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Foto: Sofía Yanjarí

Wasserstoff aus ChileSchiefes Geschäft

Deutschland will für die Energiewende grünen Wasserstoff aus dem windreichen Chile importieren. Das Land könnte dadurch eigene Umweltprobleme bekommen.

I n der Heimat von Alejandro Núñez, der Insel Feuerland im chilenischen Patagonien, weht ein eisiger Wind. Er hat die knorrigen Bäume der Insel schräg zur Seite verbogen. Und er soll der deutschen Wirtschaft dabei helfen, klimaneutral zu werden. Der 45-jährige Tierarzt Alejandro Núñez ist stolz auf seine Heimat. „Ich wünsche mir, dass auch meine Kinder und Enkel noch diese unberührte Natur bewundern können“, sagt er und blickt auf einen See, die Laguna de los Cisnes. Núñez hat sich dafür eingesetzt, dass sie zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.

Der südlichste Zipfel des amerikanischen Kontinents, nicht weit von der Antarktis entfernt, wird auch „das Ende der Welt“ genannt. Gletscher und Fjorde zeichnen die Landschaft, in der Königspinguine und Guanakos zu Hause sind. Auch hier macht sich der Klimawandel bemerkbar. Die Temperaturen steigen, es schneit und regnet weniger. Núñez hat die Organisation Ciudadanos y Clima („Bürger und Klima“) gegründet, um gegen den Klimawandel zu kämpfen. Er ist für eine Energiewende. Aber er macht sich Sorgen, dass seine Heimat den Preis für die Energiewende des Globalen Nordens zahlen muss. Obwohl dieser die Klimakrise überhaupt erst verursacht hat.

In der Región de Magallanes, die den chilenischen Teil der Insel Feuerland umfasst – ein anderer Teil gehört zu Argentinien – soll bald grüner Wasserstoff produziert und in die Welt exportiert werden. Tausende von Windrädern, Industrieanlagen, neue Straßen und Häfen sollen in den nächsten Jahren gebaut werden. Wasserstoff ist ein Gas; wenn er mit erneuerbaren Energien hergestellt wird, spricht man von „grünem Wasserstoff“.

Alejandro Núñez befürchtet Schäden für die Umwelt von Feuerland Foto: Sofía Yanjarí

Da der Transport in Gasform teuer und die Wege zu den Importländern lang sind, sollen zunächst Folgeprodukte wie Methanol, synthetische Kraftstoffe und Ammoniak exportiert werden, für die es bereits Schiffe und Tanks gibt. In der Nähe von Punta Arenas betreibt das kanadische Unternehmen Methanex eine Methanolanlage und einen Hafen.

Die Hoffnung der deutschen Energiewende

Grüner Wasserstoff soll eine wichtige Rolle in der deutschen Energiewende spielen, weil er vielfältig einsetzbar ist: zum Beispiel als Ersatz von fossilem Gas oder als synthetischer Kraftstoff in Industrie und Verkehr. „Wenn wir nicht 5 oder 10 Prozent der Landesfläche mit Windkraftanlagen vollstellen wollen – das halte ich für absurd – brauchen wir Wasserstoffimporte“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im Februar 2022.

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, kündigte auf ihrer Südamerikareise im Juni einen Fonds von 225 Millionen Euro an, um Wasserstoffprojekte zu fördern. Bis 2030 will die Europäische Union 10 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff jährlich importieren. Mit Chile habe sich die EU darauf geeinigt, „an einer strategischen Partnerschaft für nachhaltige Rohstoffe“ zu arbeiten, sagte von der Leyen auf der Pressekonferenz in Santiago.

Nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums müsste Deutschland etwa 70 Prozent seines Bedarfs an grünem Wasserstoff importieren. Der grüne Wasserstoff könnte zum einen als Basis für die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen und Ammoniak eingesetzt werden, beispielsweise in der Stahlherstellung und Chemieindustrie, heißt es in der Nationalen Wasserstoffstrategie. Zum anderen könnte er als Energiespeicher dienen, er lässt sich nämlich wieder in Strom zurückverwandeln.

Derzeit ist die Herstellung von grünem Wasserstoff teuer und energieaufwändig. Deshalb fördert das Bundeswirtschaftsministerium Pilotprojekte in möglichen Partnerländern, die aufzeigen sollen, „ob und wie grüner Wasserstoff und dessen Folgeprodukte dort nachhaltig und wettbewerbsfähig produziert und vermarktet werden können“, heißt es weiter in der Nationalen Wasserstoffstrategie. Der internationale Handel mit Wasserstoff sei „ein bedeutender industrie- und geopolitischer Faktor“. Gefördert werden Projekte in Ländern wie Brasilien, Marokko, Ägypten oder auch in Chile.

Das Land sei ein „Paradies für erneuerbare Energien“, sagt Reiner Schröer, Leiter des Programms für Erneuerbare Energien der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in seinem Büro in einem gläsernen Hochhaus in Santiago de Chile. Das liege zum einen an der „Verfügbarkeit von Flächen“ und zum anderen am starken Wind in Patagonien und der hohen Sonneneinstrahlung in der Atacama-Wüste.

Einer Analyse der GIZ und des chilenischen Energieministeriums zufolge habe Chile das Potenzial, 70-mal so viel Strom aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen, wie es für den Eigenbedarf braucht. Das schmale Land in Südamerika könnte demnach die Hälfte des Bedarfs an grünem Wasserstoff von einem Industrieland wie Deutschland abdecken. Chile sei außerdem ein „Experimentierfeld“, das deutschen Unternehmen erlaube, „Technologien zu testen“, so Schröer.

Auch Chile hat eine Nationale Wasserstoffstrategie. Sie sieht vor, dass das Land bis 2030 das wichtigste Produktions- und Exportland von grünem Wasserstoff weltweit werden und diesen zum niedrigsten Preis von 1,50 US-Dollar pro Kilo Wasserstoff anbieten soll. Momentan liegt der Preis zwischen 10 und 15 US-Dollar pro Kilo.

Ein Problem ist bisher noch der lange Transportweg. Einer Studie der GIZ zufolge sind die Produktionskosten von grünem Wasserstoff in Chile aber so niedrig, dass der Transport nur einen Bruchteil der Kosten ausmachen würde. Aber die Schiffe, die den grünen Wasserstoff oder seine Folgeprodukte transportieren sollen, werden derzeit noch mit Schweröl betankt. „Das ist das größte Problem zurzeit, nachhaltige Lösungen für den Schiffstransport zu finden“, sagt Schröer von der GIZ.

Die GIZ berät das chilenische Energieministerium im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Mehr als 60 Projekte für die Produktion von grünem Wasserstoff sind in Chile geplant, die vor 2030 in Betrieb gehen sollen.

Ein Rettungsanker für deutsche Sportwagen

Zurück in Patagonien. Rund 30 Kilometer nördlich von Punta Arenas läuft Rodrigo Delmastro über eine Baustelle. Ein eisiger Wind pfeift, Bagger dröhnen und graben Erde aus. Das Zementfundament für das erste Windrad ist bereits gegossen. Es ist die Baustelle eines der Pilotprojekte, die das Bundeswirtschaftsministerium fördert. 8,23 Millionen Euro haben Siemens Energy und Porsche für das Projekt Haru Oni erhalten. Es ist die weltweit erste kommerzielle Anlage zur Herstellung von E-Fuels. Beteiligt sind auch der US-Ölkonzern ExxonMobil, der italienische Energieversorger Enel sowie die chilenischen Unternehmen ENAP und Gasco.

Rodrigo Delmastro ist Geschäftsführer des chilenischen Unternehmens Highly Innovative Fuels (HIF), Partner von Porsche und Siemens Energy und verantwortlich für die Projektentwicklung. „In den nächsten zehn Jahren wollen wir hier 14 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre filtern“, sagt er mit vor Stolz glänzenden Augen. Dafür soll das Verfahren „Direct Air Capture“ angewandt werden – eine Technologie, die sich noch im Entwicklungsstadium befindet. Das Ziel des Pilotprojektes sei es, „die verschiedenen Technologien im Produktionsprozess zu integrieren und davon zu lernen.“ Es sei „ein Experiment“.

Rodrigo Delmastro auf der Baustelle für das Projekt Haru Oni Foto: Sofía Yanjarí

Während der Pilotphase soll die Anlage 130.000 Liter E-Fuels pro Jahr produzieren, bis 2026 dann bis zu 550 Millionen Liter im Jahr. Die E-Fuels sollen im Motorsport und in Seriensportwagen eingesetzt werden. So will das Unternehmen unter anderem den berühmten Rennwagen Porsche 911 und seinen röhrenden Motorsound retten.

„Wir werden einen Kraftstoff produzieren, der in konventionellen Autos verbraucht werden kann. So muss die Technik des Autos nicht zu einem Elektroauto umgewandelt werden“, sagt Delmastro.

In Deutschland setzt sich vor allem die FDP für den Einsatz von E-Fuels in Verbrennungsmotoren ein. Bundesfinanzminister Christian Lindner von der FDP steht in engem Kontakt mit Porsche-Chef Oliver Blume. Das Verbrenner-Aus in der EU wurde mit einer Ausnahme beschlossen – mit E-Fuels betriebene Neuwagen mit Verbrennungsmotoren dürfen auch nach 2035 zugelassen werden. Und Lindner will für diese Fahrzeuge Steuererleichterungen durchsetzen.

Porsche ist Mitglied der E-Fuel-Alliance, einem Industrieverband von 130 Automobil- und Mineralölunternehmen. Diese haben ein besonderes Interesse an E-Fuels, weil sie den Verbrennungsmotor länger am Leben erhalten und über das bestehende Tankstellennetz vertrieben werden können.

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Die Anlage Haru Oni in Punta Arenas hat Lindner schon mehrfach als Vorzeigeprojekt gelobt. Im Dezember 2022 nahm sie ihren Betrieb auf. Angetrieben mit Windstrom spaltet ein sogenannter Elektrolyseur Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Der Wasserstoff wird in Verbindung mit aus der Luft gefiltertem CO2 in Methanol und schließlich in E-Fuels verwandelt, strombasierte Kraftstoffe. E-Fuels gelten als „klimaneu­trale Kraftstoffe“, weil beim Verbrennen genau so viel Kohlenstoffdioxid entsteht, wie vorher bei der Herstellung aus der Atmosphäre gefiltert wurde. Was diese Klimabilanz aber nicht berücksichtigt, sind die Emissionen, die der Transport in Tankern verursacht, und die Umweltfolgen bei der Herstellung.

Auswirkungen auf die Umwelt

Auch Alejandro Núñez hat vom Projekt Haru Oni gehört. In der Pilotphase läuft die Anlage mit nur einem Windrad. Langfristig sollen aber große Windparks mit bis zu 1.000 Windrädern entstehen, auch auf der Insel Feuerland, wo Núñez lebt. Er macht sich unter anderem Sorgen um die Vögel, die in den vielen Windrädern sterben könnten. „Ich bin für saubere Energie, aber nicht, wenn dafür die Umwelt zerstört wird“, sagt er.

Außerdem sorgen ihn die Abfälle, die bei der Produktion der E-Fuels entstehen könnten. Chile leidet unter einer schweren Dürre, auch in Patagonien ist das Grundwasser knapp. Für die Elektrolyse wird aber Wasser benötigt. Deshalb wollen die Unternehmen für das Projekt Haru Oni eine Meerwasserentsalzungsanlage bauen. Doch die Anlage produziert nicht nur Wasser, sondern auch ein Abfallprodukt: konzentrierte Salzlake.

In Chile gibt es bereits Meerwasserentsalzungsanlagen, vor allem für den Bergbau im Norden des Landes. Sie leiten die Abfälle ins Meer zurück. Der erhöhte Salzgehalt des Wassers könnte Auswirkungen auf das marine Ökosystem haben, die noch nicht erforscht sind.

Das Meer ist die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung. Vor der Ankunft der Kolonisatoren lebten in Patagonien die indigenen Völker der Tehuelche, Selk'nam, Yaghan und Kawésqar. Viele von ihnen fielen dem Völkermord zum Opfer. Einige überlebten. Eine ihrer Nachkommen ist Leticia Caro. Sie ist Mitglied der Organisation „Gemeinden von Kawésqar zur Verteidigung des Meeres“. Immer wieder kommt sie nach Punta Arenas, in die größte Stadt der Región de Magallanes, um bei Protesten und öffentlichen Veranstaltungen für die Rechte der indigenen Bevölkerung einzutreten. Das Meer hat für die Kawésqar eine besondere, auch spirituelle Bedeutung. „Es ist das Herz unserer Kultur“, sagt Caro in einem Park in Punta Arenas. Traditionell fahren die Kawésqar mit dem Kanu durch die Fjorde, um zu fischen.

Wird grüner Wasserstoff wirklich CO2 reduzieren oder die Algen zerstören, die die Luft filtern?

Leticia Caro, indigene Aktivistin

Würde die Sole aus den Entsalzungsanlagen in großen Mengen ins Meer geleitet, könnte das den Salzgehalt des Wassers verändern und das Ökosystem gefährden. „Algen zum Beispiel sind wichtige Luftfilter und tragen zur CO2-Reduktion bei“, sagt Leticia Caro. „Wird grüner Wasserstoff wirklich dazu beitragen, die CO2-Emissionen zu reduzieren, oder wird er die Algen zerstören, die die Luft filtern?“

Fragt man Rodrigo Delmastro, antwortet er, dass Unternehmen an technischen Lösungen arbeiten, um die Sole zu verarbeiten und zum Beispiel Streusalz für die kalten Wintermonate in der Region Magallanes herzustellen.

Unmengen Salz

Laut einer Studie der United Nations University in Kanada produziert eine Entsalzungsanlage im Schnitt eineinhalb Mal mehr Sole als entsalztes Wasser. Für ein Kilogramm Wasserstoff werden durchschnittlich zehn Kilogramm Wasser benötigt, für einen Liter synthetischen Kraftstoff 0,4 Kilogramm Wasserstoff. Um die geplanten 550 Millionen Liter E-Fuels herzustellen, würden also rund 3,3 Millionen Tonnen Sole anfallen. Das wäre eine ganze Menge Streusalz.

„Die Auswirkungen auf die Umwelt nehmen mit der Größe der Projekte zu“, sagt Humberto Vidal, Direktor des Zentrums für Energiestudien an der Universidad de Magallanes in seinem kleinen vollgerümpelten Büro in Punta Arenas. Die Universität hat ein Abkommen mit dem Unternehmen HIF vereinbart, um Spe­zia­lis­t:in­nen in grünem Wasserstoff auszubilden. Die staatlichen Universitäten seien so unterfinanziert, dass er sich über jede Unterstützung freue. Dennoch sei es für ihn als Wissenschaftler aus ethischer Sicht wichtig, den Prozess kritisch zu beobachten, sagt er.

Vidal hofft, dass die Unternehmen nicht nur grünen Wasserstoff produzieren und exportieren, sondern auch einen Beitrag zur lokalen Wirtschaft leisten. Bisher ist das noch nicht gewährleistet. Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, die das chilenische Energieministerium berät, rechnet vor: Die Wasserstoffwirtschaft könnte in Chile bis 2050 mindestens 94.000 Arbeitsplätze schaffen. Die meisten Jobs werden aber wohl nur während der Bauphasen benötigt, denn der Betrieb der Anlagen erfordert kaum Arbeitskräfte.

„Hier geht es natürlich um ein Geschäft. Die großen Konzerne wollen nicht auf einmal den Planeten retten“, sagt Vidal.

Mehr als 13.000 Kilometer entfernt in Bayern sitzt Marcus Speith in seinem Büro und wittert die Chance auf einen Milliardenmarkt. Er ist Projektleiter für Haru Oni bei Siemens Energy. Das Unternehmen wolle „den Investoren und der Politik signalisieren, dass diese Technologie funktioniert, um dann die Produktion der Elektrolyseure hochfahren zu können“.

Der Energietechnikkonzern stellt Elektrolyseure her. Elektrolyseure werden zur Herstellung von Wasserstoff benötigt, sie spalten Wasser mit Hilfe von elektrischem Strom in einer sogenannten Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff. Derzeit werden sie noch weitgehend in Handarbeit und nicht in Massenproduktion hergestellt. „Wir wollen dahin kommen, dass wir Gigafabriken haben, die Elektrolyseure im großen Stil herstellen“, sagt Speith.

Kritik aus Deutschland

Umweltverbände in Deutschland kritisieren den Einsatz von E-Fuels im Straßenverkehr, weil sie teuer und energieintensiv in der Herstellung und bei der Anwendung weniger effizient als Elektroantriebe sind. Sinnvoll sei der Einsatz im Flugverkehr, in der Schifffahrt und in der Industrie, sagt Oliver Powalla vom Bund für Umwelt und Naturschutz im Park am Gleisdreieck in Berlin-Kreuzberg.

Das Projekt in Chile findet er „am Anfang und am Ende problematisch“, denn es handele sich bei den E-Fuels um ein ineffizientes Produkt und eine Fortbewegungsart, die auch nicht nachhaltig sei. „Wir brauchen in der Berliner Innenstadt sicher keine SUVs mit E-Fuels. Das wäre das Schreckensszenario“, sagt er.

Bei den Partnerländern für Wasserstoffimporte müsse darauf geachtet werden, dass zuerst die Stromversorgung vor Ort erneuerbar gestaltet werde, bevor man über Exporte rede. Es gebe aber eine „Selbstbedienungsmentalität der deutschen Industrie“, die sich an Flächen im Ausland bediene, die dort auch für die regenerative Stromerzeugung sinnvoll genutzt werden könnten. „Was vor Ort wirklich passiert, ist für die Industrie zweitrangig, sie will Wasserstoff zu einem guten Preis“, sagt Powalla.

Private Interessen stehen im Weg

Maria Luisa Ojeda forscht am Zentrum für Energiestudien der Universidad de Magallanes und beschäftigt sich mit den Umweltauswirkungen, die die Wasserstoffwirtschaft in der Region haben könnte, etwa dem Vogelsterben durch Windkraftanlagen und dem Verlust der Artenvielfalt in den Ozeanen.

Bislang gibt es keine unabhängigen Untersuchungen, sondern nur Umweltstudien, die von den Unternehmen selbst in Auftrag gegeben werden. Das Land, das die Firmen für die Windparks und Wasserstoffproduktionsanlagen pachten, gehört Schafzüchtern, wie fast alles Land in der Magallanes-Region, die von Großgrundbesitz geprägt ist. Sie sind es auch, die über die Verpachtung Geld einnehmen und letztlich profitieren.

Es gibt hier immer noch ländliche Regionen, die nicht rund um die Uhr mit Strom versorgt werden

Maria Luisa Ojeda, Engergieexpertin

Aufgrund der chilenischen Gesetzgebung sei es extrem schwierig, eine regionale Planung für die Wasserstoffwirtschaft durchzuführen und dabei ökologische und soziale Kriterien zu berücksichtigen, sagt Ojeda. Die Auswahl der Flächen und die Projektentwicklung liegen bisher ausschließlich in der Verantwortung privater Unternehmen.

„Es gibt immer noch ländliche Regionen, die nicht rund um die Uhr mit Strom versorgt werden. Von der Energie, die hier produziert wird, sollen auch die lokalen Gemeinden in der Umgebung der Projekte profitieren“, sagt die Wissenschaftlerin.

Der Ausbau erneuerbarer Energien hat in Chile in den vergangenen Jahren zwar rasant zugenommen. Doch der Großteil des erneuerbaren Stroms wird von den Bergbaukonzernen genutzt. Sie sind es auch, die langfristig ihre Lastwagen mit „grünem“ Wasserstoff betanken wollen, um zum Beispiel „klimaneutrales“ Kupfer zu exportieren.

Maria Luisa Ojeda will lieber Strom für die chilenische Bevölkerung Foto: Sofía Yanjarí

Den Fortschritt für alle gestalten

Die breite Bevölkerung hat dagegen kaum Zugang zu erneuerbaren Energien. Fast ein Drittel der Haushalte heizt und kocht mit Holz, wie aus einem Bericht des Netzwerks gegen Energiearmut hervorgeht. Die Región de Magallanes wird trotz ihres enormen Windpotenzials fast ausschließlich mit fossilem Gas versorgt.

Leticia Caro glaubt nicht, dass die Wasserstoffwirtschaft in Chile wirklich allen zugute kommt. „Sie versprechen uns immer Arbeit und Entwicklung, aber am Ende ist es keine Arbeit für die breite Masse, sondern für Spezialisten, die eine bestimmte akademische Ausbildung haben müssen“, sagt sie. „Ich glaube, wir müssen uns fragen, welche Art von Entwicklung wir für unsere Region und für unser Land wollen.“

Alejandro Núñez wünscht sich, dass die Menschen in seiner Heimat den Windstrom und den grünen Wasserstoff nutzen können. „Wenn dann noch etwas übrig bleibt, könnten wir vielleicht in Nachbarländer wie Argentinien exportieren und erst dann in Länder wie Deutschland“, sagt er. Er hofft, dass die Wasserstoffwirtschaft auch für die Menschen vor Ort einen positiven Beitrag leistet. „Ich möchte nicht, dass wir wieder nur den Rohstoff exportieren“, sagt er.

Doch genau das wird wohl passieren.

Die Recherche wurde gefördert und unterstützt von Netzwerk Recherche und der Olin Stiftung.

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56 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Also es ist schon in Ordnung wenn ein dichtbesiedeltes Industrieland wie Deutschland auch in der regenerativen Zukunft einen Teil seines Energiebedarfs importieren muß…aber warum unbedingt aus Chile per Schiff? Dann doch lieber noch aus Nordafrika per Pipeline oder HGÜ-Leitung…

    • @Saile:

      Man sollte Energie, welche Art auch immer, nur von politisch quasi stabilen Ländern importieren. Chile gehört dazu.

  • Schade, dass hier über lächerliche Details wie die Erhöhung des Salzgehalts des Ozeans (dort gibt es übrigens starke Meeresströmungen) geredet wird.

    Stattdessen sollte man die FDP & Co fragen, warum sie sich nicht für den Einsatz von E-Fuels in den heutigen Verbrennungsmotoren einsetzen, und die Finanzierung der Investitionen über den aktuellen Spritverbrauch, etwa in Form einer Quotenregelung.

    Das würde übrigens sofort den Spritverbrauch reduzieren.

    Wenn da tausende WEA stehen würden, könnten die das bisschen Strom für den lokalen Bedarf natürlich mit abdecken.

  • @SOLLNDAS

    Ja klar. Mit Stickstoff aus dem Haber-Bosch-Verfahren, dessen enormer Energiebedarf aus dem Kernkraftwerk in Saporischja kommt.

    Oh, wait.

    Nö. Lebensmittel gehören nicht in den Tank.

    Sich eine Tonne Stahl unterm Arsch klemmen um die eigenen 50..120 Kilo fortzubewegen ist nun mal prinzipbedingt ineffizient. Sollten wir nur tun, wenn unbedingt notwendig.

    Die Städte wären übrigens weitaus lebenswerter.

    • @tomás zerolo:

      "Sich eine Tonne Stahl unterm Arsch klemmen"



      Wissen Sie, welche Masse Autos heute haben? Wenn es nur eine Tonne wäre, wäre das ja schon ein Fortschritt...



      Übrigens ist es mir neu, dass z.B. Totholz, Jatropha [1], Silomais etc. als Lebensmittel gelten.



      [1] de.wikipedia.org/wiki/Purgiernuss

      • @sollndas:

        Wikipedia schreibt: "Als Silomais wird Mais bezeichnet, der zur Bereitung von Maissilage als Futtermittel oder Biogassubstrat angebaut wird."



        So wie ich das jetzt zusammenreime, könnte man den Mais dann auch z.B. in Form einer wie auch immer zubereiteten Polenta essen.



        Ansonsten wünsche ich weiterhin viel Freude bei der konstruktiven Diskursführung. So schaffen wir das mit dem Klimawandel!

        • @0 Substanz:

          Silomais und Futtermais ist eigentlich nicht zum Verzehr von Menschen gedacht.



          Ich persönlich bin gegen Maisanbau, ist aber eine andere Geschichte

          • @Der Cleo Patra:

            "... ist aber eine andere Geschichte"

            Sie haben Recht, dies war auch der Grund meiner Antwort an einen Meister des Whataboutismus.

        • @0 Substanz:

          "So wie ich das jetzt zusammenreime, könnte man den Mais dann auch z.B. in Form einer wie auch immer zubereiteten Polenta essen."



          Viel Vergnügen damit. "Der Mais ist eine Kurztagspflanze, weshalb die Früchte in Mitteleuropa oft nicht ausreifen [1]." Archaeen ist das egal, die fressen alles. Menschen sind da oft pingeliger :-)



          [1] de.wikipedia.org/w...Mais#%C3%96kologie

          • @sollndas:

            Wäre es denn völlig ausgeschlossen, daß auf dem Gelände, auf dem artwidrig sogenannte Kurztagspflanzen angebaut werden, solche anzubauen, die dann auch als Lebensmittel durchgehen?

  • Deutschland kann 25 Prozent seines gesamten Energiebedarfs selbst erzeugen, einfach durch die Installation von PV auf allen dafür geeigneten Dächern und in der Architektur. Dafür braucht es bessere Einspeisevergütung, bspw. wenn die Energiesteuer den Erzeugern zugeschlagen würde und von den Energiehändlern Speicher gebaut würden,

    • @Paule :

      Ganz so einfach ist es nicht.

      Der tägliche Strombedarf ist ausgerechnet dann höher, wenn es keine Solarenergie gibt.

      Es wäre aber schonmal ein Anfang.

  • Um einen Liter E Fuel herzustellen benötigt man 27 kW/h Energie.

    Der Liter E Fuel enthält dann aber selbst nur 8-9 kWh an Energie.

    Mit 27kWh kann ein Elektroauto 100 km fahren ein Verbrennerauto je nach Verbrauch nur 15 km.

    E Fuels sind also ungeheuer ineffizient und vielleicht erst eine Option, wenn wirklich alle anderen Lebensbereiche elektrifiziert sind und erneuerbare Energie wirklich übrig ist.

    E Fuels machen nur Sinn bei Flugzeugen, wo Batterien zu schwer sind.

    Um einen A320 täglich mit E Fuels zu betanken (21000 Liter für 7 h Flugzeit) würde man 1 km2 Solarfläche benötigen oder 16 Windräder. Allein die Lufthansagruppe hat 700 Flugzeuge.

    Deutschlands jährlicher Gesamtenergiebedarf (Gas, Öl, Kohle, erneuerbar) beträgt 2500 TWh, davon sind 250 TWh erneuerbare Energie (Wind und Solar) plus 200 TWh erneuerbare Wärme mit Holz, Biogas und Erdwärme - also 450 TWh, das sind 19% des Gesamtbedarfes.

    Um klimaneutral zu werden ist es noch ein weiter Weg, wir werden noch lange Zeit zu wenige erneuerbare Energie und müssen damit sparsam umgehen.

  • Wenn diese: www.laenderdaten.i...nergiehaushalt.php

    Daten stimmen, so erzeugt Chile noch 51% seines Stromes aus fossilen Energieträgern. Das Land hat also auf absehbare Zeit keine "grüne" Energie übrig, die für D eingesetzt werden könnte.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Da haben Sie was falsch verstanden, Zitat: "Die hier aufgeführten Produktionskapazitäten für elektrische Energie sind theoretische Werte, die nur unter Idealbedingungen erreicht werden könnten."



      Chile erzeugt keineswegs 51% seines Stromes aus fossilen Energieträgern, sondern nutzt praktisch ausschließlich Wasserkraft. Wie auf der verlinkten Seite erklärt, gilt Wasserkraft für die Macher dieser Statistik aber nicht als "erneuerbar" (weil es meist Speicherkraftwerke sind). Außerdem wird das Wasser infolge des Klimawandels, wie hier im Artikel auch gesagt wird, knapp.

      • @Günter Picart:

        Das sind veraltete Daten.



        Letztes Jahr wurden über 50% des Stroms regenerativ erzeugt.



        Verwirrend ist, dass in vielen Statistiken der Begriff ERNC verwendet wird, also Energias Renovables No Convencionales". Grössere Wasserkraftwerke gehören nicht dazu.



        www.latercera.com/...NANPIFL4W7INJPCZ4/



        Wind- und Solarenergie wurden in den letzten Jahren massiv ausgebaut. Problem ist nun, dass der Strom für Investoren auf den Strombörsen an vielen Tagen oft zu billig wird.



        In Chile werden Kohlekraftwerke vom Netz genommen.



        www.pv-magazine-la...a-carbon-en-chile/

        • @Axel Janssen:

          "In Chile werden Kohlekraftwerke vom Netz genommen."

          Ja. Und wenn alle incl. Öl und Gas vom Netz sind, können wir darüber reden, dass Chile Energie für uns übrig hat.

      • @Günter Picart:

        "Chile erzeugt keineswegs 51% seines Stromes aus fossilen Energieträgern, sondern nutzt praktisch ausschließlich Wasserkraft."

        Das steht aber nicht dort.

        "Im Jahr 2019 betrug der Anteil der Erneuerbaren Energien am tatsächlichen Gesamtverbrauch in Chile rund 25,3 Prozent."

        Also (ausschließlich) Wasserkraft +25,3% Erneuerbare? Also ein tatsächlicher Verbrauch von 125,3%?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ok, ich hatte aber schon gesagt "praktisch". Dennoch war das übertrieben, zugegeben, es gibt auch eine Menge Kohlenkraftwerke. Insgesamt entfallen aber auf Wasserkraft und/oder Erneuerbare immerhin mehr als die Hälfte der Erzeugung. Hier finden Sie eine besser verständliche Darstellung, die nachvollziehbarer zwischen Primärdargebot und installierter Leistung unterscheidet als Ihr Sheet.



          obtienearchivo.bcn...trica_en_Chile.pdf



          Da wird neben der Stromerzeugung auch der übrige Verbrauch klarer ausgewiesen bzw. wenigstens benannt (Benzin für Autos, Brennholz zum Heizen usw.)

          • @Günter Picart:

            "Insgesamt entfallen aber auf Wasserkraft und/oder Erneuerbare immerhin mehr als die Hälfte der Erzeugung."

            Das ist toll. Aber der Punkt ist, dass Chile erst "grüne" Energie übrig hat, wenn es 100% sind. Vorher Energie für Wasserstoff oder E-Fuels für die Deutschen abzuzweigen, ist Greenwashing für Deutschland und nütz dem Klima nichts.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Naja, Greenwashing für Deutschland ist das sowieso, das ist ja Sinn und Zweck des Deals. Dass er dem Klima (im Idealfall, also wenn man das Transportproblem und die Umweltzerstörung außen vor lässt) gar nichts nützt, solange Chile selbst nicht 100%-ig auf fossilen Strom verzichtet, verstehe ich allerdings nicht. Die Kapazitäten sollen ja neu gebaut werden. Ob damit im Gegenzug fossile Stromerzeugung in Chile selbst oder weit weg in Dtschl. eingespart wird, ist dem Klima doch grundsätzlich egal.

              • @Günter Picart:

                "Die Kapazitäten sollen ja neu gebaut werden. Ob damit im Gegenzug fossile Stromerzeugung in Chile selbst oder weit weg in Dtschl. eingespart wird, ist dem Klima doch grundsätzlich egal."

                Nein. Es wird ja auch in D (fast) nichts eingespart. Es geht ja um den Aufbau neuer, energieintensiver Produktionen.

          • @Günter Picart:

            Nachtrag: Hier ist noch eine super Tabelle, die die Erzeugung historisch genau aufschlüsselt (Tabelle unter der Überschrift "Generación histórica").

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      Wenn Deutschland nur noch bekäme, was übrig ist...



      Es heizt ja schon heut´ mit dem eigenen Mist.



      Die Regeln, die machen die Kapitalist*



      innen und nennen es Demokratie.



      Die auch läuft mit erneuerbarer Energie.



      Den Motor, den nennen sie



      gern "Marktwirtschaft" -



      Technologieoffen schmort die im eigenen Saft.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        "Wenn Deutschland nur noch bekäme, was übrig ist..."

        Wir müssen aber endlich mal aufhören, Ressourcen, die wo anders gebraucht werden, für unsere Bequemlichkeit einzuplanen.

        Das Klima hat auch nichts davon, wenn wir hier mit Neutralität prahlen, während wo anders weiter fleißig CO2 ausgestoßen wird.

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Interpretation von Gedichten war meine Lieblingskategorie im Deutschunterricht.



          Sie dürfen die Art und Weise, wie versucht wird, "grüne" Kraftstoffe aus Südamerika und Afrika zu importieren, durchaus "Neokolonialismus" nennen. Ich wurde für solche Interpretation schon mal übel beschimpft. Darum versuche ich es lieber weiterhin "kryptisch" - wie mir aus der Foren-Moderation @taz.de mal attestiert wurde...

          • @95820 (Profil gelöscht):

            Kryptische Gedichte mache eine Diskussion immer etwas zäh. Klartext macht sie einfacher 😉

          • @95820 (Profil gelöscht):

            "Sie dürfen die Art und Weise, wie versucht wird, "grüne" Kraftstoffe aus Südamerika und Afrika zu importieren, durchaus "Neokolonialismus" nennen. "

            Könnten Sie bitte "Art und Weise" genauer spezifizieren? Ich habe den Eindruck, dass es bei Ihnen bereits um den Bezug von Rohstoffe an sich geht und "Art und Weise" keine Rolle spielt. Vielleicht könnten Sie ihren Neokolonialismus-Vorwurf ganz unkryptisch am Beispiel Chile genauer spezifizieren.

            • 9G
              95820 (Profil gelöscht)
              @Rudolf Fissner:

              „Ihr seid das Salz der Erde“ (Matthäus 5,13-16). Wenn zu viel übrigbleibt, könnt Ihr es ja ins Meer schütten.



              Und für die, die noch in Deutschland Heil suchen, wurde unlängst das Fachkräfteeinwanderungsgesetz reformiert. Eine "schöne" Basis für Braindrain. Zum Kolonialismus gehörte ja auch der Export von menschlicher Arbeitskraft.

            • @Rudolf Fissner:

              In Chile geht es um Grünen Wasserstoff, der durch Windkraft gewonnen werden und in Vorformen nach Deutschland exportiert werden soll, um hier die Energiebilanz zu verbessern. Die Grundidee hätte wohl was Kolonialistisches (Rohstoffimport aus fernen Ländern), aber um wirklich so gelabelt zu werden, bräuchte es ein Abhängigkeitsgefälle, das im Fall eines wirtschaftlich und politisch hoch entwickelten Landes wie Chile nicht existiert. Chile hat keine Schulden in Deutschland, die es mit billigen Rohstoffexporten abzahlen müsste, das wäre Kolonialismus.



              Ausbeutung ist es natürlich trotzdem, vor allem wegen der binnenchilenischen Abhängigkeitsverhältnisse und der Umweltschäden, auf denen Chile bzw. der Süden Chiles (nicht die Eliten in Stgo.) sitzen bleiben soll. Allerdings ist das im Fall von Kolumbien deutlich schlimmer.

            • @Rudolf Fissner:

              Bei Kolonialismus ging es um die Ausbeutung der Ressourcen fremder Länder, mit dem Ziel Wertschöpfung, für das eigene zu schaffen.

              Neokolonialismus funktioniert ähnlich, nur ohne Waffengewalt.

              Hier in dem Beispiel ist das Ziel möglichst preiswerten Wasserstoff zu erhalten. Die eigentliche Wertschöpfung geschieht dann wieder in den Industrienationen.

              Wie im Text schon erwähnt wird entstehen langfristig kaum gut bezahlte Arbeitsplätze und das H2 soll zu Ramschpreis verscherbelt werden.

              Am Ende werden ev. sogar diese Arbeitsplätze nicht mit einheimischen besetzt. So wie beim Cobalt, da sitzen die Chinesen auf allen gut bezahlten Positionen.

              Die Umweltschäden lasten wiederum nur auf dem ausgebeuteten Land.

              Man könnte ja auch darüber nachdenken welche Industrie am meisten H2 braucht und ob die H2 intensiven Prozesse nicht besser langfristig in Ländern, wie Chile stattfinden sollten.

              Oder sich Gedanken darüber machen, wie man das Land unterstützen kann, um die Umweltschäden zu minimieren.

              Oder Chile dabei helfen die viele Er erst einmal selbst zu nutzen und erst danach H2 für den Bedarf anderer Länder zu erzeugen.

              Das wäre eine Partnerschaft auf Augenhöhe.

              Bei ungleichem Kräfteverhältniss, fast ausschließlich die eigenen Interessen durchsetzen ist hingegen Neokolonialismus.

  • "Grüner Wasserstoff"



    Ich dachte immer das "grüner" steht für ökologisch sauberen Wasserstoff, doch scheinbar steht es eher für "von den Grünen irgendwie organisierter" Wasserstoff, ähnlich dem Kohleimport aus Kolumbien und den Frackinggas...alles grün(e)

  • Es stimmt auch bei häufiger Wiederholung nicht: "In Deutschland setzt sich vor allem die FDP für den Einsatz von E-Fuels in Verbrennungsmotoren ein."

    Die FDP möchte keine E-Fuel-Quote einführen, mit der heute schon vorhandene Autos mit Verbrennungsmotor zur Beteiligung an den Investitionen für E-Fuels verpflichtet werden, oder zu deren Verwendung.

  • "...müsste Deutschland etwa 70 Prozent seines Bedarfs an grünem Wasserstoff importieren."



    Nur falls es jemand noch nicht gemerkt haben sollte: Genau dafür braucht es die "überdimensionierten" Gasterminals, z.B. bei Rügen.



    taz.de/Widerstand-...uf-Ruegen/!5934838

  • Hm. Ich kenne die Region. Kann Teile der Bedenken nachvollziehen, andere aber nicht.

    Die Region Magallanes ist zweigeteilt. Die touristischen, feuchten und artenreichen Gebiete liegen im Westen und Norden. Im Osten befindet sich eine relativ artenarme Steppe. Punta Arenas liegt eher im Steppengebiet.

    Die Bedenken gegen die Meerwasserentsalzungsanlage kann ich nachvollziehen, denn dort, wo derzeit dieser Industriepark entsteht, sind die Wassertiefen der Magellanstraße recht gering (maximal 25 Meter), zudem ist die Stelle weit vom offenen Meer entfernt. In der Küstenregion könnte die Salzlake also bei einer sehr groß dimensionierten Anlage tatsächlich Auswirkungen haben.

    Was mich aber stört am Artikel, ist dass dort auf das alte "Vogelsterben"-Argument bei Windenergieanlagen eingegangen wird. Dieses wurde doch schon seit Langem entkräftet, Gebäude und Autos sind viel gefährlicher.

    Wo ich natürlich zustimme ist, dass der Windstrom und auch der Wasserstoff erst mal der Region zugute kommen sollten. Kann mir aber nicht vorstellen, dass dies nicht eingeplant wird. In Südamerika boomt nämlich (nach einer langen Schlafphase, die bis in die 10er Jahre andauerte) *endlich* inzwischen die Windenergie, und zwar für den Eigenbedarf.

    • @argie:

      "Kann mir aber nicht vorstellen, dass dies nicht eingeplant wird."



      Das Problem ist der extreme Wirtschaftsliberalismus. Über solche Fragen entscheidet in Chile der Investor. Und dem ist die lokale Bevölkerung egal. Staatliche Kontrolle der privaten Wirtschaft gibt es (noch) nicht, und es ist fraglich, ob sich die Linksregierung mit diesem Anliegen gegen die seit Pinochet-Zeiten herrschenden Wirtschaftseliten durchsetzen kann.

  • Kohle aus Kolumbien, Wasserstoff aus Chile, Ärzte aus Südamerika, Pflegekräfte aus Thailand...

    Kriegt dieses vollkommen runtergewirtschaftete und nicht mehr rational politisch geführte Land noch irgendein positives und nachhaltiges Projekt aus eigener Kraft gestemmt, ohne das man anderen Ländern die Fachkräfte klaut oder massive Umweltschäden verursacht ?

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @SeppW:

      Was war beim Aufbau dieser Wohlstandswirtschaft hinsichtlich der Ausrichtung, sie auf Dauer zu erhalten (Nachhaltigkeit) jemals "rational"? Transformation in Nachhaltigkeit geht nicht (mehr) , nachdem Entwicklungsüberschleunigungsschwellen überschritten worden sind.

    • @SeppW:

      Nö.

    • @SeppW:

      Frage ich mich auch zunehmend. Deutschland ist längst Mittelmaß, meint aber immer noch ein Leader zu sein.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Die Gesamtökobilanz ("grün") möchte ich vorgerechnet sehen.



    Ein System, dass 3 Erden pro Jahr verbraucht, kann auf diese Weise nicht "transformiert" werden. Transformiert werden Naturstrukturen in Entropie.

  • Die Hälfte vom H2 Bedarf von Deutschland?

    WIE BITTE? Nur die Hälfte?

    Und am Ende ist die Schätzung auch noch übertrieben...

    Gut das Deutschland die einzige Industrienation ist auf der Welt. -.-*

    Es ist schlimmern als ich dachte, wenn schon die Darstellung der Befürworter einen verzweifeln lässt.

    Jetzt bin ich sicher, das 2,7 Grad Ziel (das aktuelle best Case Szenario), können wir knicken.

  • Wie üblich hirnlose Extraktivwirtschaft für den "globalen Norden". Europäische Werte wie eh und je.

    Und das, damit ein paar [das-behalte-ich-für-mich] Menschen mit ihrem Porsche herumgurken können.

    Wie krank ist das denn.

    Versteht mich nicht falsch. Ich bin ein Techniknerd. Syngas aus atmosphärischen CO2 und elektrolysiertem Wasserstoff finde ich aufregend. Noch aufregender die direkte CO2-Elektrolyse. Könnten nützliche Komponenten einer Energiewende werden.

    Aber nicht, um die in die Tanks der 911er und Cayennes einiger weniger [behalte-ich-wieder-für-mich] zu kippen.

    • @tomás zerolo:

      Kann man auch in den Tank eines Dacia Sandero kippen. Käme gesamtwirtschftlich billiger und weniger umweltzerstörend als die E-Autos mit Strom aus rückverstromten E-Fuels.



      Übrigens: Man kann dafür auch Pflanzen als C-Quelle nutzen. Die machen "Direct Air Capture" seit Jahrzigtausenden ganz kostenlos, wenn man sie nur wachsen lässt.

      • @sollndas:

        Rückverstromte E-Fuels sind energetischer Nonsens. Der Wirkungsgrad ist ein Witz.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Tja, welche technischen Möglichkeiten gibt es denn, Ökoenergie in transport- und lagerfähige Form zu bringen? Nehmen wir einfach mal die ca. 250 TWh thermisch der Erdgasspeicher in Deutschland. Wodurch können sie ersetzt werden?



          Akkus: Unbezahlbar.



          Wasserstoff: Selbst wenn die Gasspeicher für H2 geeignet wären wird es eng. Da gingen nur ca. 75 TWh thermisch rein.



          Biomasse: Die ist doch des Teufels.



          Netzverbund, Baerbocks "Im Sommer geschonte Wasserkraftwerke in Skandinavien und den Alpenländern", Solarstromimport aus Südeuropa, etc.: Überall in Europa ist es im Winter kälter als im Sommer. Überall brauchen die Leute dann ihren Ökostrom selbst.



          Lastmanagement: Wie wollen Sie die 26,7 GW (2030) bzw. 81,5 GW (2045) saisonal bedingte Grundlast der Habeckschen Wärmepumpen [1] weglastmanagen?



          Was bleibt übrig - so mies die Effizienz auch sein mag?



          [1] www.t-online.de/na...abeck-der-fdp.html

          • @sollndas:

            "Akkus: Unbezahlbar."

            Wenn bei der "Speicherung" ein Großteil der Energie vernichtet wird, ist das auch unbezahlbar.

            Aber ich glaube, die Diskussion hatten wir schon mal?

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              "Aber ich glaube, die Diskussion hatten wir schon mal?"



              Stimmt. Und ich warte immer noch auf Ihre Antwort...

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @sollndas:

        Übrigens: Man kann dafür auch Pflanzen als C-Quelle nutzen. Die machen "Direct Air Capture" seit Jahrzigtausenden ganz kostenlos, wenn man sie nur wachsen lässt.

        Das ist im wörtlichen Sinne doch etwas "bodenlos",weil ein Vorschlag ohne Verweis auf seine Grundlagen bzw. Quellen für eine seriöse Gesamtökobilanz dafür.



        Wo und wie soll das auf welchen Böden wachsen?

        • @31841 (Profil gelöscht):

          "...doch etwas "bodenlos",weil ein Vorschlag ohne Verweis auf seine Grundlagen bzw. Quellen"



          Äh, ich hätte gedacht, sowas wie die Erhaltungssätze (Energie, Materie, Impuls,...) seien naturwissenschaftlich-technisches Allgemeinwissen...



          Totholz, Humus, etc. sind doch ziemlich "löchrige" C-Speicher. Selbstverständlich ist ein Mindestmaß für die Bodenfruchtbarkeit wichtig. Was zuviel ist, haucht einfach sein C als CO2 aus, siehe z.B. trockengefallene Moore sowie [1]. Da kann mensch das C einen Umweg machen lassen, z.B. durch einen Holzofen. In beiden Fällen kommt letztlich die gleiche Menge CO2 raus, und Braunkohle kann im Boden bleiben.



          "Wo und wie soll das auf welchen Böden wachsen?"



          Na, grünes Zeug wächst doch überall, wo es Licht und mindestens zeitweise eine Wasseraktivität > 70 % gibt.



          [1] de.wikipedia.org/w...anischer_Kreislauf

          • 3G
            31841 (Profil gelöscht)
            @sollndas:

            Die Frage, auf welchen Böden das wie wachsen soll, habe ich im Kontext mit der Frage gestellt, wie die Gesamtökobilanz ausschaut. Die quantitativen Erhaltungssätze allein geben keine Auskunft, wie die qualitative ökologische Bedeutung für (Sub-) Systeme (Böden) und deren Vernetzung mit dem Gesamtsystem aussieht.

            • @31841 (Profil gelöscht):

              Kein noch so feines Modell von Subsystemen kann an makroskopisch gegebenen Tatsachen etwas grundlegend ändern.



              Sicher gibt es in einer Gesamtökobilanz einen Zielkonflikt mit anderen Kriterien, z.B. Artenvielfalt, etc. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Böden, die organisches Material enthalten, unter aeroben Bedingungen CO2-Quellen sind (und unter anaeroben Bedingungen gerne mal Methanquellen). Und dass infolgedessen Urwälder früher oder später in einen Gleichgewichtszustand geraten, in dem sie voll damit beschäftigt sind, ihr eigenes CO2 wieder zu absorbieren (Beispiel tropische Regenwälder: Die gelten als ausgesprochen humusarm).



              Diesen Zielkonflikt sollte man klar benennen - damit man Lösungen erarbeiten kann. Mit Urwaldromantik ist weder dem Klima noch dem Artenschutz gedient.

  • "Der grüne Wasserstoff... Zum anderen könnte er als Energiespeicher dienen, er lässt sich nämlich wieder in Strom zurückverwandeln."



    Ah ja, dann gibt es im Winter auch genug Strom für die E-Autos und die Wärmepumpen. Ich freue mich schon auf die zu erwartenden Strompreise.



    "Aber die Schiffe, die den grünen Wasserstoff oder seine Folgeprodukte transportieren sollen, werden derzeit noch mit Schweröl betankt."



    Ach, die kann man doch bestimmt auf Elektroantrieb umstellen.

    • @sollndas:

      Grüner Wasserstoff wird noch gar nicht mit Schiffen transportiert, aber es gibt Tanker für das Folgeprodukt Ammoniak.



      Die können künftig auch mit Ammoniak angetrieben werden.

      Macht bloß bislang keiner, weil mit Schweröl billiger und bei Ammoniak aus Erdgas auch nicht ökologisch sinnvoll.

      Auch dies ist aber ein Scheinargument gegen grünen Wasserstoff, denn beispielsweise 5% (bis auf weiteres noch fossilen) Energieverbrauch für den Schiffsantrieb bedeuten wenig gegenüber 95% Emissionseinsparung beim Produkt selbst.

      Diese ganzen an den Haaren herbeigezogenen Argumente gegen den Einsatz von Grünem Wasserstoff dienen doch nur der fossilen Lobby.

      Diese will natürlich über Grünen Wasserstoff auch nur reden, statt ihn tatsächlich einzusetzen.

    • @sollndas:

      Das dürfte in der Tat kein Problem sein: Einfach den abdampfenden Wasserstoff aus den Kyrotanks mittels Brennstoffzellen in Elektrizität umwandeln…