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Politikwissenschaftlerin über Klimakrise„Der Zusammenhalt ist unter Druck“

Die Klimabewegung hat Unterstützung verloren, ergab eine Umfrage im Auftrag von Laura-Kristine Krauses Organisation. Warum?

Letzte Generation: Ist die Klimabewegung ihretwegen unbeliebt? Foto: Kay Nietfeld/dpa

taz: Frau Krause, Ihrer Umfrage zufolge hat die Klimabewegung bei der deutschen Bevölkerung massiv an Sympathie verloren. Was haben Sie herausgefunden?

Laura-Kristine Krause: Wir sehen in unseren Daten, dass die Menschen der Frage, ob sie der Klimabewegung grundsätzlich ihre Unterstützung geben, heute nur noch mit 34 Prozent zustimmen. Vor zwei Jahren waren es noch doppelt so viele.

Sie haben auch nach einzelnen Aspekten gefragt, etwa ob die Klimabewegung offen auf „Leute wie mich und dich“ wirkt.

Uns interessiert besonders die Verbindung der Themen Klimaschutz und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Heute sagen nur noch 29 Prozent unserer Befragten, dass die Bewegung offen ist dafür, dass Menschen wie sie selbst mitmachen, früher waren es 63 Prozent. Ein anderer wichtiger Punkt ist die Frage „Hat die Klimabewegung das Wohl der gesamten Gesellschaft im Blick“, die nur noch 25 Prozent bejahen statt wie vorher 60 Prozent. Wir sehen in all diesen Fragen dramatische Zustimmungsverluste.

Auch die Frage „Spricht die Klimabewegung eine verständliche Sprache“ verneinen die Befragten eher. Anscheinend ist der Eindruck einer geschlossenen, radikalen Gruppe mit eigener Sprache entstanden.

Wir dürfen nicht vergessen, dass es in Deutschland eine lange Tradition der Klima- und Umweltbewegung mit unterschiedlichen Schwerpunkten gibt. Der Fokus der öffentlichen Debatte hat sich dagegen in den letzten acht Monaten auf einzelne Akteure konzentriert. Vor zwei Jahren haben die Menschen die Klimabewegung stark mit Fridays for Future verbunden. Das war auch nicht kritikfrei, aber mit ihnen war das Thema endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Heute denken die meisten an die Letzte Generation.

Auch der gesellschaftliche Kontext ist heute ein anderer – der Ukrainekrieg, die Inflation …

Klar, wir sind gerade in einer Phase, wo die Menschen größere materielle Sorgen haben als vor zwei Jahren. Das sehen wir auch in unseren sonstigen Daten. Die meisten Menschen haben einen viel negativeren Blick auf Politik und Gesellschaft, der gesellschaftliche Zusammenhalt ist unter Druck. Der Ukrainekrieg hat auch die Klimadebatte befeuert, das zeigt sich etwa beim Heizungsgesetz. Trotzdem: Heute stehen Bewegungsakteure im Fokus, die als antagonistischer wahrgenommen werden als FFF, und die auf das Stören des Alltags abzielen.

Menschen stimmen der Klimabewegung eher zu, wenn sie auf eine nette und freundliche Art protestiert?

Das würde ich nicht sagen. Ich glaube, dass wir es gerade mit einer Situation der gefühlten Bedrängung zu tun haben. Wir haben vor zwei Jahren eine große Studie zum Thema Klimaschutz und gesellschaftlicher Zusammenhalt gemacht. Die Menschen sehen die gesellschaftliche Herausforderung, aber das am meisten genannte Gefühl zum Klimawandel war Hilflosigkeit. Viele fühlen sich überfordert.

Wovon genau?

Vergleichen wir die Klimadebatte mit der Rentenpolitik: Wir zahlen am Ende des Monats durch unsere Gehälter in die Rentenkasse ein. Das basiert nicht darauf, wie genau wir verstanden haben, wie das Rentensystem funktioniert oder wie wichtig wir es finden. Sondern es wurde einmal gesamtgesellschaftlich ausgehandelt und liegt nicht in individueller Verantwortung. Klimaschutz wird völlig anders behandelt, auch von der Politik.

Inwiefern?

Es geht immer darum, was der Einzelne tun soll, viel weniger darum, wie die Politik den gesellschaftlichen Rahmen setzen kann. Die Menschen haben das Gefühl, dass sie das unter sich aushandeln müssen. Aber sie wollen weder der Dumme sein, der als Einziger was tut, noch als schuldiger Blockierer dastehen. Den Individuen wird viel mehr Verantwortung aufgebürdet als in anderen Politikbereichen

Also brauchen wir Verbote?

Verbote und Verzicht auf Ebene der Bürger allein sind der falsche Ansatz. Es gibt mit Anreizen, der Abschaffung von Subventionen und dem Setzen von Produktionsstandards doch ein großes Tableau an Möglichkeiten. Vor zwei Jahren haben 66 Prozent der Befragten gesagt, dass sie verbindliche Regeln für Klimaschutz möchten. Regeln ermöglichen ja auch eine mentale Entlastung. Die Menschen wünschen sich mehr Klimaschutz und wissen auch, dass es wehtun wird, da hinzukommen. Aber genau deshalb müssen sowohl Politik als auch Klimaakteure um sie werben – und sie nicht erziehen.

Aber die Argumente liegen auf dem Tisch. Wie soll man stärker für etwas werben als damit, dass es das Überleben der Menschheit sichert?

Die Menschen wünschen sich eine positive Zukunftserzählung. Etwa die Frage „Wie kann das Land modernisiert werden, mit Klimaschutz als oberster Prämisse?“. Eine Möglichkeit ist die Schaffung öffentlicher Güter und einer funktionierenden Infrastruktur. Die ist den meisten Deutschen sehr wichtig.

Das wäre Aufgabe der Politik. Und was sollte die Bewegung tun?

Neue Allianzen schließen, wie zum Beispiel bei der gemeinsamen Demo von FFF und Gewerkschaften für bessere Löhne im ÖPNV. Momentan stehen Themen wie Inflation, bezahlbarer Wohnraum oder Alterssicherung für viele Menschen im Fokus. Das heißt nicht, dass sie gar nicht für Klimaschutz empfänglich sind. Aber die Kommunikation sollte auf eine Art stattfinden, die um Menschen wirbt und sie nicht gegeneinander aufbringt. Mit jemandem, der sich hilflos fühlt, müssen Sie anders reden als mit jemandem, der gerade in seiner vollen Kraft steht. Man kommuniziert momentan mit einer verunsicherten Gesellschaft, die pessimistisch in die Zukunft schaut.

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45 Kommentare

 / 
  • Worüber redet man, wenn man über die LG redet?



    - Über den Klimawandel? Nein.



    - Über deren Aktionen? Ausschließlich.



    Erkenne den Fehler.

    • @Rudi Hamm:

      ....genau...👍



      ...statt lösungsorientiertes Denken von den Verantwortlichen Amateuren aus der Politik - & von den zuständigen Akteuren aus Industrie und Wirtschaft - verantwortungsvolles handeln einzufordern, statt immer nur die Profitgier in den Vordergrund zu stellen - gemaule, gezeter von, verständlicher Weise, sich gestörten Verkehrsteilnehmern...nur gestört werden wir alle vom Klimawandel...



      🌊🌊🌧🌊🔥🌊♨️♨️♨️die Uhr⏳️ läuft...

  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    "Fridays for Future" und "Letzte Generation" dürften für viele einen Vorwurf bestätigt haben, welcher der Klimabewegung schon seit längerem vorgehalten wird: eine quasi-religiöse Bewegung zu sein.

    Während zuvor im wesentlichen wissenschaftlich begründete Befürchtungen und Prognosen als Glaubenssätze abgetan wurden, trugen die jüngeren Klimabewegungen Elemente in die Auseinandersetzung, die zentrale Charakteristika religiöser Bewegungen sind: regelmäßige Prozessionen und Riten (Freitagsdemonstrationen, Klebeaktionen), eine Prophetin (Greta Thunberg), Martyrien (Menschen die sich freiwillig festkleben und körperlich angegriffen werden), Gebote (Du sollst nicht Auto fahren, Du sollst nicht Fleisch essen), Sünden (Auto fahren, Fliegen), Demonstrationen des richtigen Glaubens (vegane Ernährung, Fahrrad fahren) usw., usf. Was noch fehlt ist ein zentraler Textkorpus und eine zentrale Instanz, die festlegt was wahr ist und welche Regeln zu befolgen sind.

    Die letzte Generation arbeitet dabei an letzterem, indem sie beispielsweise mit den Forderungen nach einem Bürgerrat die geltenden Prinzipien der repräsentativen Demokratie infrage stelllt.

    Dabei hat sie den Bogen etwas überspannt, indem sie wissenschaftlich begründete Warnungen zu einer apokalyptischen Erzählung mit bevorstehendem Weltende weitergesponnen hat und sich als eine Bewegung präsentiert, die an religiöse Fanatiker, wie beispielsweise die mittelalterlichen Geislerzüge erinnert.

    • @14231 (Profil gelöscht):

      Trollerei? Satire?

      • @Uranus:

        …nein, nur sehr treffend zusammengefasst.

        • @Flocke:

          ...die repräsentative " Demokratie " in Frage zustellen ist ja wohl nicht allein der LG vorbehalten- jeder mündige, halbwegs gebildete Mensch sollte sich mal fragen, warum wir diese Art der Demokratiform erhalten haben...

        • @Flocke:

          Ach, ist es das? Gibt es dann noch ne Abhandlung über die Religion(en) "Soziale Marktwirtschaft" TM/Kapitalismus, Progressivismus ...?

          • @Uranus:

            Gerne können Sie die Abhandlungen schreiben und dem “ Whataboutism” damit nachfolgen. Ändert aber nichts daran dass der o.a. Kommentar meiner Meinung nach sehr zutreffend ist.

            • @Flocke:

              Wahrscheinlich würde dies auch nichts an den Meinungen ändern. So gesehen sind wohl viele meiner Kommentare, in denen ich argumentiere vergebene Müh. Manchen geht es nicht um das Diskutieren, sondern um das Äußern von Meinungen. Scheifs Kommentar mag für manche auf den ersten Blick nett und einleuchtend klingen, ist doch aber so verzerrt, dass ich es recht müßig finde dagegen anzuschreiben. Am Anfang steht die Auswahl der Quellen und das Hinterfragen, was mensch so liest. Hier geht es aber offenbar um die Verbreitung einer ideologischen Wertung/Imagination ...

  • „Wie kann das Land modernisiert werden, mit Klimaschutz als oberster Prämisse?“



    - Warum zur Hölle kann die FDP, genau, die bisher alles blockiert, da kein Kapital draus schlagen?



    Wieso nicht die großen Parteien? Damit kann man Leute doch abholen, selbst ein paar alte weiße Männer, oder??



    Es könnte dem einen oder anderen glatt Spaß machen, die Challenge anzunehmen. Und niemand in der Politik muss mit dem Narrativ groß was verlieren außer den Rändern.

    • @Annette Thomas:

      ...genau für Ihre sehr guten Überlegungen - brauchten wir Fachkräfte in der Politik - und keine Amateure...



      Zudem mehr Verantwortung in Industrie & Wirtschaft...



      Langfristiges lösungsorientiertes Denken - wird meist von kurzfristigem , profitorientiertem Handeln ohne Nachdenken - verdrängt...

  • Laut ARD wurde in London von den Konservativen gerade eine neue Strategie erkannt: Mehr Wähler durch weniger Klimaschutz!

    www.tagesschau.de/...ies-klima-100.html

    "Der Wähler ist ein scheues Reh, - er wählt nur das, was nicht tut weh ..."

    Wie soll man das nur in den Griff bekommen? Vermutlich dauert das Drama, bis nationale Notstände ausgelöst werden müssen und nichts mehr geht. Dann WERDEN Verbote mit Macht durchgesetzt. Allerdings ist bis dahin aller verbleibender Spielraum vertan. Schade.

  • Es gibt eine Möglichkeit, die Sorgen der Bürger mit einem Fingerschnipp zu lösen: Inflation oder Altersarmut werden dann zurück gehen, wenn der Konsum zurückgeht. Aber wer will schon freiwillig Verzichr üben?

    • @Troll Eulenspiegel:

      Wenn der Konsum zurück geht wird die Altersarmut zunehmen, nicht umgekehrt.

      • @Tom Tailor:

        Wer hat dir das beigebracht? Die FDP?

        Also ich weiß Armut gibt es dann, wenn es Reichtum gibt. Weil ich arm bin, bist du reich! Sozusagen.

        Geht natürlich nicht, ist unfair. Also da angreifen, wo der Profit hingeht. Konsumiere weniger, um weniger Reichtum dem anderen zu geben.

        • @Troll Eulenspiegel:

          Blödsinn pur. Zum einen ist es für eine Volkswirtschaft nicht gut, wenn ihr Geld entzogen wird, z.B. durch verminderten Konsum. Zum anderen bedeutet geringerer Konsum eine geringere Produktion und damit eine geringere Anzahl an benötigten Arbeitskräften. Höhere Arbeitslösigkeit bedeutet für die Betroffenen eine höhere Wahrscheinlichkeit Altersarmut zu erleiden.

          • @Tom Tailor:

            ....wo werden denn die Waren, die Sie konsumieren hergestellt - in " old Germany " oder doch eher Importe ?

            • @Alex_der_Wunderer:

              Sowohl als auch. Aber es ist ja nicht nur die Produktion, die bei geringerem Konsum in die Knie gehen würde. Als unmittelbare Folge wäre auch der nachfolgende Dienstleistungssektor betroffen. Händler, Logistik, Planung, Infrastruktur, Transport und Versand etc.

              • @Tom Tailor:

                👍

        • @Troll Eulenspiegel:

          Ja du hast nicht verstanden wie das funktioniert. Auch mit Verweigerung von Konsum, wirst du oder eine große Masse an Menschen nicht verhindern, dass andere Reich werden, nur das man selber arm bleibt

          • @Walterismus:

            Diese Theorie muss erstmal bestätigt werden. Haben wir nichtkapitalistische Zustände je erlebt? Also Zustände ohne Gewinnmaximierung? Schon das alte Rom wusste, dass man andere Länder plündern und Reichtümer anhäufen kann.

            Dagegen haben wir noch keine Verzichtgesellschaft aufgebaut. Bauen wir doch mal eine auf, dann kann man sehen, ob meine Theorie richtig oder wahr ist.

            Worauf warten wir noch?

  • Leider ist ein wesentlicher Grund für die Skepsis gegenüber den Klimaaktivisten das Auftreten 'grüner' Politiker, die von oben ihre 'Rgeln' nach unten durchgeben wollen und dabei die Menschen nicht mitnehmen: Statt Heizwärmepolitik gemeinsam zum Beispiel mit vorrangiger Prüfung von Fernwärme-Versorgung zu betreiben und gleichzeitig zu prüfen, welche indivuduellen Anpassungen an die Klimakatastrophe bei den Haushalten überhaupt gestemmt werden können, wird an den Leuten vorbei EIN Weg quasi vorgeschrieben, an den sich alle halten sollen, ob sie es können oder auch nicht. Nicht zuletzt sind die Auswirkungen auf den Wertbestand der jeweiligen Immobilien überhaupt nicht berücksichtigt worden und damit Spekulanten Tür und Tor geöffnet. Wenn Politik in den Massnahmen zur Klimakatastrophe spalten, statt die Gesellschaft zusammenzubringen, verstärkt sie den Widerstand. Im Übrigen: Japaner heizen weitgehend mit Wärmepumpen (und Strom aus Atomkraft) und frieren oft. Geothermie zumindest zu prüfen, wäre ein Ausweg.

    • @Dietmar Rauter:

      Nur wie kommt es, dass all diese Regeln, Verbote und Gesetze so schwerpunktmäßig im Klimakontext ein Problem sind, während anderweitig so gern nach härteren Gesetzen und aller Härte des Rechtsstaats gerufen wird. Wenn tatsächlich verbindliche und für Alle gleichermaßen geltende Standards tatsächlich das zentrale Hemmnis dafür sind den Planeten bewohnbar zu halten, sollte man vielleicht mal über eine generelle Abschaffung von Parlament und Gesetzen nachdenken. Ich glaube allerdings eher nicht, dass das wirklich dazu führen würde, das plötzlich die große Mehrheit zu begeisterten Klimaschützer*innen wird.

      • @Ingo Bernable:

        Was ist denn das für ein Vergleich? Den Klimaschutzgesetzen kann man sich ja nicht entziehen, den Strafgesetzen hingegen äußerst einfach, indem man nix anstellt.

  • "Man kommuniziert momentan mit einer verunsicherten Gesellschaft, die pessimistisch in die Zukunft schaut."

    Die Arme aber auch !

    Solange aber die Einzelnen der Gesellschaft nicht das tun, was sie müßten, sondern "alles wie immer (Flugurlaub, neues Auto, enormer Wasser- und Güterverbrauch usw)" bevorzugen, solange sie also weiter Blindkuh mit sich selbst spielen und kein verantwortlicher Akteur an der Spitze der Gesellschaft (Regerung, Wirtschaft) ihnen endlich einmal einen Plan macht ... fahren eben diese "ganz normalen Leutchen" den Karren an die Wand.



    Unsere egoistische Gesellschaft wurde in der Vergangenheit massiv gefördert und nun haben wir den Salat :



    Keinerlei Verantwortungsbewußtsein,



    blanker Egoismus,



    allgemeine Verblödung und Vereinzelung durch "social" Media !



    Das wurde von den Konsumenten so gewünscht ... d.h. es gibt durchaus Verantwortliche, die für all den Dreck verantwortlich gemacht werden könnten. Nur ist da eben noch die Machtfrage. Und die Gesellschaft stellt sich als mindestens so dumm dar, wie sie es ist, schon vorsichtshalber. Ihr wird von wissenschaftlicher Seite seit einem halben Jahrhundert berichtet, daß sie sich anders zu verhalten habe - mit Argumenten und allem Draum und Dran. Aber die Wirtschaft, die Politik hat aus Kurzsichtigkeit nie das Ganze ins Auge genommen - immer nur Wahlperioden und Quartalszahlen als Ziel gehabt.

  • Ich denke die Protestform ist auch Ausdruck von Not, weil sich einfach kaum etwas tut. Und im Hinblick auf die Reaktionen ist einiges auch Ignoranz, weil sich Menschen trotz Abwesenheit materieller Not bestimmten unbequemen Themen nicht stellen möchen. Und dann werden eben die angegriffen, die auf die Probleme hinweisen. Häufig ist die Kritik an der Letzen Generation Opferhetorik von Menschen die vergleichsweise gut abgesichert sind, sich ein Auto und gesunde Lebensmittel leisten können und sozial-ökologische Konsequenzen von ihrem Lebensstil zwar ggf. bedauern, aber gleichzeitig auch keine wirkliche Veränderung hinnehmen möchten. Es gibt unterschiedliche Bewegungen mit unterschiedlichen Protestformen und ich denke diese Vielfalt ist stimmig. Außerdem denke ich die Botschaft sollte eher sein: 34% der Menschen kann sich anscheinend echte Veränderung vorstellen. Und andere unter gegeben Umständen zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Ich denke das ist ggf. mehr Wert als eine hohe Zustimmung bei einer größeren Distanz zum Thema. Und ich denke wenn es um das Thema positive Visionen geht, dann haben verschiedenen Menschen verschiedene Ideen - um sie zu erfahren ist oft nur nötig miteinander ins Gespräch zu kommen.

  • Immerhin verschiebt das Interview den Fokus der Berichterstattung ein wenig. Die Aussage lautet doch, dass die Politik endlich klima- und umweltschützende Maßnahmen ergreifen soll, um Klimaschutz nicht als Problem der individuellen Lebensführung zu verhandeln.



    Damit sind wir am Kern des Problems. Mit Hilfe ordnungspolitischer Maßnahmen einen Rahmen für Wirtschaft und Gesellschaft setzen.



    Das aber wird politisch nicht gemacht, im Grunde auch nicht gewollt.



    Die LG ist für mich nur ein Ausdruck für dieses politische Versagen.



    Wenn soll eine Bewegung denn in welcher Form ansprechen, wenn die Politik sich verweigert?

  • Die Klimabewegung (grundsätzlich "unsere" Bewegung) ist leider schmalspurig stadtfokussiert und versteht nicht, wie miserabel der ÖPNV auf dem Lande ist. Ohne Auto geht hier NULLKOMMANIX und es sieht nicht danach aus, als würde sich das in überschaubarem Zeitraum ändern.

  • These: würde man dieselbe Umfrage am Ende des Sommers noch einmal durchführen, würde sich ein markant anderes Ergebnis zeigen.

    Zum Befragungszeitpunkt war die Verleumdungskampagne von Union und AfD gerade auf ihrem Höhepunkt, und alle freuten sich auf einen tollen Sommerurlaub - ohne Überschwemmungen, Tornados und Flucht vor unkontrollierbar wütenden Flächenbränden.

  • OMG! Das überleben der Menschheit! Kleiner gehts nicht?

    Genau das ist das kommunikative Problem. Ohne die Klimakrise kleinzureden, aber die Menschheit oder wesentliche Errungenschaften gehen nicht unter. Für Arme Menschen im globalen Kontext ist es aber schrecklich…

    • @Andi S:

      So sieht die Bedrohung aus, die die industrialisierten Länder mittels Treibhausgasausstoß und Raubbau an der Natur und Ausbeutung von Tieren selbst hervorrufen. Letztere, Ausbeutung von Natur und Tieren, gehen leider oftmals in der Debatte unter. Dabei ist nicht "nur" der Treibhausgasausstoß hochproblematisch sondern auch Umweltzerstörung und vergiftung wie durch Ressourcenförderung, Bau von Gebäuden und Infrastruktur, Zersiedelung, Massentierhaltung, Fischerei, Monokulturen, Brandrodung, Pestizideinsatz, Müll, Verklappung von Chemikalien usw. usf.. Es herrscht eine massive Übernutzung der ökologischen Kapazitäten vor, die durch Wirtschaftswachstum, hoher Produktion und hohen Konsum weiter befeuert wird. Nicht umsonst wird auch vom sechst größten Massenaussterben gesprochen, seitdem es Leben auf der Erde gibt und das Aussterben nimmt massiven an Fahrt auf bzw. wird weiter befeuert. Die Natur besteht aus komplexen Öksystemen, unzähligen Spezies, die voneinander abhängig sind. Und es werden zunehmend weniger Spezies. Dadurch drohen Nahrungsnetze und Ökosysteme zusammen zu brechen. Auch der Mensch ist von funtkionierenden Ökosystemen abhängig. Wird zu viel zerstört, zerstört der Mensch damit auch seine Lebensgrundlagen.

      • @Uranus:

        Und trotzdem stirbt die Menschheit nicht aus…

        • @Andi S:

          Das ist ein überzeugendes Argument!

  • So sehr ich gegen das ungebremste Wachstum des Autoverkehrs bin, auf den die klebenden Blockaden zielen: Eine Bewegung die so hart zwischen "wir" (retten den Planeten) und "ihr" (kommt nicht durch weil wir Euch blockieren) unterscheidet, um die Politik zu etwas zu bewegen, kann nicht auf Solidarität im großen Stil hoffen. Damit sind die blockierten Menschen überfordert.

  • taz-Foto: „Letzte Generation: Ist die Klimabewegung ihretwegen unbeliebt?“ – Kann sein; aber wenn es die Letzte Generation nicht geben würde, dann hätten sich die Mainstreammedien der Reichen und Mächtigen bestimmt ein anderes 'Feindbild' ausgedacht, um von den Verursachern des Klimawandels abzulenken.

    taz: Die Menschen wünschen sich eine positive Zukunftserzählung. Etwa die Frage „Wie kann das Land modernisiert werden, mit Klimaschutz als oberster Prämisse?“ – Da gibt es doch unter den Politikern sehr gute Märchenerzähler, die den Bürgern weiterhin das Märchen vom unendlichen Wirtschaftswachstum erzählen, weil Ingenieure ja bald den CO2-"Staubsauger" erfinden werden, mit dem man das CO2 einfach aus der Atmosphäre saugt und dann die Ausbeutung und Zerstörung des Planeten Erde durch den Homo oeconomicus weitergehen kann. Solange Politiker den Verursachern des Klimawandels den roten Teppich ausrollen und der Bürger weiterhin der Meinung ist, dass das Lebensglück im Konsumieren unnötiger Waren zu suchen ist, solange wird es den klimaschädlichen und ressourcenfressenden Kapitalismus auch geben. Was es aber nicht geben wird, ist der CO2-"Staubsauger", denn nur Bäume "saugen" CO2 auf, aber Wälder holzt man ja auch schon großflächig ab, weil man die darunterliegende Kohle auch noch für das klimaschädliche Wirtschaftswachstum verfeuern möchte.

    Momentan haben die Bürger auch andere Sorgen (Inflation, überteuerte Mieten, Angst vor Altersarmut etc.), als sich auch noch über einen 'abstrakten Klimawandel' Gedanken zu machen, der ohnehin "erst" ab 2030 richtig zuschlägt. Nach einem Bericht des Club of Rome werden die Treibhausgas-Emissionen 2030 ihren Höhepunkt erreichen und ab da wird ein sich selbst verstärkender Klimawandel ausgelöst - aber 2030 ist ja noch 'laaannge' nicht. Klimapolitik und Sozialpolitik müssten eigentlich endlich mal Hand in Hand gehen, aber dazu müssten wir eine Partei haben die 'soziale Klimapolitik' auch macht - so eine Partei haben wir aber nicht.

    • Bernhard Schulz , Autor*in ,
      @Ricky-13:

      Bäume werden nicht nur gefällt, weil darunter Kohle liegt, sondern auch, weil die Nachfrage nach Holz als Baustoff rapide zunimmt. Alles baut jetzt mit Holz, sei es Vollholz oder schichtverleimtes Holz. Nur braucht der nachwachsende Rohstoff Holz gut 20 Jahre, bis er wieder als nutzbarer Baum vor einem steht. Abgesehen davon fällt der Baum, der zu Baustoff verarbeitet wird, als CO2-Fänger aus...also Vorsicht mit dem Holzbau-Hype!

      • @Bernhard Schulz:

        Vollkommen richtig was Sie schreiben.

        Und dann kommen ja auch noch die 'Holzheizungen' als zusätzliche CO2-Emittierer dazu, für die man jetzt immer mehr Reklame macht. Denn wenn man Holzpellets (oder Holz im allgemeinen) verbrennt, dann wird das darin gespeicherte CO2 natürlich auch wieder freigesetzt. Mal davon abgesehen, haben unsere Wälder gar nicht soviel an Holz, wie man dann für die ganzen Holzheizungen benötigen würde, folglich kauft man dann aus dem Ausland "Brennholz" und das muss man ja auch wieder mit CO2-Fahrzeugen nach Deutschland transportieren. Die Holzmafia ('hört sich lustig an, die Holzmafia gibt es aber tatsächlich') freut sich dann natürlich über den zusätzlichen Reibach den sie machen kann. In vielen armen Ländern werden dann nicht nur die armen Waldarbeiter ausgebeutet, sondern deren Wälder werden auch noch bei uns im Holzofen "verfeuert". Und dann glauben wieder viele Menschen, dass sie etwas Gutes für die Umwelt und das Klima machen, da die Holzheizung ja so romantisch ausschaut (besonders die schicke Wohnzimmerholzheizung) und bestimmt "ganz umweltschonend und klimaneutral" ist.

      • @Bernhard Schulz:

        Ja, das sehe ich auch mit großer Sorge. Meiner Meinung nach sollte alles getan werden, Bestandsgebäude zu bewahren und umweltverträglich zu modifizieren. Die Ansprüche, die neuerdings an die (kranken) Wälder gestellt werden, sind vielfach zu hoch. Außerdem ist der aktuelle Waldbestand ja als CO2-Senker komplett eingeplant. Also geht nur : entweder/oder !



        Andererseits fand ich manche Theorien der letzten Zeit auch eher dümmlich; wenn z.B. jedes Ästchen zum Baumaterial geadelt wird (Grüne), anstatt den Leuten in der Peripherie das fachgerechte und umweltverträgliche, effiziente Heizen damit zu lassen.

  • Richtig, d.h. hier wirken Psychologie und "Gruppensoziologie". Große Teile der s.g. Politik halten sich a la Merkel heraus, verbrecherischen Verhalten!, und bürden der Bevölkerung die Verantwortung auf. Wenn "wir", die übrige Bevölkerung, uns genug zerfleischt haben, kommt jemand und sammelt das ein, und zwar, das liegt auf der Hand, Rechts und populistisch, ohne der Natur zu helfen, sondern um die Macht und Deutungshoheit einzusammeln.

  • Leider werden wichtige Fragen ausgelassen. Klimaaktivisten lenken mit ihren Aktionen vom Klima ab. Presse, Politik und Bevölkerung reden über Aktivisten und das Thema Klima wird darüber fast vollständig verdrängt. Die Komtraproduktivität der Aktionen ist vollkommen offensichtlich. Herr Scholz hätte während des Wahlkampfes niemals auf die LG zugehen sollen.

    • @DiMa:

      Die LG gibt es erst seit wenigen Jahren. Was ist die Ausrede für das fehlende Handeln der Gesellschaft in den letzten 60 Jahren?

      Tut mir leid, aber diese Ausrede ist absolut unglaubwürdig. Die LG & Co. weisen eben auf genau dieses fehlende Handeln hin, aber anstatt sich jetzt mal an die eigene Nase zu fassen und vom faulen und selbstgerechten Wohlfühl-Kurs abzukommen und endlich wirklich mal etwas fürs Klima zu tun sucht man sich jetzt einen Feind aus, der sich im Grunde nicht wehren kann.

      • @yonas:

        Es mag sein, dass es Probleme seit X Jahren gibt und es die LG erst seit Y Jahren. Nur wird die LG mit ihren Aktionen nichts an den Problemen ändern.

        Es ist Ausdruck des freien Willens, sich selbst entscheiden zu dürfen, ob und wofür man sich selbst an die Nase fasst. Dem Ziel, das Klima zu verbessern kommen die Klimakleber ganz sicher nicht näher. Dafür lenken sie ganz willkommen mit ihren Aktionen von ihren eigenen Themen ab.

        Das kann man jetzt gut finden oder auch nicht, nur ist die subjektive Einschätzung des Einzelnen hierzu vollkommen egal.

    • @DiMa:

      "Klimaaktivisten lenken mit ihren Aktionen vom Klima ab. "



      Wie wahr, leider.

      • @Rudi Hamm:

        Selten so einen Quatsch gehört. Wenn die LG mit ein paar Transparenten an der Ecke gestanden und/oder sich für ein paar Stunden auf einer Demo durch Berlin gezogen hätte, dann wären die zumindest von Rechts, den sehr Konservativen und den psychopathologischen Rasern als "Plüschpüppchen" verlacht worden. So haben sie sich wenigstens den Zorn (weil widerständig und nicht alles schluckend) der Vorgenannten redlich erarbeitet.

        • @Gerhard Krause:

          Und dieser Zorn hilft dem Klima? Der Zorn hilft den Aktivisten, den sie sind wichtig, der Zorn hilft der Presse, den sie kann schreiben, der Zorn hilft den Politikern, den sie können sich profilieren ohne was zu ändern und der Zorn hilft den Normalos, den sie können sich daran abarbeiten; nur ändert sich hierdurch irgendwas am Klima?