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Prozess gegen LinksextremeAnklage will Härte für Lina E.

Im Prozess gegen Lina E. fordert die Bundesanwaltschaft acht Jahre Haft. Auch für die Mitangeklagten wollen die Ankläger Gefängnisstrafen.

Polizei und Protestierende zum Prozessauftakt vor dem Oberlandesgericht in Dresden 2021 Foto: Arvid Müller/imago

Leipzig taz | Am Ende werden die beiden Vertreter der Bundesanwaltschaft noch einmal deutlich. Mit „einem außergewöhnlichen Maß an krimineller Energie“ sie die Gruppe um Lina E. vorgegangen. Sie habe ihre Opfer mit „potentiell lebensgefährlicher Gewalt“ attackiert. Und Lina E. sei bei all dem „treibende und steuernde Kraft der Gruppe“ gewesen. Die Forderung der Bundesanwaltschaft: acht Jahre Haft für Lina E. und Haftstrafe bis zu knapp vier Jahren für die drei Mitangeklagten.

Seit anderthalb Jahren wird gegen die 28-jährige Leipzigerin und drei Mitangeklagte – Jannis R. und Lennart A. aus Leipzig, Philipp M. aus Berlin – vor dem Oberlandesgericht Dresden verhandelt. Dem Quartett wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen, die von Oktober 2018 bis Februar 2020 sechs schwere Angriffe auf Rechtsextreme in Leipzig, Eisenach und Wurzen verübt habe – mit Lina E. als Rädelsführerin.

Bereits vor einer Woche begann die Bundesanwaltschaft mit ihrem Plädoyer – und sah alle Anklagepunkte bestätigt. Am Mittwoch stellte auch ihre Strafforderung. Und die Vertreter der Bundesanwaltschaft betonen noch einmal, für wie gefährlich sie die Gruppe um Lina E. halten.

Anders als von der Verteidigung behauptet, sei diese gut organisiert gewesen – was eine Verurteilung als kriminelle Vereinigung völlig rechtfertige. Lina E. und ihr bis heute untergetauchter Partner Johann G. hätten die Gruppe zusammengehalten, sie nach außen abgeschottet. Vor den Angriffen habe es Trainings gegeben, Schlagwerkzeuge und Handys seien besorgt worden, Zielpersonen ausgesucht und ausgespäht. Bei den Angriffen habe es klare Rollenverteilungen gegeben. Von einem „vertrauten, schlagfertigen Verband politisch Gleichgesinnter“, spricht Oberstaatsanwältin Alexandra Geilhorn.

Klare Beweise fehlen

Sie schildert auch nochmal die teils schweren Verletzungen der insgesamt 15 Angegriffenen, von denen etliche zumindest ambulant ins Krankenhaus mussten. Vor allem einen Leipziger Kanalarbeiter – der angegriffen wurde, weil er eine rechtsextreme Mütze trug – habe es schwer getroffen. Dieser erlitt Knochenbrüche im Gesicht, eine Metallplatte musste eingesetzt werde, täglich nehme er nun Schmerzmittel und musste seine Arbeit aufgeben, erinnert Geilhorn. All das „nur weil er die falsche Mütze aufhatte“.

Laut Bundesanwaltschaft war Lina E. dabei an allen sechs Angriffen beteiligt, mal als Ausspäherin, mal als Überblicksperson. Auch Lennart A. habe sich an einem Überfall beteiligt, auf die Kneipe der Neonazigröße Leon R. in Eisenach. Philipp M. habe dafür ein Auto gestellt. Bei einem weiteren Angriff, auf eine Gruppe von Neonazis in Wurzen, seien neben Lina E. wiederum Philipp M. und Jannis R. dabei gewesen.

Mit Ausnahme des Angriffs in Eisenach, nach dem Lina E. und Lennart A. in einem Fluchtauto festgenommen wurden, fehlen für die Tatbeteiligungen aber bis heute direkte Beweise. Monatelang war im Prozess um Indizien gerungen worden. Die Bundesanwaltschaft hat dennoch keine Zweifel: Zwar lasse sich über einzelne Indizien streiten. In der Gesamtschau aber bewiesen diese, dass hier die Richtigen auf der Anklagebank säßen.

Zudem verweisen die Ankläger auf einen Kronzeugen: den früheren Weggefährten Johannes D., der ebenfalls Lina E. und ihren Partner als treibende Kräfte beschuldigt hatte. Die Angeklagten selbst schweigen zu den Vorwürfen bis heute.

Verteidiger: Forderung sei „völlig maßlos“

Für die geforderte Strafhöhe rechnet die Bundesanwaltschaft Lina E. zugute, dass sie bisher nicht vorbestraft war und durch die Haft und intensive Medienberichterstattung besonders belastet sei. Gegen sie aber spreche ihre Führungsrolle und das brutale, über zwei Jahre währende Vorgehen der Gruppe. Geilhorn attestiert ihr ein „beachtliches Maß an Abgebrühtheit“. Selbst als sie beim Diebstahl zweier Hämmer erwischt wurde, habe sie sich am Folgetag an einem Überfall beteiligt.

Als die Bundesanwaltschaft schließlich die acht Jahre Haft fordert, wirkt Lina E., die am Morgen noch gelassen auftrat, kurz konsterniert. Auch im Publikum, das sich zuvor immer wieder über das Plädoyer echauffierte, herrscht kurz bedrückte Stille. Geilhorn warnt derweil vor einer vorzeitigen Freilassung von Lina E.: Nicht nur wegen ihres abgetauchten Partners, sondern auch wegen ihres Umfelds, das sie bis heute unterstütze und die Taten verharmlose, sei eine Flucht wahrscheinlich.

Auch für die drei Mitangeklagten, die auf freiem Fuß sind, verlangt die Bundesanwaltschaft Haftstrafen. Zwar seien auch Jannis R. und Lennart A. nicht vorbestraft und R. nur kurz in der Gruppe gewesen. Aber gegen sie sprächen die schweren Straftaten der Gruppe. Lennart A. soll deshalb für 3 Jahre und 3 Monate in Haft, Jannis R. für zwei Jahre und neun Monate.

Noch härter fällt die Forderung gegen den Berliner Philipp M. aus. Dieser war bereits zuvor wegen linker Straftaten zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Dennoch habe er sich danach an der Gruppe um Lina E. beteiligt, bemerkt Geilhorn. Dies unterstreiche seine „gewaltaffine, rechtsfeindliche Geisteshaltung“. Die Forderung: drei Jahre und neun Monate Haft.

Die Verteidigung zeigt sich entsetzt. Als „völlig maßlos“ bezeichnet Ulrich von Klinggräff, der Anwalt von Lina E., die Strafforderungen. „Das sind politische Anträge, die komplett aus dem Rahmen fallen.“ Die meisten Taten ließen sich bis heute nicht den Angeklagten nachweisen. Die Bundesanwaltschaft aber wolle eine Verurteilung um jeden Preis.

Die Anwälte dreier angegriffener Rechtsextremer, die als Nebenkläger am Prozess teilnehmen, stellen sich am Mittwoch dagegen hinter die Bundesanwaltschaft. Nur durch Zufall sei es nicht zu Toten gekommen, betonen sie. Arndt Hohenstädter, Anwalt des attackierten früheren NPD-Manns Enrico B., zieht einen Vergleich zur Gruppe Freital, die 2015 Geflüchtete angriff und als terroristische Vereinigung verurteilt wurde. Das, so Hohenstädter, hätte man auch im Fall Lina E. erwägen können.

Nach einer Osterpause soll nun die Verteidigung plädieren. Ein Urteil wird Mitte Mai erwartet.

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44 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Was im Kampf gegen Rechtsextremismus zurecht immer wieder hochgehalten wird und was durchaus die ein oder andere subversive Aktion legitimiert, ist der Satz "Nazis töten". Antifaschismus ist auch ein Kampf gegen Menschenverachtung, gerade das macht ihn so notwendig.



    Wäre der Typ, dem da der Schädel eingeschlagen wurde oder einer der überfallen Nazis jetzt tot, wäre das der größte denkbare Bärendienst, den man der diesem Kampf erweisen könnte.

    Hier gehts nicht um ein paar Backpfeifen, sondern um koordinierte Angriffe mit Eisenstangen, Hämmern, etc. Liese man solche Leute gewähren, dann wäre die Frage nur noch wann links einen Mord zu verzeichnen hätte.

    Und nochwas. Weil ja gern suggeriert wird, dass die Ermittlungen nur eine politische Hetzjagd sein. Lina E. kenn ich nicht, kann ich nicht beurteilen. Aber ich behaupte jeder, der sich in der Leipziger Szene, vor allem überschneidend im Umfeld der BSG Ultras ein wenig auskennt und sich ehrlich macht, weiß ganz genau dass dort auch ein paar Leute unterwegs sind, die extreme Gewalt für völlig legitim halten.

    • @Deep South:

      richtig. Nur wundert es wieso, bei rechter Gewalt, die wesentlich häufiger und fast schon regelmäßig auch Tote produziert, organisiert und strukturell angelegt ist. Immerzu geschwiegen oder verharmlost wird. Von Polizeiermittlungen die im Sande verlaufen kann man da schon fast ausgehen. Das meiste kommt nicht einmal bis zur Staatsanwaltschaft...



      Zeigt doch mal diesen Elan bei rechten Straftaten!



      Gleiches Recht für alle, heißt auch gleiche Strafverfolgung für alle. (Das heißt nicht, um den erwartbaren Kommentaren vorzubeugen, dass links nicht belangt werden soll. Das heißt ahndet endlich die unzähligen rechten Straftaten!)



      taz.de/Rechtsmotiv...&s=th%C3%BCringen/



      taz.de/Neonazis-dr...-dem-Tod/!5923145/

  • Gewalt ist keine Lösung. Linke Gewalt ist dumm

    • 6G
      676746 (Profil gelöscht)
      @Taxi fahrer:

      Gewalt ist immer dumm. Egal, ob von links, von der Mitte oder von rechts.

      • @676746 (Profil gelöscht):

        Sowas kann nur von Leuten kommen, für die Rechtsextreme keine reale Gefahr darstellen.



        Wer aber eine moralische Position einnehmen will, sollte sich nicht auf die Position eines zur Neutralität angehaltenen (aber real kaum je Neutralen) Justizwesens zurückziehen, das hier dazu alle Anstrengung unternimmt nach NSU ect eine linke Hufeisenhälfte herbeischmieden zu wollen, damit die (Springer)WELT wieder in Ordnung ist. Wir aber müssen nicht neutral sein gegenüber Blaunen,Braunen und Identitären, deren Lebensinhalt ist Andersartige zu unterjochen, vertreiben oder Schlimmeres anzutun. Deswegen darf man als Linker mit der Gruppe bei der Lina mitmacht solidarisch sein, auch wenn sie Gesetze gebrochen hat.

        • 6G
          676746 (Profil gelöscht)
          @Euromeyer:

          @Euromeyer: Ich habe die Gefahr bereits erkannt und bin deshalb mehr als besorgt.

          Das ist aber kein Grund Selbstjustiz zu verüben und Menschen brutal zu verletzen?

          Letztendlich stellt man sich mit solchen Taten auf die gleiche Stufe, wie die Rechtsextremen. Wo fängt das an und wo hört das auf? Werden demnächst Menschen benachteiligt oder eingesperrt, weil sie nicht links genug sind? Wo unterscheidet sich dann noch ein Linker von einem Rechten?

          Alles, was in Richtung Extremismus geht schadet anderen Menschen! Das ist in der Politik und in der Religion so.

          Die AGD und ihre Wähler wird die Verurteilung von Lina feiern und ausschlachten. Was hat das dann bitte gebracht?

          Steckt die Energie lieber in die Politik oder Demos gegen Rechts. Das wird langfristig mehr bringen.

  • Menschen mit Absicht brutal lebensgefährlich zu verletzen ist nicht links. Auch nicht, wenn es sich bei den Menschen um Rechtsextreme handelt.

  • Volle Solidarität mit den Angeklagten. Am Tag der Urteilsverkündung gehts in Leipzig zusammen auf die Straße.

  • In meinen Augen geht es vornehmlich darum antifaschistischen Widerstand zu krimminalisieren und abzuschrecken.



    BAW, sowie verschiedene Politiker lassen kaum eine Gelegenheit aus um sich als "Terroristmaker" zu profilieren - nicht einmal ein militantes Bewusstsein ist dafür eine Voraussetzung, sondern lediglich ein hartnäckiger Wille zum Protest (wie die Veruche zeigen "Letzte Generation" zu diffamieren und zu krimminalisieren).



    Offensichtlich sollen wir von staatlicher Seite gezwungen werden, einer eingeforderten Rechtsentwicklung nichts mehr entgegensetzen, wobei bestenfalls geduldet wird, eine bloß intellektuell antfaschistische Gesinnung zu formulieren, aber ansonsten tatenlos zuzusehen.



    Am besten wird's wohl sein, wenn wir uns zu all dem wie enttäuschte Porzellanpüppchen verhalten, denen es leider an Corage fehlte - so wird man später sagen- dieser Entwicklung Einhalt geboten zu haben.



    Leider lassen sich weder Krisen, Erderwärmung, Plastikmüll, Pandemien und auch Nazis nicht einfach wegsabbeln, auch wenn uns das die Medien immer wieder suggerieren.



    Sicher geht es nicht an beliebig jede*n zu attakieren, der:die sich auch nur durch Symbole (Kleidung) oder Gesten als Rechts etikettiert, das ist willkürlich und eine Art Spiegelung des Vorgehens der faschistischen Schlägerbanden, aber genauso wenig kann es angehen, uns dem staatlichen Willen zu beugen und dem rechten Treiben tatenlos entgegensehen zu müssen.



    In diesem Sinne Solidarität mit Lina und dem Antifaschistischen Widerstand.

    • @Eckart Schirrmacher:

      Das ist das Standardverfahren bei lebensgefährlichen Körperverletzungen.

      Die Frage ist dann eher: Warum sollte da eine juristische Ausnahme gemacht werden, wenn Antifaschisten Menschen mit Absicht lebensgefährlich zu Brei zerschlagen?

      Ich halte diese extreme Gewalt auch nicht mehr für Antifaschismus.

    • @Eckart Schirrmacher:

      SEHR guter Kommentar

    • @Eckart Schirrmacher:

      Im vorliegenden Fall hat sich der antifaschistische Widerstand doch bereits selbst kriminalisiert.

      Ist es für Sie echt Courage, Einzelpersonen als Gruppe zu überfallen?

      Wenn Sie selbst sehen, dass es sich um "eine Art Spiegelung des Vorgehens der faschistischen Schlägerbanden" handelt, weshalb sind Sie dann solidarisch?

  • Im Zweifel für den Angeklagten, damit wird eine Verurteilung zu Höchststrafen unwahrscheinlich. Eine wenig überzeugende Aussage eines Mittäters wird nicht viel bewirken. Dazu noch der Mangel an Vorstrafen.... Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Gericht diesen Plädoyers folgen wird. Für den organisatorischen Part fehlt es auch an Nachweisen, das sind eher abgeleitete Argumente, als bewiesene.



    Dazu kommt noch, dass der Zeuge nur einen sehr kurzen und kleinen Einblick hatte, das, was er sagt, deckt viel zu wenig ab.

  • Mal kurz geschaut was denn so die Urteile gegen die Gruppe Freital II waren.



    3 bekamen zwischen 6 und 2 Jahre auf Bewährung.



    1 2Jahre 6Monate ohne Bewährung.



    juris.bundesgerich...&pm_nummer=0008/22

    • @Waldo:

      1. War die Gruppe Freital II ein Unterstüzter*innennetzwerk der Gruppe Freital, weshalb es nicht überraschend ist, dass diese keine vergleichbar hohen Strafen bekommen haben.

      2. Wurden im Kontext der Gruppe Freital sehr hohe Strafen verhängt. Wikipedia sagt dazu:



      "Nach 73 Verhandlungstagen wurden am 7. März 2018 gegen die acht Angeklagten Freiheitsstrafen zwischen vier und zehn Jahren verhängt. Alle wurden wegen der Bildung einer terroristischen Vereinigung schuldig gesprochen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Angeklagten aufgrund einer rechtsextremen Gesinnung in wechselnder Besetzung und Tatbeteiligung 2015 insgesamt fünf Sprengstoffanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und politische Gegner in Freital und Dresden verübt hatten. Wegen Rädelsführerschaft erhielten die Angeklagten Timo S. und Patrick F. mit zehn und neuneinhalb Jahren die höchsten Strafen. Der zur Tatzeit erst 18-jährige Justin S., der im Prozess umfangreich ausgesagt hatte, wurde nach Jugendstrafrecht zu vier Jahren, die 29-jährige Maria K. zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt." Die Quellen kannst du dort finden.

      Insofern ist dein Post entweder uninformiert oder manipulativ. Es ist also nicht so, dass im Kontext der Gruppe Freital softe Urteile verhängt wurden, weil der Staat hier blind sei.

  • Eine klare Forderung, die zeigt, dass auch Linke nicht über oder außerhalb des Gesetzes stehen, selbst wenn sie für sich reklamieren, die Gewalt sei ja nur gegen Leute gerichtet, die es verdient haben. Ob dafür eine Mütze ausreicht?

    Die "Beweisproblematik" hat Lina E. ja auch den Kronzeugen eingebracht. Wenn man in diesen Gruppen Vorwürfe selbst klärt - oder auch nicht klärt - dann kommt dabei heraus, dass Leute sich ungerecht behandelt fühlen und sich deren Regeln nicht mehr beugen. Was ich begrüße.

  • EINE halbwegs in einem Zusammenhang mit der örtlichen Nähe stehende KV reicht für www.gesetze-im-int...de/stgb/__129.html .



    Und da kriegt mer maximal fünf Jahre lt. dem Gesetz.

  • Es hat sich kaum etwas geändert, eher zum Negativen. Knallhart gegen alles, was links erscheint und verständnisvoll gegen die rechten "Einzelfalltäter".



    Wenn ich richtig informiert bin, sitzen in HH sogar sogen. Klimakleber in Haft.

  • Was mit einem Hubschrauber-Freiflug nach Karlsruhe beginnt, muss natürlich mit harten Urteilen enden.

    Solidarität mit den Angeklagten.

    • @Jim Hawkins:

      Im Falle einer Schuld sehe ich keine Gründe für Solidarität - die Brutalität mit der vorgegangen wurde kann man im Rahmen einer Selbstverteidigung vielleicht rechtfertigen, aber danach wird die Luft extrem dünn.

      Die Frage ist natürlich ob diese Schuld als erwiesen angesehen werden kann - da fehlt mir (wie vermutlich allen hier) die nötige Akteneinsicht

      • @Questor:

        Wahrscheinlich waren sie noch nie Opfer rechter Gewalt und lebten in permanenter Angst. Solche Leute verbreiten blanken Terror. Ich habe das erlebt. Jetzt haben sie es mal am eigenen Leib erfahren wie das ist.

      • @Questor:

        Manchmal ist die Luft eben dünn.

        Die jüdische 43 group prügelte in den späten 40-er-Jahren die Mosley-Faschisten nachhaltig aus dem Londoner Eastend.

        Vidal Sassoon war auch dabei.

        Wie auch immer, der Feuereifer der Staatsanwaltschaft ist für meinen Geschmack politisch gefärbt.

        Vielleicht kommt eine Zeit, in der die Angeklagten als Helden rehabilitiert werden.

        Das ist natürlich extrem unwahrscheinlich, aber man darf ja hoffen.

        • @Jim Hawkins:

          Ich finde nicht dass man das mit den 40-iger Jahren vergleichen kann, nein man darf es nicht vergleichen! Und Sie wollen diesen brutalen Überfall als Heldentum bezeichnen. Das finde ich makaber und skandalös. Sie messen nach zweierlei Maß.

        • @Jim Hawkins:

          "Vielleicht kommt eine Zeit, in der die Angeklagten als Helden rehabilitiert werden."



          Was soll das für eine Zeit sein?

          Es geht hier ja nicht um eine im Furor plattgehauene Nase oder einen ausgeschlagenen Schneidezahn, was ja für sich genommen auch schon Kulturbrüche wären.



          In der FAZ steht, die Metallplatte im Gesicht des Kanalarbeiters diene auch dazu, dass ihm das Auge nicht runterrutscht.

          Ich müsste nicht nur eine Unschuldsvermutung sondern sogar eine Unschuldsgewissheit haben, sollte ich jetzt einfach mal so solidarisch mit den Angeklagten sein.

          • @Waage69:

            Der Mann war schon selbst wegen Köperverletzung und Verwenden von Nazi-Symbolen angeklagt. Unabhängig von der Bewertung des Vorfalles, mit dem wollen sie solidarisch sein?

            • @Andreas J:

              Es macht für mich einen Unterschied, ob man jemanden "nur" verprügelt, krankenhausreif oder sogar zum Invaliden schlägt, zudem auch noch außerhalb einer akuten Notwehrreaktion.

              Ist halt so meine Meinung.

          • @Waage69:

            Das wäre dann wohl eine Zeit, in der es niemand für erstrebenswert hält, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihrer sexuellen Orientierung zu diskriminieren, anzugreifen oder zu töten.

            In der Menschen frei und ohne Ausbeutung und Unterdrückung leben können.

            Kommunismus vielleicht, aber in einem guten und freiheitlichen Sinne.

            Wie gesagt, extrem unwahrscheinlich.

            • @Jim Hawkins:

              Kommunismus in einem guten und friedlichen Sinn!!??? Das ist schon x-mal schiefgelaufen, genau das Gegenteil war der Fall. Wo leben Sie eigentlich?

            • @Jim Hawkins:

              Das ist aber jetzt eine uralte Argumentation, dass zum erreichen eines gesellschaftlichen Idealzustandes alle Mittel Recht seien. Lenin, Trotzki und Andreas Baader lassen Grüßen.

              • @Waage69:

                Ihnen ist aber schonn klar!

                Daß Georg Elser - wäre der bekannte Postkartenmaler nicht vorzeitig gegangen wäre - als Mörder verurteilt worden wäre?! •

                unterm—-



                www.georg-elser-ar.../texts/limbach.htm

                kurz - Ihr Verquirlen mit Lenin Trotzki & kotz würg Dandy Baader! Woll



                Desch ischt under ehrem Niveaoooo!



                ps & btw - anders als wohl 🏴‍☠️ zT - war ich nie in dieser Grenzsituation - nach “ich predige nicht die Waffen - wenn die anderen sie haben!“ But. Mit Verlaub. Elser hatte den Arsch in der Hose - “zu Werke zu gehen!“ &!! Genau deswegen habe ich mit Jutta Limbach so meine Probleme mit denen vom 20. Juli mein Problem! Woll.



                Nischt für unjut - wa

                • @Lowandorder:

                  Niwo, Niwo - ich ich habe nicht Lina E. mit Andreas Baader verglichen, ich bin auf die Argumentation von dem Schatzinselmann eingegangen, der ja auch die Ebene gewechselt hat, und das ist legitim.

                  ...und Sie bringen jetzt noch Elsner und den 20. Juli rein - langsam wird's unübersichtlich.

                  • @Waage69:

                    Na & Sie die Hannelore 🥬 - 🙀🥳💤 -



                    Wie sagt’s Andy Brösel - “…kauf dir maln Quirl! Besser is das!“ 💤💤💤

                  • @Waage69:

                    Ich bin ja immer wieder überrascht, dass Menschen aus dem Liberalen Lager immer auf Linke verweisen, wenn es darum geht, politische Systeme mit Gewalt umzuwälzen.

                    Kein Parlament dieser Welt wurde nicht im wörtlichen Sinne erkämpft. Schauen Sie sich mal die französische Revolution an. Da wurde ordentlich geköpft - noch bevor die Jakobiner an der Macht waren.



                    Ohne Blutvergießen wäre keine der ehemaligen Kolonien heute unabhängig.



                    Das Alles wurden mit dem Blut derjenigen erkauft, die für die Ideen einer Gesellschaft der Gleichen einstanden.



                    Die Etablierung des Kapitalismus als Wirtschaftssystem (auch wenn Zyniker heute gerne soziale Markwirtschaft dazu sagen) ging ebenfalls mit Gewalt einher.

                    Dass Gewalt die schlimmste Art und Weise ist, zwischenmenschliche Konflikte zu lösen, da sind wir uns hoffentlich einig. Dass es manchmal nicht anders geht, ist eine bittere Notwendigkeit. Und an der Stelle noch ein bekanntes Orwellzitat:



                    “Pacifism is objectively pro-fascist. This is elementary common sense. If you hamper the war effort of one side, you automatically help out that of the other. Nor is there any real way of remaining outside such a war as the present one. In practice, 'he that is not with me is against me'.”

                    • @Piratenpunk:

                      Ich bin ja kein Pazifist.



                      Trotzdem hätte ich den Fortschritt ganz gerne ohne Guillotine.

                    • @Piratenpunk:

                      "Kein Parlament dieser Welt wurde nicht im wörtlichen Sinne erkämpft. "

                      Ich wüsste nicht, dass die Genannten (Lenin, Trotzki und Andreas Baader) darauf aus waren, ein demokratisches Parlament zu erkämpfen.

                      Wie kommen Sie zu der Annahme?

              • @Waage69:

                So meinte ich es nicht.

                Nur, was Nazis anbelangt, da geht es mir wie Wiglaf Droste:

                "Das Schicksal von Nazis ist mir komplett gleichgültig; ob sie hungern, frieren, bettnässen, schlecht träumen usw., geht mich nichts an. Was mich an ihnen interessiert, ist nur eins: daß man sie hindert, das zu tun, was sie eben tun, wenn man sie nicht hindert: die bedrohen und nach Möglichkeit umbringen, die nicht in ihre Zigarrenschachtelwelt passen. Ob man sie dafür einsperrt oder ob sie dafür auf den Obduktionstisch gelegt werden müssen, ist mir gleich, und wer vom Lager (für andere) träumt, kann gerne selbst hinein."

                www.nd-aktuell.de/...t-nazis-reden.html

                • @Jim Hawkins:

                  Woher will man den wissen, was dieser Kanalarbeiter angeblich für Untaten vorhatte, bevor man ihm wegen seiner Mütze das Gesicht eintrat? Sowas mit solchen Sprüchen zu rechtfertigen, ist doch nicht in Ordnung.

                • @Jim Hawkins:

                  Ja der alte Droste, ich denke er hatte da aber wohl die zweifelsfreien Nazis im Blick.

                  Da muss man sich aber schon verdammt sicher sein, dass der Kanalarbeiter in spe ein gewaltbereiter Nazi mit was auf dem Kerbholz war oder oder nur reichlich dämlich und er seine grenzwertige Böhse Onkelz oder Lonsdale Mütze (was stand da eigentlich drauf?) spazieren führte.

                  Oder läuft sowas das dann unter Abteilung Hobeln&Späne bzw. Kollateralschaden?

                  Wenn die Angeklagten das nicht waren - und es gibt je bei der Zuschreibung ernsthafte Zweifel, ist es ja gut. Die Plädoyers der Verteidigung kommen ja noch.

                  • @Waage69:

                    Wir wissen es eben nicht.

                    Aber das was da aufgefahren wird, das ist sehr real.

                    Und vielleicht verschwinden ein paar Leute für Jahre im Knast.

                    Und wir diskutieren derweil über die Legitimität von Gewalt, die unserem gemütlichen System tief in der DNA verankert ist.

                    Und das wiederum in einen oft nicht ganz so gutem Sinne.

                    Klassenjustiz einfach erklärt: Steuerhinterziehung - Selbstanzeige. Zu oft Schwarzfahren - Ersatzfreiheitsstrafe.

                    Süchtig? Obdachlos? Psychisch krank?



                    Wen juckts?

                • @Jim Hawkins:

                  anschließe mich



                  &



                  Hier mal im O-Ton & tuto completto -



                  www.youtube.com/watch?v=nupzSsJ43m8



                  wiglaf droste - mit nazis reden -

                  • @Lowandorder:

                    Dankeschön.

                    Er war ein scharfsinniger Solitär.

                    Immer sterben die besten zu früh. Droste, Wolfgang Pohrt, Eike Geisel.

                    Die Arschlöcher leben ewig.

  • ich finde das gar nicht übertrieben, sowas geht gar nicht