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Niedergang der LinksparteiLinksjugend auf der Suche

Die Debatten junger Leute waren in letzter Zeit oft linksliberal: #MeToo, #blacklivesmatter, #climatejustice. Warum profitiert die Linkspartei nicht?

Beim Pfingstcamp in Essen finden sich eher Debatten über Urkommunismus als über #blacklivesmatter Foto: Shoko Bethke

Berlin und Essen taz | Eigentlich sollte es an diesem Abend eine Podiumsdiskussion geben: „Die Linke am Abgrund – wie weiter?“ Es ist gerade eine der drängendsten Fragen für die Linkspartei, und als solche gehört sie hierher, auf das Pfingstcamp der Linksjugend Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Aber die Diskussion fällt aus. Es habe sich einfach kein Parteimitglied gefunden, das auf der Bühne mit den jungen Linken diskutieren wollte, erklärt ein Teilnehmer.

Die Linke ist in der Krise. Bei den Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen hat sie es nicht mal in die Parlamente geschafft. In den Bundestag kam sie nur knapp. Dazu kamen ein MeToo-Skandal, der Rücktritt einer ihrer Vorsitzenden, Streit über Putin, die Nato und den Krieg in der Ukraine. Auf dem Parteitag in Erfurt am kommenden Wochenende will sich die Partei neu aufstellen.

Dabei könnten die Zeiten für eine linke Partei eigentlich kaum besser sein: Inflation, Wohnungsnot und Klimakrise verlangen nach Antworten. Auch das Wählerpotenzial ist da: Laut einer Studie der Linke-nahen Rosa-Luxemburg-Stiftung könnten sich 18 Prozent vorstellen, die Linke zu wählen. Warum strauchelt die Partei trotzdem?

Auf dem Pfingstcamp in Essen führen die Teil­neh­me­r*in­nen die Diskussion über ihre Zukunft einfach selbst. Etwa 60 junge Menschen sitzen im Kreis und puzzeln zusammen, was in der Partei falsch läuft: Sie trete schlecht auf, sei intern nicht zu Diskussionen in der Lage, und wenn sie in Regierungsverantwortung komme, schaffe sie es nicht, ihre Positionen durchzusetzen.

In der Runde sprechen überwiegend Männer, es wird viel genickt und applaudiert. Neben der Diskussion stehen in Essen auch politische Vorträge auf dem Programm: „Marxistische Analysen zum Krieg in der Ukraine“, „Führte Lenin zu Stalin?“ oder „Die Menschen im Urkommunismus“. Die Themen, die in letzter Zeit junge Menschen auf der ganzen Welt mobilisiert haben – #MeToo, #blacklivesmatter, ­#climatejustice – muss man dagegen lange suchen. Die Linksjugend in NRW ist keine, die sich an Hashtagdebatten abarbeitet.

Dabei war es ein Hashtag, der der Linksjugend gerade Öffentlichkeit verschafft hat: #linkemetoo. Seit Monaten hatten junge linke Frauen in den sozia­len Medien über Sexismus im hessischen Landesverband geschrieben. Der Spiegel hat die Vorwürfe schließlich recherchiert und eine Debatte in der Partei losgetreten. Vorangetrieben hat die auch Sarah Dubiel, Bundessprecherin der Linksjugend. Auf Twitter teilt sie heftig aus, hat der Parteiführung vorgeworfen, die Betroffenen nicht ernst zu nehmen. „Der momentane Umgang mit den Sexismusvorwürfen ist krass, weil es nicht mit dem übereinstimmt, was ich am Anfang wahrgenommen habe“, sagt Dubiel der taz.

Gegen Rassismus und Sozialabbau

Dubiel, 27 Jahre alt, alleinerziehend, kommt aus Rheinland-Pfalz, beim Pfingstcamp ist sie nicht dabei. Für Sahra Wagenknecht wären Leute wie sie vermutlich „Lifestylelinke“, also Leute, die lieber über Sexismus und Rassismus redeten als über So­zial­abbau. Aber für Dubiel lässt sich das eine nicht vom anderen trennen: „Wer sind denn die Personen, die am meisten ausgebeutet werden? Das ist nicht unbedingt Klaus-Dieter, Mitte 40. Das sind Mi­grant:in­nen, die für 4 Euro Spargel stechen.“ Die Linke müsse sich für all jene einsetzen, die es in der Gesellschaft am schlechtesten haben: „arme Menschen, behinderte Menschen und vor allem Mi­grant:in­nen.“

Elias Hildebrandt sieht weitere Ursachen, weshalb die Linke keine Wahlen mehr gewinnt. Hildebrandt, 19 Jahre alt und Mitglied der Linksjugend Köpenick-Treptow im Berliner Wahlkreis von Gregor Gysi, verteilt an einem Junimorgen Gratiskaffee und Parteiflyer an der S-Bahn in Köpenick. „Ihr könnt’s auch nicht besser machen als die anderen“, ruft ein Mann mit Sommerhut. „Geh arbeiten!“, ein anderer.

Hildebrandt lässt sich davon nicht beeindrucken. Er kritisiert, wie die Parteimitglieder öffentlich miteinander umgehen: „Dass Oskar Lafontaine kurz vor der Saarlandwahl aus der Linken ausgetreten ist, war ein Mittelfinger in Richtung all der jungen Genossinnen und Genossen, die dort Wahlkampf gemacht haben“, sagt er. Bei der anschließenden Landtagswahl verlor die Partei über 10 Prozentpunkte und flog aus dem Landtag.

Ein Drittel der Mitglieder verloren

Die Linkspartei hat in den letzten zehn Jahren ein Drittel ihrer Mitglieder verloren, 30.000 neue sind hinzugekommen. Viele der Neuen sind unter 30, weiblich, leben in großen Städten. Sie könnten die Partei erneuern, doch sind sie öffentlich kaum präsent.

Die Linke hat hinter der AfD mittlerweile den höchsten Altersdurchschnitt im Bundestag

Aus den Jugendorganisationen der anderen Parteien gehen immer wieder prominente Po­li­ti­ke­r*in­nen hervor: Kevin Kühnert für die SPD, die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang, und Paul Ziemiak war noch Vorsitzender der Jungen Union, als er Generalsekretär der CDU wurde. Im Bundestag sitzen viele Mitglieder der verschiedenen Jugendorganisationen von SPD, Grünen und CDU als Abgeordnete. Sie haben den Altersdurchschnitt im aktuellen Parlament deutlich nach unten gedrückt. Die Linke hingegen ist hinter der AfD mittlerweile die älteste Partei im Bundestag.

Streit um Apartheidstaat

Sie könnte durchaus Kraft entwickeln, die Linksjugend – wenn sie geschlossen auftreten würde. Auch die Landesgruppen der Linksjugend streiten über ihre unterschiedlichen Vorstellungen von linker Politik. Die Linksjugend in Köpenick, zu der Elias Hildebrandt gehört, verkündete gerade auf Twitter ihren Austritt aus dem Verband „solid Berlin“der Linksjugend. „Wir arbeiten relativ nah mit der Partei zusammen, das hat ‚solid Berlin‘ nicht gefallen“, sagt Hildebrandt dazu. Streit gab es zuletzt auch über Antisemitismusvorfälle. Die Berliner Linksjugend hatte im April beschlossen, Israel als Apartheidstaat zu bezeichnen.

Wenige Tage später reihten sich Mitglieder der Berliner Linksjugend samt Fahne in eine propalästinensische Demonstration ein, auf der Parolen der Terrororganisation Hamas angestimmt wurden und ein Reporter von Demonstrierenden als „dreckiger Jude“ und „Scheißjude“ beleidigt wurde. Der Bundesverband der Linksjugend warf dem Berliner Landesverband eine „Dämonisierung Israels“ vor und verwies auf einen Beschluss, wonach die Linksjugend Antisemitismus entgegentrete.

Politische Streitigkeiten gehören zu allen Parteien. Bei der Linken und ihrer Jugend sind sie zurzeit aber besonders laut und hässlich. Vielleicht braucht es gerade das, denken einige, um die Partei von Grund auf zu erneuern. Vielleicht, denken andere, zerbricht sie aber genau daran. Für Sarah Dubiel, die Linksjugend-Sprecherin, wäre das eine Katastrophe. „Wenn die Linke zerbricht, dann hat man keine wirklich linke Kraft mehr im Bundestag. Das wäre fatal.“ Elias Hildebrandt von der Linksjugend Treptow-Köpenick sieht das pragmatischer: „Dann treten wir alle in die SPD ein und stärken den linken Flügel“, sagt er. Es ist ein Scherz.

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48 Kommentare

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  • Bedeutet dies jetzt, dass ein ordentliches Mitglied der Linken, nicht in die Kirche zu gehen hat? Ist dies Bedingung und Voraussetzung in dieser kleinbürgerlichen Partei, deren Mitglieder in Scharen zur AfD abwandern ( Sachsen und Sachsen-Anhalt)? Die Linke ist mittlerweile eine Akademiker- Partei und eine Partei des Akademischen Proletariats die eine Erhöhung des HartzIV- Satzes fordert, das von der werktätigen Bevölkerung erwirtschaftet werden muss. Ansonsten möchten sie alle in der Berliner Innenstadt in einem Altbau wohnen für 4 Euro Kaltmiete. Weiterhin sitzt die Linke in einem Boot mit der AfD hinsichtlich Rassismus und Flüchtlingspolitik ( Sarah Wagenknecht)



    Warum glauben Sie, dass die Linke im Bundesdurchschnitt immer um die 5-7% herum eiert? Weil sie so toll sind und so attraktiv? Wenn man HartzIV abschaffen und das Bürgergeld einführt ist die Linke tot. Da werden dann die Kirchen wieder voller.

    • @Pepi:

      Hui. Was haben Sie denn mit der Kirche und der Linken? Worauf beziehen Sie sich denn da?







      Und haben Sie dafür Belege, dass die Leute in Massen aus der Linken aus- und anschließend in die AfD eintreten?







      Und warum ist die Linke rassistisch und flüchtlingsfeindlich nur weil es Sarah Wagenknecht gibt? Haben Sie schon mal von zum Beispiel Thilo Sarrazin, Christian Lindner oder diversen CDU/CSU-Politikern gehört? SPD, FDP und CDU/CSU sind nach Ihren Maßstäben ja schon fast rechts von der AfD.😁

      • @Nansen:

        Ich beziehe mich auf die Wanderbewegung der Wähler/innen in Sachsen und Sachsen-Anhalt.

  • "Wer sind denn die Personen, die am meisten ausgebeutet werden? Das ist nicht unbedingt Klaus-Dieter, Mitte 40. Das sind Mi­grant:in­nen, die für 4 Euro Spargel stechen"

    Genau diese Einstellung, die die Situation der eigenen Urklientel abqualifiziert, sorgt für den Niedergang.

    Und wer Mitte 40 heißt Klaus-Dieter?

    • @Katev :

      Darum ist Weltfremdheit ein wesentlicher Vorwurf an die Linke.

      Dass die Spargelstecher inzwischen Mindestlohn kriegen, ist auch noch nicht bekannt.

      Wozu soll man so eine Partei wählen?

  • Die Linke versteht scheinbar nicht das es einen Unterschied zwischen Aktivismus und der Aufarbeitung interner Probleme geben muss. Eine Partei, die sich in Folge eines internen Skandals in der Öffentlichkeit selbst dekonstruiert hinterlässt einen fürchterlichen Eindruck. Solche Dinge im Hinterzimmer auszuräumen hat politisch gesehen durchaus einen großen Mehrwert, insbesondere wenn viele Medienhäuser nur auf eine Gelegenheit warten der Partei ein unklares Profil und unprofessionelles Verhalten zu attestieren.

    Was den politischen Druck aus der Ecke der jungen, urbanen, akademischen Frauen angeht so sollte man bedenken, dass diese linksliberale Klientel bereits erfolgreich von den Grünen bedient wird. Man muss sich also fragen warum die jetzigen Wähler der Grünen zu Die Linke wechseln sollten. Dafür wird eine bloße Adaption der gleichen Themen nicht reichen, zumal diese Themen bei näherer Betrachtung fast immer deutlich weniger Substanz aufweisen als traditionelle marxistische Positionen.



    Die Parolen linksliberaler Aktivisten bestehen seit langem aus provokativen Halbwahrheiten, die Abseits der Medienwelt allerorts für hochgezogene Augenbrauen und Kopfschütteln sorgen. Das Armut ein sehr reales Problem für Betroffene ist lässt sich hingegen kaum bestreiten.

  • Die Linkspartei ist in einer sozialpsychologischen Demobilisierungsfalle.



    Gäbe es keine Wagenknecht, die in unlogischer Weise die Bedürfnisse der anti-diskriminierungs-Jugend abwertet, dann hätten gerade auch die Linksjugend das gleiche Problem: sie sind in diesem Parteienwahl-System weit von "18%" entfernt.



    So auch in Ägypten 2011-2013 die große Differenz zwischen Tahrirplatz und Wahlergebnissen.

  • Wähler/innen ungleich Mitglieder!



    wenn sie an die Regierung komme, schaffe sie es nicht, ihre Positionen durchzusetzen.



    => Weil die kapitalistischen und die konservativen Mächte zu stark sind und über Wahlen allein diese weitreichenden Ziele nicht erreicht werden können.



    => eine Menge ärmerer Menschen resigniert. Das ist ein sehr mächtiges Problem.



    Ob Leninismus die richtigere Strategie wäre oder grassroots-autonom etc. ist eine darauf folgende Frage.



    Durchsetzen mit Macht müsste mensch die Senkung der Mieten und das Ende der Ausbeutung der Anderen - Nichtwahlberechtigten.



    Das heißt: Die Einigkeit bei Kampfhandlungen stellt sich außerhalb des Parlaments noch mal ganz anders als in einer Partei, die von einer nationalistischen Chauffeurs-Dame gespalten und zerrüttet wird.



    Aktion und Bewegung zählen mehr.

  • Lenin war ein gefährlicher Irrer. Sonst nix.

    • @insLot:

      Natürlich, sonst hätte ihn der Kaiser auch nicht als Waffe gegen Russland eingesetzt.

  • Dann treten wir alle in die SPD ein und stärken den linken Flügel dort … ach, die Unbekümmertheit der Jugend!



    Genau das habe ich schon in den Achtzigerjahren versucht, ich kann nur abraten. Gott sei Dank war diese Aussage des Linksjugend-Vertreters nur ein Scherz. Dennoch: ich wünsche der jungen Generation viel Erfolg und langen Atem (darauf kommt es vor allem an) beim Zurückdrängen der linksreaktionären Kräfte in der eigenen Partei.

  • Männer die jetzt Mitte vierzig sind heißen nur sehr selten Klaus-Dieter…

  • Es müsste eher heißen Arbeiterpartei statt Grossstadtpartei.



    Die vielen jungen Mitglieder, die sie für ne Chance sehen, machen die Partei längst zu einer Kopie der Grünen. Das bringt vorallem heftige Verluste auf dem Land.



    Kein Wunder das die Wagenknecht los werden wollen, die passt ideologisch nicht zu diesem Wolken Milieu der jungen Akademiker.

  • „Führte Lenin zu Stalin?“

    Lenin war nur graduell besser als Stalin, selbst der Panzerzugexperte und durch gewaltsames Frühableben verhinderte (potentielle) Weltrevolutionär Trotzki war eigentlich nur ein profaner Massenmörder.

    Diese ganze Oktobernostalgie gehört in den Eimer. Damit sollte angefangen werden.

  • 6G
    655415 (Profil gelöscht)

    Die ‚Politische Linke‘ ( = SPD und Die Linke, also Parteien mit ehemaliger Größe und recht viel Geld im Rücken ) ist in Deutschland im Grunde politisch tot, befindet sich in den letzten Zügen.

    Warum das so ist? Ist im Grunde wurscht und daher jede Diskussioon darüber müßig bzw. wasting time. – Doch, zwei Gründe will ich benennen:

    1.Sie hat sich selbst aufgegeben, verzettelt und zerstört aus einem falsch verstandenen Konsensbewusstsein heraus, welches sie sich einimpfen ließ: u. a. von Merkel et al. Amt und Würden lockten mehr als das altruistische Eintreten für die Herbeiführung eines größtmöglichen Allgemeinwohles.

    2. Die Führungskader der o. g. Parteien waren nicht in der Lage ( d. h., sie wollten es nicht, s. o. ), den Menschen ( den WählerInnen und Wählern ) aufzuzeigen, in welchen Gefahren sie sich befinden bzw. in welcher Art und Weise sie vom kapitalistischen System nach allen Regeln der Kunst entrechtet, entgeldet, bevormundet u. a. m. werden. Und dann faseln diese Herrschaften immer von „Demokratie“.

    Schauen Sie sich das Wording eines Politikers wie Dietmar Bartsch an: der sieht nicht nur aus wie ein CDU-Politiker, von Beruf mittelständischer Unternehmer, Bestattungsinstitut, der spricht auch so.

  • Aber genau das ist das Problem, dass nicht mehr (zumindest nicht herrausragend) das urlinke Thema der sozialen Ungleichheit, das sehr viele der ursprünglichen Linke-Wähler umtrieb, im Fokus steht, sondern (zumindest medial) hinter mehr oder weniger wichtigen, auf jeden Fall wahrscheinlich für viele Wähler weitaus weniger wichtig/drängend empfundenen MeToo/Manspreading/woke/Gendersprech/Quoten/Aussenpolitikspositionendes letzten Jahrhunderts uvm. komplett verschwinden. Zumindest legen das die Wahlergebnisse nahe. Hinzu kommen die internen Querelen, die wahrscheinlich häufig nicht politisch, sondern persönlich begründet sind. Wie im Kindergarten. Ich meine, ich weiß es nicht, ich vermute nur. Aber wahrscheinlich liege ich nicht so falsch. Insofern war Aufstehen mit einer Rückbesinnung auf urlinke Themen, die eben bei den gesättigten Lifestylelinken, die in ihrem Leben wahrscheinlich ausser bei RTL2 noch nie einen H4-Empfänger gesehen haben, nicht so en vogue sind, weil es sie schlicht nicht betrifft. Wohl aber die urlinke Wählerschaft..diese verabschiedet sich derweil völlig aus dem Kreis der Wählenden, wie auch schon die ganzen Armutsgefährdeten...ändert sich ja doch nichts...sollen doch die woke-Linken sich mit den Politikern der kleinen CDU darüber streiten, ob Sprache nun für Gleichheit sorgt oder ob es doch eher andersherum ist...Kann man schon mal ne Legislatur mit verbringen...

  • Auch in anderen Parteien gibt es immer wieder Zeiten, wo bestimmte Altersgruppen kaum in Positionen gelangen, z.B. Olaf Scholz aus seiner Juso-Generationen sind nur sehr, sehr wenige Menschen in höhere Parteiämter und öffentliche Ämter aufgestiegen.



    Ich finde es nett, dass die taz sich mal mit der Linksjugend beschäftigt. Ich nehme die sehr sehr selten wahr. Schön, dass es sie gibt.



    In Frankreich hat man jahrelang über das Ende der Linken und ihr Dahinsiechen gesprochen, berichtet und geschrieben. Jetzt sieht es ganz anders aus. Die Ausgangslage dort war wesentlich schlechter als in Deutschland. Heute gibt es wieder gestandene, junge Linke, die in Frankreich der Linken wirklich ein Profil und ein ganz neues Gesicht geben. Insofern sollten die jungen Linken in Deutschland sich reinhängen und nicht aufgeben. Es sieht vielleicht momentan schlechter aus als es ist. (In Frankreich sind zig linke Parteien immer gegeneinander angetreten, das ist Deutschland nicht mal der Fall)

  • "Das ist nicht unbedingt Klaus-Dieter, Mitte 40. Das sind Migranten, die für 4 Euro Spargel stechen.“

    Die o.g. Migranten haben aber i.d.R aber kein Wahlrecht in Deutschland. Also eher vergebliche Mühen wenn es darum geht Prozentpunkte bei Wahlen zurückzugewinnen

    • @charly_paganini:

      Klaus-Dieter (und inzwischen auch Achmed-Abdul) haben einen Facharbeiterbrief und arbeiten in der Deutschen Industrie.



      Wenn sie am Monatsende ihre Gehaltsabrechnung bekommen und sehen wieviele Steuern und Sozialabgaben sie zahlen dürfen und dafür ihr Anspruch auch Rente und Arbeitslosengeld immer mehr gekürzt wird könnten die auf ganz andere Ideen kommen wer in dieser Gesellschaft ausgebeutet wird.



      Und wenn dann Linke die bei staatlich finanzierten NGOs, parteinahen Organisationen oder dem staatlich finanzierten staatsfernen öffentlich-rechtlichen Rundfunk beschäftigti sind Klaus Dieter als "alten weissen Mann" beschimpfen...



      Muss man sich dann noch wundern warum Klaus-Dieter nicht links wählen?

    • @charly_paganini:

      Wer sticht für 4 Euro Spargel ? Die Betriebe die ich kenne zahlen Mindestlohn. Ausserdem sind Polen und Ukrainer als Saisonarbeitet keine Migranten. Sozialversicherung muss vom Spargelbauer übrigens auch bezahlt werden

      • @Klempner Karl:

        Natürlich kriegen die (auf dem Papier und mindestens) Mindestlohn, Migranten sinds trotzdem genauso wie z.B. Wissenschaftler*innen aus Sonstwo, die hier temporär forschen.



        Das Beipiel ist auch aus anderen Gründen unglücklich, u.a. weil Spargelstechen ned jede*r kann und durchhält und grade Pol*innen ned mehr für nen Appel und ein Ei hier arbeiten.



        Auf so naheliegende Sachen wie z.B. die staatliche Unterstützung zur Einrichtung von Betriebsräten, staatliche Stellen mit Leuten, die relevante Sprachen sprechen, wo Verstöße gegen das Arbeitsrecht u.ä. gemeldet und verfolgt werden, kommt halt eher kein*er der jungen LINKEN.

      • @Klempner Karl:

        Ich habe nur einen Kommentar zitiert, der Käse stammt nicht von mir

  • "Die Debatten junger Leute waren in letzter Zeit oft linksliberal: #MeToo, #blacklivesmatter, #climatejustice."

    Sind das wirklich "die Debatten junger Leute" - oder sind das nicht die Debatten von Leuten in einer Medienblase, die sich für jung hält?

    Ich vermute, dass sich die meisten jungen Menschen dessen bewusst sind, dass ihre Generation mit einem Arbeitsmarkt konfrontiert sind, in dem sie zunehmend Mangelware sind. Und den jungen Menschen, die keine Wohnung finden nützt es nichts, wenn durch Maßnahmen die Mietpreise für Leute sinken oder nicht steigen, die bereits eine Wohnung haben, sie profitieren nur, wenn massiv neue Wohnungen entstehen. Insofern sind klassisch linke Themen wie ALG2 ("Hartz 4 abschaffen") oder Lösungsansätze wie Enteignungen nicht unbedingt die Themen der Nachwuchswähler außerhalb der Stammbasis.

  • von den softwares amerikanischer Konzerne gesteuerte Menschenmeuten sind niemals "links".



    Mehr gibt es dazu wirklich nicht zu sagen.

    • @JulianM:

      Sehr schön dargestellt!

      Solche Schwarz-Weiß-Denke ist wohl der Hauptgrund, warum Ihr Linken es immer wieder schafft, Euch gegenseitig zu vergraulen. Irgendwas findet sich an jeder Einstellung (oder Ihrem Vertreter), was irgendwem anders quer genug für so ein dämliches "Wer..., kann nicht links sein."-Pauschalurteil im Magen liegt. Und da Ihr ja alle die Weisheit mit Löffeln gefressen habt, den einzig richtigen Weg kennt und nur zu gut "wisst", dass es auch keinen anderen geben kann, rechthabert Ihr Euch schön in die Bedeutungslosigkeit.

      Wenn es nicht so herrlich menschlich wäre, wär's traurig...

      • @Normalo:

        PS Interessehalber apropos der Überschrift: Würden Sie sich eher zur "Wer Lenin verehrt, kann nicht links sein"- oder zur "Wer Lenin NICHT verehrt, kann nicht links sein" - Fraktion zählen? ;-)

    • @JulianM:

      Rischtisch.....



      und keiner der Jeans oder new balance trägt ist ein echter deutscher nazi, weil kommt ja aus Amerika.

    • @JulianM:

      "von den softwares amerikanischer Konzerne gesteuerte Menschenmeuten sind niemals "links"."

      Wow, diese Aussage hat das Zeug zum "Schrägsten Argument Des Tages".

      Technikfeindschaft, Antiamerikanismus, Respekt.

    • @JulianM:

      Sie meinen diese Debatten nicht deshalb geführt weil Rassismus, Sexismus, Ausbeutung, etc. tatsächliche und dringende Probleme sind, sondern weil amerikanische Konzerne das so wollen?

      • @Ingo Bernable:

        "Sie meinen diese Debatten nicht deshalb geführt weil Rassismus, Sexismus, Ausbeutung, etc. tatsächliche und dringende Probleme sind, sondern weil amerikanische Konzerne das so wollen?" Ja.



        Herzlichen Glückwunsch, sie sind der einzige Gewinner des Bot-Tests. ;)



        Lesen Sie als nächstes Shoshona Zuboff, The Age of Surveillance Capitalism, dort finden Sie wichtige Grundagen zum Verständnis der Technologie. mfG, jmf

    • @JulianM:

      Das Problem der Linken - mindestens in Deutschland - ist doch, dass der Umgang untereinander unter aller Kanone ist.



      Dann gibts noch diese ganzen Kommunisten, Trotzkisten usw. die völlig weltfremde Forderungen erheben.



      Warum Israel immer im Fokus steht und nicht die Zig anderen Akteure lässt sich ohne Antisemitismus auch nicht erklären.



      Und dann wird jeder der nicht voll auf Linie ist irgendwie rausgemobt, weil er nicht Vegan oder sonst irgendwas ist.

      Übrig bleibt ein dogmatischer Kern der sich in der Rolle der Stadtguerilla gefällt...

      (ist jetzt etwas verallgemeinernd , schon klar)

    • @JulianM:

      Ich kann Ihnen nicht folgen

      • @syle x:

        Ich denke,, er meint, dass irgendwie immer amerikanischer Kapitalismus schuld und die Mehrheit immer ganz böse ist.

  • Putin gut finden und links sein lässt sich halt logisch nicht so gut vereinen. Das dämmert den Leuten so langsam.

  • Der oft erhobene Vorwurf, die erwähnten gesellschaftlichen Themen würden auf Kosten linker Kernthemen gehen, ist meist unfair - aber es gibt zum einen durchaus Tendenzen, denen, die soziale Errungenschaften verteidigen, besonders wenn diese unter einer von kapitalistischen Kräften betriebenen internationalen "Harmonisierung" leiden würden, Nationalismus zu unterstellen (so, als wäre die Internationale der Kapitalisten ein guter Ersatz für politisches Engagement der Lohnabhängigen), zum anderen ein weitgehendes Desinteresse an ökonomischen Themen. Das Ende des Ostblocks hat Daniel Cohn-Bendit und andere resignieren lassen, das "sozialistische Experiment" sein nun gescheitert, während Großkonzerne mit ihrem globalen Netz aus Standorten und Zulieferern zu riesigen (und für sich funktionierenden) Planwirtschaften wurden, die einen Ostblockstaat hinter sich lassen. Der globale Kapitalismus beweist täglich, dass mit Marktforschung und moderner Rechenleistung und Kommunikation effiziente, genau auf den Bedarf abgestimmte Produktion möglich ist - dass man diese jedoch nicht auf finanziellen Gewinn, sondern auf die Bedürfnisse der Weltbevölkerung (zunächst einmal Nahrung, Kleidung, Obdach, medizinische Versorgung und Bildung für wirklich alle) ausrichten muss und dies auch kann, sogar unter Beachtung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz, müssen Linke erkennen.

  • Die Linke hat noch nicht mitbekommen, dass die Welt sich rasant verändert. Oder sie schafft es nicht, sich in dieser sich rasant ändernden Welt zu positionieren. Leider unwählbar geworden, was auch die Wahlergebnisse der letzten Zeit zeigen.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Wer ist dann wählbar? Parteien die im Wahlkampf auf dicke Hose machen und dann in Verantwortung das Gegenteil zu tun. Soziale Ungleichheit ist grösser denn je, mehr Spielraum kann man als linke Partei nicht bekommen.

  • Die Grünen sind eh die bessere Linkspartei, ohne deren ganzen negativseiten (Eu Hass, Israel Hass und mehr)



    Die Grünen waren mal die pädophilenpartei, aber davon sie sich kritisch, einheitlich und glaubhaft distanziert und sind so wählbar geworden.

    • @MontyTonty:

      Was soll an den Gruenen links sein? Damalige wirkliche Gruenen würden die heutigen Gruenen eher der CDU oder FDP verordnen.



      Können mit denen auch sehr gut.

    • @MontyTonty:

      Die Grünen sind nicht einmal eine linke Partei, sondern bestenfalls eine liberale - und oft genug eine jungkonservative, die lediglich den Kirchengang durch den Biosupermarkt ersetzt hat. Der Fehler der Linken dürfte eher darin liegen, den selben Weg zu gehen - was auch erklärt, warum sie in den ihren Kernmilieus, bei Arbeitern und kleinen Angestellten, kaum noch Anklang findet. Der Mitgliederzuwachs ist eher ein Indikator für diese Schwäche: Zustimmung unter urbanen Akademikern kann den Vertrauensverlust in der Breite nicht kompensieren.

      • @O.F.:

        Stimmen ihnen vollzu danke.

      • @O.F.:

        Kommt drauf an welchen Maßstab man ansetzt.



        Setzt man den Wagenknechttschen-Lifestyle-Linke Maßstab an, so stimmt es wohl, dass die Grünen nicht links sind.

        Die Sache sieht allerdings aus, wenn man sich überlegt für wen und für was die Grünen Umweltschutz betreiben.... Ein lebensfähiges und lebenswertes Habitat für die gesamte Menscheit.

        Ist aber schon länger ein Problem der Linken, Sachen werden logisch nicht zu Ende gedacht und vor Wiederprüchen werden die Augen verschlossen.



        Kontra NATO hat nicht Pro Russland als Bedingung... außer bei der Linken. Im taz! Interview mit der verbleibenden Vorsitzten konnte sie nicht mal 3-4 Sätze sagen, ohne den neurotischen "Ja, aber NATO"-Reflex bedienen zu müssen.

        • @nachtkap:

          Naja, “auf dem platten Lande” hat man schon lange nicht mehr die Wahrnehmung, dass die Grünen ein “lebensfähiges und lebenswertes Habitat” für den ländlichen Raum anstreben … zumindest seit die - um es mal etwas plakativ zu formulieren - ihre Landkommunen verlassen haben, um sich dem urbanen Lifestyle hinzugeben.



          Und in den strukturkonservativen, noch wohlhabenden ländlichen Regionen wie beispielsweise im Münsterland werden immer noch die “Besenstiele” der CDU gewählt, in den vernachlässigten, verunsicherten im Osten wildert die AfD … für Grüne keine Schnitte, erst recht nicht für SPD und Linke.



          Das wird sich nie ändern, solange sich nichts an der miserablen ländlichen Infrastruktur ändert, die ärztliche Versorgung dort zusammenbricht und ich mein Kind in eine 20 Kilometer entfernte weiterführende Schule schicken muss.

        • @nachtkap:

          Die Gruenen betreiben doch gar keinen Umweltschutz. Wenn es drauf ankommt können und wollen sie nicht, stecken in Koalitionen mit der cdu oder FDP fest.

        • @nachtkap:

          Ich lege keine Wagenknecht-Maßstäbe an, sondern verweigere mich lediglich einer gefühlten Lagerzugehörigkeit, die nicht mehr auf tatsächliche politische Inhalte schaut - und da lässt sich bei den Grünen nicht mehr viel finden, was genuin links wäre (einiges ist sogar ziemlich weit rechts, gerade die aggressive Außenpolitik): eine durch und durch bürgerliche Partei, deren Anhänger die Verteidigung ihrer Interessen und Privilegien moralisch verkaufen... kommt Ihnen das nicht aus der alten Bundesrepublim bekannt vor?

      • @O.F.:

        "Zustimmung unter urbanen Akademikern kann den Vertrauensverlust in der Breite nicht kompensieren."



        Das ist eben ein wesentlicher Irrtum der ewiggestrigen Wagenknecht-Linken. Aktuell macht mehr als die Hälfte der jungen Menschen Abitur und mehr als 3/4 der Bevölkerung lebt in Städten. Wer angesichts dessen meint - nicht nur - urbane Akademiker als obskure Minderheit abtun zu können um die Belange einer Arbeiterklasse zu adressieren, die es als homogene Gruppe schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt, verfehlt schon heute breite Teile der Bevölkerung, von der Zukunftsfähigkeit dieses Konzepts gar nicht erst zu reden.

  • Es habe sich einfach kein Parteimitglied gefunden,

    Sucht euch andere Probleme oder andere Wähler.

  • „arme Menschen, behinderte Menschen und vor allem Mi­grant:in­nen.“ kann man als Zielgruppe aussuchen, die wählten und wählen aber nicht die Linkspartei. Manchmal hilft eine Marktanalsye, wenn man sein Zeug nicht los wird.