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"Doch jede Person sollte ihre Meinung äußern dürfen."
Richtig. Und gleichzeitig muss man damit rechnen, dass darauf mit einer entgegengesetzten Meinung reagiert wird.
„Oder generell jeder marginalisierten Gruppe zu verbieten, Solidarität für eine andere marginalisierte Gruppe auszusprechen.“
Sorry, als Angehöriger einer marginalisierten Gruppe nehme ich mir heraus, die Angehörigen derselben Gruppe zu hinterfragen, wenn sie so tun, als seien sie nicht trotz, sondern WEIL ihres Merkmales für eine Organisation, die sie WEGEN dieses Merkmales verfolgen und umbringen würde.
Denn nichts anderes impliziert „Queers for Palestine“: sie seien für Palästina, WEIL sie queer sind. Und das ist absurd, Punkt. Das mag in irgendwelchen abstrakten Theoriegebäuden hinkommen, im wahren Leben ist es absurd.
Sie können gerne sagen, dass sie sich einfach als Menschen solidarisieren. Aber wenn sie so tun, als seien sie gerade als Queers ganz besonders verpflichtet dazu, dann möchte ich eine Erklärung verlangen und meine Meinung sagen dürfen. Denn ich sehe mich als queerer Mensch nun mal außerstande, „Yallah Intifada!“ zu brüllen, rote Dreiecke zu tragen und so zu tun, als sei das Problem palästinensischer LGBT-Verfolgung die Schuld Israels.
Sorry, aber der Autor schreibt am Thema vorbei. Natürlich dürfen sich queere Menschen wie alle Menschen sonst solidarisch mit der Zivilbevölkerung in Gaza zeigen; niemand hat irgendwo etwas Gegenteiliges behauptet außer dem Autor selbst. Aber auch für queere Menschen gilt wie für alle anderen auch, dass sie sich daran messen lassen in welcher Form sie es tun. Marschieren sie bei Veranstaltungen die von hamasnahen Organisationen veranstaltet werden und bei denen in erster Linie Israel und den Juden das Existenzrecht abgesprochen wird, dann diskreditieren sie sich vollkommen und und müssen sich zurecht diese Vorhaltungen anhören da sie offensichtlich jeden moralischen Kompass verloren haben.
Es ist typisch für die Taz in wenigen Tagen zwei konträre Artikel zu einem Thema zu schreiben. Das kann man unter Meinungsvielfalt verstehen, oder aber auch als Meinungs“Gefälligkeit“.
Der Preis ist - insbesondere in diesem Fall - die Glaubwürdigkeit.
@1Pythagoras Sehen Sie, für mich macht das gerade guten Journalismus aus.
Ich möchte informiert werden, meine Meinung bilde ich mir selbst.
Gerne auch anhand entgegengesetzter Kommentare.
Für mein Dafürhalten tendiert die Taz manchmal noch zu sehr zum Meinungsvorkauen.
Zeitungen, die sich im betreuten Denken probieren, nerven mich an.
@1Pythagoras Eine Tageszeitung ist kein Parteiblatt, das sich durch Linientreue auszeichnen muss; es ist - nicht nur in der taz - üblich, dass gerade zu kontroversen Themen verschiedene Meinungen veröffentlicht werden. Das spricht für die taz und ehrlich gesagt schadet es auch denen, die sich schon festgelegt haben, nicht, sich auch einmal die Gegenposition anzuhören.
@1Pythagoras Ich finde das sehr gut.
Ich glaube kaum, dass Schilder wie "Flintifada" oder das benutzen von Zeichen der Hamas wie das rote Dreieck auf die leidende Bevölkerung im Gazastreifen hinweisen wollen.
"Natürlich ist der Gazastreifen kein sicherer Ort für queere Menschen. Doch wenn sie für Palästina auf die Straße gehen, heißt das nicht, dass sie dort leben wollen"
Wollen sie wegen der Hamas dort nicht leben?
"Queeren Menschen das Recht abzusprechen, sich kritisch zum Nahostkonflikt zu positionieren"
Tut doch keiner, aber wer mit derart markigen Parolen demonstriert darf sich auch gerne ein paar Fragen stellen lassen. Kritik an einer geäußerten Position zu äußern bedeutet nicht, jemandem das Wort zu verbieten. Diese Umdeutung scheint mir auf etwas polemische Art ablenken zu wollen.
Ja, Netanjahus Joke impliziert, dass Schwule im Gazastreifen von der Hamas getötet werden.
Deshalb ist die Solidarität so absurd.
Es ist sicher nicht die Solidarisierung mit unschuldigen Opfern, die übel aufstösst, sondern die teils offene Solidarisierung mit der Hamas und ihre Taten. Und die ist tatsächlich für Queere mehr als nur ein Widerspruch.
Würden sich die Queeren einfach für den Schutz und das Leben der Zivilisten in Gaza einsetzen, kein Problem.
So einfach ist es aber leider nicht. Die positiven Bezugnahmen zur Hamas in Wort und Bild sind nicht zu übersehen. Ja, sogar in Österreich. Ein Demonstrant trägt das Hamas-Dreieck auf der nackten Brust versehen mit den Buchstaben "qaf", also dem Namen der Kassam-Brigaden. Auf so etwas muss man ja erstmal kommen.
www.derstandard.at...-der-pride-in-wien
Israelsolidarische Queers werden, wie bei der Spendenparty im Möbel Olfe in Kreuzberg bedrängt und bedroht. Das konnte man auch in dieser Zeitung lesen.
Ihre Ikone, Judith Butler sagte es »Karikatur, dass Frauen, Schwule, Lesben und trans Menschen in Palästina nicht frei und offen leben«. Und machte sich so selbst zur Karikatur.
Eine scharfe und gründliche Analyse dieser "Solidarität" hat Dirk Saathoff in der Jungele World vorgenommen:
Bauministerin Klara Geywitz (SPD) meint, sie hat eine Lösung für den stockenden Wohnungsbau gefunden. Dabei ist es eine Kapitulation.
Queere und der Nahost-Konflikt: Solidarität, wo auch immer
Über Queere, die sich mit der Zivilbevölkerung im Gazastreifen solidarisieren, ergießt sich Häme. Doch jede Person sollte ihre Meinung äußern dürfen.
Aktivisten bei einer Performance „Queers for Palestine“, Berlin Foto: Carsten Koall/dpa
Die Häme, die sich über queere Menschen ergießt, wenn sie sich mit der Zivilbevölkerung im Gazastreifen solidarisieren, ist eine Schande. Im Nachklang der internationalistischen Pride-Parade in Berlin, bei der es unter anderem die Demoblöcke Queers for Palestine und Jewish Bloc gab, lassen sich Zeitungen in schadenfrohen Artikeln über den angeblichen Widerspruch zwischen queerer Identität und dem Engagement gegen den Nahostkonflikt aus.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu bewegten propalästinensische Demos bei seinem Besuch in Washington sogar, den Spruch „Gays for Palestine“ mit „Chicken for KFC“ gleichzusetzen. Teile des US-Senats klatschten dafür Beifall. Natürlich ist der Gazastreifen kein sicherer Ort für queere Menschen. Doch wenn sie für Palästina auf die Straße gehen, heißt das nicht, dass sie dort leben wollen, sondern dass sie die Sichtbarkeit, die sie beispielsweise am CSD genießen, nutzen, um auf das Massensterben im Gazastreifen hinzuweisen.
Die Zahl der Toten liegt mittlerweile bei knapp 40.000, über die Hälfte der bislang identifizierten Leichen waren Frauen und Kinder. Ein Ende dieser grausamen Tragödie ist nicht abzusehen. Das sollte niemanden kalt lassen. Egal ob queer, nicht- oder anti-queer. Queeren Menschen das Recht abzusprechen, sich kritisch zum Nahostkonflikt zu positionieren, ist genauso absurd, als würde man sagen, Queere dürfen sich nicht für soziale Gerechtigkeit einsetzen.
Oder generell jeder marginalisierten Gruppe zu verbieten, Solidarität für eine andere marginalisierte Gruppe auszusprechen. Das Schlimmste daran ist die absolute Pietätlosigkeit und Schadenfreude. In Gedankenexperimenten werden schwule oder transsexuelle Menschen nach Gaza geschickt. Den Gipfel bildet Netanjahus Aussage selbst. „Chicken“ werden für KFC geschlachtet. Die Aussage impliziert, dass Schwule im Gazastreifen getötet werden. Netanjahu sollte noch mal nachschlagen, wer gerade für den Tod Zehntausender Menschen dort verantwortlich ist.
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Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Kommentar von
Jannik Grimmbacher
Redakteur Meinung
Gesellschaft, Klimapolitik & politisches Klima
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