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Grün war die Hoffnung, abgerissenes Wahlplakat in Hamburg Foto: Christian Ohde/imago

Die Grünen nach der EuropawahlDas Ende einer Jugendbewegung

Nach der Europawahl sehen die Grünen alt aus. Besonders die Jugend ist ihnen abhandengekommen. Jetzt suchen Forschung und Partei nach Erklärungen.

E lias Baber ist einer von denen, über die sich die Grünen seit Tagen den Kopf zerbrechen. Eigentlich hätte der 20-Jährige, der in Heidelberg studiert, die Partei am letzten Sonntag wählen sollen: Großgeworden ist Baber mit der Klimabewegung, als er in der 9. Klasse war, lief er bei Fridays for Future mit. Drei Jahre später, bei seiner ersten Bundestagswahl, hat er der Partei auch noch seine Stimme gegeben. Jetzt hat sie ihn aber nicht mehr überzeugt. Bei der Europawahl hat er die Linke gewählt.

„Ich bin linker geworden und die Grünen sind nach rechts gerückt“, sagt er. „Ich kann nachvollziehen, dass man in der Regierung Kompromisse machen muss. Aber wenn man nur regiert, um rechte Politik zu machen, kann man es auch sein lassen.“ Die Bezahlkarte für Asylbewerber*innen, die Abschottungspolitik der EU, die Sparpolitik der Ampel, die verfehlten Klimaziele: „Dass die Grünen das alles mittragen, macht sie für mich unwählbar“, sagt Baber.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Für die Grünen war die Europawahl insgesamt ein bitteres Erlebnis, sie erhielt nur 11,9 Prozent der Stimmen. Besonders ins Auge sticht aber ihr Ergebnis bei jungen Wähler*innen: Bei den Unter-25-Jährigen verloren die Grünen im Vergleich zur Wahl 2019 ganze 23 Prozentpunkte.

Das ist ein Schock für die Partei, auch wenn einige die Anzeichen schon vor dem Wahltag gesehen hatten. Begonnen hat der Prozess schon vor Jahren. Im Vergleich zur Europawahl 2019 hatten die Grünen unter den Jüngeren schon bei der Bundestagswahl 2021 über elf Prozentpunkte verloren.

Like a Rolling Stone

Bundestagsabgeordnete berichten, dass bei Besuchen von Schulklassen die Fragen zunehmend kritischer geworden seien. Nach Enthüllungen über die AfD und Demonstrationen für die Demokratie in diesem Jahr sind eher die Älteren in die Partei eingetreten, unter anderem eine Hundertjährige. Das ist ein Unterschied zu der letzten Eintrittswelle vor fünf Jahren, als eher junge Leute Mitglieder der Grünen wurden.

Die Tendenz hat die Grünen also nicht komplett kalt erwischt. Das Ausmaß schon. Ein bisschen geht es den Grünen wie den Rolling Stones, die sich selbst vielleicht noch heute als cool bezeichnen würden. Einige 60-Jährige teilen diesen Eindruck wohl auch noch. Trotzdem musste die Band irgendwann feststellen, dass die 16-Jährigen auf ihren Konzerten eher nicht mehr auftauchen.

Zu sicher war sich die Partei, bei den Jungen im Vorteil sein. So war es schließlich immer. Aktuell haben die Grünen noch dazu eine junge Parteivorsitzende und fast zwei Dutzend Abgeordnete unter 30. Und trotzdem: Was die jungen Wäh­le­r*in­nen wollen, haben die Grünen aus den Augen verloren.

Umso größer ist die Aufregung jetzt. In diversen Runden haben die Grünen in dieser Woche begonnen, das Wahlergebnis als Ganzes aufzuarbeiten. Vor allem an die Parteivorsitzenden ist die Erwartung jetzt groß, eine gründliche Analyse vorzulegen und Konsequenzen vorzuschlagen – schnell genug, um bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr wieder besser abzuschneiden. Eine einfache Aufgabe ist das aber nicht, allein schon, weil die Grünen laut Daten zur Wählerwanderung in fast alle Richtungen verloren haben.

Die Corona-Pandemie wirkt nach

Das Wahlverhalten der Jung­wäh­le­r*in­nen ist besonders ausdifferenziert. Der Student Elias Baber, der mit der Klimabewegung groß wurde, steht nicht prototypisch für alle. Die stärksten Gewinne bei den Jüngeren hat die AfD zu verzeichnen, bei ihnen ist sie jetzt genauso beliebt wie in der Gesamtbevölkerung. Auch die CDU hat zugelegt.

Auf der anderen Seite haben bei den 18- bis 24-Jährigen die Kleinstparteien stark abgeschnitten, darunter solche wie Volt, die teilweise mit grünen Inhalten werben. Die Lage sei zu unübersichtlich, um die Ursachen schon jetzt definitiv benennen zu können, heißt es aus vielen Teilen der Partei. Erste Erkläransätze kursieren aber bereits, und zum Teil helfen sie auch, die Verluste in anderen Altersgruppen zu verstehen.

Wir haben den Moment verpasst, um als Gesellschaft Danke zu sagen und vielleicht auch mal um Entschuldigung zu bitten.

Fraktionschefin Katharina Dröge, Die Grünen

Dienstagabend in einem Berliner Club: Zwei Tage nach der Wahlniederlage veranstaltet die Bundestagsfraktion ihr Sommerfest. Im Außenbereich begrüßt Fraktionschefin Katharina Dröge die Gäste, in ihrer Ansprache kommt sie an der Europawahl nicht vorbei. Auf einen Aspekt, so die 39-Jährige, haben „wir als Erwachsene“ nicht genug geachtet: Wie die Corona-Pandemie bei den Jungen nachwirkt.

„In den Jahren, in denen man rausgehen will, Party machen, sich verlieben und nicht zu viel mit den Eltern zu tun haben, saßen die zu Hause auf dem Sofa“, sagt Dröge und fügt hinzu: „Wir haben den Moment verpasst, um als Gesellschaft Danke zu sagen und vielleicht auch mal um Entschuldigung zu bitten.“

So oder ähnlich ist das in diesen Tagen in vielen Gesprächen mit Grünen zu hören. Oft ist die Erklärung aber noch unvollständig: Wie kommt es genau, dass heute nicht die Grünen wählt, wer vor vier Jahren im Homeschooling saß? Zumindest im Bund saß die Partei damals ja noch nicht in der Regierung.

Einen Erkläransatz liefert die Studie „Jugend in Deutschland 2024“, für die zu Jahresbeginn bundesweit rund 2000 junge Menschen befragt wurden. Nach der Veröffentlichung im April gab es Kritik wegen methodischer Schwächen, trotzdem hatten die Autoren die Zuwächse für die AfD und die Verluste für die Grünen relativ gut vorhergesagt.

Auch um die Folgen der Pandemie geht es in der Studie. Den Jungen habe es extrem zu schaffen gemacht, so stark die Kontrolle über ihren Alltag zu verlieren. Und entgegen der Erwartung sei ihre innere Anspannung auch Jahre später noch sehr hoch. Die Vermutung der Autoren: Die Pandemie-Erfahrung verstärke die Wahrnehmung neuer Krisen wie Krieg und Inflation, an denen der Einzelne ebenfalls nichts ändern könne. „Hierdurch wird, so ist anzunehmen, das Ohnmachtsgefühl immer wieder aktiviert, das den jungen Menschen im (Unter-)Bewusstsein geblieben ist“, heißt es in der Studie.

Inflation ist die größte Sorge

Umfragen vom Wahltag zeigen, dass soziale Gerechtigkeit diesmal zu den entscheidenden Themen gehörte. Dieser Bereich hat auch bei den Jüngeren an Bedeutung gewonnen. Laut der Studie aus dem April ist ihnen der Klimawandel zwar immer noch wichtig, er wird aber von den neuen Krisen überlagert. Die Inflation bereitet ihnen die größte Sorge, auch die Lage auf dem Wohnungsmarkt steht weit vorne. Das ist kein Wunder, denn die Jüngeren haben tendenziell ein geringes Einkommen, ziehen häufig um und profitieren nicht von alten günstigen Mietverträgen.

Sinus Jugendstudie: Die Antworten eines 16-Jährigen zur Frage: Was gibt deinem Leben Sinn? Foto: Sinus

Die Grüne Jugend hatte für diese Verschiebung ein besseres Gespür, denn während die Gesamtpartei ihren Wahlkampf unter das Motto „Demokratie verteidigen“ stellte, entschied sich die Jugendorganisation für eine eigene Kampagne unter dem Slogan „Kein Bock auf Krise“. Wer mit einer Krise nach der anderen groß wird, so der Gedanke, für den ist es keine Verheißung, den Status quo zu bewahren.

Sogar Realos fragen sich, was anders laufen muss

Phil Sieben, Sprecher der Grünen Jugend in Sachsen, erinnert sich an ein Gespräch zum Auftakt der Wahlkampagne. Zwei junge Pflegekräfte hätten an seinem Stand über prekäre Arbeitsbedingungen geklagt und resigniert hinzugefügt, dass sich „eh nichts ändert“. Er habe gefragt: „Aber müssen wir das als normal ansehen, dass die Bedingungen so sind? Wenn der politische Wille da wäre, müssten sie das nicht hinnehmen“. Am Ende des Gesprächs habe er die Pflegekräfte überzeugt, sich in Zukunft politisch zu engagieren. Das Gespräch habe ihnen Zuversicht geschenkt.

Seit Sonntag stehen soziale Fragen auch in der übrigen Partei höher im Kurs. Nicht nur im linken Flügel, sondern auch unter Realos macht man sich nach der Wahl Gedanken darüber, was in Zukunft anders laufen muss. Wie sehr sich die Grünen sozialpolitisch anstrengen sollten, ist aber weiterhin nicht Konsens. Und die Umsetzung ist in der Ampel wie so oft nicht einfach: Schon die minimale Erhöhung des Bafög, die der Bundestag diesen Donnerstag beschlossen hat, war nur nach Druck aus den eigenen Reihen im Bundestag möglich.

Aktuell laufen die Verhandlungen über den nächsten Bundeshaushalt, die für das neue soziale Gewissen der Grünen direkt zum Praxistest werden: Verhindern sie am Ende zusammen mit der SPD die massiven Sparvorhaben von FDP-Finanzminister Christian Lindner? Auf der Kippe stehen auch Ausgaben für Projekte wie den Bundesfreiwilligendienst – Geld, das direkt bei jungen Menschen ankommt. Oder eben nicht.

Regieren tut den Grünen weh

In Ländern wie den Niederlanden und Dänemark haben die grünen Parteien bei der Europawahl zugelegt. Dort sitzen sie aber auch in der Opposition. Und weil die Grünen in Deutschland stark an die progressiven Kleinparteien verloren haben, liegt die Vermutung nahe, dass die Kompromisse in der Koalition, nicht nur beim Haushalt, zu Kosten der Kern­wäh­le­r*in­nen gehen.

Emilia Fester, 26, ist 2021 als jüngste Abgeordnete in den Bundestag eingezogen. „Viele Junge hatten große Hoffnung in unsere Regierungsbeteiligung gesetzt, die dann durch unzufriedenstellende Kompromisse enttäuscht wurden“, sagt sie. Die junge Abgeordnete hätten sich in solchen Momenten immer wieder bemerkbar gemacht, zum Beispiel in der Asylpolitik. „Ich fände es richtig, jetzt in der Ampel öfters klare Kante zu zeigen. Wir müssen aber auch besser erklären, dass wir in der Verantwortung stehen und um Kompromisse nicht immer herumkommen.“

Um junge Menschen zu erreichen, muss man sie einfach und direkt ansprechen. Die populistischen Parteien schaffen das bisher besser als die etablierten

Kilian Hampel, Politikwissenschaftler

Realo-Grüne verweisen allerdings auf die Verluste der Grünen in Richtung CDU/CSU, die zum Teil ebenfalls auf die Jungen zurückgehen: Sie halten es für problematischer, von Wäh­le­r*in­nen der Mitte als kompromisslos wahrgenommen zu werden – auch in der Asylpolitik. Und es gibt in der Partei eine große Scheu davor, Konflikte in der Ampel öffentlich auszutragen – das würden die Wäh­le­r*in­nen nicht schätzen.

Ein Grundproblem der Grünen im Jahr 2024 wird daran deutlich: In ihren Hochzeiten ist es ihnen gelungen, sowohl ihr Kernklientel zu mobilisieren als auch neue Wählerschichten anzusprechen. Als Regierungspartei in Krisenzeiten funktioniert im Moment nichts von beidem so richtig. Klar für einen der beiden Pole will sich die Partei aber nicht entscheiden und die zündende Idee dafür, wie beides zugleich gehen könnte, fehlt bisher.

Für junge Menschen, auch das zeigen Studien, sind soziale Medien die wichtigste Nachrichtenquelle. Wer dort nicht auftaucht, wird kaum wahrgenommen. Laut Kilian Hampel, einem der Autoren der Jugendstudie aus dem April, diskutieren Jugendliche zwar viel über politische Themen. Die Parteien seien ihnen aber oft zu weit weg. „Um sie zu erreichen, muss man sie kommunikativ an die Hand zu nehmen, sie einfach und direkt ansprechen. Die populistischen Parteien schafften das bisher besser als die etablierten“, sagt der Politikwissenschaftler. Die AfD hat das schon lange verstanden und erreicht in den Sozialen Medien täglich Millionen Menschen.

Soziale Medien verstärken stereotype Rollenbilder

Über die Grünen dagegen dominiert gerade auf TikTok Hetze. So behauptet dort ein junger Mann vor blauem Hintergrund: „Linksgrüne Eliten wollen uns ihr Weltbild aufdrücken“. Dann wird der Politikchef des rechten Nachrichtenportals Nius eingeblendet, der vor den öffentlich-rechtlich Medien warnt. Belege für seine Behauptungen liefert er nicht.

Nius hat fast 150.000 Follower und über 7 Millionen Likes. Gerade junge Männer könnten von einer gezielten Ansprache profitieren, sagt Studienautor Kilian Hampel. Durch die sozialen Medien würden stereotype Rollenbilder verstärkt, was insbesondere konservative junge Männer anspreche. Andere Parteien sollten sich dessen bewusst sein.

Erst kurz vor der Europawahl haben die Grünen angefangen, die Plattform zu bespielen. Sie haben Personal hineingesteckt und eigene Formate entwickelt. „Deutschlandtour – wie Hafti“, sagte zum Beispiel Parteichef Omid Nouripour zum Start seiner Wahlkampftour im Mai. Damit spielte er auf Haftbefehl an, einem beliebten Rapper. Die TikToks der grünen Außenministerin Annalena Baerbock und dem grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck zur Europawahl wurden jeweils fast 200.000 Mal angesehen. Auf Augenhöhe mit der AfD sind die Grünen nach zwei Monaten natürlich nicht.

Manche Grüne berichten auch davon, dass sich an den Wahlkampfständen gezeigt habe, dass unter den Jüngeren die Situation in Gaza ein großes Thema sei. Von den Grünen und Außenministerin Baerbock wünschten sich viele von ihnen mehr Kritik an der israelischen Regierung.

Es ist nicht alles verloren

„Unsere Aufgabe als bündnisgrüne Partei ist es, der Verantwortung gerecht zu werden, einerseits unverrückbar an der Seite Israels zu stehen und andererseits auch immer für Menschenrechte einzustehen“, sagt der Abgeordnete Kassem Taher Saleh, 31. Wo sich das scheinbar widerspricht, müssten beide Aspekte miteinander in Einklang gebracht werden. „Dieser Verantwortung werden wir gerade nicht gerecht. Das Leid in Gaza ist für jeden sichtbar, der hinschaut. Das merken die Menschen und geben uns nicht mehr ihre Stimme.“

Das Problem sehen auch andere in der Partei. Eine einfache Lösung liegt aber auch hier nicht auf der Hand. Die Außenministerin ist über die letzten Monate schon mehr und mehr auf Distanz zur israelischen Regierung gegangen.

Die Hände von Terry Reintke, Spitzenkandidatin der Grünen für die Europawahl 2024, als die ersten Hochrechnungen bekannt wurden Foto: Christoph Soeder/ dpa

Zumindest mit einem können sich die Grünen trösten: Es ist nicht alles verloren. Laut Politikwissenschaftler Hampel sind Europawahlen ein Experimentierfeld, auch, weil es keine Fünf-Prozent-Hürde gibt. Der Erfolg der Kleinparteien muss sich also bei der Bundestagswahl nicht wiederholen. Auch insgesamt ist laut Hampels Studie das Wahlverhalten der Jungen „sehr volatil“. Das heißt: Mit der richtigen Ansprache können sie auch schnell wieder von anderen Parteien überzeugt werden.

Sogar Elias Baber, der Student aus Heidelberg, könnte sich vorstellen, in Zukunft wieder die Grünen zu wählen. Bevor es so weit kommt, müsste aber viel passieren. „Die Grünen sollten es machen wie die FDP und bei einem Thema wie der Bezahlkarte keine Angst davor haben, im Zweifel die Koalition platzen zu lassen. Die Ampel-Politik ist so scheiße, dass es bei einem Regierungswechsel auch nicht viel zu verlieren gibt“, sagt er.

Aber da ist es mit den Grünen so eine Sache: Bevor sie eine Regierung verlassen, müssen sie noch einige Wahlen verlieren.

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59 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Vermutlich würde die Distanz zu den Grünen geringer wenn sie auf allen Medienkanälen ihre Entscheidungen in der Ampel umfassend darlegen würden.



    Dann würde alles mehr transparent, was und warum da so alles gefühlt sch.. läuft. Mit Transparenz könnten sie sich in jedem Fall gegenüber allen anderen Parteien wesentlich absetzen und Vertrauen zurückgewinnen.

  • Eine halbe Million Wähler der Grünen sind zur CDU abgewandert. Da werden auch ein paar junge Leute drunter gewesen sein. Scheinbar trifft Friedrich



    "Ich-bin-Mittelschicht" Merz das Lebensgefühl vieler junger Leute.

    • @Kaboom:

      Ernsthaft?



      Könnte nur mit den Pisa-Ergebnissen korrelieren, oder?

  • Ein grüner Wirtschaftsminister, der lieber grünen Stahl für Krupp subventionieren will als E - Autos für uns Bürger, das fällt doch auch den jungen Leuten auf.



    Das ist nicht mehr vermittelbar.

    • @Ninotschki:

      Wer sich einen Benziner holt, wo die Spritpreise bald in die Höhe schnellen, dem ist nicht zu helfen.

      Und man sollte umwelt- und klimaschädliche Autos grundsätzlich nicht unterstützen, auch keine E-Autos.

  • Demokratie bedeutet Kompromisse. Die Grünen sind keine Diktatoren! Elend und Kriege bedeutet Flüchtlinge. Die wollen auch leben. Aber wieder diese Kompromisse, ärgerlich. Der Klimawandel kommt, auch wegen unseres Konsums. Wieder sind Kompromisse nötig! Aber nächstes Jahr kommt der Merz, dann wird alles wieder gut. (dann passiert vier Jahre gar nichts!)

  • Leider sehen gerade die Funktionäre der Grünen die wahren Gründe für den Rechtsruck nicht - gerade die jungen Menschen wählen nicht mehr Grün...

    Das liegt aber sicher nicht daran, dass die Partei nach "rechts" gerückt ist.

    Hauptproblem dürfte sein, dass viele Wähler ihre Probleme von der aktuellen Koalition nicht hinreichend beachtet, geradezu missachtet sieht. Die Verluste zu "VOLT" zeigt nur, dass jemand anderes die grüne Politik besser verkaufen kann. Die Erfolge der AfD unter den Jüngsten ist das, was Sorge bereiten muss - diese Wähler fühlen sich durch die Praxis der Bundesregierung, bestehende Probleme, etwa in Migration oder Wohnungspolitik ,zu ignorieren und totzuschweigen, nicht mehr repräsentiert...

    Da muss war passieren!

    • @thd:

      WAS hat Volt besser verkauft?



      Leere Versprechungen? Die setzen doch absolut nichts um.

  • Wenn ich den Artikel richtig verstehe, werden die Grünen für junge Menschen unwählbar, weil sie nicht konsequent für die Aufnahme von mehr Asylbewerbenden eintreten? Cem Özdemir hat doch kürzlich genau das Gegenteil gesagt?

  • Die Grünen sind angekommen und stehen nicht mehr für Veränderung. Sie nehmen auf der Weltbühne und in der Innenpolitik nur noch die Rolle der sensiblen Anstandsdame ein und gehen keine effektiven , echten Kompromisse ein. Ihr regelrechtes Bemühen den Tübinger OB loszuwerden war ein frühes Symptom ihres Instinktverlustes. Das Kämpferische, Charismatische ist Ihnen abhanden gekommen. Die Grünen haben sich in die Rolle der uncoolen, warnenden Nervensägen verwandelt, die keiner mehr einlädt….dafür haben Jugendliche ein Gespür. Für die Jugend haben die Grünen Lösungen, nur Warnungen, Belehrungen und Anleitungen, beleidigt zu sein.

    • @Ward Ed:

      Hat der Boris den gegenteilig viele Stimmen bekommen? Das ist doch auch nur ein egozentrisches Auslaufmodel, der alles Versucht nur um populistische in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden.

  • Die Grünen sind mir seit über 20 Jahren viel zu bürgerlich-spießig. Nach dem Verrat am Frieden (Balkan-Krieg) und der Umwelt (diverse Entscheidungen gegen eben diese) blieben noch die AKWs...aber die hat Mutti Merkel entsorgt, nicht die Grünen. Eine Partei ohne eigenes Program. Auch Thema Klima hat man sich vom Brot nehmen lassen. Und die alten Gesichter verheißen eben nichts Neues.

    Die Linke ist auch zu zahm. Man wird quasi gezwungen eine Kleinpartei zu wählen, die noch was verändern will und Elan hat und mit den Nazis nicht diskutieren wird.

    Die Grünen drehen sich um sich selbst und reißen niemanden mehr mit. Das Ende ist nah. Und sie sind daran völlig selber Schuld. Statt Ideale zu verteidigen und auf den Putz zu hauen, wollte man lieber Ämter und Besoldung. Fett und satt sind sie. Und weit von "links-grün versifft". Niemand der links ist koaliert mit der Union. Die sind Mitte-rechts, kurz links der SPD.

  • 8G
    80851 (Profil gelöscht)

    Wo die jungen Leute bezahlbar und in der Nähe von Arbeitsplätzen bzw. Bildungseinrichtungen wohnen können, hat die Grünen bislang noch nie interessiert.

    Die kümmern sich lieber um die Nimby-Interessen ihrer Seniorenklientel und verhindern jedes neue Baugebiet, jede Nachverdichtung und jede neue Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, welche Arbeitsplätze besser erreichbar machen könnten.

    Märchenerzählungen über die Bekämpfung der Wohnungsnot durch Mietpreisbremse und Sozialwohnungsbau glaubt den Grünen auch keiner mehr, der etwas von Wohnungspolitik versteht.

    Die Jungwähler haben das Versagen der Grünen in dieser für sie extrem wichtigen Frage erkannt und ziehen daraus an der Wahlurne die Konsequenzen.

  • Die Grünen 1983:



    Menschen mit VITA, Biographie und Lebenserfahrung, angetreten gegen das Berufspolitikertum und einen verkrusteten Staat.



    Die Grünen 2024:



    Menschen, deren Lebenslauf meist nicht nicht nennenswert von der Kreissaal-Hörsaal-Plenarsaal Triade hinausgeht und bei denen es sich praktisch um reine BerufspolitikerInnen (Schlüsselqualifikation: Gendern) handelt.



    Die Grünen sind zu dem transformiert, was sie früher verachtet haben:



    Spiessig, patronisierend, staats -und obrigkeitshörig.

  • Mir geht es ganz ähnlich wie Elias aus dem ersten Absatz: Auch mich haben die Grünen nicht mehr überzeugt. Ob ich linker geworden bin bezweile ich, aber „die Grünen sind nach rechts gerückt“ stimmt absolut.



    Das haben sie übrigens mit Frau BSW gemeinsam.

  • Die Grünen sind schon seit Jahren in der Realpolitik angekommen. Das ist vielleicht nicht ideal, aber pragmatisch. Politische Arbeit ist nicht "Wünschdirwas", sondern "Was geht wirklich". Das absolute Horrorszenario wäre linksgrüne Mehrheitsregierung.

    • @Lars Sommer:

      Ich dächte bei "Horrorszenario" viel eher und vor allem sehr intensiv an eine AfD-Beteiligung in einer BR.

  • "Aktuell haben die Grünen noch dazu eine junge Parteivorsitzende und fast zwei Dutzend Abgeordnete unter 30.Was die jungen Wäh­le­r*in­nen wollen, haben die Grünen aus den Augen verloren."

    --> An den Grünen sieht man aktuell überdeutlich das Problem von rein formaler Repräsentation und Quotierungen. Die Wünsche der jungen Wähler sind mutmaßlich nicht andere, als vom Rest der Wähler: Gute und kompetente Regierungsarbeit.

    Und genau das traut man "der jungen Parteivorsitzenden" und den jungen Abgeordneten nicht zu. Insbesondere Frau Lang und Frau Fester lassen ja beinahe keine Möglichkeit aus zu beweisen, dass Jugend und eine steile Parteikarriere keine Auszeichnungen sind.

    Die eine kennt die Durchschnittsrente nicht und die Andere noch nicht einmal Bismarck oder weiß, was ein Parkplatz ist. Nun könnte man sagen, Parkplatz und Bismarck ist für die aktuelle Politik irrelevant. Es zeigt aber einen Mangel an Allgemeinbildung, der vom Wähler als durchaus bedenklich wahrgenommen wird, da man Fr. Fester dann auch nirgends sonst Kompetenz zugesteht.

    Frau Lang hat noch nichtmal diese Ausrede. Die Rentenhöhe ist ein wichtiger Faktor der Politik, den muss man kennen.

  • Ich denke, dass die Absage an grüne Politik bei den Grünen nicht nur durch das Dilemma erklärt werden kann, dass man ja in einer Koalition ist und nicht alles durchsetzen kann. Die FDP hat es vorgemacht, wie man nahezu alles durchsetzen kann.

    Hätten die Grünen gesagt "nein, das machen wir nicht mit" z.B. zur Abschaffung des Asylrechts in Deutschland, dann hätte der gleiche Druck wirken können, den die FDP mit ihren antisozialen Forderungen aufgebracht hat. Das lässt mich vermuten, dass die Grünen es nicht wollen.

    Und da personell die Grünen ja auch nicht mehr dieselben sind, wie damals als ich sie natürlich (!) gewählt habe, zur Zeit von Petra Kelly (möge sie weiter in ihrem Grab rotieren) und anderen, hat vielleicht auch ein Ausstausch der Werte bei den Grünen stattgefunden.

    Die Grünen haben sich "etwas" verändert: Kriegspartei, antisozial, Abschaffung des Asylrechts mitgetragen, Klimaschutz nicht mehr so wichtig. Warum sollte ich sowas heute noch wählen? Und gerade die Jugend, die noch Ideal hat, springt dann natürlich zuerst ab. Was Wunder?

  • Ich glaube, da gibt es nicht viel zu forschen und zu rätseln. Diese Aussage aus dem Artikel hätte auch von mir sein können:

    „Ich bin linker geworden und die Grünen sind nach rechts gerückt“, sagt er. „Ich kann nachvollziehen, dass man in der Regierung Kompromisse machen muss. Aber wenn man nur regiert, um rechte Politik zu machen, kann man es auch sein lassen.“ Die Bezahlkarte für Asylbewerber*innen, die Abschottungspolitik der EU, die Sparpolitik der Ampel, die verfehlten Klimaziele: „Dass die Grünen das alles mittragen, macht sie für mich unwählbar“, sagt Baber.

    Und das sehen viele anscheinend auch so. Ade Grüne. Schön war die Zeit als die Macht euch noch nicht korrumpiert hatte.

    • @Jalella:

      Nahe dran, würde ich sagen!

  • Eine ehemals linke Partei, die es hinbekommen hat, inzwischen noch weniger linke Forderungen aufzustellen als die Sozialdemokraten, das ist schon eine tolle Leistung....

    Eine ehemals Friedensbewegte Partei, mit fast pazifistischen Wurzeln, die sich inzwischen an die Spitze derer gestellt hat, die Lieferung immer stärkerer und weiterreichender Waffen an die Ukraine fordern....

    Eine Partei für die wohl nach wie vor der Klima- und Umweltschutz das Hauptthema ist, die aber, bei allem Verständnis für die Notwendigkeit von Kompromissbereitschaft, die Grenze zu faulen Kompromissen schon zu oft überschritten hat....

    .....ist eigentlich kaum zu verstehen, warum junge Menschen von denen so gar nicht begeistert sind....

    und dass, obwohl sie doch (wie im Artikel ausdrücklich erwähnt) auch noch eine so junge und dynamische Frau als Identifikationsfigur anzubieten haben.

    Kann es vielleicht einfach sein, dass SPD und Grüne gleichermaßen verlieren, weil die einen nicht mehr als SOZIALdemokraten und die anderen nicht mehr als linksliberale, basisorientierte ÖKOpartei zu erkennen sind?

    • @Bürger L.:

      Von der Friedensbewegung hat sich die Partei aber schon vor 25 Jahren unter Außenminister Joschka Fischer verabschiedet. Unter der damaligen rot-grünen Regierung Schröder/Fischer hat sich nämlich die Bundesrepublik Deutschland an dem völkerrechtlich und verfassungsrechtlich umstrittenen, weil ohne Mandat des UN-Sicherheitsrates durchgeführten NATO-Einsatz gegen Serbien beteiligt.

      • @KatholischerVerbindungsstudent:

        Vielleicht ging das bislang noch als Ausrutscher durch. Wogegen es sich bei der Ukraine durchaus um einen anderen Sachverhalt handelt.

  • Das zentrale Dilemma ist: Konsequenter Klimaschutz und Kapitalismus gehen nicht zusammen, weil effektiver Klimaschutz nur mit vernünftigem Verzicht ginge, jedoch die Wirtschaft im Kapitalismus Wachstum braucht, die Politik die Steuereinnahmen und die Menschen sich über Konsum definieren.



    Eine Altervnative zum Kapitalismus gibt es nicht und eine Abkehr vom Wachstum würde zu Arbeitslosigkeit und sinkenden Steuereinnahmen und verfallender Infrastruktur führen - also keine Option.



    Mit den EE kann man den Klimawandel abmildern von 4 Grad auf vielleicht 2,5 - 3 Grad, aber der kommt wie eine angekündigte Naturkatastrophe in Zeitlupe.



    In Deutschland kommt die alternde Gesellschaft dazu, wo bald Millionen Arbeitskräfte fehlen und Millionen Alte zu pflegen sind - vermutlich wird es eine länger Phase der Stagnation geben.

    Die Grünen getrauen sich nicht, die Systemfrage zu stellen und den Kapitalismus zu hinterfragen, das macht sie als Klimaschützer unglaubwürdig.

    • @Paul Schuh:

      Systemfrage?



      Nein der Umbau der Energiesystem auf EE wurde von den Grünen mit fast keinen Konzepten zu Sozial und Wirtschaft verknüpft und eingefordert. Kein Wunder das das GEG als Heizungsgesetz von CDSU und FDP derart in der Luft zerrissen werden konnte. Bis heute wurde das versprochene Klimageld nicht ausgezahlt - noch so ein fataler Fehler. So etwas muß doch spätestens kurz vor der Wahl passieren.



      Vielleicht zu systemisch gedacht und behandelt, denn das Sozialresort wird doch von den Sozis beackert. So lässt man dann eben Federn, statt sich kompetent gegenüber den Wählern darzustellen.

  • Tja, was da so an Forschung und Erklärungen auftaucht - geht das so weiter, gehen die Grünen den Weg der Die Linke.

    Habe mir das auch über Jahre angeschaut und mich gefragt, kapieren die mal irgendwann irgendwas?

    Die Grünen werden total im Off verschwinden, denn das Momentum, welches sie und vorher Merkel aufgebaut haben, wird in den nächsten Jahren noch an Kraft, Kosten, Risiken und Nebenwirkungen zulegen.

    Die Grünen werden für lange, lange Zeit weg vom Fenster sein.

    Das einzige was ihnen noch helfen kann ist ein ultraultraheißer Sommer, am besten global.

  • Wer Waffenhandel und AKWs salonfähig machen will, darf ruhig die Quittung dafür kassieren.



    "Die Grünen" sind nicht (mehr) grün sondern schon lange etabliert. Damit fehlt Vielen der Grund, "Die Grünen" zu wählen.

  • "Gerade junge Männer könnten von einer gezielten Ansprache profitieren" - wieso 'profitieren'???

  • „Ich bin linker geworden und die Grünen sind nach rechts gerückt“, sagt er.



    Das ist wohl nicht der der Greund für die meistem, die den Grünen den Rückern gekehrt haben.

    • @Münchner:

      Dann hätte die Linkspartei guten Zulauf verzeichnen müssen.

      Haben Sie nun aber nicht.

      Diese Person scheint nicht repräsentativ für frustrierte Grünen-Wähler zu sein.

      • @rero:

        Die Linke ist auch nur im Namen links. Die sind mittig-bürgerlich. Warum dahin wechseln?

  • Die Grünen sind mit einem Vertrauensvorschuss in die Regierung gegangen. Handwerkliche Fehler, halbherzige Kompromisse und eine insgesamt unprofessionelle Aussendarstelkung der Ampel haben diesen Vorschuss aufgebraucht.

    Dazu gesellt sich der Postcoronatrend der Verunsicherungen in allen Lebensbereichen. Mit der Verlagerung des Focus auf den Krieg und die Inflation und dank Suggestion der Rechtsextremisten auch der Migration, ist das Kernthema der Grünen, der Klimawandel in den Hintergrund getreten. Dank mangelnder Kompetenzen in den Bereichen Soziales und Asylpolitik haben die Grünen dann die Generationen verloren die in ihrem Wählerverhalten auch schon gerne einmal switchen. Jetzt ist halt bei den jungen Wählern rechts trendy und Grün ist out. Es gewinnt in Krisenzeiten meist der, der in einer komplexen und zunehmend unüberschaubaren Welt die einfachsten Antworten bietet. Ob es sich dabei nur um billige Versprechen oder gar um reine Lügen handelt ist dabei nicht relevant. Hauptsache man gibt den Leuten das, was sie hören wollen.

    • @Sam Spade:

      Zur Fokusverlagerung brauchte man die AfD nicht.

      Das haben Sulaiman A. und Tuba Bozkurt wohl alleine besorgt.

      Von der AfD hat man doch vor der Wahl ziemlich wenig gehört.

      Die waren offensichtlich mit ihren Skandalnudeln beschäftigt.

  • "Über die Grünen dagegen dominiert gerade auf TikTok Hetze. So behauptet dort ein junger Mann vor blauem Hintergrund: „Linksgrüne Eliten wollen uns ihr Weltbild aufdrücken“



    Da hat beispielsweise die 'Vier-Letter-Gazette', die gern mal "was vom Pferd erzählt", im weiteren Vorfeld durch Bashing-Kampagnen zu vielen Themen, u.a. wie Essen in der Kita und Mensa, 'ganze Arbeit' geleistet, die Wahrnehmung fundamental zu manipulieren, die Gefahr der Ökodiktatur 'nachhaltig' zu beschwören.



    www.bild.de/politi...44497174.bild.html

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Martin Rees:

      Touché! ©TOM hat es schon lange gewusst.



      „Fischstäbchenforum":



      taz.de/#!tom=2024-06-14

  • Antworten jenseits der Worthülsen erwünscht? Fragt einfach mal einen kla(re)ren Denker, wie z.B. Thomas Ebermann; der ist freilich schon vor über drei Jahrzehnten dort raus. Gregor Gysi fand ihn einst wohl auch nicht „menschlich“ genug, haha, was ja vielleicht schon eine Art Lob darstellen könnte. Doch zurück zu den Grünen: Heute immer noch von vermeintlichen „Realos“ hier und „Fundis“ dort zu sprechen/schreiben, ist kompletter Quatsch (und war es auch schon in den 80ern des vergangenen Jahrhunderts). Auch sonst gibt Luftnummern, aber wenn es halt auch sonst derart inhaltsleer zugeht, stürzt man sich halt auf vermeintliche „Gräben“ oder „Streit“. Wirklich ‚interessant‘ ist doch dort wie sonst auch überall der Moment, wenn die Reihenfolge für eine Wahlliste auf einem Parteitag erstellt wird. Da ist dann nicht mehr viel mit „Liebe Freundinnen und Freunde“.

  • Der Satz von Frau Dröge zeigt, sie haben es noch nichtt begriffen.

    • @M. S.:

      100% Zustimmung.

  • Auf dem Langen Marsch durch die Institutionen wird man nicht jünger. Am Ende redet man dann auch nur noch über Besoldungsklassen, Beförderungsstau und Pensionsansprüche und gehört zu den veränderungsunwilligen Alten die nicht auf ihre Privilegien verzichten wollen.

    • @We:

      Da mögen Sie recht haben. Denn zu einen davon abweichenden Verhalten gehört viel Phantasie, Kreativität und Mut, manches mal vielleicht auch etwas Selbstvergessenheit.

  • In der Opposition wollten die Grünen Lützerath nicht abbaggern. Kaum an der Macht in NRW, ließ Mona Neubaur ohne mit der Wimper zu zucken Lützerath abbaggern, verwies auf andere Orte, die sie rettete.

    Diese Klimapolitik des kleinsten Übels zugunsten von RWE stieß Jungen enorm auf, auch weil Ende Gelände dezidiert kapitalismuskritisch ist.

    Eine grundsätzliche Kritik am Kapitalismus, dem eigentlichen Grund für das Erstarken der Rechten in Europa, sucht man bei den Grünen vergeblich.

    Ganz im Gegenteil: Habeck macht den großen Versöhner von Klimaschutz und Kapitalismus, obwohl Großkonzerne mit ihrer Lobby den Klimaschutz über ein Jahrzehnt bekämpften und die Bundesregierung beim CO2-Budget von Jahr zu Jahr betrog und jetzt selbst mit größter Anstrengung das 1,5 Gradziel unerreichbar ist.

    Die Grünen verlieren, weil sie die negativen Ursachen des Kapitalismus (Umverteilung zugunsten der Reichen mit Millionen Arbeitnehmern mit Niedriglohn, desolaten Finanzmarkt, ungrechte Besteuerung, Ausverkauf des staatlichen Vermögens an Wohnungen an Großkonzerne) nicht benennen, einen Frieden mit der neoliberalen Ideologie der FDP machten - und dass in Zeiten der Inflation, zu hoher Preise.

  • Was die sogenannten „Kompromisse“ angeht, wäre den Grünen leicht zu helfen. Sie müssten nur so auftreten, dass jede:r versteht, wo und warum sie einen Kompromiss eingegangen sind. Ich würde gerne wissen, was die Grünen anders machen würden, wenn sie denn alleine regieren könnten, was sie davon aufgegeben haben und warum, insbesondere was sie dafür durchsetzen konnten. Ich werde so wie es jetzt ist, das Gefühl nicht los, dass die grünen Minister:innen in der FDP oder der CDU besser aufgehoben wären.



    Was die einfache Sprache angeht, dürfen Parteien links der Mitte nicht das strenge, entschiedene Erscheinungsbild der Rechten nachäffen, sondern müssen sich zwar klar, aber deutlich fürsorglich darstellen, und dazu die eigenen Themen setzen statt denen der Rechten hinterherzulaufen. Dann klappt's auch mit den Wähler:innen.

    • @Zangler:

      Ihren Wissensdurst teile ich.

      Was die Grünen allein regierend anders machen würden, wüsste ich auch gerne.

      Ich vermute, nicht allzu viel.

      Die CDU ist vor geraumer Zeit nach links gerutscht, da trifft man sich leichter.

      Merz will das ja gerade ändern.

      Dass die verschiedenen etablierten Parteien - nicht nur die Grünen - der AfD thematisch hinterherlaufen würden, halte ich für einen Mythos.

      Die AfD ist eine Defizitpartei.

      Sie fing mit dem Euro an und dümpelt an der 5- %-Hürde vor sich hin.

      Dann griff sie das Thema Migration auf, weil sie merkte, daß spricht die Leute an.

      Mit anderen Themen, wie Corona, Abtreibung und Ukraine-Krieg, läuft es doch nicht anders.

      Die AfD sieht sich an, welches Thema die anderen Parteien nicht backen wollen.

      Eigentlich läuft die AfD den Themen hinterher.

      Mit dem Eigene-Themen-Setzen ist es so eine Sache.

      Die AfD hat nur diesen Erfolg, weil sich die etablierten Parteien und weite Teile der Medien weigerten, über bestimmte Themen zu diskutieren.

      Wir sehen gerade, viele Leute wollen diese Themen diskutiert haben.

      Weiterhin das zu ignorieren, wird kein erfolgversprechends Konzept sein.

      Also, für andere Parteien als die AfD.

  • Das kriegt nur die Taz fertig. Um die Frage zu beantworten, warum die Grünen verloren haben, befragen sie einen Jugendlichen, der statt grün eine Partei gewählt hat, die viel schlimmer verloren hat: die Linke. Wer auch immer die Halbierung der Grünen erklären kann: dieser junge Mann kann es schon mal nicht, dazu ist er zu atypisch. Das erinnert so ein bißchen an den linken Mythos, Merkel sei aus Abscheu gegenüber Hartz IV gewählt worden. Anscheinend interessiert sich auch die Jugend für Themen, die ihr zu Nichtthemen erklärt habt. Die soziale Frage als Nebenwiderspruch der Klimapolitik zu behandeln, kommt auch nicht so gut.

  • Soso, auch hier muss Corona mal wieder als Ausrede herhalten.

    Aber das Beste ist dass die Grünen jetzt so tun als ob die Ursache nicht bekannt wäre.

    Dabei pfeifen es die Spatzen doch von allen Dächern. Unisono.

    Oder sind der Grünen Parteigranden tatsächlich so blind? Dann hätten sie es auch nicht anders verdient.

  • Was könnte helfen?



    - 200 Milliardenfonds für Klimaschutz bis 2030 einfordern (finanziert durch Anleihen ohne Laufzeitende, d.h. nur Zinsen sind zu zahlen)



    - 100 Milliardenfonds für Wohnungsbau (denn Wohnen ist das soziale Thema unserer Zeit)



    - Frieden: In der Ukraine Waffenlieferungen mit echter Bereitschaft kombinieren, über eine neutrale Ukraine (aber in der EU) zu verhandeln, wenn dafür Frieden rauskommt. Ist das ideal? Nein, aber ein besseres Ergebnis als 10 Jahre Krieg.



    - Personen müssen zur Botschaft passen. Ich kann keine Klimawahl mit einer Außenpolitikerin machen. Ich brauche jemanden, der aus dem Bereich Verkehrs- und oder Energiewende kommt. Sorry für Baerbock, aber Klima ist halt wichtiger.



    Damit hätten wir schonmal viel gewonnen.

    • @Kartöfellchen:

      Zu 1. und 2.)



      Die Grünen sind Regierungspartei.

      Da reicht Fordern nicht.

      Die müssen das auch umsetzen.

      Und da hapert es dann doch sehr schnell am Geld.

      Zu 3.)



      Wir wissen doch nun, dass das Putin zu wenig ist.

      Das wurde ihm schon vor dem Krieg versprochen.

      Er braucht etwas, das er als Sieg verkaufen kann.

      "Gehe zurück auf Los' wird das nicht sein.

      Frieden kommt da sowieso nicht bei raus.

      Wenn der Krieg enden würde, wäre das ja schon mal was.

      Zu 4.)



      Nun ist unsere Außenministerin nicht die einzige Grüne in der Regierung.

      Habeck hat die Energiewende besser durchgesetzt, als ich es für realistisch gehalten hatte.

      Wissing hat gerade die StVO-Änderung durchgezogen und bereits mit dem 9-Euro-Ticket eine extrem kreative Idee eingebracht, die alle unter Druck setzte.

      Besser wäre ein Grüner auch nicht gewesen.

      In Berlin hatte als Bundesland mehr als eine Legislaturperiode lang eine Grüne im Verkehrsressort.

      Ein paar Symbolprojekte.

      Die Verkehrswende ließ auf sich warten.

      Eigentlich war es ein Trauerspiel der Grünen.

    • @Kartöfellchen:

      Glaube ich nicht. Auch junge Leuie können rechnen und werden mit Sicherheit bemerken dass das alles irgendwie toll klingt, aber zurückgezahlt werden muss. Und zwar von ihnen. Irgendwie. Und das vage Versprechen dass mit den Klimainvestitionen in Deutschland die Welt gerettet werden kann - das überzeugt doch nur noch die 150%igen.

  • Es lohnt sich nachzulesen, was Sarah Lee-Heinrich, die ehemalige Sprecherin der Grünen Jugend über die, sich abzeichnende, Ampelkoalition, anmerkte.

    "Sonst stehen wir am Ende des Jahres mit einem Koalitionsvertrag da, der aufgrund der Durchsetzungskraft der Liberalen kaum sozialer ausfällt als der eines schwarz-grünen Bündnisses.

    Die Tatsache, dass die Ampel schon jetzt als »progressives Bündnis« betitelt wird, birgt das Risiko, dass sich die Politik des progressiven Neoliberalismus verfestigt: Wenn die Führungsetagen von Unternehmen diverser besetzt werden, die Büros am Abend aber trotzdem migrantische Frauen für beschissene Löhne sauber machen müssen, gilt der »progressive« Anspruch als erfüllt.



    Wir kämpfen jetzt schon damit, dass Antirassismus und Feminismus marktkonform verwaschen werden. Mit einer Bundesregierung, die diese neoliberalen Ansätze als »progressiv« begreift, würde sich diese Tendenz nur noch weiter verschärfen. "

    www.jacobin.de/art...-gruen-linkspartei

    Die Prophezeiungen sind wahr geworden.

    • @Octarine:

      Es darf aber nicht vergessen werden, WER mit neoliberaler Politik und Abbau



      von Sozialstaat erst begonnen hat.



      das ging 1998 los. Die SPD in Koalition



      mit den Grünen.

      • @Rasmuss:

        Genau genommen begann der Abbau 1973 mit Regierung Schmidt (SPD/FDP).

        Die neoliberale Koalition von 1998 hat uns, neben Hartz4, die mediale Herabsetzung der Armen gebracht. Der Arme als "Sozialschmarotzer", als "Betrüger", als jemand, der mehr hat, obwohl er nicht arbeitet.

        Die SPD ist gerade dabei, genau da weiter zumachen.

        Dazu kommt das Märchen von Lohnabstandsgebot. Wobei unterschlagen wird, dass der Hauptkostenfaktor, der Unterstützungsleistung, die Miete ist.



        Und dass hohe Mieten, auch etwas mit dem Fehlen von Wohnungen zu tun haben.

    • @Octarine:

      Dank für den Hinweis auf die Hungerlöhne für Menschen mit Putzjobs! SPD und Grüne haben darauf eine Anwort: wir brauchen mehr Tariflöhne und ein bißchen mehr Mindestlohn!



      Das ist eine Argumentation wie von einem anderen Stern. Millionen arbeiten im Niedriglohnbereich, der durch höhere Lebensmittelpreise und Inflation stark gefährdet ist.



      Und die SPD verweist auf Tariflöhne, die es aber nur in Großbetrieben und dem Öffentlichen Dienst gibt.



      Über viele Jahre hat sich die soziale Wirklichkeit der Politiker von denjenigen abgekoppelt, die keinerlei politische Vertretung (zig Tausende bei den Packetdiensten z. B.) haben.



      Amazon und Co und ihre Subunternehmen bekämpfen Gewerkschaften, zum Teil mit kriminellen Tricks und zahlen kaum Steuern in Deutschland.

      Der Opportunist Sigmar Gabriel (SPD) verweist darauf, dass die SPD eine Partei der Arbeiter und nicht der Arbeitslosen sei und schießt damit auf Empfänger von Bürgergeld, passt sich den Slogans der ganz Rechten bis Rechtsextremen an. Wundert es, wenn immer mehr Menschen ganz rechts wählen, wenn links die Flanke nach ganz rechts immer mehr aufgeht?



      Deutschland steht da, wo Frankreich schon vor einigen Jahren war.

  • Es war einmal....



    Es sind nicht mehr "die Grünen" von früher, für die ich sogar Plakate geklebt habe und die ich sehr wichtig und richtig fand. Sie haben viel erreicht, wir haben ihnen viel zu verdanken - früher. Heute ist es ein ein elitäter, bequemer und selbstgerechter Machtapparat, ohne Bezug zur Basis und zum Volk. Sich an der Macht halten, scheint oberstes Ziel dieser Ampel-Grünen zu sein, egal welche Kröten sie dafür schlucken müssen. Ich, einst begeisterter Anhänger der Grünen, muss leider sagen, dass ich sie heute zu tiefst ablehne. Wer mit der Luxuskarosse und Polizeiescorde zum Ortstermin kommt hat alle seine Ideale über Board geworfen. Diese Grünen sind für mich seit rund 10 Jahren unwählbar geworden.

    • @Rudi Hamm:

      Chapeau für diese Einsicht. Bin 100% 💯 dabei

    • @Rudi Hamm:

      Vor Jahren mal eine Veranstaltung der Grünen mit Spitzengrünen in einer Großstadt besucht und mich gewundert, wie smart, konform, jung und aus einem Guss die Besucherschaft war. Auch die vollkommene Abwesenheit von Theorie, Intellektualität fiel auf.



      Parteimitglieder spielten sich routiniert und "realistisch" die Bälle zu, niemand störte die allgemeine Selbstbegeisterung mit sinnvoller Kritik.



      Während sich die Grünen so eine heile Welt schufen, zerfleischten sich Linke und SPD.

  • 6G
    604303 (Profil gelöscht)

    Die jungen Leute haben eben schnell kapiert, dass diese älteren Herrschaften, die sich grün nennen, nichts aber auch gar nichts mit den Grünen von früher zu tun haben.

    • @604303 (Profil gelöscht):

      Die wirklich älteren Herrschaften sind die Grünen von früher. Die trotzigen, verwöhnten Kinder, die heute die Spitze bilden, sind es nicht.

    • @604303 (Profil gelöscht):

      Nun dreht sich die Welt weiter.

      Wer sich nicht verändert, bleibt stehen.

      Bei Atomkraft hat die CDU bereits den Ausschalter betätigt.

      Pazifistsein hat heute schnell was mit dem Unterstützen von Faschisten zu tun.

      Und Pädophile hält heute auch keiner mehr für eine Befreiung der Kinder.

      Vielleicht nicht verkehrt, dass sich die Grünen weiterentwickeln.