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Proteste gegen FlüchtlingsunterkunftEin Dorf in Angst

Im mecklenburgischen Ort Upahl gibt es seit Wochen rassistische Proteste gegen die Unterbringung von Geflüchteten. Wovor fürchten sich die Menschen?

Protest in Upahl gegen die Unterkunft für Geflüchtete Foto: Jens Büttner/dpa

„Containerdorf nein, danke!“ Ein unübersehbares Schild steht auf dem norddeutschen Deich, der Einfamilienhäuser mit kleinen Gärten gegen den Lärm der Straße schützt. Etwas weiter hinten folgt ein aus Holz gesägtes Grabkreuz mit der Aufschrift „R.I.P. Upahl“. Die Welt ist hier eindeutig nicht zu Gast bei Freunden. Willkommen im Landkreis Nord-West-Mecklenburg.

Zwei ältere Damen mit Gehstöcken schlendern am Rande des Dorfes entlang. Beide sind 82 Jahre alt und haben Ängste vor Fremden: „Die Männer, die hierherkommen, lassen ihre Frauen und Kinder allein. Hier sind sie rundum versorgt. Und wenn sie nicht arbeiten dürfen, dann wird das eine potenzielle Gefahr“, seufzt die ehemalige Russischlehrerin Ursula Rieckhoff.

Wer genau demnächst in weißen Containern auf einer grünen Wiese im Industriegebiet leben wird, das wissen sie nicht. Der Landrat verrät, dass es hauptsächlich männliche Geflüchtete aus Afghanistan und Syrien seien, und keine Frauen aus der Ukraine. „Wir haben erst zwei Tage vor der Entscheidung gehört, dass so viele Flüchtlinge hierher kommen“, sagt Frau Rieckhoff hinter ihrer Sonnenbrille. „400 sind zu viel“, steht auf einem Plakat hinter ihr. Das Dorf selbst hat kaum mehr Einwohner.

Rieckhoffs Freundin, Brigitte Moll, wurde ebenfalls im Weltkrieg geboren: „Ich musste als Kind aus Ostpreußen, aus dem heutigen Polen, mit nichts als unseren Habseligkeiten fliehen. Mein Vater war Wehrmachtssoldat, wir Frauen und Kinder wurden hier in Norddeutschland aufgenommen. Aber jetzt kommen nur noch Männer. Die langweilen sich und wollen doch auch Frauen treffen. Das macht uns Angst.“

Es brodelt in der Republik

Hinter Frau Moll rufen mehrere Schilder zum Widerstand und zur Revolte auf: „Stoppt die deutsche Aufnahme von Flüchtlingen!“ Nicht wenige Wutbürger wollen das Recht in die eigene Hand nehmen. So brodelt es in vielen Teilen der Republik.

In Berlin veranstaltete Innenministerin Nancy Faeser (SPD) gerade einen Krisengipfel zum brisanten Thema. Denn die Zahl der Neuankömmlinge ist auch durch den Exodus aus der Ukraine ununterbrochen groß, wie schon beim historischen Zustrom 2015, als die christdemokratische Kanzlerin Angela Merkel Barmherzigkeit zeigte und Deutschland viele Geflüchtete aufnahm.

Nicht weit vom Neonazidorf

Aber hier an der Ostsee, nicht weit vom als Neonazidorf berüchtigten Jamel, wo völkische Siedler das Geschehen bestimmen, ist Willkommenskultur gelegentlich schwer zu finden. Wenige wagen es, offen Zivilcourage gegenüber Hass und Hetze zu zeigen, so wie Birgit und Horst Lohmeyer. Das Ehepaar veranstaltet jährlich im Garten neben ihrem Backsteinhaus das Musikfestival „Jamel rockt den Förster“, umgeben von offen rechtsextremen Nachbarn wie Ex-Häftling und „Dorfchef“ Sven Krüger, der mal automatische Waffen besaß.

Seine Jünger hatten jahrelang im Thing-Haus in Grevesmühlen ihren Rückzugsort. Da gab es Kampfsportlehrgänge, wurden NPD-Kader ideologisch geschult. Ihr Ziel: eine ethisch-homogene „Volksgemeinschaft“. Die Nazi-Partei war lange im Schweriner Landesparlament vertreten, wo jetzt die AfD stark ist.

Foto: Frank Hormann/dpa

„Die werden in Brand gesteckt“

Zurück nach Upahl, ein paar Kilometer entfernt. Am Dorfkern steht die 26-jährige Marin Zweigle, dunkles Haar und rot gefärbte Strähnen, auf ihrer Pferdewiese zwischen ihren Hunden im Schlamm. Sie hat eine diffuse Angst, dass die Neulinge zu Verbrechern mutieren werden. „Wir junge Frauen können dann nicht mehr um den Häuserblock Gassi gehen. Oder alleine von der Bushaltestelle nach Hause kommen.“

In einem nahegelegenen Industriegebiet sind Arbeiter dabei, den Rasen zu entfernen. Ein Bagger bereitet den Boden vor. Um die wenigen Hektar werden Zäune errichtet. In ein paar Wochen werden 250 Wohncontainer hierher kommen. „Die werden dann in Brand gesteckt“, sagt eine Frau unverfroren, ohne mit der Wimper zu zucken.

Furcht vor dem Fremden

Unlängst brannte unweit von hier eine Flüchtlingsunterkunft direkt an der Ostsee aus, wobei die BewohnerInnen noch drinnen waren. Erinnerungen an die Zeit vor dreißig Jahren, an das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen und die raue, rassistische Gewalt kommen hoch. Zweigle aber fürchtet das Fremde – die dunkle Vergangenheit lässt sie kalt.

Nun kommen bald Ausländer dorthin, wo kaum Infrastruktur für sie besteht. Kein Geschäft, keine Sprachschule weit und breit. „Es gibt hier kaum einen Bus, und selbst ein ­Deutscher versteht die Routen nicht“, sagt ein Ingenieur, der an der Baustelle gerade Mittagspause macht. „Ich habe selbst Leute aus der Ukraine aufgenommen, aber diese Lösung hier führt nicht zur Integration.“

Rechtsextreme, Reichsbürger, Hools

Vor Kurzem tagte der örtliche Kreistag in Grevesmühlen. An der Tür konnte die Polizei nur mit drohenden Knüppeln verhindern, dass wütende Menschen das Verwaltungsgebäude stürmten. „Der Protest der Upahler wurde von Rechtsextremen, Reichsbürgern und Hooligans von Hansa Rostock übernommen“, resümierte ein Polizeisprecher.

Drinnen saß damals und heute Tino Schomann, 35 Jahre alt – und der zuständige Landrat. Er wurde für sieben Jahre gewählt und ist Mitglied der CDU. Der etwa zwei Meter große Landwirt empfängt seine Besucher in der ehemaligen Malzfabrik, wo seine Beamten arbeiten. Nebenbei hat er einen Hühnerbetrieb.

„Nein, nein, nein“

„Wir müssen uns an die Gesetze halten“, sagt Schomann mit strenger Stimme. „Wir müssen eine bestimmte Anzahl von Flüchtlingen für das Land Mecklenburg-Vorpommern aufnehmen. Ich habe überall versucht, Häuser oder Gebäude zu bekommen. Aber bei 83 Kommunen habe ich immer wieder gehört: ‚Nein, nein, nein.‘“

Der Leiter des Landratsamt erzählt, dass die Sporthallen in Wismar bereits voll seien und mehrere Tausend geflüchtete Frauen vor allem aus der von Russland überfallenen Ukraine in privaten Unterkünften untergebracht seien. Doch in der vergangenen Woche protestierten die Anwohner wieder lautstark vor dem Amt, während Schomann sich mit Bürgermeistern beriet. „Leistet Widerstand“, rief der Organisator, der 68-jährige Rentner Michael Krieger, in sein Megafon. Hundert Polizisten sorgten für Ordnung.

„Zahlen höher als 2015“

Die rechtsextreme, prorussische AfD unterstützt den Protest. Bei einer hitzigen Versammlung in einem Gemeindehaus in Upahl wurde Hilfe bei der Gründung eines Vereins und bei der Annahme von Spenden angeboten. Der örtliche Vertreter der „Alternative für Deutschland“ erhielt Beifall.

Das eigentliche Problem sei – laut Landrat Schomann – die hohe Zahl der Neuankömmlinge: „Deutschland darf laut gesetzlicher Obergrenze maximal 200.000 pro Jahr aufnehmen. Letztes Jahr waren es fast 50.000 mehr. Die Zahlen des letzten Monats sind höher als 2015.“ Höher als zu der Zeit, als die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren historischen Aufruf „Wir schaffen das!“ machte.

Angst vor Verbrechen

Inzwischen dauert die Bearbeitung eines Asylantrags in etwa acht Monate, mit Klagen sogar bis zu 24 Monate. Das Landratsamt an der Ostsee ist indes gezwungen, weiter Menschen aufzunehmen. Schomann spricht von gesellschaftlichem Sprengstoff: „Die Regierung hat nach 2015 nichts gelernt, was die Steuerung und Begrenzung von Migration angeht, und schickt nicht die 320.000 geduldeten Migranten zurück, die alle Rechtsmittel ausgeschöpft haben.“ Dabei hat es seit 2015 tatsächlich fast jährlich Asylrechtsverschärfungen gegeben.

Unter den Protestierenden von Upahl werden Verbrechen von Ausländern wie unter einer Lupe beobachtet. So wie kürzlich beim Asylbewerber Ibrahim A., der in einem Zug in Brokstedt zwei Jugendliche mit einem Messer tötete. Brokstedt ist nicht weit von Upahl. Vier Fahrgäste wurden von dem staatenlosen Palästinenser, der bereits eine lange Strafakte hatte, niedergestochen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war zur Gedenkfeier für die Opfer gekommen. Auch beim Attentat von Anis Amri, 2016 auf dem Berliner Weihnachtsmarkt, hatte die Nachlässigkeit von Justiz und Sicherheitskräften fatale Folgen. Attentate durch weiße Deutsche wie in Halle und Hanau spielen für die Dorfbewohner keine Rolle.

Brandstiftungen

Sie fürchten sich vor mehr Kriminalität durch Ausländer. So wie Marko ­Duchow, einem 47-jährigen Tischler, der seinen Lebensunterhalt in den Niederlanden verdient. Er und viele Dorfbewohner von Upahl haben Sorge davor, wie sich der Ort wandeln könnte, wenn nun fast so viele neue Bewohner kommen wie die gesamte aktuelle Einwohnerzahl. In einem anderen Dorf in der Nähe wurde kürzlich eine Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine in Brand gesteckt. Der Bauernhof in Groß-Strömkendorf nahe Blowatz hatte ein Strohdach, unter dem sieben Frauen, ihre Kinder und einige ältere Menschen Schutz suchten, erklärt Bürgermeister Tino Schmidt.

„Zwei Tage vor dem Brand wurde ein Hakenkreuz vor das Gebäude geschmiert“, erklärt der Ehrenamtliche, der auch Bundespolizist ist. „Erst fliehen sie vor einem Krieg nach Deutschland, dann werden sie auch dort angegriffen“, sagt DRK-Mitarbeiter Andrej Bondartschuk, ein Schiffsingenieur, der selbst aus der Ukraine stammt, und sich um die Unterbringung seiner Landsleute kümmerte: „Dies ist eine weitere traumatische Erfahrung.“ Vor einiger Zeit wurde ein örtlicher Feuerwehrmann verhaftet, weil er das Feuer mutmaßlich gelegt hatte.

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45 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Einwohner*innen im Libanon:



    ca. 5,6 Mio.

    registrierte (!) Menschen auf der Flucht im Libanon:



    knapp 840.000 (03/2022)

    Selbstverständlich muss besonders im Sinne von Menschen auf der Flucht eine belastbare Infrastruktur gegeben sein, die es in Upahl offenbar nicht gibt.

    Bei den o.g. Zahlen allerdings ertrage ich den Blick in den Spiegel kaum. Diese Zahlen, auch wenn die Bedingungen dort katastrophal sind, sind für dieses Land und Europa peinlich und beschämend.



    Wir haben ganz sicher bessere Möglichkeiten und Ressourcen als der Libanon, was hemmt unsere Hilfsbereitschaft?

    • @NurFürDieKommentareHier:

      In Jordanien stellen Geflüchtete sogar rund 1/3 der Bevölkerung und das bei einem Pro-Kopf-BIP von weniger als 1/10 des deutschen.

    • 6G
      652797 (Profil gelöscht)
      @NurFürDieKommentareHier:

      Wenn die Flüchtlinge die gleiche Sprache sprechen, die gleichen Werte und ähnliche Kulturen haben ist es einfacher sie zu integrieren.



      Das ist ein Fakt.

    • @NurFürDieKommentareHier:

      Ärmere Menschen spenden auch, relativ zu ihrem Einkommen, mehr Geld für soziale Zwecke, soweit ich weiss.



      Ich meine, das ist sogar empirisch belegt.

      “Mit dem Reichtum ist es wie mit dem Mist: Er stinkt, wenn man ihn aufhäuft, trägt aber viele Früchte, wenn man ihn ausstreut.”



      (Francis Bacon)

  • Ich habe den Eindruck, dass Leute, die die Entscheidung treffen, in einem winzigen Dorf ohne nennenswerte Infrastruktur 400 Menschen in Containern zusammenzupferchen, Probleme provozieren wollen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Danke, Sie ersparen mir meinen Kommentar.

  • Ganz ehrlich....die Flüchtlinge, die nach Upahl kommen, werden probieren, dort möglichst schnell wieder wegzukommen. Verständlich: Keine Perspektiven und Lebensgefahr. Meiner Meinung nach muss die Unterbringung einer so großen Gruppe dort verhindert werden. Es ist nämlich tatsächlich am wenigsten im Interesse der Flüchtlinge. Natürlich darf man deshalb nicht mit Nazis demonstrieren.

  • Es fällt auf, dass bei der Positionierung von Flüchtlingsunterkünften ein großer Bogen um rot-grüne Hochburgen gemacht wird. Wenn es trotzdem zu einer Anlage kommt bzw geplant wird, dann ist das Geschrei aus der Ecke ähnlich wie im aktuellen Fall.www.bz-berlin.de/b...lings-unterkuenfte

    • @Gast100100:

      Ich wohne in einer wohlhabenden Gegend mit haupstächlich grün-rot wählenden Nachbar*innen, hier gab es jahrelang eine Flüchtlingsunterkunft mit hauptsächlich jungen Afghanen und Syrern, direkt neben der Grundschule. Gab keine Probleme oder Proteste, wenn es Zwischenfälle gab, wurden sie ohne viel Aufhebens gelöst. Das, was oben in dem Artikel beschrieben wird, tut mir vor allen Dingen für die Flüchtenden leid. Um irgendwo anzukommen, braucht es Infrastruktur und Menschen, die wohlwollend sind und Mitgefühl haben.

    • @Gast100100:

      Es fällt auf, dass Sie eine blühende Fantasie haben und sich gerne Sachverhalte nach gutdünken zusammenreimen.

    • @Gast100100:

      Haben sie irgendwelche Belege für diese Behauptung oder zumindest eine Erklärung wie das möglich sein sollte, wenn den Kreisen, also auch den rot-grünen, Kontingente an Aufzunehmenden zugewiesen werden?

    • @Gast100100:

      Es fällt auf, dass Sie rechte Desinformation verbreiten.

  • Zu diesem Thema existieren etliche Berichte, denen man auch entnehmen kann, dass sich die mecklenburgische Landbevölkerung - eine 400-Seelen-Gemeinde - auch schlichtweg Angst vor der Überforderung hat. Und wir wollen uns ehrlich machen: 500 Geflüchtete auf engsten Raum, aus allen sozialen und sozialisierten Schichten. Ich denke, da sind die Probleme vorprogrammiert. Die Verantwortung liegt beim Staat und der ist bei diesem Thema überfordert. Und die Angst der Bevölkerung vor diesen Veränderungen ist auch irgendwie verständlich.

  • Was mir fehlt, ist eine genauere Betrachtung der Rolle von CDU-Landrat Schomann. Die menschenunwürdige 400-Plätze Containerunterkunft in einem abgelegenen Gewerbegebiet neben einem 500-Seelen-Dorf ist seine Idee, die er durch den Kreistag gepeitscht hat.

    Das angebliche "nein, nein, nein" der Kommunen ist gelogen. 10 von 11 Kommunen im Landkreis haben ihm bereits vor Wochen und Monaten Unterbringungsmöglichkeiten angeboten - aber Landrat Schomann wollte sie nicht, weil sie nicht mehr als 150 Plätze hatten. Das war ihm nicht wirtschaftlich genug. www.ndr.de/nachric...ahme,upahl198.html

    Dabei sind kleinere, dezentrale Unterkünfte in kleinen Kommunen der Schlüssel zur Akzeptanz und ermöglichen Integration und Bürgerschaftliches Engagement.

    Nächstes Jahr sind Kommunalwahlen. Fast in allen Kommunen des Landkreises herrschen eher linke Verhältnisse. Jetzt diese Aufstachelung vonseiten des CDU-Landrats. Eine Schelmin, die Böses dabei denkt!

    Schomann hat zunächst seine Hausaufgaben als Landrat nicht gemacht, dann durch eine perverse Idee die rechten Geister herbeirufen und geriert sich jetzt Opfer ("alle sind schuld außer mir").

    Erfahrung hat er mit solchen Strategien: Seinen eigenen Posten hat er auch in einem Schmieren-Wahlkampf ergattert: www.ndr.de/nachric...ecklenburg130.html

    Warum sollte es nicht noch einmal genauso funktionieren?

    • @Maradine:

      Interessant. Wäre schön, wenn die TAZ das weiter beleuchten würde.

  • Wir hatten hier mal die Idee, Immigranten mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen auszustatten. Sie würden dann vermutlich überall sehr willkommen sein, da sie ja kaufkräftig sind und die lokale Wirtschaft ankurbeln.

    Besser natürlich, das BGE gleich für alle einzuführen:



    bge-rheinmain.org/...ionale-migrationen

    • @Eric Manneschmidt:

      Allein der Glaube, Menschen könnten ihre Missgunst gegenüber Hilfebedürftigen unterdrücken, fehlt mir.

      • @NurFürDieKommentareHier:

        Schwieriger Punkt. Allerdings ist das BGE ja als Menschenrecht konzipiert, das allen zusteht. Die Empfänger sind also nicht mehr als "hilfebedürftig" markiert.



        Andere Leistungen des Gemeinwesens, die allen zustehen (Straßen und Gehsteige, subventionierter ÖPNV, subventionierte Opernhäuser und Theater etc.) werden ja auch klaglos finanziert.

        Oder auch andersrum: Mit dem BGE wird anerkannt, dass wir alle "bedürftig", d.h. auf einander angewiesen sind.

        Der Vorschlag eines BGE (nur) für Immigranten ist natürlich ein bisschen provokativ, könnte aber ein Anfang sein.

    • 6G
      652797 (Profil gelöscht)
      @Eric Manneschmidt:

      Nette Idee, das würde aber wohl eher Öl ins Feuer gießen und den Rechten noch mehr Zulauf verschaffen.

    • @Eric Manneschmidt:

      Mir erscheint die Idee vermutlich nicht bis zum Ende gedacht. Grundsätzlich ja nicht schlecht,nur gibt es da ein großes Problem:Die reale Welt!

  • "eine ethisch-homogene „Volksgemeinschaft“"



    Mit Ethik haben es diese Rechten ja meist eher nicht so.



    "„Die werden dann in Brand gesteckt“, sagt eine Frau unverfroren, ohne mit der Wimper zu zucken."



    Man behauptet also sich vor Kriminalität zu fürchten, hat dann aber nicht das geringst Problem damit eigene Straftaten gegenüber der Presse anzukündigen oder auch den Landtag stürmen zu wollen?

    • @Ingo Bernable:

      Ich befürchte, dass wird als ziviler Ungehorsam verbucht, der dem "Volkswillen" Geltung verschaffen soll.

      Den Grundsatz "Gewalt gegen Sachen ist ok." kennen nicht nur Rechte.

      Beides ist natürlich richtig problematisch.

      Mein Eindruck: Rechte haben es total mit Ethik, aber leider stehen ihre Grundsätze meinen und Ihren diametral entgegen.

      • @rero:

        Ich denke, bei Rechtsextremen liegen die Dinge etwas speziell, was Gewalt betrifft, und ob die ideologische Basis dafür - Werte gelten nur innerhalb der Gemeinschaft, nach außen ist alles erlaubt, weil es der Selbsterhaltung dient - als Ethik bezeichnet werden kann, würde ich sehr in Frage stellen.

        Grenzen oder irgendwelche differenzierenden und moralischen Abwägungen wie "Gewalt gegen Sachen ja, gegen fühlende Wesen nein" sind bei Rechtsextremen meines Wissens nicht üblich.

        Ob das auch für die zitierte Frau gilt, kann ich nicht beurteilen.

        • @sàmi2:

          Um die zitierte Frau geht es aber.

      • @rero:

        Mal wieder die Hufeisentheorie? Echt jetzt? Faschismus ist immer noch keine Meinung sondern ein Verbrechen.



        "Rechte haben es total mit Ethik, aber leider stehen ihre Grundsätze meinen und Ihren diametral entgegen."



        Das würde ich vielleicht, für sagen wir mal, Wirtschaftsliberale gelten lassen, aber in organisierter Menschenfeindlichkeit eine Ethik erkennen zu wollen braucht dann doch schon ein erhebliches Maß an moralischer Flexibilität.

        • @Ingo Bernable:

          Faschismus ist vor allem keine Meinung, weil er eine Frage der Mittel ist.

          Wenn Sie mich fragen, fängt Faschismus bereits deutlich unterhalb von Verbrechen, sogar unterhalb dessen, was justiziabel ist, an.

          Wenn Sie die Frau verstehen wollen, hilft es Ihnen nicht weiter, ihr erstmal ethische Maßstäbe abzusprechen.

          • @rero:

            Solche Positionen will ich nicht verstehen, weil es da nichts zu verstehen gibt, sondern bekämpfen.

  • 500 Einwohner, 500 Gäste, das kann doch gar nicht gut gehen. Dass der rechte Mob es für ihre Interessen ausnutzt, ändert nichts daran, dass es trotzdem falsch ist.

    • @Rudi Hamm:

      Selbst ohne rechten Mob ist die Situation mehr als schwierig. WARUM werden die Syrer, Afghanen etc. nicht in Berlin usw. untergebracht. Viele westdeutsche Gemeinden stellten sich als "sicherer Hafen" dar. Bitte jetzt das Versprechen einfordern. Ich glaube kaum, dass sich ein Mensch mit Migrationshintergrund in Updahl etc. wohlfühlen kann. Was soll das?

      • @Leningrad:

        In Berlin wird untergebracht - und Berlin kriegt es nicht gebacken.

        Wenn Sie als Flüchtling Wert darauf legen, dass ihre Kinder gut ankommen und eine chance auf ein Abi haben, gehen Sie nicht nach Berlin.

        Kleinstädte können viel besser integrieren.

        • @rero:

          Was soll Berlin da auch gebacken kriegen? Alle wollen hin, es gibt längst keine Wohnungen mehr. Dann sollen die Geflüchteten irgendwie aus den Sammelunterkünften raus in echte Wohnungen, wie soll das wohl gehen?

      • @Leningrad:

        So ist es!

  • Für mich macht es kaum einen Sinn, die Syrer und Afghanen ausgerechnet in eine kleinen Nest wie Upahl unterzubringen. Dort ist doch kaum die Infrastruktur vorhanden, die es für eine erfolgreiche Integration braucht. In welche Strukturen sollen die Migranten sich denn dort integrieren?

    • @Stefan Schaaf:

      Eigentlich ist das sogar eine sehr gute Idee: Flüchtlinge nehmen den Deutschen Platz weg, den sie sonst mini-amerikanisiert gerne für sich beanspruchen. Niemand braucht 1000 Quadratmeter "Garten" oder ein Haus mit 200 Quadratmetern Grundfläche.

      Noch besser wäre es in meinen Augen, dass Deutsche, die über ihr Land eh herummeckern, einfach auswandern. Gibt es in Upahl sicherlich viele. Ukrainer, Afghanen oder Syrer brauchen Wohnungen.

  • Die üblichen Ängste vor "kriminellen Ausländern" ist das eine. Auch dass manche Proteste gerne von den üblichen Verdächtigen benutzt werden.



    Allerdings:



    In einem Bericht in einer Nachrichtensendung im ÖR (weiß leider nicht mehr genau welche und wann) haben sich Ansässige über die schlichte Tatsache beklagt, dass der Ort Upahl ca. 500 Einwohner*innen zählt. Das fehlt mir im Artikel. Und zu denen sollen sich nun 400 Geflüchtete gesellen. Das ist schon etwas überdimensioniert, wie ich meine. Man stelle sich vor, zu 3,5 Mio Berlinern kommen nun auf einen Schlag 4/5 der Bevölkerung hinzu, also ca. 2,8 Mio Geflüchtete. Schwer vorstellbar, dass das irgendwo ohne Widerstand ablaufen würde...

    • @HopeDrone:

      Es ist im Text erwähnt, dass das Dorf "kaum mehr Einwohner" hat.

    • @HopeDrone:

      "Man stelle sich vor, zu 3,5 Mio Berlinern kommen nun auf einen Schlag 4/5 der Bevölkerung hinzu, also ca. 2,8 Mio Geflüchtete."



      Wie ebenfalls berichtet ist es zu dieser Variante ja nur deshalb gekommen weil auch keine einzige andere der 83 angefragten Kommunen zur Aufnahme Geflüchteter bereit war. Wenn auch nur 10% davon Unterstützung geboten hätten ginge es um 8 Gruppen a 50 Personen. Die Gesamtgruppe ist eben nicht Sache von Upahl, sondern des Kreises, entsprechend macht eine Hochrechnung entsprchend der Berliner Bevölkerung allenfalls dann Sinn, wenn man unterstellt, dass Berlin allein alle in DE Ankommenden zu versorgen hätte.



      "Schwer vorstellbar, dass das irgendwo ohne Widerstand ablaufen würde..."



      Es bleibt eben 'Widerstand' dagegen Menschen die vor Krieg und Elend fliehen auch nur das allernötigste an Hilfe zu gewähren.

    • @HopeDrone:

      Jupp, das denke ich auch. Ich würde nicht allen Rassismus unterstellen. Die hier zitierte Aussage des Ingeniörs klingt in diesem Kontext noch nachvollziehbar. Problematisch ist, wenn solche Leute mit Nazis zusammen "demonstrieren", wenn sie also mit Nazis gemeinsame Sache machen. Diese "Demos" sind insofern abzulehnen und zu bekämpfen.

    • @HopeDrone:

      Da bin ich bei ihnen.

      Klar, gegen Nazis immer und überall.

      Ich finde es auch merkwürdig, dass der Artikel die Dimension ausspart.

      Diese Planung tut auch den Geflüchteten keinen Gefallen. Sie werden in der Unterkunft hocken und in dem Dorf gibt es nichts für sie, als Hass und Ablehnung.

      • @Jim Hawkins:

        Naja, wie war es mit Rostock-Lichtenhagen? Oder anderen Pogromen der 90er? Den Leuten hat es gefallen, weil sie zuvor noch nie mit Fremden oder Ausländern zu tun gehabt haben.

        Die dort lebenden Ausländer wurden zuvor immer abgeschottet, wie wenn die nie existiert hätten.

        Im Umkehrschluss bedeutet das aus meiner Sicht: Wenn man die Dorfbewohner ständig und konsequent mit Menschen aus dem Ausland sozialisiert, werden die Dorfbewohner schnell bemerken, dass die "Fremden" ganz normale Menschen sind. Und wenn die Dorfbewohner das bemerken, dann wenden die sich schnell gegen die AfD oder anderen Nazis ab. Und man tut Flüchtlingen eben doch einen Gefallen.

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Die Leute wollen halt vorher gefragt werden! Diese Top Down Entscheidungen der Ampel und einzelner Politiker fühlt sich nicht nach Demokratie an für die Leute.

    • @49732 (Profil gelöscht):

      84 Kommunen wurden gefragt und nur eine hat zugestimmt. Gäbe es wirklich TopDown, würde keiner jammern, weil dann jede Kommune 5 Leute aufnehmen müsste und gut. Es ist das leidige "Was ich nicht mag sind Rassisten und farbige Ausländer in meinem Dorf..."-Problem. Man fragt zu viele Menschen, statt einfach zu entscheiden. Und 83 Kommunen sind entweder Schisser oder Rassisten. Man könnte denen vielleicht jeweils 10% vom Etat nehmen und das an Upahl schicken. Zur Belohnung von Courage und als Strafe für die Schisser. Wenn das Geld sprudelt und Infrastruktur aufgebaut wird und da wirtschaftlich der Bär steppt, dreht sich der Wind.

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Es war nicht die Ampel, sondern eine Entscheidung auf Kreisebene.

  • In erster Linie ist es die im Umland ansässige Neonazi Szene, die da ganz laut Stimmung macht. Man schaut in Jamel schon viel zu lange zu, wie sich dort völkische Pfosten breit machen. Und dann halt immer wieder das Selbe. Ländliche, überalterte, strukturschwache Region mit relativ hoher Arbeitslosigkeit. Der beste Nährboden für rechte Hetze.

    Auf der anderen Seite muss sich auch das Land mal fragen, ob es wirklich so schlau ist, so eine Containersiedlung für 450 Flüchtlinge in einem abseitigen 700 Seelen Ort zu errichten in dem es kaum Freizeitangebote und öffentliche Integrationsmöglichkeiten gibt. Eine Dorfkneipe, ein Sportplatz, ein Gewerbegebiet, das wars. Dass es da dann auf längere Sicht Probleme geben kann, liegt eigentlich auf der Hand.