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Grüner Kurs zu AtomkraftwerkenGestern sinnlos, heute notwendig

Tobias Schulze
Kommentar von Tobias Schulze

Ob bei Waffenlieferungen oder LNG-Gas – die Grünen konnten Umentscheidungen bisher oft gut begründen. Schwierig wird es bei der AKW-Verlängerung.

„Atomkraft? Nein danke“: Fridays for Future am 23. September in Freiburg Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

J etzt ist es ausgesprochen: Die Atomkraftwerke werden über das Jahresende hinaus weiterlaufen und die Grünen übernehmen die Verantwortung. „Stand heute halte ich das für notwendig“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck am Dienstag und verkündete damit eine Vorentscheidung. Ein weiterer Schritt, der den Grünen zwar schwerfällt, ihnen am Ende aber nicht schaden wird, sondern sogar als Pragmatismus positiv angerechnet? Mal abwarten.

Etwas ist diesmal anders als in den vorherigen Fällen: Zwar musste man nicht jede der bitteren Pillen der letzten Monate für richtig halten. Schlüssig begründet waren sie aber alle. Waffenlieferungen an die Ukraine zum Beispiel waren ein Novum, aber deswegen kein Bruch mit der bisherigen Parteilinie, sondern der logische nächste Schritt. Die Grünen hatten sich schon vor dem 24. Februar über Jahrzehnte vom Pazifismus wegbewegt und Kriterien erarbeitet, unter denen sie den Einsatz militärischer Gewalt für nötig halten. Mit der russischen Invasion waren diese Bedingungen erfüllt. Was sonst sollte eine prowestliche und antiautokratische Partei jetzt machen, als die Ukraine zu unterstützen?

Ob Bundeswehr-Sondervermögen, LNG-Gas oder Kohlereserve: Auch in anderen Fällen konnten die Grünen schwierige Entscheidungen mit veränderten Umständen und Sachzwängen stringent erklären. Die AKWs aber? Bevor die Partei im Sommer schrittweise einlenkte, redete sie monatelang von einer Scheindebatte. Auch in der Krise mache die Atomkraft überhaupt keinen Sinn. Noch vor drei Wochen schrieb der Bundesvorstand in einem Antrag für den anstehenden Parteitag, dass es die Atomreserve nur für den „äußersten Notfall“ brauche, „so unwahrscheinlich er auch sein mag“.

Dass die Grünen die AKW-Laufzeiten jetzt doch ins neue Jahr verlängern wollen, lässt sich nach dieser Vorgeschichte nicht mehr allein damit erklären, dass sich die Welt eben schnell gedreht habe. Fundamental neue Informationen sind in der Zwischenzeit nicht hinzugekommen. Eine stichhaltige Erzählung zur Kehrtwende? Gibt es diesmal nicht.

Das könnte den Grünen noch Probleme mit dem Kernklientel bereiten, das bisher vieles verziehen hat, weil es sich mitgenommen fühlte. Es könnte aber auch der Strahlkraft auf neue Wählergruppen schaden, in denen Habeck und Co zuletzt mit ihrer Ernsthaftigkeit punkteten. Die Grünen gestalteten ihre Politik immer eng an der Sache? Na ja. Manchmal gibt es auch bei ihnen das nackte politische Kalkül.

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Tobias Schulze
Parlamentskorrespondent
Geboren 1988, arbeitet seit 2013 für die taz. Schreibt als Parlamentskorrespondent unter anderem über die Grünen, deutsche Außenpolitik und militärische Themen. Leitete zuvor das Inlandsressort.
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48 Kommentare

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  • Im Ergebnis fände ich das Einlenken der Grünen berechtigt, wenn es in ein Paket eingebetten würde, das die Energiekrise bekämpft.

    Statt irgendwelche Gegenleistungen zu bekommen in Form anderer Maßnahmen zur Minderung der Ölmporte (und seien es kleine wie ein Tempolimit), haben die Grünen aber gleichzeitig dem größten Subventionsprogramm aller Zeiten für fossile Energien zugestimmt, zu Lasten derer, die ihr Haus frühzeitg gedämmt haben.

    Und wo bleibt die Gegenleistung? Lindner fordert weiterhin noch mehr Kernkraft-Verlängerung.

    Erneut schlecht verhandelt.

  • Liebe Grünen,



    ich habe Euch als Partei der Inhalte kennen gelernt und gewählt.



    Jetzt erkenne ich Euch nicht mehr wieder.

  • Vielleicht sollte man angesichts der aktuellen Sabotageakte an Nord-Stream dochnochmal einen zweiten Blick auf die Sicherheit der AKWs werfen. Um da eine größtmögliche Katastrophe auszulösen braucht es ja nichtmal zwingend etwas das das Containment beschädigt, Stromleitungen und Notstromdiesel wegzusprengen genügt vollkommen, den Rest und auch uns erledigt dann die Kettenreaktion.

  • Entweder ist das mit der Atomkraft eine so große Kröte das sie es mit der Salamitaktik versuchen, oder es spiegelt einfach nur den aktuellen Diskurs wieder: das die Erkenntnis der Realität eben nur langsam in die Breite sickert.

  • Die Pünktchenpartei ist ja gerade nicht in Top-Verfassung. Hier könnte ein Hebel sein: Die Grünen schlucken eine schrecklich dicke Kröte und die FDP muss dafür endlich beim Spritsparen und bei CO2 Reduktion im Verkehr (bisher 0!!!! entgegen aller Koalitionspflichten!!!) übers Stöckchen springen. Das wäre ein plausibler Druck. Nur würde die Lindner-Porschefahrerklientel ihm das nie verzeihen und dann... die unnötigste Partei in D würde womöglich demnächst in einem Braunkohleloch verschwinden.

  • Wenn es eine Partei gibt, der ihre Wähler wirklich alles verzeihen, dann ja wohl die Grünen.

  • Zunächst: Die Umfragen zeigen eher, dass auch Grüne-Wähler hinter der Entscheidung stehen und nicht ganz verstehen, was in den drei Monaten länger so schlimm sein soll, insb. im Hinblick auf das Risiko zu wenig Energie zu haben.

    Ich gehe allerdings davon aus, dass der Fundi-Flügel der Grünen aufgrund dieser Entscheidung sich im massiven Aufwind sieht und die Realo-Grünen zurückdrängt und in die Schranken weist. Wenn es so kommt, werden viele neu-Grünen-Wähler, die mit den Fundi-Positionen nichts anfangen können, sich abwenden und die Grünen werden um 10 Prozentpunkt in der Wählergunst fallen. Sollte ich mit den erwarteten Flügelkämpfen Unrecht haben, dürfte die Entscheidung den Grünen in der Wählergunst eher helfen.

    Die Grünen hatten eine Wahl zwischen Grippe und Corona und haben sich für die harmlosere Grippe entschieden...

    • @Strolch:

      "was in den drei Monaten länger so schlimm sein soll, insb. im Hinblick auf das Risiko zu wenig Energie zu haben."



      Vielleicht das Risiko dass sich in einem dieser zuletzt vor 13 Jahren grundlegend durchgecheckten Reaktoren ein Super-GAU ereignet. In Fukushima gab es noch in über 200 km Distanz Fallout der so schwerwiegend war, dass eine dauerhafte Evakuierung notwendig gewesen wäre, wären diese Regionen auf dem Land und nicht auf dem offenen Meer gewesen. Also einfach mal mit Karte und Zirkel ein paar Kreise ziehen und schauen wo es in Süddeutschland offenen Ozean gibt.

      • @Ingo Bernable:

        …da es hier aber keinen Ozean gibt kann es erst garnicht zu einem Tsunami kommen der das ganze damals verursacht hat…

        • @Saile:

          Na dann kann ja nichts passieren, genauso wie in Harrisburg, Tschernobyl oder Lucens.

  • Keiner hat ein Rezept, weil wirklich fast alle in der Politik lieber Kompromisse eingehen als sich naturwissenschaftliche Grundkenntnisse anzueignen.

    In der Natur gibt es keine Kompromisse. Und auch die Erneuerbaren sind eine Übergangstechnologie und kein heiliger Gral.

    20 % an Energie werden bei LNG vernichtet, dass man zum Ausgleich der Schwankungen der Erneuerbaren benötigt, wenn man so plant wie bisher.

  • 6G
    656279 (Profil gelöscht)

    "Die Energieversorgung dem "Wind und der Sonne" zu überlassen geht in einer Industriegesellschaft nicht."

    Das würde vielleicht gehen, wenn es ökonomisch wie ökologisch darstellbare, für die benötigten Größenordnungen und über das Gesamtjahr, gerade das Winterhalbjahr verfügbare Stromspeicher gibt.

    • @656279 (Profil gelöscht):

      Aber Speicher, egal welcher Art, kosten Geld ! Alle Batterie ( egal welches Material ) Speicher haben nur begrenzte Ladezyklen, müssen dann ersetzt werden. ALL diese Kosten kommen Automatisch auf den Strompreis drauf.

    • @656279 (Profil gelöscht):

      Stromspeicher für das Winterhalbjahr kann nur Wasserstoff sein - der aber massive Verluste bei der Erzeugung hat. Es braucht aber keine Speicher für das Winterhalbjahr. Speicher für sieben Tage (vielleicht auch nur vier oder zehn, war mal eine grobe Schätzung) dürften genügen. Im Winter weht mehr Wind. Und wir werden eben Reservekraftwerke brauchen. Das ist auch nicht so schlimm. Jedes Haus hat eine Heizung mit einer Leistung, die man nur bei -20/-30 Grad braucht. Die ist in 90% der Fälle auch überdimensioniert. An den zwei richtig kalten Tagen alle zwei bis drei Jahr weiß man aber warum man sie hat.

      • 6G
        656279 (Profil gelöscht)
        @Strolch:

        Wenn man "Strom" auf "Heizung" reduziert, gar noch auf Privathaushalte mit (hoffentlich) Wärmepumpe, dann ist das nicht ganz abwegig.

        Aber Strom wird in Größenordnungen auch noch (oder gerade) anderweitig gebraucht.

        • @656279 (Profil gelöscht):

          Bei der "Dunkelflaute" wird meine ich immer auf einen Tag im Jahr 2017 abgestellt. Und ich meine, es war dann nur ein Tag.

          Ich würde die Industrie hier tatsächlich mit ins Boot holen. Es gibt viele Unternehmen, die viel Energie brauchen, aber die Produktion auch mal stoppen können. Andere Industrien brauchen hingegen kontinuierlich Energie, da sonst Anlagen kaputt gehen. Erstere könnten aber durchaus im Fall der Fälle auch mal zwei Tage Produktionsausfall verkraften bzw. man könnte für diesen Fall auch ausnahmsweise gestatten, dass Arbeit Sonntags nachgeholt oder vorgearbeitet wird.

          Was ich eigentlich sagen wollte ist: Ja, wir werden Kraftwerke haben, die am Ende vermutlich 360 Tage im Jahr sinnlos rumstehen oder mit deutlich geringerer Leistung laufen als möglich.

          M.E. sollten wir erst einmal 90% erneuerbar erreichen. Die letzten 10% sind die härtesten/teuersten.

    • 6G
      656279 (Profil gelöscht)
      @656279 (Profil gelöscht):

      @LUTZ THOMAS, sorry ...

  • Wenn ich die Kommentare so lese....

    O.k. die Grünen sind mit etwa 20% und als Regierungspartei jetzt auch als "Watschenmänner/frauen" geeignet..das gehört wohl zum politischen Pragmatismus dazu. Zeigt aber vor allem eines: man muss sie mittlerweile ernst nehmen.

    Meine Prognose: in den nächsten 15 Jahren werden die Grünen den/ die Kanzler:in stellen...und die dann in den Parlamenten sitzende FFF-Partei wird ihnen kräftig einheizen.

    Anders läßt sich die Realitat der Klimakatastrophe wohl auch (politisch) nicht anders abbilden...

    so what..

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „dass sich die Welt eben schnell gedreht habe.“



    Gabriel (Erzengel): „Und schnell und unbegreiflich schnelle



    Dreht sich umher der Erde Pracht;



    Es wechselt Paradieseshelle



    Mit tiefer, schauervoller Nacht.“



    (Aus „Faust I“ – Goethe)



    Bald ist wieder Sonnenfinsternis: de.wikipedia.org/w...m_25._Oktober_2022

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    B90/Die Grünen, die Partei der Vernunft.



    Gestern, Heute und in Zu-Kunft.



    Alternativlos.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Also mit Goethe in ihrem Vorkommentar haben sie mich beeindruckt.



      Aber Goethe und Grüne passen NICHT zusammen.



      Goethe war spirituell, die Grünen wollen keinen Sprit. ;-)

  • "Eine stichhaltige Erzählung zur Kehrtwende? Gibt es diesmal nicht."

    Doch doch:



    "Wir haben kein Stromproblem, wir haben ein Wärmeproblem."

  • Schaufensterthema - ist doch egal ob die AKW auf Druck der FDP noch zwei Monate laufen - vielleicht sind sie ja so kaputt wie die Französischen. Dann gehts sowieso nicht.



    Schlimmer ist der fehlende Druck gegen den Ausbau der Autobahnen. Statt hier weiterzubauen, sollte ein Emergency - Beschluss her zur Umverteilung der Gelder die nächsten Monate oder Jahre. Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Energiepreisdeckelung ist sicher wichtiger als der Bau der Autobahnen.

  • Von wegen Veränderung. Von wegen, mit "grünen" Regierungsbeteiligungen lässt sich eine andere Politik gestalten.



    Mit Energiesparverordnungen, einer Kampagne zum Energiesparen, Shopping-Touren zu Autokraten, mit denen langfristige Abhängigkeiten für fossile Energieträger zum Schutze unseres Wirtschaftsstandorts festgeschrieben wurden, haben sich die Grünen Veränderungsideen erschöpft? Jämmerlich! Dafür bedurfte es keiner Grünen. Das einzige, was sich in den grün geführten Ministerien verändert hat, sind vermutlich die Innenausstattungen der Minister:innen Büros und die Namensschilder an den Türen.



    Was sich hier von grünen Gewährsleuten des Weiter-so als Pragmatismus tarnt, ist nichts anderes als das: ein politisches Weiter-so!



    Die "Sachzwänge" sind politisch erzeugt worden, sie ließen sich auch politisch rückgängig machen. Aber dafür benötigte man Cojones.



    Mit einer Verkürzung der Ladenöffnungszeiten um zwei oder drei Stunden z.B., ließe sich mehr als die Energie einsparen, die von den AKW erzeugt wird. Begründen ließe sich ein solches Gesetz oder eine solche Verordnung mit der abnehmenden Kaufkraft der Bürger:innen durch die Inflation und Energiepreise.



    Aber dafür müsste man in einen Konflikt mit mächtigeren Gegnern als der eigenen Basis gehen. Dann doch lieber ein Weiter-so. Man könnte es auch als Eingeständnis politischer Machtlosigkeit gegenüber der alles dominierenden realen Macht werten, die von der Ökonomie ausgeübt wird.

  • Was läuft hier gerade ab ? Das Abfinden einer grünen, gut bezahlten Mochtegern-Elite, die an kapitalistische Zustande gewöhnt und erblindet alles mitmacht, was man ihr als notwendig vorgibt? Offensichtlich haben alle den Verstand verloren: Wenn jetzt zum Beispiel die Hamburger Stahlwerke, die sowieso schon 30 % ihres Umsatzes verloren haben, Produktion stilllegen (ein Ofen verbraucht so viel Strom am Tag wie die ganze Stadt Kiel in einem Jahr)* , bei Gas ist es ähnlich, dann werden Kapazitäten frei. Oder glaubt im Ernst jemand, dass die Produktion hierzulande aufgrund der hohen und nie wieder auf das alte Niveau zurückkehrenden Energiepreise jemals wieder konkurrenzfähig sein wird? Das gleiche Schicksal wird alle Schwerindustrien bis hin zur Automobilproduktion ereilen. Da die meisten von uns keine Aktien besitzen und die Mitarbeiteranzahlen eh' immer weiter abgenommen haben und viele vor der Rente stehen, heisst Zukunftsforschung, neue Betätigungsfelder ohne große Energieverschwendung zu suchen. Und gerade jetzt entdecken wir, auf welchem schmalen Grat ein Großteil der Bevölkerung ihr Dasein fristete, die nur abgespeist wurden von den Reichtümern unseres Gemeinwesens ! Zuletzt war Parteipolitik nur darauf bedacht, diese Klientel ruhig zu stellen. Nun gehen sie gar nicht mehr wählen und es breitet sich die große (nicht unberechtigte) Angst aus, diese 'Demokratie' der Profiteure könnte ins Wanken geraten, die ja vorwiegend immer größer werdenden Unternehmen gedient hat. Jetzt zeigt sich, welches Spaltpotential die 'links-grün' versifften Möchtegerne da in den Koalitionen abbilden. Blindflug mit Ansage! Es bleibt genug Energie: Wenn wir die Großen gleich stillegen, bleibt genug und die Preise machen eine nachhaltige Politik und kein noch so 'sensibler' MARKT mehr 'kaputt.



    *heute in der ZEIT

  • Ich glaube nicht, dass die "Umentscheidungen" der Grünen begründbar sind, wenn wir die richtigen Kriterien anlegen.

    Soeben ist eine Studie herausgekommen, nach der ca. 90 % aller Fischarten vom Aussterben bedroht sind, wenn wir so weiter machen wie bisher; www.nature.com/art...-022-01437-y.epdf?

    Tatsächlich vergeht kein Tag ohne Studien, die auf einen wesentlich schlimmeren und schnelleren Verlauf der Klimakrise hinweisen, einschließlich möglicher nicht mehr umkehrbarer Wendepunkte.

    30 Millionen Menschen mussten in Pakistan ihre Häuser wegen Überflutungen verlassen, dies entspräche prozentual 12 Millionen Menschen in Deutschland.

    Die Zahl der durch Hungertod Bedrohten hat sich in Afrika laut Oxfam durch den Klimawandel verdoppelt.

    Wir befinden uns also in einer existenziellen Krisensituation, die die Menschheit und die Tierwelt bedroht, eine Krise, die sich mit jedem Tag des weiter so verschärft.

    Rückschritte, Warten oder Aufschieben sind in so einer Situation nicht erlaubt, mit keinem Argument und zu keiner Zeit. Sie sind tödlich und eine Bedrohung für uns alle.

    Der UN Generalsekretär spricht mit recht von einem Versagen und einem Krieg gegen die Natur. Dieser Krieg kostet weit mehr Menschenleben als der Krieg gegen die Ukraine.

    Dieser Krieg wird aber auch durch die Grünen jeden Tag fortgesetzt und ist dabei sich zu einem der schlimmsten Verbrechen gegen die Menschheit und die Umwelt überhaupt zu entwickeln.

    Sachlage ist, wir können nicht so weiter leben wie bisher und Politiker:innen, die dies vorgaukeln, verursachen schweren Schaden.

    Es kann keinen Grund geben, diesen Krieg nicht sofort zu beenden, stattdessen wird er von den Grünen sogar temporär weiter verschärft.

    Bei mir entsteht der Eindruck, dass weder die Medien oder die Politik noch die Bevölkerung in ihrer Mehrheit verstehen will, auf welche Katastrophe wir zusteuern.

    Nicht Atomkraft hilft, sondern Ausstieg aus der Nutztierhaltung und massiver Konsumverzicht.

  • Wie wäre es mit:



    Gestern notwendig, heute sinnlos

  • Da kommt die Grünen-Doktrin völlig unverhüllt zum Vorschein.



    Die Grünen geben immer vor, sie seien "für etwas".



    Aber tatsächlich sind sie dagegen.

    Sie sagen, sie seien für eine Energiewende, meinen damit aber dass sie gegen Atomkraft sind.



    Das Eine wird verhindertt ohne das Andere zu fördern.

    Sie sagen sie seien für eine Verkehrswende, meinen damit aber dass sie gegen Individualverkehr sind.



    Keine neuen Straßen, alte Straßen weg - aber keine neuen Schienen oder Verkehrskonzepte.

    Sie sagen sie seien für Bildungsgerechtigkeit, sind aber tatsächlich gegen sozialunabhängige und leistungsindividuelle Förderung.



    Akademiker vor - noch ein Tor!

  • Was ist bloß aus den Grünen geworden. Die Anti-AKW-Bewegung war konstituierend für diese Party.

    ...und dann, einfach so....geht es weiter mit den AKWs...für jedes Mikro-Problem gibt es bei den Grünen einen Arbeitskreis und endlose Diskussionen. Und die wichtigste Entscheidung dieser Partei geht am 28.9. einfach so über die Bühne.

  • Natürlich gibt es da pragmatische Argumente, so unschön die Verlängerung auch ist: a) die Priorität der Klimawandelbedrohung, b) die Priorität des sozialen Friedens bei extrem hohen Energiekosten, c) nun längerfristig ausfallende KKWs in Frankreich und damit notwendige Stromexporte nach Frankreich aus europäischer Solidarität, d) sinkende Energiepreise in wankelmütigen Märkten schon bei der Ankündigung der Verlängerung.

    Der Preis sind einige Monate mehr Unsicherheit sowie marginal mehr Atommüll beim Betreiben einer gefährlichen Technik. Die Kursänderung einer Partei muss nicht immer negativ ausgelegt werden, Lernfähigkeit ist eine Tugend und die sollte es sowohl bei Wählern als auch bei Parteien geben.

    • @Dorian Müller:

      Da entsteht kein nennenswert weiterer Atommüll, die Brennstäbe sind ja schon da. Die werden jetzt sauber ausgebrannt, das nennt man ja eigentlich den Streckbetrieb (bei reduzierter Leistung) und ist insofern sogar das normale Vorgehen, das wird irgendwie oft verdreht. Nicht ganz so normal sind die übrigen Umstände. Die sind besonders und gehen mit einer marginal (noch) höheren Gefahr einer ohnehin Hochrisikotechnologie einher, das würde ich jetzt grad eher problematisch nennen, scheint sonst aber gar nicht mehr soviele zu kümmern. Wenn die "Bedrohung" des Klimawandels Priorität haben soll, hätte man nicht aussteigen dürfen. Dass zwei Meiler für drei Monate und paar Zerquetschte den sozialen Frieden in Deutschland retten, doesn't compute. In's europäische Netz fließt primär Überflussstrom in Spitzen aus den Erneuerbaren. Von den sinkenden Energiepreisen hab ich bisher nichts gesehen. Dachte auch es ging um Netzstabilität?!

      Ich kann mir die Motivation einiger Grüner sehr gut erklären, es ist paradoxerweise dieselbe Dynamik, die für die anderen Parteien damals umgekehrt auch beim Ausstieg entscheidend war. "Gestern sinnlos" soll heißen, da war es richtig, sich von den launen der Straße treiben zu lassen und heute nicht mehr? Es ist in gesitteten Demokratien nie eine gute Idee. Ich meine offensichtlich.

  • 6G
    656279 (Profil gelöscht)

    Ich bin kein Freund der Atomkraft, insbesondere keiner derer mit herkömlichen Druck- und Siedewasserreaktoren nebst dem dort anfallenden radioaktiven Abfall und ohne wirkliche Entsorgung; hierzulande.

    Aber ..., wenn man (als Grüner) dem Kampf gegen den Klimawandel Priorität einräumt, so scheint mir Atomkraft auch auf lange Jahre hinaus immer noch sinnvoller als nun für Jahrzehnte wieder gute Kohle; und noch guteres Frackinggas; beides von weit, weit her herangekarrt.

    • @656279 (Profil gelöscht):

      Das ist sowas von richtig.



      Wer denkt denn, dass man im Leben keine Kröten schlucken muss?



      Wenn das CO2 das Hauptproblem ist, sind sichere Reaktoren das must have.



      Die Energieversorgung dem "Wind und der Sonne" zu überlassen geht in einer Industriegesellschaft nicht.



      Und ich will in einem industriellen Wohlstandsland leben, basta.

      • @lutz thomas:

        Ich auch. Und die Leute, die nicht in einem industriellen Wohlstandsland leben, wollen das auch. Die weltweiten Migrationsbewegungen zeigen dies deutlich. Deindustrialisierung wünschen sich nur diejenigen, die glauben, ein Land könne ohne industrielle Produktion Wohlstand garantieren.

        • @Budzylein:

          Niemand "wünscht" sich eine Deindustrialisierung, aber die Physik lässt nun mal nicht mit sich diskutieren. Wir können mit dieser Überschussproduktion und dem immensen Ressourcen Verbrauch nicht mehr lange weitermachen ohne die Grundlage für Leben auf der Erde nachhaltig zu zerstören.



          Ich würde Lutz Thomas an dieser Stelle sogar zustimmen, dieser Grad an Industrialisierung ist alleine mit Sonne und Wind bis auf weiteres wahrscheinlich nicht zu versorgen. Da kann die Lösung aber nur sein weitere Alternativen (z.B. Gezeitenkraftwerke, Fusionsreaktoren, Geothermiekraftwerke, den Effektivitätsgrad von Solarzellen weiter steigern usw.) zu erforschen und solange die Produktion zu drosseln und die von überflüssigen Konsumgütern einzustellen. Die Erforschung von Alternativen ist allerdings so lange vertrödelt und zu wenig gefördert worden, dass uns jetzt faktisch keine andere Option bleibt, als Teile der Industrie stillzulegen.



          Der Weiterbetrieb dieser maroden AKWs ist jedenfalls ein idiotischer Plan, welche Risiken in einer immer unfriedlicher werdenden Welt das birgt zeigt, sich gerade ziemlich deutlich in Saporischa.



          Da können sie beide noch so oft Basta sagen und mit den Füßen aufstampfen, so wie es ist, wird es nicht bleiben KÖNNEN. Wir haben nur noch die Wahl, ob wir die Veränderung unseres Wirtschaftssystems gezielt und gesteuert herbeiführen oder einfach weiter machen wie bisher, bis der ganze Laden gegen die Wand fährt und dann alle sehen können, wie sie in einer kollabierten Gesellschaft überleben werden.

          • @BakuninsBart:

            Dass "uns" keine andere Option bleibe, als Teile der Industrie stillzulegen, ist eine bloße Behauptung. Deutschland wird damit das Klima nicht retten. Es gibt nämlich noch ein paar andere Länder auf der Welt, die CO2 emittieren, und ein bisschen Emissionsreduktion durch deutsche Teil-Deindustrialisierung ändern am Weltklima und seinem Wandel nichts.

  • "Grüner Kurs"? Leider basiert dieser Kurs nur auf Parteiprogrammen, die Realität wird absolut verdrängt. Und das führt dann zu Unverständnis beim Bürger, wenn diese Partei Regierungsverantwortung trägt.

  • Mit dem argumentativen Hebel von 'Ideologie vs. Pragmatismus' lässt sich nun wirklich jede Grundüberzeugung beseitigen. Folgen die Grünen dieser Linie weiter könnten sie so ganz nebenbei auch noch die Endlagerfrage lösen indem man den Strahlenmüll halt ganz pragmatisch wieder in der Nordsee verklappt. Wenn ddie FDP da noch im Wettbewerb um größtmögliche Ideologiefreiheit mithalten will wird sie sich wohl demnächst für die kommunistische Revolution stark machen müssen.

    • @Ingo Bernable:

      Wenn die Grundüberzeugung zur Ideologie wird, ist das nicht dasselbe, wie wenn die Ideologie zur Grundüberzeugung wird. Wenn die Grundüberzeugung zur Ideologiefreiheit führt, ist das eine Ideologie, die pragmatisch ist, wenn sie nicht zur Ideologie wird.

    • @Ingo Bernable:

      Die Endlagerfrage, die sich unabhängig vom Weiterbetrieb einiger AKW für 3-5 Jahre stellt, hat sich ja geklärt, das kommt an die Bayrisch- Schweizer Grenze.

      • @Waage69:

        Nur, dass es keine Bayerisch-Schweizer Grenze gibt –nicht einmal im Bodensee.

        • @o_aus_h:

          Ok - Schade eigentlich.

    • @Ingo Bernable:

      Nö,

      man sollte eben die "Grundüberzeugungen" immer an der Realität und deren Bedürfnissen überprüfen.

      Das ist schwierig und deshalb klebt man lieber an Grundüberzeugungen und Ideologie, Da muss man nicht weiter überlegen.

      • @Erwin Schiebulski:

        Aber wo hat sich die Realität denn in Bezug auf AKW geändert? Sind die Reaktoren, erbaut Anfang der 80er, heute plötzlich sicherer als noch gestern oder ist Radioaktivität plötzlich ungefährlich geworden? Hat man plötzlich doch noch einen Plan gefunden wie ein Super-GAU beherrschbar wird?

  • Das nennt man dann wohl politischen Pragmatismus. Kann vorkommen wenn man in der Regierungsverantwortung steht. Letztendlich kann das für Grünen aber auch ein Eigentor sein. Die Linke hat sich selbst erledigt, die SPD ihre Klientel verloren, CDU und CSU sind ebenfalls auf dem absteigenden Ast. Es besteht die Gefahr, dass einem bescheidenen Krisenmanagement und hilflosem agieren auch in Deutschland ein Rechtsruck eintreten könnte.

  • Wer den Klimawandel ernst nimmt, ihm wirklich Priorität einräumen will, der hätte schon längst zugeben müssen, dass der FRÜHE Atomausstieg ein Irrweg ist. Aber wer gibt schon gerne Fehler zu. Auch die Grünen lassen die Welt lieber gegen die Wand fahren.

    • @MikeyBln:

      Immerhin merkt jetzt auch der Letzte, dass im Winter der deutsche Ausstieg aus der Kernkraft den deutschen Einstieg in die französische Kernkraft zur Folge hat. Die Franzosen wird es freuen - schließlich brauchen die sehr viel Geld um ihre in die Jahre gekommenen Kraftwerke zu ersetzen. Man kann das so machen, mich stört daran allerdings die Verlogenheit.

    • @MikeyBln:

      "dass der FRÜHE Atomausstieg ein Irrweg ist"

      Was heißt dabei "früh"? 2011 wurde der Ausstieg beschlossen (nach dem ersten Atomausstieg 2000 und der Laufzeitverlängerung 2010), der dann 11 weitere Jahre (!) dauern sollte, Isar 1 wäre seit 43 Jahren im Betrieb, Isar 2 seit 34 Jahren. Frankreich lässt seine Schrottmeiler theoretisch seit bis zu 50 Jahre laufen, aber sie sind nun halt fast alle marode und nicht betriebsfähig und Frankreich importiert nun Strom aus Deutschland. Es möchte seit langem 11 neue AKWs bauen, in der Bauphase ist aber nur eins, mit über 10 Jahren Verzug und den (bislang) dreifachen kalkulierten Kosten. Die Kosten und Risiken will kein Privatunternehmen mehr tragen. Wir können es natürlich auch machen wie Indien, da läuft Tarapur I seit 53 Jahren (Tarapur 2 wurde vor zwei Jahren stillgelegt, weil es bei einem "Unfall" den Schornstein weggesprengt hat).