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Schlechte Leistung der Deutschen BahnMieses Management mit Ansage

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Die Deutsche Bahn bietet einen schlechten Service. Die schlechte Infrastruktur sei Schuld daran, nicht die Bahn selbst. Na sowas?

Lautsprecher auf einem Bahnhof: Die Deutsche Bahn hat auch ihre Kommunikation mit den Kunden nicht im Griff Foto: Ralph Peters/imago

I st der Ruf erst ruiniert, managt’s sich ganz ungeniert. Das ist offenbar der Leitgedanke des Führungspersonals bei der Deutschen Bahn. Lange haben die Menschen in den Chefetagen das Problem mit Verspätungen, Zugausfällen, schlechten Anschlüssen und miserablem Service schöngeredet. Das ist jetzt anders: Nun kommt all das mit Ansage. Die Bahn­ma­na­ge­r:in­nen schieben die schlechte Leistung auf die schlechte Infrastruktur – für die sie selbst verantwortlich sind.

Ja, die Deutsche Bahn ist über viele Jahre kaputtgespart worden. Es ist falsch, dass die Bundesregierung Geld für die Bahn streicht und für Autobahnen nicht. Aber: Wenn die Bahn-App falsche Verspätungsmeldungen verschickt und Fahrgäste deshalb den dann doch ausnahmsweise pünktlich fahrenden Zug verpassen, hat das nichts mit fehlenden finanziellen Mitteln zu tun. Die Bahn informiert ihre Kun­d:in­nen schlecht, gerade in der jetzigen Sanierungskrise, in der Vollsperrungen die Fahrpläne durcheinanderbringen.

Das ist mieses Management – das nicht nur Fahrgäste, sondern auch die Mitarbeitenden in den Zügen und auf den Bahnsteigen ausbaden müssen. Von kaputten Klos, Müll und schlechtem Internet in den Waggons gar nicht zu reden. Auch betriebswirtschaftlich liefern die Ma­na­ge­r:in­nen ein verheerendes Ergebnis ab. Der Staatskonzern hat im ersten Halbjahr 2024 mehr als eine Milliarde Euro Verlust eingefahren. Fahrgäste zahlen für das Missmanagement doppelt: mit den oft überteuerten Tickets und als Steuerzahlende.

Verkehrsminister Volker Wissing nennt die aktuelle „betriebliche und wirtschaftliche Leistung der Deutschen Bahn nicht befriedigend“. Mit solchen Feststellungen ist es nicht getan. Der FDP-Minister muss dafür sorgen, dass andere Leute das Ruder übernehmen, vielleicht sollte er Ma­na­ge­r:in­nen aus den Gute-Bahn-Ländern Österreich, der Schweiz oder Japan abwerben. Und angesichts der aktuellen Bahnkrise ist das Mindeste, die Preise für Tickets und Reservierungen deutlich zu senken.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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42 Kommentare

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  • Das schwerste Zugunglück in Japan ist geschehen weil der Lokführer eine Verspätung von einer Minute hereinholen wollte und deswegen zu schnell in eine Kurve gefahren ist. Hier entgleisen Züge wegen regelmäßiger Gleislagefehler. Der Prozess zu Eschede ging aus wie das Hornberger Schießen, obwohl das Unglück noch in letzter Minute hätte verhindert werden können. Die primäre Schutzpflicht des Staates und seiner Unternehmen ist der Lebensschutz. Dieser Aufgabe kommt der Staat auch in anderen Bereichen (z.B. Rettungsdienst) nicht nach. Das liegt an der Aushöhlung des repräsentativen Prinzips durch die Wähler selbst: Ein Blick auf die beruflich/fachliche Qualifikation der Mitglieder des Verkehrsausschusses des Bundestages wäre so deutlich wie das Titelbild.

  • scheizer bahn zum vorbild nehmen. keine privatisierung. bahn zurück in bürgerhand. bahn fürs allgemeinwohl - nicht für profit.



    überigens: die mangelhaften durchsagen auf bahnhöfen, die auch noch schwer verständich sind:



    fahrgäste irren mit ihren handies über die bahnsteige, verzweifelt.



    in den zügen: alle hängen an ihren handies, um die weiterfahrt zu organisieren.



    ich war vor einigen wochen in einem zugwagon, wo die klimaanlage bei 30°außentemperatur ausgefallen war. unsägliche szenen:



    eltern verhängten mit windeltücher die brütendheißen fenster, um säuglinge notdürftig zu schützen.



    es dauerte einfach zu lang, bis das zugpersonal den ausfall der klimaanlage bemerkte + maßnahmen einleitete.



    jetzt werden massiv stellen bei der bahn abgebaut. ob das hilft? den roten zahlen evtl., der kundschaft? eher weniger.



    ein trauerspiel des überzogenen kapitalistischen prinzips. zu verdanken haben wir das den jahrzehntelangen unions-regierung, spd-regierung hats auch nicht besser gemacht.



    merke:



    kapitalismus ist evtl. ok; auf den öffentlichen sektor angewandt, leider nicht, für die bahn selbst, für die wirtschaft, für die kundInnen.

  • Die Alternative zur Bahn ist nicht das Auto, sondern Zuhause-bleiben. Wie zu Corona-Zeiten.



    Wenn jeder stattdessen mit dem Auto fährt, sind alle Straßen zugestaut.



    Wer keine Güterzüge will, bekommt natürlich auch mehr LKW, aber auch Schrumpfen der Wirtschaft, Lieferengpässe, Verlagerung von Wohlstand und Produktion.

  • taz: *Von kaputten Klos, Müll und schlechtem Internet in den Waggons gar nicht zu reden.*

    Toiletten die überlaufen und ein Bahn-"Internet" das kaum funktioniert. Und an jedem Bahnhof hört man irgendeine zusammengeschusterte Entschuldigung, weshalb die Züge zu spät oder gar nicht abfahren. Ich warte immer noch auf die Durchsage: "Liebe Fahrgäste, denken Sie sich bitte selbst eine Entschuldigung aus, weshalb Ihr Zug nicht pünktlich abfährt, denn wir haben dazu langsam auch keine Lust mehr."

    Alles ist jahrzehntelang bei der Deutschen Bahn (DB) kaputtgespart worden, weil man unbedingt eine Aktiengesellschaft sein wollte. Die Bahnhöfe in den Kleinstädten sehen aus wie heruntergekommene Häuser aus einem alten Hitchcock-Thriller und viele Schienenstrecken hat man auch stillgelegt ('sogar oftmals komplett herausgerissen') und dann auch noch massiv Personal abgebaut. Was die DB-Aktiengesellschaft allerdings "sehr gut" gemacht hat, war für ihre Manager zu sorgen, denn die Bahnmanagergehälter wurden auf 2 Millionen Euro/Jahr erhöht, und diesen "sehr kompetenten DB-Managern" werden sogar noch "fette" Boni gezahlt, während die Zugbegleiter den Frust der Fahrgäste täglich abbekommen.

  • Wunderbarer Artikel ! Danke !



    Als Mensch ohne Führerschein bin ich seit Jahrzehnten auf die Bahn angewiesen gewesen, so schlimm wie im Augenblick war es noch nie !



    Aber die Boni der Vorstände fließen !

  • Guter Kommentar der Autorin. Bin ich zu 100% dabei.

    Besonders der letzte Absatz gefällt mir.

    Aber warum soll(te) die Bahn Gewinn erwirtschaften? Soll sie nicht die Menschen von A nach B bringen? Und pünktlich sein?



    Na ja, das was wir jetzt haben ist halt das Ergebnis, wenn ein Unternehmen börsenfit gemacht wurde.



    Traurig!!

    Aber Deutschland ist halt auch ein Autoland. Das dies sich allerdings mit der FDP ändert, bezweifele ich. Aber ich lasse mich gerne positiv überraschen.



    Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    • @ThomasNRW:

      Diese positive Überraschung muss sich dann aber auch auf fast alle anderen Parteien ausdehnen. Selbst die GRÜNEN sind da doch eher zögerlich, abzulesen an dem Fuhrpark ihrer "Großkopfeten"- immerhin aber haben die es erkannt und bemühen sich trotz aller Schwächen. Das kann man von keiner !!! anderen Partei sagen.

      • @Perkele:

        Die Linke haben Sie sicher gar nicht auf dem Schirm?

        • @blutorange:

          Sorry. In der Tat, da habe ich nicht dran gedcht.

  • Drei Dinge müsste man überwinden um die Bahn fürs 21dte Jahrhundert fit zu machen:

    - politischer Unwille, der nicht bereit ist den Bürgern die kosten vorzulegen. Klar kann man die Bahn ausbauen aber das Geld muss irgendwo her kommen. Man kann nicht 100% des Geldes für Autobahnen mal so eben umschichten.

    - Deutschlands Bürokrtaie, langsam, umständlich und teuer.

    - Nimbys, es braucht für den bahnausbau eine Gesetzesänderung, die bahn darf bauen. Man darf dagegen klagen und dann muss die Bahn im Zweifelsfalle sollte sie verlieren (wann passiert das schon) nachbessern oder zurückbauen. Aber es wird gebaut. Nicht jahrelang durch alle Instanzen abgewartet.



    Bei einigen Sachen Ausbau bestehender Strecken sollten gar keine Klagen zugelassen werden.

    Und dann sollte man massiv neue Strecken bauen. ICE auf eigene Gleise, Güterverkehr auf eigene Gleise. Und im schnellverfahren daran arbeiten Züge zu automatisieren.

    • @Machiavelli:

      Alles richtig, aber so lange auch der SPD-Bundesvorsitzende lieber den Nimbys in seinem Wahlkreis sekundiert und so die optimale Trassenführung blockiert, wird da nichts draus.

      Es braucht auch Politikerinnen und Politiker, die sich nicht scheuen, auf manchen Einwand schlicht zu fragen, ob das Gegenüber noch alle beisammen habe.

      Im Rahmen der Debatte über die Reaktivierung der Hunsrückbahn, eingleisig, geplant ein bis zwei Züge pro Stunde, haben Anlieger-Eltern tatsächlich empört erklärt, dann müssten sie ja ihren Kindern erklären, dass sie nun nicht mehr auf den Bahndamm spielen dürfen. Oder gar "auf eigene Kosten" den Garten mit einem Zaun zum Bahndamm abschließen.

      So lange es auf solche "Argumente" nicht die klare Ansage kommt, man werde nur auf ernstzunehmende Einwände reagieren, ändert sich nichts.

      Und am bestehenden Verbandsklagerecht dürften die Grünen umso verbissener festhalten, nachdem sie die Mehrzahl ihrer einstmals "heiligen Kühe" längst auf dem Alter der Regierungsbeteiligung mit Postengewinnung geopfert haben.

  • Ich habe die Nase endgültig voll von der Bahn. Ich setzte mich dem nicht mehr aus. In Zukunft nur noch Auto oder Rad. Bye Bye DB

  • Dieser FDP-Minister wird nie eine wirksame Verbesserung bei der Bahn forcieren. Er wird den Zustand krokodiltränend bejammern und weiter die Autoindustrie und deren gesamte Lobby nach Kräften unterstützen. Da folgt er ganz der Linie seiner CSU Vorgänger.

  • Guter Kommentar, geniales Titelbild.

    • @Rudi Hamm:

      Es soll sich um eine ELA aus dem Hause Neumann handeln.

  • Das beste (Hochgeschwindigkeits-)Zugnetz in Europa hat Spanien. Wer das mal benutzt hat, gibt die Deutsche Bahn auf.

    Dass man nach 30 Minuten Verspätung den vollen Fahrpreis erstattet bekommt und Züge deswegen eher zu früh als zu spät ankommen, ist hierzulande unvorstellbar.

    • @Suryo:

      "Dass man nach 30 Minuten Verspätung den vollen Fahrpreis erstattet bekommt und Züge deswegen eher zu früh als zu spät ankommen, ist hierzulande unvorstellbar."

      Es ist auch unvorstellbar, dass man hierzulande komplettes Netz baut, das der Hochgeschwindigkeitsverkehr komplett für sich alleine hat (Spanien: Neubau Normalspur) und auf dem ihm keine "Bummelzüge" im Weg rumfahren (die sind in Spanien auf dem Altnetz in Breitspur unterwegs).



      Spanien verzichtet im Gegenzug konsequent darauf, Anschlüsse vom Hochgeschwindigkeitsverkehr auf andere Züge zu planen - das überlässt man dem Zufall. Hat den Vorteil, dass man die Fahrzeiten des Hochgeschwindigkeitsverkehrs so strecken kann, dass man bis zum Endbahnhof mehr als die genannten 30 Minuten als Puffer auf die Fahrzeit draufhaut. Und nachdem man die Strecken exklusiv hat, gibt es dabei auch keine Konflikte mit irgendwelchen anderen vorher oder nachher fahrenden Regional-, Nahverkehrs- oder gar Güterzügen.

      • @FriedrichHecker:

        Vielen Dank für die interessanten Argumente eines Insiders. Ich selbst bin in der Luftfahrtbranche tätig und wundere mich auch immer über ahnungslose Menschen, die erklären wollen, wie man bestimmte Dinge verbessern kann. Ohne jegliches Hintergrundwissen oder Zusammenhänge zu kennen.

        • @Ahnungsloser:

          Mir war und ist vollkommen klar, dass das spanische Hochgeschwindigkeitszugnetz brandneu und vom alten Zugnetz unabhängig ist. Aber das Problem ist in Deutschland, dass man ja gar nicht mehr besser sein will, und schon gar nicht den Ehrgeiz hat, etwas Neues zu schaffen.

          Fragen Sie doch mal den durchschnittlichen Deutschen, wie wohl die spanische Eisenbahn ist. Sie werden vermutlich irgendwas von Chaos, unpünktlichen Südländern oder so etwas hören. Und überhaupt: sind die nicht völlig überschuldet? Tja, und wir haben die Schuldenbremse und Züge, die anderthalb Stunden für strecken brauchen, die die RENFE in 40 Minuten zurücklegt.

          Übrigens sind die Flughäfen in Spanien den deutschen auch haushoch überlegen.

          • @Suryo:

            Worin sind sie überlegen? Dass es dort kaum Nachtflugverbot gibt? Dass sie bei ihren An- und Abflugverfahren kaum Rücksicht auf Lärm nehmen. Oder was genau meinen sie?

            • @Ahnungsloser:

              Ca 20 Minuten nach der Landung ist das Gepäck auf dem Band und die Sicherheitsschleusung dauert regelmäßig maximal 5 Minuten. Zumindest der BER kann da nicht mithalten.

              • @Suryo:

                In Berlin kann man sich einen Slot für die Kontrolle holen. Klappt hervorragend. Ich bin in den letzten 10 Jahren ca. 50 mal nach Madrid geflogen. Meine Erfahrungen sind anders als ihre. Madrid hat neben Amsterdam im Schnitt die längsten Rollzeiten. 20 Minuten nach der Landung bekommen sie kein Gepäck, sondern sind -wenn sie Glück haben- am Gate angekommen.



                Also bitte keine Märchen verbreiten.



                In Deutschland ist in der Luftfahrt bei weitem nicht alles gut, aber dass die Spanier haushoch überlegen sind, ist ja wohl ein Scherz

      • @FriedrichHecker:

        Ja, ich weiß. Aber in Deutschland gibt es ja nicht mal den Ehrgeiz, eine solche Strecke zB zwischen Hamburg und Berlin zu bauen. Stattdessen wird diese Strecke zwei Jahre hintereinander für Monate gesperrt. Danach ist aber gar nichts besser für die Fahrgäste.

  • Ja, das Management wirkt überfordert und dass dort trotz schlechter Performance überhaupt Boni eingestrichen werden, ist von außen nicht nachvollziehbar.



    Es ist aber auch unbestreitbar, dass in Deutschland über Jahrzehnte viel zu wenig Geld in die Schiene gesteckt wurde. Das Streckennetz hat drunter gelitten und daraus resultieren dann eben auch Ausfälle, Verspätungen und mangelnde Ausweichmöglichkeiten.



    Wenn man dann durch Preissenkungen die Einnahmen reduzieren würde,sehe ich nicht,wie das das Problem lösen sollte. Merkwürdiger Vorschlag der Autorin.

  • Spezialisten wie Merz, der sich ja durch politische Erfolglosigkeit quasi automatisch für einen Vorstandsposten bei der Bahn qualifiziert, hat ja schon die Einschränkung des Bahnverkehrs für die Sanierung gefordert.



    Jetzt will die Bahn auch 30.000 Stellen abbauen.



    Was ist der Plan dahinter, komplette Abschaffung der Bahn zugunsten von Schienenersatzverkehr, damit man heimlich die Schienen abbauen kann und irgendein unfähiger Verkehrsminister dann alles in den Ausbau der Autobahnen stecken kann? Wo bleibt Weselsky?

    • @Axel Schäfer:

      "Wo bleibt Weselsky?"

      Zuhause und klatscht Applaus - die Stellen sollen ja dort abgebaut werden, wo er die von ihm gehasste "Plüschetage" vermutet.

  • Man kann die Bahn im aktuellen Zustand eigentlich nur auf das nich funktionierende herunterschrumpfen. Verbindungen in der realistischen Zeit angeben usw. Solange es ein Lotteriespiel mit ewigen Wartezeiten bleibt bin ich raus. Das war aber wohl der Plan befürchte ich.

  • Es wird gesagt, dass das Management schuld an vielem ist, nicht nur der Geldmangel. Aber kein einziges Argument in diesem Artikel stützt diese Aussage. Am Ende wird gesagt, dass Ticketpreise runter sollen, also mehr Geld investiert werden soll. Liegt es jetzt also doch am Geld?

    • @stadtplanschen:

      "Liegt es jetzt also doch am Geld?"

      Nein - es liegt in Sachen Infrastruktur daran, dass immer weniger Leute da sind, die dieses Geld in Leistung umsetzen können. Auch weil unter Wissenschaftsministerinnen wie Theresia Bauer und Angela Dorn-Ranke die Eisenbahn aus dem Lehrangebot technischer Hochschulen ersatzlos entfallen ist.

      Und es liegt daran, dass die Politik eben nichts tut. Ein Manager aus dem "Gute-Bahn-Land Schweiz", den ja die Autorin gerne holen würde, müsste auch erst mal die Politik in die Pflicht nehmen. Die hat in der Schweiz anno 1987 ein Konzept namens "Bus und Bahn 2000" zur Volksabstimmung gestellt, das seitdem unbestritten als Grundlage für die Infrastrukturentwicklung dient. Hierzulande wird mit dem Deutschlandtakt etwas vergleichbares gerade erst aufgestellt. Und die ersten Ergebnisse werden von Politikern ALLER Parteien bereits wieder vom Tisch gewischt - man betrachte sich beispielhaft die Diskussionen um den Ausbau zwischen Hamburg und Hannover, zwischen Frankfurt und Mannheim oder - zeitlich leicht hinterherhinkend - zwischen Bielefeld und Hannover.

      Bei solchen Voraussetzungen will kein Schweizer Manager mit Fachkenntnissen Bahnvorstand hier in D werden.

      • @FriedrichHecker:

        "Auch weil unter Wissenschaftsministerinnen wie Theresia Bauer und Angela Dorn-Ranke die Eisenbahn aus dem Lehrangebot technischer Hochschulen ersatzlos entfallen ist."



        Best.men denn die Wissenschaftsminister das Lehrangebot? Ich kann mir vorstellen, dass die neue Studiengänge genehmigen müssen, aber nicht, dass die bestehende Studiengänge einfach streichen können.

        • @Francesco:

          Die Studiengänge sind ja nicht gestrichen, es werden nur (teilweise seit 8 Jahren) Dozentenstellen nicht mehr besetzt oder Lehrinhalte "bis auf weiteres" nicht mehr angeboten. Mir fällt gerade auf, dass das irgendwie nach Robert Habeck klingt. :-)

          Da könnte man in einem Wissenschaftsministerium, das diesen Sermon finanziert, ja so oft und deutlich nachfragen, bis etwas passiert. Erst recht, wenn man die dritte Mail von der IHK, das fünfte Schreiben vom VDI und den achten Brandbrief vom VDEI bekommen hat.

          • @FriedrichHecker:

            Nich besetzt: Heißt das nicht zur Wiederbesetzung freigegeben, schafft es der Fachbereich nicht, eine Liste vorzulegen, weigert sich das Ministerium, die vorgeschlagenen Bewerber zu berufen?

            • @Francesco:

              Nicht besetzt heißt in dem Fall, den ich konkret vor Augen habe, dass sich in drei Ausschreibungsrunden keiner gefunden hat, der die Gnade von Berufungskommission, Fakultät und Ministerium gefunden hat. Zur Zeit der dritten Bewerbungsrunde war bereits der Mitarbeiterstamm auf einen einzelnen Mitarbeiter geschrumpft - die Stellen bzw. das Personalbudget sind inzwischen in die Fakultät wegdiffundiert, was den Lehrstuhl seitdem auch nicht mehr attraktiver macht...

        • @Francesco:

          Nein, Sie können keine kompletten Studiengänge streichen. Aber im Rahmen so genannter "Hochschulreformen" sind vermutlich in trauter Kungelei mit den Landesministerien Mittel gekürzt und umgeschichtet worden, um "Excellenz-Cluster" zu fördern. Die Diskussion um "Orchideenfächer", die man einschmelzen kann, gibt es doch seit Jahren.

  • ...und dazu die Ankündigung binnen der nächsten 5 Jahre 30.000 Vollzeitstellen abbauen zu wollen 🙄😮‍💨 - hübsch verpackt in süßestem Managersprech: "Wir müssen in Zukunft mehr Bahn mit weniger Menschen schaffen."



    Wie man damit mehr Bürger zukünftig von der Straße auf die Schiene locken will 🤷‍♂️🤷‍♂️🤷‍♂️

  • Wie war mit dem "der Fisch stinkt vom Kopf her". Die obersten Manager der DB AG wissen genau, wie sie ihre Bonis bekommen, haben allerdings wenig bis keine Ahnung vom System Bahn. Wenn wundert es, wenn ein Bahnkenner ein Buch schreibt "Schaden in der Oberleitung".

    • @Frank Burghart:

      "Die obersten Manager der DB AG wissen genau, wie sie ihre Bonis bekommen, haben allerdings wenig bis keine Ahnung vom System Bahn."

      Ist ja auch logisch, wenn die Vertreter unserer allseits beliebten Bundesregierung lieber Boni dafür ausloben, dass Frauen- und Diversitätsquoten bei Führungskräften und Mitarbeitern erreicht werden - und nicht Pünktlichkeit.

      Und was halt auch keiner kapiert, sind die Reaktionszeiten des Systems, die man sich selbst geschaffen hat. Bis aus einer einfachen Vorstandsentscheidung eine Arbeitsanweisung wird, der alle erforderlichen Teil- und Konzernbetriebsräte zugestimmt haben, geht ein dreiviertel Jahr ins Land.



      Bis Entscheidungen die Infrastruktur verändern, eher ein Jahrzehnt. Da muss das Eisenbahnbundesamt erst noch prüfen, ob das auch sicher ist und die Bundesnetzagentur, dass das nicht des freien Netzzugang gefährden kann. Erst dann darf einer beginnen, nach dieser Entscheidung zu planen, mit der fertigen Planung in ein drei- bis dreieinhalbjähriges Planfeststellungsverfahren beim Eisenbahnbundesamt gehen; dann mit dem Bundesverkehrsminister diskutieren, wieviel von den Kosten nach Artikel 87e (Infrastrukturverantwortung des Bundes) er zahlt.

      • @FriedrichHecker:

        Erst wenn man mal kann man mal beginnen, auszuschreiben, danach bauen und anschließend in Betrieb nehmen.

        Dementsprechend liegt aktuell eine Schieneninfrastruktur da, die die Entscheidungen von Verkehrsminister Dobrindt widerspiegelt.



        Die Periode Andi Scheuer - der für die Bahn gar nicht so schlecht war, wenn er Staatssekretär Ferlemann hat machen lassen - ist draußen in der Bahninfrastruktur noch gar nicht angekommen.

        Und als ob diese Reaktionszeiten noch nicht lange genug wären, schafft es unsere Politik - ganz im Gegenteil - diesen Tanker noch schneller zu machen - im Gegenteil.



        Gerade gestern habe ich in einer Pflichtfortbildung für Planer in Bahnbereich eine Einführung bekommen in eine 138[einhundertachtunddreißig]-seitige Vorschrift der Bundesnetzagentur zur Umsetzung einer 7[sieben]-seitigen EU-Vorschrift in Deutschland.

        Die Vorschrifteristis aus diesem Haus ist aber nicht neu - zunterstellt ist die immer weiter freidrehende Bundesnetzagentur ist nicht den (Nicht-)Verkehrsministern wie Wissing, sondern den Wirtschaftsministern - im konkreten Fall tatsächlich Robert Habeck.

        • @FriedrichHecker:

          "... eine 138[einhundertachtunddreißig]-seitige Vorschrift der Bundesnetzagentur zur Umsetzung einer 7[sieben]-seitigen EU-Vorschrift in Deutschland"

          Das ist wunderschön - besser, als ich es mir erträumen könnte. Wenn Sie mir noch feierlich zusichern, dass im EBA über "Überlastung" und "Personalmangel" geklagt wird, dann ist die Anekdote perfekt!

        • @FriedrichHecker:

          "Die Bahn" ist halt _das_ Sinnbild für Deutschland. Vom "Management" bis zur Bürokratie "German Level".

          Auch das vom selbstladenden Transportgut nur gemeckert wird, aber nicht den Verantwortlichen solange in die Weichteile getreten wird bis sich was bessert.

      • @FriedrichHecker:

        Wer kennt nicht das weibliche und diverse Unvermögen in der Chefetage des Bundesverkehrministeriums von Seebohm bis Wissing.

        • @gehtdichnüschtan:

          Und wer kennt die Vorständinnen in der Chefetage der DB der letzten Jahre, die erst das Rad neu erfinden wollten und dann während der Vertragslaufzeit wieder hingeworfen haben?



          Beispielsweise die Fernverkehrsvorständin, die die Nachtzüge abgeschafft hat?



          Oder die Digitalvorständin (Stichwort aus dem Artikel: Bahn-App mit falschen Verspätungsmeldungen)? Ein Posten, der seit natürlich so lange noch nicht existiert (wegen Neuland und so) und meines Wissens noch nie mit einem Mann besetzt war...