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Stichwahl in FrankreichEs geht uns alle an

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg könnte in Frankreich die extreme Rechte an die Macht kommen. Das wäre eine Katastrophe für ganz Europa.

Könnte an die Macht kommen: die rechte Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen Foto: Christian Hartmann/reuters

Nooon, meeeerde!!“ Ein Aufschrei des Entsetzens, wenn am Sonntagabend um Punkt 20 Uhr auf dem Bildschirm als Siegerporträt nicht das Gesicht von Emmanuel Macron, sondern das von Marine Le Pen erscheint. Bisher war diese Szene bloß Fiktion, womöglich auch Angstmacherei aus politischen Interessen.

Doch dieses Mal besteht, zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, eine reelle Gefahr, dass die extreme Rechte in Paris an die Macht kommt. Ganz legal und ausgerechnet mit der schweigenden Duldung vieler überzeugter linker „Antifaschisten“, die sich lieber der Stimme enthalten, als notgedrungen den ihnen verhassten Macron zu wählen. Die eigenen politischen Berührungsängste sind ihnen wichtiger, die übermäßig strapazierte Metapher von „Pest oder Cholera“ hat für sie mehr Gewicht als die Warnung vor den unabsehbaren Folgen ­eines möglichen Wahlsiegs der Rechts­extremen.

Nur die französischen Staats­bür­ge­r*in­nen können am Sonntag wählen. Das Ergebnis aber betrifft ganz Europa, und das gibt auch Nichtfranzosen das Recht, sich in die Diskussion einzumischen, so wie es auf ihre Weise die drei Regierungschefs von Deutschland, Spanien und Portugal in einem offenen Brief in der französischen Tageszeitung Le Monde getan haben. „Die Wahl, vor der das französische Volk steht, ist von entscheidender Wichtigkeit für Frankreich und jeden von uns in Europa*, schreiben Scholz, Sánchez und Costa. Sie fürchten um die gemeinsame Zukunft, wenn anstelle des ihnen teuren Frankreichs der Demokratie, Solidarität und Gerechtigkeit sich im Élysée-Palast eine autoritäre Rechte etablieren sollte, die „Autokraten wie Putin“ zum Vorbild hat.

Die Befürchtung ist legitim: In der TV-Debatte mit Macron hat Marine Le Pen zwar ein Lippenbekenntnis zur europäischen Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung vorgelegt. Und versucht, mit diesem Feigenblatt ihre notorische Freundschaft und ideologische Nähe zu Putin und ihre finanzielle Abhängigkeit vom russischen Kriegstreiber zu verbergen. Man kann sich aber leicht ausmalen, welche dramatischen Konsequenzen ihre Wahl für die Unterstützung der Ukraine und die Glaubwürdigkeit der europäischen Solidarität hätte.

Ein „Frexit“ wäre das Ende der EU

Im Unterschied zu 2017 sagt Le Pen nicht offen, dass sie für einen Austritt aus der EU, der Eurowährungsgemeinschaft und der Personenfreizügigkeit des Schengen-Abkommens ist. Sie möchte glauben machen, dass mit ihr Frankreich wieder zur Großmacht wird, die den Partnerstaaten einseitig neue Regeln diktieren, reduzierte Beitragszahlungen festlegen und die „Technokraten“ zum Schweigen bringen könne.

Das wäre das Ende der EU, ein „Frexit“, zu dem sie sich nicht offen bekennt, weil sie weiß, dass eine Mehrheit ihrer Landsleute ihn nicht möchte. Die ersten Maßnahmen, die sie zur Wiederherstellung der nationalen Souveränität ergreifen würde, wären tödliche Schläge für den Aufbau Europas. Zudem erklärt Le Pen auch die deutsch-französische Zusammenarbeit, die sie bei ihrer Pressekonferenz zur Außenpolitik als „Quasi-Fiktion“ verhöhnte, aufgrund von strategischen Meinungsdifferenzen für beendet.

Es geht uns in Deutschland etwas an, wenn im Nachbarland die Gefahr besteht, dass humanistische Grundwerte, sämtliche Errungenschaften der Aufklärung sowie des Antikolonialismus und anderer emanzipatorischer Bewegungen im Fall ­eines Wahlsiegs der reaktionären Rechten in den Mülleimer der Geschichte geworfen werden, zusammen mit den Relikten des Mai 1968. Mit seiner Geschichte der Kämpfe für soziale Rechte und mit seinen universellen Verfassungsmaximen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit war und bleibt Frankreich eine Inspiration über Europa hinaus. Auch das steht bei der Wahl auf dem Spiel.

An Appellen und Warnungen aus dem In- und Ausland fehlt es nicht. Ob diese gehört wurden und einen Einfluss hatten, wissen wir am Sonntag um 20 Uhr. Die letzten Umfragen tippen auf einen ganz knappen Sieg von Macron. Wenn es gerade noch einmal gut ausgeht, dann aber gewiss nicht aufgrund der fahrlässigen Indifferenz derjenigen, die zu Hause geblieben sind, weil sie sich sagten, Macron werde auch ohne ihr Zutun gewinnen und andernfalls sei es vielleicht auch gar nicht so schlimm.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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48 Kommentare

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  • Macrons Frankreich ist allerdings weder demokratisch, noch solidarisch, noch gerecht...und wenn es wird noch weniger sein, wenn er in 5 Jahren fertig ist.



    D.h., wenn sich Scholz, Sánchez und Costa ein "teure[s] Frankreichs der Demokratie, Solidarität und Gerechtigkeit" erhalten wollten, hätten sie sich gegen Macron und für Mélenchon aussprechen müssen - und zwar nicht erst jetzt, sondern während seines gesamten Projekts des Sozialabbaus.

    • @BigRed:

      Macrons Frankreich ist demokratisch gewählt und demokratisch und mit der Mehrheit der Bürger solidarisch. Man muss schon ein seltsames Verständnis von Demokratie haben , wenn man freie Wahlen in Frage stellt, nur weil 20% der Bürger nicht mit dem Ergebnis einverstanden sind. Was wäre denn die Alternative? Eine Diktatur einer Minorität? Etwa wie die DDR oder die Demokratische Republik Kongo oder Simbabwe, Nicaragua, Venezuela, El Salvador? Besteht Gerechtigkeit darin, dass es Allen gleich schlecht geht und nur die Wissenden am Honigtopf hängen?

      • @Pepi:

        Eine Wahl aller 5 Jahre macht ein Land nicht demokratisch.



        Die Polizei zu schicken, um Proteste zusammenzuknüppeln, kritische ausserparlamentarische Organisationen zu verbieten, die Pressefreiheit anzugreifen machen es undemokratisch.

        Ich mein, Amnesty International hat seine Kritik bzgl. Macrons Frankreich öffentlich ausgedrückt...das muss man als "demokratisches" Land erst mal hinkriegen.

        Und Solidarität sollte man mit den Schwächsten haben, nicht mit der Mehrheit, die braucht sie nicht. Wenn man Immigranten, Arbeitslose und prekär Beschäftigte angreift, ist es mit der Solidarität nicht weit her.

  • Die extreme Rechte könnte perspektivisch immer noch an die Macht kommen.



    Man sollte sich daran erinnern, dass mit Zarkozy und Hollande zwei Präsidenten regelrecht absoffen und sich nur schlecht halten konnten. Beiden waren aber keine Idioten oder ohne Talente, aber die Diskrepanz zwischen diesen Präsidenten und dem Volk, die war schon extrem. Macron hat nun in einem riskanten Spiel den Wählern die Pistole auf die Brust gesetzt und damit gewonnen, vorerst. Dass seine Politik viel Unzufriedenheit schafft, das ist eine Tatsache. Fragt sich nur, wie er das ändern kann oder ob er überhaupt bereit ist, dies zu ändern? Ich wüde ihn aber auch nicht unterschätzen wollen. Macron hat auch Führungsqualitäten und bindet auch Menschen. Aber wird dies reichen? Kann er sich noch verbessern? Was ist mit seiner 'Bewegung' - hat sie wirklich eine Zukunft?

  • Das ist eine Katastrophe, dass Macron gegenüber den Rechtsradikalen nur 58% bekommt!



    42% bekommen die rassistischen Autoritären!



    Das hat vor allem mit der Auflösung politischer sozial-moralischer Milieus zu tun, mit Querfront und Verachtung für das politische System.



    Mit LePen würde es autoritärer - im Sinne der Gelbwesten! Das ist pervers.



    Selbstverständlich muss jeder in einer Stichwahl dieser Art die humanistischere Option wählen.



    Nichts ist ausgestanden, nichts ist vorbei - nirgends. die Republicans wollen das Wahlrecht für Afroamerikaner einschränken, die Mélanchon und Chantal Mouffe-Anhänger sind genauso nationalistisch und Carl Schmitt-Fans wie die Rechten, jedenfalls schlimmer als Sahra Wagenknecht.



    und das in beiderseitiger Aufstachelung mit den Irren, die Samuel Paty ermordet haben.

    • @nzuli sana:

      Wieso ist es eine Katastrophe? Die Linken haben doch weder Macron noch Le Pen gewählt. Macron wurde von den Konservativen , den Grünen und Teilen der Sozis gewählt, eben von den demokratischen Kräften. Hätte die Linke offiziell dazu aufgerufen Macron zu wählen( Nicht nur: Keine Stimme für Marie), hätte Macron 75%. Die Linke hat versagt und zur Politikverdrossenheit beigetragen.

  • 20:02Uhr: Macron 58,2%

    Da war die ganze Linkswählerbeschimpfung wohl völlig verfrüht.



    Aber ich als merke mir: Erst wenn ich bei der nächsten Wahl SPD, Grüne oder CDU wähle, bin ich ein guter Linker.😏

    • @Nansen:

      Auf die Idee, dass man wohl kein guter Linker ist, wenn man die extreme Rechte wählt, konnte man aber auch früher kommen.

      Ist ja nicht ganz neu.

      • @rero:

        Das reicht aber der extremen Mitte nicht: erst völlige Unterwerfung wird akzeptiert.

        • @BigRed:

          Genau 👍

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Also wenn ich zwischen Pest und Colera wählen müsste, würde ich die Colera wählen. Die ist weit weniger schlimm.

  • In so einer Situation zeigt sich, wer wirklich demokratisch denkt und handelt, auch wenn man Macron für die Kröte hält (Pardon, Monsieur!), die dafür zu schlucken ist. Nach der politischen "Beerdigung" der Rechtsextremistin und Demokratiefeindin mit Kreide auf der Zunge können sich dann all die, die demokratisch denken, um bessere Chancen bei den nächsten Wahlen bemühen, anstatt verbockt zu Hause zu grollen und sich über die Ungerechtigkeiten dieser Welt zu empören.

  • Natürlich wäre das eine Katastrophe, aber es ist Fakt. In der DDR dialektisch erzogen, frage ich mich, wie es sein kann, dass ein ehemals linkes Land, ins Rechts Außen rutscht. Kein Rauch ohne Feuer, kann ich da nur sagen. Nach dem Zusammenbruch der DDR und dem Studium der französischen Sprache war ich mehrmals im Jahr in Frankreich....ganze Stadtteile wurden nach und nach von voraufklärerischem Geist ergriffen und erobert. Für mich als Schwulen wurde es langsam bedrohlich, bestimmte Stadtteile in Paris zu besuchen. Meinem damaliger algero-französischer Partner grauste vor dieser Entwicklung (nun ist er in den USA). Für mich ist dieser Rechtsrutsch vollkommen logisch, dazu kommt noch ein Präsident, den die Großbourgeoisie vertritt und für den die Belange des französichen Bauern und Arbeiter so gar nicht interessant sind. Ein explosives Gemisch.....

    • @Leningrad:

      "Ein explosives Gemisch....."

      Dieses explosive Gemisch wird sich weiter ausdehnen. Seit vielen Jahren verbringe ich jährlich einige Wochen in Frankreich. Und zwar dort, wo Le Pen wenig Anhänger hat.



      Vergleiche ich z.B. die Realität der Gelbwesten mit der Charakterisierung hier, die zumeist als üble rechte Randalierer dargestellt werden, kommt mir der Verdacht, dass der deutsche Michel noch immer seine Vorurteile über Franzosen hat. Das entspricht auch der Glorifizierung Macrons vor und nach seiner ersten Wahl zum Präsidenten. Aus neoliberaler Sicht war das ja auch berechtigt.



      Der Neoliberalismus als eine Herrschaftsform des Kapitals darf nicht als das kleinere Übel betrachtet werden. Er ist übel und ggfls. sehr gewaltbereit (siehe Polizeieinsätze).



      Da kommt er dem Faschismus schon sehr nahe.

  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    Ja, das wäre eine ganz üble Entwicklung für Europa, würde Le Pen gewinnen.



    Aber mit dem Katastrophen-Getöse sollten auch die Tazler allmählich aufhören (gestern Unfried, heute Balmer).



    Katastrophe ist, was gerade in der Ukraine passiert.



    Katastrophale Entwicklung, ja, das könnte man sagen.



    Verursacht von Politikern wie zuletzt Sarkozy und Macron.



    Denen die normalen, die einfachen Menschen in Frankreich völlig schnuppe waren und sind.



    Die nur auf den Vorteil ihrer Klientel schauten, der Gutbetuchten, der Reichen, der Superreichen.



    Das wäre die Quittung der Bürger.



    Sie wäre verdient für die Machteliten und alle Nachbarstaaten, die applaudierend oder gleichgültig zusahen, wie Sarko und Macron das politische System Frankreichs zugrunde richteten.



    Und es wäre eine ganz üble Quittung für Europa.

    • @655170 (Profil gelöscht):

      Richtig, das was in der Ukraine passiert ist eine Katastrophe und wenn Le Pen gewinnt, dann ist die einzige Atommacht der EU auf der Seite Putins. Zunächst nur wirtschaftlich, aber das kann sich mit einer ambitionierten Faschistin an der Macht auch schnell ändern.



      Dann wird aus dem Ukraine-Krieg ein Flächenbrand in Europa.

      Wenn es gegen "Machteliten" geht dann wähle ich links und nicht rechts. Le Pen wähle ich dagegen wenn ich für Massenabschiebungen und Anbiederung an Putin bin.

      Was hätten die Nachbarstaaten denn nun eigentlich machen sollen, als die Franzosen Sarkozy und Macron demokratisch gewählt haben? Die Wahl nicht anerkennen? Sich in die inneren Angelegenheiten Frankreichs einmischen? Ihr Kommentar wirkt ein wenig putinistisch, muss ich sagen...

      • @Alfonso Albertus:

        Oh Mann, da könnten uns aber richtig finstere Zeiten ins Haus stehen.

        Mein verklärtes Bild, dass ich von unseren Nachbarn, vor allem den Nachbarinnen habe, muss wohl ein Update bekommen.

        Ausgerechnet im Land der Revolutionen eine faschistische Regierung, das wäre mehr als bitter.

        • @Jim Hawkins:

          Das wäre allerdings ziemlich bitter

  • Man kann es sich natürlich sehr einfach machen und Le Pen als weich gespülte Faschistin bezeichnen und sich dann wundern, warum auch Linke Macron nicht wählen werden.



    Macron hat es nicht geschafft, in Frankreich mehr soziale Gerechtigkeit herzustellen. Das kann er als Präsident der Reichen auch kaum. Und deshalb hatten sowohl die Linken als auch die Rechten mit ihren sozialen Angeboten vor 14 Tagen die Mehrheit der WählerInnen hinter sich.

    Die französischen Wählerinnen und Wähler sind nicht doof. So könnte es sein, dass die Einmischung in die Wahlen durch Scholz und Kollegen das Gegenteil von dem bewirkt, was erreicht werden soll.

    • @Rolf B.:

      Ja Mensch. "Soziale Angebote der Rechten." Da ist die Hetze gegen Migranten und Minderheiten doch schnell vergessen.

      Populismus nennt man das. Die AfD Wähler fallen auf den gleichen Nonsens rein. Aber was wunderts mich noch. Viel Verständnis für Wagenknecht, für Putin, für Le Pen. Der Feind ist alles Liberale alles Westliche. Man spielt lieber mit den Autoritären, den Nationalisten und den Rechten. Aber wehe, irgendjemand sagt leise Hufeisen. Sowas verbittet man sich aufs Empörteste.

      Wenn die französischen Wähler "nicht doof" sind, dann müssen sie nur mal nach Deutschland schauen, wo sich die Querfront Spezialisten der Linken hinmanövriert haben.

    • @Rolf B.:

      Die Bezeichnung Le Pens als weichgespühlte Faschistin kam von mir also fühle ich mich mal angesprochen. Wenn das zu einfach ist, dann sagen Sie mir bitte was Le Pen sonst ist? Le Pen ist also nicht rechtsradikal?

      Macron hatte übrigens immernoch die meisten Stimmen aller Kandidaten, soviel dazu. Eine Querfront hat immer nur für rechts aber nie für links funktioniert.

      Ja, Macron ist ein Schnösel der hierzulande wohl in der FDP wäre. Das wissen glaube ich die meisten. So funktioniert nun aber das französische Wahlrecht und Melenchon wurde knapp Dritter. Jetzt heißt es FDP gegen AFD/ Beatrix von Storch gegen Christian Lindner.



      Müssen Sie da wirklich lange überlegen?.....

      Frankreich ist sozial nicht gespaltener als Deutschland, kaum ärmer als Deutschland. Der Nationalismus in Frankreich hat nochmal ganz andere Gründe als irgendwelche sozialen Fragen.

      "Es war Wirtschaftskrise, da habe ich halt NSDAP gewählt"-ich dachte aus derart blödsinnigen Begründungen für die Wahl von Faschisten, hätte die Welt nach dem zweiten Weltkrieg gelernt?

      Eingemischt hat sich übrigens 2017 Russland und der Putin, als Putin-Hacker das Wahlkampfteam von Macron für zwei Tage komplett lahmgelegt hatten. Überhaupt mischt der Putin seit acht Jahren überall mit und sich überall ein. Dann zu behaupten das ein Scholz das Problem wäre, weil dieser die Wahl kommentiert, das ist nun wirklich absurd.

  • Es geht eben nicht uns alle was an. Es geht vor allem die konservativen und liberalen und sozialdemokratischen Parteien etwas an, die offensichtlich die Interesse und Bedürfnisse der Menschen, von denen sie gewählt werden, mit Füßen treten.

    • @t-mos:

      Wenn die Putin-Marionette die Wahl gewinnt, dann geht das uns alle etwas an. Glauben Sie mir

  • RS
    Ria Sauter

    Wer hat es denn verursacht wenn jetzt eine braune Frau in den Staatspalast einzieht?



    Leicht zu beantworten.



    Ei nfach mal die frz. und europ. Politik anschauen und etwas finden, das sie für "die kleinen Leute" bewirkt hat.



    Fündig geworden?

    • @Ria Sauter:

      Menschen wählen rechts weil sie rechte Weltanschauungen teilen.



      Soziale Benachteiligung da als Entschuldigungsversuch für irgendwas anzuführen verschleiert nicht nur, dass es eben in den Gesellschaften verankerte rechte Ideologie ist die sowas 'verursacht' sondern stellt auch einen ziemlichen Schlag ins Gesicht allderjenigen 'kleinen Leute' dar die sich aus Überzeugung antifaschistisch einsetzen.

      • @Eydeet14:

        Das ist zu einfach. die meisten Menschen denken vergleichsweise unideologisch. Sie wählen, von wem sie sich selbst die meisten Vorteile erhoffen. Das gilt gerade für Leute, die sich abgehängt fühlen und denen Populisten Schuldige liefern und vorgaukeln, mit ihnen als Fürsprecher kämen ihre Interessen wieder zum Zuge.

        • @Normalo:

          Das ist natürlich die Alternative, den Menschen paternalistisch die Mündigkeit abzusprechen. Sind halt dumme manipulierbare Kinder die es nicht besser wissen ....



          Es ändert an meinem obigen Kommentar nichts ob rechte Ideologie als solche reflektiert wird oder nicht. (dass sich Menschen als 'unideologisch' verstehen heißt nicht dass sozialisiert rassistische Denkmuster o.Ä. nicht trotzdem da sind)



          Die Nummer rechtfertigt nicht nur überhaupt nix, sondern führt auch zu einem hochgefährlichen Verständnis von politischer Arbeit: Inhalte? Bloß nicht, die meisten Menschen haben ja eh keine Ahnung...



          'Demokratisch' ist übrigens auch eine Ideologie, nur mal so am Rande - d.h. wenn die meisten Menschen wirklich unideologisch wählen wäre das an sich schon ein massives gesellschaftliches Problem.

    • @Ria Sauter:

      Sie meinen all das, was Bolsonaro, Trump, Putin und all die anderen braunen Hansel nicht erreicht haben?

  • Wenn Le Pen gewinnt, wäre das ein Verrat an ganz Europa!

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    Das Gejammer können sich Scholz und die anderen "besorgten" Europäer jetzt sparen.



    Macron ist damit mit guten europäischen Visionen nach Berlin gekommen.



    Dort hat ihm die GroKo abblitzen lassen – die SPD saß damals mit im Boot.



    Dazu gehörte übrigens auch eine integrierte, handlungsfähige und eigenständige europäische Verteidigungspolitik.

    • @05867 (Profil gelöscht):

      Ja, ein wichtiger Punkt, bin bei Ihnen!

  • Das Motto "wer rechts verhindern will muss links wählen" sollte man nicht über-strapazieren.

    Wir sollten uns mehr Gedanken machen, warum immer mehr Wähler weit rechts wählen, statt einfach nur diese Parteien zu verteufeln. Es können ja kaum 45% der Franzosen extreme Rechts sein.

    • @Rudi Hamm:

      Wer für Le Pen gestimmt hat teilt eine rechtsextreme, demokratiefeindliche rassistische Weltanschauung - PUNKT.



      Die Alternative wäre nur diesen Menschen paternalistisch die Mündigkeit abzusprechen......

    • @Rudi Hamm:

      Warum können 45 Prozent der Franzosen nicht rechts bzw extrem rechts sein? Weil es nicht in ihr romantisches Frankreich-Bild passt?

      Als vor Jahren die gleichgeschlechtliche Ehe in Frankreich legalisiert wurde, gingen hunderttausende katholische Franzosen dagegen auf die Straße.

      In Frankreich verweigern regelmäßig irgendwelche Menschen jede Art der Kommunikation, wenn sie feststellen das ihr Gegenüber kein Franzose ist.

      Macron ist übrigens nicht links und ihr Kommentar wirkt alleine deshalb leicht seltsam.



      Mir fällt ansonsten wenig ein, was mehr Sinn macht verteufelt zu werden, als rechtsradikale Parteien

      • @Alfonso Albertus:

        Vielleicht kam ich undeutlich rüber, also versuche ich es mal so:



        "Wer rechts verhindern will muss jetzt XY wählen, auch wenn er sonst gegen XY ist" ist auf Dauer kein gutes Motto.



        Sollen nun linksorientierte Wähler schon wieder den neoliberalen Macron wählen, nur damit le Pen es nicht schafft.



        Sich auf dieses Motto zu verlassen kann schlimm enden.

  • Das ganze links, rechts, populistisch, oder neoliberal Begrifflichkeitsgelaber, letztlich frei von Inhalten, zumindest für jeden der die Begriffe benutzt was jeweils anderes, kann ich nicht mehr hören.



    Solange die freiheitlichen Gesellschaften es nicht schaffen den Leuten den Vorteil von freiheitlichen Demokratien verständlich zu machen und zu beweisen, dass das für jeden auch konkrete persönliche Vorteile im Vergleich zu Autokratien hat werden wir uns mit Le PEN, Wilders, Trump, ... weiter rumschlagen müssen und auch Angst davor haben.



    Letztlich zurecht, da das ein offensichtliches Versagen der Kräfte des freiheitlichen demokratischen Spektrums ist. Wann endlich wird hier Politik für alle gemacht, transparent, offen und auf Ausgleich bedacht?

    • @Tom Farmer:

      Freiheit IST ein Vorteil, ist DER Vorteil, nur leider merkt man es erst, wenn man sie verloren hat. Dann tut es sehr weh. - ( Prophylaktisch entschuldige ich mich einmal für mein ' inhaltsleeres Gelabere ' ... )

      • @Konfusius:

        Irgendwie 40 oder 50 Prozent wissen oder glauben das aber nicht.



        Es ist die Aufgabe das klarzumachen inkl. Verdeutlichung der täglichen spür-und beweisbar Vorteile,

  • Ah-ja, man hat also das Recht deswegen sich einzumischen. Komisch, wenn sich die Franzosen in die deutsche Wirtschaftspolitik einmischen wollten, haben sich die deutschen Regierungen die Ratschläge, man möge bitte das Außenhandelsdefizit senken und den Binnenhandel ankurbeln, verbeten.

    Einmischung von außerhalb bringt genau eines: "Jetzt erst Recht"-Trotzreaktionen. Mehr nicht. Von daher ist so etwas absolut dumm.

  • Macron scherte sich bis jetzt wenig, sehr wenig, um den sogenannten kleinen Mann und deren Verbesserung der Lebensverhältnisse. Und immer an Wahltagen "erinnert" man sich an sie und bettelt um die Stimmen....danach ist dann wieder Ende im Schacht.



    Nein, Linke sind kein billiges Stimmvieh!



    Übrigens, nichts deutet auf einen knappen Ausgang hin, dass geben die Umfragen nicht her...und die lagen schon im ersten Wahlgang ziemlich richtig!



    fr.wikipedia.org/w...ant_le_second_tour



    Monsieur Macron hatte sicher eine ruhige Nacht.

    Nicht Le Pen wählen, nicht Macron wählen...Stimme ungültig machen!

    • @Andy Krisst:

      Das ist jetzt ein Scherz, oder?



      So eine elitäre ich-bin-so-krass-radikal-dass-ich-gar-nicht-wähle Einstellung muss man sich erstmal leisten können.



      Schon allein für "den kleinen Mann" (allein diese Formulierung...) und jedwede vulnerable Gruppe - Frauen, Migrant:innen, LGBTQI-Community, you name it - ist es sehr, sehr *nicht* egal, ob eine rechtsextreme Regierung übernimmt.



      War früher in der Oberstufe und Uni entsprechend bei den Checkern aus gutsituierten Akademikerfamilien populär.

  • Antikolonialismus? Ernsthaft? Redet mal mit Menschen aus den ehemaligen französischen Kolonien in West-und Zentralafrika. Die könnt ihr auch gleich darauf ansprechen, ob die Errungenschaften der Aufklärung auch für sie gelten. Sie werden noch immer durch den CFA-Franc der an den Euro gekoppelt ist kontrolliert und an einer eigenen Geldpolitik gehindert. Zwar stabilisiert der CFA die Preise aber auch die Armut und dient den Wirtschaftsinteressen Frankreichs und der afrikanischen Eliten. Durch alte Verträge die Bedingung für die Unabhängigkeit waren, kauft Frankreich noch immer Rohstoffe unter dem Weltmarktpreis in Zentral- und Westafrika ein. Im Niger eines der ärmsten Länder der Welt, bezahlt Frankreich nur ein drittel des Weltmarktpreises für Uran und bedeckt damit 40% seines Bedarfs.

    Natürlich hoffe ich das Le Pen verliert. Durch die Wahl in Frankreich und dem Krieg in der Ukraine wird viel über die moralische Überlegenheit der westlichen Werte gesprochen. Es wird Zeit in Europa zu diskutieren in wie weit sie mit der Realität übereinstimmen.

  • Es geht uns alle an. Und was sollen wir jetzt machen?



    Die Frage ist, wie in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens:



    Was hat es genützt, friedlich zu leben und die anderen um einen herum eben auch in Frieden leben zu lassen?



    Was hat es genützt, immer gegen faschistische, nationalistische, kapitalistische Ansichten, gegen Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu argumentieren?



    Was hat es genützt, das ganze Fahrradfahren, das Bio-Zeug kaufen, das nicht durch die Gegend fliegen. Was hat es genützt das Öko-Ethik-Banking?



    Was hat es genützt, das Engagement für mehr Gerechtigkeit?



    Offensichtlich im Großen und Ganzen fast nichts, da sich Bequemlichkeit, Machtsucht, Gier und Gewalt leider weltweit immer wieder durchsetzen.



    Außerdem ist uns meist nicht bewusst, dass unser Öko-, Friedens-, Komfort-Leben hier andere auf der Welt mit Ihrer Gesundheit, ja ihrem Leben bezahlen. Aber wir können uns prima fühlen und selbstgerecht als Klimaschützer zurücklehnen.



    Was kam nach Mandela in Südafrika? Ähnlich wie vorher Gewalt und Ausbeutung.



    Was kam nach Gandhi in Indien? Ähnlich wie vorher Gewalt und Ausbeutung.



    Was kam mit Hoffnungsträgern wie Barack Obama? Ähnlich wie vorher völkerrechtswidrige Lynchjustiz mit Drohnen.



    Das kommt auf die Xi Jinpings, Bolsonaros, Putins, Assads, Erdogans und wie sie alle heißen ja noch oben drauf.



    Wir können nur weitermachen mit der kleinsten Münze: Das ist der klägliche Versuch, den Menschen um uns herum so wenig wie möglich zu schaden. Mehr ist nicht drin. Seien wir ehrlich. Denn die Mehrheit der Menschen hier möchte Helden und deren Taten im Kino sehen, sie möchte nicht mit den Konsequenzen, die solche Helden für ihr eigenes Leben fordern würden, behelligt werden.



    Und wenn Macron gewonnen haben wird, werden sich wieder fast alle zurücklehen und sagen, na prima wenigstens nicht die Le Pen. Und dann ist alles wieder vergessen: Pflegenotstand, Frontex, Beratergesellschaften, Korruption und Vetternwirtschaft, Verschwendung und Armut usw.

  • Es geht uns alle an, aber wir können nur beobachten....



    Wenn es für Le Pen ausgeht, kann man sich nur trösten, dass es manchmal durch die Schei... gehen muß, um wieder aufwärts zu gehen....



    Wenn die Macronzeit nicht ausgereicht hat, linke Alternativen zu formen, was dann? Das Argument Macron zu wählen, um den Faschismus zu verhindern ist zwar notgedrungen wahr, aber umgekehrt muß auch gesagt werden, dass die neoliberale Politik Macrons genauso zu dieser Pattsituation beigetragen hat.



    Wenn die Pseudokümmer-attitüde der Rechten anschlägt, dann auch weil es keine linken Angebote gab, die Menschen ausserhalb der linken Sphäre ansprechen. Eine weitere Amtszeit Macron, wird das Erstarken der Rechten nicht abschwächen, wahrscheinlich gibt es genau diese Pattsituation das nächste Mal wieder.



    Wie man es dreht und wendet, es ist Schei...e.



    Alles was die Franzosen nun tun können, ist eine weitere Amtszeit Aufschub erkaufen. Saurer Apfel ja, aber die Diffamierung von Linken, die Macron nicht wählen wollen, wird nichts besser machen, eher das Gegenteil...

    • @nutzer:

      Die Linken die Macron im zweiten Wahlgang nicht wählen, sind für mich keine Linken.

      Im übrigen hatte Melenchon nur minimal weniger Stimmen als Le Pen. Insofern hat die Linke auch nicht komplett versagt, so ist halt eben das französische Wahlrecht mit zweitem Wahlgang.

      Der Macron hat sicherlich seinen Anteil, aber das chauvinistitische, fremdenfeindliche Frankreich hat er nicht erfunden.

      • @Alfonso Albertus:

        genau solche Aussagen meine ich..., nicht richtig links...

        hätte Le Pen nur chauvinistische und fremdenfeindliche Politik im Angebot, wäre sie kaum interessant für viele Wähler. Le Pen hat sich die Kümmerattitüde umgehangen, um die rechtsextremen Inhalte aus dem Fokus zu nehmen, wohlwissend, dass es einen Misstand bei sozialer Politik in F gibt. Und genau deshalb findet sie Zuspruch, der rechtsextreme Kern ist den Wählern zwar bekannt, verblasst aber wenn es um die eigene Situation geht.



        Es ist beliebt in linken Kreisen allem und jeden Fremdenfeindlichkeit zu unterstellen, das ist aber eine 1A Nebelkerze die die eigene Sicht behindert. Den meisten Menschen geht es vor allem um die eigene persönliche Lebenssituation, wenn das aber von links als potentiell "gefährlich" und gar möglicherweise rechts gebrandmarkt wird, verbaut sich links jede Chance. Um Leute kümmern kann man auch ohne Fremdenfeindlichkeit und Chauvinismus, aber so etwas hat links immer einen schlechten Ruf und irgendwer wird immer rufen, das ist doch alles rechts...



        Solange linke keine Kümmerattitüde haben, rein pragmatisch und auch zum Vorteil der eigenen Bevölkerung (das sind nämlich alle auch die Zuwanderer), wird der Zuspruch nicht kommen. Linke Theorien können noch so richtig sein, wenn aber stehts auf die "reine " Lehre geachtet wird und jede Bevorteilung als ungerecht gebrandmarkt wird, bekommt man keine Mehrheiten.



        Wenn es links nicht schafft ein Zusammen für soziale Politik zu erzeugen, weil ständig um Wortdefinitionen gestritten wird, überlässt man dem Gegen die anderen die Bühne.

        • @nutzer:

          Rechtsextremes Wahlverhalten mit sozialer Benachteiligung erklären oder - noch schlimmer - entschuldigen zu wollen ist nicht nur schlicht falsch (es ist in Gesellschaften verankerte rechte Ideologie die zu sowas führt), sondern v.A. auch ein dreister Schlag ins Gesicht all derer die sich aus prekären Situationen kommend antifaschistisch einsetzen.

        • @nutzer:

          Ersetzen Sie Le Pen durch Mussolini, Hitler oder Franco und dann überprüfen Sie Ihre Argumente nochmal. Le Pen ist eine weichgespühlte Faschistin, ein Putin-Marionette und kümmern alleine reicht nicht.