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Ungerechtes KindergeldKinder reicher Eltern bekommen mehr Geld vom Staat

Kinder reicher Eltern bekommen vom Staat mehr Geld als Kinder von Normalverdienern. Und zwar viel mehr. Geht das gerechter? Unser Autor hat da eine Idee.

Kinderarmut: Der Nachwuchs braucht mehr Chancengleichheit Foto: Frank Augstein/ap/picture alliance

A lle Kinder sollten gleiche Chancen haben. Diesen Satz würde wohl jeder unterschreiben. Und trotzdem ist es so: Kinder reicher Eltern bekommen vom Staat mehr Geld als Kinder von Normalverdienern. Und zwar viel mehr.

Für ein Kind von Dax-Vorständen zahlt der Staat bis zu 1.260 Euro mehr im Jahr als für ein Kind von Normalverdienern. Auf den Monat gerechnet also mehr als 100 Euro. Woran das liegt? Am Nebeneinander von Kindergeld und Kinderfreibetrag.

Das Kindergeld ist eine direkte Zahlung an die Familien, aktuell 255 Euro pro Monat und Kind. Daneben gibt es noch den steuerlichen Freibetrag für Kinder, den das Finanzamt bei der Steuererklärung berücksichtigt. Der liegt aktuell bei insgesamt 9.600 Euro pro Jahr und Kind. Er setzt sich zusammen aus dem Kinderfreibetrag für das sächliche Existenzminimum von 6.672 Euro und dem Freibetrag für Betreuungs-, Erziehungs- und Ausbildungsbedarf (BEA) von 2.928 Euro. Für arme Kinder gibt es außerdem den Kinderzuschlag von bis zu 297 Euro pro Monat und Kind, den der Staat zusätzlich zum Kindergeld zahlt, wenn die Familie zu wenig verdient, um über die Runden zu kommen.

Um den Unterschied zwischen Kindergeld und Freibetrag zu verstehen, vergleichen wir eine Dax-Vorstandsfamilie und eine Busfahrerfamilie. Die Busfahrerfamilie hat ein zu versteuerndes Einkommen von 50.000 Euro im Jahr und würde mit dem Kinderfreibetrag circa 2.400 Euro an Steuern sparen. Weil sie mit dem Kindergeld im Jahr auf 3.060 Euro kommt, nutzt sie das Kindergeld statt des Freibetrages.

Maurice Höfgen

28, ist Autor und Ökonom. Hier überlegt er einmal monatlich, wie sich wirtschaftliche Utopien umsetzen ließen.

Anders sieht es aus bei der Dax-Vorstandsfamilie: Ein Dax-Vorstand verdient Millionen und zahlt auf sein Gehalt den Reichensteuersatz von 45 Prozent. Der Kinderfreibetrag bringt also eine Steuerersparnis von 4.320 Euro im Jahr. Bei der Steuererklärung erkennt das Finanzamt, dass der Freibetrag günstiger ist als das Kindergeld – zur Erinnerung: Das waren 3.060 Euro – und veranlasst eine Steuererstattung von 1.260 Euro. Auf diese Weise unterstützt der Staat Kinder von Reichen bis Superreichen mehr als Kinder von Normalverdienern.

Der Koalitionsvertrag lässt vieles offen

Immerhin: Laut Koalitionsvertrag wollen Union und SPD „die Schere zwischen der Entlastungswirkung der Kinderfreibeträge und dem Kindergeld schrittweise verringern“. Und zwar, „indem bei einer Erhöhung des Kinderfreibetrags auch eine adäquate Anhebung des Kindergelds erfolgt“. Was das genau heißt? Offen! Dabei liegen längst Vorschläge auf dem Tisch. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat in einer Studie im Auftrag der Arbeiterwohlfahrt (AWO) berechnet, wie die Mittel für Kindergeld, Kinderfreibetrag und Kinderzuschlag besser verteilt werden können.

Das Ergebnis: Reduzierte man den Teil des BEA-Freibetrags auf ein Minimum – konkret von 2.928 Euro auf 600 Euro im Jahr –, könnte der Staat knapp 3,5 Milliarden Euro einsparen. Damit ließe sich entweder das Kindergeld um 20 Euro pro Monat oder der Kinderzuschlag für armutsbedrohte Kinder um ganze 120 Euro anheben. Oder beides ein bisschen, etwas mehr Kindergeld und etwas mehr Kinderzuschlag. Dann hätten Normalverdiener und arme Familien etwas davon.

Wir könnten etablierte Instrumente anders nutzen – Quick-Fix mit großer Wirkung

Für den Bundeshaushalt entstünden netto nicht mal mehr Kosten, weil nur bereits eingeplante Gelder umverteilt würden. Und auch keine neue Bürokratie, weil etablierte Instrumente nur anders genutzt würden, aber eben deutlich besser, weil gerechter. Ein Quick-Fix mit großer Auswirkung – für mehr Chancengleichheit und gegen Kinderarmut!

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50 Kommentare

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    Die Moderation 

  • Die Kosten, die Kinder verursachen, sind von Bundesland zu Bundesland sehr verschieden. Aus Erfahrung weiß ich, dass es in Schleswig-Holstein deutlich teurer ist, das nicht schulpflichtige Kind betreuen zu lassen als in Hamburg. Auch müssen Eltern in Schleswig-Holstein schon in den Grundschulen die Materialien und Bücher bezahlen. In Hamburg sind diese für Grundschüler kostenlos. Eltern zahlen nur je nach Lehrkraft eine jährliche Kopier- und Zusatzmaterialgebühr. Unsere betrug nie mehr als 20€ jährlich.

    Über die Steuer werden wir alsbald keine wie auch immer geartete Gerechtigkeit herstellen können. Aber wir könnten dafür sorgen, dass Erzieherinnen und Erzieher keine rein schulische, sondern eine bezahlte Ausbildung machen. Wir können dafür sorgen, dass die Kitabetreuung und damit auch die Kitagebühren deutschlandweit schrittweise gleich werden. Dass Kinder die Schulbücher und Schulhefte in neuwertigem Zustand gestellt bekommen. Dass Kinder kostenlos ein gesundes Mittagessen in den Kitas und Schulen erhalten. Dass Eltern einfach und schnell finanzielle Hilfen beantragen können.

    Kinder durch solche und andere Maßnahmen direkt zu fördern wäre meiner Meinung nach auch ein Weg.

  • Eben war ich doch unsicher ob ich auf taz.de oder faz.net bin. Ich bekomme richtig Mitleid mit verarmten Daxvorständen. Ich lasse morgen im Büro mal die Sammelbüchse rumgehen.

  • Wieder so eine Umverteilungsklamotte, die mit plakativen aber falschen Angaben versucht Stimmung zu machen. Der "reiche" Vorstand gegen den "armen" Arbeiter. Schon bei 100.000€ zu versteuerndem Einkommen zahlt man ca. 33.000€ EkSt. Das sind 33 tausend Euro meines Verdienstes, den sich der Staat unter den Nagel reisst. Aus dem Kinderfreibetrag ergibt sich doch keine staatliche Zuwendung, lediglich die Steuerschuld wird reduziert. Die Aussage was denn "gerecht" sei ist wird auf die Annahme reduziert, es müsste mehr Umverteilung her. Man könnte auch sagen es wäre gerecht, wenn jeder den gleichen Prozentsatz seines Einkommens als EkSt. bezahlt. Deutschland hat eine der höchsten Sozialleistungquoten in Europa (ca. 30% = alle Sozialleistungen/BIP) . Es wurde in den Kommentaren schon sehr schön dargestellt, wer die Umverteilung erst möglich macht, nämlich die Besserverdienenden. Wer dem Besserverdienenden das Incentive für mehr Leistung, nämlich bessere Renumeration, wegnimmt, nimmt auch die Lust auf Leistung, und damit (langfristig) die Möglichkeit zur Umverteilung.

  • Viele Kommentare zu dieser Kolumne zeigen, dass sich Leistungsträger der Mittelschicht als die gemelkten Kühe der sozialen Marktwirtschaft begreifen. Wie solle man sich denn so eine angenehmes Mittelschichtexistenz noch leisten können, wenn von den hart verdienten Euro- und Cent-Beträgen am Ende zu wenig übrigbleibt? Da stehen sie dann stramm an der Seite der Spitzenverdiener und Vermögenden und beharren darauf, dass es doch einen Unterschied machen muss, ob einer als Lieferbote, Müllwerker, Erzieher oder Arbeitsloser kaum über die Runden kommt oder man sich Auto, Haus, Urlaub, Yacht usw. redlich verdient hat.

    Und dann halten die sich noch für die Menschen, die als Krönung der Schöpfung zu recht über denen da unten stehen. Dabei gehören viele von ihnen zu den unteren zwei Dritteln der Leitungsgesellschaft. Gibt es bessere Beispiele für die erfolgreiche Dressur des liberalen Sozialdarwinismus?

  • Nein, etwas aktiv bekommen oder etwas nicht zu bezahlen, das ist schon ein erheblicher Unterschied.



    Etwa so, wie: Der Bäcker verlangt von Arm und Reich jeweils 1€ pro Brötchen. Somit schenkt er dem Reichen 4 €, denn der müsste ja im Vergleich zum Armen 5€ bezahlen. Könnte er ja, da fünffaches Netto!



    Ich kann derlei Ungerechtigkeitsdiskussion schwer verstehen, zumal nur Reich überhaupt relevant Steuern bezahlt in diesem Land, bei oft gleicher Leistung wie ein Armer.

    • @Tom Farmer:

      Dann überlegen Sie mal wieviel % des Verdienstes der Euro jeweils ausmacht obwohl beide, pauschal betrachtet, 40 h ihrer Lebenszeit pro Woche arbeiten.



      Natürlich ist bekommen und nicht bezahlen unterm Strich das selbe.



      Am Ende zählt doch wohl was auf dem Konto ist.



      Die Steuern haben da nichts zu suchen und auch hier einmal auf Prozente schauen alles andere ist Unsinn.



      Dann sollten auch Sie erkennen das ab einer gewissen Grenze die Steuern immer weniger vom Gehalt ausmachen.



      Der Arme könnte meist den Job des Reichen (so er einen hat) machen und würde es vielleicht sogar besser machen da seine Perspektive unter Umständen weiter ist ;)

    • @Tom Farmer:

      Prozentual kommt das aber meist nicht hin, je weiter man bei Einkommen und Vermögen nach oben wandert. Da landet man ja auch schnell bei leistungslosem "Einkommen".

    • @Tom Farmer:

      sehr gut, denn eigentlich bekommen die Armen sogar mehr.



      Das Kindergeld war ursprünglich als "steuerliche Freistellung" gedacht, dass Menschen mit Kindern also natürlich weniger Steuern zahlen müssen als Menschen mit dem gleichen Einkommen ohne Kinder. Daher wird für jedes Kind ein Freibetrag gewährt. Es hat sich aber schnell gezeigt, dass bei Geringverdienern der im Vergleich viel zu niedrig ist, um die Mehrbelastung zu erfassen, daher wurde ergänzend Kindergeld "erfunden", das den Steuerfreibetrag ersetzt, wenn es günstiger ist.

      Inzwischen muss man schon sehr viel verdienen und versteuern, damit der Steuerfreibetrag wirksam wird - aber man zahlt dann eben für diesen Teil des Einkommens keine Steuern, kriegt aber keinen Cent ausgezahlt.

      Jeder Empfänger von Kindergeld bekommt dagegen Geld vom Staat.

  • "Die Busfahrerfamilie hat ein zu versteuerndes Einkommen von 50.000 Euro im Jahr"

    Busfahrer verdienen etwa 35.000 € pro Jahr!

    • @Rudolf Fissner:

      Und Busfahrer haben keine berufstätigen Ehepartner? 😉 wir haben 2025 😘

      • @Kasimir_Affe:

        Ach und der Ehepartner arbeitet nur und gibt nichts aus?

      • @Kasimir_Affe:

        Und die Frau vom Busfahrer in einer Busfahrerfamilie ist dann als Busfahrersfrau angestellt? 🤪

  • Der Busfahrer mit Lstklasse 3 zahlt im Jahr EUR 2.970 Steuern. Der Daxvorsatand mit einer Millionen zahlt 403.722 EUR Steuren. Nur zur Einordnung. Wer von beiden finanziert die Kita in die die Kinder des Busfahrers gehen? Der Busfahrer ist es nicht, da würden seine gesamten Steuern nicht für ausreichen.

    Steuern sparen, kann nur derjenige, der überhaupt Steuern zahlt. Allein der Solidaritätszuschlag beträgt beim Daxvorstand EUR 21.968.

    Keine Sorge, ich mache mir keine Sorgen, dass der Daxvorstand am Hungertuch nagt. Aber der Artikel hat nur was mit Stimmungsmache zu tun und mit sonst gar nichts, da er Freibeträge mit Zahlungen vermischt.

    • @Strolch:

      Bei uns wird das z.b. durch Grundsteuer und Beiträge finanziert, von Busfahrern, mir und anderen Bewohnern des Ortes die als Mieter oder Hausbesitzer Grundsteuer und wenn sie Kinder in der Kita haben Beiträge zahlen. Bei uns wohnt kein Daxvorstand.



      Vielleicht einfach mal gegenrechnen wieviel Normalverdiener den Daxvorständen gegenüberstehen. Das statistische Bundesamt hält da viel Material bereit.

  • Der reguläre Spitzensteuersatz wird ja schon von einem Handwerksmeister oder Jura-Berufsanfänger häufig überschritten. Die haben dann fast denselben steuerlichen Effekt wie der DAX-Vorstand durch die Freibeträge.

    Kinder kommen bei schon in der Mittelschicht weitaus teurer als bei Niedrigverdienern, z.B. weil man in einem teureren Stadtteil wohnt (dadurch ist selbst ein gleich großes Kinderzimmer teurer) oder in einem Hotel Urlaub macht: Da muss man wohl oder übel auch für die Kinder ein Zimmer buchen. "Gewollter" Mehrbedarf für den Musikunterricht oder für jugendfreundliche Sportarten wie Skifahren nicht mitgerechnet.

    Die Kinder können und müssen diese Eltern ja selbst finanzieren, aber sie rücken durch den Bedarf der Kinder in eine höhere Zonen des Steuertarifs, als es ihrem Einkommen angemessen ist. Die Freibeträge decken nur zu einem Bruchteil selbst die unumgänglichen die Mehrkosten. 100 Euro mehr infolge des Freibetrags ist eigentlich ein Witz im Vergleich.

    Das Kindergeld hat ohnehin so eine Zwischenstellung - wenige hoch als die Regelsätze der Grundsicherung/des Bürgergelds oder der Minimalsätze bei Unterhaltspflicht, aber auch bei an sich leistungsfähigen Eltern gezahlt.

    • @meerwind7:

      Sorry, aber "guter" Stadtteil, Hotel und teure Hobbies sind nicht zwingend. Bei mir wäre Skifahren was anderes, da Teil der nationalen Identität - aber ich finde mich damit an, dass meine Kinder Piefke sind und das jetzt halt nicht können.

  • Der Punkt ist doch, dass höher bezahlte Arbeit bzw. höhere Entlohnung tendenziell mehr Einsatz erfordert.

    Wenn ich vier oder fünf Stunden arbeite, gebe ich das Kind in die Kita. Bei 8 oder 9 Stunden brauche ich teure, externe Unterstützung.

    • @Eugen-Emilio :

      Das kommt drauf an, wo man wohnt.



      In Hamburg kann ich das Kind bis zur Einschulung 10 Stunden pro Tag in der Kita betreuen lassen. Das kostet eine vierköpfige Familie ab einem monatlichen netto Familieneinkommen von 3.017 € den Höchstsatz in Höhe von 204 €.

      • @MiezeKatz:

        Natürlich kommt es immer drauf an. Das Steuerrecht muss aber allgemeine Antworten geben. Und allgemein gilt, dass, je mehr und intensiver ich arbeite, desto teurerer und aufwändiger muss ich das übrige Leben organisieren.

      • @MiezeKatz:

        Das stimmt 😊 wir haben davor in Nürnberg gewohnt, 200 Euro Kita für 9 Stunden + Erziehungsgeld für Bayern



        Heute in Nord-BW zahlen wir 900 Euro pro Monat für 7 Stunden Kita 🙃

      • @MiezeKatz:

        Und hier kann man die Gemeinde verklagen, weil sie nicht genügend Kitaplätze vorhält und man gar keinen Platz bekommt. Wenn man Glück hat, bekommt das Kind dann einen Platz in einer Containerkita für 5 Stunden pro Tag, und wenn man es in der Sonderöffnungszeit eine halbe Stunde vor und nach der normalen Zeit bringt oder abholt, wird man scheel angeschaut.

      • @MiezeKatz:

        Und bei niedrigerem Einkommen, wenn man Kindergeld bezieht und keinen Vorteil von dem Freibetrag hat, zahlt man mehr für die Kita.

  • Wie schon öfter fällt mir auch hier eine Tendenz zur ganz besonders feinsinnigen Diskussion auf. Da muss schon sehr genau differenzieren... und plötzlich werden alle zu Sophisten. Ob das mit der sozialen Zusammenstellung der TAZ-Leserschaft zu tun haben könnte?



    Danke an Maurice Höfgen!!

  • "Und trotzdem ist es so: Kinder reicher Eltern bekommen vom Staat mehr Geld als Kinder von Normalverdienern. Und zwar viel mehr."

    Dafür zahlen sie auch deutlich mehr KiTa Gebühren. Wurde das von der TAZ Recherche ebenfalls berücksichtigt? Abgesehen davon stimmt die Aussage nicht pauschal: Gutverdiener bekommen nur dann mehr Geld vom Staat, wenn sie eine Steuererklärung abgeben, während Eltern mit Besserstellung durch das Kindergeld die Auszahlung in jedem Fall direkt auf das Konto erhalten.

    • @Tom Tailor:

      Die Kosten für die Kinderbetreuung können zu 2/3 von der Steuer abgesetzt werden. Dadurch haben Menschen, die hohe Kosten für die Kinderbetreuung haben, auch einen höheren Abzug als Sonderausgaben. Maximal können 4.000 € der Kinderbetreuungskosten als Sonderausgaben abgesetzt werden.



      In Hamburg erreicht man diese 4.000 € nicht, weil es Höchstsätze für die Kinderbetreuungskosten gibt. Wünscht man bis zur Einschulung eine sechsstündige Betreuung, zahlt eine vierköpfige Familie ab einem netto Einkommen von monatlich 3.119 € den Höchstsatz in Höhe von 115 € monatlich.

      Als Kinderbetreuungskosten können aber auch zum Beispiel die Kosten für die Betreuung durch eine Au Pair Kraft abgesetzt werden. Aber wer kann sich denn eine Au pair Kraft leisten? Der "Normalverdiener" eher weniger.

      • @MiezeKatz:

        Hamburg macht das insgesamt ziemlich gut, auch was die Einbindung privater Träger angeht. Allerdings hat jedes Bundesland ein eigenes System, und die wenigsten sind miteinander vergleichbar. Wer z.B. in München außerhalb des "Münchner Modells" einen Betreuungsplatz annimmt / annehmen muss, hat die 4.000 € zur Jahresmitte bereits erreicht.

      • @MiezeKatz:

        Haben Sie meine Einlassung richtig gelesen? Gerade deswegen schrieb ich doch: ".... sofern eine Steuererklärung abgegeben wird".

        Passiert dies nicht, sind Besserverdienende in jedem Fall schlechter gestellt als Gering- oder Normalverdienende, da es - im Gegensatz zu dem was der Artikel suggeriert - keinen Automatismus bei der Steuerrückerstattung gibt. Im Gegensatz zum Kindergeld, welches in jedem Fall gezahlt wird.

        • @Tom Tailor:

          Ich habe es nicht überlesen. Aber ich gehe davon aus, dass wer als Angestellter oder Angestellte einen hohen Arbeitslohn bezieht, das dadurch gewonnene Geld auch anderweitig investiert (Vermietungsobjekte, Beteiligungen an Firmen o.ä.) oder die Steuerklassen 3/5 bei Ehepartnern gewählt hat. Somit ist man eh verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben. Und wer Geld hat, weiß in der Regel auch, dass er oder sie Kosten als Werbungskosten, Sonderausgaben oder außergewöhnliche Belastungen absetzen und somit Geld zurück bekommen kann.



          Das sind meine persönlichen Erfahrungen aus meinem Beruf.

  • Der Autor übersieht, dass das Kindergeld (Sozialleistung) und Kinderfreibetrag (Steuerfreistellung) unterschiedliche Dinge sind. Bei Erstgenanntem zahlt der Staat etwas, während bei Zweitgenanntem das selbst erworbene geringer besteuert wird; der Staat gibt also nix, er nimmt weniger.

    Der Autor übersieht jedoch auch, dass der Kinderfreibetrag vom BVerfG gesichert ist; eine Absenkung damit an der Verfassung scheitert. Damit ist das vorgeschlagene Finanzierungskonzept hinfällig.

    • @DiMa:

      Die Entscheidung des BVerfG war aber keineswegs zwingend. Schon sein Ausgangspunkt, dass das Existenzminimum steuerfrei sein müsse, blendet aus, dass bei Großverdienern nach Abzug der Steuern immer das Existenzminimum und noch viel mehr übrigbleibt. Und daraus, dass der Staat nicht so stark besteuern darf, dass das Existenzminimum nicht mehr gewährleistet ist, herzuleiten, dass ein dem Existenzminimum entsprechender Betrag in jedem Fall als steuerlicher Grundfreibetrag festzulegen sei, steht auch nicht im Grundgesetz, das hat das Gericht dort hinein- und wieder herausgelesen.

    • @DiMa:

      @DiMa



      Das ändert doch nichts an dem unfairen Charakter. Wer mehr verdient kann es sich so drehen, dass er dabei besser weg kommt. So ist das nun mal im Kapitalismus. Das ist so, aber es ist eben nicht fair ist gerecht und braucht man auch nicht schön reden. Und bitte jetzt nicht argumentieren mit dass der DAX Vorstand sich das ja auch verdient. Ja er verdient Geld, aber fair oder gerecht ist es trotzdem nicht. Busfahrer arbeiten auch hart.

      • @t-mos:

        Na dann vergleichen Sie doch bitte den Steuersatz des Busfahrers und den des DAX-Vorstandes - beide arbeiten nach Ihrer Aussage hart.

        Und dann berücksichtigen Sie gerne noch den Arbeitsfähigen, der statt zu arbeiten lieber in den Wald geht und dort Bäume umarmt (aka sich daran festkettet) und überhaupt keine Steuern bezahlt - ist das gerecht?

        Natürlich ist es gerecht, dass sich eine Steuerbegünstigung bei einem hohen Steuertarif anders auswirkt als bei einem niedrigerem. Wer das ändern wollen würde müsste einen Einheitstarif einführen.

    • @DiMa:

      Haben sich dann die Richter und deren Gutachter verrechnet?



      Denn dieser enorme Unterschied ist doch verfassungsrelevant, oder etwa nicht? Aber vielleicht liegt das Gehalt eines Richters auch eher im Bereich des DAX-Vorstand, dann wäre das nachvollziehbar, aber auch befangen, oder wie jetzt?

      • @Sonnenhaus:

        Nein und nein: Wie schon wiederholt festgestellt besteht ein eklatanter Unterschied zwischen Kindergeld bekommen und (weniger) Steuern zahlen. Und ein Richter ist weit mehr am Durchschnittseinkommen als am DAX-Vorstand. Die Besoldungstabelle R gibt Auskunft.

      • @Sonnenhaus:

        Ich habe ja bereits dargelegt, dass es um unterschiedliche paar Schuhe geht. Daher ist auch ein Unterschied im Ergebnis nicht zu beanstanden.

        Klar kann der Bundestag eine Erhöhung des Kindergeldes beschließen, nur passt halt nicht die vorgeschlagene Gegenfinanzierung.

        Und das DIW ist eh zum Stichwortgeber der SPD verkommen.

  • Reiche Eltern bekommen nicht mehr Geld vom Staat, sondern bezahlen weniger Steuern als Steuerzahler ohne Kinder.



    Reiche Eltern zahlen mehr Kitagebühren und finanzieren über ihre Steuern die Kinderbetreuung und Schulbildung aller Kinder.

    • @Dirk Günther:

      Ja genau, wie schon damals als der König entschied wer es wert ist lesen zu lernen, denn er hatte die Macht über den Reichtum und das Geld. Zum Verstehen von wirtschaftlichen Zusammenhängen gehört heute schonnetwas mehr als nur 1+1 zusammen zu zählen, sondern die moralischen Zusammenhänge mitzudenken und danach zu handeln. Auch das ist ein Vermächtnis des gerade von uns gegangenen Papstes.

      • @Sonnenhaus:

        Wo wir gerade beim Papst sind: "Damals" hat die Kirche ihre Mitarbeiter lesen gelehrt, und der König konnte nicht lesen...

  • "Auf diese Weise unterstützt der Staat Kinder von Reichen bis Superreichen mehr als Kinder von Normalverdienern."



    Äähh, nein - entgegen der springerhaften Aufmachung des Artikels in Überschrift und Bild bekommen Reiche und Superreiche überhaupt nix vom Staat (im Gegensatz zum Kindergeldempfänger), ihnen wird nur weniger weggenommen. Dass das ein Unterschied ist sollte jedem auch ohne Studium der Wirtschaft einleuchteten. Wenn nicht bin ich gerne bereit das in einfacher Sprache zu erläutern, bzw. mit den Betreffenden wirtschaftliche Vereinbarungen einzugehen.



    Und zu den "Vorschlägen" sei gesagt: Verfassungswidrig, wie das BVerfG bereits mehrfach festgestellt hat.



    Ich möchte an dieser Stelle die Kollegin Zeyneli zitieren: "Und doch schämt sich niemand, "keine Ahnung von Wirtschaft" zu haben."

    • @Samvim:

      Ob der Staat mir nun Geld gibt oder weniger wegnimmt, ist am Ende egal: Es bleibt eine Schieflage, wenn gut bis besser verdienende Eltern stärker unterstützt / entlastet werden als diejenigen mit geringem Einkommen. Da darf man ja schon mal nach einer Begründung fragen.

      • @Django:

        Nur, dass Sie erst Mal Geld verdienen müssen. Das bedeutet meist Arbeit. Und ich finde es weniger frappierend, dass jemand der mehr arbeitet mehr Geld hat als jemand der weniger arbeitet. Um es mal ganz einfach zu machen.

      • @Django:

        Werden sie unter dem Strich nicht. Besser verdienende Eltern zahlen in jedem Fall auch die höchsten KiTa-Gebühren bzw. tragen alle Kosten für die Schul- und Ausbildung ihrer Kinder selbst. Das sind locker mehr als 100 € im Monat, die sie auch nur dann via Steuerrückerstattung erhalten. sofern sie eine Steuererklärung abgeben.

      • @Django:

        Für sie macht es also keinen Unterschied ob sie Geld bekommen oder bezahlen? Mit ihnen möchte ich gerne Handel treiben

      • @Django:

        "Ob der Staat mir nun Geld gibt oder weniger wegnimmt, ist am Ende egal"

        Das ist überhaupt nicht egal. Egal finden das nur Menschen mit einem etaistischen Denken, die meinen der Staat hätte das Recht ungehemmt auf Privateigentum zugreifen zu dürfen.

        • @OldFrank:

          @oldfrank:



          Es ist der Staat der definiert, dass es überhaupt Privateigentum gibt. Ohne den Staat würde gelten, fressen und gefressen werden. Die Aufgabe des Staates ist, das geordnete Zusammenleben zu sichern und dafür Bedarf es Mittel. Wie sich der Staat dabei organisiert, nun die einen versuchen es demokratisch die anderen autoritär. Am Ende bleibt aber folgendes Fakt: Kapitalismus ist kein Naturgesetz und darauf gibt es kein Recht, außer der Staat erlässt dieses.

          • @t-mos:

            da jedes andere System bisher untergegangen ist, scheint der Kapitalismus schon eine Art Naturgesetz. Er integriert halt die tierischen Aspekte des Menschen am Besten ins System und läuft daher global in jedem Kulturkreis ohne Probleme.

      • @Django:

        Vergiss nicht das die besser verdienenden vorher knapp 28000 € Elterngeld liegen lassen

  • Nette Idee, die zeigt, dass das Forschungsinstitut den Begriff des steuerlichen Existenzminimums nicht verstanden hat. Da lässt sich nichts umschichten.



    Dieses Minimum soll vor dem Zugriff des Steuerstaates geschützt sein .



    Die Unterstützung kommt vom Sozialstaat, wenn es nicht reicht und erfolgt nach komplett eigenen Regeln.



    Hier hilft nur eine Erhöhung des Sozialausgaben

    • @CR43:

      Und wo kommt das Geld für die höheren Sozialausgaben her?