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Trump-Putin-Gipfel in AlaskaEuropa kann es nicht allein

Dirk Eckert
Kommentar von Dirk Eckert

Die Ukraine steckt in einem Dilemma – wenn sie einen Deal nicht mitträgt, droht ihr der Verlust von US-Hilfen. Und Europa ist zu schwach.

Der Gipfel findet ohne Selenskyj statt, hier zu sehen neben einem Patriot-Raketensystem in Deutschland Foto: Jens Büttner/reuters

E s sieht alles danach aus, dass der kommende Gipfel zwischen Donald Trump und Wladimir Putin schwierig wird für die ukrainische Regierung. Wenn die beiden Präsidenten sich denn einigen – was keineswegs ausgemacht ist –, dann muss sich die Ukraine nach ersten Andeutungen des US-Präsidenten auf massive Gebietsverluste und damit die Anerkennung der russischen Eroberungen einstellen.

Und darüber hinaus wäre das Ziel, die russischen Invasoren militärisch zum Rückzug zu zwingen und aus dem Land zu jagen, endgültig verfehlt. Nato-Generalsekretär Mark Rutte brachte jedenfalls schon eine De-facto-Anerkennung russisch besetzter Gebiete ins Spiel und vollzog damit nach, was Donald Trump vorgibt.

Und ja, das Treffen findet wohl ohne den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj statt. Trump und Putin sprechen über die Ukraine ohne die Ukraine. Weil sie es können. Die Ukraine kann nur darauf hoffen, dass Trump ihre Interessen bestmöglich vertritt – worauf wohl niemand einen Cent wetten würde, zumal sein Job die amerikanischen Interessen sind. Macht die Ukraine dann nicht mit, droht ihr der Entzug jeglicher amerikanischer Unterstützung.

Das aber wäre ein Problem, denn die gesamte Verteidigung der Ukraine gegen die russische Invasion basiert darauf, dass das Land von den USA und Europa unterstützt wird. Wenn der Hauptverbündete wegbricht, ändert das alles. Es ist illusorisch zu glauben, Europa könnte die Kriegshilfe allein stemmen. Dementsprechend gehen auch die europäischen Erklärungen in die Richtung, zwar etwas Mitsprache einzufordern, sich aber auch nicht zu sehr von den Vereinigten Staaten abzusetzen, die mit ihren Atomwaffen immer noch der wichtigste Verbündete sind.

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Was sollten sie auch sonst tun: Die europäischen Rüstungskapazitäten reichen bis auf Weiteres für die Ukraine nicht aus. Sicher, die EU-Staaten könnten selbst Rüstungsgüter in den USA kaufen und an die Ukraine weitergeben, darauf hat US-Vize JD Vance schon großzügig hingewiesen. Aber das würde Europa finanziell ruinieren.

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Dirk Eckert
Redakteur
Nachrichtenchef und Chef vom Dienst (CvD) im Regie-Ressort der taz.
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