Graffitti für die Einwanderung an einer Hochhauswand

Foto: Harriet Wolff

Präsidentschaftswahlen in Frankreich:Zweite Wahl

In L’Île-Saint-Denis bei Paris haben die meisten bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl links gewählt. Aber nun geht es um Macron oder Le Pen.

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21.4.2022, 10:58  Uhr

Sein Ostersonntag sollte eigentlich ein ruhiger Tag werden, entspannt mit der Familie. Doch dann hat Mohamed Gnabaly, der vor sechs Jahren mit 30 einer der jüngsten Bürgermeister Frankreichs wurde, doch zum Handy gegriffen. Gnabaly hat sich in die Whatsapp-Gruppen eingeklinkt, die in L’Île-Saint-Denis darüber streiten, ob es sich lohnt, am Sonntag doch zu wählen, oder ob man nicht lieber gleich zu Hause bleibt.

Weder Le Pen noch Macron: Das ist die Grundeinstellung von mindestens einem Drittel aller linken französischen Wähler:innen, auf deren Stimmen es jetzt ankommt. Rund 22 Prozent der Franzosen haben im ersten Wahlgang für den Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon und sein Versprechen „Eine andere Welt ist möglich“ gestimmt. „Monsieur le Maire“, der Inselbürgermeister, auch. In seiner Gemeinde L’Île-Saint-Denis taten es ihm etwa 62 Prozent gleich, nur rund 14 Prozent entschieden sich für Emmanuel Macron, ganze 8 für Marine Le Pen. Doch es hat nicht gereicht. In der Stichwahl am kommenden Sonntag tritt Le Pen gegen Macron an, Mélenchon ist als Drittplatzierter ausgeschieden.

Mohamed Gnabaly, Bürgermeister

„Geht wählen, wählt Macron, schreibe ich vor allem an die Jüngeren auf Whatsapp. Sonst wird unser Frankreich ruiniert“

Und jetzt? „Geht wählen, wählt Macron, schreibe ich vor allem an die Jüngeren auf Whatsapp. Sonst wird unser Frankreich ruiniert.“ Gnabaly sorgt sich um den sozialen Zusammenhalt. Der praktizierende Muslim befürchtet einen Niedergang der demokratischen Institutionen, sollte die rechtsradikale Le Pen siegen, er fürchtet eine nationalistische Aushöhlung des Volksbegriffs für „meine Heimat“. Leider, so konstatiert er, würden nicht wenige seiner Landsleute in Unkenntnis des politischen Systems leben und handeln. „Da müssen wir ran, wir brauchen mehr Wissen. Und weniger Emotionen, weniger Wut.“

Mohamed Gnabaly lebt seit seinem siebten Lebensjahr auf der Insel, einer von nur zwei eigenständigen Flussinselgemeinden Frankreichs. Seine Eltern waren aus dem Senegal eingewandert. Heute leitet sein Vater die örtliche Moschee, sie ist offen für alle. „Wir halten hier recht gut zusammen“, betont der große, fröhliche Gnabaly. „Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren, das hier hat etwas von einem Dorf.“

Die Insel gilt als „ville populaire“, als volkstümliches Städtchen. Knapp 10.000 Einwohner, 85 Nationen, umflossen von der Seine und im Visier von Investoren: Auf der Île-Saint-Denis vor den Toren Paris’ manifestiert sich im Kleinen, welche Chancen und welche Probleme die Vorstädte Frankreichs haben.

2018 waren dort knapp 42 Prozent der jungen Menschen arbeitslos, das durchschnittliche jährliche Haushaltseinkommen lag 2019 bei nur knapp 17.000 Euro, Tendenz durch den Zuzug von Wohlhabenderen steigend. Mehr als 60 Prozent sozialer Wohnbau sind gesetzlich nicht drin, „und die Mischung soll ja auch funktionieren“, meint Gnabaly.

Aber es sei schon herausfordernd, die Zuzügler aus der Mittelklasse zu integrieren, „nicht jeder will sich da einbringen“. Die Gemeinde hat einen Privatinvestorenstopp beschlossen – neu gebaut wird nur, was von der Insel mitfinanziert ist. „So können wir wenigstens eine Zeitlang die Preise deckeln“, meint der Vizechef der Vereinigung der Bür­ger­meis­te­r:in­nen Frankreichs. „Was meinen Sie, wie viele Investoren bei mir ständig vorsprechen?“

Gnabaly lächelt, er weiß, wovon er spricht. Er ist kein Freund von Präsident Macron. „Der vertraut uns Bürgermeistern nicht – und gleichzeitig sind wir Kommunen zu stark abhängig vom Staat. In Frankreich herrscht leider ein extremer Zentralismus.“

Ein Mann hat scih die Bürgermeisterschleife umgelegt und hält die Fahne von I `Ile Saint-Denis in der Hand

Ruft notgedrungen zur Wahl Macrons auf: Bürgermeister Mohamed Gnabaly Foto: Harriet Wolff

Auf der Île-Saint-Denis, wo lange die Kommunisten die Mehrheit innehatten, führt Gnabaly eine linksorientierte, ökosoziale und bürgerrechtliche Liste an, die seit 2014 die Geschicke lenkt. „Wir wollen an den Menschen und ihren Bedürfnissen bleiben, Kompromisse finden.“ Auch wenn das Wort Kompromiss in Frankreich „oft ein totales Fremdwort sei“.

Gnabaly lacht. Soll die Insel also ein hemdsärmeliges Start-up werden, wie es Macron predigt? „Bloß nicht, bei uns geht es darum, besser zu werden, nicht, wie bei Macron, der Beste zu sein. Zufriedenheit statt Ellenbogen ist die Maxime. Wir sind hier ein Laboratorium.“

Weiter gegen die Stigmatisierung kämpfen

177 Hektar inklusiver seiner Wasserflächen ist das Eiland groß, und wer will, ist mit der Tram und der Bahn in rund einer Viertelstunde mitten in Paris an der Gare du Nord. Dass die Grundstückspreise hier mit zirka 3.500 Euro pro Quadratmeter im Vergleich zum Zentrum von Paris mit rund 10.000 Euro aufwärts als relativ moderat gelten, ist dem Umstand geschuldet, dass das Département 93, Seine-Saint-Denis, zu dem auch die Insel gehört, landesweit unter „Drogen, Kriminalität, nur Probleme“ verortet wird.

„Wir als Akteure kämpfen gegen diese Stigmatisierung“, sagt Mohamed Gnabaly. Erziehung und Familienwohl, Alleinerziehende und Jobtraining stünden im Vordergrund. Aber das alles sei nicht leicht: Gebe es einmal eine gute Nachricht, „und davon gibt es hier viele“, rutsche die garantiert medial unten durch.

Die Wahl Emmanuel Macron oder Marine Le Pen? Frankreich steht am kommenden Sonntag vor einer richtungsweisenden Entscheidung. Der liberale Macron und die rechtsradikale Le Pen treten in der Stichwahl um das Amt des Präsidenten gegeneinander an. Im ersten Wahlgang hatte Macron knapp 28 Prozent der Stimmen erzielt, Le Pen kam als Zweitplatzierte auf gut 23 Prozent.

Die Umfragen Die Stichwahl ist eine Neuauflage ihres Duells von 2017. Macron obsiegte damals klar mit zwei Dritteln der Stimmen. Aktuell sehen Umfrageinstitute Macron zwischen 53,5 und 55,5 Prozent, während Le Pen ihm bis auf 45 bis 46,5 Prozent gefährlich nahe rückt.

Die Linken Von entscheidender Bedeutung könnte das Wahlverhalten derjenigen Franzosen sein, die im ersten Wahlgang ihre Stimme dem Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon gegeben haben - immerhin rund 22 Prozent. Viele von ihnen wollen Umfragen zufolge gar nicht zur Wahl gehen. (dpa, taz)

Am nördlichen Ende der Insel liegt ein verwunschener Landschaftspark, der auch die Im­pres­sio­nis­t:in­nen würdigt, die hier in früheren Zeiten Idyllen malten. Idyllen, die sich heute noch finden, platanengesäumte Alleen, lauschige Vorgärten – als „ville fleurie“, als Blumenstadt, ist der Ort landesweit jüngst wieder prämiert worden. Auch auf dem Place Danielle Mitterand, gleich hinter dem Zuckerbäcker-Rathaus, über dessen holzgetäfelten Sitzungssaal streng nach Vorschrift ein Macron-Porträt wacht, prangen Blumenkübel. Hier liegt der Hiphop- und Handy-Treff. „Madame“, ruft ein etwa 18-jähriger Jugendlicher, der sich Hassan nennt und sein Sweatshirt in Richtung Boden zieht, „Madame, das hier ist eine Insel, wir machen uns weniger Stress als auf dem Festland. Schauen Sie doch nur mal über die Brücke nach Saint-Denis!“

Stimmt, der junge Mann hat recht. Aus ist es mit der insularen Beschaulichkeit, wandert man in einer Minute hinüber in die Stadt Saint-Denis, die mit mehr als 100.000 Ein­woh­ne­r:in­nen riesengroße Schwester. Was die Île-Saint-Denis wie in einer Nussschale über die Probleme der französischen Vorstädte, der „banlieue“, erzählt, das massiert sich in Saint-Denis um ein Vielfaches. Schon am Bahnhof wuselt, diskutiert und dealt es gewaltig.

Zwei muslimisch gekleidete Männer stehen auf Gebetsteppichen

Cheikh Abdoul Aziz Gnabaly (links), Moscheeleiter und Vater des Bürgermeisters Foto: Harriet Wolff

Elise Bercovitz lebt seit Kurzem in Saint-Denis, sie hat dort eine bezahlbare Wohngemeinschaft gefunden, fühlt sich wohl und sicher, „ich brauche das oft doch versnobte Paris nicht“. Aber als bildende Künstlerin arbeitet die Mittzwanzigerin auf der Insel; sie gibt sozial benachteiligen Kindern Kunstunterricht. Zusammen mit ihrem Kollegen Julien Rodriguez und anderen freien Künstlern hat sie ein günstiges Atelier in einer ruhigen Seitengasse gemietet, für 130 Euro pro Arbeitstisch monatlich. „La vie sauvage“, das wilde Leben, nennt sich die Gruppe, und die Befürchtungen, dass die In­sel­be­woh­ne­r:in­nen, aber auch Pa­ri­se­r:in­nen nicht vorbeischauen würden, haben sich erledigt: „Viele, viele kommen, sind neugierig, stellen Fragen“, meint Bercovitz. Rodriguez teilt ihre Ansicht, „dass sich langsam positiv etwas verändert, wie das Zentrum von Paris auf sein erfinderisches und kreatives Umland schaut“.

Derzeit läuft in einem leerstehenden Ladenlokal an der schmalen Inselhauptstraße, durch die die Tram bimmelt und ständig Autos im Stau stehen, eine Ausstellung der Künstler:innen. Die Räume hat ihnen die Gemeinde temporär und kostenlos überlassen. „Wir fühlen uns hier angenommen und gefördert, die Bedingungen könnten nicht besser sein“, sagt Elise und rückt eine ihrer kleinen Skulpturen mehr ins Zentrum des Geschehens.

Wer sich enthält, spielt Le Pen in die Hände

Fatine Ahmadouchi, die aus einer marokkanisch-italienisch-französischen Familie stammt, ist im Auftrag der Gemeinde nur ein paar Meter weiter für das Vereinsleben auf der Insel verantwortlich. Sage und schreibe 80 Organisationen gibt es hier. Die 29-Jährige gehört der Sozialistischen Partei (PS) an, deren Spitzenkandidatin, die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl auf weniger als 2 Prozent kam.

„Abgesehen davon, dass wir dringend eine vereinte Linke in Frankreich brauchen, auch wenn es derzeit nicht danach aussieht, sollten jetzt alle am Sonntag wählen. Sich enthalten ist keine Lösung, das spielt nur Le Pen in die Hände“, analysiert Ahmadouchi. Warum „Marine“, wie sich die rechtsextreme Kandidatin Le Pen gerne anpreist, so großen Zulauf in manchen ländlichen Gebieten und eher weiß dominierten Vorstädten hat? „Viele Politiker mit nationaler Verantwortung respektieren Menschen ohne Geld und in Schwierigkeiten nicht“, sagt die junge Politikerin. Themen wie Jobverlust oder eine geringe Kaufkraft würden nicht strukturiert angegangen, da mache Le Pen jetzt große, unhaltbare Versprechungen.

Und Macron? „Der geht mal kurz in die ‚Ban­lieue‘, nur um ein Bild mit sich aus der ‚Banlieue‘ zu kriegen.“ Aber Geld gäbe es keines, noch nicht einmal Interesse. Er wolle nur „den starken Mann spielen.“ Zu Ahmadouchis Beobachtung passt ein Detail aus Emmanuel Macrons Wahlkampf: Als er Mitte März sein Programm präsentierte, tat er dies in Aubervilliers – in der sozial schwierigen Gegend nahe der Île-Saint-Denis. Doch er sprach kein Wort über Orte wie diesen, keine Vorschläge dazu, keine Empathie.

Fatine Ahmadouchi will trotzdem „notgedrungen“ Macron wählen, mit der extremen Rechten gäbe es kein Vertun. „Diese Frau ist gegen uns“, sagt sie über Le Pen. Dass die Lage in den Vorstädten im Wahlkampf kein Thema war, bestätigt Bürgermeister Gnabaly: „Gesiegt hat in der Debatte die Angst – die Ultrarechten haben das Thema innere Sicherheit und Einwanderung brutal hochgezogen.“

Auf der trotz aller Widrigkeiten an manchen Ecken beschaulich entspannt wirkenden Île-Saint-Denis gibt es freilich auch Menschen, die am kommenden Sonntag für Marine Le Pen stimmen wollen. Hélène Stepanchuk ist eine von ihnen. Die 67-jährige gebürtige Ukrainerin, die einst in Kiew Französisch studierte und schon lange die Doppelstaatsbürgerschaft hat, ist guter Laune und fühlt sich auch nicht zu kurz gekommen. Im Gegenteil: Sie helfe in diesen Kriegszeiten engagiert ihren Landsleuten, „die vor dem Monster, dessen Namen ich nicht aussprechen will“, geflohen sind. Lange hat sie zusammen mit ihrer Tochter einen Kulturaustausch zwischen der Insel und ihrer früheren Heimat organisiert.

Hélène Stepanchuk, Rentnerin

„Marine Le Pen ist aufrichtig, und endlich mal eine Frau als Präsidentin“

Stepanchuk lebt im Südviertel, im Quartier Marcel-Paul, in einem von drei unwirtlich erscheinenden Hochhaustürmen. Hier gibt es Probleme mit Drogendealern und Einbrüchen, mit Jugendlichen, die sich an keine Regeln halten wollen. Bald sollen die Türme abgerissen werden. Die Gemeinde hat allen Be­woh­ne­r:in­nen eine neue Wohnung auf der Insel zugesagt – bei gleichbleibend geringer Miete soll etwas Kleinteiligeres entstehen. Doch Stepanchuk vermisst jetzt schon ihr Zuhause. „Wir kennen uns dort alle, ich bin respektiert, das ist wie eine Familie.“ Mit den Drogendealern habe sie keine Probleme. Und nervende Jugendliche? „Die wollen sich doch nur interessant machen.“

Eine Frau steht hinter einer hohen grünen Pflanze auf einem Balkon, dahinter Hochhäuser

Lorette Dorgans kritisiert, dass die Linke nicht zur Wahl Macrons aufruft Foto: Harriet Wolff

Warum stimmt sie am Sonntag für Marine Le Pen? „Das ist eine aufrichtige Frau, und endlich mal eine Frau als Präsidentin“, sagt Hélène Stepanchuk dazu. Le Pen schauspielere nicht so wie Macron, und es brauche dringend „einen Wechsel“ in der französischen Politik. Außerdem habe die Kandidatin gar nichts gegen Aus­län­de­r:in­nen und Immigration, „die Leute dürfen halt nur keinen Mist machen“. Und wenn es schiefgeht, Le Pen Frankreich demontiert? Das verhindere schon das Parlament, „und wenn nicht, dann kommt wieder so etwas wie die Gelbwesten, eine Revolution“.

Nur das Thema Islam sei „heikel“ bei Le Pen, aber hier ist Stepanchuk, die nach ihrer Ankunft 1998 erst bei McDonald’s und dann bei einem Sicherheitsdienst gearbeitet hat, gutgläubig: „Ich glaube nicht, dass sie da Scheiße macht. Sie ist halt nur gegen Islamisten.“ Kurzum: Le Pen sei einfach besser, „sie wird viel machen“.

Lorette Dorgans, 71, ist Rentnerin wie Stepanchuk, auch sie lebt in einer Sozialwohnung im Süden. Bei der ersten Runde hat sie „in letzter Minute“ statt für den Grünen Jadot für Mélenchon gestimmt. Obwohl sie ihn und seine Partei nicht ausstehen kann, „das ist eine linke Sekte, die wissen alles besser“. Dorgans wollte unbedingt verhindern, dass Le Pen in die zweite Runde kommt. „Hat haarscharf leider nicht geklappt.“ Was ihr jetzt am meisten „stinkt“: dass Mélenchon nicht explizit zur Wahl Macrons aufrufe. „Er spielt mit dem Feuer – geht es schief am Sonntag, bewegt sich Frankreich in Richtung Ungarn und Konsorten. Was für ein Horror.“ Vor vier Jahren ist die zierliche, unermüdlich und viel jünger erscheinende Frau in ein neues Wohnprojekt eingezogen.

Die einstige Sozialassistentin, die mit Schwerstkranken und Schwerstbehinderten gearbeitet hat, lebt im sogenannten „Écoquartier Fluvial“, das direkt an die Seine grenzt. Insgesamt sollen in diesem ökologisch genannten Projekt etwa eintausend Wohnungen entstehen. In zwei Jahren soll dort auch ein Teil der Sport­le­r:in­nen aus aller Welt untergebracht werden, die zu den Olympischen Spielen in Paris erwartet werden. Die Gemeinde hat durchgesetzt, dass nur ein Drittel der Wohnungen frei verkauft werden darf, der Rest wird sozial gefördert, Insel-Anwohner:innen haben das erste Zugriffsrecht.

Lorette Dorgans führt auf die begrünte Gemeinschaftsterrasse; bis zum Eiffelturm am Horizont geht der Blick und auf viele Kräne ringsum auch. Die Seniorin, die sich lange schon im feministischen Verein „Les Femmes de L’Île“ engagiert, ist nicht mit allem zufrieden, was die Ökosiedlung ausmacht: zu viel Beton auf den Freiflächen, wenig Kontakt zwischen den Bewohner:innen. Aber Dorgans bleibt optimistisch: „Das wird sich einpendeln und begrünte Patina kriegen.“

Weniger optimistisch ist sie, was die Reformierbarkeit Frankreichs angeht. Das Land sei schon lange „in einem permanenten Sensationsmodus“. Die „Salonfähigkeit“ Le Pens, der russische Angriffskrieg in der Ukraine: „Manchmal will ich mich nur noch auf eine einsame Insel weit weg von allem verkriechen.“ Dorgans lächelt. „Auf einer Insel lebe ich ja wenigstens bereits.“

Wie hatte Mohamed Gnabaly, der Bürgermeister, noch gleich frotzelnd gemeint: „Wir kappen die Brücken der Île-Saint-Denis, falls Le Pen an die Macht kommt. Und dann machen wir hier unser eigenes Ding.“ Das passende gemütliche Bistro dazu, geführt von Sylvie Dufournaud, einer studierten Juristin, gibt es schon: Es heißt „Le Bel Avenir“, die schöne Zukunft.

Ein Mann im Malerkittel und eine Frau schauen in einem Atelier zum Betrachter

Julien Rodriguez und Elise Bercovitz fühlen sich auf der Insel wohl Foto: Harriet Wolff

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