Sicherheit im Straßenverkehr: Aggressive Autofahrer
Rücksichtsloses Verhalten im Verkehr nimmt zu, zeigt eine Studie. Viele Befragte halten vor allem andere Verkehrsteilnehmer:innen für aggressiv.
Die Forscher:innen befragten rund 2.000 Menschen. Im Vergleich mit früheren Studien haben sich seit 2010 alle Werte verschlechtert. So fahren 53 Prozent der Autofahrer:innen viel schneller, wenn sie verärgert sind. 50 Prozent gaben an, sich sofort abreagieren zu müssen, wenn sie sich über andere ärgern – noch 2016 stimmte nur rund ein Drittel der Befragten dieser Aussage zu.
„Aus Ärger oder zum eigenen Vorteil die Verletzung oder gar den Tod anderer in Kauf zu nehmen ist vollkommen inakzeptabel“, sagte UDV-Chef Siegfried Brockmann am Montag in Berlin. Problematisch sei zudem, dass die meisten Autofahrer:innen sich selbst für ausgeglichener halten: 96 Prozent der Pkw-Fahrenden antworteten etwa, dass sie Radler:innen mit ordentlichem Abstand überholen. Gleichzeitig sagten 93 Prozent, andere Autos führen zu eng an Fahrradfahrer:innen vorbei.
Auch wer mit dem Rad unterwegs ist, nimmt Fehlverhalten öfter bei anderen wahr: 90 Prozent beobachteten, wie andere Radler:innen über Zebrastreifen flitzen – dass sie es selbst gelegentlich tun, gestanden nur 24 Prozent. Selbst- und Fremdwahrnehmung gingen bereits in den vorherigen Studien auseinander.
Dichter Verkehr macht aggressiv
„Wenn der Verkehr dichter wird, fühlen sich die Menschen beengt“, erklärte die Psychologin Tina Gehlert, die die UDV-Studie betreut hat. „Dann nehmen auch die Aggressionen zu.“ Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen, dass seit 2013 durchgehend mehr Pkws auf den Straßen unterwegs sind.
Außerdem könnten laut Gehlert Autofahrer:innen im Verkehr nicht direkt kommunizieren: Eine kurze Entschuldigung, die Konflikte entschärfen könnte, sei von Windschutzscheibe zu Windschutzscheibe oft nur schwer möglich. Um die Stimmung auf den Straßen zu verbessern, fordert die UDV: stärkere Kontrollen und Sanktionen für aggressives Verhalten sowie Kampagnen für Rücksicht im Verkehr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Nachhaltige Elektronik
Ein blauer Engel für die faire Maus
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
James Bond
Schluss mit Empfindsamkeit und Selbstzweifeln!
Bodycams bei Polizei und Feuerwehr
Ungeliebte Spielzeuge