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Rechtsextreme Artgemeinschaft verbotenEnde des völkischen Treibens

Innenministerin Faeser verbietet die rechtsextreme Artgemeinschaft. Diese veranstalteten germanische Treffen – und hielten Kontakte ins NSU-Umfeld.

Razzia in Essen am Mittwochmorgen: Die Polizei geht gegen die sogenannte „Artgemeinschaft“ vor Foto: Justin Brosch/dpa

Berlin taz | Es ist eine Herberge im kleinen Ilfeld im Thüringer Südharz, das Gasthaus Hufhaus, wo sich seit Jahren regelmäßig krude Szenen abspielten. Männer in traditionellen Hemden und Frauen in Gewändern trafen sich dort zu Treffen am „Metkessel“ – die „Gemeinschaftstage“ der völkischen Artgemeinschaft. Dann gab es „Volkstänze“, „germanischen Sechskampf“ oder „Mitmachkurse zur Runenmagie“. In Vorträgen wird aber auch zu sozialdarwinistischer und antisemitischer Ideologie doziert. Und immer mittendrin befinden sich die Kinder der Artgemeinschaftler.

Nun soll damit Schluss sein. Am frühen Mittwochmorgen ließ Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) die rechtsextreme „Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“ verbieten. In 12 Bundesländern rückte die Polizei aus und durchsuchte die Wohnungen von 39 Beschuldigten. Gefunden wurden dabei auch rechtsextreme Devotionalien, Gold, Schusswaffen und eine ABC-Schutzausrüstung. Laut Ministerium wurden auch waffenrechtliche Erlaubnisse entzogen.

Faeser, die momentan auch SPD-Spitzenkandidatin zur Hessenwahl ist, sprach von einer „sektenartigen, zutiefst rassistischen und antisemitischen Vereinigung“. Die Artgemeinschaft sei breit in der rechtsextremen Szene vernetzt und habe versucht, durch „eine widerwärtige Indoktrinierung von Kindern und Jugendlichen neue Verfassungsfeinde heranzuziehen“. Ein Jahr lang hatte Faesers Ministerium das Verbot vorbereitet.

Es ist ein Schlag gegen eine Szene, die auch von Sicherheitsbehörden lange unbeachtet blieb: das rechtsextreme Siedlungsspektrum. Über Jahre konnten sich Gruppen wie die Artamanen, die Anastasia-Bewegung oder Weda Elysia in ländlichen Räumen ausbreiten, Höfe übernehmen und völkische Bräuche pflegen. Auch Treffen der Artgemeinschaft blieben von der Polizei fast immer unangetastet. Nun aber setzt Faeser ein Zeichen – nur eine Woche nachdem sie bereits die rechtsextremen Hammerskins verbot.

Gefährliche NS-Ideologie

Die Artgemeinschaft setzte indes weniger auf Siedlungsprojekte denn auf Ideologiefestung nach innen. Im völkischen Spektrum ist sie damit bundesweit die größte neonazistische Vereinigung – und die älteste. Und schon 1951 gründete Alt-Nazi Wilhelm Kusserow eine Vorläuferorganisation, seit 1957 ist die Artgemeinschaft in Berlin als Verein eingetragen.

Ab 1989 führte und prägte die Artgemeinschaft jahrelang der Rechtsextremist, NPD-Bundesvorstand und Szeneanwalt Jürgen Rieger, der 2009 verstarb. Er schrieb auch das „Sittengesetz“ der Gemeinschaft, in dem eine „Wehrhaftigkeit bis zur Todesverachtung gegen jeden Feind von Familie, Sippe, Land, Volk, germanischer Art und germanischen Glauben“ gepredigt wird.

Für den Nachwuchs gab es Kinderbücher mit rassistischen und antisemitischen Inhalten

Die Gruppe verstand er als „Kampfverband“ und lehnte sie ideologisch an die NS-Rassenlehre an. So heißt es im „Artbekenntnis“, die „Menschenarten“ seien „verschieden in Gestalt und Wesen“. Ziel sei die „Mehrung der germanischen Art“, auch mit „gleichgearteter Gattenwahl“ und dem Ziel „gleichgearteter Kinder“. Rieger selbst bezog die Artgemeinschaft einmal auf die „nordisch-fälische Rassengemeinschaft, als nur einen Teil der gesamten Menschenheit, und zwar den Teil, dem wir enger zugehören“.

Die Nachwuchsgewinnung

Ein Fokus lag auf der Nachwuchsgewinnung. So erhielten Familien ein „Geburtsgeld“ oder einen „Familienlastenausgleich“. Abtreibungen sollten so verhindert und kinderreiche Familien befördert werden. Kinderlose Mitglieder mussten 100 Euro zusätzlich im Jahr entrichten.

Für „die jüngsten Gefährten“ wurden derweil gezielt Kinderbücher aufgelegt, mit rassistischen oder antisemitischen Inhalten und Titeln wie „Die Bazillen“ oder „Der Bandwurm“. Eingefordert wird dort die Entfernung von „fremden“ Parasiten. Das Buch der „Pudelmopsdackelpinscher“ wiederum hetzte kaum verhohlen gegen Juden: Den „Rassemischling“ kennzeichne „Niedertracht und Gemeinheit“, heißt es darin. Auch er müsse sein „Schicksal erfüllen“, „erst dann ist wieder Ruhe und Ordnung“.

Noch zu Riegers 10. Todestag veranstaltete die Artgemeinschaft eine „Morgenfeier“. Und noch bis Dienstag bewarb sie fast täglich auf internen Messenger-Kanälen Bücher von Rieger oder andere Werke wie „Deutsche Tischsprüche für die Sippe“. Gepflegt wurde auch eine eigene Zeitrechnung – „n. St.“, nach Stohnehenge. Denn: Man wolle nicht die „Zählung der Jahre nach einem uns aufgezwungenen Juden namens Christus hinnehmen“.

Das Innenministerium wirft der Gruppe laut der 92-seitigen Verbotsverfügung Verstöße gegen die „verfassungsmäßige Ordnung“ vor. Zugerechnet werden der Artgemeinschaft rund 150 Mitglieder, im Kern sollen es rund 40 gewesen sein. Zu Veranstaltungen wie den regelmäßigen Sommersonnenwenden, oder Julfeiern kamen indes auch mal bis zu 350 Teilnehmende. Wer der Gemeinschaft beitreten wollte, musste dafür monatlich ein Prozent seines Netto-Einkommens zahlten, mindestens aber 80 Euro im Jahr. Verpflichtend war auch ein eintägiger Arbeitseinsatz im Jahr. Sie erhielten auch die gruppeneigene „Nordische Zeitung“.

Die Gruppe scheute die Öffentlichkeit

Die Öffentlichkeit suchte die Gruppe nicht, im Gegenteil. Ihr Tun versuchte sie meist im Verborgenen zu organisieren – wohl auch, weil sie schon länger ein Verbot befürchtete. Einladungen zu ihren Treffen gingen nur über interne Kanäle an Mitglieder. Vor Ort waren Fotos und Filmaufnahmen untersagt, betont wurde, dass es „keine Spaßveranstaltungen“ seien. Zusammen kam dann auch der „Gemeinschaftsrat“.

Für einzelne Regionen gab es dann „Quartierswarte“ und „Gefährtschaften“ mit klingenden Namen wie „Nordmark“ oder „Kurpfalz“, die mindestens neun Mitglieder bedurften. Darunter gab es „Freundeskreise“, etwa „Jomsgau“ oder „Wittekindsland“.

Die Artgemeinschaft traf sich aber auch anderswo, etwa zu „Frauen-Wander-Wochenenden“ auf Usedom und Hessen oder zum 70-jährigen Jubiläum der Gruppe etwa in Berlin-Lichterfelde, vor dem früheren Wohnhaus des Artgemeinschaft-Gründers Kusserow. Nach eigenen Auskünften wurden auch Kontakte zu skandinavischen, französischen oder italienischen Rechtsextremisten gepflegt.

Jens Bauer- vermeintlicher Vertrauter der NSU

Zuletzt war der frühere NPD-Aktivist Jens Bauer aus Sachsen-Anhalt länger Anführer der Artgemeinschaft. Der trat zuletzt auch bei Coronaprotesten oder beim rechtsextremen „Trauermarsch“ in Dresden auf und gilt als Vertrauter des NSU-Waffenlieferanten Ralf Wohlleben. Diesen soll er nach seiner Haftentlassung 2018 zwischenzeitlich bei sich aufgenommen haben.

Auch der NSU-Helfer André Eminger soll zumindest ein Treffen der Artgemeinschaft besucht haben. Schon im Herbst 2021 soll Bauer dann die Führung der Artgemeinschaft an seine Stellvertreterin Sabrina S. abgegeben haben. Im Vereinsregister wurde dies erst im Juni nachgetragen. Auch das Haus von Sabrina S., ein ehemaliges Brauereigelände im bayrischen Hausen, wurde am Mittwoch durchsucht.

Jens Bauer soll allerdings weiter Vorsitzender des Vereins „Familienwerks“ gewesen sein – in dem ebenfalls alle Artgemeinschaftler Mitglied werden sollten. Auch das „Familienwerk“ wurde am Mittwoch verboten.

Als zentraler Akteur gilt auch Alexander D. aus Baden-Württemberg, der ebenfalls durchsucht wurde und Kontakte zur militanten Szene hält, etwa zu dem verurteilten Rechtsterroristen Martin Wiese. Auch im sächsischen Leisnig wurden gleich mehrere Höfe von Mitgliedern durchsucht, die zuvor bereits in der verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ aktiv waren und in Sachsen angesiedelt waren.

Verbote zeigten Wirkung

Zu den Sympathisanten der Artgemeinschaft soll vor Jahren auch der Lübcke-Mörder Stephan Ernst gezählt haben. Laut Sicherheitsbehörden stand er auf einer Liste, die Mitglieder und Förderer aufführte, und soll dort 2011 gestrichen worden sein, weil er seine Mitgliedsbeiträge nicht mehr bezahlt habe. Mitverboten sind nun auch verschiedene Teilorganisationen der Artgemeinschaft: das „Familienwerk“, die „Gefährtschaften“, „Gilden“ und „Freundeskreise“.

Die Artgemeinschaft ist damit nur ein Projekt von mehreren in der völkischen Siedlungsbewegung. Wie viele Personen sich dort tummeln, lässt sich schwer bemessen – obwohl Jour­na­lis­t*in­nen und Ex­per­t*in­nen schon lange warnen, schauen die Sicherheitsbehörden erst seit Kurzem genauer hin. So stufte das Bundesamt für Verfassungsschutz erst im Juni die Anastasia-Bewegung als extremistischen Verdachtsfall ein. Und warnte: Die Gruppe könnte auch „Personen radikalisieren, die zuvor nicht in extremistischen Zusammenschlüssen aktiv waren“.

Erst vor einer Woche hatte Faeser die rechtsextremen Hammerskins verboten, die vor allem mit Rechtsrockkonzerten Gelder machten. Auch diese sahen sich als Szeneelite und waren rund 30 Jahre aktiv. Faeser hatte zu Amtsbeginn als Innenministerin angekündigt, rechtsextreme Netzwerke zu „zerschlagen“.

Die jüngsten Verbote zeigten jedenfalls Wirkung in der rechtsextremen Szene. Noch am Mittwoch verkündeten die „Arische Bruderschaft“ und die „Brigade 12“ vorauseilend ihre Auflösung. Bei der Artgemeinschaft stellte sich indes die Frage, ob Mitglieder nicht gewarnt gewesen sein könnten. So datiert das Verbot schon auf den 4. August – vollstreckt wurde es aber erst jetzt. Zum anderen ist auf die Adresse von Sabrina S., der letzten Artgemeinschaft-Leiterin, bereits ein neuer Verein gemeldet – das „Stiftungswerk Zukunft – Heimat“. Der postuliert „Brauchtumspflege, Heimatkunde, Familienförderung“. Es klingt ganz wie bei der Artgemeinschaft.

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30 Kommentare

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  • Vielen Dank für eure Beiträge. Wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Die Kommune

  • Ende des völkischen Treibens? Nun ja, da lese ich ein paar Zeilen höher die Hasstiraden des Parteivorsitzenden des "C"DU Vorsitzenden Friedrich Merz. Da kommen Zweifel hoch, ob das nicht gerade erst so richtig losgeht....

  • In der Argumentation von Reinecke, ein AfD-Verbot würde die AfD nur stärken - müsste hier eine Stärkung des Vereins zu sehen sein. Und auch bei den verbotenen Organisationen Hisbollah und PKK in Deutschland. Sind sie durch die Verbote gestärkt worden?

  • Worin besteht nun dgenau die Missetat?

    Der Logik des politischen Aktivisten folgend müsste dann ja auch jedes Trachten- und Oktoberfest in Deutschland verboten werden....

    Das Bundesverwaltungsgericht wird daher wohl das Verbot kassieren, nach den Wahlen in Hessen. Habe ich eine Straftat übersehen, eine kollektive wohlgemerkt, die ein Verbot rechtfertigen würde?

    Ein Verbot nach 70 Jahren Bestand durch Frau Faeser vor den Wahlen in Hessen hat für mich ein Geschmaeckle.

    Wie dem auch sei, bei Razzien im Morgengrauen bei den Familien samt Kamerabegleitung durch politische Aktivisten kann wohl kaum Kindeswohl zugrunde liegen.

    Die Verantwortlichen müssen sich die Frage gefallen lassen ob das in irgendeiner Weise zielführend ist, denn Dialog sieht anders aus. Frau Faeser reklamierte dazu den starken Staat für sich. Na den stärkt sie durch derlei Aktionen sicher nicht.

  • ...da haben Sie wohl leider sehr recht...



    Nur Heidentum und Sonnenwendfeiern ist nix urdeutsches - und gab es eben schon bevor Hitler und Konsorten sich einige Bräuche - missbräuchlich - zu eigen gemacht haben ...die Nationalisten waren damals, wie bekannt - ja recht hemmungslos

  • "...seit 1957 ist die Artgemeinschaft in Berlin als Verein eingetragen."

    Da war man aber sehr lange auf dem rechten Auge blind.

  • ....zur Richtigstellung mal kurz angemerkt : Heidentum & Völkisches Denken sollte schon differenziert werden...



    Heidentum ( Sonnenwendfeier gehört zum Brauchtum - wie bei den Christen Ostern , Weihnachten pp. )



    Heidentum ist in vielen Staaten auch den europäischen vertreten - also kein deutsches Ding...



    Heidentum wird oft mit unbekehrt, ketzerisch, ungläubig, unrelegiös, gottlos - was die Heiden aber nicht sind google Odeon...haben halt viele Götter...auch wenn Frau Faeser kein " C " in ihrer Partei hat, verwundern darf einen ihre Aktion nicht...so hat sie von vielen Dingen, ebend 0 Ahnung...

    • @Alex_der_Wunderer:

      Nur ist diese Differenzierung bei diesem Thema letztlich eben doch vor Allem von theoretischer Relevanz, während in der Praxis dort wo Sonnenwenden gefeiert und Odin gehuldigt wird, das völkische Denken und die rechte Esoterik idR nicht weit sind.

  • Bisher wurden sie nicht verboten weil nicht relevant. So ähnlich wie die NPD, eigentlich verboten aber doch nicht so richtig.

    • @Der Cleo Patra:

      Mit der Nennung keiner einzigen Straftat, keiner versuchten oder gewollten Straftat. Kein Hinweis das überhaupt u.ä. - nicht einmal ein Vergehen oder gar eine Ordnungswidrigkeit wie „falsch parken“

  • Früher hätte man den Begriff "Mummenschanz" benutzt. Ich denke dass solch Eskapismus auch bei den Rechtsaußen als Skurrilität angesehen wird.

    Was ich persönlich gefährlicher finde als diese ganz eindeutigen Nazivereinigungen, sind deren ideologisch-habituelle Schnittmengen ins Grüne oder alternative Milieu.

  • Ich frage mich, wieso die Vorgänger von Frau Faeser diese Organisation nicht schon vor Jahren verboten haben.



    Obwohl ... wenn man sich ansieht, wer nach Schily Innenminister war, versteht man das.

  • Autsch, das wird scheppern in der Szene.

    Endlich!

  • Man müsste mal für jeden der sich als "rein Germanisch" oder " rein Arisch" bezeichnet einen verpflichtenden Gentest über MyHeritage veranlassen, ich Wette es würde rauskommen, dass über 90% dieser Leute einen Genpool haben der so überhaupt nicht Germanisch ist.....ich war auch überrascht, in Deutschland geboren, alle bekannten Verwanden aus Deutschland, doch meine DNA ist größtenteils skandinavisch und italienisch

    • @PartyChampignons:

      ROFL, Ihnen ist schon klar, dass Sie damit einen "germanischen Genpool"postulieren.

    • @PartyChampignons:

      Wundert das jemanden? Deutschland liegt nun mal zentral mitten in Europa. Hier ist seit den Römern so ziemlich jeder mal durchgerutscht und dabei lassen die Leute auch gerne ihre DNA liegen. So ziemlich das normalste auf der Welt.

      Ich hänge hier in der westlichen Ecke von deutschland, aber schon meine Großelterngeneration kam zu 3/4 nach dem 2.WK aus Schlesien/Pommern hier reingewandert. 2 Generationen zurück - 1000 km bewegt. Über die napoleonische Zeit, 30-jährigen Krieg, Völkerwanderung, zurückgelassene fußkranke Römer usw. noch garnicht nachgedacht. Die Verbindung zu irgendwelchen "Germanen" im Sinne eines Asterix-Dorfes kann da nur extrem dünn sein. :o)

      Andererseits... ich wohne gerade so westlich des ehemaligen Limes. Wir hier sind die Zivilisierten. ;o)

      • @Der dreckich Katz:

        👍👍

      • @Der dreckich Katz:

        Wieso, die haben doch genetisch festgestellt dass so manche Dorfbevölkerung verwandt mit lokal gefundenen Steinzeitmenschen ist.

    • @PartyChampignons:

      Bringt nix, weil das "geheime Mysterium" des "reinen Blutes" kriegt man mit diesen weltlichen Tests nicht erfasst.

      Du willst Arier, also ECHTE Arier? Geh nach Afghanistan, diese hutzeligen dunklen paschtunischen Hirten, DAS sind legit die originalen Arya im ethnologischen Sinn. "Blond und blauäugig"? Im Leben nicht, und wenn doch mal, dann vermutlich weil vor x Jahrhunderten da paar Mongolen eingeheiratet haben.



      Die "arische Rasse" ist sozial konstruiert, nicht biologisch fundiert, und die Artgemeinschaft trieb das auf die Spitze wie sonst kaum jemand in der BRD-Geschichte.

      Ich bin, soweit ich sagen kann, genetisch gesehen die Hyperkartoffel schlechthin. Aber einer von denen hätte ich nicht werden können, denn mein "Blut" ist "kontaminiert" vom "Weltjudentum" und "Kulturmarxismus" und all solchen Dingen. Mit dem richtigen "Mädel" könnte ich Kinder zeugen, die man nur ein bisschen "umvolken" muss, um sie zu "reinigen", damit ihr "Blut" wieder "das heilige Leuchten" eines "echten Nordischen" bekommt.

      Das ist eine ganz komische Mischung aus Haeckel, H.S.Chamberlain, eliminatorischem Sozialdarwinismus, platonischem Idealismus, aristotelischer scala naturae, und einer kleinen Prise Blavatsky/Steiner, an die die da glauben. Diese "arische Rasse", an die da glauben, ist ein metaphysisches Dings, das die biologische Realität der schnöden Materie transzendiert.



      Man kann das nicht testen oder messen, nur die "Eingeweihten" der "geheimen Erkenntnisse unserer Ahnen" können das "spüren" und "durch Schauung erfassen".

      Oder auf deutsch: es ist durch und durch Fake, Bullshit, und reine Willkür.



      Und die meinen das 100% unironisch. Diese ganzen bekloppten Blubo-Phrasen von Anno 1936, für die ist das die reinste und höchste Wahrheit. Ne tiefbraune Psychosekte, aber dabei die Finger in jedem Topf drin, an den sie rankamen.

      Gut, dass das nun ein Ende hat.

    • @PartyChampignons:

      Die Gruppe bezeichnet sich als "Germanische Glaubens-Gemeinschaft". Vermutlich werden sich die Mitglieder nicht von den Ergebnissen eines "verpflichtenden Gentests" beeindrucken lassen. Zumal wenn die Firma israelischen Ursprungs ist.

    • @PartyChampignons:

      Selbst wenn sie ihre Wette gewinnen sollten, bliebe die Frage was sie mit den verbleibenden 10% machen? Soll man die dann als wissenschaftlich bestätigte arische Herrenmenschen anerkennen? Ich denke man muss diesem eugenischen, pseudo-wissenschaftlichem Bullshit nicht auch noch Nahrung geben indem man versucht sich ihm mit seriöser Wissenschaft zu nähern. Die genetische Zusammensetzung einer Person darf für deren Bewertung schlicht keine Rolle spielen, also braucht es auch keine Tests.

      • @Ingo Bernable:

        Niemand wird auf 90 % kommen. Die Isländer sind halt nah dran das sie auf einer Insel leben welche ziemlich weit von anderen Völkern entfernt ist.

      • @Ingo Bernable:

        Na, mal ganz davon abgesehen, dass - wenn man nur weit genug zurück geht - eh jeder vor Ort nur Immigrant war. Die Wiege der Menschheit liegt nunmal nicht in Europa.

        • @OMG ITS DAS MARK:

          Out of Africa wird doch mittlerweile angezweifelt.

  • Hat solch ein Verbot eigentlich eine Auswirkung für diese Gruppe? Die Mitglieder können sich doch weiterhin austauschen Treffen usw. - oder ist denen auch das untersagt? Klar, den Organisationsnamen dürfen sie nicht mehr führen - aber sonst?

    • @kick:

      Hauptsächlich geht es dabei um das Einziehen der Finanzen und Zerschlagung des Vereins und der Strukturen. Natürlich kann man die wieder aufbauen, aber das dauert erstmal und man hat kein Vereinsvermögen mehr.

      Der Schritt von Faeser ist objektiv auf jeden Fall richtig, aber zwei Verbote innerhalb von einer Woche kurz vor der Hessenwahl und nach der Kritik an Ihrer Person wegen der Migrationspolitik hat doch einen kleinen Beigeschmack. Seis drum.

      • @Phili:

        dann sehen die Leute wenigstens wie sie drauf ist.

    • @kick:

      Ich sags mal so: wenn die Cops bei den Durchsuchungen gründlich waren, dann ist das Heulen, Zähneklappern, und Beweismaterialvernichten bei den Völkischen jetzt so groß wie, ach was weiß ich, seit Ende April/Anfang Mai 1945 nicht mehr vielleicht.

      Das war DIE zentrale Vernetzungsorganisation der Ganzganzrechten (also inklusive Mord und Totschlag, so NSU-Liga), die mehr als nur Romperstomper machen wollten.



      Aber die Mitglieder waren als solche nur für die zu erkennen, die sich wirklich gut in Symbolik und Jargon auskannten; visuell waren die näher an Greta Thunberg als an den Hammerskins, wiederholte öffentlich erkennbare Zurschaustellung ihrer Ideologie war Ausschlussgrund, Tarnen und Täuschen war das Gebot. Damit konnten sie jahrzehntelang alternative/Öko/Zurück-aufs-Land-Projekte infiltrieren, ohne dass es groß auffiel. Jürgen Rieger hat den Laden 20 Jahre lang geleitet, und seine Nachfolger haben das weiter ausgebaut. Da wurden jetzt einfach mal 40 Jahre konzentrierte und koordinierte Vernetzungsarbeit von Leuten, die in ungebrochener Tradition des Nazi-Menschenzuchtprojekts standen, zunichtegemacht.

      Ich bin kein Faeser-Fan, aber Ehre wem Ehre gebührt. Das war eine dringend nötige Aktion!

      Also, das ist ungefähr so, als wenn man Jürgen Elsässers Netzwerk zerschlagen hätte. Wenn überhaupt, dann noch bedeutender - Elsässer ist zunächst mal ein penetranter Selbstdarsteller, dem es vor allem anderem um sein Bankkonto geht. Die Artgemeinschaft war viel subtiler und arbeitete im Hintergrund, und wurde damit DIE zentrale Schnitt- und Anlaufstelle der eliminatorischen Völkischen in der BRD. Die haben sich buchstäblich als die Nachfolger von Alfred Rosenbergs Siedlerprojekten und vom NS-"Rassepapst" Hans Günther verstanden, und dabei so gut getarnt, dass das Ausmaß ihres Einflusses von außen nie in seiner Gesamtheit erkennbar war. Ich bin immer wieder über die gestolpert, an Orten wo man es erst mal nicht erwarten würde.

      Wurde Pierre Krebs auch gerazzt?

      • @Ajuga:

        Pierre Krebs! Daß der Name auch mal wieder auftaucht... den Kerl hielt ich damals für Realsatire...