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SPD-JugendorganisationJusos lehnen Koalitionsvertrag ab

Vor allem der Asyl-Kurs und die Sozialpolitik stößt der Parteijugend sauer auf. Am Dienstag startet die Abstimmung der SPD-Basis über das Regierungsprogramm.

Nein heißt Nein: Die Jusos sind wieder auf No-Groko-Kurs Foto: Marijan Murat/dpa

Berlin taz | Eigentlich gilt das Ja der SPD-Basis zu dem 144 Seiten starken Koalitionsvertrag nur als Formsache. Trotz ihres mageren Wahlergebnisses von 16,4 Prozent erhalten die Sozialdemokraten sieben Ministerien, darunter drei zentrale – Finanzen, Arbeit und Verteidigung. Doch in der Partei formiert sich Widerstand. Juso-Chef Phillip Türmer kündigte am Montag an, dass die Jugendorganisation mit Nein stimmen werde.

„Für uns reicht es nicht“, sagte Türmer dem Sender ntv. Der Koalitionsvertrag gehe „den falschen Weg“. Die Parteijugend stört vor allem der verschärfte Anti-Asyl-Kurs und die Abschaffung des Bürgergeldes. Die Finanz- und Steuerpolitik sei ambitionslos, so der Juso-Chef.

Der designierte Kanzler Friedrich Merz hatte auch Steuersenkungen für niedrige und mittlere Einkommen, die im Koalitionsvertrag angekündigt werden, infrage gestellt. Man müsse sehen, was finanzierbar sei. Der Finanzierungsvorbehalt, kritisiert Türmer, sei eine „tickende Zeitbombe“. Schon die Ampel sei daran gescheitert, dass es keinen tragfähigen, klar definierten Konsens gegeben hatte, wofür wie viel Geld da war.

Zu den Jusos zählen formal rund 70.000 Mitglieder. Einzelne Landesverbände wie Bayern hatten bereits Widerstand ankündigt. Als Jusos gelten alle GenossInnen unter 35 Jahren. Türmers Absage an den Koalitionsvertrag bedeutet jedoch nicht, dass alle Jüngeren mit Nein stimmen werden.

Kritik auch aus einer Partei-AG

Türmers Absage an eine neue Koalition mit der Union kommt pünktlich zum Beginn der Abstimmung der SPD-Basis über die Regierungsbeteiligung am Dienstag. 358.322 SPD-GenossInnen können bis zum 29. April über Schwarz-Rot und den Koalitionsvertrag entscheiden.

Dieses Verfahren ist in der SPD üblich. 2013 stimmten 76 Prozent für eine Groko, 2018 waren es 66 Prozent. Bündnisse mit der Union werden offenbar nicht beliebter.

Scharfe Kritik äußerte auch die Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt in der SPD. Deren Chef Aziz Bozkurt, Staatssekretär für Soziales im Berliner Senat, klingt ähnlich wie die Jusos. Wenn eine von der SPD getragene Regierung „alles grundsätzlich unter Finanzierungsvorbehalt“ stelle, könne das ein Förderprogramm für die AfD für die Zukunft werden, so Bozkurt kürzlich im Berliner Tagesspiegel.

Die Gegner des Koalitionsvertrages fordern nicht den Ausstieg der SPD aus der kommenden Regierung. Denn was danach droht, kann nicht im Sinne der SPD-Linken sein. Schwarz-Rot ist die einzige mögliche Regierung in der Mitte. Alternativen wären eine Minderheitsregierung der Union, eine Zusammenarbeit mit der AfD oder Neuwahlen, an denen die SPD dann ein gehöriges Maß Mitschuld hätte.

Nachverhandlungen nicht realistisch

Angesichts dieser finsteren Alternativen fordern die Koalitionsgegner Nachverhandlungen mit der Union. Das ist jedoch unrealistisch. Zum einen wird Friedrich Merz, dem innerparteilich vorgehalten wird, der SPD zu weit entgegengekommen zu sein, sich kaum von den Jusos treiben lassen. Zudem stellt sich die Frage, was das SPD-Mitgliedervotum wert wäre, wenn der Vertrag verändert würde.

Die SPD-Spitze kontert den aufflackernden Widerstand mit zwei Argumenten: Wer mit Nein stimme, müsse die Alternativen bedenken, so Parteichef Lars Klingbeil. Auch der Aspekt Verantwortung sei wichtig: Deutschland könne sich angesichts von Trumps Zollpolitik, dem russischen Überfall auf die Ukraine und der zerfallenden Nato kein politisches Vakuum leisten. Deutschland brauche schnell eine stabile Regierung.

Beunruhigend für die SPD-Spitze ist, dass es in der schwarz-roten Regierung schon Stress gibt – noch bevor die Koalition überhaupt im Amt ist. Die SPD-Linke glaubt, der Vertrag fixiere eine Steigerung des Mindestlohns auf 15 Euro. Merz verkündete jedoch am Sonntag in der Bild am Sonntag, es gebe keinen Automatismus Richtung 15 Euro. Das bringt selbst gemäßigte SPD-Linke wie Wiebke Esdar, Co-Chefin der Parlamentarischen Linken, auf. Merz solle auch mit Blick auf das SPD-Mitgliedervotum aufhören „zu provozieren“. Esdar hat sich noch nicht entschieden, ob sie Ja zum Koalitionsvertrag sagen wird.

Michael Schrodi, SPD-Finanzpolitiker und Mitglied der parlamentarischen Linken, hat den schwarz-roten Vertrag mitverhandelt – und sieht die Sache anders. Die Juso-Forderung nach Nachverhandlungen gehe in die falsche Richtung. Es gebe „keinen Bedarf, den Vertrag wieder aufzuschnüren“ – die Forderung sei möglicherweise kontraproduktiv, weil aus der Union mit Gegenforderungen zu rechnen sei.

Merz stehe in der Union stärker unter Druck als die SPD-Führung in ihrer Partei. „Ich rate allen Seiten, den Koalitionsvertrag so zu akzeptieren, wie er ist“, so Schrodi zur taz. Schwarz-Rot sei keine Wunschkoalition, trotzdem gebe es in dem Vertrag progressive Elemente. Schrodi wird Ja zu dem Koalitionsvertrag sagen. Wie höchstwahrscheinlich die Mehrheit der 385.322 abstimmungsberechtigten GenossInnnen.

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44 Kommentare

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  • "Die Parteijugend stört vor allem der verschärfte Anti-Asyl-Kurs und die Abschaffung des Bürgergeldes."



    Und den Begriff "Islamismus" empfinden sie als "stigmatisierend".

    Die Jusos sind Kerosin für den Aufstieg der AfD.

    taz.de/Vom-Beschwe...stimmung/!6078300/

  • Die Konstellation ist aus linker Perspektive im Grunde die selbe wie während der GroKo-Kampagne von 2017. Insofern finde ich die Positionierung der Jusos auch diesmal nur konsequent und richtig.



    Der Unterschied zur damaligen Situation ist nur der, dass heute die AfD der etablierten Politik so richtig im Nacken sitzt.



    Viele argumentieren daher, dass es ein Wahnsinn sei, die schwarz-rote Koalition jetzt platzen zu lassen - zumal es ja in erster Linie an der Unfähigkeit der SPD-Verhandlungsführer lag (der Name Klingbeil ist hier besonders hervorzuheben!), ihre Punkte durchzusetzen.



    Ich würde dagegen argumentieren, dass eher umgekehrt ein Schuh daraus wird: WEIL für die Demokratie so viel auf dem Spiel steht, darf es ein Weiterwurschteln (diesmal in der schwarz-roten Variante) nicht geben - sonst klopft die AfD in vier Jahren tatsächlich an die Türe der Macht.

  • Zu welchen Zugeständnissen an die CDU wären die Jusos denn bereit?

    • @Chris McZott:

      Zu keinen.

  • "Schon die Ampel sei daran gescheitert, dass es keinen tragfähigen, klar definierten Konsens gegeben hatte, wofür wie viel Geld da war."

    Tagesspiegel.de 24.10.24



    Schon vergessen?



    "Wo Schnittmengen mit der Linken liegen, werden wir sehen“: Ex-Grüne-Jugend-Chefinnen umreißen geplante Neugründung



    Aus Protest verließen Svenja Appuhn, Sarah Lee Heinrich und Katharina Stolla die Grüne Jugend. Mit ihrem neuen politischen Projekt wollen sie „die Wut vieler Menschen in diesem Land ernst nehmen“.

    Und bereits 2023 bei zdf.de



    "Jusos verschärfen Ton gegenüber SPD-Führung



    Die SPD-Jugend ist sauer. Auf dem Bundeskongress üben die Jusos scharfe Kritik an der Parteiführung und Kanzler Scholz. Auch der neue Bundesvorsitzende Türmer findet klare Worte."



    Alles in Butter? Wohl sicher auf absehbare Zeit nicht!



    Der Riss oder Graben gilt auch überparteilich als evident und vielleicht disruptiv.

    Und bereits bei mdr.de 2023



    "Zwischen Aktivismus und Kompromiss: Warum die deutsche Politik einen Generationskonflikt hat"

  • Angeblich gehört "Mögest Du in interessanten Zeiten leben" zu den gefährlichsten chinesischen Flüchen. Wir leben in sehr interessanten Zeiten - Umwelt, Klima, Putin, Trump, Xi machen es uns nicht gerade einfach. Nach dem Willen der Jusos soll es noch etwas interessanter werden: Nachverhandlungen wird es nicht geben, bleibt eine Merzsche Minderheitsregierung mit wechselnden Mehrheiten und wenn das schief geht, Neuwahlen. Dann wird möglicherweise die AfD die stärkste Partei (wer wird dann Bundestagspräsident, oder gibt es nur Vizepräsidenten/präsidentinnen?) und die SPD findet sich noch hinter der Grünen und den Linken auf Rang 5 der Parteien wieder. Und die dann einzig denkbare Koalition wäre CDU/CSU plus Grüne plus SPD (da die Linke von der CDU/CSU und die AfD von allen anderen abgelehnt wird) - das würde dann sehr interessant, dagegen war die Ampel ein Hort der Freundschaft und des Friedens.

    • @Offebacher:

      Sie haben eine Option vergessen, auch Rot-Rot-Grün können eine Minderheitsregierung bilden.

      • @Günter Witte:

        Aber auch ein Minderheitenkanzler bzw. eine Kanzlerin müsste gewählt werden, und da sehe ich die Chancen für Rot-Rot-Grün schlechter als für eine CDU-geführte Regierung. Erst mal gewählt, könnte auch RRG (oder GRR) eine Zeitlang funktionieren.

      • @Günter Witte:

        👍👍Es bedarf schon großes Talent aus politisch Blinden - Sehende zu machen...🫠



        Dankeschön für Ihre Bemühungen.

  • Offenbar sind der SPD Jugend die offenkundigen Lücken und Rückschritte im Klima- und Naturschutz sowie der Agrar- und Verkehrspolitik nicht wichtig genug, um ihre Zustimmung hiervon abhängig zu machen.



    Stattdessen setzen auch sie auf das von rechts gesetzte, vergleichsweise unwichtige Thema Migration…



    Gibt es bei den Jusos auch Leute, die etwas weiter denken?

  • Schön zu hören, dass es offenbar zumindest in der SPD noch Menschen gibt, die ihren Verstand bzw ihre Moral nicht an der Tür zum Koalitionspokersaal abgegeben haben.

    • @Bolzkopf:

      Welchen Verstand? Was nicht vorhanden ist, das kann man auch nicht abgeben.

  • Deshalb sind die Jusos auch Jusos - weil sie unbeschwert wider jeden Wahlresultats stur ihre Sicht herausposaunen können ohne politische Diplomatie achten zu müssen.



    Kinder sind halt Kinder - und Jugendabteilungen von Parteien sind nichts anderes als deren Kinder.



    Kinder müssen sich probieren können während die Eltern den grauen Alltag meistern - darum lässt man Kinder aber auch nur sehr bedingt mitentscheiden - sind ja noch Kinder 🤷‍♂️👍



    Kevin Kühnert ist das beste Beispiel, was der als Juso alles nicht mittragen wollte und wieviel er zuletzt mitgetragen hat - als mittlerweile erwachsen gewordener Politiker in Amt und Würden mit enormer echter Verantwortung spürt man dann

  • Ich bin übrigens gebürtig aus einer der letzten Bastionen der Sozialdemokratie. Dort wird Macho Schröder gerne kritisiert. Anerkant wird aber, daß er den Sozialstaat durch Hartz IV gerettet hat.

    • @Zuversicht:

      Hä? “…Anerkant wird aber, daß er den Sozialstaat durch Hartz IV gerettet hat.“

      Wie kommse denn auf das schmale Brett von Puff-Peter mit Gütersloh Gebinde?!



      Ein Gesetz - das in Volkers 👄 völlig zu recht nach einem Kriminellen - Peter Hartz-Puffreisen con Agenda 2010 heißt.



      Wohlwollende Genossen Insider sagen:



      “Das alles hat der Gerd - gebt mir mal n 🍺 -



      Gar nicht verstanden!“



      “Eine erste kritische Reaktion auf die Agenda 2010 folgte am 23. Mai 2003: 400 Wissenschaftler unterzeichneten den Aufruf Sozialstaat reformieren statt abbauen – Arbeitslosigkeit bekämpfen statt Arbeitslose bestrafen Ein weiterer Aufruf erkannte in der Agenda 2010 den „Abbau von gesellschaftlicher Fairness und sozialem Ausgleich“ und forderte im Sinne des Keynesianismus „kurze Vollzeit für alle“.



      Auch der Ökonom Spiridon Paraskewopoulos warf 2003 die Frage auf, ob mit der „Agenda 2010“ bewusst ein „Wirtschaftssystemwechsel angestrebt“ werde. Dabei sei eine Diskrepanz zwischen der pessimistischen Darstellung der seiner Meinung nach existenten wirtschaftlichen Situation Deutschlands und den tatsächlichen Erfolgen festzustellen. usw usf



      de.wikipedia.org/wiki/Agenda_201



      “Wer hat uns…? Eben SPezialDemok

    • @Zuversicht:

      Ach was!

  • Manche lernen es halt nie.



    Mit dieser Haltung treiben die Jusos noch mehr Menschen in die Fänge der vermaledeiten AfD. Und nachher will es wieder niemand gewesen sein, der für das weitere Erstarken der Blauen verantwortlich ist.

    • @WederLinksNochRechts:

      Hier besteht unter taz‘lern offensichtlich eine fundamentale Diskrepanz in der Einschätzung, was jetzt vonnöten sei, um den Aufstieg der AfD zur Regierungspartei noch aufzuhalten..



      Ich bin genau der gegenteiligen Ansicht zu der Ihrigen. Am Ende wird es die Geschichte zeigen, wer recht behalten hat. Aber können wir es uns leisten, darauf zu warten?

    • @WederLinksNochRechts:

      Das ist nicht wahr! Das komplette Gegenteil ist doch der Fall:



      Die Austeritätspolitik die SPD und CDU anstreben und die unwürdige Drangsalierung von Bürgergeldempfängern und Ausgrenzung und Hetze gegen Migranten wird möglicherweise Tausende Menschen zusätzlich zur AfD treiben.



      Es gibt mittlerweile zahlreiche Studien, die den Zusammenhang zwischen Sparpolitik und Rechtsruck eindeutig belegen können. Der Koalitionsvertrag ist in dieser Hinsicht in weiten Teilen gerade zu ein Geschenk an die Rechten und könnte sie schon bald in ungeahnte Höhen katapultieren.



      Das Verhalten der JuSo‘s ist also nur nachvollziehbar und vernünftig.

      • @Dima77140:

        Sie spekulieren ganz schön viel. Ob es überhaupt so eintrifft wissen Sie nicht

  • Es sollte kein Geheimnis sein, dass es sich bei der Koalition um eine Arbeitsgruppe handelt. Zu weit liegen die Positionen der Parteien auseinander, um hier " eine gemeinsame Zukunft" zu skizzieren.



    Es ist ein Kraftakt, diese Koalition zu bilden, es ist eine Koalition der Willigen nämlich Derjenigen, die die Demokratie stärken wollen.



    Das ist auch tatsächlich die wichtigste Aufgabe für unser Land.



    Eine Koalition ist ein Kompromiss und das ist gut so .



    Denn so werden möglichst viele BürgerInnen unseres Landes abgebildet.



    Diejenigen,,die die Demokratie nicht erhalten wollen, müssen von Ihr auch nicht besonders berücksichtigt werden.



    Was mich an den Berichten der letzten Zeit stört, ist, dass der Vertrag so dargestellt wird, als fänden Alle darin Alles toll.



    Das ist doch Unsinn!



    Die SPD hat das Bürgergeld ja nicht erfunden un es wieder abzuschaffen.



    In der Diskussion um Verschärfungen im letzten Jahr wurde allerdings deutlich, dass es sich bei den Totalverweigerern um eine k Minderheit handelt. Somit ist die Aufregung vielleicht etwas übertrieben.



    Was Migration betrifft, so hat die Ampel legale Wege eröffnet.



    Doppelpass und Asyl bleiben erhalten.

  • Die Sozialdemokraten in Dänemark haben viele Positionen der rechtspopulistischen Dansk Folkeparti (DF) übernommen – insbesondere in der Flüchtlings- und Migrationspolitik. Das hat ihnen geholfen, Wähler*innen aus dem rechten Lager zurückzugewinnen, insbesondere aus der Arbeiterklasse.

    Tausche gerne die deutsche SPD gegen die dänischen Sozialdemokraten.

    • @Benzo:

      Es ist frustrierend es immer wieder zusagen und ich weiß nicht, wie viele Studien es zu dieser Frage eigentlich noch benötigt, aber:



      Wer Rechts-Außen-Positionen übernimmt, stärkt nicht die eigene Partei, sondern nur das Original. (Denn die Leute wählen im Zweifel das Original, das ist wissenschaftlich eindeutig belegbar).

      Was es stattdessen bräuchte:



      Klare Abgrenzung zu rechter Hetze, eine antifaschistische Wirtschaftspolitik, Erhöhung der Sozialausgaben, Stärkung der Zivilgesellschaft, massive Umverteilung, Mietendeckel, Vermögenssteuer etc.

      Und was niemandem, wirklich niemanden nützt ist eine SPD/CDU die eine AfD 2.0 ist.

    • @Benzo:

      Die SPD hat den Arbeiter längst fallengelassen und sich für hippe Jungakademiker und Migranten entschieden.

      • @Chris McZott:

        Da möchte ich entschieden widersprechen, @Benzo aber ebenso.



        Dad Narrativ, die AfD habe die Arbeiterklasse - wer ist das heutzutage überhaupt? - auf ihre Seite gezogen, weil sie deren Positionen besser vertritt als die ehemalige Arbeiterpartei SPD, wird durch ständiges Wiederholen nicht richtiger. Und auch die Verweise auf die dänische Sozialdemokratie kann ich nicht mehr hören. Falsch, falscher, am falschesten!



        Was den Zulauf zur AfD aus der vermeintlichen Arbeiterklasse betrifft, so gilt immer noch das derbe Sprichwort: Scheisse muss gut schmecken, sonst würden sich nicht Millionen Fliegen darauf stürzen!



        So, das war jetzt der polemische Teil, den ich mal los werden wollte. Wenn Sie möchten, können wir auch noch in einen faktenorientierten, sachlichen Bereich übertreten.

      • @Chris McZott:

        Ernsthaft?



        Das ist genau die Argumentation mit der die Arbeiterklasse weiter gespalten wird (zu der im Übrigen Migranten größtenteils auch zählen btw), während der Reichtum weiter schön nach oben verteilt wird.



        Die SPD hat sich doch in erster Line dafür entschieden, Kapitalinteressen zu verteidigen, aber ganz sicher nicht für „hippe Jungakademiker und Migranten“.



        (Nur zur Erinnerung: Es war die SPD, die sog. „Bezahlkarte“ eingeführt und einige der schärfsten Asyl- und Migrationsgesetze der letzten Jahrzehnte beschlossen haben. Von der fehlenden Klimapolitik mal ganz zu schweigen).

  • Was ich gerne wissen möchte:

    Was für ein Szenario stellen sich die Jusos vor, was dann Eintritt?



    Neuwahlen? Das mit den Grünen und den Schwarzen Verhandlungen noch schwieriger werden, nachdem die AFD die CDU/CSU überholt hat?

    Das die CDU/CSU noch weiter entgegen kommt, dass einige der Konservativen am Ende sagen "Ich habe schwarz gewählt aber bekomme nur Rotepolitik, weil sonst es Neuwahlen gegeben hätte... beim nächsten mal wähle ich blau, anders wird es wohl nicht."

    • @Wayko:

      Das max. Wähler:innenpotential der AFD dürfte langsam ausgeschöpft sein.

      Den meisten Zuwachs gab es ja durch ehem



      Nichtwähler: innen.

      Das Paradoxe ist doch folgendes:



      Eine Regierung ohne vernünftige soziale Komponente wird die AFD auf Dauer stärken. Denn deren Wähler sind % häufiger finanziell prekär.

      Die versprochenen Steuersenkungen kommen jetzt doch nicht, mehr Zuspruch für die AFD.

      Keine Mindestlohn Erhöhung, mehr Zuspruch für die AFD.

      Merz 180 Grad Wende im Thema Haushalt und Schuldenbremse, mehr Zuspruch für die AFD

      Unrealistische Versprechen im Bereich der Migration, die nicht eingelöst werden können, ...

      • @sociajizzm:

        In der Bevölkerung wird Sozialpolitik und Asylpolitik als Gegensätze wahrgenommen. Ein Ausbau des einen wird nur mit einem Abbau des anderen als sinnvoll erachtet, v.a. vom CDU und AfD-Wähler. Da die CDU nicht noch weiter Richtung AfD bluten will wird sie der SPD nur eins von beiden ermöglichen, zum Preis des anderen.

    • @Wayko:

      Neuwahlen wären mit großer Wahrscheinlichkeit eine Katastrophe. Das ist doch reiner Haltungsexhibitionismus und letztlich Zockerei.

      • @Waage69:

        Absolut wären Neuwahlen keine Katastrophe - man könnte auch gegenteilig Argumentieren. Die Schuldenbremse ist quasi unter der CDU/CSU geknackt worden und die Wähler sehen jetzt endlich die Möglichkeit / den Zeitpunkt gekommen, eine sozial vertägliche Politik auch in Bezug auf den Klimawandel, unter einer Grün / Roten Regierung umzusetzen. Blanker hätten CDU/ CSU sich doch garnicht vor dem Volk gegenüber machen können.

  • Die Wahl des kleineren Übels.



    Werte SPD Mitglieder,



    was soll eigentlich passieren, wenn ihr diese Koalition ablehnt. Die CDU steht auch schon unter dem Feuer ihrer Mitglieder und wird keinen weiteren Meter mehr nachgeben.



    Wenn die SPD dagegen stimmt, bricht das Chaos aus.

  • Ein geringer Prozentsatz der SPD Wähler sind SPD Mitglieder. Das nun gerade diese wenigen über den Koalitionsvertrag und damit die Zukunft Deutschlands bestimmen ist beängstigend.

    • @Filou:

      Bei der CSU hat Söder mit ein paar Kumpels entschieden...

      Natürlich können die Parteimitglieder entscheiden, was ihre Partei machen soll. Nennt sich Demokratie. Die SPD handelt dabei am demokratischsten. Bei der Union entscheiden nur die Gremien.

  • Verständlich das Nein der Jungen. Es geht ja z.B. auch nicht um 15 Euro. Ein Einkommen von dem man gut leben kann ist eine Frage der Gerechtigkeit. Merz ist gegen Gerechtigkeit. In jeder Hinsicht. Er sieht nur sich.

  • Kein Sozialdemokrat, der an die vermeintlichen Werte seiner Partei glaubt kann diesem Koalitionsvertrag zustimmen. Und doch wird es so kommen. Es gibt eben nur eine Linke Partei im Bundestag.

  • Einmal für das eigene gute Gefühl abgelehnt.

    Interessiert eh keinen aber viel wichtiger: was wäre die Alternative?

    Mit 16% gegen 28% und der AfD bei gefühlt 30% ist da super verhandelt worden. Mehr ist nicht möglich. Schuld daran haben: die Wählendem.

  • Rechtsverbindlich sind die schriftlichen Absprachen / Vereinbarungen in dem sogenannten Koalitionsvertrag doch eh nicht.



    Also - liebe Jusos euch einen feinen Tag und nicht so einen Kopf machen.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Stimmt ja, nur hat die Geschichte mit Klingbeils „auf-dicke-Hose-machen“, was die Durchsetzung von Bürgergeld und Steuerentlastungen im Koalitionsvertrag angeht - inklusive der anschließenden Richtigstellung dieser Sachverhalte durch Merz - ja gezeigt, dass der Hund in den nächsten vier Jahren mit dem Schwanz zu wackeln gedenkt - und nicht umgekehrt.



      Mehr Stärke zeigen als man realistisch hat - mit Blick auf die Beeinflussung des Mitgliederentscheids in der SPD -, das ist das fette Problem, das Klingbeil jetzt an der Backe hat. Aber auch das wird die SPD-Basis ihm nachsehen - mit Ausnahme der Jusos vielleicht.



      Aber ein Türmer ist schließlich auch kein Kühnert.😉

  • Bei 16% ist anscheinend noch Luft genug nach unten, um den Lindner zu geben.

  • Wer wie die SPD staatspolitische Verantwortung übernehmen will, will vor allem ins Regieren kommen . Das geht systemkonform nur, wenn man (i) den institutionalisierten Staat stützt und (ii) sich Plätze in dessen höheren Entscheidungs- und Leitungsgremien sichert. Man darf sich da nichts vormachen: Es geht bei der staatspolitischen Verantwortung nicht um das Wohl und wehe der Menschen im Land, um die Beziehungen zu anderen Staaten oder darum, die Demokratie zu retten, es geht schlicht um die politische Macht im Schland.

    Nun muss man kein linker Spinner sein, um zu sehen, dass die Macht nationaler Regierungen, insbesondere der von nur zweitklassigen Staaten, gegenüber jener vom großen Kapital und großen Unternehmen und deren Einfluss auf internationale Märkte, seit Jahrzehnten am sinken ist. Regieren heißt heute vor allem reagieren. Wer der Gesellschaft so etwas wie demokratische Selbstbestimmung geben will, muss das System grundlegend reformieren.

    • @DemokratischeZelleEins:

      "Kapital und großen Unternehmen und deren Einfluss auf internationale Märkte, seit Jahrzehnten am sinken ist."

      Das halte ich für linke Folklore. Die Techmultis der USA haben sich Trump ganz offen unterworfen. Und in weiten Teilen der Welt dominiert das Staatskapital jegliches Wirtschaftsgeschehen. Deutschland ist immer noch das Land der Mittelständler und der hohen Staatsquote...

      • @Chris McZott:

        "Deutschland ist immer noch das Land der Mittelständler und der hohen Staatsquote..."

        Das ist dann wohl eher wirtschaftsliberale Folklore 😁

      • @Chris McZott:

        Lustiger Gedanke. Theodor Weimer, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Börse AG, verbreitet also linke Folklore, wenn er davon berichtet, dass „die guten amerikanischen Investoren sich schon lange nicht mehr dafür interessieren, wer den POTUS macht“?

        Die Frage bei Trump ist doch nur, ob er sich das, was er macht, alles selber ausdenkt oder ob er nicht nur der bisher größte Hampelmann an den Strippen der ultralibertären Wirtschaftsbosse ist?