Pro-Israel-Demonstrationen: Uns doch egal
Die Solibekundungen der Deutschen für Israel sind im Vergleich zum Ukrainekrieg dürftig. Die eigentliche Prüfung steht noch bevor.
M it einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übrig lässt, haben deutsche Politiker ihre Solidarität mit Israel erklärt. Es scheint, als stünde ein ganzes Land auf Seiten der angegriffenen Jüdinnen und Juden. Aber dies scheint nur so.
Denn all die Beteuerungen aus der Politik stoßen in der Bevölkerung auf nur wenig Resonanz. Die größte deutsche Demonstration für Israel zählte 2.000 Teilnehmer. Selbst das wurde schon als Erfolg gewertet. Eine Versammlung von gerade einmal 350 Menschen, die sich in Solidarität mit deutschen Juden vor einer Synagoge versammelt hatten, schaffte es bis in die Hauptnachrichtensendungen. Zur Erinnerung: Als Russland 2022 die Ukraine mit einem Krieg überzog, waren es Hunderttausende, die aus Protest auf die Straße gingen. Aber da fürchteten viele Deutsche auch, dass ihnen eine Atombombe auf den Kopf fallen könnte.
Demonstriert haben in diesen Tagen auch Palästinenser. Der Verdacht liegt nahe, dass einige unter ihnen damit ihre Unterstützung für die terroristische Hamas zum Ausdruck bringen wollten. Auch diese Proteste zogen nur sehr wenig Publikum an. Schon gar nicht beteiligte sich eine relevante Zahl Deutschstämmiger an diesen landsmannschaftlichen Veranstaltungen, auch keine so genannten Linken. Das war in der Vergangenheit schon mal anders und lässt ein wenig hoffen.
Es scheint, bitte entschuldigen Sie die Wortwahl, als ginge der Krieg um Israel den in Deutschland lebenden Menschen egal welcher Couleur am Arsch vorbei. Unangefochten auf Platz eins der Beliebtheitsskala hiesiger Probleme bleibt die Migration unerwünschter Asylsuchender.
Dabei steht der eigentliche Lackmustest zur Solidarität mit Israel noch bevor: Wenn die Armee in Gaza einmarschiert, um dem Terror ein Ende zu bereiten. Die Absetzbewegungen, die Relativierungen, die Forderungen nach Verhältnismäßigkeit, sie sind so erwartbar wie die Kugeln der Hamas gegen Juden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei