Geschlechtergerechte Sprache an Unis: Reaktionäre Rasselbande

Der Verein Deutscher Sprache sucht Studierende, die ihre Unis verklagen wollen. Der Grund: Richtlinien zu geschlechtergerechter Sprache.

Sicht von oben auf Tischreihen, an denen Menschen sitzen

Für viele Studierende eine Selbstverständlichkeit: geschlechtergerechte Sprache Foto: ap

Die selbst ernannten Sprachschützerinnen (Männer mitgemeint) pöbeln mal wieder: Der sogenannte Verein Deutscher Sprache hat zum Semesterbeginn an Universitäten Flugblätter mit der roten Überschrift „Mutige Studenten gesucht!“ verteilt.

Auf dem Pamphlet mit schwarz-rot-goldenem Logo sucht der Verein „Studenten und Studentinnen, die bereit sind, vor Gericht gegen rechtswidrige sprachpolizeiliche Genderregeln ihrer Universitäten vorzugehen“. Man will also Unis verklagen, wenn sie Arbeiten schlechter benoten, in denen keine geschlechtergerechte Sprache verwendet wurde. Der Verein bietet juristische und linguistische Unterstützung an, Prozesskosten inklusive.

Schwerpunkte der Aktion sind Universitäten in Greifswald, Köln, Frankfurt und Berlin, dort gebe es „besonders dirigistische Eingriffe“. Lehrende dieser Universitäten widersprechen. So ist beispielsweise an der Theologischen Fakultät in Greifswald auch „Lehrerinnen und Lehrer“ zulässig – die Form, die der Verein auf dem Flugblatt benutzt. Dass es überhaupt Fälle gibt, in denen im generischen Maskulinum geschriebene Arbeiten abgewertet wurden, ist zu bezweifeln. Dem Verein Deutscher Sprache ist das vermutlich herzlich egal.

Er nennt seine eigene Flugblattaktion auf der Vereinswebsite trotz alledem „spektakulär“. Wer sich gruseln möchte, sollte dort dringend vorbeischauen – es war ja erst Halloween. Ein Tag, auf den der Verein laut „Übermedien“ übrigens gar nicht gut zu sprechen ist: nicht wegen kapitalismuskritischer Einwände, sondern einfach weil deutsche Kinder lieber am guten alten Martinstag mit Laub und Laternen spielen sollten als am 31. 10. mit Kürbissen.

What the fuck?!

Aber zurück zum Thema: Was die reaktionäre Rasselbande da macht, ist einerseits irrsinnig langweilig, weil durchschaubar. Dennoch sind solche Aufrufe gefährlich.

Weil der Verein eben gar nicht so randständig ist, wie man denken könnte. Weil irrwitzige Aufrufe klingen, als sei das alles nur ein Spaß, während Aktionen ­gegen geschlech­tergerechte Sprache ein patriarchales System legitimieren, das durch Sprache mitgetragen wird. Weil er für das Grundrauschen sorgt, das den Feminismus und den Kampf für Geschlechtergerechtigkeit verteufelt und der AfD erlaubt, in die Parlamente einzuziehen.

Eigentlich kann man diesem lamen Verein, der übrigens auch Anglizismen nicht so nice findet, nur eines sagen: wtf. Oder, für betagtere Vereinsleute, also im Namen der Altersgerechtigkeit: What the fuck?!

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