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Trump-Putin-Gipfel in AlaskaZwei Reichsbürger unter sich

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Der Gipfel in Alaska zeigt: Die Präsidenten der USA und Russlands wollen ihre Beziehungen normalisieren. Die Ukraine und alles andere ist ihnen egal.

Was ist eigentlich der Handschlag zwischen einem gelernten Immobilienhändler (l.) und einem gelernten Geheimdienstler wert?

W enn ein gelernter Immobilienhändler und ein gelernter Geheimdienstler aufeinandertreffen, also ein professioneller Schwindler und ein professioneller Lügner, sollte man ihren Worten keine allzu große Wichtigkeit beimessen. Die Bedeutung des Treffens zwischen Donald Trump und Wladimir Putin in Alaska am Freitag liegt nicht in den öffentlichen Belanglosigkeiten, die die Präsidenten der USA und Russlands auf der Pressekonferenz im Anschluss von sich gaben. Sie liegt im Ereignis an sich: ein Schulterschluss zwischen zwei Staatschefs, die sich beide für die mächtigsten auf dem Planeten halten und deren gemeinsames Interesse darin besteht, die Welt des Jahres 2025 um ungefähr 50 Jahre zurückzusetzen, als die USA und die Sowjetunion tatsächlich die beiden einzigen Supermächte waren.

Die wichtigsten Signale waren die ohne Worte: die US-Kampfjets, die die russische Präsidentenmaschine in der Luft schützen; der rote Teppich, den US-amerikanische Soldaten für Putin ausrollen; das machohafte Gehabe, als beide Präsidenten in ihren jeweiligen Flugzeugen auf der Landebahn darauf warteten, dass der jeweils andere zuerst aussteigt und damit den ersten Schritt macht. Am Ende war Trump der Erste, aber auf dem roten Teppich ließ er Putin auf sich zukommen.

Lediglich 12 Minuten dauerte die Pressekonferenz, auf der entgegen allen Gepflogenheiten Gast Putin als Erster sprach und achteinhalb Minuten lang ein vorbereitetes Statement ablas, wonach Gastgeber Trump sich mit dreieinhalb Minuten Schwadronieren zufriedengab und dann keine Fragen zugelassen waren. Dass Putin zunächst auf den Zweiten Weltkrieg zu sprechen kam und ihm mehr Worte widmete als den aktuellen Konflikten, unterstrich dabei, wie sehr der Moskauer Machthaber in der glorreichen Vergangenheit lebt.

Die Ukraine spielt dabei nur als Störfaktor eine Rolle. Für Putin ist die Existenz der unabhängigen Ukraine ein Ergebnis westlicher Einmischung in innere Angelegenheiten Russlands, aus deren Regelung – nämlich die Ukrainer als „Brudervolk“ zu behandeln, wie er es vor der Presse in Alaska sagte, egal ob sie seine Untertanen sein wollen oder nicht – sich der Westen gefälligst heraushalten soll. Für Trump ist der Krieg in der Ukraine ein Hindernis auf dem Weg zu lukrativen Geschäften der USA mit dem ressourcenreichen Russland als „größtes Stück Land auf der Erde“, wie er, ganz Immobilienmogul, das nach dem Treffen in einem langen Interview mit Fox News ausdrückte.

Von Europa, ganz zu schweigen vom Rest der Welt, halten die regierenden Reichsbürger in Washington und Moskau beide nichts. Sie wollen ihre Beziehungen zueinander normalisieren, alles andere ist egal, auch die Ukraine. Die völlig überdrehte Aufmerksamkeit aber, die Medien weltweit und vor allem in Deutschland dem Trump-Putin-Treffen tagelang gewidmet haben, mit Livesendungen und Sonderschaltungen ohne Inhalt und voller Spekulationen über den kommenden Frieden in der Ukraine, zeugt davon, dass Trumps und Putins imperiale Nostalgie auch hierzulande auf zunehmend fruchtbaren Boden fällt.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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53 Kommentare

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  • Wenn Spinner eine Großmacht regieren Teil VII.

    Trump, der Dealmaker und größter Egomane des noch frühen 21.ten Jahrhunderts, wurde von einem Möchtegernzar sauber über den Tisch gezogen.



    In Moskau liegt die ganze Bagage unter den Tischen und lacht sich einen Ast. Das Hamstertupet glaubt jetzt in der ersten Liga zu spielen und denkt das alle nach seiner Pfeife tanzen.



    Trump belügt seine Wähler, betrügt sein Land, verrät die älteste Demokratie der Welt und lässt Obdachlose mit dem Heimatschutz bekämpfen. Auf letzteres wäre noch nicht mal Markus Söder gekommen...

  • Verraten und verkauft.



    UA



    u.a.

  • Ich halte das ganze für Absurdes Theater. Putin und Trump sitzen in Alaska in ihren Tonnen und spielen der Welt Frieden vor.

  • Die beiden verbündeten Länder USA und Russland gehen weiterhin einträchtig Seit an Seit, um den Endsieg Russlands sicher zu stellen.

  • Putin hat klargestellt: Alaska ist russisch und der amerikanische Präsident seine Marionette.

  • Welche Interessen haben wohl imperialistische Staaten, wie die USA und Russland, an einer starken Europäischen Union ?



    Vielleicht werden wir morgen, Montag mehr wissen, nicht ohne Grund wurden Vertreter der Europäischen Union nach Washington zitiert.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Yupp, nach dem Treffen am Montag mit Trump, Selenski und seinen 3 Soufleuren wird man mehr sagen können.

      Während Putin, Merz, Macron und Starmer in der Rechnung die Konstanten darstellen, ist Selenski die abgeleitete und Trump die frei flottierende Variable.

      Deshalb ist die Lage momentan höchst volatil und man kann noch keinen halbwegs verlässlichen Zwischenstand vermelden, geschweige denn ein sichere Prognose, wo die Reise letzten Endes hingehen wird.

      Es kann ein vorübergehender/längerer Frieden sein (halte ich für sehr unwahrscheinlich); es sind aber auch diverse Katastrophen im Programm.

      Die Bevölkerungen in den beteiligten Ländern können hier jedenfalls nicht mitbestimmen, zumindest ist das nicht vorgesehen. Könnte ja eine Mehrheit für einen nachhaltigen Frieden ergeben.

      • @Uns Uwe:

        Die Bevölkerungen haben ja auch weitgehend, der Demokratie geschuldet, ihre Stimmen schon abgegeben.

    • @Alex_der_Wunderer:

      “… an einer starken Europäischen Union ?“

      Ja. Es gab sie - die anMahner zB



      “…an ein waffenstarrendes Europa!“ Gelle



      & nicht nur mir fiel damals die Klappe runter! Ausgerechnet er?



      Manés Sperber “Wie eine Träne im Ozean“



      🤖 Manès Sperber, ein ukrainischer Schriftsteller und Philosoph, hat sich in seinen Werken wiederholt gegen eine Bewaffnung Europas ausgesprochen, die auf nationaler Hegemonie beruht. Stattdessen plädierte er für eine föderale europäische Union, die durch eigene Verteidigungskräfte in der Lage ist, sich gegen äußere Bedrohungen zu schützen, ohne dabei selbst eroberungssüchtig zu sein.



      In seiner Friedenspreisrede von 1983 betonte Sperber, dass ein neutrales, kapitulatives Europa nicht vor zukünftigen Bedrohungen geschützt sei. Er argumentierte, dass eine solche Haltung nur dazu führen würde, dass sich Europa von anderen Mächten vereinnahmen ließe. Stattdessen forderte er eine starke europäische Föderation, die in der Lage ist, ihre eigenen Interessen zu verteidigen und ihre Werte zu schützen.



      Sperber sah die Gefahr einer Bewaffnung Europas, die auf nationaler Konkurrenz und Hegemonie basiert, und warnte vor den daraus resultierenden Konflikten. …



      “Der Weise …🫜?

      • @Lowandorder:

        ""....gegen Bewaffnung Europas ausgesprochen, die auf nationaler Hegemonie beruht.""



        ===



        Ist ein Widerspruch in sich. Es gibt seit 1983 (ehem - damals herrschte noch der kalte Krieg) die Bewaffnung von Nationalstaaten um sich vor agressiv imperialistischen Nachbarn gemeinsam zu schützen.

        Daran hat sich bis heute fast nichts geändert.

      • @Lowandorder:

        Nachvollziehbare Ahnung...

        Die Beschäftigung mit dem Phänomen der Weisheit ist es doch, was die Philosophen auszeichnet.



        Das Weiseste nach Sokrates doch als " ich weiß, dass ich nichts weiß " bezeichnet wird.

        Aber " der Unverstand ist die unbesiegbare Macht auf Erden "



        - Amselm Feuerbach -

  • Zu Putins Redensart vom (ukrainischen)



    Brudervolk fällt mir nur noch jener blöde Spruch ein, den ich in meiner Jugend oft bei Verwandtenbesuchen in der DDR (als das noch möglich war...) zu hören bekam:



    "Und willst du nicht mein Bruder sein,



    so schlag ich dir den Schädel ein!"

    • @Auweiowei:

      Habe mich googelnd nachträglich schlau gemacht: der Spruch stammt vom Reichskanzler Bernhard von Bülow 1903 in einer Reichstagsrede.

  • Na Servus - Paßt hier auch ganz prima

    19. Jahrhundert läßt grüßen •



    images.app.goo.gl/zEt2VLw7ysEV3PiXA

    22. Oktober 1803 Napoleon und die Invasion Englands: William Pitt der Jüngere (28. Mai 1759 – 23. Januar 1806) war ein britischer Staatsmann, der jüngste und ...

    (erweitert um zwei Narzisten der vxxlKlasse!;((



    Na Mahlzeit

  • Soviele spannende und gute Kommentare!



    Die taz community ist wirklich eine Bereicherung.



    Mein Senf dazu:



    Herfried Münkler betonte immer wieder die Pentarchie, die auf uns zu käme, was dabei noch ncht erwähnt wurde, ist die Möglichkeit, dass die Welt von 5 schwächelnden veralteten Industrie-Nationen dominiert wird, die alle in veralteten Technologien ihre Hochkonjunktur hatten.



    Es ist eine merkwürdige Wende in der Geschichte, dass Russland und die USA als ehemalige Antipoden jetzt zusammenrücken und sich in Brüderlicher Nostalgie wägen. Aber es ist nochvollziehbar, schließlich teilen nur die ehemaligen Todfeinde ihre vergangene Größe.



    Schwächeln werden, die Großmächte, trotz erstmal weiter steigender BIPs, weil die Resourcen ausgehen, die Bevölkerungen immer mehr leiden und keine der Machthaber wirklich vertrauen von der eigenen Bevölkerung bekommen wird.

  • Reichsbürger? BILD Titel?

  • Danke, endlich kommt der Begriff (Haltungsbeschreibung) hier bei diesem Thema an. Das war richtig wie überfällig.

  • Bei aller Skepis: es ist durchaus bemerkenswert, wenn davon die Rede, dass die Amerikaner mit Zustimmung der Russen eine Art von Sicherheitsgarantie geben könnte. Bei aller Abneigung bzgl der Gespräche sollte man nicht vergessen, dass die Alternative ist, dass weiter gestorben wird und die Ukraine früher oder später einem (noch) schlechteren Deal zustimmen müssen wird.

    • @Alexander Schulz:

      „ eine Art von Sicherheitsgarantie“ von Donald Trump stelle ich mir in etwa so vor:



      „Dies ist Bidens Krieg, dieser Krieg hätte nie angefangen, wenn ich Präsident wäre. Ich kenne Wladimir, ich kenne ihn seit vielen Jahren, ich weiß, er wird niemals wieder die Ukraine angreifen, solange ich Präsident bin.“



      „ sollte man nicht vergessen, dass die Alternative ist, dass weiter gestorben wird“. Wieso Alternative? Putin hat Trump erklärt, dass er seine Angriffe fortsetzt bis zu einem vollumfänglichen Vertrag und Trump hat seine vollmundigen Ankündigungen sofort über Bord geworfen. Die Kampfhandlungen gehen also in jedem Fall weiter.

  • Es lohnt sich, die Sendung von Phönix auf Youtube (Dauer 1:16 Stunden) anzuschauen, in der u. a. die ehemalige NATO-Strategin Stefanie Babst in mehreren Teilen interviewt wird. Sie beschreibt als weiteres Problem Mark Rutte. Mit einem solchen Mann an der Spitze ist auch die NATO Putin und Trump auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

    Eigentlich wäre der Aufbau eines europäischen Verteidigungsbündnisses sinnvoll. Allerdings würde dies viele Jahre dauern und käme damit viel zu spät, denn wenn die Rechtsextremen in der EU immer mehr in die Regierungsverantwortung kommen, wird es unter Umständen eine stärkere Hinwendung zu Putin geben, und die NATO würde noch weiter geschwächt.

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      Wie ist der TItel der Sendung? Ich findes es nicht

      • @Ernst Lusti:

        Lieber Ernst,

        Du gibst in der Suchmaschine "Phönix Programm" ein, gehst dann auf "Samstag, 16.8 " und dort auf "13:00 Uhr".

        Alternativ: Du öffnest Youtube und gibst "Phönix Trump Putin 16.8.25" in die Suchleiste ein. Der 2. Beitrag mit 1:16:25 ist es!

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      Trump hat jetzt noch Merz, Macron und Starmer zum Gespräch am Montag mit Selensky hinzugebeten. Will er die 3 dazu benutzen, für ihn die "Überzeugungsdreckarbeit" zu machen oder will er einen endgültigen Bruch mit Europa herbeiführen, wenn die Genannten nicht so wollen wie er?

      • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

        Was Trump betrifft, kann ich mir für das Treffen am Montag alle möglichen erdenklichen Szenarien vorstellen, für so unberechenbar halte ich inzwischen seine Außenpolitik.



        Falls er den Showdown mit den Europäern tatsächlich plant, sollte der besser früher als später vollzogen werden, so nach dem Motto: „besser ein Ende mit Schrecken als …“ - damit auch dem Letzten in der EU - damit denke ich v.a. an den deutschen Kanzler - endgültig bewusst wird, dass Europa fortan auf eigenen Beinen wird stehen müssen.



        Zu früh ist es dafür immer, aber es wird höchste Zeit.

      • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

        Wo wäre denn das Problem, wen man Selenski überredet? Sollten Berichte stimmen wonach Putin überraschenderweise US-Sicherheisgarantien akzeptieren sollte, wäre dass doch hervorragend.



        www.n-tv.de/politi...ticle25969616.html



        Das könnte Selenski doch als großen Erfolg verkaufen und damit auch ein Abtretung des Restes vom Donbas rechtfertigen.

        • @Alexander Schulz:

          Es geht aber inzwischen um weitaus mehr als die Ukraine, um Waffenstillstand, Frieden, Gebietsabtretungen oder Sicherheitsgarantien, denn die europäisch-amerikanischen Beziehungen selbst stehen auf dem Prüfstand.



          Nun kann man sagen, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird, schließlich könne sich in drei Jahren der Wind in Washington erneut gedreht haben usw ,,, . Aber weiß man, in welcher innenpolitischen Verfassung sich die die Staaten am Ende von Trumps zweiter Amtszeit befinden? Ob er und die MAGA-Republikaner noch einen Stein auf dem anderen gelassen haben und sich das US-amerikanische Check-and-Balances-System überhaupt noch rekonstituieren lässt?



          Unabhängig davon, wie heil oder beschädigt Selenskyi und die Ukraine aus dieser Sache hervorgehen werden, muss es früher oder später zu einem Bruch zwischen Europa und den USA kommen - es sei denn, die Rechten übernehmen in der EU komplett das Ruder, dann freilich besteht keine Notwendigkeit dazu -, also braucht man Trump zuliebe auch nicht den imperialistischen Forderungen Putins nachgeben (wenn es die Ukrainer nicht selbst so wollen und durch eine Verfassungsänderung etwaigen Gebietsabtretungen zustimmen).

        • @Alexander Schulz:

          Putin will US-Sicherheitsgarantien akzeptieren? Was sollten US-Sicherheitsgarantien wert sein, die von diesem Präsidenten ausgesprochen werden - Null. Und dann noch Putin, der morgen auch wieder neue Argumente findet für seine ganz eigene Sichtweisen. Oder anders gesagt: Wie naiv kann mensch sein?

        • @Alexander Schulz:

          Er darf doch laut Verfassung der Ukraine gar keine Gebiete abtreten, oder?

          • @Auweiowei:

            Im Falle von Krieg und Frieden ist Papier geduldig.

          • @Auweiowei:

            Nur bei "de jure" nicht bei "de facto".

        • @Alexander Schulz:

          Putin wird dem niemals zustimmen. Putin wird nie einem Frieden zustimmen der echte Sicherheitsgarantien und eine kampftsrarke ukrainische Armee beinhaltet. Ohne solches wird kein ukrianischer Politiker einem Frieden zustimmen.

  • « alles andere ist egal, auch die Ukraine.



    Die Ukraine ist Putin egal? Das ist aber eine steile These. Die Vernichtung der ukrainischen Staatlichkeit ist spätestens seit 2014 Putins Obsession. So sehr, dass er Trump den schnellen „Deal“ versagt, auf den der hofft (was den großspurigen Trump außerdem ziemlich dumm dastehen lässt).

    • @Barbara Falk:

      Zweifellos ist Ihre Einschätzung zutreffend, was Putin betrifft. In der Zwischenzeit dürfte selbst ein Trump begriffen haben, dass Putin ihn ziemlich „dumm“ aussehen lässt. Er ist vergleichbar mit einem Liebhaber, dessen Liebeswerben von der Angebeteten permanent ausgeschlagen wird.



      Nur zu welcher Reaktion wird dieses Düpieren den narzisstisch und außenpolitisch erratisch agierenden POTUS treiben, um aus der Nummer wieder herauszukommen? Nach Anchorage kann ich mir vorstellen, dass das Pendel leider wieder zugunsten Putins ausschlägt, damit er seinen „Deal“ doch noch unter Dach und Fach bekommt.



      Es steht auf Messers Schneide. Ich bin auf das morgendliche Treffen Trumps mit Selenskyi und den europäischen Regierungschefs in Washington sehr gespannt. Wird es sich bloß um eine Unterrichtung der Europäer oder um eine gemeinsame Abstimmung von Positionen handeln? Oder welchen Coup könnte er sonst noch planen?

      • @Abdurchdiemitte:

        „ Nur zu welcher Reaktion wird dieses Düpieren den narzisstisch und außenpolitisch erratisch agierenden POTUS treiben, um aus der Nummer wieder herauszukommen?



        Trump hat doch überhaupt kein Problem damit, heute dies und morgen das zu erzählen.



        „ damit er seinen „Deal“ doch noch unter Dach und Fach bekommt.“



        Und wie will Trump die Ukrainer zwingen, zuzustimmen? Indem er droht, die Waffenverkäufe an die Europäer einzustellen?



        Die Ukrainer werden den Donbas nicht räumen, das werden ihm Selensky und die angereisten Europäer möglichst schonend beizubringen versuchen.



        Putin hat Witkoff und Trump scheinbar erfolgreich weisgemacht, dass 200 km2 im Gebiet Sumy gegen 7000 km2 im Donbas und ein windiges Nichtangriffsversprechen ein großzügiges Angebot sind, das die Ukrainer nicht ausschlagen werden, weil ihre Armee eh kurz vor dem Zusammenbruch steht.



        Ein Bluff, und Putin hat dafür keine Delegation von No-Names geschickt wie bisher, sondern sich persönlich bemüht. Er hat sich also ziemlich exponiert.

  • Die Meinung des KGB über Trump war einst schon zutreffend:



    Geltungssüchtiger Narzist unterdurchschnittlicher Intelligenz.

    • @Jürgen aus Nürnberg:

      Toll, danke, woher stammt das (aus welchem Jahr und wer hat das rausgekramt)?

  • Nach neusten Informationen hat Trump Putin wohl unbesetzte Gebiete der Ukraine angeboten, um den Krieg zu beenden. Das ist wohl auch so an die europäische Politiker kommuniziert worden. So sehen die Deals aus, die Trump so macht. Alles und jeden vor den Bus zu werfen, nur um selbst gut dazustehen. (In seiner wahrnehmung). Europa sollte sich schleunigst emanzipieren.

    • @Minelle:

      Hier sind die Details sehr schön und übersichtlich zusammengestellt:



      www.spiegel.de/aus...-a5a9-f4bcba943e94

      • @Günter Picart:

        Absolut gruselig. Trump serviert Putin quasi die Ukraine auf einem Silbertablett mit Schleifchen drumherum. Nur um sein aufgeblähtes Ego zu befriedigen. Das heutige Treffen mit Selensky macht nur noch wenig Hoffnung.

  • Nachdem die Kommentiermöglichkeiten technisch eingeschränkt wurden, bringe ich meinen Kommentar hier an, wo er aber auch hinpasst:

    Wenn die Ukraine sowohl Trump als auch Putin so egal ist, verstehe ich nicht, warum Fr. Merz laut "N-TV" den Gipfel für einen Erfolg hält, weil Trump den Länderchefs ausgewählter EU-Staaten in dem Telefonat nach dem Gipfel wohl erklärt habe, dass die USA der Ukraine NATO-ähnliche Sicherheitsgarantien anbieten würden.



    Ich habe den Verdacht, dass Trump den EU-Leuten (immer) etwas anderes erzählt, als tatsächlich z. B. im gestrigen Gespräch mit Putin besprochen wurde. Wenn es so sein sollte, wie ich es vermute, dürfte die EU nach so viel schlechten Erfahrungen eigentlich a) Trump nichts mehr glauben und b) auch nicht von Erfolg sprechen, wo vielleicht gar keiner ist. So kommt mir das Ganze jedoch vor, als würde die EU sich krampfhaft an jedes (falsche) Versprechen klammern, weil sie ohne die USA nicht lebensfähig ist. Und Selensky hängt sowieso "zwischen Baum und Borke".



    Vielleicht kommen wir nicht umhin, die Realitäten zu sehen und sich von den USA zu emanzipieren und von Russland unabhängig zu machen.

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      Wissen Sie, erzählt wird und doch schon lange, dass sich Europa von den USA emanzipieren solle (in früheren Zeiten wurde das noch als Antiamerikanismus verunglimpft).



      Aber was ist tatsächlich geschehen seit dem Amtsantritt Trumps? Nie zuvor, so scheint es mir, hatte ein US-Präsident so viel Macht, nicht nur über das Schicksal der Ukraine, sondern sogar über das ganz Europas zu entscheiden.



      Mark Rutte als NATO-Generalsekretär - weil Sie dessen Rolle in einem anderen Post erwähnten - war gewiss nicht hilfreich dabei, die europäische Absetzbewegung von den USA zu fördern und damit die ukrainische Position gegenüber Russland zu stärken, indem er von Gebietsabtretungen schwadronierte.



      Aber „bedanken“ kann sich Selenskyi auch bei den europäischen Regierungschefs (gemeint ist ausdrücklich auch der deutsche Kanzler), die aus opportunistischen Gründen in den vergangenen Monaten Trumps erratischen, der Ukraine schadenden Kurs nicht offen widersprachen und dem Orangenen die Verhandlungsinitiative überließen.

  • "...zwei Staatschefs, die sich beide für die mächtigsten auf dem Planeten halten..."



    Ich widerspreche hier der Einschätzung von Dominic Johnson. Ich denke Putin und Trump wissen sehr wohl wo sie stehen.



    Weltpolitisch gesehen ist Russland ein enormer Trumpf für die Zukunft. Extrem rohstoffreich, industriell unterentwickelt, aber atomar bis an die Zähne bewaffnet und obwohl waffentechnisch ein zwei Generationen veraltet, extrem zäh.



    Außerdem ist Russland aktuell mit China verbunden. China ist aber der Hauptgegner der USA in den nächsten Jahrzehnten.



    Da ist es kein Wunder für mich, dass Trump mit Russland Geschäfte machen will. Denn jeden Deal den die USA machen kann, kann China nicht machen.



    So nüchtern sieht das Trump.



    Die Ukraine ist nicht der Nabel der Welt, im Gegenteil, Russland ist der Nabel der Welt im Kampf der Weltmächte USA gegen China.



    Insofern ist das Treffen gestern, die Verhandlungen, für mich nachvollziehbar. Putin weiß um seine Rolle, Trump um Russlands Rolle, der Rest ist Balz und pokern zwischen den beiden.



    "...alles andere ist egal, auch die Ukraine" - da bin ich wieder voll bei Dominic Johnson. Uns Menschen mag es um die Ukraine gehen, Trump und Putin nicht.

    • @Saskia Brehn:

      ""Da ist es kein Wunder für mich, dass Trump mit Russland Geschäfte machen will. Denn jeden Deal den die USA machen kann, kann China nicht machen.""



      ==



      1.. Gas aus Russland? Mit einer Milchkanne in die USA transportieren? Es existiert die Pipeline "Kraft Sibiriens", die russisches Gas nach China liefert. 2..Zusätzlich wird eine weitere Pipeline, "Power of Siberia Zwei", gebaut um die Gaslieferungen nach China zu erhöhen.

      2. Chinas Raffinerien beziehen Rohöl aus Dutzenden von Ländern wobei Russland, Saudi-Arabien und der Irak die größten Bezugsquellen sind.

      3.. Die Abhängigkeit Russlands von Energieexporten nach China basiert auf gemeinsame politische Interessen:



      Unruhe im Westen zu stiften - auch durch einen langen Ukrainekrieg - um Chinas Rücken für eigene Expansionsgelüste und für weitere wirtschaftliche Expansionen frei zu halten.

      4.. Im Gegenzug versorgt China Russland mit allem was man im Westen so ohne weiteres nicht mehr bekommen kann -



      vor allem mit Chips für weitreichende Raketen und sonstigen elektronischen Artikeln.



      ===



      Putin versucht den Westen zu spalten - mit absoluter Sicherheit -- ohne sich von China trennen zu lassen.

      • @zartbitter:

        Putin hat sich im Dreier-Szenario USA.Russland.China), das seit Jahren erwogen und beschrieben wird, bislang geschickt platziert. In diesem Szenario müssen zwei immer um den Dritten buhlen.

  • Putin wiederholte, dieses Mal in Alaska, seine imperialistische Propaganda, die er seit 2021 verwendet, um Russlands Aggression gegen die Ukraine zu rechtfertigen.

    Putin zeigte erneut, dass er seine Ansichten zur ukrainischen Souveränität seit 2021 nicht geändert hat und weiterhin kein Interesse an ernsthaften Friedens- oder Waffenstillstandsverhandlungen mit der Ukraine hat.

    Damit ist der Kern der 3- stündigen Alaska Show plus 13 Minuten



    Pressekonferenz mehr als hinreichend beschrieben.

    Ob Putins indirekte öffentliche Willensbekundung den dreckigen Krieg gegen die Ukraine weiterzuführen von der Rüstungsindustrie in Europa so verstanden wurde um unmittelbar die Produktivität zu erhöhen ist noch nicht bekannt geworden.

  • Der Krieg geht weiter, vermutlich noch viele Jahre. Trump scheitert kläglich, merkt das aber leider gar nicht.



    Sofern Putin noch bis zum Ende der Amtszeit von Trump durchhält kommt danach vielleicht wieder Bewegung in die Sache, ansonsten: sinnlose Vernichtung von Menschenleben und Geld an der Front. Sehr deprimierend.

  • Brudervolk? Eher "großer Bruder', das was Putin seiner normalen Bevölkerung zumutet erinnert an 1984.

    Wenn ich mir dann Modi und Xi anschaue macht mir das auch keine Hoffnung auf eine friedliche und stabile Zukunft dabei hat die Menschheit wahrlich andere Probleme, als das man sich dem Ego dieser Menschen widmen müsste.

  • Das ist nur eine Präsentationsshow zweier Alphatiere.



    Wobei Putin intellektuell Trump meilenweit überlegen ist.

    Trump ist ein Selbstdarsteller, der sich am liebsten den ganzen Tag im Spiegel anschaut und versucht, "Deals" zu machen.



    Echtes Interesse an Staaten, Frieden, Menschen gibts da nicht.

    Putin ist ein Taktiker, der nur auf Sieg setzt und möglichst viel Macht auf sich konzentriert - ebenfalls nicht interessiert an Staaten, Frieden, Menschen.

    Und Europa?



    Ist der kleine, verschüchterte Knirps, der bei niemanden anecken will (es könnte ja blaue Flecken geben).



    Schon damals, mit der Krim, ist das schiefgelaufen. Da hätte Europa klare Kante zeigen müssen.



    Europa ist aber untereinander so zerstritten und ein übler Flickenteppich, von Gegenwegr, klare Kante etc. hier keine Spur.

    Und so machen die beiden Pseudo-Staatsführer munter weiter, ihre diktatorischen Regime auszubauen (wobei Trump schwer hinterher hinkt)...

    Ich frage mich ständig: Wer soll den Müllhaufen wieder sortieren, wenn die beiden eines Tages mal nicht mehr sind? ( und an ein freiwilliges abtreten von Trump glaube ich eher nicht)

    • @Juhmandra:

      Europa als Flickenteppich zu bezeichnen ist spannend! DIe Analogie zur Vordeutschen Phase Mitteleuropas passt auch! Aber wie Europa einigen? Demokratisch wird das nicht passieren - und mit Gewalt wird es nicht halten. Es bräuchte geniale Taktiker und viel Geld, quasi eine*n europäischen Bismarck. Und selbst dann ist Europa eher Hinten bei den Supermächten.

    • @Juhmandra:

      Europa ist untereinander so zerstritten, ja so ist es. Dieses Europa der einzelnen Nationalstaaten wird zukümftig keinen Einfluss mehr haben. Die einzelnen Nationalstaaten als Einzelkämpfer sowieso nicht.

    • @Juhmandra:

      Das kann man besser nicht ausdrücken! Leider ist es genau so und es sieht auch nicht so aus, als könnte sich das in absehbarer Zeit ändern. Mit dem derzeitigen Personal ganz sicher nicht.

    • @Juhmandra:

      Trump holt aber ganz schön auf was die Diktatur anbelangt.



      Putin hat fast 2 Jahrzehnte Vorsprung.



      Die haben in 8 Monaten so einiges geschafft.