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Verschärfte Sanktionen im Bürgergeld„Zurück im alten Hartz-IV-System“

Bür­ger­geld­emp­fän­ge­r müssen mit schärferen Sanktionen rechnen. Nicht sinnvoll, findet SPD-Abgeordnete Annika Klose und kündigt Widerstand an.

Die Jobcenter sollen Bür­ger­geld­emp­fän­ge­r:in­nen bald wieder stärker sanktionieren Foto: Jan Woitas/dpa
Anna Lehmann
Interview von Anna Lehmann

taz: Frau Klose, Olaf Scholz hat die geplanten Verschärfungen von Sanktionen und Meldepflichten für Bür­ger­geld­emp­fän­ge­r:in­nen in der Sommerpressekonferenz verteidigt. Man müsse die Leute eben „ermuntern“, Arbeit anzunehmen. Wie finden Sie das?

Annika Klose: Ich habe Verständnis dafür, dass der Kanzler das verteidigt, denn er muss die Regierungseinigung verteidigen. Aus fachlicher Sicht finde ich diese Verschärfungen aber überhaupt nicht sinnvoll.

Photothek
Im Interview: Annika Klose

Annika Klose,

geboren 1992, SPD, ist Mitglied des Bundestages und sitzt im Ausschuss für Arbeit und Soziales. Die direkt gewählte Abgeordnete aus Berlin-Mitte war bis 2020 Juso-Landesvorsitzende.

taz: Warum nicht?

Klose: Wenn man sich die Studienlage anschaut, dann stimmt es zwar, dass Arbeitslose mit schärferen Sanktionen schneller einen Job annehmen. Aber es zeigt sich eben auch, dass es nachhaltig negative Auswirkungen auf das Lohnniveau hat. Und im Hartz-IV-System haben wir gesehen, dass sich ein Dreh-Tür-Effekt eingestellt hat, wenn die Leute Jobs angenommen haben, die nicht zu ihnen passen. Und deshalb glaube ich, dass der Weg zum Bürgergeld, wie wir ihn ursprünglich geplant haben, der sinnvollere ist.

taz: Auch SPD-Wähler:innen, sehen das anders. Das Bürgergeld gilt mittlerweile als „bedingungsloses Grundeinkommen“, Leute, die wenig verdienen, haben demnach kaum mehr Geld in der Tasche als Leute, die nicht arbeiten.

Klose: Definitiv hat das Bürgergeld ein Imageproblem. Was aber auch daran liegt, dass es andauernde Hetzkampagnen von rechts dagegen gibt. Dabei wird auch mit Missinformationen gearbeitet.

taz: Zum Beispiel?

Klose: Das Bürgergeld ist eben kein bedingungsloses Grundeinkommen. Es gab und gibt die ganze Zeit Mitwirkungspflichten. Es gibt auch jetzt Sanktionen. Unser Ansatz ist aber, die Menschen besser zu beraten, zu unterstützen und zu qualifizieren, damit sie in einen Job kommen, der zu ihnen passt. Das ist nach wie vor sinnvoll und ich glaube, dafür gäbe es auch gesellschaftliche Zustimmung.

taz: Aber warum dringen Sie damit nicht durch?

Klose: Das Problem ist, dass die vielen sinnvollen Instrumente, die wir eingeführt haben, daran scheitern, dass den Jobcentern das nötige Geld nicht zur Verfügung steht. Und sie sind zum anderen personell sehr stark mit der Unterstützung der Ukrainerinnen und Ukrainer gebunden.

taz: Es gibt Kritik daran, dass geflüchtete Ukrai­ne­r:in­nen sofort Zugang zum Bürgergeld hatten, die Beschäftigungsrate aber nach wie vor mit 27 Prozent sehr niedrig ist. Schmälert also das Bürgergeld den Anreiz arbeiten zu gehen?

Klose: Sicher sind 27 Prozent noch nicht zufriedenstellend. Aber Deutschland hat eben den Weg gewählt, den Leuten zunächst Gelegenheit zu geben, Deutsch zu lernen, damit sie langfristig eine Perspektive haben. Das finde ich genau richtig. Denn wir sehen ja, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sehr häufig gute Deutschkenntnisse erwarten. Andere Länder sind da im Vorteil. In den Niederlanden kommt man beispielsweise mit Englisch sehr viel weiter, in Polen ist die Sprachbarriere nicht so hoch. Mit dem Jobturbo setzen wir jetzt darauf, dass die Menschen anfangen zu arbeiten und nebenher weiter Deutsch lernen. Und zudem entlastet es auch die Kommunen finanziell und organisatorisch, wenn geflüchtete Ukrai­ne­r:in­nen nicht übers Asylbewerberleistungsgesetz von ihnen betreut werden müssen. Für Bür­ger­geld­emp­fän­ge­r:in­nen sind die Jobcenter und damit der Bund zuständig, der auch finanziell einen höheren Anteil übernimmt.

taz: Wie viel ist vom ursprünglichen Bürgergeld-Gedanken noch übrig, weniger zu gängeln? Die nun geplanten Verschärfungen erinnern sehr an das alte Hartz-IV-Prinzip: Fordern und fördern.

Klose: Wenn die Sanktionen so kommen, wie der Regierungsentwurf es vorsieht, dann wären wir in diesem Punkt zurück im alten Hartz-IV-System. Und mit den verschärften Sanktionen sogar einen Schritt weiter. Eine vollständige Streichung des Regelsatzes gab es zuletzt nicht einmal bei Hartz IV. Aber es gibt auch noch wichtige Bestandteile des Bürgergeldes, die bleiben: der Kooperationsplan für individuelle Unterstützung. Auch die Abschaffung des Vermittlungsvorrangs bleibt, Menschen sollen eben nicht in die nächstbeste Arbeit vermittelt werden, sondern Qualifizierung wird gleichrangig gefördert. Auch Coaching und der soziale Arbeitsmarkt sind weiterhin wichtige Instrumente, die allerdings alle vom Etat der Jobcenter abhängen. Und die aktuelle Haushaltseinigung sieht für die Eingliederungs- und Verwaltungstitel der Jobcenter weniger Geld vor. Das heißt also: Das Gesetz kann so gut sein, wie es will, es muss auch umgesetzt werden.

taz: Falls nicht, ist man also zurück bei Hartz IV. Stemmt sich die SPD dagegen oder knickt sie ein?

Klose: Da regt sich Widerstand. Auch unser Fraktionsvorsitzender Rolf Mützenich hat angekündigt, dass man sich das im parlamentarischen Verfahren sehr genau anschauen wird. Das höre ich auch von vielen Fachkolleginnen und -kollegen. Wir werden sehr genau prüfen, was sinnvoll ist und was nicht.

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66 Kommentare

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  • Im Kapitalismus benötigt jeder Kapital!

    Wer über kein Kapital verfügt : Bildung, Resilienz, Kreativität, Geld, Lizenzen etc.



    dem muss der Staat dazu verhelfen, sonst funktioniert Kapitalismus nicht!



    Dazu gehört eben auch Motivation und damit verbunden der Anreiz etwas zu leisten.



    Linnemanns Gedöns hat was vom 19ten Jahrhundert. Kapital dient nicht zur verantwortungslosen Vollversorgung von so genannten Faulpelzen, die immer eine Erfindung rechter "Haudraufs" waren um möglichst ihre eigene gute Bestallung und Low Performance zu verdecken. Der Nonsens bringt aber keinesfalls eine höhere und bessere Leistungsgesellschaft hervor, sondern Bildung und Training die zu den Menschen passt! Viel würde sich verbessern, wenn die Menschenführung in der Wirtschaft professioneller wäre und nicht zu inneren Kündigungen und letztlich zur geringeren Leistung führen würde.



    Jobs die als Horrorjobs deswegen daherkommen werden genau von Arbeitspflichtigen besetzt und vom Staat noch subventioniert. Zurück ins Mittelalter zum Frondienst im 21ten Jahrhundert. Mich überrascht der niedere Intellekt dieser Politiker. Und dafür Steuergelder? Wer sich der Bildung verweigert, ja der benötigt besondere Hilfe.

  • Unser Grundgesetz kennt kein RECHT AUF ARBEIT und Auskommen, das ein Almosen -nennen wir es Bürgergeld oder bedingungsloses Grundeinkommen- überflüssig macht. Das funktioniert aber nicht in einem Wirtschaftssystem, das davon lebt, das ein Arbeitgeber sich seine 'MitARBEITER' aussucht, so, wie er sie gerade braucht oder auch nicht und -das ist eben der Clou- sie durch Automaten und Roboter ersetzt und damit dem Sozialstaat überlässt. Auch im Kapitalismus wurde es nicht erreicht, dass das Wirtschaften vom Menschen und seinen Bedürfnissen ausgeht, sondern es Privilegierte gibt, deren Auskommen davon abhängt, dass Andere für sie 'mit'arbeiten, die sich auf die Bedürfnisse der Großkopferten bitteschön einzustellen haben oder auch nicht. Eine wirklich demokratische Gesellschaft sollte so organisiert sein, dass das Gemeinwohl ALLER und die Teilhabe durch Arbeit als wichtigstes Prinzip gilt. Schnell wird deutlich: Zur Selbstverwirklichung gehören keine Statussysmbole oder Luxusmarken. Im Gegenteil: Es geht um den Schutz der Natur und der Überlebensbedingungen als gemeinsamen Reichtum.

    • @Dietmar Rauter:

      Genau. Es hängt von fpr einen Hungerlohn arbeitenden (ein Bruchteil des Mindestlohns n DE) Erntehelfern im Ausland ab, dass sich jeder Teutsche hier mit Hilfe von Ramschpreisen "selbstverwirklichen" kann

  • Es scheint nicht wirklich darum zu gehen, dass Arbeitslose eine Beschäftigung finden, die zu ihnen passt und die sie auch langfristig ausüben können. Vielmehr ist es Teilen der Gesellschaft und ihrem Resonanzboden in Medien und Politik offenbar ein Bedürfnis, sich ein personifiziertes schlechtes Gewissen zu halten. Dessen Funktion ist wohl einerseits, durch Abschreckung die gesamtgesellschaftliche Arbeitsmotivation aufrecht zu erhalten (denn so etwas wie Arbeitsfreude wird einem in den meisten Bereichen gründlich ausgetrieben und mag auch nicht so recht zur zynischen Grundeinstellung passen, wie sie unter überzeugten Pragmatikern weit verbreitet ist), andererseits geht es darum, ein Exempel zu statuieren. Die alte Lust am Strafen, die früher etwa in der Hexenverfolgung zum Ausdruck gekommen ist, besteht auch in der Spätmoderne ungebrochen fort. Vielleicht wäre es langsam Zeit, auch mal an sich selbst zu arbeiten, nicht nur im Sinn der ewigen Selbstoptimierung, sondern vor allem in Hinblick auf einen Fortschritt, der den Namen verdient und den heutigen Menschen gegenüber dem technischen Stand der Entwicklung nicht als zurückgeblieben erscheinen lassen muss.

    • @Waldgaenger:

      Es st nicht Aufgabe der Gesellschaft erwachsenen Menschen den passenden Job auf dem Tablet zu servieren.

      Es bleibt auch jedem Menschen überlassen, auf Fortbildungen zu verzichten.

      Es bleibt jedem selbst überlassen sich aus dem Solidaritätssystem zu verabschieden und sein eigenes Ding zu drehen.

      Mit Lust am Strafen hat das alles nichts zu tun. Man kann sich schließlich auch ausklinken aus dem Solidaritätssystem wenn man sich nicht beteiligen will.

      • @Rudolf Fissner:

        Sie geben (wie bekannt) auch in diesem Forum manchen Fingerzeig auf so manche Unstimmigkeiten in Argumentationen und verweisen auf unbeachtete, gleichwohl wichtige Zusammenhänge.

        Bezogen auf die ersten beiden Absätze Ihres Kommentars:

        Hier kann ich beim besten Willen nicht erkennen, wo das in Bezug auf den Kommentar von @Waldgänger der Fall sein sollte. Wo ist da das Argument?

        Klar, machmal muss auch Unmut Kund gegeben werden. Meiner ist hier zweitens der:

        Sollten Ihre Sätze auch mit der Absicht geschrieben worden sein, etwas über die Lebensrealität vor allem der lanzeitarbeitslosen Menschen auszusagen - nach meinem Wissen und meinen Erfahrungen als Langzeitarbeitsloser tun sie dass nicht.

        Sorry, diese Sätze sind nur formuliertes Klischee. Und dass Klischee behauptet Wirklichkeit nur, stellt sie aber nicht "wirklich" dar.

      • @Rudolf Fissner:

        Sicherlich gibt es prinzipiell die Möglichkeit, sich auszuklinken. Das bedeutet dann aber entweder eine Existenz als Selbstversorger, was wiederum beispielsweise landwirtschaftliche Kenntnisse und auch Landbesitz voraussetzt, oder es bleibt nur die Möglichkeit, von Almosen zu leben oder zu verhungern. Das ist nicht wirklich eine Alternative.



        Abgesehen davon: Die Arbeitswelt ist sehr auf bestimmte Menschentypen ausgelegt - abgesehen von bestimmten Nischen, für die dann wiederum besondere Begabungen und Qualifikationen erforderlich sind. Wer nicht ins Schema passt, wird aussortiert. Insofern macht es die Gesellschaft de facto (ob beabsichtigt oder nicht) manchen besonders leicht und serviert ihnen gewissermaßen alles auf dem Tablett. Und das sind entgegen einer verbreiteten Ansicht gerade in der Marktwirtschaft, zumindest in der heutzutage vorherrschenden Variante, die besonders durchschnittlichen, die als Arbeitskräfte und Konsumenten möglichst viel Gewinn abwerfen. Und solche Leute neigen eben zur Verführbarkeit durch Populisten, wie man aktuell deutlich sieht. Daher bleibe ich dabei: Es ist viel Missgunst und Ressentiment im Spiel.

    • @Waldgaenger:

      Ja, Sie haben absolut Recht.

      Das hat auch Foucault immer sehr gut beschrieben.

    • @Waldgaenger:

      wie recht sie haben! 1 kl. zusatz:



      das recht auf faulheit (v. schwiegersohn v. marx geschrieben) wird einfach nicht geschätzt. es ist ein hohes gut. das hohe gut der muße. ohne muße ab+an ist das leben ein hektisches drehen im hamsterrad oder das eines galeerensträflings. also nicht lebenswert. sondern vor allem gesundheitsschädigend.

    • @Waldgaenger:

      Dazu das Buch:



      Anna Mayr, "Die Elenden - Warum unsere Gesellschaft Arbeitslose verachtet und sie dennoch braucht".

  • wenn ihr leute wirklich ermuntern wollt, wie wäre es mit einer anpassung des mindestlohns auf 15-20€?



    das würde genug leute ermuntern.



    jetzt verdienen leute teilweise so wenig das es sich nicht lohnt zu arbeiten. warum auch? menschen die von armut betroffen sind zu sagen "klappe halten und schuften" ist asozial. keiner der wirklich arbeitet sollte von armut betroffen sein.

    • @überfluss:

      Es ist ein Ammenmärchen das nur ein höherer Stundenlohn die Lösung ist ! Das einzig entscheidende ist was dem Arbeitnehmer nach Abzug aller Kosten übrigbleibt. Natürlich kann man den Stundenlohn erhöhen, Produkte werden teurer, Abgaben steigen, unter dem Strich bleibt nicht mehr ( oder sogar weniger ) als zu vor. Der einzige der davon profitiert ist der Staat, höhere Umsatzsteuer, Einkommensteuer, usw. Für kleine und mittlere Gehälter müssen die Abgaben gesenkt werden, dann reicht auch der jetzige Stundenlohn.

    • @überfluss:

      Überfluss,

      wie wärs wenn Sie ein Unternehmen gründen, Mitarbeiter einstellen und dort dann einen Mindestlohn von €15 - €20 zahlen?



      Es hindert Sie niemand daran!

    • @überfluss:

      Das Problem ist eher, das der ML erst nach 6 Monaten in Arbeit zusteht. Und das umgehen AGs indem sie nur befristete Arbeitsverträge geben, und sich dann jemand neues suchen.

      • @Pebbles:

        Das stellen Sie so falsch dar. Die Regelung betrifft Langzeitarbeitslose und wurde eingeführt, damit Arbeitgeber auch Langzeitarbeitlose einstellen.

  • Lieber zurück zur Vermögenssteuer.

  • Grundsätzlich gibt es sicherlich vieles zu kritisieren, egal ob man es Bürgergeld oder Hartz4 nennen mag.

    Sanktionen gegen Totalverweigerer sehe ich aber nicht als Problem. Das sind ja, real gesehen, ein paar Einzelfälle die hier bestraft werden sollen. Weil sie nicht mitwirken, eine zumutbare Arbeit nicht annehmen oder nicht zu Terminen erscheinen. Wenn es keine Sanktionsmöglichkeiten gibt, was soll man dann tun?

    • @Micha.Khn:

      die sog. totalverweigerer sind eine quantité négligeable. wg. denen einen heiopei zu veranstalten, ist allerdings politik, die alle einschüchtern soll.

      + die vor union + afd einknickt. unsauber, unmenschlich. stinkt nach braun - das motto im sog. 1000jährigen reich:



      wer nicht arbeitet, soll nicht essen.

      über den kz-eingängen stand:



      arbeit macht frei.

      arbeit kann gut sein, soll es aber nicht. wird zu schlecht bezahlt. sehr oft.

      also:



      die sog. totalverweigerer sind eigentlich eher sowas wie ein "aufhänger" für einen rattenschwanz anderer gesellschaftlicher probleme.

      • @Brot&Rosen:

        "...ist allerdings politik, die alle einschüchtern soll."

        So wie ein Bußgeld bei zu schnellem Fahren?

        Es ist schlicht nur eine rote Linie, die man nicht überschreiten sollte beim Bezug von Solidar-Geldern.

    • @Micha.Khn:

      Weil es ja auch nur die "Totalverweigerer" trifft. Nur komisch, das Gerichte meistens immer zu Gunsten der Bezieher urteilen und nicht für die Jobcenter. Sanktionen öffnen den Jobcentern wieder die Tür zur Willkür. Aber der Deutsche liebt es ja Menschen zu bestrafen, denn etwas anderes ist es nicht.

      • @Pebbles:

        Die Behörden liegen natürlich nicht immer richtig; das ist bei einem Massengeschäft zwangsläufig, egal ob es nun das Finanzamt oder die Bundesagentur für Arbeit ist.

        Der weit überwiegende Teil der Bescheide ist aber rechtlich völlig in Ordnung. Nur ein winzig kleiner Bruchteil der Bescheide wegen verweigerter Arbeitsaufnahme/Totalverweigerung geht überhaupt vor Gericht. Und auch dort ist die Behörde in der Mehrheit der Fälle erfolgreich.

        • @Karl Murks:

          agentur für arbeit ist keine behörde.

    • @Micha.Khn:

      das sind keineswegs " ein paar Einzelfälle"! Aber leider ist es so, dass die Behörde völlig überfordert, in Teilen sogar inkompetent ist. Deshalb dürfte es unmöglich sein, einigermaßen zielgenau Sanktionen zu verhängen. Also macht man das, was man schon immer gemacht hat, wo es einfach ist, "schlägt man zu", wo es nicht einfach ist, lässt man alles so, wie es ist, nur kein Stress eben...

      • @Mr.Brian:

        Es sind genau 13.838 Fälle.

        "Statistisch erfasst werde aber der Minderungsgrund "Weigerung Aufnahme oder Fortführung einer Arbeit, Ausbildung, Maßnahme oder eines geförderten Arbeitsverhältnisses", bei dem auch Weiterbildungen und Qualifikationen berücksichtigt werden. Dabei zeigt sich, dass es in den ersten elf Monaten des Jahres 2023 insgesamt 13.838 Fälle gab."

        Das sind dann noch stattliche 0,25 Prozent.

        Es geht also dabei nur um die Stigmatisierung von Arbeitslosen, that's all.

        • @Jim Hawkins:

          Wir sind tatsächlich mal einer Meinung!!!

        • @Jim Hawkins:

          Die Stigmatisierung kommt von Seiten der ewigen Populisten und den Medien.

          Die Regelungen an sich sind nicht das Problem. Wie geschrieben, betreffen sie nur einen sehr engen Personenkreis.



          Wenn Sanktionen nicht notwendig sein sollte, warum möchte man die dann wieder einführen?

          • @Micha.Khn:

            Bitte nicht als spitzfindigen Anwurf gegen Sie verstehen:



            Regeln sind nicht gleich richtig, notwendig, nur weil sie eingeführt werden. Erst mal werden sie als richtig angenommen. Immerhin hat aber das Bundesverfassungsgericht das Sanktionsregime in H 4 teilkorrigiert.Die nachträglichen Sanktionsverschärfungen im Bürgergeld sind m. M. n nicht nur nicht notwendig, sie beschädigen das Konzept des Bürgergeldes, welches beim Erwerbslosen EW und den JC,s auf mehr Eigenmotivation zur Arbeitsaufnahme durch mehr Selbstbestimmung des EW setzt. So wird die keineswegs ganz sanktionsfreie Vertrauenszeit jetzt auf ein halbes Jahr verkürzt werden. In der berufl. Profilanalyse u. Kooperationsplan in gemeinsamer Beratschlagung stattfinden sollen. Die Sanktionsverschärfungen verkürzen diese Zeit und stellen sie indirekt unter mehr Druck. Sie sind dem Konzept gegenüber sachfremd u. beschädigen es. Die Union folgt hier mit ihren Forderungen einem Teil der Wählerschaft u. seinem diffusen Unrechtsgefühl. Man möchte nur, dass die EW´s "hart" angefasst" werden, das Bürgergeld kennt man gar nicht richtig. Die Union steht fundamental gegen das BG und nutzt das zerstörerisch aus.

        • @Jim Hawkins:

          So sieht es aus.

  • Ok, ich mag Annika Klose und glaube auch, dass sie gute Intentionen hat.

    Aber man muss doch fragen:

    Was hat die Regierungsbeteiligung von SPD und Grünen (FDP ist egal, da war eh nichts zu erwarten) eigentlich gebracht?

    Alle sinnvollen Reformen, mit denen diese Koalition begonnen hat, die das Land ein klein wenig menschlicher, ein bisschen sozialer machten, werden jetzt unter "Sparzwang" abgeräumt.

    Die Rhetorik gegen Arme, sozial Schwache, Menschen in wichtigen, aber schlecht bezahlten Jobs ("musst dich halt weiterbilden"), gegen Migranten sowieso, ist vergiftet wie seit Jahren nicht mehr.

    Und die progressive Linke bietet keine Vision, keinen Zukunftsentwurf, nichts an.

    Außer ein müdes:

    "Da regt sich Widerstand. Auch unser Fraktionsvorsitzender Rolf Mützenich hat angekündigt, dass man sich das im parlamentarischen Verfahren sehr genau anschauen wird." (A. Klose)

    • @Stavros:

      Annika Klose (SPD): *Da regt sich Widerstand. Auch unser Fraktionsvorsitzender Rolf Mützenich hat angekündigt, …*

      Über diese 'Brücke' von Annika Klose und Rolf Mützenich würde ich nicht gehen. Damals, als Schröder Hartz IV einführte, kam sicherlich auch Widerstand von einigen SPD-Abgeordneten. Dann hat man aber doch schnell vor Schröder "gekuscht" und Hartz IV durchgewunken.

      • @Ricky-13:

        Ich würde, trotz allem Demontageelend am Bürgergeld vielleicht über diese Brücke kleiner Erfolge der Koalition im Sozialausschuss noch gehen wollen, um "das letzte Restchen Bürgergeld" noch "gerettet" sehen zu können. Sie meinen ersten Kommentar.

        Aber ich stimme ihnen realistischer Weise zu.

        Ob diese Brücke überhaupt gebaut wird, ob sie fertig wird, ob sie dann begehbar sein würde . und wenn ja, was dann noch am anderen Ufer beim Bürgergeld ankommen würde - ich gebe ehrlich zu: Noch "klammere" ich mich dran...indes, die Lage ist anders.

    • @Stavros:

      Solange die SPD und die GrünInnen keine eigene Mehrheit haben, müssen zwangsläufig kleine Brötchen gebacken werden.

      Demokratie ist kein Wunschkonzert für vermeintlich politisch fortschrittliche Minderheiten, sondern die Kunst des Möglichen. Regierungskunst besteht darin, Wichtiges zu priorisieren und weniger Wichtiges zu ignorieren. Was dann genau "Wichtig" oder "Unwichtig" ist, entscheidet der Wähler - auch der FDP-Wähler.

      • @Karl Murks:

        Demokratie lebt von Kompromissen, das ist auch keine Frage (für mich jedenfalls nicht).

        Mein Problem hier ist eher:

        Beim Bürgergeld wurden sinnvolle Reformen gegenüber Hartz 4 eingeführt. Nicht nur sinnvoll für die einzelne betroffene Person, sondern auch gesamtgesellschaftlich sinnvoll.

        Im Wesentlichen geht es um 3 Punkte:

        1. Arbeitssuchende einfach "irgendwie" zu vermitteln, ohne Rücksicht auf individuelle Interessen und ohne Stärkung ihrer Kompetenzen löst keine Probleme. Dann werden sie bald wieder arbeitslos. Der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit sind echte Fähigkeiten.

        2. Ein solides Bürgergeld schützt das Lohnniveau aller Beschäftigten. Das beste Rezept gegen Armutslöhne ist ein "Boden" - das Bürgergeld - das bei der Bezahlung nicht unterschritten werden kann.

        3. Sanktionen sind sinnlos. Man muss mit Arbeitssuchenden als Partnern zusammenarbeiten, um ihre berufliche Zukunft zu gestalten. Etwas zu finden, was ihnen wirklich entspricht und sie motiviert. So sind sie nicht nur glücklicher, sondern zahlen im Laufe ihres Lebens mehr Sozialabgaben und Steuern - ganz abgesehen davon, welchen gesellschaftlichen Nutzen ihre Tätigkeit außerdem noch hat.

    • @Stavros:

      Danke

    • @Stavros:

      Danke

  • Spätestens jetzt ist jedem klar, was SPD in der heutigen Zeit bedeutet:

    Sozial



    Politisches



    Disaster

    • @Bolzkopf:

      SPD war doch noch nie sozial, schließlich war es Schröder der Hartz 4 eingeführt hat....

      • @Des247:

        Doch, war sie.



        Laaange ist es her, wir haben das vermutlich gar nicht selbst erlebt.

        • @Bolzkopf:

          Mit dem Satz von Gerhard Schröder 2005 in Davos (Weltwirtschaftsforum) fing die SPD an 'unsozial' zu werden. Bei Willy Brandt, aber auch bei Helmut Schmidt, hätte es so eine SPD-Politik nicht gegeben.

          Schröder (SPD): "Wir müssen und wir haben unseren Arbeitsmarkt liberalisiert. Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt."

          Es ging nämlich nie um Arbeitslose (Hartz IV, Bürgergeld), sondern von Anfang an nur um die Arbeitnehmer, denn denen wollte/will man in erster Linie klar machen: "Wenn ihr bessere Arbeitsbedingungen fordert und sogar noch eine Lohnerhöhung verlangt, dann werden wir euch auch ganz schnell in Hartz/Bürgergeld stecken."

          Das "Spiel" der Reichen und Mächtigen ist sehr einfach zu durchschauen, denn wenn man Hartz/Bürgergeldbezieher schlecht behandelt, dann wird der kleine Arbeitnehmer es sich nicht wagen Forderungen zu stellen. Und wer hat da mitgemacht? Die schröder'sche SPD, die wohl auch jetzt noch da ist.

          • @Ricky-13:

            Sie haben es ganz genau verstanden (und Schande für die SPD, das sie immer wieder mitspielt).

            Ich wundere mich nur, warum die heutigen Arbeitnehmer diesen Zusammenhang nicht mehr verstehen und so leicht gegen Bürgergeldempfänger aufzuhetzen sind.

            Wenn alle ihre Interessen so gut kennen würden wie die Reichen und Besitzer der Produktivkräfte es tun, hätten wir die meisten Probleme gar nicht mehr.

            • @Stavros:

              *Ich wundere mich nur, warum die heutigen Arbeitnehmer diesen Zusammenhang nicht mehr verstehen ...*

              Das wundert mich auch schon seit vielen Jahren. Damals hätten Arbeitnehmer den Zusammenhang sofort erkannt, aber da gab es auch noch nicht so viele Medien ('die in der Hand der Reichen und Mächtigen sind), die Bürger in die Richtung 'führen', in die die kleinen Leute dann auch tatsächlich gehen. Und wenn diese "Medien" dann auch noch ständig gegen Hartz IV oder Bürgergeldempfänger zu Felde ziehen, dann merkt der Bürger nicht, dass er selbst am 'Nasenring durch die Manege des Lebens gezogen wird'. Aus dem Grund ist der Hartz/Bürgergeldempfänger ja auch ein so gern gesehenes 'Opfertier' für alle politischen Parteien in Deutschland, denn mit dem Bürgergeldempfänger kann man Angst vor Arbeitslosigkeit aufbauen, denn wie gesagt, es ging nie um die Arbeitslosen (Hartz IV, Bürgergeldempfänger), sondern immer nur um die Arbeitnehmer, damit die keine Forderungen stellen.

              • @Ricky-13:

                Die Mechanismen sind ganz einfach:



                1. Geben sie dem kleinen Mann gerade so viel, dass er/sie keine Not leidet.



                2. Schaffen sie ein Klima der Angst um sozialen Status, Job, Wohnung.



                3. Die Kunst daran ist, genau die Balance zu halten.



                4. Streuen sie dem Volk gelegendlich ein paar Brosamen hin an dem es sich erfeuen kann. (Brot & Spiele)

                Dann begehrt niemand auf denn der Antrieb ist zwar da, aber nicht groß genug.



                Zudem bindet der Kampf um Status, Job und Wohnung Energie.

                Fertig ist die Laube bzw der soziale Frieden.

  • Am Ende geht es ums SGB II und darum eine Hilfebedürftigkeit zu bearbeiten.



    Das geschah und geschieht auch mit und ohne Ukrainer nicht besonders gut.



    Viele Bescheide sind fehlerhaft, das System erzwingt einen hohen Arbeitseinsatz und sehr hohe Kompetenzen bei den Mitarbeitern.



    Oft lief es schlecht in Jobcentern, das Problem ist nicht nur an die Sanktionen gebunden, sondern die ganze Idee funktioniert nicht, per Armut und Druck plus Pseudoberatung baut niemand Beschäftigung auf.



    Schlechte, teilweise billige Maßnahmen und umfassende Kontrolle unterspülen Vertrauen und Zusammenarbeit mit Arbeitslosen und Bedürftigen. Und kein normaler Mensch möchte in diesem System leben, außer er kann das unterlaufen und überlisten.



    Wer eine SGB-II-Leistung in Anspruch nimmt, kann noch jahrelang ohne besondere Genehmigung durchleuchtet werden.



    Das System ist härter als eine Bewährungsstrafe. Und es lebten seit 2005 1,5 Mio. Kinder und Jugendliche in dieser 'Armut'. Die Eltern hätten sich ja mehr anstrengen können ...

    • @Andreas_2020:

      Ich stimme Ihnen und @EGON SCHMITZ zu. Hier werden die "Kernprobleme" von Hartz IV sehr klar herausgestellt - die eigentlich mit dem Bürgergeld jedenfalls zu einem ausreichenden Teil hätten bearbeitet werden können. Es sieht nicht mehr danach aus.

    • @Andreas_2020:

      Danke Andreas, leider bestätigst du damit, das, was vor Hartz IV schon ein Problem war, durch Hartz IV nicht gelöst wurde und auch mit dem bürgergeld nicht auf die Erfolgsspur gebracht werden konnte: das aus dem arbeitsamt eine arbeitsagentur wird, wo die Kunden zu Beteiligten werden.

  • Meine erste Reaktion ist emotional, tippe ich direkt in die Kommentarspalte. Es tut gut, selbst wenn eine solche Äußerung wie hier vlt. nichts zu ändern vermag. Aber an diesem Interview als solchem stimmt schon so ziemlich alles. Hier werden die Sachen zur Sprache gebracht, welche das Bürgergeld wesentlich ausmachen! DIE werden auf ihre Problematiken angesprochen, mit Bezug auf ihre Zielsetzungen, welche für jedenfalls aus sachlichen Gründen zu begrüßen sind. Heikle Lagen - die Finanzierung - werden nich ausgeklammert. Auch die Situation der Jobcenterbelegschaften muss gesehen werden, da ist natürlich eine Mehrarbeit da durch die Ukraineflüchtlinge. Angesprochen wird, warum das Bürgergeld auch für sie wichtig ist.

    Vielleicht eines: Ich würde es nicht "Imageproblem" nennen. Es ist - großes Wort - zuerst ein Aufklärungsproblem gegenüber der Bevölkerung, welches das Bügergeld hat. So, und dass da nun eine aus den Reihen der SPD, der doppelgesichtigen, als Bundestagsabgeordnete aus den Sozialausschüssen ran geht u. aufzuklären versteht - also dass tut emotional schon so richtig gut, gut. Die Hoffnung stirbt zu letzt. UND WENN, ERST DANN.

    Das Interwie möge sich verbreiten!

  • Die SPD, Erschaffer von Hartz4, verschärft nun wieder das Bürgergeld, dass selbst die taz schreibt „Zurück im alten Hartz-IV-System“. Die Grünen machen das mit, die FDP sowieso. Traurige Ampel.

  • Vergleich mit Frankreich:



    Frankreich RSA: 635,70



    Deutschland Bürgergeld: 563



    In Frankreich wird weder Vermögen angerechnet, noch muss derjenige Bemühungen um Arbeit nachweisen. Noch. Macron hat das kürzlich geändert. Ab 2025 müssen auch Franzosen die RSA beziehen bei France Travail angemeldet sein und Bemühungen nachweisen, aber nicht zb mit einem Arbeitsweg von insgesamt 3 Stunden oder branchenfremder Arbeit.



    Geiziges Deutschland!

    • @Des247:

      Der Vergleich hinkt schwer, da da bei RSA kein Wohngeld und andere Leistungen hinzu kommen, die beim Bürgergeld beinhaltet sind. Sie haben zwei Zahlen gegeneinander gestellt, welche einen stark unterschiedlichen Leistungsumfang haben.



      Genauer steht es hier: de.wikipedia.org/w...Leistungsh%C3%B6he

      • @Rudi Hamm:

        Falsch:



        Wenn Sie das RSA beziehen, haben Sie unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf eine Reihe weiterer Rechte: allgemeiner Krankenschutz (Puma) oder solidarische Gesundheitsergänzung (C2S). Außerdem haben Sie Anspruch auf eine Ermäßigung des Tarifs für Ihr Telefonabonnement, auf lokale Beihilfen und auf Wohngeld.

        • @Des247:

          Trotzdem, allen drei Foristen hier in der Kommentarkette Dank für die Infos und Link. Man kann gezielter auf die Suche gehen.

  • Die Frage ist halt, was man will. Will man gehorsame Untertanen, die jeden Job annehmen, sei er auch noch so sinnlos oder schädlich (für die, die ihn machen, oder andere Menschen oder die Umwelt, den Frieden etc.), dann kommt man um harte Sanktionen nicht herum. Nicht wegen der Sanktionierten selbst, sondern um weiterhin eine Drohkulisse für alle anderen Menschen aufrechtzuerhalten.



    Will man mündige Bürger*innen, die in der Lage sind die Arbeit (bezahlt oder unbezahlt) zu tun, die sie tun wollen und die getan werden muss, also z.B. auch Sorge um ihre Mitmenschen oder politisches oder gesellschaftliches Engagement, dann sind Sanktionen falsch und kontraproduktiv.

    "Republik oder Arbeitshaus?" hat die Initiative Freiheit statt Vollbeschäftigung mal getitelt - und das trifft genau die Fragestellung, mit der wir es hier zu tun haben.

    • @Eric Manneschmidt:

      Der Grund für die Gängelung steht doch in Interview: Das Lohnniveau sinkt.

      It's not a bug, it's a feature.

      Das soll so.

  • Die SPD hat noch wenige Monate Zeit, um sozialdemokratische Konzepte umzusetzen, dann wird es ernst.



    Es muss einen guten Grund geben, die SPD zu wählen, Selbsthass ist keiner.

  • Wenn ich keine Arbeit habe und von Steuergeld lebe, dann nehme ich jede Arbeit an.



    Das ist denjenigen gegenüber fair, die das erwirtschaften.



    Dann gehe ich auch mal putzen oder mache andere Arbeiten.



    Alles andere ist nicht gerecht.

    • @D. MEIN:

      Mit einer solchen moralisierenden und individualisierenden Argumentation erreicht man folgende Dinge:



      1. Sinken des allgemeinen Lohnniveaus



      2. Schwächung der Nachfrage, wegen 1.



      3. Schwächung der Produktivität, weil Qualifikationen entwertet werden



      4. Größere soziale Ungleichheit

      Bitte nicht das ökonomische Denken durch irgendwelche bornierten Konzepte von "Gerechtigkeit" ersetzen.

    • @D. MEIN:

      falsch: sie leben dann von einer versicherung, nicht von steuergeld.

    • @D. MEIN:

      Ich war mal gezwungen so eine Putzstelle anzunehmen. Im Krankenhaus. 7.00 Uhr bis 13.00 Uhr 4 mal die Woche. Für ein Krankenzimmer mit drei Betten und Bad wurden 8 Minuten gerechnet. Wer es nicht so schnell geschafft hat, der musste eben länger arbeiten. Unbezahlt natürlich. Nach drei Monaten war ich von 60 kg auf 53 kg und hatte so starke Rückenschmerzen, dass ich aufhören musste. Trinkgeld? Nein, weder von den Patienten noch von den Göttern in weiß, deren Büros ich geputzt hatte. Nicht mal ein Danke. Und dann schiebt man mit seinem Kittel den schweren Wagen mit Putzmitteln durch den Gang und begegnet einem Bekannten, der einen mit großen Augen ansieht.



      Meine Kollegen waren allesamt Migranten, das hält kein Deutscher durch. Ich wünsche das niemand, wirklich!

      • @Des247:

        Und die Spitze auf Migranten muss man dann noch hinterher setzten? Und warum hält das kein Deutscher durch? OK, wenn man rassistische Vorurteile hat, ist es wahrscheinlich schon schlimm, aber das ist ihr eigenes Problem, und nicht das ihrer Kollegen.

        • @Pebbles:

          Da haben Sie mich jetzt aber so ganz falsch verstanden. Ich meinte damit, dass diesen Job kein Deutscher macht weil er einfach viel zu hart und schlecht bezahlt ist und ich deshalb nur Migranten (die übrigens allesamt sehr nett waren) als Arbeitskollegen hatte, die diesen miesen Job durchziehen MÜSSEN weil sie sonst nichts anderes finden. Wenn Sie meine andere Kommentare lesen bin ich tatsächlich die letzte die rassistisch ist, im Gegenteil. Ich bin froh, dass ich dieses Missverständnis noch klären konnte.

    • @D. MEIN:

      Ach wirklich? Sie würden putzen gehen? Haben Sie das schon mal gemacht? Für den Mindestlohn schwere körperliche Arbeit die von niemand respektiert wird? Und dann vielleicht auch noch 1,5 std zu dieser Putzstelle fahren und das auf Ihre Kosten von Ihrem Mindestlohn? Ich denke nicht.

      • @Des247:

        Ja, habe ich gemacht.



        Ich war auch einmal auf Sozialhilfe angewiesen.



        Um meine Kinder zu ernähren und ihnen ein Vorbild zu sein, bin ich arbeiten gegangen. Weit unter meiner Qualifikation.

        • @D. MEIN:

          Damit haben Sie auf starke Weise viel geleistet! Konnten Sie aus dieser Arbeit heraus später wieder andere Tätigkeiten finden? Es heiß ja oft in den Kommentaren zu diesem Thema, erst mal irgendeine Arbeit u. später wieder etwas das naäher an den eigenen Qualifikationen ist.



          Ich denke aber, dass die Intention des Bürgergeldes da schon hilfreich ist, durch Qualifikation in Arbeit zu vermitteln, die an die Vorkenntnisse des Erwerbslosen anschließt. Arbeit die man auch behält.



          Das aber mit Respekt gesagt vor ihrer Leistung.



          Und doch auch die notwendige Frage: Wird Ihr Weg u. Ihre Leistung, z. B. bei der Rentenhöhe, denn auch gewürdigt?

    • @D. MEIN:

      Ihre Rechnung ist in zweierlei Hinsicht grundfalsch und es wundert mich schon, dass Sie nicht selbst drauf kommen:

      Erstens ist bezahlte Arbeit nicht per se sinnvoll oder "erwirtschaftet" irgendwas. Es gibt eine ganze Menge davon, die sogar schadet, z.B. Fossile Industrien, Tabakindustrie u.a.

      Zweitens gibt es eine Menge unbezahlter Arbeit, die absolut notwendig ist, sie bildet auch die Grundlage der bezahlten Arbeit (Haus- und Sorgearbeit, Engagement für die Gesellschaft usw.).

      Deswegen wäre es gerecht, wenn die Menschen in die Lage versetzt würden, die notwendige Arbeit (bezahlt oder unbezahlt) zu machen und die schädliche (erwerbsförmige) Arbeit zu unterlassen.

  • an der schraube bürgergeld in richtung hartz IV zu drehen, heißt nichts anderes, als vor dem populistischen geschrei der union + afd einzubrechen.

    der schuß geht nach hinten los. die prekär beschäftigten werden zunehmen, die nicht ausgebildeten + nicht umgeschulten dito, viele zugewanderte sind durchaus qualifiziert, finden trotzdem keinen job ihrer quali entsprechend. dann wird gejammert über mangel an fachkräften.

    ha herrschaften, frühe bildung in kitas + grundschule+ganztagsschulen + bessere berufsberatung zur vermeidung von ausbildungsabbrüchen (in großstädten immer noch ca. 1/3), schnellere zulassung qualifizierter geflüchteter, schulung von nicht qualifizierten geflüchteten, statt sie in küchen + sonstwo sklavenarbeit verrichten zu lassen.



    mehr kinderbetreuung, daß frauen aus der teilzeitfalle rauskommen, arbeitszeitverkürzung für alle, sodass kinder-+ sonstige care-arbeit nicht nur an teilzeit arbeitenden frauen hängen bleibt, sondern auf beide elterteile verteilt wird.

    ach, aber lieber vor den rechten + rechtsradikalen einknicken.



    gute nacht, deutschland.