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Proteste an der Columbia UniversityDie linke Sorge um Deutschland

Der Nahost-Diskurs ist verrottet. Aber was viele nur für Deutschland beklagen, ist anderswo nicht besser. Ein kurzer Blick nach New York und London.

Propalästinensische Protestierende an der Columbia University am 25. April Foto: David Dee Delgado

T eile der politischen Linken überraschen neuerdings mit der Sorge um Deutschlands Ansehen in der Welt. In den USA und Großbritannien, im sogenannten Globalen Süden sowieso, verstünde man den deutschen anti-antisemitischen Diskurs nicht. Deutschland provinzialisiere sich selbst, heißt es bezüglich der deutschen Staatsräson oder wenn Judith Butler für ihre Aussage kritisiert wird, die Hamas sei keine Terror-, sondern eine Widerstandsgruppe – eine Meinung, die sie mit ­Recep Tayyip Erdoğan teilt.

Muss im Umkehrschluss also angenommen werden, der Nahostdiskurs in New York und London habe als vorbildlich zu gelten? Und sind die Ereignisse in New York von letzter Woche jenen Sorgenden zufolge das Gegenteil der so called deutschen „Diskursverengung“?

Die Rede ist hier von den Auseinandersetzungen an der New Yorker Columbia University, die so aus dem Ruder liefen, dass die Universität ihren Betrieb nur noch online weiterführt. Dort hatten studentische Aktivisten jüdischen Studierenden den Zugang zu Teilen des Campus verwehrt und die Kassam-Brigaden herbeigesehnt – die militärische Unterorganisation der Hamas, die Israel auslöschen möchte.

Camps wurden errichtet, Menschenketten gebildet, die „Community“ vor Zionisten „geschützt“. Geht so Kritik an der israelischen Kriegsführung in Gaza? Ist das eine Kritik an der rechten Netanjahu-Regierung? Sind Raketen auf Tel Aviv, von Sprechchören gefeiert, vereinbar mit der Forderung nach Waffenstillstand? „Burn Tel Aviv to the ground, ya Hamas we love you, we support your rockets too!“

„Yahoodim, yahoodi, fuck you“

Eine Differenzierung zwischen Zionisten und Juden wäre die Minimalvoraussetzung, um den oft formulierten Vorwurf, der Anti­se­mi­tis­mus­verdacht werde inflationär ausgesprochen und Antisemitismus damit verharmlost, ernst zu nehmen. Aber: Unterscheiden denn die „Free Palestine“-Krakeeler an dieser Stelle? „Yahoodim, yahoodi, fuck you“, hieß es in New York. Zurück nach Polen sollen sie gehen, die Juden. Dort würden sie herkommen. Ein Video zeigt, wie jüdische Studierende unter diesen Rufen bedrängt werden.

Eine andere, die in New York erfolgreich Proteste anführt, ist die Schauspielerin Susan Sarandon. Der Ansatz der Pazifistin und Feministin? Die Verbrechen des 7. Oktober zu leugnen: „All of those myths about babys in ovens and the rapes.“

Zeitgleich in London: Im Guar­dian macht sich die Großnichte eines Hitler-Generals Sorgen über die Diskussion in Deutschland seit dem 7. Oktober, sie sorgt sich, „dass wir, obwohl wir uns ständig auf die Nazi-Vergangenheit berufen, einige wichtige Lehren“ vergessen. Ist es die Sorge darüber, dass es ein von Judenhass geprägtes Klima an den Universitäten gibt? Oder darüber, dass die Zahl antisemitischer Straftaten gestiegen ist?

Nein, die Verbrechen des Onkel Walter „fühlen sich gerade jetzt unangenehm relevant an“, weil Deutschland ungewollt Fehler wiederhole, „die schon einmal gemacht wurden“, gerade weil es „an der Seite Israels“ stehe. Israelis als die Nazis von heute? Und Nazis erkennen Nazis am besten? „Die Vergangenheit meiner Familie und Deutschlands lastet schwer auf mir. Und deshalb liegt mir Gaza so am Herzen“, so der Titel des Textes, der symptomatisch ist für einen bestimmten pseudoantirassistischen Paternalismus voller Verdrehungen und Blindheiten.

So viel Entlastung

Es gibt einen Vortrag Theodor W. Adornos mit dem Titel „Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute“ (1962), der Suhrkamp Verlag hat ihn kürzlich herausgebracht. Er ist nicht Adornos bester Aufsatz, und es geht viel mehr um Judenhass von rechts. Was aber die Rechten nicht exklusiv haben und der Aufsatz sehr gut zeigt: wie viel Entlastung die Deutschen (und andere) doch noch immer erfahren durch die Belastung der Juden.

In einer früheren Version dieses Textes hieß es, den Studierenden sei der Zugang zum Campus verwehrt worden. Tatsächlich wurde ihnen wohl nur der Zugang zu Teilen des Campus verwehrt.

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Tania Martini
Politisches Buch/Kultur
Tania Martini war bis November 2024 Redakteurin für das Politische Buch und Theorie/Diskurs im Kulturressort. Mitherausgeberin des Buches "Nach dem 7. Oktober. Essays über das genozidale Massaker und seine Folgen (Edition Tiamat). Jurorin des Deutschen Sachbuchpreises 2020-2022 sowie der monatlichen Sachbuch-Bestenliste von ZEIT, ZDF und Deutschlandradio. Lehraufträge in Kulturwissenschaften und Philosophie. Von 2012 bis 2018 Mitglied im Vorstand der taz. Bevor sie zur taz kam: Studium der Gesellschaftswissenschaften, Philosophie und Psychoanalyse in Frankfurt/Main; Redakteurin und Lektorin in Wien.
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61 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Habe gerade einen Artikel vom 11.04.24 in der le monde diplomatique gelesen.

    Es geht um das Thema Tourismus in der israelischen Gesellschaft.

    Die dort formulierte Selbstkritik wünsche ich mir von allen Gesellschaften und auch im Diskurs zu Nahost.

  • Israel solle ja Hamas von Gaza-Zivilisten unterscheiden.



    Aber tun das die Hamas-Fans?



    Erica Zingher gestern:



    taz.de/Judenhass-i...ersitaet/!6004718/



    unfassbar regressiv wird die Barbarei gefeiert und gefordert.

  • Der Kommentar ist einseitig polarisierend und uninformiert. Die Meinung ist vorher festgelegt und ausgewählte passende Fakten werden nachgeliefert, so der Leseeindruck. Aber die Konflikte sind komplex und die mentale Lagerhaltung wird zur Lösung (auch im Interesse Israels) wenig nbeitragen. Hoffentlich liest Tania Martini die taz und den Bericht über die widersprüchlichen Vorgänge an der Colubia Universität (einschließlich Workshops zu Antisemitismus im Protestcamp) in eben dieser Zeitung.



    taz.de/Proteste-ge...-US-Unis/!6005863/

  • "Dort hatten studentische Aktivisten jüdischen Studierenden den Zugang zum Campus verwehrt und die Kassam-Brigaden herbeigesehnt"

    Bezieht sich das auf Shai Davidai, dem aufgrund der jüngsten Aufstände vor Kurzem der Zutritt zu Teilen des New Yorker Campus der Columbia University verwehrt wurde?

    Die Times stellt das in ein völlig anderes Licht.

    Da ging es darum, dass diesem aus Sicherheitsgründen verwehrt wurde inmitten des Protestcamps einen Sitzstreik abzuhalten und er das Angebot ausschlug, an einem anderen Ort auf dem Unigelände seinen Protest abzuhalten.

    Da geht es wohl vor allem um den maximalen Aufmerksamkeitsfaktor.

    time-com.translate...pp&_x_tr_hist=true

  • 1. Die Hamas, die 2006 von den Palästinensern an die Macht gewählt wurde, hat kein Interesse an einem Israel, das irgendeine "andere Politik" macht, den Palästinensern "entgegenkommender" ist, "einen Palästinenserstaat zulässt" oder was auch immer. Die Hamas hat nur ein einziges, erklärtes Ziel, hatte es von Anfang an und hat daraus auch nie einen Hehl gemacht: Die völlige Nicht-Existenz von Israel.

    2. Dass die Hamas, trotz deren ganz offen kommuniziertem Ziel, Israel vollständig und restlos zu vernichten, immer noch so vielen als "Widerstandsbewegung" gilt, hat möglicherweise damit zu tun, dass die Hamas wohl immer von vielen noch im Sinne der alten, traditionellen Doktrin des ursprünglich aus Martinique stammenden, französischen Psychiaters und Antikolonialisten Frantz Fanon (1925-1961) ( de.wikipedia.org/wiki/Frantz_Fanon ) und dessen Hauptwerk "Die Verdammten dieser Erde" ("Les damnés de la terre") gesehen wird, wo Fanon antikolonialistische, antiimperialistische Gewalt gegen Kolonialmächte und imperialistische Staaten ausdrücklich befürwortet, wie es sie etwa beim Erscheinen des Buches 1961 damals gerade aktuellen Krieg der Algerier gegen die Kolonialmacht Frankreich massiv gab, besonders auch gegen die damaligen zivilen französischen Siedler in Algerien.

    D.h. jüdische Israels werden von Hamas-Sympathisant*innen ebenso als "koloniale Siedler" wahrgenommen wie z.B. seinerzeit die französischen Siedler in Algerien, aber eben NICHT als Juden, die keine andere Heimat als Israel haben und gegen einen neuen Holocaust kämpfen.

    • @Rojas:

      Die Hamas ist die gleiche Hamas, mit der Israel zusammen gearbeitet hat und die Netanjahu förderte, um eine Zweistaatenlösung zu verhindern ( Am 16. Mai 2019 hat Netanjahu vor der Parlamentsfraktion seiner Partei erklärt: »Wer einen palästinensischen Staat verhindern will, muss die Hamas unterstützen und stärken.«www.zeit.de/2023/4...-hamas-ehud-olmert )

      Die Bevölkerung Gazas hatte vor dem Überfall der Hamas im n großer Mehrheit, das Existenzrecht Israels anerkannt und die heutige Hamas abgelehnt ( www.zeit.de/2023/4...mas-israel-meinung )

      Die Kritik richtet sich nicht gegen den Umgang mit der Hamas. Die Kritik richtet sich gegen den Umgang mit der nicht involvierten Bevölkerung, mit Kindern, gegen das Verhungern lassen von Menschen.

      • @Rudolf Fissner:

        So ganz stimmt das nicht. Die Gazaner machten die korrupte Hamas für die desolate wirtschaftliche Situation verantwortlich. Mit den politischen Zielen der Hamas in Bezug auf Israel stimmten die Gazaner jedoch weitgehend überein.

        "Die Kritik richtet sich nicht gegen den Umgang mit der Hamas. Die Kritik richtet sich gegen den Umgang mit der nicht involvierten Bevölkerung, mit Kindern, gegen das Verhungern lassen von Menschen."

        Sie Scherzkeks. Es gibt keine "nicht involvierte" Bevölkerung. Und jetzt raten Sie mal, wer dafür sorgt.

  • Die antiisraelischen Äußerungen, die ich hier und an anderer Stelle von Leuten lese, deren Vorfahren sechs Millionen Juden verfeuert oder auf andere Weise um die Ecke gebracht haben, lassen mich am Verstand dieser Personen zweifeln.

    Auch für die Hamas-Mörder, die mal eben über 1200 Personen ermordet haben, hege ich keinerlei Sympathien. Für die Palästinenser im allgemeinen schon.

    Geht es nicht etwas differenzierter? Wir sind hier schließlich nicht im Bundestag.

  • Die Debatten und Proteste lassen jedes Taktgefühl vermissen. Symptome einer gereizten Gesellschaft, bei der die Anlässe für viele nur als Ventil dienen.

    Es ist ein Gesamtgesellschaftliches Problem, über Grenzen hinweg und ideologieunbhängig. Die Linken stechen hervor, da ihre Leitfiguren die Deutungshoheit beansprucht und sich dann leider in ihren intellektuellen Netzen verfangen haben.

    Erschreckend sind die Kälte und Empathielosigkeit die auf beiden Seiten herrscht.



    Aber in ihrer Konsequenz nachvollziehbar, sind sie letztendlich doch nur ein Spiegelbild unserer Zeit.

  • Sehr differenzierter Beitrag, so etwas hat man sich schon länger gewünscht.

    Es ist ein Verhängnis, wenn Linke nicht mehr zwischen Israel und seiner derzeitigen Regierung und Juden in Israel und in den USA unterscheiden.



    Unter Juden gibt es ja durchaus unterschiedliche Meinungen zum Gaza-Krieg. Daraus folgt aber - naturgemäß - kein Antisemitismus. Dass das offensichtlich bei Teilen der universitären postkolonialen Linken der Fall ist, ergibt einen unangenehmen Nachgeschmack beim Konsum postkolonialer Theorien.



    Statt sich die deutsche Erinnerungskultur madig machen zu lassen, wäre ich für eine dezidierte Kritik am universitären Antisemitismus in den USA und anderswo.

  • Ich bin nur noch fassungslos, angesichts der Entwicklung seit dem 07.10.23 und hoffe, dass Linke und andere Antisemiten weniger Reichweite haben, als es für mich auf Grund der Medienpräsenz aussieht. Privat kenne ich glücklicherweise nur Menschen, die die Täter des 07.10.23 und deren Unterstützer verachten.

    "Der Nahost-Diskurs ist verrottet." Meiner Meinung nach ist nicht der Diskurs verrottet, sondern die Menschen, die sich auf die Seite der Täter und Unterstützer des 07.10.23 stellen. Aus meiner Sicht ein Zivilisationsbruch den ich, besonders in der westlichen Welt, in der wir uns ja so gerne relativ kultiviert, zivilisiert und reflektiert wähnen, nicht erwartet hätte.

    Wie furchtbar muss es für jüdische/israelische Menschen sein, gerade von denen (u.a. Linken), die sich sonst lautstark für Schwächere und Minderheiten einzusetzen meinen, anteilnahmslos ihrem Schicksal überlassen zu werden.

    Ich hoffe darauf, dass jüdische/israelische Menschen auf Grund der Jahrhunderte und Jahrzehnte dauernden Verfolgung und dem ihnen gegenüber ausgelebten (meiner Meinung nach unberechtigten) Hass, gelernt haben, das nicht so nahe an sich heranzulassen und sich von dem Wunsch nach Anerkennung und Bestätigung freimachen können.

    • @*Sabine*:

      Danke für ihren Beitrag.

      Ich bin auch immer noch und immer wieder fassungslos angesichts dieses hemmungslos artikulierten Hasses.

      Besonders bitter finde die hier in diesem Forum geposteten Kommentare unter Artikeln, wie etwa von Erica Zingher, die sehr persönliche und emotionale Einblicke liefert und mit einer Kälte und Empathielosigkeit konfrontiert wird, die einem Schlimmeres antizipieren lässt.

      Völlig entgrenzt äußert sich ein antisemitischer, antiwestlicher Hass, der die Grundlagen der Zivilisation und die Universalität der Menschenrechte salopp, stumpf und natürlich dumm in Frage stellt.

      Was geht in Hirnen vor, die "Houthi, Houthi, make US proud, turn another ship around" rufen.

      Westliche, akademische Hirne.

      • @Jim Hawkins:

        Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund - ich bin ebenfalls fassungslos. Aber ich bin beruhigt, dass ich nicht der Einzige bin, den das Grauen packt, wenn ich gewisse Kommentare hier in der taz lesen muss.

        • @Emmo:

          Hier in der taz hält sich das noch im Rahmen. Bei einer anderen überregionalen, großen ehemals links-liberalen Publikation geben sich die Terrorverteidiger und Israelkritiker von der Moderation unbehelligt im Live-Blog die Klinke in die Hand, während kritische Stimmen gnadenlos gelöscht werden. Ich habe dort zum Abschied die Communitychefs und Chefredaktion darauf hingewiesen aber natürlich ohne Wirkung.

          Es ist mittlerweile progressiver Mainstream geworden, Israel als genozidales Monster zu dämonisieren und die Taten der Hamas zu relativieren, zu leugnen, zu verharmlosen oder zu rechtfertigen.

  • Ich bin seit 4 Jahren Doktorandin an der Columbia - damals angelockt durch sehr gute Finanzierung meiner Forschung durch die Privatuni. Im Moment bin ich dankenswerter Weise auf Forschung, und nicht vor Ort (d.h. auf dem Campus). Ich habe in den letzten Jahren als 'Teaching Assistant' unterrichtet, und habe mich generell in der eher 'linken' Szene sehr wohl gefühlt - gemeinsam haben wir uns für Abtreibungsrechte und gegen den Tr*mpismus eingesetzt.



    Seit letztem Herbst nun kann ich mich kaum noch mit meinen Kollegen unterhalten. Die Taten der Hamas werden als "resistance" angesehen, alle Bewohner Israels als "settler-colonial agents" de-legitimisiert - gegen die jedes Mittel recht ist.



    Als Geisteswissenschaftlerin bin ich fassungslos, wie meine 'linken' Kollegen den Diskurs um koloniale Siedlergewalt nun auf Israel ummünzen, ohne jeglichen Kontext zu berücksichtigen. Die Stimmung an der Uni ist nur noch vergiftet - ich bin froh, dass ich zur Zeit nicht unterrichte. Es gibt viele jüdische Bachelorstudierende, besonders am Barnard College, das gegenüber des Hauptcampus liegt, und wo viele Studierende auch in Wohnheimen leben. Es ist schwer vorstellbar in dem Klima zu studieren.



    Ich selbst kann es kaum abwarten, meine Doktorarbeit abzuschliessen - ich plane, sie im Ausland zu Ende zu schreiben und der USA endlich ganz den Rücken zu kehren.

    • @Cloudberry:

      Ich kann Ihre Stimmung nachempfinden. Nach vier Jahren als Prof. in den USA habe ich auf die dortigen sehr guten beruflichen Aussichten verzichtet und mich wieder auf eine unsichere Zukunft in Europa eingelassen.



      In meinem Fall hat es sich gelohnt; hoffentlich klappt es bei Ihnen auch.

    • @Cloudberry:

      Danke für die Einblicke.

      Da passiert etwas, was ich so nicht für möglich gehalten hätte.

      Klar, da war Bernie Sanders und AOC und so weiter, aber das, was da passiert, stellt das alles in den Schatten.

      Zu befürchten ist, dass das auch in dieser Massivität in Europa ankommen wird.

      Erst geht es gegen die Juden, dann gegen die Freiheit, gegen den Westen. Die wollen Stämme, wie man es eigentlich von den Rechten kennt.

      Schöne Grüße von Houellebecq.

  • Das grauenhafte Pogrom durch die Hamas am 7.10.23 läßt keinerlei Relativierung zu.



    Die Fürsorgepflicht der palästinensischen Bevölkerung gegenüber ihren Kindern und sich selbst, besteht darin, sich der Terroristen zu entledigen, Netanyahu hin oder her.

    • @Thomas Rödel:

      "Die Fürsorgepflicht der palästinensischen Bevölkerung gegenüber ihren Kindern und sich selbst, ..."

      Dieser Meinung schließe ich mich an und denke, dass die UNRWA und andere Hilfsorganisationen in dem Punkt evtl. eine kontraproduktive Wirkung entfalten. Ich habe manchmal den Eindruck, als würde den Menschen durch die (meiner Meinung nach) "überbordende" Fürsorge, Betreuung, Pflege, "Bemutterung" und vor allem die ständige Betonung des Opfer-Mythos Eigenverantwortung, Selbständigkeit und Autonomie "aberzogen".



      Wie soll man Verantwortungsgefühl für sich selbst, seinen Partner und seine Kinder entwickeln können, wenn für die "Daseinsfürsorge" Hilfsorganisationen zuständig sind und es zur eigenen Entlastung zusätzlich noch einen Sündenbock gibt, der an allem schuld ist.

      Die (gewählte) Gaza-Regierung Hamas sieht ja auch die Hilfsorganisationen in der Verantwortung, den Alltag in Gaza zu organisieren und die dortigen Bürger zu versorgen.

  • Die Deutsche Schuld am Holocaust verkompliziert natürlich vieles.

    Aber trotzdem ist Isreal der einzige demokratische Staat der Region und der einzige Akteur, der glaubwürdig nicht auf die Auslöschung der Gegenseite aus ist. Daher sollte die rechts-links Einordnung eigentlich klar sein.



    Zumal wenn solch reaktionär bis faschistische Mächte wie Iran, Hamas oder der politische Islam insgesamt beteiligt sind.

    Die israelische Besatzungpolitik finde ich auch nicht gut. Von der Siedlungspolitik ganz zu schweigen. Aber solange die arabische Seite keine friedliebenden Akteure hervorbringt und nur auf die Vernichtung der Juden aus ist, bin ich "im Zweifel immer für Israel".

    Am 07. Oktober konnte man sehen, was passiert, wenn das israelische Militär mal nicht auf der Hut ist. Churchill's "Either you have them at your feet or at your throat" gilt leider(!!) auch für die derzeitigen palästinensischen Machthaber.

    • @Chris McZott:

      "der einzige Akteur, der glaubwürdig nicht auf die Auslöschung der Gegenseite aus ist"



      Interessant, ich interpretiere das Interimsurteils des IGH anders. Und die zahlreichen Aussagen hochrangiger israelischer Politiker und Militärs auch.

      • @Timothee Güsten:

        Dann interpretieren Sie die Aussagen des IGH (wie viele andere) offenbar falsch. Joan Donoghue hat sich gestern bei der BBC zu diesen Interpretationen geäußert und klargestellt, dass der IGH nur festgestellt hat, dass "the Palestinians had a plausible right to be protected from genocide" und dass "South Africa had a right to present that in the court".



        Über die Plausibilität was den Inhalt des Genozid-Vorwurfs angeht, hat sich der IGH gar nicht geäußert und auch von einem „Interimsurteil“ zu sprechen, ist unzutreffend, sofern damit nicht die genannten Punkte gemeint sind.

        www.jpost.com/isra...war/article-798766

        • @Taugenichts:

          "The ICJ found it plausible that Israel’s acts could amount to genocide"

          www.ohchr.org/en/p...in%20Gaza%2C%20and

          • @Timothee Güsten:

            Ihnen ist schon klar, dass ich die vorsitzende Richterin des Prozesses zitiert habe, oder? Die wird schon wissen wie ihr eigenes Urteil zu interpretieren ist.



            Dass zu bestimmten Maßnahmen aufgerufen wird, um einen Genozid zu verhindern, ist gängiges Prozedere. Wie die UN das mal wieder interpretiert, ist allerdings in der Tat spannend, wenn auch nicht überraschend.



            Wie Sie aus alledem herauslesen, dass Israel es auf die „Auslöschung der Gegenseite“ abgesehen hat, haben Sie dennoch nicht begründet.

          • @Timothee Güsten:

            Das was aktuell in Gaza läuft, soll der israelische Plan zur Ausrottung aller 2 Mio. Araber dort sein?

            Läuft dann nicht so für Israel oder?

            • @Chris McZott:

              Ich sehe es wie folgt:

              Die Gaza-Hamas-palästinensische Seite würde die jüdische/Israel-Seite auslöschen, wenn sie könnte, kann es aber nicht. (Zu mehr als einem Pogrom wie am 07.10.23 scheinen sie mir gegenwärtig nicht befähigt.)



              Die jüdische/Israel-Seite könnte die Gaza-Hamas-palästinensische Seite auslöschen, wenn sie wollte, will das aber nicht.

              • @*Sabine*:

                So ist es. Ein anderer viel zitierter Spruch: Wenn die Palästinenser die Waffen niederlegen herrscht Frieden. Wenn Israel die Waffen niederlegt, wird es ausgelöscht.

  • Letztendlich wird immer klarer, dass „Links“ das verbindende, gemeinsame Grundverständnis verloren hat.



    Das sind keine Unterschiede im Detail oder in Meinungen. Es sind diametrale Positionen, die konsequent gefestigt werden. Ein Bild des Grauens - zumindest aus Sicht der Wähler.

  • Ob es nun antizionismus oder antijudaismus ist, ist ohnehin nur label sache.

    Fact ist das der Zionismus, die ideoligie ist welche einen unabhängigen Israelischen staat als potenzielles Vaterland für alle Juden ansieht.

    Kurzum der Zionismus, ist die Idee vom Existenzrechts israels. Ein AntiZionist, ist somit qua definition gegen die Zweistaaten lösung und somit mMn für einen sinvollen Diskurs disqualifiziert.

    Und zu einer Isolation im "Globalen Süden" sei angemerkt, dass nur weil ein staatsoberhaupt nicht aus europa ist, es die Weisheit noch nicht mit Löffeln gefressen hat. Die Menge an gelenkten Demokratien, ist im sog. globalen Süden jedenfalls nicht umbedingt klein.

  • Die Palestinenser werden leider mehrfach diskriminiert:



    1. sie werden in Gaza von der Hamas unterdrückt.



    2. sie wurden seit 1948 von ihrem Land vertrieben und enteignet.



    3. sie werden in Israel entwürdigt und diskriminiert.



    4. ihnen wird in den USA das Demonstrationsrecht aberkannt



    5. es gibt leider einzelne Übertreiber, die durch ihre ausfallende Sprache den ganzen Protest diskreditieren.

    • @Elias-Nathan Stern-Herrmann:

      "3. sie werden in Israel entwürdigt und diskriminiert."

      Sie sind in der Knesset vertreten. "Knesset (israelisches Parlament) im Jahre 2015 waren 13 der 120 Abgeordneten arabische Israelis." (Quelle: Wikipedia)



      Das sind zwar prozentual weniger als entsprechend des Bevölkerungsanteils (dazu fehlen 11 Personen), das kann aber auch anderen Faktoren geschuldet sein, als der "Entwürdigung und Diskriminierung".

      "4. ihnen wird in den USA das Demonstrationsrecht aberkannt"

      Ich kenne das Demonstrationsrecht in den USA nicht, deswegen kann ich mich hierzu nicht kompetent äußern. Allerdings gehe ich davon aus, dass sich Juristen in den USA finden werden, die das Demonstrationsrecht notfalls vor Gericht erstreiten.

      "5. es gibt leider einzelne Übertreiber, die durch ihre ausfallende Sprache den ganzen Protest diskreditieren."

      Mir erscheinen sie weder einzeln, noch beschränken sie sich auf "Sprache". Aber hierzu werden Sie vermutlich eine andere Meinung vertreten als ich, was vollkommen in Ordnung ist.

    • @Elias-Nathan Stern-Herrmann:

      "1. sie werden in Gaza von der Hamas unterdrückt."

      Teilweise bin ich mir in dem Punkt unsicher. Davon abgesehen, dass die Regierung in Gaza gewählt wurde, schien mir die Befürwortung des Pogroms am 07.10.23 und die Jubelfeiern, auch in Deutschland, doch sehr eindeutig.



      Aus meiner Sicht ist es nicht richtig, die Bürger in Gaza als Opfer zu sehen, die wie Kinder nichts an ihrer Situation ändern können bzw. für ihre Lebensverhältnisse nicht verantwortlich sind.



      Ich halte das für fatal, weil es meiner Meinung nach wichtiger wäre, die Bürger in Gaza zu ermächtigen, konstruktiv nach Lösungen zu suchen. In Gaza gibt es soviel Potential (nicht nur die Menschen (und vier (?)) Universitäten, auch Gasfelder vor der Küste, touristische Attraktionen, Stickkunst, Sonne/Strand/Meer ...". Schade, dass aus der Unabhängigkeit seit 2005 kein Land gestaltet wurde, das zu einem Leuchtturm in der dortigen Region wurde oder zumindest den Bürgern in Gaza ein zufriedenes, gutes Leben in Sicherheit und Wohlstand ermöglicht.

      "2. sie wurden seit 1948 von ihrem Land vertrieben und enteignet."

      Teilweise wurde das Land von arabischen Großgrundbesitzern an jüdische Menschen/Israel verkauft.



      Des Weiteren gingen die mehreren Angriffskriege (selbstverständlich?) auch zu Lasten der Palästinenser. Das ist in vielen Kriegen so und einer der Gründe, weshalb es zielführender ist, auf Angriffskriege zu verzichten.



      Viele der arabischen Menschen in der Region haben das Land freiwillig verlassen, weil man ihnen ein judenfreies Land versprochen hat, in das sie zurückkommen können.



      Ja, es wurden auch arabische Menschen vertrieben, ebenso wie ca. 800.000 jüdische Menschen aus arabischen Ländern.

    • @Elias-Nathan Stern-Herrmann:

      Und sie werden in umliegenden Staaten nahezu nie als gleichberechtigte Bürger:innen irgendwann eingebürgert.



      Die UNRWA erhält den Flüchtlingsstatus über Generationen und den diversen Staaten, die gern die Umma beschwören, sind sie lästige Gäste bis gewünschte Opfer des jüdischen Todfeindes - kann man doch vorzüglich ihr Opfernarrativ für politische und religiöse Zwecke nutzen.



      Ach, und natürlich wird in allen muslimisch geführten Staaten ein Antisemitismus befördert, der nix mit Israelkritik zu tun hat - erschreckend, von ansonsten gebildeten Afghanen, Syrern, Ägypterinnen, Iranerinnen, Libanesen immer wieder den gleichen Mist über jüdische Weltverschwörung und ein Loblied auf Hitler zu hören. Nein, sie sind leider nicht die einzigen Antisemiten.

      Und, nein, die Palästinenser_innen sind auch leider nicht ausschließlich Opfer, so wenig, wie jüdische Israelis allesamt rassistische Siedler_innen sind.

      Erschreckend für mich ist tatsächlich, dass sich "im Westen" ein Narrativ Bahn gebrochen hat, dass noch die ätzendsten, rückwärtsgewandtesten Sheiks und Islamist:innen als Opfer betrachtet und ihre Handlanger als Leute, die quasi vom Westen und dem bösen zionistischen Israel zu ihren schrecklichen Taten gezwungen wurden, weil sie ja gar nicht anders können.

      Derweil sterben im Sudan, kaum beachtet, die Menschen, und auch in Afghanistan ist Hunger allgegenwärtig - aber, hey, dort können wir es echt nicht so drehen, dass die Juden schuldig sind, daher schweigt die muslimische Mehrheit dazu - im Ramadan wurde für Gaza gesammlt, nicht für Hungernde und Leidende in Darfur oder Herat.



      Jajajaja, whataboutism usw.



      Selbstverständlich muss dieser Krieg beendet werden.

    • @Elias-Nathan Stern-Herrmann:

      6. und kein arabisches Land, Jordanien ausgenommen, ist bereit, palästinensische Flüchtlinge auf Dauer aufzunehmen.

      • @Nairam:

        "... 6. und kein ... aufzunehmen."

        Das ist aus meiner Sicht fatal, weil wir ja durchaus diese Menschen aufnehmen und das Leben für jüdische/israelische Menschen hier bei uns u.a. (!) auch dadurch gefährlicher und unangenehmer wird.

  • Zuerst fand ich den "Postkolonialismus" und seine Frontrunner unterstützenswert.

    Im Kontext des Subthemas "Kulturelle Aneignung" fing ich an, diese zu belächeln.

    Inzwischen fürchte ich diese Leute!

    • @Emmo:

      Bin da sehr nah bei dir - ich gebe mir Mühe, weiterhin differenziert zu bleiben und auf die Kraft von Verstand und Vernunft zu setzen und zu hoffen - aber es fällt schwer angesichts der Schwarzweißmalerei von allen Seiten - selbst von Leuten, von denen ich das nie gedacht hätte.

      • @hierbamala:

        "... und auf die Kraft von Verstand und Vernunft zu setzen und zu hoffen ..."

        Diese Aufzählung würde ich gerne um "Pragmatismus" ergänzen.



        Wenn ich ein wenig Zuversicht brauche, denke ich darüber nach, was aus Gaza nach dem Abzug der jüdischen/israelischen Seite (vielleicht auch vorher ?) hätte werden können und was vielleicht - nun leider erst irgendwann - nach dem Krieg möglich sein kann.

        Gaza bekommt so viel Geld und Unterstützung aus aller Welt, hat Freunde und Weggefährten in der ganzen Welt, Gasfelder vor der Küste, Sonne/Strand/Meer, mit der Nähe zu Jerusalem touristisch anziehend, kulturell/geschichtlich interesssant u.v.m. ... weshalb - Kraftausdruck: verdammt noch mal - konnte man 2005 daraus nichts machen.



        Ich schätze Steueroasen nicht, aber Gaza hätte auch eine Steueroase werden können oder, sofern religiös-verträglich interpretierbar, eine Art "Las Vegas". Oder eine Art "neutrale Schweiz", in der sich Konfliktparteien treffen können. Und ja, Gaza hätte gerne trotzdem weiterhin auch das "eigene Schicksal" vermarkten und sich in Geld, Anerkennung, Bestätigung, Zuwendung, Wohlwollen etc. bezahlen lassen können.

        (Vermutlich sind meine Vorstellungen zu westlich, merke ich gerade. Aber es gibt ja auch in der islamischen Welt gelungene Vorbilder.)

        Es wurde sich für einen anderen Weg entschieden. Traurig um die verpassten Chancen, die vielen getöteten Menschen in der Region und die zerstörten Leben.

  • Danke für den einordnenden Text.

    Es ist gut, dass es (noch) gesellschaftlicher Konsens ist in Deutschland, dass Antisemitismus keine legitime Meinung ist. Dieser Konsens bleibt auch unabhängig von der Meinung eines globales Südens oder sonst wem richtig und gehört verteidigt. Es ist absurd, dass teilweise hochkorrupte und autoritäre bis diktatorische Regime Israel alles schlechte unterstellen und hier eine sich selbst als so aufgeklärt, selbstreflektiert und postkoloniale verstehenden Linke sich nicht entblödet dem absolut blind zuzustimmen. Der globale Süden hat nicht deshalb recht nur weil er in der Vergangenheit unterdrückt wurde. Was für eine schematische, ideologische und unterkomplexe Sichtweise ist das bitte?

    Teile der Linken haben sich in dieser Beziehung total verrannt und wirklich jede moralische Orientierung verloren; wobei sie sich sogar noch moralisch überlegen wähnen.

    Aber wie bitte kann man es ernsthaft gutheißen, wenn an Unis wieder Juden selektiert werden wie im obigen Beispiel? Da geht es nicht mal mehr um Israelis sondern explizit um Juden (Nicht, dass ein Ausschluss von Israelis gerechtfertigt wäre).

    Wie kann man in der Hamas etwas anderes sehen als eine Terrororganisation? Sie machen keinen Hehl daraus, dass sie Israel und die Juden auslöschen wollen?

    Wie kann man sich mit mittelalterlichen Islamofaschisten solidarisieren und sich dabei selbst als fortschrittlich und gerecht wähnen?

    Es graust mir vor so einer "Linken"; in Bezug auf das, was aktuell in Verbindung mit Israel von einigen Linken geäußert wird bin ich doch versucht der Hufeisentheorie zuzustimmen. Den diese Parolen stehen in Sachen Menschenverachtung und Vernichtungswillen denen der extremen Rechten kaum nach. Schauerlich, gruselig und einfach beschämend.

    • @Fran Zose:

      Danke! Besonders erschreckend finde ich, dass sich das undifferenzierte Schwarzweißdenken nicht auf junge Studierende beschränkt - in dem Alter glaubt man ja eh, man weiß alles und vor allem besser und man ist moralisch richtig, nein, auch Lehrende und Forschende verengen ihren Blick. Der benachbarte taz-Bericht von der Columbia University zeigt eine ganze Bandbreite.

    • 6G
      600539 (Profil gelöscht)
      @Fran Zose:

      DANKE für die klaren wahren Worte

  • Was entweder nicht verstanden oder ignoriert wird:



    Die Hamas hat am 7. Oktober 2023 mit dem Pogrom alle Juden angegriffen und bedroht. Nun versteckt sie sich hinter der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, nachdem sie Israels Reaktion kalkuliert hat.



    Die Teile der Linken, die das ignorieren, werden sich noch umsehen, wenn sie nicht die Gegenliebe von Hamas und so bekommen, die sie erwarten.



    Bedauerlich nur, dass mit diesen Leuten kein Dialog möglich ist. Dies habe ich zB auf facebook mehrfach erlebt.

    • @aujau:

      "Nun versteckt sie sich hinter der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, nachdem sie Israels Reaktion kalkuliert hat." - Frau Albanese hat im Rahmen eines UNO-Berichts darauf hingewiesen, dass sich in diesem Argument eine gefährliche Dynamik verbirgt: Alle Menschen in Gaza sind Terroristen, die man legitim töten kann oder Schutzschilde, für die man leider nichts tun kann und die auch legitim zu töten sind.

      • @My Sharona:

        Ich glaube nicht, dass diese Dynamik so von allen Israelis getragen wird. Aber die Hamas-Führung sagt " Wir brauchen diese Bilder ". Es ist abscheulich und zum Verzweifeln. Und es ist ein echter Irrweg, das bei Teilen zu ignorieren und die Hamas auch noch zu feiern.

        • @aujau:

          Bei Teilen der Linken.

    • @aujau:

      Genau das ist der entscheidende Punkt. Es ist zum Verzweifeln.

  • Danke für den Artikel. An der Columbia Universität wurden auch Professoren und friedliche Demonstranten von der Polizei weggeprügelt. Das geht nicht! Wir leben und atmen Meinungsfreiheit. Es gibt keinen Platz für Palestinenserfeindlichkeit, das muss sich die USA mal hinter die Ohren schreiben.

    • @Elias-Nathan Stern-Herrmann:

      >> Palestinenserfeindlichkeit...

      Wow, Sie haben's echt erfaßt, es ist die Palästinenserfeindlichkeit, die besorgniserregend ist... Es sind die jüdische Studenten, die Palästinenser bedrohen, bedrängen und nach Polen schicken wollen... Ach nein, das war ja umgekehrt. Es waren ja die Pro-Palästinenser. Sie waren es auch, die hier und da, wo offensichtlich ihr Feindbild geortet haben, "Hamas' next trarget" drauf schrieben. Aber die "Palestinenserfeindlichkeit", ne ist klar. Ich weiß, um ehrlich zu sein, nicht wie man mir all den Diskursverschobenen reden soll. Was antwortet man einer Professorin, die mir erklärt, die Israelis würden die queere Community in Gaza unterdrücken? Was sagt man einem, der erklärt, dass selbst die Juden in Gaza gegen die Juden in Israel sind? Was sagt man einem, der auf den obigen Artikel von "Palestinenserfeindlichkeit" schwadroniert?

      Schreibt Ihnen einer, den die Columbia-Antisemiten zurück nach Polen wünschen (für mich eigentlich kein Schrecken, da ich dort geboren bin; und noch skandiert man an der Berliner Uni, an der ich bin, keine solchen Parolen — aber bei der dynamischen Entwicklung des neuen Hipster-Antisemitismus).

      • @Chris Demian:

        Ich kritisiere die z.T. unsäglichen Äußerungen, die es auf diesen Protestcamps auch gegeben hat. Aber natürlich ist in den USA und auch in Deutschland antimuslimischer Rassismus eine selten benannte Aussagebedingung für Statements zu Nahost. Die Polarisierung der us-amerikanischen Gesellschaft tut ihr Übriges. Da sind leider keine differenzierten Aussagen zu erwarten. Was auf den Protestcamps passiert, wird ideologisch zweckdienlich auf maximal delegitimierenden Wirkung zielend verdichtet und ist ohne rechte Muslimfeindlichkeit nicht denkbar (Intifada = Genozid; "how many death Palestinians will be enough?" - "all of 'em").

  • Man muss konstatieren: Israel hat in der Welt keine Mehrheit, und da wir die Welt zu uns hereinlassen, hat Israel auch bei uns in Deutschland keine Mehrheit mehr.

    Während am Rathaus die Flagge Israels hängt, marschieren Pali-Demos durch die Straße, wo die schwarzweißen Tücher getragen werden und Free Palestine geschrieen wird. Von Genozid und Apartheid ist da die Rede. Und nein, die Gesichter sind nicht nur dunkel und bärtig. Viele weiße, blonde, junge Menschen marschieren mit - unsere Stadt ist leider Universitätsstadt.

  • Ich sehe die Proteste etwas anders.



    Die Studenten sind wütend auf Israel, weil es unverhältnismäßig vorgeht. Für einen toten Hamas-Terroristen werden gefühlt zehn tote Zivilisten in Kauf genommen. Dazu kommt die unrechtmäßige Siedlungspolitik und radikale Siedler, die ungestraft morden, brandschatzen und Land rauben.



    Von da aus ist der Weg kurz zu antisemitischen Parolen. Würde statt Israel ein anderes Land am Pranger stehen, wären die Proteste dieselben. Die dann gewählten Worte wären aber nicht mehr antisemitisch, da der Protest dann eben nicht gegen Israel gerichtet sind. Wut macht keinen Halt vor der Art der gewählten Worte.



    Ich darf daran erinnern, das zu Corona-Zeiten in einigen Ländern Chinesen Angst hatten, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, weil man China verdächtigte, für das Corona-Virus verantwortlich zu sein. Damals gerieten Chinesen unter Generalverdacht und wurden mehr als einmal Opfer von Übergriffen.

    • @Krumbeere:

      "In an unprecedented move, according to two of the sources, the army also decided during the first weeks of the war that, for every junior Hamas operative that Lavender marked, it was permissible to kill up to 15 or 20 civilians; in the past, the military did not authorize any “collateral damage” during assassinations of low-ranking militants. The sources added that, in the event that the target was a senior Hamas official with the rank of battalion or brigade commander, the army on several occasions authorized the killing of more than 100 civilians in the assassination of a single commander."



      Quelle: www.972mag.com/lav...israeli-army-gaza/

    • @Krumbeere:

      China unterdrückt seit Jahren die muslimischen Uiguren, aber die muslimische Welt sagt nichts dazu.

      • @Gorres:

        Und diese an sich korrekte Aussage hat was mit dem Kommentar von Krumbeere zu tun?

        • @EffeJoSiebenZwo:

          Es hat insofern damit zu tun, dass der Unterschied "Antisemitismus" ist.

        • @EffeJoSiebenZwo:

          Ganz einfach: Krumbeere schreibt: "Würde statt Israel ein anderes Land am Pranger stehen, wären die Proteste dieselben. "

          Und ich habe das widerlegt.

        • @EffeJoSiebenZwo:

          Es hat damit "zu tun", daß, wie so oft im Leben, mit zweierlei Maß gemessen wird.



          Hier eine wütende Demo nach der anderen, die jüdischen Kommilitoninnen und Kommilitonen werden bedroht, oder fürchten das.

          Aber über die teilweise erbarmungslose Unterdrückung der Uiguren, deren Kultur ausgelöscht werden soll, ähnlich, wie in Tibet, da gab und gibt es keine Demonstrationen, auch nicht von der muslimischen Seite, die doch sonst gerne auf die Straße gehen, wenn sie meinen, irgendwo in der Welt würde ihr Glaube "beleidigt".



          Und die auf der Columbia studierenden Chinesinnen und Chinesen werden auch nicht in "Kolektivhaftung" genommen, anders als die jüdischen.

          Was zu begrüßen ist, aber es sind eben die Doppelstandards, die man auf linker Seite doch sonst eher Konservativen und Liberalen vorwirft.

    • @Krumbeere:

      Sie "fühlen" tote Zivilisten, wie macht man das denn?

      Und: Ist der Krieg gegen die Hamas der einzige Konflikt weltweit, gegen den es zu protestieren gilt?

      Was ist mit dem Sudan, mit dem Jemen?

      Wie bewerten Sie es, dass keine der drei Präsidentinnen der Elite-Unis in einem Ausschuss des US-Kongresses in der Lage war, Aufrufe zum Genozid an Juden ohne Wenn und Aber zu verurteilen?

      "It depends in the context" sagten sie unisono.

      Ist das Israelkritik?

      Was ist es, wenn man Juden auffordert, zurück nach Polen zu gehen?

      Haben Sie den Text etwa nicht richtig gelesen?

  • Danke für den Text.

    Nie hätte ich mir vor dem 7. Oktober vorstellen können, dass der virulent in allen Schichten, allen Klassen, allen Bildungsgraden vorhandene Antisemitismus sich derart massiv und radikal manifestieren würde.

    Immer öfter beschleicht mich das Gefühl, dass es vorbei ist mit, zumindest weiten Teilen der Linken. Allzu viele marschieren in Richtung Barbarei.

    Aufmerksam machen möchte ich noch auf den von Frau Martini gemeinsam mit Klaus Bittermann herausgegebenen Essay-Band

    "Nach dem 7. Oktober: Essays über das genozidale Massaker und seine Folgen".

    Darin schreiben Autorinnen und Autoren wie Deniz Yücel, Meron Mendel, Nele Pollatscheck, Wolfgang Kraushaar und viele andere gegen den Antisemitismus an, der weite Teile sich als links verstehende ergriffen hat.

    Sehr lesenswert.

    • @Jim Hawkins:

      Ich finde die Entwicklung auch besorgniserregend, mit wem manche Linke zusammen gemeinsame Sache machen. Zeitgleich fühlen sich mehr Jüd*innen immer unsicherer hier wie dort. Nochmal deutlich: Nein, der 7.10. war KEIN Befreiungskampf.