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Berliner MietendeckelDas richtige Signal

Daniél Kretschmar
Kommentar von Daniél Kretschmar

Über den geleakten Entwurf der Berliner Senatorin Lompscher schäumt die Lokalpresse. Dabei macht die Politikerin bloß ihren Job: linke Politik.

Ist bald Schluss mit der Bezettelei vor lauter Wohnungsnot? Katrin Lompscher hat Großes vor Foto: dpa

M an soll das Gewicht politischer Maßnahmen ja nicht nur anhand der Reaktionen ihrer Gegner*innen messen. Ein starkes Indiz dafür, dass Katrin Lompscher, linke Berliner Senatorin für Stadtentwicklung, sich auf dem richtigen Weg befindet, ist das ihr entgegenschlagende Gekeife aber allemal. Denn kaum macht eine linke Politikerin linke Politik, also das, wofür sie mutmaßlich in ihr Amt gewählt wurde, fletscht das scheue Reh Rendite sogleich die Zähne.

Ein Arbeitspapier aus dem Haus der Senatorin zum geplanten Mietendeckel macht die Runde und die Lokalpresse hyperventiliert: „Die Linken zünden Berlin an“, kreischt die Morgenpost, man könnte fast meinen, es sei Mai 1945 – oder mindestens 1987, als am Tag der Arbeit in Kreuzberg der Bolle-Supermarkt in Flammen stand. Die B.Z. sagt immerhin schon in der Überschrift, was das Thema ist. „Dieser Mietendeckel ist nichts anderes als Enteignung“, heißt es da. Auch Tagesspiegel und Berliner Zeitung entdecken ihr Herz für Kleinvermieter*innen und andere sozial Benachteiligte. Worum es aber wirklich geht, merkt die ortsfremde FAZ in empathischer Nüchternheit an: Die Aktien von Immobilienkonzernen sinken.

Inwieweit Lompschers Idee zu einem Mietendeckel, der so drastisch in den Markt eingreifen würde, dass selbst Bestandsmieten abgesenkt werden müssten, wirklich Gesetz wird, ist dabei völlig offen. Schließlich gibt es ja noch zwei Koalitionspartner, und selbst in der Linkspartei ist keineswegs garantiert, dass nicht die einen oder anderen noch Angst vor der eigenen Courage bekommen. Das Signal aber ist gesetzt.

Ob von ihr selber so gewollt oder nicht, eine Woche vor den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg demonstriert die Berliner Senatorin ein Maß an politischer Entschlossenheit, das nicht nur in der Wohnungspolitik seit Jahren fehlt. In Potsdam oder Dresden dürfte diese Botschaft, dass die Linkspartei, einmal gewählt, auch Ernst macht, durchaus nicht die schlechteste sein.

Botschaft mit Drohpotenzial

Perspektivisch noch viel wichtiger als kurzfristig wirksame tatsächliche Mietendeckelung oder gar -absenkung ist dabei das Drohpotenzial von Lompschers Botschaft: dass die immer weiter steigende Renditeerwartung bei Immobilienspekulationen durch einen ordnenden staatlichen Eingriff empfindlich gekappt werden könnte. Lompscher macht deutlich, dass es in der Metropole eben nicht darum geht, einen für Investor*innen (ob groß oder klein) attraktiven Immobilienmarkt zu schaffen, sondern bezahlbaren Wohnraum für Menschen.

Und nein, da gibt es keinen Ausgleich ohne harte Regulierung, denn Profitinteresse und Anspruch auf Daseinsvorsorge sind schlicht unversöhnliche Gegensätze. Das Kräfteverhältnis zwischen beiden Polen wurde dabei immer wieder aufs Neue für Jahrzehnte im Voraus zugunsten der Immobilienlobby justiert. Warum sollte linke Politik diesen Zustand nicht versuchen zu ändern?

Die Durchschlagskraft einer angedrohten Regulierung, die die bisher alles bestimmende Profitlogik angreift, wird sich zwar erst mittel- und langfristig beurteilen lassen. Auf jeden Fall aber dreht sie schon heute an einem größeren Rad als die misslungene Mietpreisbremse oder kommunale Vorkaufsrechte bei überteuerten Immobilien. Nicht zuletzt deshalb, weil sie im besten Sinne rücksichtslos die Interessen des vermeintlich gottgegebenen Marktes ignoriert. Da ginge selbstverständlich mehr, eine Jakobinermütze aber trägt die Senatorin ganz sicher nicht, auch wenn die ihr bisweilen angedichtet wird.

Man kann natürlich unterschiedlicher Ansicht darüber sein, ob es prinzipiell legitim ist, Profit aus dem Eigentum an Grund und Boden zu schlagen. Katrin Lompscher will in dieser Angelegenheit ganz offensichtlich da eine Grenze ziehen, wo das Grundbedürfnis auf angemessenen und bezahlbaren Wohnraum nicht mehr befriedigt wird. Die Senatorin nutzt deshalb jetzt die ihr zur Verfügung stehenden Mittel, um das Kräfteverhältnis in dieser Arena auf längere Sicht entsprechend ihren Überzeugungen zu beeinflussen. Und das muss ihr erst mal jemand nachmachen.

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Daniél Kretschmar
Autor
Jahrgang 1976, Redakteur für die tageszeitung 2006-2020, unter anderem im Berlinteil, dem Onlineressort und bei taz zwei. Newsletter unter: https://buttondown.email/abgelegt
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62 Kommentare

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  • Das Argument „Solidarität“ überzeugt mich nicht. Solidarität ist was für strukturell Benachteiligte. Wieso ich mich mit Spekulanten solidarisieren sollte, die zwar viel verdient haben zuletzt, die aber aus Arroganz und Ignoranz heraus nichts davon „auf die hohe Kante gelegt“ haben, müsste man mir erst erklären, fürchte ich.

    Dass ein Mietendeckel Neubauten verhindert, glaube ich auch nicht. So lange an einem (wachsenden) Markt noch verdient werden kann, wird sich auch einer finden, der verdienen will. Wenn also Neubauten teurer vermietet werden können als Altbauten, wird es sie geben. In welcher Qualität auch immer.

    Das „Drohpotenzial“ ordnender staatlicher Eingriff ist sehr viel geringer, als Möchtegern-Spekulanten behaupten. Überzogene Renditeerwartungen hat schließlich nicht jeder. Manch einer ist nicht Spekulant sondern Bauträger. Und solche Leute waren lange genug strukturell benachteiligt, um sich meine Solidarität verdient zu haben.

    Das „juristische[] Problem[]“ sehe ich natürlich auch. Es gibt viel zu viel Spekulanten inzwischen. Auch in Berlin. Aber bis zum Beweis des Gegenteils vertraue ich da den Juristen. Die werden hoffentlich ordentlich arbeiten. Und spätestens nach dem zweiten Grundsatzurteil wird sich der Staub legen.

    Die Gefahr lauert woanders, denke ich: Dass eine Wohnung anno Hosenknopf gebaut wurde, heißt nicht, dass sie niemals saniert wurde im Vertrauen auf die Marktentwicklung. Und dass ein Neubau wirklich angemessen ausgestattet und ordentlich zugeschnitten ist, ist auch nicht gesagt.

    Mit Rücksicht auf die marode Berliner Ämterstruktur eine all zu simple Lösung für ein doch eher komplexes Problem nicht nur vorzuschlagen, sondern auch durchzudrücken, könnte gefährlich sein für die Zukunft Berlins. Denn siehe: Wenn‘s nicht funktioniert, dann werden die Wähler es nicht honorieren. Berliner sind nicht sehr sensibel, wird häufig behauptet. Ich sage nur: Schiffschaukel.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Wenn das Recht auf eine Wohnung ein Grundrecht ist, dann müssen alle Mieten runter auf Null. Für andere Grundrechte zahlt man auch keine Nutzungsgebühr. Also, nieder mit den Mieten! Auf in den Kampf, 3 bis 8 Euro pro qm kann und soll sich nicht jeder leisten müssen.

  • Verstehe die Diskussion hier gerade nicht. Wo ist das Problem?

    Der Mietspiegel in Berlin liegt derzeit bei 6,65 EUR, der Mietdeckel läge also weit darüber.Außerdem soll er nicht auf Neubauten angewendet werden. Bisher wird in Berlin ja vor allem Geld durch den Kauf und Verkauf bestehender Wohnungen und Häuser verschoben, wenn sich das nicht mehr rentiert, ist doch die Wahrscheinlichkeit höher, das eher in den Bau neuer Wohnungen investiert wird. Dass Mieten immer steigen sollen, ist kein Naturgesetzt, dass es auch mal nach unten geht, "Unternehmerisches Risiko" .

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Sandor Krasna:

      Wenn das der Berliner Mietenspiegel ist, dann verstehe ich die ganzen "Wucher" Rufe nicht.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Sandor Krasna:

      Der Neubau von Immobilien ist eine langfristige Investition. Der Plan sieht vor, Neubauten ab Baujahr 2014 auszunehmen. Aber wie lange hat das Bestand? Irgendwann wird man das Baujahr, ab dem die Maximalmiete nicht gilt, nachziehen müsse. Würden Sie auf so unsicherer Basis hunderttausende bis Mio Euro für eine Investition ausgeben? Eher nicht. Ich würde im brandenburgischen Speckgürtel bauen. Da, wo sich die Nachfrage nach Wohnraum demnächst verschärfen wird, weil in Berlin noch weniger neu entstehen wird, als heute schon. Hätte ich eine vermietete Wohnung in Berlin, ich würde zusehen, sie baldigst als Eigentumswohnung zu verkaufen. Viele werden es tun. So wird sich die Zahl der Mietwohnung in Berlin zukünftig weiter verknappen. Und das, damit die, die bereits eine Mietwohnung haben, billiger wohnen können. Das nennt man dann linke Sozialpolitik.

  • Katrin Lompscher geht im Grunde das an was auch im Grundgesetz steht

    Eigentum verpflichtet!

    Wäre gut wenn andere Parteien sich der Position anschliessen

    www.gesetze-im-int....de/gg/art_14.html

    www.deutschlandfun...:article_id=449301

    de.wikipedia.org/w...keit_des_Eigentums

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Justin Teim:

      Zu was verpflichtet es? Zur Bereitstellung von Wohnraum zu Mieten, die die Kosten des Eigentums nicht wieder einbringen? Immer diese Plakatsprüche.

      • @80576 (Profil gelöscht):

        Es geht hier aber um hemmungslosen Mietwucher und Gentrifizierung.

        • 8G
          80576 (Profil gelöscht)
          @Justin Teim:

          Ab wieviel Euro pro qm fängt der hemmungslose Wucher an? Alles oberhalb 8Euro?

          • @80576 (Profil gelöscht):

            de.wikipedia.org/wiki/Mietwucher

            • 8G
              80576 (Profil gelöscht)
              @Justin Teim:

              Da hamm ses. Mietwucher ist es eben gerade nicht, wenn Mieten flächendeckend steigen. Aber schön populistisch brüllen kann man erstmal.

  • Der Mietendeckel nützt nur ältere Bestandsmietern. Die Wohnungsnot wird dadurch eher verstärkt - es muss ja niemand mehr eine zu große Wohnung aufgeben. Erinnert sehr an die 20 Mark Miete in der DDR, der Mangel wurde damit nicht beseitigt sondern die Unter- und Weitervermietung gefördert.



    Für junge Menschen oder junge Familien ist das alles ein Missverständnis. Die leben nicht im Bestand.

    • @TazTiz:

      " Die Wohnungsnot wird dadurch eher verstärkt - es muss ja niemand mehr eine zu große Wohnung aufgeben." (Taztiz)



      Sorry, aber Ihrer Logik vermag ich nicht zu folgen:



      Die Wohnungsnot wird verstärkt, weil niemand ausziehen muß?



      Wann ist denn eine Wohnung "zu groß"? - und wer bestimmt das?



      Und: Angenommen es müßten Leute aus vermeintlich "zu großen" Wohnungen ausziehen - geraten die dann nicht auch in Wohnungsnot? Wäre das nicht ein Bäumchen-wechsel-dich-Spielchen?



      "(...) der Mangel wurde damit (in der DDR) nicht beseitigt sondern die Unter- und Weitervermietung gefördert." (Taztiz)



      Wohnungsmangel wegen unterbliebener Bautätigkeit kann ich verstehen. Aber Wohnungsmangel wegen Unter-und Weitervermietung? Wie geht das denn?



      "Der Mietendeckel nützt nur älteren Bestandsmietern. (...) Für junge Menschen oder junge Familien ist das alles ein Missverständnis." (Taztiz)



      Mit dieser These nähren Sie nun bei mir aber den dringenden Verdacht dass es Ihnen eigentlich darum geht ältere "Bestandsmieter" zu verdrängen um da selber ein warmes Plätzchen zu ergattern. Hoppla, jetzt komm ich! - Ab ins Heim mit der Oma?



      Oder ist das jetzt auch ein Missverständnis?

      • @LittleRedRooster:

        Nö, kein Missverständnis. Lediglich Erfahrungen aus 40 Jahren DDR. Da herrschte auch Wohnungsmangel. aber eben nicht für alle. Wer hatte, der hatte. In Berlin möchte ich nichts ergattern. Allerdings wünsche ich allen beruflich zugezogenen Menschen einen angemessenen Wohnraum. Schließlich sorgen diese für die Zukunft der Stadt.

        Meine Verständnis für die 60jährige Pensionärswitwe in der 4 Zimmer-Wohnung in Charlottenburg ist gering. Ein Umzug in die gleich teure Wohnung mit weniger Fläche wäre ökologisch sinnvoll und daher zu fördern.

        Jetzt passiert aber was anderes:



        Die billige Zweitwohnung in Berlin ist auch bald wieder drin. Untervermietung per B&B lohnt dann noch mehr.



        Und Bestandsmieter können es sich "gemütlich" machen ...

  • Ich stimme Ihnen teilweise durchaus zu, bin aber der Meinung, dass die nicht so Wohlhabenden durch diese Maßnahmen keine neue Wohnung finden, weil der Wohnraum ohnehin knapp ist. Viel wichtiger wären neue Wohnungen mit bezahlbaren Mieten.

    Ich frage mich, warum bei der geplanten Mietpreisbeeinflussung nach dem Konzept der Linken auch die Wohlhabenden profitieren sollen.

    Für weniger Betuchte, Alte und insbesondere junge Familien wäre für mich eine linke Wohnungspolitik die Unterstützung/Schaffung von Genossenschaften und anderen gemeinnützigen Formen der Wonraumschaffung. Solche Konzepte sind weniger spektakulär, dafür aber wirksamer.

    • @Rolf B.:

      Was meinen Sie mit Unterstützung? Finanzielle Unterstützung von Privatpersonen wenn diese ihr Projekt genossenschaftlich hochziehen?

    • @Rolf B.:

      Ich glaube die Kombinstion von beidem - Mietendeckel und Schaffung von gemeinnützigen Wohnraum - ist gut. Die Wohnraumschaffung dauert halt ein bisschen, aber wenn in fünf Jahren der Mietendeckel angehoben oder aufgehoben wird, hat sich der Markt durch Neubau vielleicht bereits entspannt.

    • @Rolf B.:

      Antwort für KOLYMAR.

  • Das Ding mit „bezahlbarem Wohnraum“ ist, dass dieser den Sog, in Großstädte mit einem tw. zu einem



    1/3 höheren Lohnniveau zu ziehen forciert.

    Das Wohnen in der Stadt wird dadurch nicht angenehmer, ganz zu schweigen vom Abzug von Ressourcen und der Entvölkerung von Regionen in DE.

    • @Rudolf Fissner:

      "Das Ding mit „bezahlbarem Wohnraum“ ist, dass dieser den Sog, in Großstädte mit einem tw. zu einem 1/3 höheren Lohnniveau zu ziehen forciert." (Fissner)



      Huhn oder Ei - was war zuerst da?



      Was macht den "Sog" in die Großstädte aus? Die un-bezahlbaren oder/und fehlenden Wohnungen können es ja wohl nicht sein. Das höhere Lohnniveau kann es auch nicht sein, weil dieses ja die Mehrkosten für den Wohnraum kaum oder gar nicht kompensieren kann. Außerdem gilt das von Ihnen angegebene Lohnplus ohnehin nicht für alle Berufsgruppen. So klagt man seit vielen Jahren über einen ausgeprägten Mangel an qualifizierten Personal in Pflege und Pädagogik - gerade in Großstädten.



      Warum also verlassen (gerade junge) Menschen den ländlichen Raum um in eine Großstadt zu gehen?



      Sind es nicht eher die dort deutlich besseren Bildungs- und Ausbildungschancen und damit die Hoffnung auf Chancen mal einen guten Arbeitsplatz zu bekommen? Universitätsstädte waren deshalb schon immer ein Magnet für junge Leute - und nicht nur für Studenten.



      Ich denke, es ist schon richtig zu versuchen die Städte bewohnbar zu erhalten. Aber wenn wir uns schon Gedanken um diesen "Sog" machen, dann sollten wir uns auch mal die Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Peripherie und auf dem flachen Land vornehmen. Sonst gehen wir weiter den Weg der Zentralisierung und Metropolisierung des Landes. Dessen negative Auswirkungen kann man in Frankreich gut studieren. Dort finden Sie aus allen Nähten platzende Großstädte und deren sozialen Brennpunkte in ihrer Peripherie und weit draußen vergreiste Kleinstädtchen und Dörfer. Als Urlauber finde ich Letzteres ja recht reizvoll, weil entspannt ruhig und... aber...

  • Von einer Absenkung der Mieten haben eigentlich erst einmal die Bestandsmieter etwas.Und womöglich diejenigen, die sich bisher in teuren und attraktiven Vierteln eine Wohnung leisten konnten. Dadurch gibt es keine einzige neue Wohnung. Die Wohlhabenden in den hippen Vierteln können jubeln. Das wäre in Berlin genau die Klientel der Linken, wie sie sich Kipping und Co. vorstellen und der Grünen. Und die schwafeln vom Ausbau des ÖPNV, damit auch die Menschen aus der Peripherie nicht in die Stadt ziehen müssen. Ein total falsches Signal. Auch gegen den gemeinwirtschaftlichen Wohnungsbau.

    • @Rolf B.:

      Schwaffen tun offensichtlich viele.

      Ob eine Rendite hoch oder niedrig ist, ist erst einmal wumpe. Wenn sie „stimmt“, also positiv ist, wird gebaut.

    • @Rolf B.:

      Außer den "wohlhabenden in den hippen Vierteln" gibt es doch auch sehr viele nicht so Wohlhabende in hippen und nicht so hippen Vierteln, deren Mieten seit Jahren deutlich mehr steigen als ihr Lohn/Gehalt und die deswegen schon lange eine billigere Wohnung suchen, die es aber gar nicht mehr gibt. Für die ist der Mitpreisdeckel gut und auch für die Hartz4-Empfänger, die es ganz schwer haben, eine Wohnung zu finden, die sich preislich im Rahmen des Wohngeldes bewegt, auf das sie Anspruch haben.



      Die "Wohlhabenden in den hippen Vierteln" haben übrigens oft Eigentumswohnungen und gerne noch eine zweite, die sie teuer vermieten.

  • Komplexes Problem, bei dem ich leider nicht über Fach- oder Insiderwissen verfüge. "Spontan" würde ich sagen, einen Versuch ist es meiner Meinung nach wert.

    Was ich noch nie verstanden habe, ist, dass die Eigenheimquote in erheblich ärmeren Ländern als in Deutschland sehr viel höher ist. Also machen wir, meiner Meinung nach, etwas falsch.

    Was mir an Deutschland sehr gut gefällt, ist, dass sich unser/e Gesetzgeber fast immer sehr um Einzelfallgerechtigkeit bemühen, so dass ich auch in diesem Fall darauf hoffe, dass es nicht die "kleinen" Vermieter trifft, die Mieteinnahmen für die Rente, die Ausbildung ihrer Kinder etc. benötigen.

    Reiche Erben kann es wiederum aber gerne treffen. ;-)

  • Wer ernsthaft bezahlbare Mieten für alle anstrebt, der kommt um drei Maßnahmen gar nicht herum:



    1.) Ein Mietendeckel



    2.)Investitionen der öffentlichen Hand in den sozialen Wohnungsbau.



    3.) Ein generelles Privatisierungsverbot für öffentlich geförderten Wohnraum.

    Die sogenannte „Mietpreisbremse“ wollte mal wieder den Abzockern nur den Pelz waschen, ohne sie nass zu machen. Sowas kann leider gar nicht funktionieren.

  • Das ist der richtige Weg, wenn es auch im Detail und von Fall zu Fall schwierig werden könnte. Eigentum verpflichtet, gerade bei Mietwohnungen, darf die Politik eingreifen und das müsste sie auch in Düsseldorf, Köln, Frankfurt, München, Stuttgart, Hamburg. Aber dort passiert oft gar nix.

  • Eher das falsche Signal. Das bürgerliche Berlin schreit auf, sogar die CDU rappelt sich aus ihrem Koma auf, man verstärkt eigentlich nur den Widerstand indem man wirklich ziemlich absurde Zahlen ansetzt. Wer soll denn da noch bauen? Wie viele bekommen Probleme die Raten für den Kredit zu bedienen, wenn die Mieteinnahmen drastisch sinken? Eine Deckelung ist vernünftig, aber was Lompscher treibt macht diese eher unwahrscheinlich.

  • Wenn HerrnKretschmar unter "linker Politik" den Erlass verfassungswidriger Gesetze versteht, ja dann macht Frau Lompscher tatsächlich linke Politik.

    Ich persönlich halte die Absenkung von Mieten ungeachtet der Höhe des Einkommens der Mieter übrigens auch nicht für eine linke Politik.

    • @DiMa:

      "Ich persönlich halte die Absenkung von Mieten ungeachtet der Höhe des Einkommens der Mieter übrigens auch nicht für eine linke Politik."

      Ich vermute, dass das ein Zugeständnis an die hippen Milieus sein wird.

  • Warum es bei einem Mietpreisdeckel plötzlich mehr Wohnraum geben soll oder das Zettelkleben deswegen aufhören soll ist mir ein vollkommenes Rätsel.

    Die Wohnungsbesitzer bzw. Gesellschaften machen weniger Gewinn. Zu was das führt weiß ich kann ich nur mutmaßen: Wahrscheinlich werden ein paar Luxusautos weniger verkauft. Betreff Fußvolk: Insgesamt geht die Beschäftigung für Handwerker usw. eher zurück , da wahrscheinlich weniger gebaut wird und weniger repariert wird. Mieter werden etwas Geld sparen, Klimaschutz wird vertagt wegen reduzierten Investitionen in neue Heizungen und Isolierung und optisch werden die Fassaden wohl etwas grauer.



    Vernunft sieht anders aus, Mittelwege wären hilfreich.

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Eines haben Mietpreisdeckel oder so ähnliches schon bewirkt: ein Kellerraum gehört nicht mehr wie selbstverständlich zur Wohnung. Der kostet extra. Ich würd sagen, so en dreißiger im Monat ist ok.

  • Lohnen wird sich der Mietendeckel für Gutverdiener, die trotzdem nicht bereit sind, für Wohnungen in guten Lagen viel Geld zu bezahlen.

    Falls der Mietendeckel kommt, wird es für Vermieter attraktiv, kleine Wohnungen, die bisher für deutlich mehr als 8 Euro pro Quadratmeter vermietet wurden, in wartungsfreundlichere Grossraumwohnungen umzuwandeln, mit denen sie weniger Ärger haben. Geringverdiener, die sich das nicht leisten können, werden verdrängt.

    Arbeitslose, denen das Jobcenter bisher deutlich mehr als 8 Euro pro Quadratmeter bezahlt hat, werden gezwungen sein, sich eine neue, billigere Wohnung zu suchen, weil der Mietspiegel sinkt. Wegen der immer weiter reduzierten Anzahl kleiner Wohnungen, die das Jobcenter bezahlen würde, werden viele Berlin verlassen müssen.

  • Schon witzig, erst verscherbelt der Berliner Senat sein Tafelsilber in Form von Immobilien an Investmentfirmen. Dann wird nachgetreten: Geld verdienen dürft ihr damit aber nicht.

  • Endlich ein Kommentar den man zustimmen kann, es geht nicht um die kleinvermieter sondern um die mietkonzerne die ,die mieter auspressen und ich bin der meinung das der mietendeckel kommen muss.

  • Ist das linke Politik, wenn man es wohlhabenden Mietern ermöglicht, die Mieten für die von ihnen bewohnten Luxuswohnungen abzusenken?

    • @vulkansturm:

      Ja, das kann linke Polituk sein indem sie die Mieten für die ja sehr viel zahlreicheren ärmeren Mieter sinkt. Oder soll man die Miete etwa nach Einkommen berechnen? Nein, für so was sind Steuern zuständig.

    • @vulkansturm:

      Die Mieter mit sechsstelligem Jahreseinkommen in Charlottenburg oder Prenzlauer Berg, kommen bei der Mietsenkung, die ihnen Lompscher jetzt in Aussicht stellt, aus dem Lachen nicht mehr heraus.

      • @Sven Günther:

        In Folge dessen, lohnt es sich nicht mehr "Luxuswohnungen" zu bauen und zu vermieten ... "preiswerte Wohnungen" lohnen sich da schon mehr.



        Außerdem wird die Preis-Expolosion bei Grundstücken/Wohnungen zumindest gebremst, da sich Wohnungen nicht mehr so sehr als Investitionsobjekt für Heuschrecken rentieren (das was man raus pressen kann ist ja beschränkt und die Investition muss natürlich geringer sein bzw. Return-on-Invest muss ja passen) was Grundstücke/Wohnungen auch für "nicht ganz so reiche" erschwinglich macht/hält.

        • @Franz Georg:

          Wir haben unsere Wohnung vor ein paar Jahren hier in Frankfurt gekauft und wenn ich mir so anschaue was Kollegen in Paris oder Mailand für ihre "Hundehütten" gezahlt haben haben, ist es hier immer noch billig.

  • "Dabei macht die Politikerin bloß ihren Job: linke Politik."



    Und linke Politik bedeutet ideologische Symbolpolitik ohne sich mit den eigentlichen Ursachen eines Problems auseinander setzten zu müssen? Das ist etwas wenig.

    Alles nur auf die Profitinteressen zu schieben ist auch zu kurz gedacht. Glaubt jemand als vor 10-15 Jahren die Mieten noch günstig waren gab es keine Profitinteressen? Oder, dass außerhalb der Städte die Mieten so günstig sind weil niemand Profitinteressen verfolgt?



    Feindbilder und Ideologie sind kein Ersatz für Nachdenken. Gute Politik, die soziale Problem lösen möchte, geht anders.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Horst Horstmann:

      Ich finde die Berliner Mieten für eine Stadt wie Berlin immer noch billig. Relativ mögen die Mieten ja deutlich gestiegen sein, absolut sind sie im Weltmaßstab provinziell.

    • @Horst Horstmann:

      So ein Haufen Bullshit. Sorry, aber...

      Warum zum Teufel sollte ein Grossunternehmen mit Horten von Grundstücken mehr Rendite erzielen können als die Inflationsrate gerade hergibt?

      In einer Zeit der Niedrigzinsen (und nein, nicht "die Griechen" oder "die Italiener" sind schuld -- es ist die Blase, die mal wieder am Platzen ist), in der die heissen Internet-Startups nicht mehr so "hot" sind...

      stürzen sich die Geier auf Häuser und Grundstücke, weil da 'n schnelles Euro zu machen sind. Wohnen müssen die Leute, und wenn's nicht reicht, dann sollnse halt Wohngeld beantragen.

      Steuern? Ach was. Zahlen wir nicht. Wir wollen ja entlastet werden...

      Also ehrlich gesagt: danke, Frau Lompscher, für Ihren Mut.

      Wenn's nach mir ginge sollte die Hälfte dieser Spekulanten ab in den Knast.

      • @tomás zerolo:

        Wo werden denn Grundstücke gehortet? Und wenn, welches wird dank Mietendeckel zusätzlich bebaut? Eben, keines!

        Sie wollen mehr Steuern? Wie viel Steuern bringt der Mietendeckel? Null, denn wenn die Gewinne weg sind gibt's auch keine Steuern. Im Gegenteil, macht ein Eigentümer Verluste weil er die Miete senken muss, bekommt er sogar Steuern erstattet.

        Frau Lompscher ist nicht mutig, nur populistisch.

        • @Horst Horstmann:

          Deutsche Wohnen baut kaum, sie kauft Häuser und erhöht die Miete. Das geht dann in die Rendite.

          Und sie drückt sich um die Grnderwerbssteuer.

          Klar, Rendite ist deren Job: nur muss da die Politik nicht mitziehen (sie hat es lange genug getan).

          Neubauten? Wenn die Gemeinde weniger Wohngeld zahlt, dann bleibt wahrscheinlich da was übrig. Es ist eine Langzeitinvestition.

          Meines Erachtens macht da Frau Lompscher genau das richtige.

    • @Horst Horstmann:

      Vor 10-15 Jahren, als die Mieten in den Bereich 'ein Drittel des Einkommens' zu steigen begannen, gab es natürlich auch Profitinteressen. Wollen Sie auf irgendetwas hinaus?

      • @Konrad Ohneland:

        Ja, die Profitinteressen sind immer gleich. Aber erst wenn massiver Mangel herrscht kann ich sie richtig ausleben.



        Also muss ich den Mangel bekämpfen, sprich die Ursache und nicht das Symptom.

        • @Horst Horstmann:

          Essen oder trinken Sie lieber? Es wird schon gebaut, die Verwaltung kommt nicht nach. Flächen müssen genutzt werden, Aufstockungen, Dachausbau, sicher auch die übel beleumundeten Hochhäuser werden einen Beitrag leisten - und dann muss man eben noch illegitime Profitinteressen beschneiden. Wohnen ist schließlich Menschenrecht. Und die wohlhabenden Mieter, die ja auch profitieren könnten, muss man über Steuern beteiligen, aus deren Aufkommen man den kommunalen Wohnungsbau fördert.