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mbert
[Re]: Das ist ein Missverständnis. Das Verfassungsgericht stellte in seinem Beschluss (kein Urteil!) vom 10.10.2017 [BVerfG, Beschluss vom 10. Oktober 2017 – 1 BvR 2019/16] nicht, dass ein Gendersternchen o.ä. verwendet werden müsse – vielmehr geht es hier um eine registertechnische Frage des Personenstandrechts, die nichts mit Sprachformen zu tun hat.
Relevanter ist da schon ein Urteil des BGH am 18.03.2018 [BGH, Urteil vom 13.03.2018 – VI ZR 143/17, NJW 2018, 1671–1675], dass das generische Maskulinum im Zivilrechtsverkehr vollkommen ausreiche.
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Und erneut: in einer pluralistischen Gesellschaft ist vieles möglich (und auch legitim) - wenn die Mehrheit es wünscht. Die die Initative ergreifende Avantgarde in Siegen, Hannover und Lübeck mag sich auf ihre respektiven repräsentativen Mandate berufen, würden sie aber diese Fragen einfach mal dem Elektorat stellen, statt hinter verschlossenen Türen Tatsachen zu schaffen, bekämen sie wohl ziemlich sicher eine Abfuhr. Da fragt man (frau) dann doch lieber nicht, Basisdemokratie ist eh überschätzt :)
Die besagten Tatsachen können u.a. auch deshalb bisher relative mühelos geschaffen werden, weil das Thema "Gendern" bei Wahlen üblicherweise im Windschatten einfach als wichtiger erachteter Themen segelt. Und da links der Mitte ein gewisser Anpassungsdruck von innen herrscht und so richtig offen nur die politische Rechte meckert, werden dann am Ende doch lieber die Köpfe eingezogen, wenn auch zunehmend widerwillig.
Ich finde, ein offener Diskurs, ob im 21. Jahrhundert das Gendern wirklich noch zielführend ist, sollte selbst links von der Mitte nicht nur erlaubt sein, sondern auch stattfinden. Die Generation der Kinder, die ich nicht habe, scheint sich dafür erstaunlich wenig zu interessieren. Kann es vielleicht sein, dass die die Welt ganz anders wahrnehmen, als wir Ü-50er? Vielleicht sollten wir ganz einfach ihnen die Entscheidung überlassen, denn die müssen noch weit länger mit den Konsequenzen leben als wir.
Ich selber habe vor rund 15 Jahren ganz ideologiefrei meine Schlüsse gezogen - gendererte zunächst immer weniger, mittlerweile gar nicht mehr. Und diese fast schon autoritäre Vehemenz, mit der das Thema jetzt von meinen in die Chefsessel beförderten Generationsgenossen (äh, 'tschuldigung, -Innen natürlich) vorangetrieben wird, stört langsam einfach nur noch.
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Richtig, der VDS übertreibt. Aber so ganz ab von der Wahrheit ist er auch nicht. Dass die Verwendung von "geschlechtergerechter Sprache" auch Bewertungskriterium ist, scheint zumindest bei der Theologischen Fakultät der Uni Greifswald und der TU Berlin (wo ein Student erfolgreich dagegen klagte) Usus zu sein.
Und dass der Druck wächst, sollte offensichtlich sein: Mitarbeiter von immer mehr Universitäten müssen dienstlich gendern, und Studenten werden zumindest deutlich dazu angehalten.
Sind solche Alleingänge in öffentlichen Einrichtungen legitim? Ich finde es schon problematisch, dass Institutionen der Bildung ganz gezielt eine in der Gesellschaft umstrittene Änderung in den Köpfen zu verankern versuchen.
Gerade weil darüber gestritten wird, ist es daher m.E. unverzichtbar, erst einmal ein Mandat der Gesellschaft dafür einzuholen. Das gleiche gilt für andere öffentliche Einrichtungen wie Kommunalverwaltungen und auch Schulen.
Ich bin da - ganz abgesehen von meinen persönlichen Präferenzen - pragmatisch: sollte sich herausstellen, dass das Volk mehrheitlich gendern will, dann sollte sich das auch in den öffentlichen Einrichtungen manifestieren. Anders herum ist aber das Schaffen von Tatsachen kraft des Amts oder Mandats nicht akzeptabel.
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[Re]: Richtig, der VDS übertreibt. Aber so ganz ab von der Wahrheit ist er auch nicht.
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[Re]: Es gibt zuminderst diese Bestrebungen. In Berlin klagte ein Student erfolgreich gegen die TU: »Die Lehrkraft schrieb ihm zurück, das Gendern sei "eine Vorgabe seitens der TU Berlin", deren Nichtberücksichtigung einen Punktabzug zur Folge habe. Außerdem habe es sich "inzwischen als gesellschaftlicher Konsens auch in wissenschaftlichen Ausarbeitungen niedergeschlagen". Und wenn er sich entschließe, eine Prüfung oder Seminararbeit stattdessen nur auf Wissenschaftlichkeit und Lesbarkeit hin auszurichten und dafür eine schlechtere Note bekomme, dann werde ihm "alles diskutieren" nichts helfen.« www.heise.de/tp/fe...ingen-3373930.html
Regeln, nach denen Eingaben nur noch in "geschlechtergerechter Sprache" formuliert sein dürfen und derartiges ist an vielen Universitäten mittlerweile gang und gäbe.
An der Theologischen Fakultät der Uni Greifswald »nennt als eines von acht formalen Bewertungskriterien, ob auf geschlechtergerechte Formulierungen geachtet wurde« (www.sueddeutsche.d...sprache-1.4661809).
Es ist sicher nicht so, dass schlechte Benotungen fürs "Nicht-Gendern" aktuell üblich wären, aber der Druck auf Mitarbeiter und Studenten wächst schon deutlich.
Und hier muss man sich schon die Frage stellen, ob für solche Initiativen nicht eigentlich eine Legitimierung durch das steuerzahlende Volk notwendig ist.
Ich finde, das "Tatsachen schaffen" kraft des jeweiligen Amtes sollte eingestellt werden und erst einmal Klarheit geschafft werden, ob es für derartige Initiativen in der Gesellschaft eine Mehrheit gibt.
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[Re]: Nach meinem Demokratieverständnis sollten "große Änderungen" auch von "großen Mehrheiten" beschlossen werden - entsprechend gibt es ja das Prinzip der "qualifizierten Mehrheit" im Parlament u.ä. Wenn es (zu) knapp wird, gewinnt der Status Quo.
Ob das nun bei der Frage nach "geschlechtergerechter Sprache" so ein Fall einer "großen Änderung" ist, mag jeder selber entscheiden.
Als Status Quo würde ich die Art verstehen, wie Sprache von der Mehrheit der Bevölkerung interpretiert wurde und wird. Hierzu kann eine Volksbefragung sicher Klarheit schaffen.
Die Änderung dieses Status Quo ist nach meiner Auffassung das, was Anhänger der "geschlechtergerechten Sprache" fordern und da, wo sie in den entsprechenden Institutionen die Entscheidungsgewalt haben, auch forcieren, obwohl es dazu keinen direkten Auftrag durch die Bevölkerung gibt.
Tatsächlich beruft man sich dabei in der Politik nur allzu oft auf das Mandat, obwohl das eigentlich den Prinzipien linker Politik widerspricht, wo man traditionell doch eher auf Basisdemokratie gesetzt hat.
Das wirkt inkonsequent und unehrlich - eben tatsächlich so, als wolle man die Menschen erst einmal "erziehen", bis dann auf Befragung hin das "gewünschte" Ergebnis erzielt werden kann.
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[Re]: Welchen Minderheitenschutz denn? Wenn ich zu dem Schluss komme, dass eine nicht den Vorstellungen der feministischen Linguistik folgende Sprache, wie sie von 80% der Menschen verwendet wird, mich diskriminiert, kann ich hier keine objektive Benachteiligung einer Minderheit feststellen - dazu ist die zugrundeliegende Interpretation einfach zu individuell bzw. nicht durch einen Konsens in der Gesellschaft getragen.
Sollte diese Annahme nicht zutreffen, könnte man das ja durch eine Volksbefragung ganz einfach herausfinden - und dann wäre auch der Moment gekommen, durch entsprechende Gesetzgebung einzugreifen.
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Auch wenn der VDS reaktionär ist, würde ich nicht so weit gehen, ihm zu unterstellen, für ein patriarchales System zu kämpfen - tatsächlich scheint zwischen den ideologischen Fronten ein größerer Teil der Gesellschaft von Gendersternchen und z.T. sinnentstellenden Gerundien genervt zu sein.
Wäre es nicht Ausdruck demokratischer Kultur und des Respekts vor Mehrheitsentscheidungen, wenn man das Volk zu dem Thema ganz einfach mal direkt befragte: Soll an steuerfinanzierten Instituationen, - z.B. Schule, Behörden, Uni - das Gendern Pflicht sein?
Besser als so könnte man dem VDS gar nicht den Wind aus den Segeln nehmen, aber man müsste auch die Möglichkeit eines unerwünschten Resultats akzeptieren. Leider scheint hier manchen ein wenig der Sinn für Basisdemokratie zu fehlen. Das finde ich schade.
Niemand hat Lust auf das Gefühl, erzogen zu werden. Lasst uns das Volk fragen, statt hier endlose Debatten loszutreten, die fast schon an das Brexit-Theater ein paar Kilometer weiter südwestlich erinnern.
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Die Überschrift finde ich unnötig reißerisch und nicht passend. Die Formel "Slawa Ukrajini" (Ruhm der Ukraine) hat ihren Ursprung in der (sozialrevolutionären) Ukrainischen Volksrepublik, die von 1917 bis 1920 existierte, und ähnliche Formeln gibt es auch in den Nachbarstaaten (etwa “Slawa Rosii”). Es gab über die Zeit verschiedene Antworten auf diese Begrüßung, eine davon war “Herojam Slawa” (Ruhm den Helden), tauchte etwa Mitte der 1920er Jahre erstmals bei radikalen Nationalisten auf und wurde später von der OUN übernommen. Heute ist diese Begrüßung in der ganzen Ukraine populär, sowohl durch den Maidan als auch als Trotzreaktion auf die Besetzung der Krym und des Ostens durch Russland - einen direkten Bezug zwischen Verwendung und integralem Nationalismus gibt es in der Verwendung heute nicht mehr.
Man kann über diese Wahl glücklich sein oder nicht, man sollte aber nicht den Fehler machen, von ihrer Benutzung direkte Rückschlüsse auf die zu ziehen, die diesen Gruß verwenden, weil diese Verwendung nun einmal im heutigen Kontext und nicht dem der 1930er Jahre stattfindet. Russland versucht nun, Menschen, die diesen Kontext nicht näher kennen, das Gegenteil einzureden: ein faschistischer Gruß qualifiziert Faschisten. Dass man in Russland auch häufiger mal ein herzhaftes “Slawa Rossii” hören kann, stört dabei weiter keinen.
Nun zum Fußball: Interessanterweise fehlt auf den Trikots die Antwort. Ob die nun “Ukrajini Slawa!” (also erneut “Ruhm der Ukraine”) lautete, wie es zur Zeit der UNR üblich war, oder eben anders, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen. Natürlich ärgert das manche in Russland. Ich kann aber wirklich nicht erkennen, wo das den Statuten der UEFA oder FIFA widerspräche. Und - hier kommt nun der Bezug zur Überschrift des Artikels - es ist weder ein Merkmal von Nationalismus noch von Rückwärtsgewandtheit, es ist eine kleine Duftmarke eines Landes, das seit 2014 der militärischen Aggression einer weit überlegenen Atommacht ausgesetzt ist.
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Ein guter Kommentar, und ich stimme mit fast allen Schlussfolgerungen überein.
Was die Situation im Donbass betrifft, bin ich allerdings skeptisch. Gestern gab es wieder eine Zunahme der Angriffe auf ukrainische Stellungen. Welche Strategie Moskau da verfolgt, ist immer ein schönes Thema für Spekulation geblieben.
Aber eine kosmetische Bitte habe ich: die Formulierung "auf der (sowjetischen, jetzt russischen) Krim" impliziert ein wenig, die Krym wäre rechtmäßig ein Teil Russlands. Tatsächlich ist die Annexion der Krym weil völkerrechtswidrig von der Weltgemeinschaft nicht anerkannt. Ich fände es nur fair, diesen Aspekt in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt zu lassen.
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