Waffenlieferungen an die Ukraine: Das Privileg der USA
Ein Großteil der Hilfen für die Ukraine kommt aus den Vereinigten Staaten. Dass die sich das leisten können, hat vor allem mit der eigenen Währung zutun.
V or einem Jahr hat Putin die Ukraine angegriffen, und so viel ist sicher: Russland hätte gesiegt, wenn nicht die USA eingestiegen und die Ukraine unterstützt hätten. Europa allein wäre zu schwach gewesen.
Die Zahlen sind da überdeutlich: Die USA haben die Ukraine bisher mit knapp 73 Milliarden Euro unterstützt – das ist etwa die Hälfte aller internationaler Hilfszusagen, EU inklusive. Auf den ersten Blick wirkt es selbstverständlich, dass sich die USA engagieren. Schließlich sind sie eine „Supermacht“, Europa ist es nicht.
Aber das führt gleich zur nächsten Frage: Wieso ist Europa eigentlich keine militärische Supermacht? In der EU wohnen 447 Millionen Menschen, die gemeinsam stattliche 15 Billionen Euro an Wirtschaftsleistung erzeugen. Trotzdem haben die Europäer Mühe, ihre Verteidigungshaushalte zu finanzieren, während die USA etwa 3,5 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in das Militär stecken. Das ist weit mehr als das offizielle Nato-Ziel von 2 Prozent, das die EU-Staaten seit Jahrzehnten konsequent verfehlen.
Die USA können sich ihren gigantischen Militärapparat leisten, weil ihr Dollar die weltweite Leitwährung ist. Die USA genießen ein „exorbitantes Privileg“, wie sich schon 1960 der spätere französische Präsident Giscard d’Estaing beschwerte: Jeder will den Dollar – aber nur die USA können ihn drucken. Die US-Amerikaner werden dadurch automatisch reicher, weil sie auf Kosten der restlichen Welt konsumieren können.
Der Drang zum Dollar hat mehrere Gesichter. In vielen Ländern Südamerikas und Afrikas dient er als faktische Zweitwährung, weil sich die Bürger gegen die heimische Inflation absichern wollen. Wie die US-Notenbank Fed schätzt, sind etwa 1 Billion Dollar außer Landes unterwegs, um vor Ort als Zahlungsmittel zu dienen: Mehr als zwei Drittel aller 100-Dollar-Scheine zirkulieren nicht in den USA.
Alle Länder wollen US-Dollar haben
Zudem dient der Dollar als globale Recheneinheit. Weltweit stellen Exporteure ihre Rechnungen in Dollar aus, auch wenn sie ihre Waren nicht in die USA verkaufen, sondern in ein anderes Land. Die USA sind nur an 10 Prozent der Handelskontrakte beteiligt – aber 40 Prozent des globalen Warenverkehrs läuft über Dollar.
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Nur wer Dollar hat, fühlt sich sicher: Viele Zentralbanken decken sich mit US-Staatsanleihen ein, damit sie ihre Währung verteidigen können, falls die internationalen Finanzanleger Panik schieben. Selbst eher arme Schwellenländer wie Thailand versuchen, einen Exportüberschuss zu erzielen, damit sie Dollar horten können.
Die Konsequenzen sind höchst angenehm für die USA: Sie können weit über ihre Verhältnisse leben. Denn die anderen Länder können die ersehnten Dollar nur erwerben, indem sie Waren an die USA verkaufen, aber umgekehrt nichts von dort importieren.
Die USA machen also ständig Schulden beim Rest der Welt – und zwar in einem gigantischen Ausmaß. Das Defizit im Außenhandel lag 2022 bei fast 1 Billion Dollar, was 3,7 Prozent der Wirtschaftsleistung entsprach. Das war mehr, als die USA für ihr Militär ausgeben.
Faktisch bekommen die USA ihr Militär also gratis: Sie können sich ihre Soldaten und Waffen leisten, weil sie dafür gar nicht auf Konsum verzichten müssen, sondern frei Haus von der restlichen Welt mit Waren beliefert werden. Die Leitwährung Dollar macht die USA zu einer militärischen Supermacht – davon profitiert jetzt die Ukraine. Oder anders: Nicht nur die USA helfen der Ukraine, indirekt ist es die ganze Welt.
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