gefahr nicht weniger real. Ohne Coronabonds würde sich die Eurokrise nämlich wiederholen – nur schlimmer. Italien und Spanien würden als potenzielle Pleitekandidaten gelten, sodass die Geldvermögen von dort fliehen würden, um den „sicheren Hafen“ Deutschland anzusteuern. Die Zinsen würden auf ewig unter null dümpeln.

Es ist ganz einfach: Deutschland ist keine Insel. Uns geht es nur so gut wie unseren Nachbarn. Es ist erschreckend, dass man diese Binsenweisheiten überhaupt aufschreiben muss.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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86 Kommentare

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  • es gibt noch eine weitere möglichkeit einen teil der fehlenden finanzen in die eu zu holen.für den import von öl gas kohl werden in deutschland 100 milliarden € pro jahr ausgegeben in der eu also locker 500 oder gar 1000 millarden €.wenn endlich diese energie mit eu erneuerbaren erzeugt wird beleibt das geld in der eu.diese energie kann locker erzeugt werden vor allem vor den küsten spaniens,griechenlands,frankreich also dem riesigen potenzial vor europas küsten.ganz zu schweigen von den co2 und methan einsparungen die locker noch ne weitere billion€ pro jahr bringen würde.

  • Zu Punkt eins: Sie wollen uns also tatsächlich erzählen, daß Länder wie Italien, Griechenland oder Spanien immer nur Kredite bekommen hätten? Diese auch immer brav zurückgezahlt haben? Und Deutschland niemals nicht einen Cent wegen der Übernahme von Ausfallgarantien verloren hätte? Und wenn es denn diesesmal schiefginge, wer würde denn für den Ausfall haften? Zu Punkt zwei: Deutschland war bereits Exportweltmeister, als es dem Großteil der Länder noch sehr viel schlechterging als heute. Auch wenn ein Land, in dem es dem Großteil der Bevölkerung sehr schlechtgeht, bei Siemens ein Milliardenkraftwerk kauft, bleibt dessen Bevölkerung weiterhin arm, während Siemens hier Steuern bezahlt. Zu Punkt drei: Wer kein Geld hat, der profitiert auch nicht von höheren Zinsen. Und das sind in Deutschland die meisten. Man kann sich aus jeder Statistik das raussuchen, was einem gefällt.

    • @Thomas Schöffel:

      Die Moderation: Dieser Beitrag wurde versteckt.

    • @Thomas Schöffel:

      Die Moderation: Dieser Beitrag wurde versteckt.

  • In Sachen Italien schwirren immer wieder Gerüchte durch die Gegend: Die Italiener sollen sich nicht so haben, deren private Vermögen (Immobilien usw.) sind im Schnitt deutlich höher als in Deutschland, ebenso die Renten einschl. früherer Renteneintritt.



    Ist da was dran?



    Gibt es verlässliches Zahlenmaterial?

  • Man sieht, dass die EU nicht mehr funktioniert. Italien wird bald dem britischen Beispiel folgen und austreten, zumal sich ja China bereits als starker Bündnispartner angeboten hat.

  • Liebe Frau Herrmann,



    anderen helfen ist immer gut.



    Weshalb reichen die (fast) unbegrenzten Geldmittel aus den dafür vorgesehenen Notfallfonds (z.B. ESM) nicht aus?



    Meiner Meinung nach müsste man die doch erst mal verwenden.



    Warum genügen wir Ihrem Anspruch von Solidarität und Hilfe nicht, wenn wir genau diese Geldmittel liefern?



    Jetzt werden unbegrenzte und bedingungslose Darlehensmittel gefordert, auf die ohne Beschränkungen der Höhe und dem Grunde nach zugegriffen werden soll.



    So etwas haben wir ja noch nicht mal für uns selbst.



    Wo wird dann über unseren Haushalt entschieden?



    Wer käme auf die Idee, so etwas von seinen besten Freunden für sich selbst zu fordern und den gemeinsam vorher festgelegten Notfallplan nicht anzuwenden?

  • Frau Frau Herrmann hat recht: Menschen in Not muss man helfen!



    Aber einige Mitforisten hier irren meiner Ansicht nach:



    - Italien geht es nicht erst seit der Finanzkrise schlecht. Die Südländer wollten - angezogen von den tiefen Zinsen - um jeden Preis der EUR-Zone angehören. Vorher konnten Sie Wirtschafts- mit Hilfe der Währungspolitik betreiben, seither geht das nicht mehr.



    - Die Finanzkrise war nicht die Grundlage allen Übels, sondern nur ein allerdings sehr grosser Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Der Staat hat dort schon vorher nicht funktioniert - das weiss jeder, der mal in Italien einen Gewerbeschein beantragt oder eine Ordnungsbusse angefochten hat.



    - Noch ein Wort zur Bankenrettung in der Krise: Auch hier sollte man stets nach Ursachen differenzieren. So hat die Schweizerische Eidgenossenschaft einen Gewinn (!) aus der Rettung der UBS erwirtschaftet. Klar: das ist kein Argument dafür, auf eine strenge Bankenregulierung zu verzichten. Diese ist zwingend nötig. Vor allem sollten hier die Anreizsysteme der Bankangestellten reguliert werden!



    - Die Mitforisten, die hier stets auf Keynes verweisen, vergessen, dass derselbe nicht nur Fiskalpolitik in schlechten Zeiten propagiert hat, sondern ebenfalls, die resultierende Staatsverschuldung in guten Zeiten wieder zurückzufahren. Das ist nie passiert (bzw. in D dadurch, dass die Verschuldung im Verhältnis zum BIP reduziert wurde). Viele Länder mit niedriger Staatsverschuldung können jetzt in der Krise klotzen.



    - In einer Währungsunion braucht es eine gemeinsame Wirtschafts-, Steuer- und Sozialpolitik. Wenn das politisch nicht gewünscht ist, sollte man die Währungsunion auflösen.

    Aber wie gesagt: Menschen in Not sollte man helfen - unbürokratisch und ohne auf Rückzahlung zu pochen!

    • @Emmo:

      Ich denke, dass es eben den meisten Kommentatoren um die Angst geht, dass die Südstaaten der EU eben die Schulden nicht zurückzahlen wollen. So etwas würde ich eine böswillige Unterstellung nennen. Denn am Beispiel Griechenlands hat Deutschland sogar unterm Strich profitiert.



      Und das mit einbezogen gebe ich Ihnen recht!

  • Ich verstehe nicht wie man diese Bonds befürworten kann.

    Weiteres Schuldenmachen verbunden mit ewigem Gelddrucken wird die Inflation in die Höhe schießen.

    Betroffen wäre davon hauptsächlich das Arbeiter-Volk, das sich immer weniger Grundgüter leisten kann. Wohlhabende Bürger haben nämlich in wertsteigernde Immobilien und Wertpapiere investiert.

    • @Killian Treun:

      Nicht persönlich gemeint, Ihre Angst ist leider Unsinn.

      An eine unpopuläre Idee möchte ich ebenfalls erinnern: Aus Ihrer konsumtiven Sicht wäre es genauso konsequent bzw. müsste man über hohe Steuern das ausgeliehene Geld wieder einsammeln und die Schulden ausgleichen. Wollen Sie das? ;-)

    • @Killian Treun:

      Es ist umgekehrt. Ohne ein Rettungspaket werden die Arbeiter rasch keine Arbeit mehr haben. Ob sie sich darüber freuen würden?

  • Die von mir wirklich SEHR geschätzte Frau U. Herrmann verkürzt hier meines Erachtens zu sehr. Denn die Lösung kann doch gerade im Bereich der Südländer nicht immer die sein, dass Geld gedruckt und z.B. an Italien ausgegeben wird, ohne dass Italien z.B. über den ESM zu einer Haushaltsdisziplin gezwungen ist. Mit Coronabons würde Italien weitermachen (können) wie bislang, was das Land doch schon jetzt in eine Überschuldung getrieben hat, und Italien würde das Geld zudem in Teilen mit dem Ziel der Sanierung seines Staatshaushaltes verwenden. All dies sieht aber das Vertragswerk rund um den EURO bewusst nicht vor.



    Zudem halte ich eine derartige Vergemeinschaftung von Schulden zugunsten von Regierungen, welche sich doch auch ansonsten mehr kritisch als konstruktiv in Sachen EUROPA äußern und verhalten, für SEHR KRITISCH. Ich möchte über eine Coronobons z.B. weder Polen, noch Ungarn, etc. unterstützen; also keine Staaten, die mit EUROPA, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie doch schlicht nichts am Hut haben. Wir würden damit diktatorisch orientierte Regierungen unterstützen. Denn wenn Europa den Coronabonus freigibt, dann können hierauf natürlich auch die „Diktatoren“ zugreifen. Und das kann auch Frau Herrmann nicht wollen.

    Vielmehr sollten wir nach der Krisenbewältigung endlich die richtigen Schlüsse aus dieser Corona- und EU-Krise ziehen.



    Unterstellt, dass Europäer anderen Europäern grds. NATÜRLICH helfen wollen, zeigt doch diese Krise überdeutlich, dass diese Hilfe – auch finanziell – viel leichter erfolgen würde, wenn die EU-Staaten endlich eine langsame Angleichung und Harmonisierung ihrer Systeme gezielt vornehmen würde, also auch der Gesundheitssysteme, Rente, Sozialsysteme,.. . Denn wenn in manch anderen Ländern z.B. die Leue die Rente mit ca. 55 Jahren antreten, und in der BRD vermutlich bald erst mit 70 Jahren, dann erschweren solche Systemunterschiede die Hilfsgewährung einfach massiv. Deswegen können wir nicht den zweiten vor dem ersten Schritt gehen. Leider!



    ;-)

    • @tazeline:

      Falsch! (Ihr erster Absatz)

      • @Gerhard Krause:

        Noch ein Satz zur Erklärung: Italien hat meines Wissens Schulden bislang immer zuverlässig bedient, und neben den üblichen politischen Fehlern, die sich alle Staaten leisten, wie Reichen-pampern, erscheinen - sagen wir - Finanzprobleme Italiens ausschließlich in der deutschen Lohnzurückhaltung, Entschuldigung, in der ökonomischen Prof-Sinn-Dummheit in Deutschland, begründet.

    • @tazeline:

      Eigentlich ist das, was die EU seit ihrer Gründung so treibt nicht weiter als eine sukzessive Harmonisierung. Aber einem einheitlichen Poltischen System in ganz Europa sind gewisse Grenzen gesetzt. Französischer Zentralstaat oder deutschen Föderalismus? Repräsentative Monarchie oder Republik? Starke oder schwache Gewaltenteilung? Gemeinsame Exekutivorgane oder nur verbindliche Richtlinien? Subsidiensprinzip oder starke Zentralgewalt? Unabhängige Gebietskörperschaften oder nachgeordnete Verwaltungseinheiten? Europa der Regionen oder eine Region namens Europa? Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Glauben Sie auch nur einer der darin aufgeführten Punkte ließe sich absehbar lösen? Und was wäre damit gewonnen?

      • @Galgenstein:

        Sie zählen genau die Gründe auf, die auch gegen Eurobonds sprechen: die Budgethoheit nationaler Parlamente wäre nicht gegeben und das wäre wohl verfassungsrechtlich höchst bedenklich. Wenn ich das richtig verstanden habe, müsste im Ernstfall der dt. Staat, also Steuerzahler, als gesamtschuldnerisch Haftender (= einer für alle) die Schuldenlast tragen, wenn andere Staaten ausfallen. Wie würden Sie sich verhalten, wenn Sie zum Beispiel mit 4 guten Freunden ein Start-up in die Wege leiten und bei der Bank als Anschubfinanzierung einen Kredit über 1 Mio. € aufnehmen können. Von einem der Freunde wissen Sie, dass er gerne mal Geld in Glückspielen versenkt, ein anderer fällt durch seinen etwas überzogenen Lebensstil aus der Reihe. Die beiden Freunde haben bisher immer das Thema gewechselt, wenn sie darauf angesprochen wurden. Der Bankberater macht Ihnen klar, dass jeder Einzelne mit seinem privaten Vermögen für die gesamte Kreditsumme haftet. Würden Sie hier derart ins Risiko gehen?

  • Glaub keiner Statistik...



    Es ist ja fast schon amüsant zu sehen, wie hier Statistiken zum "Vermögen" der Südländer angeführt werden um zu beweisen, dass diese quasi wie der berühmte Bettler auf einem Haufen Geld in der Matratze hocken.

    Was natürlich Blödsinn ist.



    Denn das durchschnittliche wie das mediane Einkommen beispielweise der Italiener ist deutlich geringer als das der Deutschen



    Quelle: Eurostat



    appsso.eurostat.ec...ViewTableAction.do

    Noch viel miserabler geht es allerdings den Griechen, Ungarn, Kroaten...



    Gleichzeitig fällt beim Besuch z.B. Kroatiens auf, dass der Einzelhandel von deutschen Discountern dominiert wird. Wobei das Preisniveau dem unseren entspricht, nur halt einem Haushaltseinkommen von rund 30%...



    Es werden also lokale Anbieter verdrängt und gleichzeitig Kaufkraft abgeschöpft.



    Ist das der deutsche Plan für Europa???

    • @Achtsamer:

      Wie in Rumänien. ;-)

    • @Achtsamer:

      Als ob die beim deutschen Discounter kaufen würden, wenn der nicht billiger wäre als die heimischen Anbieter.

      • @Peterbausv:

        Das läuft anders. Erst macht der Discounter mit Niedrigstpreisen die einheimische Konkurrenz fertig und danach werden die Preise allmählich erhöht...

        Wurde in D auch so gemacht.

    • @Achtsamer:

      Der Link geht nicht.



      Wäre aber interessant, wenn bei Eurostat was anders als bei Wikipedia steht.

    • @Achtsamer:

      "Ist das der deutsche Plan für Europa???"

      Im Prinzip ja.

  • "...dass jedes Land nur Kredite in Höhe von maximal 2 Prozent seiner Wirtschaftsleistung aufnehmen kann."

    Also das übliche Verfahren der Bundesregierung. Große Zahlen nennen und wenn man sich die Sache genauer anschaut, ist wesentlich weniger dahinter.

    Es wird wirklich Zeit, dass wir eine Regierung bekommen, die bereift, dass wir ohne die anderen EU Staaten nur ein kümmerliches kleines Häufchen Elend sind...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      " eine Regierung bekommen, die begreift, dass wir ohne die anderen EU Staaten nur ein kümmerliches kleines Häufchen Elend sind..."



      Der Regierung brauchen sie das nicht zu erzählen. Aber die Bürger wollen es halt nicht begreifen.

      • @Galgenstein:

        Die Regierung scheint es auch nicht zu begreifen. Sonst würde sie versuchen, es den Bürgern zu erklären.

  • Die neoliberale Devise, den Staat finanziell zu verschlanken und Leistungen der allgemeinen Fürsorge zu privatisieren und dem Diktat der Kosten-Nutzen-Rechnung zu unterziehen, hat mehr oder weniger alle Länder der EU wie eine Seuche erfasst.

    Einige wenige wurden immer reicher, viele Staaten immer ärmer. Ich erinnere an die Troika, die Griechenland zwang, Renten zu kürzen und die medizinische Versorgung zu schreddern. Auch andere Länder unterlagen der Austeritätspolitik, vornehmlich im Süden Europas.

    Mithilfe der EU haben einige Länder enorme privatwirtschaftliche Profite erwirtschaftet. So z.B. auch NL, die am härtesten mit anderen Profiteuren gegen solidarische Maßnahmen agieren.

    Frau Herrman sieht die Sache ganz nüchtern und richtig. Aber sie schreibt gegen eine Betonwand an. Dahinter verschanzen sich diejenigen, die immer noch glauben, dass alle Länder, die diese Bonds jetzt benötigen, vorher alles falsch gemacht haben. Selber schuld.

    Da kommt schon wieder der alte Gedanke auf, dass wir die Guten sind und jetzt von den Bösen ausgenommen werden sollen. Notfalls wird mit falschen Zahlen agiert oder diese beliebig interpretiert.

    Die EU ist am Ende. Und dazu haben wir eine Menge beigetragen.

    • @Rolf B.:

      Bringen Sie da in Griechenland nicht etwas durcheinander? Ein aufgeblasener Beamtenapparat, eine unsinnige Olympiade auf Kredit, ein überdimensioniertes Militär, eine lahmende Wirtschaft, ein ermogelter Eurobeitritt: das waren die Hauptursache der Krise.

      • @Eibi:

        Mir ist die antigriechische Stimmungsmache bekannt ohne da etwas durcheinander zu bringen.

  • Vorschlag: Umbau der Umsatzsteuer mit drei Prämissen:



    a) Reduzierung des ermäßigten Satzes auf 5% für Güter des täglichen Bedarfs, ausgenommen Flugfracht,



    und personalintensive Dienstleistungen inklusive Gaststätten, Hotellerie, etc



    b) regulärer Satz bleibt oder wird auf maximal 20% erhöht



    c) Einführung eines erhöhten Satzes für z.B. Luxusgüter und umweltschädigende Produkte wie übermotorisierte Pkw etc



    Was bringts? Wie sieht es im europäischen Vergleich aus?

  • Liebe Frau Herrmann,



    nein, Deutschland ist keine Insel, und vor allem Italien benötigt dringend Unterstützung. Italien muss aber auch endlich eine verantwortungsvolle Strukturpolitik betreiben. Was passiert statt dessen? Der Staat übernimmt Alitalia, ein Milliardengrab, weder sanierungsfähig noch verkäuflich. Ein Drama seit Jahren. Und in diesem schwarzen Loch sollen nun weitere Milliarden versenkt werden? Das ist verantwortungslos. Das müsste man in Italien endlich Mal einsehen. Der Flieger ist abgeflogen, ciao Alitalia !

  • Warum sind Italien, Spanien, Griechenland, Spanien, Portugal nicht einfach in ihrer Wirtschafts- und Finanzpolitik genau so wie Deutschland, die Niederlande, Finnland, Litauen, Lettland, Estland usw. ?

    Dann würde sich die Frage nach Eurobonds bzw. "Coronabonds" doch gar nicht erst stellen, weil jedes Land pro Einwohner das Gleiche erwirtschaften würde und alle, pro Einwohner gerechnet, wären wirtschaftlich, finanziell und bezüglich ihrer Bonität gleich.

    • @Rojas:

      Weil Staaten nicht gleich sind? Sie sich unterschiedlich entwickelt haben? Unterschiedliche natürliche Gegebenheiten haben?

    • @Rojas:

      Warum sind wir nicht alle einfach wie Warren Buffet, dann wären wir alle wirtschaftlich, finanziell und bezüglich unserer Bonität gleich, kein Hartz mehr, weniger Depressionen und Selbstmorde, weniger Diskriminierung weniger Zulauf zu rechten Parteien, das wär doch schön.

  • Das mittlere Haushaltsvermögen in Italien beträgt 163.900 €, in Deutschland gerade einmal 51.400 €. Naheliegend wäre doch zunächst die eigenen Bürger zum Kauf von Staatsanleihen heranziehen.

    • @Claude Therrien:

      1. Quellen bitte! Zahlen kann jeder erfinden!



      2. Worin besteht das Vermögen? Immobilien etwa? Jeder Meter Küste eine Million???



      3. Wie ist die Vermögensverteilung?



      Wenn ich in Italien bin sehe ich weitherum stark angegriffene Bausubstanz, verfallene Infrastruktur...

      • @Achtsamer:

        Die Verteilung von Privatvermögen ist leicht zu recherchieren. Es muß die Frage erlaubt sein, warum nicht die mit Vermögen zuerst gefragt werden, oder?

    • @Claude Therrien:

      tja - Italienische Bürger sind nicht liquide. Das Vermögen steckt in Immobilien.

      • @Monika Frommel :

        Ja wenn meine 163.000 investiert sind, muss natürlich mein Nachbar, der seine 51.000 liquide gehalten hat, mit mir eine Gesamtschuld eingehen - was läge denn näher als das Risiko von Anlagen auf Dritte abzuwältzen. Ich hoffe sie haben sich auch für die Bankenrettungen und letztlich Boni zahlungen an Spekulanten durch Steuergelder eingesetzt.

        • @BluesBrothers:

          Die 163.000 sind nur theoretisch vorhanden.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Echt jetzt?



            Das italienische Vermögen ist nur theoretisch da?

  • Coronabonds als vermögenswirksame Leistungen - irgendwie sowas in der Art musste ja früher oder später hier kommen.



    Wenn jeder Deutsche im Schnitt 53.000€ als Spargeld gebunkert hat, wie lange muss man dann die Angst vor dem Corona-Tod noch aufrecht erhalten, bis mein Nachbar auch genausoviel Geld hat, wie ich?



    Wieviel Coronabonds müsste man denn eigentlich ausgeben, damit der Zins für Spareinlagen in Deutschland wieder wie vor 25 - 30 Jahren so um die 5 Prozent läge?



    Und - lohnt sich dann für Friedrich Merz überhaupt noch der Kauf eines Lotterieloses? (;-))

    • @Rainer B.:

      Wie kommen sie auf die Idee, dass "jeder Deutsche im Schnitt 53.000€ als Spargeld gebunkert hat"?

      Auf das Zinsniveau anzuspielen ohne hierbei die gesamtwirtschaftliche Situation zu berücksichtigen, ist doch absurd.

      • @BluesBrothers:

        siehe hier:



        www.welt.de/finanz...chen-wirklich.html

        Frau Herrmann schreibt: „Auch die deutschen Sparer würden profitieren [Anm.: Von den Coronabonds], die jetzt unter den Niedrigzinsen stöhnen.“



        Die gesamtwirtschaftliche Situation soll ja angeblich in den letzten Jahren immer hervorragend gewesen sein. Die Zinsen für Sparer gingen gleichzeitig aber gegen Null und teilweise sogar unter Null.

        • @Rainer B.:

          Nach dem Artikel ist das Nettovermögen der Italiener etwas größer als das der Deutschen und dies ohne Berücksichtigung der Immobilien. Folglich ist der Vermögen im Schnitt (wenn die hier gemachten Bemerkungen, der Großteil des ital vermögens bestünde aus Immobilien) ein gutes Stück größer, weshalb dann Bonds?

          • @BluesBrothers:

            Im Artikel steht doch überhaupt nichts zum „Nettovermögen der Italiener“, weder zum privaten Geldvermögen, noch zum privaten Immobilienvermögen.

            • @Rainer B.:

              In dem Artikel von Frau Herrmann jedenfalls.

  • Nuja, nicht jeder ist fähig, aus der Geschichte zu lernen. Die Antwort auf die Ablehnung der Hilfsanfragen bezüglich Flüchlinge von Griechenland (2012) und Italien (2013) erhielten wir 2015. Schauen wir mal, wie (und wann) wir dieses Mal Antwort erhalten

  • -So­li­da­ri­tät, die



    -Substantiv, feminin



    -unbedingtes Zusammenhalten mit jemandem aufgrund gleicher Anschauungen und Ziele

    Wo genau haben wir und Italien gleiche Anschauungen und Ziele?



    Offensichtlich wollen die Italiener hauptsächlich eine Transferunion.

  • Vielen Dank, liebe Frau Herrmann, dafür, dass Sie es aufgeschrieben haben.

    Meiner Meinung nach kann man es nicht oft genug aufschreiben; nicht nur, dass es Deutschland nur so gut gehen kann wie seinen Nachbarn, und, dass die deutsche Wiederaufbauleistung sehr stark von aussen unterstützt worden ist.

  • Wieso deutscher Geiz?



    Haben wir Geld übrig dass wir nicht Rausrücken wollen? Nein.



    Deutschland hat Schulden in Höhe von 1,9 Billionen Euro. Dazu kommen nun noch mal eben 125 Milliarden dazu.



    Das sind 125.000 Millionen. Schulden die zukünftige Generationen erst einmal Abarbeiten müssen. WEnn ich mit 60% meines Jahreseinkommens im Dispo stecke kann ich doch auch nicht sagen, dass ich Reich bin. Auch nicht wenn ich es mal geschaft habe nur soviel auszugeben wie ich eingenommen habe.

  • Ziemlich dünner Beitrag, mit wenig Fakten und Infos. Wer wissen will, warum Eurobonds keine Lösung sind, sollte sich den Artikel des ehemaligen Chefvolkswirt der EZB, Jürgen Stark, in der FAZ durchlesen. Er ist umfangreich und fundiert. Zu finden ist er hier:

    www.faz.net/aktuel...onds-16714471.html

    • @freibadbea:

      LOL, das INSM-Mietmaul Jürgen Stark

      www.insm.de/insm/u...en-und-botschafter

      als seriöse Quelle. Das ist so ähnlich, als würde man Pol Pot zum Wirken der roten Khmer befragen

    • @freibadbea:

      Habe beide Artikel gelesen und kann Ihnen nicht zustimmen.

      Der FAZ-Artikel ist länger, nutzt seinen Platz aber nur um um den heißen Brei zu reden.

      Auf die Frage, wie scheiternde Nachbarn unsere eigene Wirtschaftsleistung gefährden, schleicht der FAZ-Artikel einfach drum herum. Es scheint sogar, dass dieses, wahrscheinliche, Szenario bewusst ausgelassen wurde.

      Fundiert ist darin schon mal gar nichts. Nur vollmundige Behauptungen und böses Herumorakele, was denn alles schlimmes passieren könnte.

      Aber jeder liest die Texte wohl so, dass sie zum eigenen Weltbild passen...

  • Leider



    merkt man bei vielen Kommentaren, dass viele Taz Leser heute schlimmer sind als das, was sie selbst in jungen Jahren an der Eltern - Generation der Macher zu Recht kritisierten.

    Die Verurteilung der Benachteiligten als verantwortungslose Verschwender die unserer harten kontrollierenden Aufsicht bedürfen.

    Chauvinismus pur!

    Aus der Welt der großen Altbau Wohnung oder dem schönen Garten schaut man auf andere herab....

    Da man selbst ein wenn auch nur kleines Vermögen sein eigen nennt, wird die Vorstellung etwas abzugeben zum Horror - Szenario.

    Real ist der bei 2/3 der Menschen in Deutschland vorhandene Wohlstand nicht zu halten, wenn Südeuropa verelendet.

    Wenn es zu viel Ungleichheit in unmittelbarer Nachbarschaft in Europa gibt, ist die so gerne hochgehsltene offene liberale Gesellschaft der "Europäischen Werte" bald passé.

    Ich hoffe die Euro Corona Bonds kommen bald



    Sie sind ein Schritt in die richtige Richtung.

    • @Peter Kraus:

      "Chauvinismus pur!" Das ist ein sehr einseitiges Urteil. Mitnichten wird europäische Hilfe verweigert. In dem Streit geht es nur um die Wahl der Mittel. Offenbar sind selbst Finanz- und Wirtschaftsexperten uneins darüber, welcher der bessere und für alle Beteiligten sicherere Weg ist. Leider erfährt die geneigte Leserin auch in der TAZ keine sachlichen Details, die die Meinungsbildung unterstützen.

    • @Peter Kraus:

      Erstens ist das durchschnittliche private Vermögen des einzelnen Bürgers in Deutschland im Durchschnitt sehr viel geringer als in vielen anderen, besonders den südlichen, EU-Ländern:

      www.stern.de/wirts...er-eu-7780210.html

      Und zweitens wird eine EU, in der immer die Deutschen, Holländer und ein paar andere alles irgendwie erarbeiten und managen und die anderen stets "Solidarität! Solidarität!" rufen, aber damit immer nur "Deutschland, schieb noch mehr Kohle rüber!" meinen, nicht funktionieren.

      Weil irgendwann ist man dann doch auch im Norden irritiert, warum nicht einfach die anderen Länder es genau so machen wie Deutschland oder die Niederlande oder Österreich oder Finnland. Und irgendwann ist der Punkt erreicht, wo man dann auch in Deutschland, Holland, Österreich, Finnland usw. keinen Bock mehr hat, alles zu erarbeiten, was die anderen dann einfach immer nur abgreifen wollen.

    • 9G
      91491 (Profil gelöscht)
      @Peter Kraus:

      Kann mich dem nur anschließen.



      Sehr richtig.

  • "Die Europäische Zentralbank (EZB) geht davon aus, dass Europa mindestens 1,5 Billionen Euro mobilisieren muss, damit alle Länder genug Geld haben..." Liebe Frau Herrmann, dann erläutern Sie den Lesern bitte einmal, wie das kurzfristig mit Euro- oder Coronabonds funktionieren soll und was das für die Menschen in den "starken" Ländern bedeutet, falls tatsächlich Volkswirtschaften wie Italien oder Spanien ihren Zinsanteil nicht erwirtschaften können (oder wollen, s.unten @Th. Dreher). Bleibt im Worst Case die gesamte Last (gesamtschuldnerische Haftung) nicht an einem Land kleben, vermutlich Deutschland? Wir sehen doch, wie von einigen Ländern in Europa mit den europäischen Werten umgegangen wird, Stichwort Flüchtlingskontingente oder Stichwort Unabhängigkeit der Justiz usw.

    • @Edward:

      Nun -- Sie übersehen DEs Aussenhandelsbilanzüberschuss. *Das* ist nämlich genau die Kehrseite des "nicht erwirtschaften könnens" ("oder wollens" -- sagen Sie mal: geht's noch? Herrenmenschmentalität, aber zu feige dazu zu stehen?).

      Die Schulden der Einen sind das Reichtum der Anderen. Und die Schieflage hat nichts mit "wir sind fleissig, pünktlich, korrekt und die sind faul, schlampig, korrupt" zu tun.

      Ganz fies finde ich es, wie es hier immer wieder zu finden ist, mit scheinwissenschaftlicher Sprache verpackt wird.

      • @tomás zerolo:

        Abgesehen von Ihrem inakzeptablem Tonfall: die Probleme, die Aussenhandelsbilanzüberschüsse bringen bzw. anzeigen, sind mir nicht unbekannt. Falls Sie es nicht mitbekommen haben, zielte meine Frage auf erhöhte Risiken, die bei Eurobonds durch das Prinzip der gesamtschuldnerischen Haftung entstehen. Im Extremfall haftet dann ein Land (oder eine sehr kleine Gruppe von Ländern) für sämtliche Schulden. Frau Herrmann tut jedoch so, als ob Eurobonds die einzige und wahre Lösung wären. Da hege ich Zweifel. Leider bietet Frau Herrmann keine sachlich fundierte Abwägung an, mit der jeder sich selbst ein Urteil bilden könnte. Diese Einseitigkeit finde ich befremdlich im Journalismus. Und wieso soll es opportun sein, den deutschen Exportüberschuss zu geißeln, über wahnwitzige politisch motivierte Sozialgeschenke in manchen hochverschuldeten Ländern aber nicht zu reden? Hier ächzen noch genug Leute unter den Hartz-IV-Bestimmungen, die auch gern einen großen Schluck aus der Pulle hätten, oder sind das alles Simulanten?

  • Natürlich geht es bei Coronabonds "nur um Kredite". Entscheidend ist dabei doch allein, wer die Kredite letzen Endes zurück zahlt und wer für die Kredite haftet, wenn eines der Mitgliedsländer ausfällt.

    Und weshalb sollen allen die Euro-Länder für die Folgen der Corona-Krise mithaften. Richtiger Ansprechpartner wären wohl eher alle Mitgliedsstaaten der EU.

    Und weshalb kommt man überhaupt die Idee auf, dass alle Folgekosten der Corona-Epedemie von der EU getragen werden müssten? Wäre dem so, dann entfielen allein auf Deutschland allein eher EUR 1.000 Mrd.

  • Ein Grundprinzip der Demokratie lautet:



    "No taxation without representation"



    - keine Besteuerung ohne (parlamentarische Repräsentation)

    Eurobonds würden eine gesamtschuldnerische Haftung bedeuten und das wäre eine massive Verletzung dieses Prinzips!



    Wählen die Italiener in ein paar Jahren einen Politclown wie Salvini , der aus der Rückzahlung der Eurobonds aussteigt um in Italien Wahlgeschenke zu verteilen, dann blieben die nörlichen EU Länder auf diesen Schulden sitzen!



    Diese gesamtschuldnerische Haftung muß daher unbedingt vermieden werden!



    Natürlich müssen die die nörlichen EU Länder den südlichen mit höheren Summen helfen, dadür kann man aber z.B den ESM auf das 3 fache seines jetzigen Volumens aufbohren und die EZB kann noch mehr als bisher Staatsanleihen kaufen. Das ist vollkommen ok.



    Gesamtschuldnerische Haftung (Coronabonds) darf es erst geben, wenn das Europaparlament über eine einheitliche Wirtschafts und Sozialpolitik entscheidet und ein europäisches Finanzamt in ganz Europa efizient Steuern auf Einkommen und Vermögen erhebt.



    Alles andere wäre zutiefst undemokratisch.



    Im übrigen ist der Vergleich mit den deutschen Verpflichtungen nach dem 2.Weltkrieg nicht zutrffend. Dort haben Länder auf vorher festgelegte Summen verzichtet und Deutschland keineswegs eine Art Blankoscheck ausgestellt wie ihn Coronabonds bedeuten würden,

    • @Thomas Dreher:

      "Ein Grundprinzip der Demokratie lautet:



      "No taxation without representation""

      Äh, nein. Das ist falsch. Das war die Formel der nordamerikanischen Rebellen gegen den englischen König.



      Dennoch zahlen auch heute noch MexikanerInnen in den USA Steuern - ganz ohne Stimmrecht. Schumacher zog in die Schweiz, um dort Steuern zu zahlen (bzw. in der BRD keine zahlen zu müssen). Nicht-eingebürgerte Restaurant-BesitzerInnen zahlen in der BRD Steuern. Wählen dürfen sie nicht.

      Davon ganz abgesehen, sind alle EU-Mitgliedsstaaten im Parlament vertreten.

      Trotzdem schön zu sehen, dass Sie sich für Geschichte und auch für Finanzsysteme interessieren.

      • @MontNimba:

        nicht alles was hinkt ist ein Vergleich



        Bei all den von Ihnen genannten Beispielen entscheiden sich Individuen vorübergehend oder auf Dauer in einem Staat zu arbeiten wo sie (noch) nicht wählen dürfen.



        Bei Eurobonds ohne eine vertiefte politische Union würden einzelne Teilbevölkerungen der EU ihr finanzielles Schicksal an die politischen Entscheidungen anderer Teilbevölkerungen binden.



        Ich habe aber keinen Bock die Wahlgeschenke von Salvini, Orban oder Kacinski zu finanzieren.



        Also Geld aus dem Norden durch gemeinsame Verschuldung nur bei gemeinsamer Wirtschafts, Sozial und Flüchtlingspolitik sowie Achtung der Bürger und Menschenrechte.

    • @Thomas Dreher:

      Ich stimme Ihnen zu: Gesamtschuldnerische Haftung kann es nur innerhalb eines Staates mit einheitlicher Wirtschaft- Sozial- und Steuerpolitik geben mit einer echten Regierung und einem vollständig legitimierten Parlament. Ein Verstoß dagegen würde dem gemeinsamen Europa sehr bald den Todesstoß versetzen.

      • @Karl B:

        Politische Partizipation wäre gut, aber mittlerweile fällt das baby in den Brunnen.



        Es geht um die Verhinderung einer Jahrundert-Depression - und es ist gerade diese Verweigerung der Solidarität, also die deutsch- niederländische Version davon, die ihren Partnern nicht mehr zuhört, mit der so Leute wie Salvini und Le Pen ihre Verschwörungstheorien würzen.



        Die letzten Demokraten in Europa müssen deshalb jetzt und nicht erst morgen zusammenstehen. Eine letzte Chance vor dem um sich greifenden neonationalistischem Autoritarismus und Faschismus, Resultat der allgemeinen Verdummung und eines tödlichen Konsumfetischismus. Die Anti-autoritären sterben langsam aus, während die blauäugigen Generationen der Enkel und Urenkel wenig Krisenerfahrung haben.



        Deutschland hat mal in einem Jahr ca. 700.000 Flüchtlinge aufgenomomen, jetzt schafft es gerade 50 Kinder von Tausenden bedürftigen:



        Dieses Land ist moralisch vollkommen heruntergekommen, aber schlimmer geht immer.

        • @Ataraxia:

          Bitte mal einen Nachweis, dass die 700 k Flüchtlinge waren - ich denke nicht, dass dies korrekt ist.

          Unabhängig davon, ab welcher jährlichen Zahl wäre die BRD nicht mehr vollkommen heruntergekommen und ab welcher Zahl gar positiv?

  • Danke, Ulrike Herrmann

  • Deutsche Währungspolitik scheint bis heute verstört durch Erfahrung bei verkleckerter Gemeinschaftswährung MARK Einführung von 7 Landeswährungen im Reichsgebiet 1871-1876 geprägt, die damals an internationalen Finanzmärkten jahrzehntlang ein Mauerblümchen Dasein fristete, begleitet von tiefgreifendster Rezession im 19. Jahrhundert bis Weltwirtschaft sich 1885 erholte. Aus den Lehren dieser Erfahrung gaben sich bei Einführung des Euro 1998-2002 unter irrlichternder Doppelstrategie „Stabilitätskriterien/Nicht Kleckern, Klotzen“ Deutschland, Niederlande, Belgien, zunächst auch Frankreich als Zauberlehrlinge, die darauf setzten, den Euro durch absichtsvolle Unwuchten, wie Fehlen der Begebung gemeinsamer Bonds zur Staatsfinanzierung seiner Mitgliedsländer in seinem Währungsraum für Wall Street, London, Hongkong, Singapur und andere Weltfinanzplätze mit seinem hochgradigen Momentum an Spekulationsgewinnen attraktiv zu machen, befeuert durch absichtsvolles Dulden der Cum- Cum, Cum Ex Geschäfte im Euroraum bis 2012 und darüber hinaus. Was gelang. Während Frankreich inzwischen an den Bestand des Euros glaubt, der solcher Art Unwuchten nun problemlos durch das Instrument der Eurobonds abschütteln kann, ohne an Attraktivität am Weltfinanzmarkt einzubüßen, plagt sich Deutschland, plagen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel, Finanzminister Olaf Scholz das Euro Währungsherz in die Hose gerutscht, offensichtlich verängstigt mit Trennungsschmerz von diesen Unwuchten der Euro Lehrjahre, die inzwischen so überflüssig scheinen. wie ein Kropf. Heute anders als vielleicht noch 2002 bis 2008 das Gegenteil bewirken, dem Euro als Weltwährung das Wasser ungewollt abzugraben, Kapitalzufluss Schubkraft zu nehmen. Da hilft es wenig, auf das verängstigte Berlin verbal einzudreschen, eher Berlin in den Glauben an den Euro in Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Frankreich zu verlocken durch achtsame Einrede, damit Deutschland im Erfolg verführt" Angst vor seiner eigenen Courage genommen ist

  • Wieso Scholz im Bild, verantwortlich ist Merkel. Danach kommt lange nichts. Unter Merkel (14,5 Jahre dran), Scholz 2 Jahre, Schäuble viel mehr Jahre, sind dem Volk aber locker mal fast 100 Milliarden verloren gegangen, ohne Finanzkrise, für die sie nichts kann. Aber VW-Skandal, hätte mit einem vernünftigen Ministerium nichtbayerischer Art aber mal locker minimiert werden können. 50 Mia stehen im Raum. Cum-Ex hätte schon längst sorgfältiger aufgeklärt werden können, Schäuble wollte allerdings nicht. Usw., usf..

  • Ich hätte da eine steile These: Warum lernen nicht die betreffenden Staaten von uns, wie man aus eigener Kraft zurechtkommt, ohne immer auf Hilfestellung von außen angewiesen zu sein?



    Und: Wenn D., wie häufig gefordert, den Geldhahn aufgedreht und sich, wie andere, immer weiter verschuldet hätte, wer könnte dann den betreffenden Staaten Unterstützung geben?

    • @Pfanni:

      Das sind Fragen! Wo ist die angekündigte These?

    • @Pfanni:

      Oder warum machen sie es, wenn schon nicht so wie Deutschland, dann so wie die Niederlande?

      • 7G
        78110 (Profil gelöscht)
        @Rojas:

        Weil womöglich nicht jeder Staat eine der größten globalen Steueroasen werden kann (zuletzt schön hier beschrieben: www.foreignaffairs...-worst-tax-havens).

    • 7G
      78110 (Profil gelöscht)
      @Pfanni:

      Mit Verlaub, Ihre These ist keineswegs "steil", sondern flach wie 'ne Flunder, denn es mangelt ihr an grundsätzlichem historischem (z.B. bezüglich der Nachkriegsschuldenerlasse der Alliierten gegenüber der BRD, ohne die letztere niemals "aus eigener Kraft" zurecht gekommen wäre) und wirtschaftlichem (z.B. bezüglich der Zusammenhänge von Leistungsbilanzungleichgewichten in einer Währungszone mit stark ausgeprägten Produktivitätsunterschieden und unkoordinierten Lohnpolitiken) Verständnis.

      • @78110 (Profil gelöscht):

        Nach dem zweiten Weltkrieg waren die Bedingungen für alle westeuropäischen Länder gleich. ALLE westeuropäischen Länder haben seinerseits Geld aus dem vielzitierten Marshall-Fonds bekommen. Frankreich, Italien und Griechenland pro Kopf sogar MEHR als Deutschland:

        de.statista.com/st...n-auf-die-laender/

        • 7G
          78110 (Profil gelöscht)
          @Rojas:

          Interessant, aber inwiefern disqualifiziert dieser Hinweis in der gegenwärtigen Situation die Notwendigkeit einer koordinierten Wirtschaftspolitik inmitten gegenseitiger Abhängigkeiten?

      • @78110 (Profil gelöscht):

        Die Nachkriegserlasse dienten a) dazu Westdeutschland in den Westen einzubinden und als Bollwerk gegen Russland/UDSSR aufzubauen. Dies wäre anders nicht möglich gewesen, erfüllte für die Geberländer aber einen wichtigen politischen Zweck. B) Waren die Kredite die erlassen bzw. gestundet wurden vorher bekannt. Man wusste auf den Cent/Pfenig/Lira ect. genau wieviel es am Ende kostet. Beide Punkte sind momentan vollkommen anders. Weder Italien noch Spanien oder Frankreich wurden zuletzt von Kriegen heimgesucht. Die Wirtschaftliche misere ist Hausgemacht. Zudem hat man keinerlei Ahnung wieviel gemeinsame Anleihen am Ende kosten können wenn ein Herr Salvini in einem Jahr in Italien übernimmt und von Rückzahlung irgendwelcher Schulden auf einmal nichts mehr wissen will. Zudem gibt es immer noch einen EU Vertrag der ganz klar sagt, dass ein Land nicht für die Schulden eines anderen Haften darf. Das war Grundsatz für die Zustimmung zum Euro. Leider wurde diese Regel schon durch ESM und andere Programme gedehnt, ein kompleter Bruch macht sämtliche anderen Regeln des Euro aber auch obsolet.

        • 7G
          78110 (Profil gelöscht)
          @Lain Lainsen:

          Danke für die Antwort, aber ich würde Sie doch bitten Ihre Aussage, dass "die" wirtschaftliche Misere hausgemacht" ist, ein wenig mehr auszuführen, denn leider haben Sie meinen Hinweis auf die makroökonomischen Ungleichgewichte größtenteils ignoriert. Und dass etwas in den Verträgen der EU steht, verhindert leider nicht, dass es eine fundamentale Fehlkonstruktion ist und dient wohl kaum als finale Rechtfertigung.

    • @Pfanni:

      Es gibt kaum ein Land, das so wenig aus eigener Kraft zurechtkommt wie Deutschland, das durch seine gigantischen Exportüberschüsse eine wahnsinnige Abhängigkeit aufgebaut hat, ohne allerdings die in der Corona-Krise wichtigen Produkte überhaupt noch im eigenen Land herstellen zu können.



      Es gibt zwei Katastrophenszenarien:



      1) Die Welt, zumindest ein guter Teil davon, kauft keine deutschen Produkte mehr, z.B. weil sie die jahrzehntelange Verweigerung von Solidarität einfach nur zum Kotzen findet oder



      2) Nationalistische Strömungen kommen an die Macht ( Le Pen, Salvini etc) und drängen ihre Staaten aus dem Euro heraus. Deutschland muss zur DM zurückkehren.



      Auf einen Schlag würde die DM so stark aufwerten, dass 1) eintreten würde, weil hier produzierte Waren fürs Ausland schlicht zu teuer wären (ein Ausland, das jetzt plötzlich die gesamte Eurozone umfassen würde, die jetzt ökonomisch weitgehend Inland ist).



      Es ist in dem Zusammenhang interessant, dass so Experten wie Holger Schmieding von der Berenberg Bank in London gegen die Eurobonds war, aber die Coronabonds jetzt befürwortet (siehe DLF-Interview von heute).

      • @Ataraxia:

        eine währungsunion ohne eine politische union hat in der geschichte noch nie funktioniert

  • "In Deutschland herrscht immer noch der Irrglaube vor, wir würden den anderen Euroländern etwas schenken, falls wir der Ausgabe von Coronabonds zustimmen"

    Gartenzwerge. Ich sag's immer wieder.

    "Uns geht es nur so gut wie unseren Nachbarn"

    Des Gartenzwergs Blick reicht leider nicht über den Jägerzaun.

    Es ist zum Heulen.

    • @tomás zerolo:

      Italien ist wohlhabend genug um seine Schukden und auch die Krise aus eigener Tasche zu zahlen. So ist das Medianvermögen in Italien deutlich höher als in Deutschland. Gleicht man Dinge wie das Renteneintrittsalter und Höhe, sowie die effektive Abgabenlast entsprechend an, sollte Italien schon deutlich flüssiger sein. Italien ist keine armes Land, der Staat ist es. In Deutschland ist es eher umgekehrt. Italien könnte sich ja Geld leihen für die Krise und es würden zweckgebunden sogar Hilfen fliessen. Aber zweckgebundene Hilfen will Italien nicht, nein. Italien will die Gunst der Stunde nutzen und quasi Eurobonds installieren. Das heisst einen paktisch einen Blankocheck, für den Deutschland und der deutsche Steuerzahler mit haftet, ohne einfluss, was mit dem geliehenen Geld geschieht. Dafür ist der deutsche Bürger weniger wohlhabend aber geht später und mit geringerer Rente in den Ruhestand. Nocheinmal, Italien als Staat ist nicht so arm wie es dargstellt wird. Es wird Zeit von den italienischen Bürgern wieder zum italienischen Staat umzuverteilen. In die Vernunft der Politiker in Rom hat der Italiener aber vermutlich genausowenig Vertrauen wie die Nordstaaten. Daher behalten die Italiener eben ihr Geld gerne für sich. Der italienische Staat könnte sich das Geld ja von seinen Bürgern leihen. Die sindaber eben auch wohl nicht sehr interessiert daran ihrem Staat Kredite mit Zinssätzen unter der Inflationsrate zu leihen. Corabonds/ Eurobonds darf es nicht geben. Wer seine Politik selbst gestalten will, ohne Einmischung von aussen, muss auch deren Folgen selbst verantworten. Ist sonst wie in der Finanzkrise, Gewinne privatisieren, Verluste und Schulden sozialisieren. Deutschland darf niemals für Kredite haften, wo es keinen Einfluss oder echte Sanktionsmöglichkeiten gegen die Schuldner hat. Auch in den USA gibt es keinen Bailout für bankrotte Bundestaaten.

      • @Mr X:

        "[...] Italien ist keine armes Land, der Staat ist es [...]"

        Aha. Sie differenzieren zwischen Staat und Land. OK. Hier sei daran erinnert, wer schon seit ~40 Jahren zum schlanken Staat drängt [1]... doch nicht die EU? Ach was?

        Jetzt aber...

        "Italien könnte sich ja Geld leihen für die Krise [...]", "Aber zweckgebundene Hilfen will Italien nicht [...]", "Italien will die Gunst der Stunde nutzen [...]"

        Böses, böses Italien. Was jetzt: Staat oder Land?

        Nein, auf dieses Niveau begebe ich mich nicht. Ich habe besseres zu tun.



        [1] Nicht, dass ich ein unbedingter Befürworter des "fetten Staats" wäre. Das ist ein komplexes Thema für sich.