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Olaf Scholz und die KlimabewegungDer ganz normale Wahnsinn

Susanne Schwarz
Kommentar von Susanne Schwarz

Olaf Scholz hat das Problem der Klimakrise nicht verstanden. Dabei wäre es der Job des Kanzlers, jetzt einen grundlegenden Wandel zu organisieren.

Alles ist normal, alles kann so bleiben, wie es immer war, Bundeskanzler Olaf Scholz Foto: Annegret Hilse/reuters

D a wollte SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen eine Lektion zu ihrem Tonfall erteilen – und vergriff sich fatal im Ton: „Ich sage mal ganz ehrlich: Diese schwarzgekleideten Inszenierungen bei verschiedenen Veranstaltungen von immer den gleichen Leuten erinnern mich an eine Zeit, die lange zurückliegt – und Gott sei Dank“, kommentierte er einen kritischen Zwischenruf auf dem Katholikentag vor einer Woche. Das klang verdächtig nach einem Vergleich der zwischenrufenden und schwarz gekleideten Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen mit Nazis. Dass dieser Eindruck trüge, ist Scholz und seinen Spre­che­r:in­nen seither nicht über die Lippen gegangen, obwohl es natürlich die ganze Woche über Nachfragen dazu gab.

Die Tonfallkritik hat einen schlechten Ruf. Olaf Scholz hat mit seiner Aussage selbst demonstriert, warum das oft berechtigt ist: Wer den Tonfall angreift, drückt sich um die inhaltliche Auseinandersetzung. Warum sich als Bundeskanzler und ehemaliger Finanzminister gegen den Vorwurf klimapolitischer Verfehlungen wehren, wenn man sich auch über Kleidung, Haltung und Zwischenrufe von Ak­ti­vis­t:in­nen beklagen kann? Er lieferte aber gleichzeitig die Ausnahme von der Regel: Wenn der Bundeskanzler die Schoah verharmlost und Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen abspricht, ein legitimer Teil der politischen Öffentlichkeit zu sein, ist das ein guter Grund für Empörung. Das darf nicht passieren – und lässt auch inhaltlich tief blicken.

Es signalisiert schließlich: Alles ist normal. Wir können Politik machen, wie wir es immer gemacht haben, wir können miteinander reden, wie wir immer geredet haben, alles kann so bleiben, wie es immer war. Zumindest ungefähr. Das zeugt davon, dass Olaf Scholz das Problem der Klimakrise nicht verstanden hat: In etwas über sieben Jahren wird die Welt nach aktuellen Trends die Menge CO2 ausgestoßen haben, bei der Schluss sein müsste, damit sich die Erde wahrscheinlich nicht um mehr als 1,5 Grad aufheizt. Deutschland hat daran einen im Verhältnis zur Bevölkerungsanzahl überproportionalen Anteil. Damit das nicht passiert, muss sich alles ändern: die Energieversorgung, das Verkehrswesen, die Ernährung, die Industrie.

Es ist Olaf Scholz’ Job, das zu organisieren. Die klassische Kompromisspolitik, bei der jeder Interessengruppe irgendein Häppchen hingeworfen wird, funktioniert hier nicht. Die Welt wird sich in der Klimakrise übrigens auch radikal ändern, wenn es keine oder zu wenig Klimapolitik gibt – dann aber eben getrieben von den Folgen der Erderhitzung. Sich an die gewohnte Etikette halten zu wollen, ist vielleicht emotional nachvollziehbar, erfüllt aber nicht den Anspruch an einen Regierungschef.

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Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
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34 Kommentare

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  • Nicht nur Scholz hat den Klimawandel nicht verstanden. Auch seine Wähler, die Wähler von Union, FDP und AfD nicht. Die von Grüne und Linken nur zum Teil und von den Nichtwählern haben viele resigniert: Ist doch egal, was man wählt, es ändert sich eh nix. Da " Macht



    Menschen" in erster Linie an der Macht bleiben wollen und sich ständig mit Umfragen konfrontiert sehen, ist das in einer Demokratie kein Wunder. Die Realität ist zu abschreckend! Dann lieber Augen zu und durch. Wird schon irgendwie gehen, der technische Fortschritt wirds schon richten.

  • Die CDU liegt in Umfragen wieder vorn und Scholz ist eben die männliche Merkel. Aussitzen, lächeln und schweigen. Die Merkel wurde in der TAZ mehrfach gelobt und der Scholz hat einfach das Pech, das die Zeiten härter werden. Merkel wäre wahrscheinlich wiedergewählt worden, hätte sie nochmal kandidiert.

    Ich wundere mich nur darüber, was die Leute erwartet zu haben scheinen und warum Scholz so niedergeschrieben wird. Der Typ ist Einfallslosigkeit pur, darauf steht der deutsche Wähler.

    Wenn such die Debatte im Wahlkampf um so schnöde Randthemen wie die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Autobahn dreht, dann weiß man doch schon bescheid

  • Feine Sandkastendiskussion: Immer auf ANDERE Länder zeigen, "die stossen viel mehr CO2 aus".



    Das generelle Problem sind die Gewinneinbußen, die niemand hinnehmen will. An der Umweltzerstörung verdienen zu viele schon ewig gemütlich mit und Gier, Wissenschaftsverleugnung und Aktivistenbashing ist eben kostenlos. Wenn jeder Verursacher seinen Dreck hinter sich aufräumen müsste, hätten wir nicht ganz Deutschland voller "Bürgermeisterdeponien" aus den 50ern bis 70ern, die Asse nicht voller Giftmüll in undeklarierten und auslaufenden Fässern, keinen Atommüll der nach Russland in die Landschaft gekippt wird und deutschen Plastikmüll, der in der ganzen Welt und im Meer rumfliegt. Sich wie die wilde Sau benehmen und dann weggucken.... das passt eher. Scholz ist, genau wie die meisten Berufspolitiker ein Schmarotzer, der für den tanzt, der ihn bezahlt. Seine Äusserung über die Aktivisten zeigt nur, was für ein widerlicher Versager er ist und Berufspolitiker gehören entsorgt. Das korrupte System ist sch on langenicht mehr zeitgemäss, das Pack stopft sich nur die Taschen voll und jeder verursacht NOCH mehr Schaden.

  • Nicht nur die unsägliche Kritik am Tonfall zeigt auf, wie wirr und daneben Scholz und seine Ampel derzeit herumpfuschen.



    Aktuell fällt ihnen die Steuersubvention für die Mineralölindustrie auf die Füße: sodaß die SPD (nach Linken und Grünen) jetzt sogar für die Übergewinnsteuer ist - und nicht allein die SPD -selbst Spahn ist dafür:

    "Auch Unionsfraktionsvize Jens Spahn forderte, die Übergewinne von Ölkonzernen zu besteuern. Die Regierung müsse "genau hinschauen", ob es durch den Tankrabatt wirklich eine Preissenkung gebe, sagte er der "Bild am Sonntag". Ungerechtfertigte Extra-Gewinne müssten mit einer Steuer abgeschöpft werden."



    www.n-tv.de/politi...ticle23379294.html

    Bremens Vorstoß im Bundesrat scheint damit erfolgversprechender als erwartet.

    Die Übergewinnsteuer ließe sich gut dafür nutzbringend einsetzen, was Kommunen und Länder fordern:

    "ein bundesweit gültiges, einheitliches und vergünstigtes Ticket"



    tagesschau.de/inland/neun-euro-ticket-kommunen-101.html

  • Eigentlich kann dieser Scholz, der ja sein ganzen Leben schon rumeiert und nichts anderes 'gelernt' hat, einem ja leid tun, wo er doch neben seinem Job auch gleichzeitig eine SPD retten will, die seit Jahren auf einem falschen Dampfer unterwegs ist und demnächst untergeht, weil sie sich im Morast festgefahren hat. Wir haben ja schon seit mindestens 25 Jahren nur noch verwaltende und weitgehend populistisch tätige Parteigänger. Frau Merkel war ja da noch eine Ausnahme, weil sie -von außen hereingelassen- so etwas wie ein Gespür für Verantwortung aufbrachte, aber von ihrer Partei weitgehend gebremst wurde. Das eigentliche Drama ist, dass die jungen Wilden aus der Friedens- und Umweltbewegung den Frieden eben mit diesen Parlamentariern suchten, in der Hoffnung, diese umstimmen zu können und jetzt sogar froh sind, mitwirken zu dürfen und dabei ihre ursprünglichen Ziele und die Dramatik der Weltlage aus den Augen verloren haben. Dass Laschet, Scholz, Lindner oder Kubicki als Sumpfblüten und sogar ein bayerischer Großmeister die Förmchenverwalter in dieser Sandkiste sind, ist den neuen Spielkameraden von halblinks noch gar nicht aufgefallen. Gerade auch, weil sich viele ältere wie Jürgen Trittin oder Claudia Roth dort ziemlich wohlfühlen.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Dietmar Rauter:

      „Frau Merkel war ja da noch eine Ausnahme, weil sie -von außen hereingelassen- so etwas wie ein Gespür für Verantwortung aufbrachte“ Satire bitte immer kennzeichnen.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Gebe Dir Recht ! Ganz ohne Zwinkern geht es in diesem Trauerspiel eigentlich nicht, Frust wird durch Zynismus nicht besser! Sorry....

  • Das Problem: Zu verlangen "ordentlich" miteinander zu kommunizieren, zuzuhören, zu argumenteiren ist derzeit alles am Thema vorbei und letztlich vollkommen überholtes Yesterday. Wir brauchen Entscheidungen, jetzt, mit klaren Vorgaben, die inhaltlich längst auf dem Tisch liegen.



    Oder anders rum: Warum eigentlich werden seit Jahrzehnten Universitäten und Institute, Kongresse und Meetings sowie deren Protagonisten im Bereich Klimaforschung, Klimaschutz, Klimanpassung... mit Mrd von Euro finanziert wenn man (also Herr Scholz und Vorgänger) dann nicht auf deren Ergebnissen anerkennt und deren Einsichten folgt?

    • @Tom Farmer:

      "...dann nicht auf deren Ergebnissen anerkennt und deren Einsichten folgt? " Gute Frage !



      Gegenfrage ? Warum funktioniert das umgekehrt bei Virologen, Pharma- und Gentechnik in der Umsetzung so wesentlich besser in Corona-Pandemiezeiten ?

      Was unterscheidet Klimaforscher in diesem Sinne von Virologen ?

      • @Matthias Schürle:

        Dem Virologe warnt, und alle so: Wir müssen die Bevölkerung schützen, damit die Weltwirtschaft und der Kapitalismus weiter leben können!

        Dem Klimawissenschaftler warnt und alle so: Eeeh, der will die Autoindustrie zerschlagen und die Wirtschaft irreversibel kaputt machen! Zum Teufel mit diesen Leuten!

      • @Matthias Schürle:

        Maskenherstellung, Impfstoffherstellung, Superweizen und all die Dinge gelten als der Wirtschaft förderlich.

        Klimamassnahmen gelten als die Wirtschaft bremsend. Das ist zwar eine Fehlwahrnehmung(*), aber eben die in vielen politischen Kreisen vorherrschende Wahrnehmung.

        (*) Windräder, Hausdämmungen, Wärmepumpen, Solaranlagen, Elektroautos, Bahnstrecken, all das und mehr muss ja gebaut werden. Das reinste Wirtschaftförderungsprogramm.

  • Deutschland kann das Weltklima nicht retten, dafür ist es am CO2-Anteil einfach zu unbedeutend. Insofern handelt es sich um eine Phantomdiskussion. Natürlich sollte hierzulande trotzdem etwas getan werden. Es ist allerdings ein Märchen, dass andere Länder nur darauf warten dass Deutschland zeigt wie es geht und als Lehrmeister auftritt.

    • @Laura Marwitz:

      " Es ist allerdings ein Märchen, dass andere Länder nur darauf warten dass Deutschland zeigt wie es geht und als Lehrmeister auftritt. "

      --- Es gibt in Deutschland kleinere Gemeinden, welche 8mal mehr nachhaltige Energie erzeugen, als sie verbrauchen.



      --- Egal in welcher Nation hocheffiziente Solarzellen, Windräder, Wasserturbinen, Bio-Gasanlagen, Kraft-Wärme Kopplung...etc.etc. erfunden und entwickelt werden. Sie werden später meistens in die ganze Welt exportiert und die "Lehrmeister*innen" werden für ihre gute Arbeit gut bezahlt und immer wieder auch kopiert oder gar weiterentwickelt.

      " Deutschland kann das Weltklima nicht retten "

      --- Sie können das Weltklima retten !! - und ich sowieso.



      Geht nicht - gibt`s nicht, sagt der Chef - und der Chef bin ich.

      Ich habe ein Heizsystem mit Negativemission(CO²) entwickelt und gebaut. www.lumen-laden.de...500w-grow-chamber/



      das kann jede/r Handwerker/in auf der Welt mit einfachen Werkzeugen selbst bauen, installieren und auch warten. Es produziert nachhaltige Wärme und Bio-Gemüse, Erdbeeren, etc...zur Selbstversorgung.

      Nebenbei entwickele ich andere alternative Klimaschutz-Strategien für regionalen Schutz vor Dürre- und Überflutungen, welche global gedacht sogar für eine Absenkung der Meeresspiegel und Erdtemperatur sorgen.



      climate-protecion-...ware.webnode.page/

      Sich ohnmächtig hinter Ihrem ersten Satz zu verstecken (wobei Sie damit weisgott nicht alleine sind) bedeutet auch, - erst gar nicht anfangen zu denken... dürfen,



      wollen, hätten, müssen.

      • @Matthias Schürle:

        Auf Ihrer Website gibt es im wesentlichen faktenfreie Eigenwerbung. Noch dazu sind ein paar Handtuchwärme-Heizkörper abgebildet. Keine belastbaren Daten zu Heiz-/Kühllast und weiterem Energiebedarf eines Gebäudes. Keine Angaben zu verschiedenen Gebäudegrößen, zu Bewohnerzahlen usw. Das hat was von Esoterikladen und wenig mit Gebäudetechnik zu tun.

        • @Christian Götz:

          Als Künstler und Weltmeister in Leuchteneffizienz würde ich das, was Sie etwas abfällig als Esoterik umschreiben, trotzdem als revolutionäre Gebäudetechnik und Heizsystem mit Negativemission(CO2) definieren.

          Das ist im Vergleich mit Ihrer Öl- oder Gasheizung schon mal eine mächtige Verbesserung. Die Dimensionen und Kosten für diese Lichtheizung bewegen sich von 300W max. Heizlast (+600W mit wassergekühlten PV-Modulen) / tägl. 80-(240)L Warmwasser(40°C) / ca. 6m² Anbaufläche und Materialkosten (zum Eigenbau) von € ~800,- für Solarpanel, 80L-&-Wärmetauscher, LED-Chips & Lampen- /



          Kabinenmaterial. Wie man im Sommer damit auch Räume kühlen kann, erkläre ich Ihnen gerne - aber nicht hier.

          Die Jahresleistung der PV-Anlage & ev. Windkraftanlage bestimmt die Jährliche Heizleistung & Dimension des Systems. Der PV-Strom (DC) wird zu 100% Eigenverbrauch ganz ohne Spannungsregler/Wechselrichter/Netzanschluß in die LED-Leuchte (DC) 1:1 eingespeist.

          Die größte System-Dimension findet sich zukünftig sicherlich in Agrarindustriell genutzten Gewächs-Hochhäusern. Bei 100m Höhe kann ca. 15000mal soviel Ertrag, wie auf der gleichen Grundfläche Freiland erzeugt werden. Hier wird unter hochkrontrollierten Bedingungen durch Erhöhung der CO2-Konzentrationen das Wachstum extrem geboostert.

          Das wird spätestens dann geschehen, wenn Menschen wie Sie feststellen, dass sich im Freiland die Probleme mit Pachtpreisen, Böden, Wasser etc. und Extrem-Wetter verdichten - und man/frau inflationsgeschwängerte Geldscheine nicht essen kann.

          CG: " Die Menschheit kann das Klima gar nicht schützen. Das wird nicht passieren. "

          - Wer fossile Energie aus dem Boden holt, Wälder und Moore zerstört - kann das auch bleiben lassen. Soviel zum Ihrem Verstand um Klima, Ökologie und Artenschutz.

          Die Energiewende um die Erderwärmung zu stoppen ist nichts weiter als ein Austausch des Maschinenparks, der geschichtlich betrachtet immer wirtschaftlichen Wohlstand, Arbeit und Entwicklung garantiert hat.

          • @Matthias Schürle:

            Nicht die Jahresleistung einer Energieerzeugungsanlage bestimmt die Dimension der Energieverbrauchsanlage sondern umgekehrt. Es sei denn, Sie erklären den Bewohner*innen eines Hauses, dass eben mehr Energie nicht zur Verfügung steht.



            Ich fänd interessant eine Gegenüberstellung der Tagesgänge von Energiebedarf eines sehr gut gedämmten 3 Familienhauses mit 10 Bewohner*innen mit dem entsprechenden Raumwärme- und Warmwasserbedarf und der Energieerzeugung Ihrer Anlage in einer Januarwoche. Also die Aufgabenstellung, mit der Menschen wie ich ständig befasst sind. Dass wir Geldscheine nicht essen können, ist eine Binse. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass man ein System, dass man destabilisiert hat auch einfach wieder stabilisieren kann. Das Weltklima ist so ein System, dass wir mit unseren wissenschaftlichen Möglichkeiten als Menschheit nur annähernd erfasst haben.



            Im übrigen kennt man Sie und Ihr Projekt in Rheinstetten gar nicht. Das fand ich angesichts Ihrer website irritierend.

    • @Laura Marwitz:

      Volltreffer. Beim Wort "Aktivisten" denke ich immer an McKinsey und den Satz: "Always busy, but nothing gets done."

  • Unabhängig von Herrn Scholz' Kommunikationsverhalten ist meine Einschätzung:



    Verstanden haben die Zusammenhänge um Klima, Ökologie und Artenschutz die meisten Menschen nicht. Die Menschheit kann das Klima gar nicht schützen. Das ist Hybris. Das größtmögliche wäre der Versuch wenigstens die eigenen Lebensgrundlagen nicht zu ruinieren. Das würde für die Industrieländer radikale Änderung der Wirtschaftssysteme, verbunden mit Komforteinbußen, bedeuten. Meine aus den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte hergeleitete Prognose: Das wird nicht passieren.

    • @Christian Götz:

      Das sehe ich ähnlich. Damit das funktioniert, bräuchten wir andere Menschen.

      Und wir wären dann nicht das erste System, das daran scheitert, dass es diese anderen Menschen einfach nicht gibt, oder jedenfalls nicht genug von ihnen.

      (Die Dinosaurier haben es versäumt, etwas gegen Meteoriteneinschläge zu unternehmen, und sind ausgestorben; nach ihnen sind dann andere gekommen, und denen wird es irgendwann genauso ergehen. History happens.)

  • Das Problem des „vergesslichen“ Olafs ist, dass der sich für schlauer und unfehlbarer hält, als die, die ihn gewählt haben. Mit dem unwissenden Pöbel muss er nicht kommunizieren. Glaubt er zumindest. Es würde mich sehr wundern, wenn das Berliner Ensemble die vier Jahre hält.

  • Danke, Frau Schwarz.

    Jetzt haben wir Herrn Scholz in diesem Job. Das ist bedauerlich, da er bei jeder wichtigen Aufgabe (Klima dürfte momentan die dringlichste sein) buchstäblich zum Jagen tragen kann.

    Also können wir so viel Dampf brauchen, wie wir kriegen: dazu gehört auch, dass er spürt, dass er nicht so billig davonkommt.

    Übrigens, @FLY; genau der Grund, warum es solche Beiträge wie diesen hier braucht.

  • In einer Koalition unter Beteiligung der Grünen könnte man vorrangig an diese die Erwartng stellen, sich um den Klimaschutz "zu kümmern".

    Dann wäre es als Teil der Verantwortung eines SPD-gestellten Kanzlers ausreichend, sich nicht zu sehr dagegen zu stellen.

    Habeck kümmert sich aber hauptsächlich um den Ausbau der Erdgasinfrastruktur.

    • @meerwind7:

      Habeck muss sich hier leider die Finger schmutzig machen, weil die Vorgängerregierungen und die deutsche Wirtschaft so überhaupt keine Ambitionen hatten uns unabhängig von fossilen Energieträgern zu machen.



      Die haben, vor allem die SPD, vielmehr den Ausbau der Erdgasinfrastruktur aktiv betrieben. Stichwort Nord Stream II. Und das hartnäckig und ausdrücklich gegen die Ziele der EU und gegen die Klimaziele.



      Jetzt muss er erstmal - in seinem Amt als Wirtschaftsminister, nicht als Parteipolitiker - in einer Ausnahmesituation zusehen, dass Sie im kommenden Winter nicht frieren müssen.



      Wem trauen Sie den eher zu, dies am Ende so umzusetzen, dass die Klimaschutzziele da nicht völlig unter die Räder kommen?



      Wenn Scholz sich wirklich ernsthaft als "Klimakanzler" versteht, sollte er ihm dabei mindestens maximal den Rücken frei halten.

    • @meerwind7:

      Scholz hat sich als "Klimakanzler" wählen lassen.

      Deutschland hat eine Koalition aus Grünen FDP und SPD. Das bedeutet, dass es ein gemeinsam ausgehandeltes Kompromissziel gibt. Desshalb muss der Grüne Minister auch vor den Despoten einen Buckel machen.

      Parteipolitik ist eher der Stock im Wagenrad. Siehe FDP Finanzpolitik und Tankrabatt.

      Der Habeck schluckt für meinen Geschmack ein paar Kröten zu viel aber was er Energiepolitisch noch reißen kann das wird sich noch zeigen.

  • "Es ist Olaf Scholz’ Job, das zu organisieren."

    Ist das nicht ein wenig viel verlangt von einem, der für das Gestern steht?



    Von Merkel hätte doch auch niemand Initiative erwartet, die zukunftsgerichtet ist.

    • @Nansen:

      Das kommt auf den Blickwinkel und der Schublade an in der man sich befindet.

    • @Nansen:

      Von einem Bundeskanzler, der sich auf seinen Wahlplakaten als "Klimakanzler" angekündigt hat, darf man doch wohl tatsächlich mehr erwarten als die Merkelsche Aussitz-Strategie fortzusetzen.

    • @Nansen:

      Wenn man bedenkt dass Merkel Physikerin und Wissenschaftlerin war/ist.

      iwie finde ich von Merkel an der Spitze der Ampel wäre mehr zu erwarten, als von Scholz. Also mit Merkel als SPD Kanzlerin.

  • Ich würde eher sagen, die Klimakrise ist Olaf Scholz nicht wichtig genug.



    Wahrscheinlich ist er in ein paar Jahrzehnten nicht mehr hier, bis dahin ist ihm wohl 'die Wirtschaft' wichtiger.

    • @RuthH:

      Ich fürchte es ist genau so.



      Normalsterblichen könnte man eine solche Haltung noch zugestehen, wenn auch ungern.



      Aber von einem Bundeskanzler erwarte ich definitiv einen höheren Anspruch!

  • Es ist nicht nur in diesem Punkt offensichtlich, dass Olaf Scholz mit seinem Amt als Bundeskanzler überfordert ist und ihm nicht gerecht wird. Ein Rücktritt von Olaf Scholz wäre wohl die angemessenste Reaktion auf seine Defizite.

  • Klare Worte von Frau Schwarz. Vielen Dank.



    Die Freiheitsgrade zum Handeln werden immer weniger. Neben dem Klimawandel haben wir noch das Artensterben, das angetrieben wird durch Landwirtschaft, Verkehr und Bauen (Flächenverluste). Die Politik hat hierauf so gut wie keine Antworten.



    Gleichzeitig wird von top finanzierten Wirtschaftszweigen massives Greenwashing betrieben, damit sich möglichst nichts ändert.

    Enkeltauglich ist das ganz sicher nicht. Da kommen harte Zeiten auf die Enkel zu und es ist nicht so, dass man die Probleme nicht gekannt hat und es ist alles schon seit 50-60 Jahren bekannt. Nun denn, die Wissenschaft wird ignoriert und die Wirtschaft wird hofiert. Der Ausverkauf ist bereits im vollen Gange.

  • Ist der Rede Skandal immer noch nicht vorbei?



    Es ist schon etwas überzogen, ihm eine Verharmlosung de Shoa vorzuwerfen, und gleichzeitig zu fordern, dass jetzt mal Schluss sein muss mit der Politik des gesellschaftlichen Konsens: „Die klassische Kompromisspolitik,….funktioniert hier nicht“.

  • 0G
    02641 (Profil gelöscht)

    danke