Ausbau der Leitungen für Wasserstoff: Kernnetz steht bald

Wirtschaftsminister Habeck legt eine Karte für den Ausbau des Leitungsnetzes vor. Fast 10.000 Kilometer Rohre sollen für Wasserstoff bereitstehen.

Rohrleitungen einer Verdichterstation

Eine Verdichterstation für Erdgas und zukünftig auch Wasserstoff in Werne, Nordrhein-Westfalen Foto: Rupert Oberhäuser/imago

BERLIN taz | Die Pläne der Bundesregierung für die Wasserstoffinfrastruktur nehmen Gestalt an. In wenigen Jahren soll ein Netz mit 9.700 Kilometern Länge für die Durchleitung von Wasserstoff zur Verfügung stehen. Das sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung einer Karte für das Herz des künftigen Wasserstoffnetzes in Deutschland.

Erarbeitet hat sie das Wirtschaftsministerium gemeinsam mit der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber. Das Bundeskabinett will die Pläne für das sogenannte Wasserstoffkernnetz am Mittwoch verabschieden.

Der Hintergrund: Klimaneutraler Wasserstoff soll in den kommenden zwei Jahrzehnten fossile Energieträger wie Erdgas ablösen. Er kann in Kraftwerken bei der Strom- und Wärmegewinnung Gas ersetzen und soll in der Industrie eine wichtige Rolle spielen, etwa in der Stahlproduktion.

Bislang steht aber kaum Wasserstoff zur Verfügung. „Wir müssen jetzt ein Netz aufbauen für einen Energieträger, den es noch nicht gibt“, sagte Habeck. Die Bundesregierung will den Aufbau zügig vorantreiben und mit dem „Kernnetz“ beginnen. Das sei vergleichbar mit dem Autobahnnetz, sagte Habeck. Für eine komplette Infrastruktur sind weitere Verbindungen – Land- und Kreisstraßen – nötig, also lokale Netze, die den Wasserstoff bis zu den Ver­brau­che­r:in­nen transportieren. Auch sie sollen zügig geplant und realisiert werden.

Das Kernnetz soll sich über das gesamte Bundesgebiet erstrecken. Dabei sollen 60 Prozent aus bereits vorhandenen Erdgasleitungen bestehen. Bei der Planung wurden künftige Standorte fürs Ein- und Ausspeisen von Wasserstoff sowie Anschlüsse für Importe etwa in Häfen berücksichtigt. Alle zwei Jahre soll evaluiert werden, ob nachgebessert werden muss.

Ausbau soll privat finanziert werden

Ein Großteil des Wasserstoffs wird aus dem Ausland kommen. Nach Habecks Angaben wird Deutschland 30 bis 50 Prozent des benötigten Wasserstoffs selbst produzieren, der Rest soll aus Norwegen, Nordafrika und anderen Ländern importiert werden.

„Mit diesem Wasserstoffkernnetz legen wir den Grundstein für den Wasserstoffhochlauf“, sagte Thomas Gößmann, Chef des Verbands der Fernnetzbetreiber Gas.

An erster Stelle stehe für die Netzbetreiber die Umwidmung bestehender Leitungen. Etliche müssen allerdings neu gebaut werden. Das soll zügig geschehen. „Die Bagger müssen nächstes Jahr rollen“, sagte Gößmann. Der Investitionsbedarf für das Kernnetz liegt nach seinen Angaben bei 19,8 Milliarden Euro. Finanziert wird das letztlich von den Nutzer:innen, die Gebühren zahlen. Das ist heute über die sogenannten Netzentgelte für Energie auch so.

Der Ausbau der Infrastruktur soll von privaten Geld­ge­be­r:in­nen vorfinanziert werden. Damit die Gebühren in den ersten Jahren des Betriebs mit wenigen Nut­ze­r:in­nen nicht enorm hoch sind, will der Staat in Vorleistung treten. Um Investitionen in das Wasserstoffnetz für den Kapitalmarkt attraktiv zu machen, wird er Garantien übernehmen.

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