piwik no script img

Rechtsextreme GewaltDie Hunde Deutschlands

Chemnitz, Hanau oder die NSU-Morde. Rechte Gewalt ist in Deutschland allgegenwärtig. Daran sind auch die Kompliz_innen des Faschismus schuld.

Comic von KC Green: Ist der Hund selbst der Brandstifter? Die Frage bleibt ungeklärt Foto: Kc Green/Gunshow Comic

M it seinen großen, gutgläubigen Augen, einem kleinen Hut und einem zuversichtlichen Lächeln sitzt der braune Hund auf einem Stuhl an einem Tisch, vor ihm eine Tasse Kaffee oder Tee. Über ihm ziehen dicke Rauchwolken die Zimmerdecke entlang, hohe Flammen lecken über den Boden, von dort aus nach oben. Der Hund lässt sich von den Umständen nicht beirren. Warum jetzt in Panik ausbrechen?

„This is fine“, sagt er zu Beginn im Comicstrip „On Fire“ des US-amerikanischen Zeichners KC Green. Er trinkt noch einen Schluck und sagt: „Ich komme mit den derzeit ausbrechenden Ereignissen zurecht.“ Dann fängt sein Arm eine Flamme. Auch sein Hut und sein Bauch beginnen zu brennen. „Das ist okay“, sagt er dazu, „alles wird okay.“ Im sechsten und letzten Comicpanel schmilzt sein Gesicht, die Augen quillen aus ihren Hüllen. Er sieht nicht okay aus.

Der Comic wurde im Netz vielfach geteilt und auf verschiedene Situationen angewandt. Für mich ist das Zimmer Deutschland. Die Flammen setzen sich zusammen aus: dem terroristischen Anschlag in Hanau, den rechten Pogromen von Chemnitz, dem Mord an Walter Lübcke, dem terroristischen Anschlag in Halle, aus Solingen, Mölln, Lübeck, Rostock-Lichtenhagen, außerdem Nordkreuz, Hannibals Schattenarmee, Teutonico, der Mordserie des NSU, rechtsradikale Sprüche über den Polizeifunk und in -gruppenchats, da ist noch mehr, ich verliere den Überblick.

Und der Hund? All jene Kompliz_innen des Faschismus, die das Label „bürgerliche Mitte“ bevorzugen. Vielleicht hätte der Hund ein Pferd sein müssen, wegen Hufeisen und Steigbügelhaltern, doch das könnte zu Täuschungen führen: Faschismus ist kein Ponyhof. Hunde hingegen sind oft im Spiel. Sie tragen Namen, wie etwa Friedrich Merz, das Comeback der 2010er Jahre, um das niemand gebeten hat. Seine Strategie gegen rassistische Gewalt? Verstaatlichte rassistische Gewalt.

Die Hunde Deutschlands

Oder Joachim Gauck, der bei einer Lesung aus seinem Buch Toleranz für die AfD und ihre Anhänger_innen fordert. Die Partei sei ja nicht verboten, also müsse man sie in den Dialog einbinden. Außer, die AfD wünsche sich den Faschismus, dann müsse man mit „kämpferischer Intoleranz“ reagieren. Ich weiß nicht, welche Notiz er verpasst hat, Verbrechen an der Menschheit waren selten zu seiner Zeit illegal. In der AfD gibt es Politiker wie Faschist Höcke. Ergo: Die Partei und ihre Wähler_innen sind profaschistisch. Und du kannst Faschismus nicht einfach ghosten und hoffen, dass er von allein dein Signal versteht.

Wir können im Comic nicht erkennen, warum das Feuer überhaupt in dem Zimmer ausgebrochen ist. Hat jemand einen Molotowcocktail durch das Fenster geschmissen? Oder, was viel plausibler erscheint, hat der Hund herumgekokelt, mit Feuer gespielt, Benzin über den Boden gegossen? Ist der Hund selbst der Brandstifter?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hengameh Yaghoobifarah
Mitarbeiter_in
Hengameh Yaghoobifarah studierte Medienkulturwissenschaft und Skandinavistik an der Uni Freiburg und in Linköping. Heute arbeitet Yaghoobifarah als Autor_in, Redakteur_in und Referent_in zu Queerness, Feminismus, Antirassismus, Popkultur und Medienästhetik.
Mehr zum Thema

44 Kommentare

 / 
  • ich frag mich immer, ob das weisse alte Männer sind, die am Erwähnenswertesten finden, mitzuteilen, dass sie diesmal die Kolumne gut fänden, weil sie darin keine als "unflätige Beleidigungen" missverstandene satirische Kritik an Rassismus/Sexismus/Gewalt gelesen hätten.

  • Was den grassierenden Rassismus im entfesselten Deutschland seit 1990 angeht, liegt die Autorin vollkommen richtig. Nur kurz angeschnitten wurde die Problematik, dass Rassismus und faschistische Ansichten genau in dem System (Polizei, Justiz, Behörden), welches den Rassismus und rechte Gewalt bekämpfen soll, tief und strukturell verankert ist.

    Was ebenfalls fehlt, ist der Hinweis auf die historische Kontinuität von Rassismus und Faschismus in Deutschland von 1945 bis heute: Wo fanden NS-Karrieristen aus Justiz, Wirtschaft, Medizin usw. ihre neue politische Heimat nach 1945? Wie sieht bis heute die Rolle des altgedienten rechtskonservativen Establishments aus?

    Inwiefern sind Burschenschaften, Adelsvereinigungen, Industriellenverbände, konservative Think-Tanks und Stiftungen oder U-Boote wie die "Werteunion" nicht minder Drahtzieher hinter den rassistischen Morden wie der rechte Straßenpöbel oder fanatisierte Attentäter?

    Vor hundert Jahren hat es einen großen Teil der Gesellschaft in der Weimarer Republik auch nicht gestört, dass es überall brannte, dass politische Morde an der Tagesordnung waren und dass die rechten Feinde der Demokratie keine Gelegenheit der Hetze und Propaganda ausließen. Die einfachen Leute waren finanziell arm dran und hatten andere Probleme, aber wohl niemand von denen ahnte, was bald kommen sollte, oder?

  • Der Hund ist hier eine Metapher, die es in Form eines Menschen auch schon gab, nämlich bei "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch.



    Die Botschaft ist dieselbe.



    Es besteht nicht der geringste Anlass hinter dem Hund einen islamischen Geheimcode zu sehen. Das hat nicht mit HY zu tun, sondern mit dem Urheber dieser Zeilen, der wohl eine geheime Beschimpfung vermutet. Aber er sei darauf aufmerksam gemacht, dass es auch in der deutschen Sprache als Beschimpfung gilt, jemanden als Hund zu bezeichnen.

    • @ecox lucius:

      "Vielleicht betrachten Almans Rex & Co. als ihresgleichen, weil sie oft selber Hunde sind. [...] Einen aggressiven Hund einzuschläfern trübt viele Almans krasser als etwa rassistische Gewalt."

      taz.de/Rassismus-u...tschland/!5606492/

      "Hayvan" ist übrigens auch ein Schimpfwort in der "migrantischen Community" und nicht etwa der Code für Unschuld und Hilflosigkeit.

  • "da ist noch mehr, ich verliere den Überblick"



    Empörend/frustrierend, aber wahr.

  • Dieser Comicmetapher kann ich zustimmen. Letztlich ist dieser durchaus auch universell zu verstehen, z.B. für Rassistische Konflikte im Nahen Osten.



    Die Autorin arbeitet wie immer: um es bildlich zu formulieren, sie ist der Deckel auf den Topf für den Selbsthass vieler insbesondere linker Deutscher . Das ist sogar schon dem Dalai Lama aufgefallen, der erstaunt war, wie streng und selbstverurteilend viele Deutsche mit sich selbst umgehen. Schuldgefühle, Selbstbezichtigungen oder sich beschimpfen lassen z.B. von der Autorin. Das hat aber zur Folge, dass konfliktreiche Aspekte der Realitätswahrnehmung ausgeblendet und abgespalten werden müssen, z.B. das Narrativ der Autorin.



    Rechte gehen damit eher projektiv um, sie richten den Hass contraphobisch auf andere.



    Dann sind wir wieder bei der Mitte..,,

    • @Frieda_Eierkuchen:

      Nein, HY arbeitet hier nicht wie immer!



      Im aktuellen Text gibt es, im Gegensatz zu vielen früheren, keine hetzerischen, rassistischen Elemente. Ich will mal glauben, dass die TAZ hier endlich die Notbremse gezogen hat.

  • 8G
    84935 (Profil gelöscht)

    Eigentlich wollte ich die Autorin fürderhin ignorieren, habe es aber doch wieder gelesen und bin angenehm überrascht. Keine unflätigen Beleidigungen sondern ein Denkanstoß mit einem Comic. Wo treffend und wo eher nicht, muss jeder selbst überlegen, aber das ist ja gerade das Schöne an solchen Bildern!



    Ich finde es passt ganz gut; unter der Schreckensherrschaft der Original-Nazis hatte am Ende ja auch ganz Deutschland inclusive der Mitläufer und oft genug auch der Mittäter etwa in der Wehrmacht, die in einem sinnlosen Krieg verheizt wurden, zu leiden.



    (Ja ich weiß: es gibt keine "sinnvollen" Kriege, aber zwischen den deutschen Agressoren und der aliierten Befreiungsarmee gibt es halt doch einen Unterschied, auch wenn beide Seiten Bomben warfen.)

    • @84935 (Profil gelöscht):

      "Hund" ist in nahöstlich geprägten Kulturen ein Schimpfwort, da Hunde laut islamischer Dogmatik als unrein gelten.

      • 8G
        84935 (Profil gelöscht)
        @El-ahrairah:

        Sie wollen damit andeuten, dass HY diesmal ihre sonst üblichen Beleidigungen gegen "die Almans" so versteckt hat, dass es nur ihre migrantische Community versteht?

        • @84935 (Profil gelöscht):

          Ich gehöre nicht zur migrantischen Community und hab es trotzdem verstanden *flies away

      • @El-ahrairah:

        Nicht wirklich. Muslime dürfen laut Koran Tiere essen, die ihnen ihr Hund im Maul bringt. Hunde gehörten tausend Jahre lang zum Leben im nahen Osten (zunächst zum Hüten der Tiere, als Wachhunde und zur Jagd, später als Straßenhunde, die die Straße sauber hielten, indem sie Reste fraßen). Das wandelte sich erst mit dem Wandel des Verständnisses von Medizin. Als man wusste, dass es einen Zusammenhang zwischen Krankheiten und Dreck gab, änderte sich die Sicht auf die im Müll lebenden Hunde. Mit dem Islam hat das wenig zu tun.

        In nahöstlich geprägten Kulturen werden zudem viele Tiernamen als Beleidigungen verwendet (auch der Ochse bspw.).

        • @Devil's Advocate:

          Bei manchen muslimischen Nomaden wurde die Windhunde sogar so verehrt, dass die Welpen an der menschlichen Brust gesäugt wurden. Die Hunde wurden auf dem Pferd oder Kamel ins Jagdgebiet getragen, um ausgeruht die Gazellen jagen zu können. An Windhundrassen aus dem nahen und mittleren Osten wie Saluki (Iran), Skoughi (Irak), Afghanischer Windhund (Afghanistan), Azawak (Nordafrika) usw. sieht man noch heute, welchen hohen Stellenwert die Hundezucht in einigen muslimischen nomadischen Gesellschaften hatte.



          Was ich damit sagen will? Dass einfache Verallgemeinerungen wie " für Muslime sind Hunde unrein" eine Verkürzung sind, die der Komplexität eines sehr großen und heterogenen Kulturraums nicht gerecht wird.

  • Passt! Danke!



    Das Gedankenspiel passt zum Umgang mit den Bränden in Australien sowieso... und auf die Warnungen vom Fridays for Future zur Erderwärmung.... aber passt tatsächlich auch auf Deutsch-Europäische Geschichte und Gegenwart... So ähnlich war auf der Titelseite von Vorwärts von 7. August 1932 folgendes zu lesen:



    "Wer mit dem Faschismus spielt, der Spielt mit Deutschlands Untergang.



    So etwas ähnliches kann uns eben auch das Bild mit dem Braunen Hund im brennenden Haus vermitteln.

  • Kommt selten vor, dass ich Hengameh Yaghoobifarah wie in diesem Fall zustimmen kann.

    Der Nährboden für Rechtsnationalismus und Faschismus in Deutschland kann nicht die AfD sein. Diese Erklärung würde nur die wahren Ursachen vertuschen. Die AfD ist das Symptom für eine zutiefst gespaltene Gesellschaft. Fragen wir uns doch lieber, wer für diese Spaltung sorgt. Dann, so befürchte ich, wird es ungemütlich.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Bitte beantworten Sie uns ihre im letzten Satz rhetorisch gestellte Frage.

      • @06313 (Profil gelöscht):

        Ich sprach von Spaltung der Gesellschaft. Da sehe ich bei Grünen, Union, FDP und auch SPD keine relevanten Ansätze, diese Spaltung zumindest zu kitten. Im Gegenteil. Die Frage ist, ob und wann es eine Bewegung jenseits von rechts gibt, die sich der sozialen Frage (Niedriglöhne, Niedrigrenten, Kinderarmut usw.) annimmt. Da schaue ich neidisch nach Frankreich zu meinen Freunden dort.

  • Hm, und dere Hund ist in der islamischen Kultur eine unreine und verachtenswerte Kreatur. Wie der Ungläubige. Rassistische Tiefenstrukturen?

    • @El-ahrairah:

      ??? Bitte ausführen. So bleibt der Gedanke unklar.

  • Das Bild ist unstimmig. Diejenigen, die rassistische Anschläge billigend in Kauf nehmen oder sie sogar durch ihre Politik fördern, sind nicht diejenigen, die - wie der Hund im Comic - an den Folgen eines sich ausbreitenden Rechtsextremismus zu Grunde gehen, im Gegenteil, sie sind diejenigen, sie davon profitieren.



    Hunde sind im Übrigen keine Rassisten, Rassismus ist ein Phänomen, das nur dr Mensch hervorbringt.

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Ich hadere oft mit Hengameh, vieles verstehe ich manchmal mal nicht, oft erscheint es mir verschwurbelt provokativ. Diesmal ist aber alles klar und stimmig. Hengameh Yaghoobifarah hat tausendmal recht- Gut so.

    • @97287 (Profil gelöscht):

      es wäre besser, wenn sie hier nicht Recht haben müsste - oder?

  • Bedauerlicherweise hat die Autorin hier recht, auch wenn das Bild des Hundes schief ist.

    • @aujau:

      Das ist versteckte Publikumsbeschimpfung, da "Hund" in islamischen Kulturen ein Schimpfwort ist.

      • @El-ahrairah:

        In der westlichen Kultur ist Schwein ein Schimpfwort. Allerdings sind die Tiere der Dummheit und Grausamkeit der Menschen ausgesetzt und haben die Verhältnisse nicht gestaltet. Daher stört mich der Vergleich.

  • Die Kritik an Gaucks Haltung verstehe ich nicht. Den Dialog zu verweigern ist für mich keine Option, selbst wenn man die AFD für profaschistisch hält (was ich ebenfalls so sagen würde). Wer den Dialog aufgibt, der gibt die letzte Hoffnung auf, die Herzen der Menschen wieder für Demokratie und Menschenrechte zurückzugewinnen. Naiv? Vielleicht, aber alles andere vertieft die Spaltung noch weiter.

    • @Winnetaz:

      Naiv ist, wenn man beschimpft wird und still bleibt, weil man denkt, der Schreihals schadet sich selbst damit am meisten.

      Dumm ist, wenn ein Freund existenzieller Bedrohung ausgesetzt ist und du versuchst mit dem Drohenden erstmal zu reden.

  • Das geht nach hinten los!

    Wer versucht Merz und Gauck (aber auch Broder und andere) als eigentliche Antreiber hinter schlimmen Nazis darzsutellen, trägt selber seinen großen Teil zur Eskalation bei.

    Ich dachte wir wollen aus der Geschichte gelernt haben? Die "Toten" zu "eigenen Toten" zu erklären, die "Anderen" so breit als Täter zu markieren, bis keiner mehr widersprechen kann - weil die Dinge zu weh tun - das führt nicht in eine bessere Gesellschaft sondern eher in den Abgrund.

    • @Markus Michaelis:

      Gegenfrage: Haben Sie selbst schon mal irgendwann in Ihrem Leben gedacht, „Es ist schlecht, dass die Welt so ist wie sie ist; es wäre besser, wenn X soundso wäre?“ Ich vermute ja; das ist eine universelle menschliche Erfahrung. Haben Sie dann selbst auch mindestens einmal versucht, irgendetwas zu unternehmen, damit genau dieser Punkt besser wird? Wenn ja, dann wird Ihnen aufgefallen sein, dass das gar nicht so einfach ist. Dann werden Sie auf vielerlei Widerstände der verschiedensten Menschen gestoßen sein.

      Wer trägt dann aber die Schuld daran, dass die Dinge so sind, wie sie sind? Vermutlich alle ein bisschen; die einen mehr, andere weniger.

      Wenn ein Nazi Menschen umbringt, dann ist daran zunächst einmal genau dieser Nazi schuld. Zumindest einen Teil der Verantwortung tragen aber auch die, die ihn in seinem Weltbild bestätigen. Es ist sicher massiv übertrieben, Merz und Gauck als „die eigentlichen Antreiber“ des mordenden Nazis zu bezeichnen; darum geht es aber auch gar nicht. Das Problem ist viel subtiler. Es geht darum herauszufinden, wie jede*r Einzelne ein winzig kleines bisschen zu dem Problem beigetragen hat. Die einen mehr, und andere weniger.

      In einer Welt, in der so viel schief läuft wie unserer, ist niemand komplett unschuldig. Niemand. Wenn wir uns aber eingestehen, an welchen Punkten wir selbst ein kleines bisschen zu den Problemen beitragen, dann gibt uns das die Chance, in Zukunft die Dinge zumindest ein winzig kleines bisschen besser zu machen.

      Aus Ihrem Nutzernamen schließe ich, dass Sie ein weißer Mann sind. Aus dem Namen der Autorin schließe ich, dass sie eine Person of Color ist. Warum haben Sie ein Problem damit, dass die Autorin sich den Opfern des rassistischen Attentats näher fühlt als Ihnen? Wir Weißen tragen alle Verantwortung für den Rassismus in unserer Gesellschaft, eben weil wir davon profitieren. Es tut natürlich weh, sich das einzugestehen. Aber es ist und bleibt der einzige Ausweg.

      • @Smaragd:

        Ich finde Sie stellen die Dinge auf den Kopf: zuerst mal habe ich kein Problem damit, dass die Autorin sich den Opfern näher fühlt als mir, sondern die Autorin hat ein Problem damit, dass ich (als Vertreter für Gauck etc.) mich nicht denselben Opfern in derselben Weise nahe fühle wie sie - oder es anders ausdrücke als sie.

        In der Welt gibt es viel Schlechtes, keine Frage. Ich denke, was wir gelernt haben ist, dass die eigenen Gefühle, Werte, Interpretationen so wichtig zu nehmen, dass man nur noch wild in Täter und Opfer einteilt und einen Gauck zum Täter macht, weil irgendwer (greifbares) ja Täter sein muss: das macht Null besser und vieles schlechter.

      • @Smaragd:

        Ein passender Vergleich fällt mir noch ein: Wenn Politiker ein problematisches Gesetz beschließen, das sie weitgehend bei reichen Wirtschaftslobbyisten abgeschrieben haben, dann machen wir diese Lobbyisten doch auch für das Gesetz mitverantwortlich. Wenn aber rechte Terroristen sich ihre Manifeste von irgendwelchen Blogs zusammenkopieren, deren Autoren allerdings nicht selbst zur Waffe greifen würden – warum sollten wir diese Autoren dann nicht für die Gewalt mitverantwortlich machen?

  • Liebe Frau Yaghoobifarah,



    stellen sie sich vor, eine Partei xyz gewinnt die Mehrheit in Deutschland und wir haben wieder SS und SA mit denselben Parolen von damals auf den Straßen.... doch stopp...... glauben Sie das Ausland, Polen, USA, Russland, the UK, Frankreich würden SO WAS ZULASSEN?



    Mit anderen Worten, unser obsessiven deutschen Phantasien wir könnten heute mit ner Tüte auf den Lippen und der 2L- Flasche Lambrusco auf dem Tisch "unter heroischer Aufopferung des eigenen Lebens", vom Sofa via WhatsApp und Youtube, nachträglich Auschwitz verhindern, wird nicht in Erfüllung gehen. Da werden uns andere zuvorkommen.



    By the way...der Mörder von Hanau hatte sich vorher reichlich im Netz ausgetobt. Diejenigen, die unseren Behörden alle präventiven Mittel aus der Hand schlagen, indem Sie heroisch für unsere Freiheit kämpfend im Hause Willi Geiger in Karlsruhe antanzen und Überwachungsmöglichkeiten im Netz verhindern, feiern sich jetzt genauso heldenhaft, für Ihre Krokodilstränen. Wir haben doch genug getan, tönt es von der VIP- Lounge unserer Prominenz....wo bleibt IHR denn nur... ja,.....laden wir es ab auf die "Zivilgesellschaft".....



    Ihre Gedanken Frau Yaghoobifarah jedoch in allen Ehren.

    • @Günter:

      Ein Überwachungsstaat hilft gegen Rassismus? Wie naiv ist das den? Die Grundlage von Rassismus ist Ungleichheit und Ausbeutung. Das geht aufs Konto des Kapitalismus und nicht auf das der Meinungs- und Informationsfreiheit.

    • @Günter:

      Ah ja. Sie behaupten also, Russland, die USA, Großbritannien und Frankreich hätten damals Auschwitz tatsächlich verhindert? Interessant. Fragt sich nur, warum es dann Teil unserer Geschichte ist.

      Und was den Widerstand gegen Überwachung anbetrifft: Der richtet sich übrigens nur gegen diejenigen Methoden, die nachweislich nichts ausrichten gegen Terroristen, aber eben unsere Freiheit erheblich einschränken: wie die Massenüberwachung. Was hilft, zukünftige Terroristen zu finden? Vor allem die Analyse der Netzwerke und Kommunikation bekannter Gefährder. Wenn man aber von allen Bürgern unterschiedslos die Daten sammelt, hat man am Ende einen riesigen Heuhaufen, wo man die Stecknadel nicht mehr drin findet. Wollen Sie das?

      • @Smaragd:

        Sie haben wohl das Wort "wieder" überlessen, da müssen sie doch nicht gleich smaragdgrün anlaufen..gelle...

  • Sehr treffendes Bild.

  • Passt!

  • Wenn's nur EIN Hund ist, dann ist es womöglich einfach nur ein doofer. Realistischer wird das Gleichnis, wenn es mehrere Hunde sind. Die sich gegenseitig beschwichtigen, eine Sonderrealität konstruieren, sich aufwiegeln, Bedenkenträger wegbeissen, usw....

  • Dieser Artikel bringt den unangemessenen Umgang weiter Teile von Gesellschaft und Politik mit der braunen Pest auf den Punkt. In diesem Falle kann ich nur zustimmen.

    • @Joba:

      Braune Pest?



      Leider bedienen Sie sich faschistoider Sprache.

      • @Amandas:

        Ich habe mich zugegeben missverständlich ausgedrückt. Zuerst wollte ich braune Gefahr oder Bedrohung schreiben, aber über das Potentielle sind wir hinaus. Pest ist eine bakterielle Infektion. Ich habe mit den Bazillen aber keinesfalls Menschen gemeint (die vernichtet gehörten), sondern den Ungeist (im Comic die Flammen), von dem viele befallen sind. Pest ist mit Antibiotika heilber. Das Heilmittel gegen Faschismus kenne ich leider nicht, aber es ist bestimmt nicht die physische Ausrottung aller Faschist*innen.

        • @Joba:

          @Joba:



          Das ist mir schon klar, dass Sie das so gemeint haben. Aber das Assoziieren von Menschen mit Bazillen steht schon in einer sehr eindeutigen Tradition. Ich bin im allgemeinen eine Gegnerin der allgegenwärtigen Sprach-Korrektheit, aber in diesem Fall doch entsetzt, wie oft der Begriff "braune Pest" in Foren auftaucht.



          Zumindest hoffe ich, dass Ihnen im Gegenzug klar ist, dass Begriffe wie z.B. "Flüchtlingswelle" dann auch nicht per se de-humanisierend gemeint sind.

  • Sehr geehrte_r Hengameh Yaghoobifahra,

    Danke dass Sie in ihrem Artikel auf Schwarz/Weiß Kategorien verzichtet haben.



    Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!