AfD-Spitzenkandidat bricht Interview ab: Björn Höcke droht dem ZDF
Zehn Minuten dauerte ein Interview zwischen dem ZDF und AfD-Politiker Björn Höcke, dann bricht er das Gespräch ab – und droht dem ZDF.
Zu Beginn des Interviews konfrontierte das ZDF AfD-Politiker Höcke mit Videos, in denen seine Parteikollegen zu sehen sind. AfD-Abgeordneten wurden Zitate von Höcke vorgelegt. Sie sollten dabei erraten, ob diese aus Adolf Hitlers „Mein Kampf“ oder von Höcke selbst waren. Keiner der Befragten wollte sich festlegen.
Nach etwa zehn Minuten meldete sich AfD-Sprecher Günther Lachmann aus dem Hintergrund zu Wort und verlangte, mit der Aufzeichnung neu zu beginnen – doch das ZDF lehnte das ab. Minutenlang gab es eine verbale Auseinandersetzung zwischen Höcke und Lachmann auf der einen und dem ZDF-Journalisten Gebhard auf der anderen Seite, bis Höcke das Interview abbrach.
„Passen Sie auf. Wir beenden das Interview. Wir wissen nicht, was kommt. Dann ist klar, dass es mit mir kein Interview mehr für Sie geben wird“, sagte Höcke. Als Gebhard fragte, ob das eine Drohung sei, erwiderte Höcke zunächst, das sei „nur eine Aussage, weil ich auch nur ein Mensch bin“. Auf weitere Nachfrage erklärte Höcke: „Vielleicht werde ich auch mal eine interessante persönliche, politische Person in diesem Lande. Könnte doch sein.“ Man komme in den sensiblen Bereich der Pressefreiheit, wenn man die Fragen so oft stellen solle, bis Höcke mit den Antworten zufrieden sei, versuchte Gebhard zu erklären.
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Ausschnitte des Interviews zeigte das ZDF am Sonntag in der Sendung „Berlin direkt“. Weitere Interviewaufzeichnungen sowie eine Mitschrift des Gesprächs wurden im Internet veröffentlicht.
Der Deutsche Journalisten-Verband protestierte gegen die Drohung Höckes. Bundesvorsitzender Frank Überall sagte, Höcke habe „ein weiteres dunkles Kapitel des gestörten Umgangs der AfD mit der Pressefreiheit im Allgemeinen und kritischen Journalistinnen und Journalisten im Besonderen aufgeschlagen“. Er unterstütze den Abbruch des Interviews mit Höcke. Außerdem mahnte er, dass Höcke die Schwelle von der Demokratie zu faschistischen Fantasien überschritten habe.
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