Rassismus nach dem Mannheimer Attentat: Ein Afghane war’s!
Nach dem Attentat von Mannheim wird die Gewalt dem „Fremden“ zugeschrieben. Dabei sind die meisten Afghan*innen selbst genau davor geflüchtet.
A ber wir müssen klarstellen, dass nicht alle Afghanen schlecht sind“, sagt eine Moderatorin des Radiosenders „bigFM“. Ich sitze im Auto und meine für einen Moment nicht richtig gehört zu haben. Auf „X“ trendet „Afghane“. Eigentlich wollte ich mich dieser „Debatte“ entziehen und etwas Musik hören.
Doch der Terroranschlag von Mannheim ist überall. Und der Mann, der den islamfeindlichen Aktivisten Michael Stürzenberger schwer verletzt und einen Polizisten getötet hat, stammt aus Afghanistan. Zumindest kam er dort auf die Welt. Mehr wissen wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Doch für viele Menschen ist das wieder einmal Grund genug, um die sogenannte Fluchtwelle von 2015 zu verteufeln und alle Menschen aus Afghanistan als „Fanatiker“, „Extremisten“ oder „Terroristen“ zu diffamieren.
Dabei sind viele Menschen aus Afghanistan genau vor solch einem Extremismus geflüchtet. Sie wissen sehr wohl, wie es ist, wenn Sicherheitskräfte von Terroristen getötet werden. Denn genau das taten IS und Taliban in den letzten Jahren. Soldaten oder Polizisten, die fünf Mal am Tag beteten, wurden ermordet, weil die Fanatiker sie als „vom Glauben Abgefallene“ betrachteten. Nicht wenige verloren ihr Leben, als sie sich vor Selbstmordattentäter in Schulen oder Universitäten stellten.
Über diese namenlosen Helden spricht heute niemand. Stattdessen wird der Terror wieder einmal „anders“ und „fremd“ gemacht. Er kommt über die Grenzen und geht von Männern aus, die wie ich aussehen.
Dabei hat Afghanistan auch gezeigt, dass der Terror über moderne Waffen vom Himmel kommen kann – von westlichen Militärs und Politikern. Im Laufe des „War on Terror“ haben viele Studien verdeutlicht, dass diese Gewalt ein effektives Rekrutierungstool ist für Taliban, al-Qaida und andere Rattenfänger. Dies gilt vor Ort, aber auch global unter Internet-Dschihadisten, die sich in diversen Foren oder über Youtube und Tiktok radikalisieren.
Man kann diesen Realitäten pragmatisch entgegentreten – oder man verlässt sich wieder einmal auf rechten Populismus, Rassismus und kontextlose Verallgemeinerungen, die schon in den Jahren zuvor zu nichts geführt haben.
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