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Pressesprecherin im Weißen HausTrump schönreden

Karoline Leavitt ist die jüngste Pressesprecherin des Weißen Hauses. Und hat nicht erst mit Trumps Ankündigung zum Gazastreifen viel zu erklären.

Äußerlich dezent, inhaltlich nicht so: Karoline Leavitt Foto: Carlos Barria/reuters

Am Mittwoch war Karoline Leavitt damit beschäftigt, Trumps monströsen Gaza-Vorstoß abzuschwächen. Eine „Umsiedlung“ von Palästinensern solle „nur vorübergehend“ erfolgen, sagte sie. Weder wolle der US-Präsident Soldaten dorthin entsenden, noch, dass die amerikanischen Steuerzahler den Wiederaufbau finanzieren. Trumps Idee einer Zwangsvertreibung hatte weltweit Empörung ausgelöst. Deutschland und andere Verbündete der USA, arabische Staaten und die Palästinenser selbst wiesen seine Pläne scharf zurück. Leavitt bemühte sich deshalb um Schadensbegrenzung.

Leavitt ist mit 27 Jahren die jüngste Pressesprecherin, die das Weiße Haus je gesehen hat. Die Trump-Regierung ist von schrill geschminkten Gesichtern und pompösen Fönfrisuren erfüllt – der Präsident selbst macht es vor. Dagegen wirkt Leavitt – das Haar in blonden Wellen, immer mit großem christlichem Kreuz an der Halskette – in ihrem Auftritt fast dezent.

Doch genau damit sorgt sie in den sozialen Medien für Aufsehen. Ihr professionell geschminkter, altmodischer Look irritierte Zu­schaue­r:in­nen so sehr, dass sie ihn mit dem Hashtag #republicanmakeup kommentierten. Gemeint ist ein unzeitgemäßer Look, der älter macht.

Warum möchte eine so junge Frau, ein Kind der Gen Z, so viel älter wirken? Es soll ihr einen größeren Anschein von Seriosität verleihen, mutmaßen manche. Andere nehmen an, dass es der bewusste Ausdruck eines extrem konservativen Schönheitsbegriffs ist, aktuelle Make-up-Trends bewusst zu ignorieren. Das könnte ein Grund ihrer Maskenbildnerin sein, einen Look zu kreieren, der an die Zeit erinnert, als Ronald Reagan noch im Amt war.

Karriere bei Fox News gestartet

In der „Modesty-Culture“, die in den USA quer durch die Konfessionen verbreitet ist, wird Frauen zudem beigebracht, gefällig auszusehen, ohne sich der sündhaften Eitelkeit schuldig zu machen. Aber natürlich dient die Kritik auch der oberflächlichen Abwertung einer Frau, die man politisch ablehnt.

Fest steht: Leavitt, die mit einem mehr als 30 Jahre älteren Immobilienunternehmer verheiratet und Mutter eines Kleinkinds ist, trägt den glatt gebügelten Look, der viele Moderatorinnen von Fox News auszeichnet. Tatsächlich begann Leavitt ihre Karriere einst beim konservativen Nachrichtensender, aus dem Trump auch seinen umstrittenen Verteidigungsminister Pete Hegseth ins Pentagon rekrutiert hat. Der Ex-Militär trägt unter seinem Hemd mittelalterliche Kreuzritter-Tattoos auf der Brust und auf dem Arm, in Frakturschrift, den Kreuzritter-Schlachtruf „Deus Vult“ – auch das eine Botschaft, aber weniger subtil.

Leavitts Amtsvorgängerin Keyleigh McEnany wiederum arbeitet inzwischen für Fox News – es wirkt, als habe Trump zwischen seinem Lieblingssender und dem Weißen Haus quasi eine Drehtür installiert. Bei McEnany ging Leavitt während Trumps erster Amtszeit in die Lehre, sie war ihre Assistentin. Anschließend arbeitete sie für die republikanische Kongressabgeordnete Elise Stefanik, die Trumps jetzt zu seiner Botschafterin bei der UN berufen hat, und versuchte sich selbst an einer Politkarrie­re bei den Republikanern. In Trumps Präsidentschaftswahlkampf spielte sie eine zentrale Rolle. Dafür wurde sie mit ihrem Karriere­sprung belohnt.

Israels Regierung macht indessen klar, dass sie Trump ernst nimmt: Laut Verteidigungsminister Katz soll die Armee jetzt einen Plan für die „freiwillige Ausreise“ von Palästinensern aus dem Gazastreifen erarbeiten. Das wird selbst Leavitt nicht schönreden können.

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24 Kommentare

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  • "Trump schönreden"? Wie soll das gehen?

  • Am Ende werden sie alle gefeuert, selbst hündische Servilität gegen über seiner Orangeheit wird nicht reichen. Der Kaiser ohne Kleider hat einfach einen gewaltigen Sprung in der Schüssel und ist psychisch höchst auffällig. Da muss es zwangsläufig zu Konflikten kommen, die mit Amtsentzug bestraft werden. Auch die 80er-Jahre-Barbie als Sprecherin wird Lehrgeld bezahlen.

  • Ich lese hier in den Kommentaren - wie auch im Zusammenhang mit Trumps anderen regierungsamtlichen „Eskapaden“ wie dem Vorschlag der Vertreibung der Palästinenser aus Gaza - leider viel Verharmlosendes, Beruhigendes, Beschwichtigendes, Ironisierendes oder Zynisches.



    Ist das nur der Versuch, das Revolutionäre, Aberwitzig-Wahnsinnge, Faschistische - angesichts dessen es einem eigentlich die Sprache verschlagen sollte - in Worte zu fassen? Oder ist es Verdrängung, ein Schönreden angesichts des dystopischen Charakters dieses Regimes.



    Wer den Schuss immer noch nicht gehört hat, sollte wenigstens mal diese Meldung aus der bestimmt nicht als linksradikal verdächtigen Capital zur Kenntnis nehmen:



    www.capital.de/wir...refox-newtab-de-de

    • @Abdurchdiemitte:

      Sehe ich ähnlich. Allerdings sehe ich es wie ein Brite das gestern im Interview sagte: Man sollte Trumps Aussagen Ernst nehmen, nicht weil er sie tätigt, sondern wegen den ganzen Leuten die er um sich gescharrt hat. Das sind die eigentlich gefährlichen Leute, diejenigen die die Strippen der dummen Marionette Trump ziehen. Und gerade auch wenn es um Gaza geht braucht man sich nur anschauen wer alles in seinem Kabinet sitzt und was die in der Vergangenheit so von sich gegeben haben. Allein die hier erwähnte Elise Stefanik wollte in der Anhörung zu ihrer Bestätigung als UN-Botschafterin nicht mal bestätigen das den Palästinensern das Selbstbestimmungsrecht der Völker zusteht und sagte das sie glaubt das Gott den jüdischen Menschen das Westjordanland (oder Judäa und Samaria) gegeben hat.



      Man sollte aufhören Trump so viel Aufmerksamkeit zu schenken und sich stets bei allen seinen Äußerungen fragen: wer sitzt alles in seinem Team der dafür sorgen kann und es vor allem auch will das diese Äußerungen auch in die Tat umgesetzt werden. Bei allem was er sagt, gibt es garantiert jemand der davon profitieren wird, wenn nicht er selbst dann seine ganzen "Handlanger/ Strippenzieher".

    • @Abdurchdiemitte:

      taz.de/Umsiedlung-...bb_message_4937472



      Dort hat Kommentator Picard auf den Artikel hingewiesen.

      • @aujau:

        Ich hatte es nicht zur Kenntnis genommen, mea culpa.



        Und ich wollte auch keineswegs zum Ausdruck bringen, dass die Kommune die Entwicklungen in den Staaten und weltweit zu sorglos kommentiert.



        Ich muss jedoch zugeben, das es mir seit der Inauguration Trumps zunehmend die Sprache verschlägt angesichts des Tempos, der Entschlossenheit und der Chuzpe, mit der Trump und seine Leute den globalen gesellschaftlichen Umbau vorantreiben. Und dass es Leute gibt, die darin tatsächlich eine Chance sehen, dass alte Verkrustungen aufgebrochen werden. Das böse Erwachen erfolgt dann wahrscheinlich, wenn es dafür längst zu spät ist.



        Und ehrlich gesagt, bekomme ich so langsam wirklich echte Angst, was die Situation hierzulande betrifft - mit einem Kanzler Merz, der dieser Dystopie nicht nur nichts entgegenzusetzen hat (das konnten schon Scholz und die Ampel nicht), sondern uns noch geradewegs in den Schlamassel hineinführt.



        Diesmal geht es wirklich ums Eingemachte.

  • Es ist mir nur möglich, den Demokratieabbau in den USA mit halbem Ohr zu verfolgen.



    In Fragen des Outfits bin ich, als einmaliger Bunteundgalareingucker, natürlich voll qualifiziert. Somit teile ich, in Qualifikationsfragen, die Vorbildung des Trumpelkabinetts.



    Ein wenig verwundert bin ich über die Auswahl der Pressesprecherin, aus optischen Erwägungen, allerdings schon .



    Doofbald Trump hatte im Wahlkampf doch bereits verkündet, dass er besser aussehe, als Kamala Harris.



    Ego Mist passt da natürlich sehr gut zum neuen Schönheitsbegriff.



    Die oben abgebildete Pressesprecherin leider gar nicht. Aber wenn Dick und Doof fertig sind mit dem Entlassen der MitarbeiterInnen in den Behörden, dürfte die Rotation auf den Regierungssitzen Gewohnheitsgemäß wieder einsetzen.

  • Frau, 27 Jahre jung, mit blonden Wellen, professionell geschminkt mit altmodischem Look. Und dann noch in einer Führungsposition?

    Boah TAZ... muss das sein?

  • Auch wenn die Trump-Mitarbeiter noch so loyal sind, ihr Job wird sie an ihre Grenzen bringen. Dann werden Risse in de Fassade sichtbar, Die Makeup -Trends sind dann nicht mehr so wichtig.

    • @aujau:

      In der ersten Amtszeit hagelte es schon rasch Kündigungen.



      www.zeit.de/politi...fstratege-rauswurf



      Hier wird nicht passend gemacht, was nicht passt, sondern gefeuert.

      • @Martin Rees:

        Und wieviele Elitenbabies will der orangene Horrorclown verbrauchen? Reicht das für die vier Jahre? Großes Kino.

  • Sie kann aber Musk schönreden, oder versucht es zumindest. Wobei man nicht weiß, ob sie nicht begreift, was sie sagt oder die Presseleute dreist hinter die Fichte will. Auf die Frage nach Musks Interessenskonflikten, soll sie geantwortet haben, daß sich Musk in der Bearbeitung seiner privatwirtschaftlichen Angelegenheiten im neuen Amt "zurückhalten" werde.

    Nun ist Musk dem Vernehmen nach "besonderer Regierungsbeamter" geworden, um Ausgaben zusammen zu streichen. Denkt man über die Aufgabe kommt man darauf, daß es schlechterdings dabei weder Neutralität oder Zurückhaltung geben könne. Er kann entweder streichen oder es beim Status quo belassen. Während es für Ersteres eine bewußte Entscheidung braucht, ergibt sich das zweite Resultat auch durch Nichtstun. Wird nichts entschieden, bleibt alles beim Alten. Übt Musk in eigener Sache "Zurückhaltung", bleiben seine Erlöse aus dem Staatssäckel unangetastet. Und seine Untergebenen werden einen Teufel tun, sich beim Chef unbeliebt zu machen. Also ...

  • "Die Trump-Regierung ist von schrill geschminkten Gesichtern und pompösen Fönfrisuren erfüllt – der Präsident selbst macht es vor."



    Menschen nach dem äußeren Erscheinungsbild bewerten. Bravo.



    Was soll man von einer linken Zeitung halten die ihre politischen Gegner derart diskriminierend abkanzelt?



    Das ihr Trump und Musk und die MAGA-Bewegung für alles wofür sie stehen zutiefst verachtet - kein Problem.



    In der Sache erbittert kritisieren👍



    Aus Abneigung abschätzig bewerten👎



    Ihr seid ein linkes Blatt - das Sozialverhalten das ihr unentwegt so konsequent einfordert solltet ihr selbst schon einhalten können.



    Würde ich unter der Rubrik Mindeststandard verbuchen.

    • @Farang:

      Sie haben ja völlig recht - es ist vertane Zeit, sich an Äußerlichkeiten aufzuhängen.



      Wenn ich schreiben würde, an was mich die Entourage Musks und Trumps in ihrem äußeren Erscheinungsbild erinnert, würde das aber dermaßen gegen die Nettiquette verstoßen … ich lasse es also lieber.



      Die Inhalte derer Politik sind schon grauenhaft genug, so dass man davor lieber fest die Augen verschließen möchte. Das aber können wir uns nicht leisten, wir müssen schon genau hinschauen.

    • @Farang:

      Ich finde ja, dass sich die politische Linke die Angewohnheiten zulegen sollte, die die Rechten so erfolgreich gemacht haben. Da fehlt leider noch einiges zu Leuten wie Trump oder Frage oder auch Propaganda-Organen wie Fox-News.

    • @Farang:

      Frau Leavitt trägt für mich diesen typischen "US-chic", wie ich ihn gerne nenne. Vermutlich will sie mit ihrem Outfit in einem Umfeld, wo Leute unter 40 eher selten sind, einfach als professionell gelten? 🤷

    • @Farang:

      Anhand der Aspekte des Erscheinungsbilds, welche die betreffenden Personen selbst gestalten können, kann man sie sehr wohl beurteilen. Es sind ja manchmal regelrechte optische Statements.

      • @CarlaPhilippa:

        Ja, sicher, Sie haben ja recht … würde hingegen ich als „alter weißer Mann“ entsprechend kommentieren, wäre ich möglicherweise schnell des Sexismus überführt.



        So viel wenigstens habe ich von meinem woken Nachwuchs gelernt.😉

    • @Farang:

      "Die Trump-Regierung ist von schrill geschminkten Gesichtern und pompösen Fönfrisuren erfüllt – der Präsident selbst macht es vor."

      Und wo ist da, Ihrer Meinung nach, die Wertung? Ist doch eine Beschreibung, mehr nicht ... Auch ein "derart diskriminierend[es]" Abkanzeln kann ich darin nirgends finden. Vielleicht recherchieren Sie ja erst mal die Begriffe, mit denen Sie hier wild um sich werfen ...

    • @Farang:

      Erstens kanzelt der Artikel nicht ab und bewertet auch nicht, sondern beobachtet. Er beobachtet zum Beispiel auch und sagt explizit in kritischer Absicht, dass in den sozialen Medien die politischen Gegner den Stil Leavitts unangemessenerweise gegen sie verwenden, macht sich genau das also nicht zu eigen.

      Zweitens ist es angesichts des rechtskonservativen/reaktionären Kulturkampfes in den USA durchaus auch politisch relevant, darüber zu reden, wenn sich in bestimmten Kreisen ein bestimmter Stil schon als Teil der Kommunikation mit der Anhängerschaft etabliert. Und genau um diese Frage geht es hier im Artikel (zumindest u.a.).

      Aufmerksames Lesen könnte also schnell den Puls wieder herunterbringen.

      • @Wonko the Sane:

        Der Artikel beobachtet. Zum Beispiel, dass die Frau "immer mit großem christlichem Kreuz" am Hals unterwegs ist, auf dem Bild dazu hat sie nix am Hals. Also ist die Beobachtung falsch - und die Zusammenarbeit zwischen wort- und Bild-tazzies ausbaufähig...

      • @Wonko the Sane:

        Ich hab dann wohl auch nur falsch gelesen?

        Ihr reduziert in eurem Artikel eine Frau in einer politischen Funktion zu 95% auf Äußerlichkeiten.

        Und ja, gerade von einem linken Medium habe ich das nicht erwartet

      • @Wonko the Sane:

        Wenn ich hier als (weißer) Mann Frisur, Schminke, Schmuck und Kleidung von, sagen wir, Fr. Baerbock, Fr. Faeser, Fr, Paus, Fr. Lang, Fr. von der Leyen oder, Gott bewahre, Fr. Nietzard einer politisch-ästhetischen Kritik unterziehen würde, was ich, ich betone, hier nicht tue, müsste ich eine Art "Shitstorm" über mir dulden.



        Was ich auf dem Foto sehe, ist eine junge "normschöne" (Taz-Begriff) Frau mit wachen Augen, die mit einer knallig-roten Jacke geschäftsmäßig-elegant gekleidet ist und an diesem Morgen mutmaßlich in der Eile ihre Kette mit dem fetten Kreuz dran vergessen haben wird.

  • >Leavitt ist mit 27 Jahren die jüngste Pressesprecherin, die das Weiße Haus je gesehen hat. Die Trump-Regierung ist von schrill geschminkten Gesichtern und pompösen Fönfrisuren erfüllt – der Präsident selbst macht es vor. Dagegen wirkt Leavitt – das Haar in blonden Wellen, immer mit großem christlichem Kreuz an der Halskette – in ihrem Auftritt fast dezent. [...] Warum möchte eine so junge Frau, ein Kind der Gen Z, so viel älter wirken?

    Ist sie das denn auf dem Foto? Die sieht doch gar nicht deutlich älter als 27 aus, trägt keine Kette und ist ziemlich stark geschminkt