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Hamas-TerrorangriffUN-Helfer*innen unter Verdacht

Deutschland und weitere Länder wollen Gelder für das UN-Hilfswerk in Gaza auf Eis legen. Waren Mitarbeitende am Terror der Hamas beteiligt?

Dringend gebraucht: Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen warten am 4. Januar auf UNRWA-Lieferungen in die Grenzstadt Rafah Foto: Abed Zagout/Anadolu Agency/picture alliance

RAMALLAH taz | Es sind schwerwiegende Vorwürfe, die sich gegen das Hilfswerk für palästinensische Geflüchtete der Vereinten Nationen (UNRWA) richten. Laut Israel seien einige UNRWA-Mitarbeitende in den Hamas-Angriff am 7. Oktober verwickelt gewesen. Bei der Attacke der islamistischen Terrororganisation auf israelische Dörfer und ein Musikfestival starben etwa 1.200 Menschen, etwa 250 wurden in den Gazastreifen verschleppt. Wie sich die UNRWA-Mitarbeitenden am Angriff beteiligt hätten, darüber machte Israel keine konkreten Angaben.

Israels Außenminister Israel Katz sagte, UNRWA sollte nach Ende des Kriegs in Gaza ersetzt werden, und beschuldigte die UN-Agentur, Verbindungen zur Hamas zu haben. Für die Anschuldigungen lieferte er keine Beweise. Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, äußerte sich noch kritischer. Die Vereinten Nationen würden als Waffe missbraucht, um Israels Existenzrecht abzusprechen und die Bevölkerung auszurotten.

Unabhängige sowie UN-interne Ermittlungen sollen jetzt die Anschuldigungen untersuchen. Bis dahin wollen zehn Länder, darunter Deutschland und die USA, ihre Zahlungen an das Hilfswerk einfrieren. „Bis zum Ende der Aufklärung wird Deutschland in Abstimmung mit anderen Geberländern temporär keine neuen Mittel für UNRWA in Gaza bewilligen“, schrieben das Auswärtige Amt und das Bundesentwicklungsministerium am Samstagabend in einer gemeinsamen Erklärung auf X, ehemals Twitter.

83 Millionen Eurosind 2023 vom Auswärtigen Amt an das UNRWA in Gaza geflossen

Derzeit stünden ohnehin stünden keine neuen Zusagen für weitere Finanzierungen an. Deutschland gilt als zweitgrößter Geldgeber des UNRWA nach den USA. Etwa 83 Millionen Euro sind 2023 vom Auswärtigen Amt an das UNRWA im Gazastreifen geflossen. Damit seien meistens Nahrungsmittel importiert und verteilt worden, so das Ministerium. Mehr als 200 Millionen Euro sind durch die Bundesregierung insgesamt an das UN-Hilfswerk gegangen.

Hilfswerk nicht zum ersten Mal in der Kritik

Das UNRWA versorgt über zwei Drittel der 2,3 Millionen Menschen in Gaza und ist für knapp 6 Millionen palästinensische Geflüchtete in drei Ländern und den palästinensischen Gebieten verantwortlich. Fast 287.000 Kinder lernten vor dem Krieg an seinen 183 Schulen im Gazastreifen. Die Rolle des Hilfswerks für die Grundversorgung der palästinensischen Bevölkerung bezeichnet das Auswärtige Amt als „lebenswichtig“.UNRWA-Chef Philippe Lazzarini sagte am Samstag, die Entscheidung der zehn Länder würde die humanitäre Arbeit des Hilfswerks in der Region bedrohen. „Palästinenser*innen in Gaza brauchten diese weitere Art von Kollektivbestrafung nicht“, schrieb er auf X und forderte die Länder auf, ihre Entscheidung zu überdenken.

Am Freitag hatte das Hilfswerk mitgeteilt, die betroffenen Mitarbeitenden gekündigt und Ermittlungen gestartet zu haben. UN-Generalsekretär António Guterres sagte, Involvierte würden dann ebenfalls strafrechtlich verfolgt. Etwa 13.000 Menschen arbeiten beim UNRWA in Gaza. Es ist unklar, wie vielen Mitarbeitenden eine Verwicklung in den Hamas-Angriff vorgeworfen wird. In einigen Medienberichten war anfangs von zwölf die Rede.

Das Hilfswerk der Vereinten Nationen steht nicht zum ersten Mal in der Kritik. Die israelische Menschenrechtsorganisation IMPACT-se wirft in einer Analyse von Schulbüchern, die von UNRWA-Schulen verwendet werden, dem Hilfswerk vor, dass das Schulmaterial zu Antisemitismus, Märtyrertod und Gewalt ansporne und Israel das Existenzrecht abspreche. Diese „Indoktrination“ habe den Angriff vom 7. Oktober ermöglicht, sagt der leitende Geschäftsführer der NGO, Arik Agassi. Die jüngsten Vorwürfe kämen daher nicht überraschend. „Es ist nicht neu, die Kollaboration zwischen dem UNRWA und Hamas“, sagt er. Manche UNRWA-Mitarbeitenden seien bereits in der Vergangenheit gleichzeitig Mitglieder des militärischen Flügels der Hamas gewesen.

Unabhängig überprüfen lassen sich die Vorwürfe im Augenblick nicht. Eine Anfrage an das UNRWA nach einer Stellungnahme blieb bislang unbeantwortet. In der Vergangenheit hatte das Hilfswerk jedoch die Berichte über Kritik an seinem Schulmaterial als ungenau und irreführend bezeichnet. Die Schulbücher stammten zudem aus dem jeweiligen Gastland. UNRWA-Chef Lazzarini schrieb am Samstag, das Hilfswerk leite die Liste aller seiner Beschäftigten an die jeweiligen Gastländer weiter, inklusive Israel. Die Agentur hätte nie von irgendwelchen Bedenken gegenüber Mit­ar­bei­te­nden erfahren.

Warnung vor schlimmen humanitären Folgen

Kelsey Norman, Forscherin an der US-Rice University, hat die Lage der Geflüchteten in Nahost untersucht. Sie betrachtet die Entscheidung der zehn Länder – USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweiz, Finnland, Holland, Kanada, Australien und Italien – sehr kritisch. „Die humanitäre Lage [in Gaza] war noch nie alarmierender, und künftige UNRWA-Finanzierungen zu kürzen, wird zu diesem Zeitpunkt schlimme Folgen für seinen bereits überlasteten und unterfinanzierten Betrieb haben.“ Obwohl es als UN-Organisation anscheinend unpolitisch sei, sei das Hilfswerk in der Vergangenheit politisiert worden, sowohl von den Palästinensern als auch von Israel und Geberländern, findet Norman. Seine Arbeit finanziell zu erschweren sei jedoch nicht die Lösung, da die Leitung Gegenmaßnahmen bereits eingeleitet habe.

Das Hilfswerk spielt im Augenblick vor allem eine zentrale Rolle für die humanitäre Versorgung im Gazastreifen. Laut ­UNRWA-Chef Lazzarini wäre es „immens unverantwortlich, eine Agentur und eine gesamte Gemeinschaft zu bestrafen aufgrund von Anschuldigungen gegen einige Menschen, vor allem in Zeiten von Krieg, Vertreibung und politischen Krisen in der Region“.

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51 Kommentare

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  • Es geht auch um die antisemitischen Schulbücher



    „In the 2021, 2020, 2019 and 2018 Commission discharges – and recently in its recommendation on relations with the Palestinian Authority of July 2023 – Parliament has again and again stressed that antisemitic content in Palestinian textbooks, including even incitement to violence, has still not been removed. Nor have curriculum and study cards been revised, despite the Palestinian Authority’s promises to its international partners that it would make improvements.“ & die Glorifizierung des 7.10. durch UNRWA Lehrer.www.europarl.europ...023-002620_EN.html

  • Über 10000 Mitarbeiter alleine in Gaza.



    12 Verdachtsfälle bei Mitarbeitern.



    Wo ist die Relation?

    • @Littleneo:

      Da hätten sie nicht ganz unrecht, wenn es so wäre.

      Laut dieser Meldung von Reuters seien es jedoch 190 Mitarbeiter die als Militante bei der Hamas oder dem Islamischen Dschihad eine Rolle spielten.

      www.reuters.com/wo...-roles-2024-01-29/

      12 ist lediglich die Anzahl jener, die im Geheimdienstdossier (der Reuters zugespielt wurde) mit Namen und Foto aufgeführt sind.

      Das einige Mitarbeiter an den Überfällen Teil nahmen ist noch das kleinere Problem.

      Schwerwiegender ist, dass dies den Verdacht nährt, dass dies nur die Spitze des Eisbergs sein könnte. Es wäre noch viel schlimmer, sollte sich herausstellen, dass Mitarbeiter Ressourcen der UN und deren Geldgeber für die Terrororganisationen missbrauchen.

      Aus Sicht der Hamas wäre es ein durchaus logischer Schritt gezielt Leute in Schlüsselpositionen einzuschleusen, die dann in vielfältiger Weise Vorteile verschaffen können. Das kann auch nur ein vom UNRWA bezahlter Hausmeister sein, der den Keller der Schule zum Waffenlager umfunktioniert. Es kann ein Büromitarbeiter sein, der Informationen über Hilfslieferungen sammelt, hilft von diesen etwas abzuzweigen (Treibstoff, Zement) und dann die Buchführung fälscht, damit es nicht auffällt. Oder jemand zur Einstellung anderer Mitarbeiter (Arbeitsstelle gegen „Provision“ zur Finanzierung der Hamas).

      Zur Abwehr solcher Bemühungen bräuchte die UNRWA schon die Fähigkeiten eines Dienstes zur Spionageabwehr, und die hat sie nicht. Diese Hilfsorganisation ist in dieser Hinsicht ziemlich hilflos. Schon zu Friedenszeiten sind in Gaza nur ca. 20 Mitarbeiter, die nicht aus der einheimischen Bevölkerung sind:

      www.timesofisrael....-for-their-safety/

      Wenn jemand konsequent gegen Terrorfinanzierung ist, dann ist die Zurückhaltung der Gelder der logische Schritt, bis sich die Sache klären lässt. Wenn sie sich den klären lässt.

      • @Socrates:

        Es kann, es brächte, es wäre.

        Die vielen Konjunktive zeigen offensichtlich es sich um eine faktenfreie Kampagne gegen die UNRWA handelt, die rechten Israelis schon lange ein Dorn im Auge ist und jetzt wieder von der Besetzung und Vertreibung der Palästinenser im Gaza träumen ( www.tagesspiegel.d...ifen-11125894.html ). Die 0,1% der Mitarbeiter der Hamas sind der Strohhalm, mit dem man erneut Feuer legen will.

        Die Rechtsextremen in Israel haben ihre Großisrael-Gelüste nie aufgegeben.



        Hier in Deutschland geht man gegen Remigration auf die Straße. In Israel wird die Vertreibung eines ganzen Volks offen propagiert. Das sind alles keine Ideen seit gestern. Es ist bei aller Notwendigkeit der Solidarität mit Israel eine Schande, dass DE sich da beteiligt. Hilfsorganisationen sind nicht der Grund für den Terror.

    • @Littleneo:

      Stimmt, aber man kann nicht mit zweierlei Maß messen. In anderen Fällen von Rassismus (Lichtjahre entfernt vom aktuellen Pogrom und Terror der Hamas etc. ) bedarf es weit weniger Evidenz, um von strukturellen Problemen und hohen Dunkelziffern zu sprechen. Südafrikas Genozid-Anklage beruft sich beispielsweise auf die verbale Entgleisung weniger Politiker. (taz.de/Suedafrikas...-Israel/!5982581/)

  • Die UNRWA hat 30.000 Mitarbeiter. Fas darunter auch Hamas-nahe Mitarbeiter sind ist so wahr und wahrscheinlich wie das Bernd Höcke Lehrer und Beamter der BRD ist.

    Aus der Handvoll Hamas-Typen bei der UNRWA Sanktionen gegenüber der Organisation abzuleiten ist völlig überzogen. Im Hinblick auf das Leiden der Bevölkerung im Gaza auch ein NoGo.

    • @Rudolf Fissner:

      Wie hoch war der Anteil der AfD-Mitglieder bei diesem Geheimtreffen in Potsdam?

    • @Rudolf Fissner:

      Also bei aller berechtigten Kritik an Höcke,

      "Demnach soll einer der Männer zusammen mit seinem Sohn eine Frau aus Israel entführt haben. Ein anderer soll Munition verteilt und geholfen haben, die Leiche eines getöteten israelischen Soldaten in den Gazastreifen zu bringen. Ein Dritter soll an einem Massaker in einem Kibbuz beteiligt gewesen sein, bei dem 97 Menschen getötet wurden."

      www.zeit.de/politi...as-mitarbeiter-faq

      ist dieser Vergleich ebenso verfehlt, wie die Bezeichnung "Hamas-nahe" falsch ist.

      • @BluesBrothers:

        Sie haben nicht verstanden, worum es mir ging. Es geht um das Thema Sippenhaft. Hier wird die ganze Organisation UNRWA in Haft genommen wegen der Taten von Einzelpesonen. Das ist so offensichtlich wie sonst gar nichts.

        • @Rudolf Fissner:

          "Einzelpersonen"? taz.de/Archiv-Such...&SuchRahmen=Print/

          • @Henriette Bimmelbahn:

            Und? Was wollen Sie damit über die UNRWA aussagen? Etwa dass der Anteil an Hamas-Sympathisanten nur halb so groß ist wie in der Gesamtbevölkerung.

            Sie müssen schon klar darlegen, wie und dass die Hamas die UNRWA steuert. Das Raunen mit Zahlen und das Hochrechnen auf eine Gesamtheit bedient nur Vorurteile und ist die klassische Vorgehensweise von Populisten.

            Es ist was anderes, ob eine Putzfrau bei der UNRWA mit der Hamas sympathisiert oder ob Rechtsexteme wie in Israel in der Regierung sitzen.

            • @Rudolf Fissner:

              Das steht doch im Artikel. Etwa 10% der Beschäftigten soll (laut Wall Street Journal) Verbindungen zu entweder Hamas, oder Islamischer Jihad haben. Das wären bei 13000 ca. 1300 Terrorunterstützer, oder Terroristen. Nix "Einzelpersonen".

    • @Rudolf Fissner:

      Ich glaube, Sie verwechseln Björn mit Bernd.

    • @Rudolf Fissner:

      Aktiv in genozidalen Terror verstrickt zu sein, ist alletdings eine andere Hausnummer als die verbalen Entgleisungen eines Höcke, Bernd.

      • @Sebastian Kreibig:

        Stimmt. Aber ...

        ... die UNRWA ist genauso wenig wegen der paar Personen in Terror verstrickt wie das öffentliche Schulsystem in DE wegen Lehrer Höcke in Rechtsextremismus.

        Die Verwendung von Zahlungen an die UNRWA wurden und werden überprüft, gerade letztens noch durch Frau Baerbock ( www.nzz.ch/interna...er-fest-ld.1760286 )

        Wäre anders, würde sich Israel von Ländern unterstützen lassen, die wiederum Terror unterstützen.

        Es ist und bleibt eine Kampagne. Die UNRWA war schon immer der rechten Siedlerbewegung n Israel ein Dorn im Auge.

    • @Rudolf Fissner:

      👍

      Gut auf den Punkt gebracht.

  • Liest man die Stellungnahmen der arabischen Welt zur Einstellung der Zahlungen an die unrwa, wird die Rolle der orga klar: Geldgeber ohne jeden Einfluss über die Verwendung. Offener kann die terrorfinanzierung nicht zutage treten. Diese orga muss aufgelöst und durch unhcr ersetzt werden.

  • Ich habe mich auch gefragt, warum eigentlich nicht die arabischen Staaten und insbesondere die Reichen Ölländer die größten Geldgeber sind.im Hinblick auf die kritische Lage für die Bevölkerung, sollte man m. e. Die Hilfe auf Sachleistungen Essen und Medikamente beschränken.

  • Die Versorgung der palästinensischen Bevölkerung können auch andere Hilfsorganisationen übernehmen, das Rote Kreuz etc.

    Die UNRWA sollte finanziell trocken gelegt werden. Ein Fass ohne Boden.

    Immer wieder stellt sich bei der UNRWA die Frage, ob es den Menschen in Gaza wirklich hilft über Jahrzehnte die bestsubventionierte Region der Welt zu sein. Anleitung zur Unselbständigkeit?

    Antisemitische Schulbücher sind seit Jahrzehnten immer wieder das Thema.

    Z. B. berichtete der SPIEGEL bereits in 2001 drüber:

    "In einem der fraglichen Schulbücher für die 9. Klasse mit dem Titel "Islamische Erziehung" heißt es laut "WamS: "Nimm dich vor den Juden in Acht, denn sie sind betrügerisch und illoyal." In einem Geschichtsbuch der 10. Klasse werde sogar die Verfolgung der Juden in Deutschland mit deren Raffgier und religiösem Fanatismus begründet, so der Bericht."

    www.spiegel.de/pol...cher-a-152118.html

    Egal was passiert, die deutsche Kohle fließt weiter.

    Was muss noch passieren bis wir damit aufhören?

    Und wollen wir tatsächlich auch in Zukunft noch die Hamas und deren ultrareiches Politbüro-Trio in Katar finanzieren?

  • Man muss den schrecklichen Tatsachen ins Auge schauen. Die Palästinenser und Ihre ausweglose Situation ist nunmehr die komplexe Waffe gegen Israel für die nur noch Geld und Material, aber keine eigenen Soldaten mehr gebraucht werden. Deshalb werden sie von ihren Brüdern und Schwestern auch nicht evakuiert. In dieser Situation muss die UNRWA ihr Vorgehen kritisch überprüfen.

  • Wer glaubte, dass die UNRWA ein Verein von Wohltätern ist, wird dies vermutlich nun immer noch glauben. Es ist schwer über Jahre kultivierte Fehler abzulegen. Eine einfache Auseinandersetzung mit den UN-Resolutionen der vergangenen Jahrzehnte zu Israel, deren Zustandekommen und eine Betrachtung der UN-Mitarbeiter innerhalb der UNRWA öffnen jedem Demokraten/Demokratin die Augen. Antisemiten und Antisemitinnen natürlich nicht. Dann müssen sie eben bei ihren Meinungen bleiben.

  • Erst einmal müssen die gravierenden Terror-Vorwürfe gegen Mitarbeiter des UNRWA eindeutig belegt werden - wegen der Schwere der Anschuldigung halte ich die Haltung der Bundesregierung (und anderer Staaten) jedoch für richtig, die Zahlungen an das Palästinenser-Hilfswerks zunächst einzufrieren.



    Man sollte dabei allerdings bedenken, dass die UNRWA der israelischen Seite schon immer ein Dorn im Auge war - weil ihre Existenz den Flüchtlingsstatus der vertriebenen und geflohenen Palästinenser seit der israelischen Staatsgründung 1948 immer weiter fortschrieb und damit ihren Anspruch auf Rückkehr legitimierte. Deshalb kommen die Verdächtigungen Israel jetzt gerade zur rechten Zeit.



    Sollten sich die Anschuldigungen allerdings als wahr erweisen, wäre es dringend an der Zeit, das komplette Hilfe- und Alimentierungssystem für die Palästinenser - zumindest in Gaza - zu überdenken, nicht nur für die UN, auch für die EU.



    Ein anderer Aspekt scheint mir in dieser UNWRA-Auseinandersetzung noch wichtig, der allerdings weniger mit der aktuellen Propagandaschlacht und den konträren Interessen der Konfliktparteien zu tun hat: angesichts der multiplen globalen Krise, die immer größere Fluchtwanderungen zur Folge hat, wird das humanitäre und politische “Management” (ein besserer Begriff fällt mir momentan leider nicht ein) der Fluchtursachen für die UN weltweit immer zentraler.



    In diesem Kontext - in keinem anderen (!) - wäre zu überlegen, ob die Unterstützung der Palästinenser im UNRWA-Rahmen überhaupt noch zeitgemäß und sinnvoll ist. Denn wenn den Anspruch auf palästinensische Eigenstaatlichkeit aufrechterhalten und international unterstützt werden soll, muss dieser “Tropf” eines Tages entfernt werden - eben damit die Palästinenser auf eigenen Füßen stehen können.



    Und weil dann die Flüchtlingsfrage - auch im Interesse der Sicherheit Israels - ein für allemal geklärt sein muss.

    • @Abdurchdiemitte:

      Die Belege sind vorhanden, so die Aussage einer freigelassenen Geisel, die von UNRWA-Mitarbeitern festgehalten wurde. Tatsächlich hat sich das UNRWA alle Hinweise auf eine Beteiligung seiner Mitarbeiter ignoriert, und sich nach dem 7. Oktober auch nicht damit beschäftigt, wie die umfangreichen Vorbereitungen zum Terrorangriff durch seine Mitarbeiter unbemerkt bleiben konnten. Daher muss man wohl - jenseits der direkten Ausübung von Gewalt - auch von organisatorischen Versagen, vielleicht auch von Sympathie für den Terror durch die Leistungsebene ausgehen.

    • @Abdurchdiemitte:

      Die Verdächtigungen kommen nicht zufällig eben jetzt. Verdächigungen gibt es schon sehr lange, die natürlich von der UNRWA, ohne jegliche ernsthafte Prüfung auf das empörteste zurückgewiesen wurden.Jetzt gibt es aber gefangen genommene Hamasterroristen, die verhört wurden und auch aussagen. Die Videobeweise sind der Grund, warum Mitarbeiter suspendiert wurden.Stimme Ihnen aber im Großen und Ganzen zu. Eben weil die Zweistaatenlösung gerade in Europa favorisiert wird, yougov.de/politics...g-im-israelisch-pa



      sollten daraus die entsprechenden Schlüsse gezogen werden. Die UNRWA, größter Arbeitgeber der Region, bezieht ihre Existenzberechtigung ja gerade ausschließlich aus der Nicht-Existenz eines souveränen palästinensischen Staates. Sie *muss* konsequenterweise alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um sich selbst ihre Daseins- und Einkommensberechtigung zu sichern, damit palästinensische Selbstständigkeit verunmöglicht wird. Und genau das tut sie auch. Richtig ist die, sicher dringend benötigte, Hilfe auf eine Organisation zu übertragen, die weltweit Flüchtende versorgt: den UNHCR.

    • @Abdurchdiemitte:

      Dass die Palästinenser irgendwann mal auf eigenen Füßen stehen können.

      Damit geben ich Ihnen voll Recht, AbdurchdieMitte.

      Singapur, etwa gleich alt wie der Palästinenserstaat, hat's vorgemacht.

      Ist mal was anderes als 40 Jahre lang Tunnel buddeln und Bomben basteln.

  • Die UNO und ihre Hilfswerke wären gut beraten, weniger einseitig zu agieren. Sonst wird die dringend notwendige Arbeit zwangsläufig eingestellt werden müssen. Das wäre wirklich fatal für die Palästinenser.

    • @vieldenker:

      Ich empfehle Seite 9 in der aktuellen Januarausgabe der "Jüdischen Rundschau". Der Text ist auch online kostenfrei verfügbar.

  • Moin,



    Im Grunde haben die arabischen Länder mit ihrem Ölreichtum genug Geld, um das Hilfswerk zu finanzieren. Warum tun sie es nicht? Schon ein Bruchteil der Mittel, die sie für Tunnel und Waffen zahlen, würde ausreichen, die Menschen im Gaza zu alimentieren.

    • @Josef König:

      Nach dem Völkerrecht ist der Besatzer vollständig für die Versorgung der Bevölkerung zuständig.

      • @Moritz Pierwoss:

        Nur das Israel sich 2005 komplett aus dem Gazastreifen zurückgezogen hat und anschließend die Hamas die Macht übernommen hat. Eigentlich ist Hamas für die Bevölkerung im Gazastreifen verantwortlich. Nur haben diese die Abermilliarden an Hilfszahlungen eben für Tunnel, Raketen und Bomben verwendet.

    • @Josef König:

      Die arabischen Bruderstaaten könnten auch Friedenstruppen entsenden (ist einer der Vorschläge zur Befriedung der Lage). Wollen sie auch nicht.



      Ägypten könnte auch die Grenze öffnen.



      Wollen sie auch nicht (aus gutem Grund, die Erfahrungen mit Islamisten waren nicht so gut, Stichwort Mohammed Mursi)

      • @Desdur Nahe:

        MOOOMENT: DIe Grenzen werden von ISRAEL dicht gehalten. Bitte keine Tatsachenverdrehungen.

        • @Mohammed Wasiri:

          "DIe Grenzen werden von ISRAEL dicht gehalten."



          Die Grenze zu Ägypten wird nicht von Israel dichtgehalten.



          "Bitte keine Tatsachenverdrehungen."



          Genau.

    • @Josef König:

      Genauso schaut es aus! Aber das würde ja bedeuten, dass diesen Ländern etwas an den friedlichen Palästinensern liegen würde.

      • @Ward Ed:

        Na klar, die ägyptische Grenze zu Gaza wird von Israel bewacht. Sicher.

  • Harte Anschuldigungen, keine Beweise. Typisch für rechtsradikale Rhetorik, aber das Ziel wurde erreicht: Eine unliebsame Institution wird sabotiert.

    Deutsche Haltung ist faksch. Erstmal gibt es die Unschuldsvermutung und zum Anderen läuft D Gefahr, die Propagandalüge von "deutsche Palästinahilfe landet beim Terror" zu unterstützen.

    • @Tazmahall:

      Die UNRWA hat bereits Mitarbeiter entlassen. Ist die Agentur also Teil der Rechtsradikalen?

      Und ja, wenn man sich deren Schulbücher anschaut, dann befeuern die Antisemitismus und Märtyrerkult, das ist seit Jahren bekannt. Also landet deutsche Pakästinahilfe auch beim Terror.

      • @Paul Meier:

        12 von 13.000 Mitarbeitern. Mal die Kirche im Dorf lassen.

        • @Andreas J:

          Wenn man sich mit dem Laden beschäftigt wird klar, dass die 12 die Spitze des Eisbergs sind.

          Es gibt auch Aussagen von Geiseln, dass UNRWA-Lehrer sie auf ihrem Dachboden gefangen gehalten haben. Kein Wunder, die lehren ja auch mithilfe von Schulbüchern in denen steht, das Juden vernichtenswerter Schmutz sind...

          • @Paul Meier:

            "Nur die Spitze des Eisbergs" . Das ist die Aussage vom Botschafter Ron Prosor die erstmal nur auf Vermutungen basiert . Nachplappern bedeutet nicht sich mit der Materie zu beschäftigen. Ich warte ab was dabei rauskommt und bilde mir dann mein Urteil.

            • @Andreas J:

              Nein, das ist meine eigene Einschätzung. Zu der Kommentare ich, weil ich mich mit der UNRWA schon etwas länger beschäftige. Wenn Herr Prosor das auch so gesagt hat, dann teilen wir eben diese Einschätzung.

              Sie fordern von mir eine Auseinandersetzung mit der Materie und gehen dabei auf die anderen Punkte, die ich anführe, nicht ein. Die Schulbücher sind seit Jahren ein Thema und die Aussagen der Geisel stehen auch im Raum.

              Wie wollen Sie sich ein Urteil bilden, wenn Sie auf Fakten einfach nicht eingehen, bzw. diese ausblenden?

    • @Tazmahall:

      "Unschuldsvermutung" ist in diesem Zusammenhang Quatsch. Wenn ich Anspruch auf Leistungen erhebe, muss ich selber beweisen, dass ich diese verdiene. Im Übrigen sind die Vorwürfe gegen die Unwra schon seit Jahren mehr oder weniger offensichtlich. Man war aber unwillig diese zu untersuchen. Ist einfach bequemer zu zahlen und damit zu den "Guten" zu gehören.

    • @Tazmahall:

      Immerhin gibt es wohl genug Beweise, daß die Verträge mit den entsprechenden Mitarbeitern aufgelöst wurden - das macht man für gewöhnlich nicht einfach nur wegen unbelegter Behauptungen. Aber die Whatsapp-Gruppe, in der knapp 3.000 Mitarbeiter des UNRWA den mörderischen Terrorangriff auf Israel vom 07. Oktober 2023 verharmlost, wenn nicht gar gefeiert haben, ist wahrscheinlich auch nur eine Erfindung Israels.



      Und auch die Berichte über von der UNRWA finanzierte Unterrichtsmaterialien, die antisemitische Hetze gegen Israel vermitteln, sind selbstverständlich aus der Luft gegriffen.



      Diese Organisation gehört bei nächster Gelegenheit aufgelöst - am besten wäre es, wenn sie im Dezember 2025 schlicht nicht wieder verlängert wird.

      AM YISRAEL CHAI!

    • @Tazmahall:

      Laut UNRWA wurden Mitarbeiter gekündigt. Das war anscheinend das Resultat geleakter Telegram-Chats.

    • @Tazmahall:

      Ach so, ist alles nur Propaganda, wenn es nicht von der PLO und Co stammt. Na dann…

    • @Tazmahall:

      Ach so, ist alles nur Propaganda, wenn es nicht von der PLO und Co stammt. Na dann…

      • @vieldenker:

        Nach dem Völkerrecht ist sowieso der Besatzer allein verantwortlich für die Versorgung der Bevölkerung. Würde dies geschehen, bräuchte es gar keine Hilfe von Außen.

        • @Moritz Pierwoss:

          Welche Relevanz hat das im Kontext Gaza? Genau. Gar keine. Israel ist NICHT Besatzer im Gaza-Streifen

        • @Moritz Pierwoss:

          Wen meinen Sie? Den Iran der die Hamas finanziert? Israel hat den Gazastreifen 2005 verlassen. Seitdem besetzen Teherans Statthalter das Gebiet.

        • @Moritz Pierwoss:

          Gaza ist seit gut 18 Jahren zwar immer noch abgeriegelt, wie zu DDR-Zeiten Westberlin, aber nicht meht besetzt.

          Im Westjordanland ist die Situation anders.

    • @Tazmahall:

      "Derzeit stünden ohnehin stünden keine neuen Zusagen für weitere Finanzierungen an" ← das hat also erstmal gar keine Auswirkung.

      Und bis neue Zusagen anstehen, werden die Untersuchungen ja hoffentlich abgeschlossen werden können.