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Anlage von Steuergeldern an der BörseTeurer Unsinn Aktienrente

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die Bundesregierung hat angekündigt, dass sie jährlich mindestens 12 Milliarden Euro in eine „Aktien­rente“ investieren will. Der Plan hat mehrere Schwächen.

Er setzt die falschen Prioritäten: Christian Lindner Ende Februar 2024 Foto: Carla Carniel/reuters

W as für ein teurer Unsinn: Ab 2024 wird die Bundesregierung jährlich mindestens 12 Milliarden Euro in eine „Aktien­rente“ investieren. Sie war stets das Lieblingsprojekt von FDP-Finanzminister Christian Lindner, der damit ein „Generationen­kapital“ aufbauen will.

Die Grundidee klingt erst einmal einleuchtend: Bekanntlich gibt es immer mehr Alte, aber weniger Junge, die in die Sozialkassen einzahlen. Also will die Bundesregierung die gesetzliche Rente nun durch einen staatlichen Aktienfonds ergänzen.

Leider hat der Plan gleich mehrere Schwächen. Erstens: Wenn der Staat in die Aktienmärkte drängt, werden die Papiere automatisch teurer. Davon profitieren die Reichen, die diese Aktien besitzen. Es ist also ein Subventionsprogramm für Wohlhabende, was erklärt, warum sich die FDP so vehement für diesen Plan eingesetzt hat.

Zweitens: Die Rentner hingegen profitieren fast gar nicht von diesem Aktienfonds. Denn das Geld soll ja in die Aktien fließen, nicht in die Renten. An die Alten würden nur die Gewinne des Fonds ausgeschüttet, was ein mickriger Prozentsatz der Gesamtsumme wäre.

Zudem wäre, drittens, gar nicht sicher, dass es überhaupt Renditen gibt. Lindner stellt sich einen Kreisverkehr des Geldes vor. Der Aktienfonds soll durch Kredite finanziert werden. Zunächst wären die Zinsen für diese Darlehen zu bezahlen, bevor überhaupt Gewinne für die Rentner übrig blieben.

Viertes Problem: Die Finanzmärkte sind sehr volatil, und gelegentlich kommt es zu Crashs. Dann wäre vom Fonds kaum etwas übrig. Lindner stellt sich daher vor, dass der Staat „eventuelle Verluste“ ausgleicht. Wenn aber der Staat sowieso im Zweifel einspringen muss, kann man auch gleich bei der gesetzlichen Rente bleiben.

Abgesehen von diesen konkreten Problemen ist es ziemlich skurril, dass die FDP die Schuldenbremse ignorieren will, sobald es darum geht, mit staatlichen Krediten eine Aktienrente aufzubauen. Lindner argumentiert, dass mit den Darlehen ja Unternehmensanteile gekauft würden – es also einen realen Gegenwert gäbe. Aber genau diese Begründung gilt auch für Investitionen in den Klimaschutz: Wenn der Staat Kredite aufnimmt, um etwa wasserstoffbasierte Gaskraftwerke zu fördern, dann existieren hinterher nicht nur die Schulden, sondern eben auch die Gaskraftwerke.

Die Liberalen halten sich für wirtschaftskompetent, setzen aber genau die falschen Prioritäten: Sie bewilligen staatliche Kredite für eine unsinnige Aktienrente, aber schuldenfinanzierte Investitionen in die klimaneutrale Zukunft werden blockiert. Tragisch.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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53 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

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  • Die 'Vermarktwirtschaftlichung' des Lebens hat technischem Fortschritt und Wohlstand für einen Teil der Menschen gebracht, hat aber auch viele Schattenseiten. Auf die immer offensichtlicheren Probleme wie Klima, Umwelt, Rente, usw. reagieren die 'Marktwirtschaftler' mit der weiteren 'Vermarktwirtschaftlichung' unserer Leben. So sind wir lebenslänglich, von der Wiege bis zur Bahre, davon abhängig, dass investiertes Kapital eine ordentliche Rendite erwirtschaftet.

    Ein Beispiel für die Grenzen des oft bemühten menschlichen Erfindergeists ist, dass es im ganzen politischen Spektrum keine Partei mehr gibt, die für Alternativen zum vorherrschenden Kapitalismus eintritt. Bestenfalls geht es um Nachjustierungen am System, wie etwa bei DieLinke. Eine Welt ohne Wettbewerb um und Recht auf Profite ist gar nicht mehr vorstellbar.

  • Erstmal muss man Geld dafür bereitstellen, Geld das man nicht hat, Geld das woanders fehlt. Hinzu kommt, dass die Aktienmärkte sowieso schon völlig aufgeblasen sind, der Staat als Späteinsteiger springt nicht auf einen Selbstläufer auf, sondern auf ein Pilotenspiel. Wenn der Staat schlau wäre, würde er erstmal den Dampf aus den Aktienmärkten nehmen und dann einsteigen. Das kann er, das kann man mit Steuern steuern, womit gleichzeitig noch die eigenen Einnahmen verbessert würden.

  • Linders Aktionärsförderprogram ist pure Lobbyarbeit und Herr Heil unterstützt den Rohrkrepierer. Anstatt die Beiträge zu stabilisieren, die Beitragsbemessungsgrenzen zu entfernen, auch Beamte, Selbstständige und Kapitalerträge zu Finanzierung heran zu ziehen, werden erneut Steuerzahler*innen zur Unterstützung von Aktienvermögen missbraucht. Und bei prognostizierter, der Zeitwende und für Klimatransformation dringend erforderlicher, Schrumpfung der Wirtschaftsleistung kann von weiteren Erträgen aus Aktien nur noch vom gierigen alten weissen Mann (auch Frau) geträumt werden. Ausbaden dürfen zukünftige Generationen.

  • Dem ist fast nichts hinzuzufügen. Außer, dass es ein weiterer Beweis dafür ist, dass man zumindest in unserer Demokratie sehr gut mit 4% komplett unbehindert durchregieren kann.

  • Ich mag Ulrike Herrmanns nüchternen Blick auf die Volkswirtschaft auch hier. Dem Klassenkampf der Lindner-FDP von Oben gegenhalten! Wer privaten Profit auch noch mitfinanzieren will, zieht zu viel Ressourcen aus unser aller System.

  • Die Lindner-FDP versucht auch hier, eine (teils selbst mitherbeigeführte) Krise für noch mehr ideologisches Vorgehen gegen das Gros der Bevölkerung zu nutzen.



    Bitte keine Minderheitsregierung der FDP!

  • 4G
    47439 (Profil gelöscht)

    Es "wäre" ja auch möglich erstmal ALLE Einkommensbezieher in EINE Rentenversicherung einzahlen zu lassen und die hieraus ausgezahlten Renten nach oben zu deckeln .... Es ist für mich nicht nachvollziehbar wieso jmd. eine Rente von über 5000,- per Monat braucht um einen auskömmlichen Ruhestand zu haben ....

  • Da man diejenigen, die helfen könnten die Rente "sicher" zu machen bzw, das demokraphische Problem zu lösen, lieber abschiebt und drangsaliert muss jetzt also die Aktienrente her bzw. das Generationenkapital. Es geht darum, dass hier mal eben eine zivilisatorische Errungenschaft schrittweise Privatisieriert wird.

    Ich weiss ehrlich gesagt nicht mehr weiter mit dieser Regierung, die sich als die neoliberalste seit rot - grün herausgestellt hat. Und eine Gesellschaft, die sich darauf einigen kann, dass eine Aktienrente okay ist, Kindergrundsicherung aber nicht, ist krank.

  • Wieder ein großer Coup für Lindners Regierungskleber und deren Klientel von den "Steuerschlupfloch Eiländs"..

  • Es gibt diverse Beispiele in Deutschlands Kommunen wo Bürgermeister, Kämmerer oder wie auch immer Versuche machten mit Aktien den Haushalt aufzuhübschen und das dann in die Hose.



    Sozialkassen mit Spekulationen zu "Sichern" ist grob fahrlässig.



    Das man das auch noch mit Krediten und Staatsanleihen macht öffnet doch Tür und Tor für Mißwirtschaft und Abzocke.

  • Wer so einen Unsinn vom angeblich "teuren Unsinn" schreibt, hat von den weltweiten Aktienmärkten ja so was von gar keine Ahnung, dass mir fast die Worte fehlen.

    • @Aurego:

      aha, Sie leihen sich also Geld bei der Bank (obwohl Sie Kredite für verwerflich halten) um die Rendite aus dem Aktieninvestment die in ein paar Jahren eintrifft für jetzt benötigte Lebenshaltungskosten einzusetzen?



      nebenbei geben bezahlen Sie dem Makler Provision und der Bank Zinsen.



      Wass müssen das für traumhafte Zustände am Aktienmarkt sein, dass man mit künftigen Gewinnen heutige Engpässe mit abdecken kann!



      Nur hypothetisch, wäre es nicht eine Möglichkeit heute in die Realwirtschaft zu investieren die Wirtschaft anzukurbeln und schon im nächsten Jahr höhere Einnahmen zu generieren? Aber wahrscheinlich, ist das zu banal... und nicht aktenkoffer-cool genug.

      • @nutzer:

        Oder von der Zwei- oder Dreiklassengesellschaft wegzukommen, von nicht alle in die Rentenkasse einzahlen und es reichenkonform noch eine Deckelung gibt?

        Eine Gesellschaft wo Rente wie Einkommen hoch versteuert wird (also mindestens dreimal versteuertes Geld ist), während Aktiengewinnler (Leistung muss sich lohnen?) deutlich weniger Steuern zahlen?

      • @nutzer:

        1. geht es bei der Aktienrente um längerfristige Finanzierung des Rentensystems und



        2. ist es schon drollig von der taz, dass einerseits auf die Aktionäre gekloppt wird, die ja ohne zu arbeiten viel Geld verdienen, andererseits wenn der Staat "mitmachen" will, dies als "Unsinn" abgetan wird.



        Finde den Fehler :-)

    • @Aurego:

      Kann man das näher erklären? Und bitte mit berücksichtigen, was amerikanische Rentner 2009 erleben mussten.

      Die Aktienmärkte agieren mittlerweile im luftleeren Raum und haben mit der Wirtschaft nur noch wenig zu tun. Oder anders gesagt. Die materielle Grundlage für die Kurse wird immer dünner. Ein Crash ist also vorprogrammiert.

  • Zwischen Korruptionsoffenheit und Wirtschaftskompetenz ist ein kleiner aber feiner Unterschied.

  • Mit Aktienkäufen wird man Anteilseigner, also Miteigentümer. In der Konsequenz will die FDP also den staatlichen Einfluß auf die großen Unternehmen erhöhen und macht die Politik somit noch ein Stück erpressbarer, wenn es Schieflagen gibt. Die Renten müssen aus der realen Wertschöpfung finanziert werden, nicht aus Spekulationen. Im Gegensatz zum privaten Anleger, der auf Dividenden hoffen kann, hat der Staat die Möglichkeit über Steuern die notwendigen Mittel abzuschöpfen. Wer stoppt diese Geisterfahrer, bevor sie unsere Steuern verzocken?

  • Das ist nicht "tragisch" sondern hat Methode. Die Tendenz sozialstaatliche Aufgaben zu Objekten des Kapitalmarkts zu machen ist bekannt. Aber: Entweder streichen die Spekulanten die Profite der Hausse ein, oder der Staat -also wir- tragen die Verluste bei einer Baisse... erinnern wir uns an die reihenweise nach 2008 zusammenhebrochenen Rentenfonds und Banken in den USA. Schon lange spiegeln die Kursentwicklungen weltweit weniger nWirtschaftskraft der Unternehmen wider, sondern spekulatives Zocken an der Börse. Wirecard lässt grüssen...

  • Fakt ist, dass, wenn man vor ca. 30 Jahren der Empfehlung Rentenkommision des Herrn Biedenkopf gefolgt wäre, und einen Teil in Aktien angelegt hätte, heute sehr viel mehr Geld in der Kasse wäre.

  • Es wird seinen Grund haben ...



    Wir wissen nicht wer da wem welchen Floh ins Ohr setzt.



    Leider ist unsere Politik ja dermaßen intransparent und undurchsichtig ...

  • Nun ja, der norwegische Staatsfonds erwirtschaftet schon ordentlichen Gewinn für die heimischen Rentner. Grundsätzlich ist es kein Fehler lieber auch in Rendite, als nur in Rentenpapiere zu investieren. Das Problem sehe ich eher bei den Handelnden. Welcher Staatsbedienstete hat denn genug Ahnung vom Aktienmarkt und was passiert bei sehr wahrscheinlichen Zielkonflikten zwischen „ethisch wertvoller“ Anlage und bester Dividende?

    • @vieldenker:

      Na, wenn schon, dann will ich die Anlagen für meine Rente blutig: Kinderarbeit, Rüstungsindustrie, Energiekonzerne - alles was geht.

    • @vieldenker:

      👍👍 ..wer möchte schon eine Renditen-Rente aus Rüstungsanleihen-/aktien...

    • @vieldenker:

      Der norwegische Staatsfond finanziert sich aber nicht aus Krediten/Staatsanleihen sondern aus staatlichen Öleinnahmen. Der norwegische Staat legt somit seine Einnahmen jetzt an um jährliche Auszahlungen in der Zukunft zu haben. Das ist ein ganz anderes Konzept als das von der FDP, die erst von den Dividenden dann neue Aktien kaufen wollen und im wesentlichen nur den Aktienmarkt aufbläht.

      • @Jugend:

        Das ist egal, denn die Renditen der weltweiten Aktienmärkte sind im langjährigen Mittel deutlich höher als die Zinsen, die ein bundesdeutscher Fonds für die Kredite zahlen wird.

        • @Aurego:

          Tja - solange keine Crashs, Kriege oder auch Pandemien dazwischenkommen. Das Aktiengeschäft ist riskant und bleibt es auch. Aber was will man von einem Pleitier als Finanzminister schon erwarten....

        • @Aurego:

          @Aurego: Und wie finanziert der Staat dann die Renten in den Jahren, in denen es zum Crash am Finanzmarkt kommt? In der Finanzkrise hat der Staat gigantische Summen in die Finanzindustrie gepumpt, die wären dann auch nicht mehr zur Zwischenfinanzierung der Rente verfügbar. Und mit der dann entstehenden Finanzierungslücke würde natürlich auch die Bonität der Bundesrepublik sinken, und es wäre (wie schon aktuell deutlich erkennbar) vorbei mit niedrigen Finanzierungskosten.

      • @Jugend:

        Ja und nein. Prinzipiell ist gegen einen Kauf auf Pump nichts einzuwenden, solange die Refinanzierungskosten geringer sind als der Ertrag. Machen ja die meisten Unternehmen und auch viele Finanzinvestoren genau so. Kritisch ist daher nicht die kreditfinanzierte Rentenanlage, sondern die bisher unkonkrete Anlagestrategie und die Frage nach der Finanzmarktkompetenz der Beauftragten. Grundsätzlich wärest sicher auch denkbar, statt auf etablierte Unternehmen, bewusst auf innovative Konzepte mit hohem Wachstumspotenzial zu setzen. Könnte dem Standort Deutschland doppelt dienlich sein.

        • @vieldenker:

          Der Vergleich mit Norwegen, dessen Staatsfonds nicht nur in Norwegen anlegt, hinkt schon wegen der erheblich niedrigeren Bevölkerungszahl des Landes.



          Für staatliche Unterstützung von Investitionen des privaten Sektors gibt es in Deutschland u.a. die KfW, die Landesbanken, Investitionsbanken der Länder, (Kreis-)Sparkassen. Zudem hat Deutschland für den ländlichen Raum eine Tradition der genossenschaftlichen Banken und somit des Gegenseitigkeitsprinzips.



          Innovationen werden staatlich unterstützt durch Übernahme von Grundlagenforschung und anwendungsbezogene Forschung, insbesondere über die Helmholtz- und Fraunhofer-Institute, um die herum sich oft Cluster aus der Industrie ansiedeln.



          Schließlich bedeutet die Aktienrente in Deutschland eine Reduktion des staatlichen Kapitalzuflusses in börsennotierte Kapitalgesellschaften. Das sind jedenfalls derzeit fast ausschließlich etablierte, große Unternehmen, oft sogar Konzerne. In die meisten KGaA darf man ja gar nicht so einfach investieren als Außenstehender. Wie es sich mit den Anteilskäufen in anderen Rechtssystemen verhält, müsste auch berücksichtigt werden.



          Ob es neben den oben genannten Maßnahmen sowie dem Steuerregime sinnvoll sein könnte, dass die öffentliche Hand Risikokapital in den Markt pumpt, ist höchst fraglich. Übrigens wurde das traditionell gerade von Liberalen bestritten, die den Fähigkeiten des Staates misstrauen, sinnvoll am Markt zu agieren, und dies dem privaten Sektor vorbehalten wollen.



          Über die Rente und ihre Finanzierung haben wir jetzt dabei noch gar nicht gesprochen.

        • @vieldenker:

          Der Vergleich mit dem norwegischen Staatsfonds hinkt auf allen Ebenen. Den gibt es seit 1967, er hat also seitdem von den eigenen Investitionen profitiert. Er wurde nicht mit Schulden finanziert, sondern mit äußerst üppig fließenden Öleinnahmen. Er besteht nur zu 70% aus Aktien, sein Umfang beträgt aktuell 1,182 Billionen Euro (für 5 Millionen Bürger), nicht 12 Milliarden schuldenfinanziert für 80 Millionen Bürger. Er folgt ethischen Prinzipien bei der Investition und keinem FDP-Klüngel. Die Verwaltungskosten betragen 0,05 % pro Jahr, zum Vergleich: Bei den deutschen Riester-Renten betragen die zwischen 2 und 3% pro Jahr.

  • Wenn Lindner an die Rente geht: Stirb lieber rechtzeitig.

  • Man kauft keine Aktien auf Kredit. Sagt der alte Kostolany.

  • Die ersten drei Argumente sind stichhaltig, das vierte nicht:

    Der Staat ist der Investor mit dem längsten Atem, er kann Crashs aussitzen bzw. durch Nachkauf nutzen. Und auf lange Sicht lohnt sich eine Aktieninvestition immer.

    Warum kommt der Vorstoß jetzt?



    Ich vermute, es hängt mit dem Scheitern des Sozialpartnermodells in der Metall-Industrie zusammen. Gewerkschaft und Arbeitgeber hatten ja ein kapitalgedecktes System für die Betriebsrenten weitgehend vorbereitet, bis es jüngst, möglicherweise zugunsten inner-gewerkschaftlicher Profilierungswünsche, abgeblasen wurde.

    So sinnvoll ein Branchensystem auch wäre, das macht einen Staatsfonds nicht besser.

  • Ja, die Ausgaben der laufenden Periode können nur aus dem Volkseinkommen der laufenden Periode fließen, makroökonomisch kann man nichts "sparen" (siehe: Mackenroth-Theorem).

    Die Börse ist kein Teufelszeug, aber nichts für kollektive Sozialversicherungssysteme. Das setzt nur falsche Anreize für staatliches Handeln. 1.- nichts gegen die ungerechte funktionale Einkommensverteilung zu tun, und 2. - gegebenenfalls mit erheblichem Aufwand in den Kapitalmarkt zu intervenieren, um die Fiktion einer "Kapitaldeckung" der Rente aufrechtzuerhalten.

    Das sind alles keine neuen Argumente, im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise 2008 ist das lang und breit besprochen worden. Aber das Erinnerungsvermögen unseres politischen Systems reicht offenbar maximal ein Jahrzehnt zurück.

  • Ich kann dem ebenso wenig abgewinnen wie Frau Hermann:



    "An die Alten würden nur die Gewinne des Fonds ausgeschüttet, was ein mickriger Prozentsatz der Gesamtsumme wäre."



    - exakt, und vorher müssen auch noch die Kreditzinsen bedient werden.

    Zur Sicherung des Rentenniveaus wäre es solidarisch und es sinnvoll, die Beitragsbemessungsgrenze anzuheben oder gleich wie in der Schweiz ganz aufzuheben ohne im gleichem Maße auch die Höchstrente anzuheben bzw. ab einem bestimmte Betrag sogar zu deckeln.

    Zudem wäre es ganz nett, wenn die verbeamteten unter uns zwei Prozent ihres Brutto in einen Pensionssolifonds einzahlen würden. Das tut erst mal nicht über Gebühr weh, wäre auf Dauer deutlich ausbaufähig.



    Hilft zwar den Rentnern nicht direkt aber dem Staatshaushalt sofort, der ja auch jetzige und künftige Rentenzuschüsse schultern muss.



    Die Ausgaben für Beamtenpensionen steigen nämlich im Gegensatz zu den Rentenausgaben schon jetzt überproportional:

    Laut de.statista.de sind die Pensionsausgaben von 18,6 Milliarden Euro 1991 auf 80,18 Milliarden Euro im Jahr 2021 gestiegen. Jedes Jahr kommen ca. 3 Milliarden drauf, Tendenz steigend - wir dürften inzwischen schon bei reichlich 86 Milliarden sein. Wenn man das perspektivisch hochrechnet wird einem tatsächlich schwindelig.



    Dagegen sind die 450 Millionen für die meiner Ansicht nach absolut gerechtfertigte und gut begründete Agrardieselrückvergütung Peanuts...

    ... zurück zum Thema: sittenwidrig ist ist meiner Ansicht auch das Rentenniveau von 48% (geschweige denn allein schon der Gedanke daran, es künftig noch weiter absenken zu wollen!), zumindest so lange ein Beamter/eine Beamtin 71,75% vom Brutto seiner/ihrer letzten Besoldungsstufe erhält.

    So lange das so ist, ist auch das regelmäßig (v.a. in Spiegel und FAZ) aufplöppende rumgnöle über die Rente mit 63 nach 45 (!!) Beitragsjahren einfach nur hirnlos blöd.

    • @Waage69:

      @Waage69:



      "So lange das so ist, ist auch das regelmäßig (v.a. in Spiegel und FAZ) aufplöppende rumgnöle über die Rente mit 63 nach 45 (!!) Beitragsjahren einfach nur hirnlos blöd."

      Dem kann man nur beipflichten, insbesondere in Zeiten, in denen Teile der verbliebenen Telekom-Beamten ein Sonderprogramm angeboten bekommen, mit dem sie ab 60 zu Konditionen in die Pension gehen können, von denen Rentner mit 67 nur träumen können.

      Nicht falsch verstehen, ich gönne das den Beamten, fairerweise müsste man dann aber als Rentner Ähnliches angeboten bekommen, anstatt täglich darauf hingewiesen zu werden (vor allem von beamteten ProfessorInnen), dass man sich gefälligst bis mindestens 70 zur Arbeit schleppen soll, und dann am besten direkt in die Kiste liegt, um den Staat zu entlasten, den man Jahrzehnte mitfinanziert hat.

    • @Waage69:

      "die Beitragsbemessungsgrenze anzuheben oder gleich wie in der Schweiz ganz aufzuheben ohne im gleichem Maße auch die Höchstrente anzuheben bzw. ab einem bestimmte Betrag sogar zu deckeln."



      Das wäre in Deutschland verfassungsrechtlich bedenklich. Den von den Gutverdienern (>150k/a) nimmt der Staat heute schon fast 50% Abgaben. Eine Deckelung der Rentenbezüge bei Aufhebung der BBG käme einer weiteren Steuer gleich.



      Schweizer haben das Problem nicht, da dort die Steuern VIEL niedriger sind...

    • @Waage69:

      Ich würde erst einmal die s.g. Superreichen zur Kasse bitten und am Primäreinkommen schrauben. Viele Beamte(-narten 😉) müssen einfach vorgehalten werden, zB Feuerwehr und Polizei, sodass sich - die Masse macht's - diese nicht in bezügestarken Besoldungsgruppen abbilden (A7 bis A9 mD). Zudem, jedenfalls ich halte das noch immer für verfassungswidrig, gewähren die Bundesländer im identischen Statusamt jeweils unterschiedliche Besoldungen. Zudem ist die Amtsangemessenheit der Bezahlung von Bundesland zu Bundesland umstritten. Im Prinzip, wenngleich nominal selbstverständlich nicht vergleichbar, jedoch dem Prinzip nach nur Mindestlohn.

  • Teurer Unsinn Aktienrente

    Die Bundesregierung hat angekündigt, dass sie jährlich mindestens 12 Milliarden Euro in eine „Aktien­rente“ investieren will. Der Plan hat mehrere Schwächen.



    ---



    Aber die Vorteile muss Frau doch auch sehen!



    Die Rentner hängen jetzt vom "Wohlergehen des Marktes" (sprich Börsenkasinos) ab.



    Der Arbeitnehmer auch! Das senkt die Streikbereitschaft!



    Aktien in Staatsfonds stützen die Kurse.



    Wenn die Redite nur für die Zinsen reicht, auch die Vermögen der Kreditgeber....



    uvam.



    Was wäre denn anderes möglich anstatt eine Schulden finanzierte Vorsorge?



    Steuererhöhungen, höhere Beteiligung der Shareholder am "Sozialversicherungssystem", gar andere Abgaben die unsere Eliten erschrecken könnten?...



    Nicht mit Christian & seinen Mannen, paar Frauen! :-(



    Modell Norwegen? Da sparen die die Gewinne aus Bodenschätzen für "Alle"! Haben wir schon privatisiert! Siehe Kohle.



    Modells Schweiz! Bürgerrente für alle. Das mit ner gemeinsamen KV wäre fast Kommunismus!



    Fazit: Der Christian macht das schon richtig, denn er denkt an Anschlussverwendung. Wohl nicht an SEINE, aber wohl an die vieler Kollegen, vielleicht sogar an die von ...innen!" :-(

  • Zu öffentliche Gelder & “…der alte Blödmann 🤬 “©️ Peter Unfried sei Perle



    Christian Lindner - als Pyromane - ist doch klar : Er hatte seine Chance! 🔥🔥 -



    Und damit solles auch mal gut sein! Woll



    Christian Lindner in 1997 - Reaktion auf alte sternTV Doku | Finanzfluss Twitch Highlights



    www.youtube.com/wa...4&t=7s&pp=2AEHkAIB







    Ja. Unser aller Malteser-Falke Christian Lindner “…der alte Blödmann 🤬 “ ©️ PU sei Perle - ist ja bekanntlich früh geübt kavkfrech asimäßig öffentliche Gelder “kost ja nix“ zu verheizen!

    “ Christian Lindner in 1997 - Reaktion auf alte sternTV Doku | Finanzfluss =>

    m.youtube.com/watch?v=uwInBvLRnh4

    Im Mai 2000 gründete Lindner zusammen mit drei weiteren Partnern die Internetfirma Moomax GmbH. An dieser Firma beteiligte sich der Risikokapitalfonds Enjoyventure.

    Wenig später war Moomax pleite: die KfW hatte laut Enjoyventure 1,2 Millionen verloren, die investierende Bank war mit einem sechsstelligen Betrag beteiligt, und gegen sonstige Forderungen von 172.338 Euro standen nur noch Vermögenswerte von 15.339 Euro.“



    taz.de/Angriff-auf...ialstaat/!5991896/



    kurz - Würdens von sojet nen Gebrauchtwagen kaufen! Eben“



    Oder gar irgendwas mit Aktien und Altersversorgung! Na sach ich doch!

    Na Mahlzeit - da simmer heut mal ganz -



    Ulrike Herrmann •

  • @MONDSCHAF

    Wobei Lindner jetzt wohl eher auf "lieber schlecht X als nicht X" setzt.

    Bei dem Luftikus weiss mensch ja nie.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Lieber nicht investieren als schlecht investieren..." ??



    Der Worte sind genug gewechselt: taz.de/Neue-Aktienrente/!5900638/

  • Das Rentenniveau in Ländern, die schon länger auf eine ergänzende Aktienrenten setzen, liegt durchweg höher als in Deutschland, z.B.Schweden 60 %, Dänemark 70 %, Niederlande 80 %.

    • @Pfennig:

      „Die höchste Rente gemessen am Vorruhestandseinkommen gibt es laut Auswertung der OECD in der Türkei. Dort erhält man als Durchschnittsverdiener nach Eintritt in die Rente 103,3% vom zuvor erzielten Nettoeinkommen.“ oecd



      www.oecd.org/publi...lance-19991363.htm

      übrigens, Dänemark wird das Rentenalter in den nächsten Jahren auf 74 Jahre erhöhen.

      s’ Niveau wird halt immer so gebracht, wie‘s grad gebraucht wird, gelle?

    • @Pfennig:

      In den Niederlanden gibt es erst einmal eine Grundrente von 1200 Euro, und die ist weitgehend steuerfinanziert. Dann kommen darauf die Betriebsrenten z.T. als Aktienrenten.



      Alles keine schlechte Sache, und sollte man auch mal genauer hinschauen, zudem leisten sich die Niederländer keinen Unsinn wie ein Berufsbeamtentum bzw. ist dies auf weniger Berufsgruppen eingeschränkt und diese wurden in den letzten Jahren dem Angestelltenstatus angeglichen. Es gibt da noch graduelle aber keine grundsätzlichen Unterschiede mehr.

      Zudem wird der Kapitalstock für die Aktienrente nicht auf Pump vom Staat gebildet sondern wird von den Beitragszahlern angespart oder stammt aus Anteilen der Firmen, in denen die Menschen beschäftigt sind.

      Der Finanzcrash 2028 hatte den niederländischen Rentnern/Rentnerinnen aber deutlich weh getan und mancher/manche hat dann den Wiederanstieg der Aktienkurse, der fast zehn Jahre gedauert hat, dann nicht mehr erlebt. Besonders bitter, da die Lebenshaltungskosten in den N deutlich höher sind als in D.

      Ich will aber nicht schlechtreden: hingucken und abgucken geht immer.



      Einen Aktienriester fände ich zu überlegen.

      Zum Schluss: es gibt aber auch Länder mit vorwiegend umlagefinanziertes Rentensystemen wie z.B. Österreich (84,4% laut OECD) welche ein hohes oder sehr hohes Rentenniveau haben.

      • @Waage69:

        Österreich will auch nicht die ganze Welt finanzieren/retten ;-)

    • @Pfennig:

      Der Lindner will ja nicht die individuelle Aktienrente, wo der Versicherungsnehmer sein Geld anlegt und am Ende Zinsen und Aktienkapital aufbraucht.



      Der will sich ja Geld leihen um es in Aktien anzulegen um mit der Rendite den staatlichen Zuschuss zur Rentenversicherung abzudecken. Man kann einfach mal zurückrechnen und bei angenommenen 6% Rendite sehen, wieviel Kapital man braucht um die ca. 100Mrd. zu generieren. Eine wahre Jahrhundertaufgabe oder eher ein neoliberales Märchen.

    • @Pfennig:

      Sie verwenden hier das Wort ergänzend. Teilen sie bitte gern eine Quelle mit, sie scheinen ja über diesbezügliches Wissen zu verfügen. Thematisch ist das Interessant, da es ja wohl auch nicht zwingend einen Zusammenhang zwischen höheren Rentenniveau und Aktienrente geben muss. Es dürfte ja auch andere Faktoren geben.

      Und an Machiavelli: Sie scheinen sich ja mit der Norwegischen Variante auszukennen, der wurde über Einnahmen aus der Erdölförderung aufgebaut oder nicht? Ich gehe davon aus sie meinen den hier de.wikipedia.org/w...nsfonds_(Norwegen) und die Vorläufer?

      Ich halte die Argumente von Ulrike Hermann für schlüssig, und würde mich der Aussage der letzten beiden Absätze anschließen.

  • Ich weiß ja nicht so ein Fonds wie in Norwegen könnte die Rente gut finanzieren, muss man halt Schritt für Schritt aufbauen. Crasht der Aktienmarkt werden Leute entlassen und zahlen dann auch keine Rentenbeiträge.

    • @Machiavelli:

      Naja, wenn Sie in Deutschland mit einer Bevölkerung von knapp 84 Millionen Menschen einen Aktienfonds aufbauen wollen, der von seinem Volumen dem norwegischen entspricht (Norwegen hat ca. 5,5 Millionen Einwohner), müssten Sie ungefähr 21 Billionen US-Dollar an den weltweiten Börsen anlegen. Probieren Sie es ruhig einmal! Damit könnten Sie den halben S&P500 kaufen.

    • @Machiavelli:

      Norwegen hat ca. 5,5 Mio. Einwohner und der Fond ca. 1 Billion Euro Kapitalstock. Wo sollen, auch nur Schritt für Schritt die für uns dann nötigen 15 Billionen herkommen, wenn man in unserem Land schon bei der Erwähnung des Wortes "Steuergerechtigkeit" neoliberale Krampfanfälle bekommt.

    • @Machiavelli:

      „Crasht der Aktienmarkt werden Leute entlassen und zahlen dann auch keine Rentenbeiträge.“ Was sie so alles wissen.



      Vorbild soll also Norwegen sein, wo der Staat mit Öleinnahmen einen gewaltigen Fonds gefüllt hat.



      Ich allerdings gehe davon aus dass unsere Öleinnahmen, ach lassen wir das…