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Analyse zum Krieg zwischen Iran & IsraelDrehbuch mit offenem Ende

Wie realistisch sind die Ziele von Netanjahus Regierung? Und welche Möglichkeiten bleiben dem Mullah-Regime? Szenarien, wie es weitergehen könnte.

Proben für die Eskalation? Eine iranische Militärübung in der Straße von Hormus im Jahr 2022 Foto: Iranian Army/WANA/rtr

Kairo taz | Mit jedem Tag, den der Krieg zwischen Israel und dem Iran andauert – mit jedem Schlag und Gegenschlag – wächst das Risiko einer regionalen Eskalation. Und die Anzeichen deuten darauf hin, dass es länger dauern wird. Der israelische Premier Benjamin Netanjahu spricht davon, dass „es so viele Tage dauern wird, wie es eben braucht“ – und das könnten auch Wochen sein. Die iranische Führung bezeichnet den Konflikt mit Israel als langfristig, spricht von einem Abnutzungskrieg und zieht Parallelen zum Iran-Irak-Krieg (1980–1988).

Jenseits der Propaganda beider Seiten stellt sich die Frage, wie lange beide Länder das durchhalten können. In Israel herrschte am ersten Tag des Angriffs auf den Iran eine „Wir-können-alles-machen“-Euphorie. Doch mit jedem weiteren Tag iranischer Gegenschläge werden auch die Kosten dieses Krieges deutlicher.

Rein militärisch ist es ein ungleiches Kräftemessen. Israel ist technologisch weit überlegen und scheint im Iran derzeit ohne große Gegenwehr Luftangriffe nach Belieben fliegen zu können. Zudem können die israelischen Munitionsdepots nahezu endlos durch Nachschub aus den USA aufgefüllt werden.

Doch auch die Grenzen israelischer Militärmacht werden sichtbar: Die Luftangriffe schaffen es nicht, das von Netanjahu ausgerufene Ziel zu erreichen, das iranische Atomprogramm entscheidend zu treffen. Dazu bräuchte Netanjahu die direkte Hilfe der USA, die etwa über bunkerbrechende Bomben verfügen, um die unterirdischen Anlagen zu zerstören.

Atomare Abschreckung

Auf der anderen Seite steht der Iran. Dessen Führung ist vermutlich mehr denn je überzeugt, dass sie Atomwaffen braucht, um die Atommacht Israel von solchen Angriffen abzuschrecken. Die iranische Führung musste schwere Schläge einstecken: Ein großer Teil ihrer militärischen und nuklearwissenschaftlichen Kader wurde bei den israelischen Angriffen in den letzten Tagen getötet. Ihr wichtigster Stellvertreter in der Region, die Hisbollah im Libanon, ist geschwächt und kann es sich – auch aus internen libanesischen Gründen – nicht leisten, einzugreifen.

Angesichts der beiden Faktoren – eines möglicherweise langen Kriegs und der militärischen Unterlegenheit Irans – stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten Teheran hat, den Konflikt so zu eskalieren, dass Netanjahu, der diesen Krieg begonnen hat, ihn wieder beendet.

Der iranische Außenminister Abbas Aragh­tschi betonte am Sonntag, dass der Iran seine Angriffe in dem Moment einstellen würde, in dem auch Israel seine Angriffe einstellt. Derzeit gibt es jedoch international keine ernsthaften diplomatischen Initiativen, den Waffengang zu beenden. Israels Verbündete, allen voran die USA, beobachten die Entwicklung und sehen einer militärischen Schwächung Irans wohlwollend zu.

Irans Möglichkeit, die Lage zu eskalieren, besteht nicht darin, mehr Raketen auf Israel abzufeuern – davon besitzt er keine unbegrenzte Anzahl –, sondern darin, den Konflikt regional und global schmerzhafter zu machen, um den internationalen Druck auf Netanjahu zu erhöhen. Dass die iranische Führung dies bisher nicht getan hat, liegt an den damit verbundenen hohen Risiken. Der Iran will um jeden Preis verhindern, dass die USA direkt militärisch eingreifen.

Der Schlüssel liegt dabei bei der Achillesferse der internationalen Wirtschaft: dem Erdöl. Eine mögliche Maßnahme wäre die Sperrung der Straße von Hormus am Arabisch-Persischen Golf. Diese am schmalsten Punkt nur gut 33 Kilometer breite Meerenge zwischen dem Iran auf der einen sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Oman auf der anderen Seite ist das Nadelöhr des globalen Ölhandels.

Laut US-Energiebehörde werden hier rund 20 Prozent des weltweit verbrauchten Öls durchgeschifft. Sie bezeichnet Hormus als den „weltweit gefährlichsten Engpass“. Anders als bei den Angriffen der jemenitischen Huthis auf die Schifffahrt im Roten Meer gibt es hier keine alternative Route rund um Afrika.

Zwar wurden während des Iran-Irak-Krieges in den 80ern im sogenannten „Tankerkrieg“ rund um Hormus mehrfach Schiffe angegriffen, doch vollständig geschlossen wurde die Meerenge nie. Ein solcher Schritt hätte unmittelbare Auswirkungen auf die Ölwirtschaft und auf die Golfstaaten, die davon abhängen. Die iranische Führung hat in den vergangenen Tagen mehrfach angedeutet, dass ein solcher Schritt in Erwägung gezogen wird.

Eine Regionalisierung des Konflikts hätte zur Folge, dass der Krieg zwischen Israel und dem Iran internationale Priorität bekäme. Staaten wie Saudi-Arabien, die Emirate und Katar würden massiven Druck auf Washington ausüben, um eine Beendigung herbeizuführen – möglicherweise sogar als Vermittler auftreten.

Trumps Reaktion unklar

Das Risiko für die iranische Führung besteht jedoch darin, dass sie nicht weiß, wie US-Präsident Donald Trump auf eine solche Eskalation reagieren würde. Würde er Netanjahu zurückpfeifen oder direkt in den Krieg eintreten? Letzteres möchte der Iran um jeden Preis vermeiden – doch genau darauf hofft Netanjahu seit Beginn seines Angriffs.

Das gilt umso mehr für ein weiteres mögliches iranisches Eskalationsszenario: Der Iran oder eine seiner Stellvertreter-Milizen könnten US-Stützpunkte in der Region angreifen, etwa in Kuwait oder im Irak. Bisher hält Teheran seine schiitischen Milizen im Irak zurück, obwohl diese bereits ihre Einsatzbereitschaft erklärt haben.

Auch damit würde der Iran den Konflikt auf die gesamte Region ausweiten. Trägt er den Krieg in arabische Nachbarstaaten, wächst dort das Interesse, den Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran rasch zu beenden – bevor er vollends außer Kontrolle gerät und sie mit hineingezogen werden.

Doch auch das wäre ein Spiel mit dem Feuer. Zwar ist US-Präsident Trump für seine „America First“-Politik bekannt und hat wenig Appetit, erneut US-Truppen in die weite Welt zu entsenden. Aber ein direkter Angriff auf US-amerikanische Soldaten könnte die Balance zwischen diplomatischen Bemühungen und direkter militärischer Reaktion kippen – zugunsten Letzterer.

Für die iranische Führung wird bei ihren Entscheidungen ausschlaggebend sein, inwieweit sie sich existenziell bedroht fühlt. Netanjahu begründet seine Offensive neben dem Ziel der Zerstörung des Atomprogramms auch damit, dass er hofft, die iranische Bevölkerung könnte sich gegen das Mullah-Regime erheben. Tatsächlich haben viele oppositionelle Iranerinnen und Iraner, vor allem im Exil, die israelischen Angriffe auf militärische Ziele begrüßt.

Doch je länger der Krieg dauert, je mehr Infrastruktur zerstört und Zivilisten getötet werden, desto mehr könnte sich die anfängliche Feierstimmung in Angst und Nationalismus verwandeln. Der Hass auf das eigene Regime könnte vom patriotischen Schulterschluss mit ihrem Land unter ausländischem Beschuss verdrängt werden.

Namenlose israelische Amtsträger haben in den letzten Tagen angedeutet, dass auch eine Tötung Ajatollah Ali Chameneis „nicht off limits“ sei. Offizielle israelische Statements dazu gibt es nicht. Doch die Botschaft ist klar: Auch die höchste Führungsebene ist nicht sicher.

Was aber würde eine Enthauptung des Mullah-Regimes für die Menschen im Iran bedeuten? Sicherlich nicht, dass am nächsten Tag die Opposition oder Frauen ohne Kopftuch die Macht übernehmen

Was aber würde eine solche Enthauptung des Regimes für die Menschen im Iran bedeuten? Sicherlich nicht, dass am nächsten Tag die Opposition oder Frauen ohne Kopftuch die Macht übernehmen. Wahrscheinlicher wäre ein Machtvakuum – mit einem konservativen Lager, das nicht bereit ist, friedlich Platz zu machen, zumal viele – vor allem unter den Revolutionsgarden – auch massive wirtschaftliche Interessen haben, den Status quo beizubehalten. Ein Regimewechsel von außen wäre ein Rezept für Chaos.

Wie schlecht solche erzwungenen Umstürze funktionieren, hat der Sturz Saddam Husseins 2003 im Irak gezeigt. Damals waren die USA sogar bereit, 130.000 Soldaten zu entsenden – und trotzdem folgten Jahre des Chaos. Am Ende entstanden in Bagdad Regierungen, die dem Iran hörig waren – das Gegenteil dessen, was sich der damalige US-Präsident George W. Bush auf einem US-Flugzeugträger vor dem „Mission Accomplished“-Banner vorgestellt hatte, als er dort seine Irak-Siegesrede hielt.

Ein Regimewechsel aus der Luft durch israelische Kampfjets wäre noch absurder – mit hoher Wahrscheinlichkeit würde er in Chaos und Bürgerkrieg für die Iraner enden. Netanjahu wäre das einerlei. Sein Ziel ist es, eine gegnerische Regionalmacht auf absehbare Zeit zu schwächen und mit sich selbst zu beschäftigen.

Er wird seine Angriffe fortsetzen, solange ihm international – vor allem von den USA – freie Hand gelassen wird. Mit jedem Tag schwächt er den Iran militärisch mehr. Und die Iraner werden so lange zurückschießen, wie sie können, und sie haben Eskalationsszenarien in der Schublade, die den Krieg über Nacht auf die Region und international ausweiten können.

Der Weg zum Ausstieg wäre internationaler Druck – und beiden Seiten die Möglichkeit zu geben, gesichtswahrend aus diesem Krieg herauszukommen. Wenn das nicht geschieht, wird das nahöstliche Drehbuch zu einem Drama in Überlänge, das selbst von seinen Autoren nicht mehr kontrolliert werden kann.

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28 Kommentare

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  • Danke für die Darstellung der möglichen Szenarien und der Analyse und warum Iran die Straße von Hormus noch nicht geschlossen hat und die Darstellung der unterschiedlichen Interessen.

  • Vielen Dank für die ausführliche und durchdachte Darstellung.

    Eine korrektur: "USA, die etwa über bunkerbrechende Bomben verfügen, um die unterirdischen Anlagen zu zerstören."

    Das ist so nicht ganz richtig. Auch die USA verfügt über kein konventineles Waffensystem das dazu in der Lage ist, die Iranischen Anlagen in Natan zu zerstören. Diese befinden sich nämlich bis zu Hundert Meter tief, unter Felsgestein.

    Es gibt (ggf. abgesehen von Atomwaffen) kein Waffensystem auf der Erde das "bunkerbrechend" direkt auf so eine Basis einwirken könnte. Auch nicht bei den Us Amerikanern.

  • Netanjahu braucht den Krieg und braucht die Kriege. Solange er Krieg führt, sitzt er nicht auf der Bank wo er hingehört: Auf die Anklagebank

  • "...dass Netanjahu, der diesen Krieg begonnen hat, ihn wieder beendet."

    Im Artikel wird leider erneut unterschlagen, dass nicht nur Israel, sondern auch internationale Beobachter seit Jahren davor warnen, dass der Iran kurz vor der Entwicklung von Atomwaffen steht. Ebenso fehlt der Hinweis, dass sich der Iran kategorisch weigert, sein Atomprogramm einzustellen. Ein Iran mit Atomwaffen liegt im Interesse niemandes – weder für Israel noch für die arabischen Nachbarn.

    Auch Israels militärische Überlegenheit, etwa durch die Lufthoheit, ist nicht unbegrenzt aufrechtzuerhalten. Piloten werden müde, Flugzeuge müssen gewartet werden – auf Dauer ist das nicht durchzuhalten.

    Was es bräuchte, ist massiver internationaler Druck auf Teheran. Ein Regimewechsel scheint jedoch illusorisch. Die brutalen Repressionen und gezielten Tötungen im Land zeigen leider, wie weit das Regime bereit ist zu gehen, um an der Macht zu bleiben.

    • @Pawelko:

      Auch Ihnen gerne noch einmal: Iran hat sich bereit erklärt, die Urananreicherung auf 3% zu begrenzen – d.h. weit unterhalb der relevanten Schwelle und die höher angereicherten Bestände in einen Drittstaat zu exportieren. Tatsache ist und bleibt, dass Iran als NPT-Unterzeichner ein vertraglich garantiertes Recht auf ein ziviles Atomprogramm, inklusive eigener Anreicherung hat. Weder hat Israel hier ein Vetorecht, noch kann es legitimerweise Iran überfallen, Atomanlagen bombardieren und Wissenschaftler ermorden. Massiven internationalen Druck braucht es also vor allem auf die rechtsextreme israelische Regierung und ihren per Haftbefehl gesuchten MP, das Morden in den besetzen Gebieten, im Libanon, in Syrien und jetzt auch im Iran zu beenden.

      • @O.F.:

        Googlen Sie doch mal "lügen".

      • @O.F.:

        Einer zugesicherten Anreicherung auf 3 % steht jedoch die tatsächliche Anreicherung auf knapp 60 % gegenüber. Nur weil einer lügt, muss man ihm ja nicht nur gleich deshalb glauben, weil man Israel in die Pfanne hauen möchte.

  • Das unwahrscheinlichste Szenario dürfte sein, dass die Beteiligten ihren Verstand benutzen, einsehen das militärische Operationen für keine Seite zielführend sind und Verhandlungen aufnehmen.

    Ein Lernprozess aus der Geschichte müsste eigentlich sein, dass militärische Lösungen keine Probleme beseitigen sondern sie bestenfalls verlagern. Das aber auf Kosten von zivilen Leben.

    Im Ersten Weltkrieg waren 90% der Opfer Soldaten. In den Konflikten des 21 Jahrhunderts sind es zu 90% Zivilisten.

    Das sollten die Staatsführer sich auf die Fahnen schreiben und sich darauf besinnen zurück zu einer regelbasierten Ordnung zu finden.

    Es ist schon traurig genug, wenn Hegemonialmächte wie die USA oder China meinen, eine völkerrechtszentrierte Weltordnung sei nur solange akzeptabel sofern nicht ihre eigenen Interessen dadurch berührt werden.

    Da sollten kleinere Staaten lieber Kooperationsbündnisse eingehen anstatt sich in Konflikten gegenseitig zu schwächen.

    Denn wie wir zukünftig leben werden, wird davon abhängen was wir derartigen Mächten entgegensetzen.

    • @Sam Spade:

      Für den Iran und viele andere Akteure stellt Israel selbst das Problem dar. Und zwar nicht seine Politik oder die gegenwärtige Regierung, sondern das Land selbst. Es gibt alao kein Problem, das durch Diplomatie zu lösen wäre.

    • @Sam Spade:

      "Das unwahrscheinlichste Szenario dürfte sein, dass die Beteiligten ihren Verstand benutzen..."

      So sieht es leider aus.

    • @Sam Spade:

      Ich stimme voll und ganz zu und finde, dass Sie mit ihren Worten auch eines der gegenwärtigen Probleme aufdecken: Ja, kleinere Staaten sollten Kooperation suchen, die Schwierigkeit ist jedoch, dass sich weder Israel noch der Iran als klein sehen möchten. Im Iran hängt das Regime davon ab, als stark wahrgenommen zu werden. Netanjahu ist für mich seit einigen Jahren dem Größenwahn verfallen und seit er in Koalition mit den israelischen Rechtsextremen regiert, lebt er es immer offener aus.



      Schwierig da diplomatische Wege zu finden.

  • Sorry, aber im Text fehlen viele wesentliche Sachverhalte und läppische Aussagen braucht niemand (Frauen ohne Kopftuch die Macht übernehmen).1. Mullahs erklärtes Ziel ist definitiv die Auslöschung Israels. (Putins die Wiederherstellung der UdSSR) Wie man so etwas weglassen kann, ist mir höchst schleierhaft. 2. Verhandlungen über das Atomprogramm bzw. dauerndes Unterlaufen gibts seit Jahrzehnten. 3. Putin spielt sich als potentieller Vermittler auf, obwohl er drastischer Verbündeter ist, der jetzt keine Kamikazedrohnen mehr bekommt. 4. Der Hinweis auf die ähnliche Lage von Israel und Ukraine (Kampf jeweils gegen ein jeweils nur Zerstörung kennendes Terrorregime) fehlt ebenfalls, völlig unverständlich.

    • @Sarg Kuss Möder:

      Es geht um die Optionen, die der Iran hat, sich gegen den Angriff zu wehren und den Krieg zu beenden. Die Analyse und politischen Motive fand ich interessant. Ukrainie und Israel sind m.E. zu höchstens 2% vergleichbar. Die ganze Historie ist eine andere. Lesen Sie den Artikel nochmal in Ruhe und versuchen zu verstehen, was der Autor erörtert.

    • @Sarg Kuss Möder:

      Kleine Korrektur: "Putins die Wiederherstellung der UdSSR" Nein, nur des Machtbereichs der UdSSR (alternativ: den des Zarenreiches) will er herstellen nicht aber deren Ideologie oder innere Struktur. Er ist durch und durch Mafia-Kapitalist und hat nichts mit Sozialismus am Hut.

      • @Chris McZott:

        Er ist durch und durch Mafia-Kapitalist und hat nichts mit Sozialismus am Hut.

        Mit Sozialismus hatte auch keiner der anderen Politiker in der UDSSER etwas am Hut.

  • Wieso wird bei einer regionalen Eskalation des Krieges durch den Iran durch Aktivierung ihrer Proxys und die Blockade des Öltransports automatisch davon ausgegangen, die arabischen Nachbarn und die USA würden Druck auf Israel ausüben?

    Warum nicht die Möglichkeit ins Auge fassen, dass eine derart massive Störung ökonomischer Interessen, eine direkte Intervention der Betroffenen im und gegen den Iran zufolge hätte?

    Kein Staat der Nachbarschaft mag das djihadistische Terrorregime der Mullahs, das ein wesentlicher Faktor für Instabilität in der Region ist. Es wäre geradezu eine Einladung an die Nachbarn, die Theokratie a la Khomeini ein für allemal zu Grabe zu tragen. Trump würde sich seine Unterstützung gut bezahlen lassen.

    Eine andere Möglichkeit ist bei einem plötzlich auftretenden Machtvakuum die Übernahme selbiger durch konservative, korrupte Kräfte insbesondere von Teilen der Revolutionsgarden und der ökonomischen Elite, die ihre Pfründe nicht verlieren wollen - leben sie und ihre Familien doch in Saus und Braus. Dass Land und seine Ressourcen weiter ausbeuten und einen moderat konservativ-islamistischen Kurs fahren: das könnte für viele verlockend sein.

  • Ein Szenario blendet der Autor unverständlicherweise vollständig aus: Die Saudis und andere regionale Ölproduzenten könnten dem Iran unter Einbindung der Ägypter und amerikanischer Unterstützung bei einer Sperrung der Schifffahrt mit Kriegseintritt drohen. Ob die Mullahs das Risiko wirklich eingehen wollen?

  • Der Iran könnte auch einfach einem Deal zustimmen und sein Atomwaffenprogramm umgehend einstampfen, das angereicherte Uran abgeben, die Unterstüzung für die Terrorgruppen Hamas, Hisbollah und Huthi beenden. Entspricht auch nicht ganz dem Völkerrecht (für die Fraktion, die dies permanent von Israel einfordert) (der Iran hat den NPT Vertrag 1970 unterzeichnet). Anschließend dürfte er auch wieder mehr Erdöl/gas exportieren. Dies dürfte doch ganz im Sinne des orangenen Dealmakers sein....

    • @QuantumRider:

      Und wer gibt dann dem Iran Sicherheitsgarantien in Bezug auf Israel?

    • @QuantumRider:

      Der NPT beinhaltet nicht nur den Verzicht auf Atomwaffen, sondern auch das Recht auf ein ziviles Atomprogramm - inklusive eigener Anreicherung. Weder die USA noch Israel können beanspruchen, dass Iran auf solche vertraglich garantierten Rechte verzichtet. Und noch viel weniger hat Israel ein Recht darauf, Iran anzugreifen und Atomanlagen zu bombardieren. Die Legalität der Sanktionen gegen Iran ist übrigens auch strittig.



      Dass der Iran (genau wie die Türkei, Israel, USA und etliche andere Staaten) die Unterstützung für nichtsstaatliche Akteure beendet, wäre in der Tat wünschenswert; nur würde dazu auch gehören, dass man die zugrundliegenden Konflikte löst - und dazu gehört auch ein Ende der Besatzung.

      • @O.F.:

        Aber ziviles Atomprogramm sieht anders aus, als die von der IAEA festgestellte Anreicherung. Dass der Iran an der Bombe gebastelt hat, zweifelt wohl keine seriöse Stelle an.

  • Die Straße von Hormuz zu sperren ist erstens nicht so einfach zu bewerkstelligen, da auch der Oman hier mitzureden hat. Des Weiteren wäre es sehr einfach die blockieren den Schiffe aus der Luft anzugreifen. Ich denke diese Szenario ist unrealistisch.

  • Ich sehe die Sache in entscheidenden Punkten etwas anders.



    Erstens: Der Iran wird keinesfalls absichtlich die USA hereinziehen, das erscheint mir sehr wahr, auch die Szenarien wie Angriff auf US-Truppen o.ä. wird nicht von ihm ausgehen. Aber er könnte durch Zufälle oder False Flag Aktionen zur Zielscheibe der USA werden. Letzteres ist - man sehe die Geschichte des Mossad und auch die letzten großen Coups - nicht so unwahrscheinlich. Erstaunlich, dass dies bisher noch bei keinem Medium auch nur Erwähnung gefunden hat.

    Zweitens: Ja, Israel pfeifft auf alles, auf jedes Völkerrecht und zwar nicht nur in Gaza. Sie haben in den letzten 2 Jahren in mehreren Ländern Krieg geführt und dazu noch hier und dort mal militärische Schläge ausgeführt - nach eigenem Ermessen. Sie sind durch die Rückendeckung der USA und durch eigene Stärke und den Atommachtstatus sehr frei darin. Aber ich bin der Meinung, die Regierung kann den Bogen überspannen - eher nicht im Inneren, da gibt es (auch) demokratische Verfahren - sondern in der Weltöffentlichkeit. Ein zweites Gaza und Zerstörungswut ohne Perspektive werden auch die USA nicht endlos mit ansehen. Netanjahu ist jenseits der USA + Anhängseln isoliert.

  • Ein guter Beitrag. Ich verfolge die Berichterstattung und die widerstreitenden Stellungnahmen zu Nahost, kenne mich da aber gar nicht aus und kommentiere deshalb sonst auch nicht dazu. Doch dem Autoren dieses Beitrags möchte ich danken für seine nüchterne und unvoreingenommene Einschätzung, die mir geholfen hat, die Sache (vielleicht) etwas besser zu verstehen.

  • Es geht nicht darum das Gesicht zu wahren.

    Es geht um die Ausschaltung der Bomben. Deren essenzielle Teile wohl in einem Berg unter 60 Meter Granit und Beton fertiggestellt werden. Und dafür braucht Israel Amerikas bunkerbrechende Superbombe, die Mr. Trump hoffentlich bald mal rausrückt.

    Und auch wenn der Bunker geknackt ist, Irans Revolutionäre Garden und andere Mullah-Milizen bilden eine fast eine Million Mann starke Burgmauer, die das Klerikal-Regime schützt.

    Vor dem Volk schützt. Das hat schon Khomeini so eingerichtet. Er wusste genau warum.

    Das iranische Volk braucht internationale Unterstützung um mit dieser Festung der Klerikal-Diktatur fertig zu werden.

    Alles Gute! Volle Solidarität! Es wäre ein Akt der Befreiung für die ganze Welt.

    • @shantivanille:

      Mich wundert immer, was man so weiss was das Volk will und ich frage mich, wer gehört eigentlich zum Volk? Kann es sein, dass nur die zum Volk gezählt werden, die unserer Meinung sind?

  • Die Größe der Länder und die Bevölkerung sind vergleichbar mir der Relation zw. Deutschland und Russland vor dem Zweiten Weltkrieg. Israel ist genau wie Deutschland damals moderner bewaffnet.



    Doch selbst der Irak war mit USA Hilfe nicht in der Lage den Iran zu besiegen. Warten wir es mal ab, ob sich dieser Präventivkrieg für den Netanjahu lohnt oder nicht.

    • @Semon:

      Anders als Nazireich und Sowjetunion haben Israel und der Iran keine Landgrenze. Außerdem sind seitdem 85 Jahre vergangen.



      Man kann natürlich vergleichen, was man möchte, aber wird aus den Lehren der 40er keine allzu genauen Prognosen mehr ableiten können.