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Partei stellt Wahlprogramm vorLinke will Lebenshaltungskosten für viele senken

Die Linkspartei hat ihr Bundestagswahlprogramm vorgestellt. Im Zentrum steht die Senkung der Lebenshaltungskosten. Nur für Reiche soll es teurer werden.

Reiche sollen für die Krise zahlen: die beiden Vorsitzenden der Linkspartei Schwerdtner und van Aken stellen ihr Wahlprogramm vor Foto: Kay Nietfeld/dpa

Berlin taz | Bescheidenheit kann der Linken jedenfalls nicht vorgeworfen werden. „Alle wollen regieren. Wir wollen verändern“, lautet das Motto ihres Programms, mit dem die Partei in den vorgezogenen Bundestagswahlkampf zieht. Die Ampelkoalition habe es „nicht im Entferntesten geschafft, in diesem Land für Gerechtigkeit zu sorgen“, sagte die Vorsitzende Ines Schwerdtner bei der Vorstellung am Montag in Berlin. „Deswegen wollen wir das jetzt tun.“

In den Mittelpunkt des 66-seitigen Programmentwurfs, der auf einem Bundesparteitag am 18. Januar in Berlin endgültig verabschiedet werden soll, stellt die Linke die Senkung der Lebenshaltungskosten für Normal- und Geringverdiener. Das sei das Ergebnis der zahlreichen Haustürgespräche der vergangenen Wochen, bei denen die Partei die Menschen gefragt habe, „was sich dringend ändern muss“, sagte Schwerdtner. „Der Auftrag ist klar: Die Mieten und die Preise müssen runter.“

Konkret fordert die Linke, die in Umfragen aktuell zwischen drei und vier Prozent steht, einen „bundesweiten Mietendeckel“, mit dem die Explosion der Mieten nicht nur gebremst, sondern beendet und rückgängig gemacht werden soll. So sollen in angespannten Wohnungsmärkten sowohl Mieterhöhungen für die nächsten sechs Jahre ausgeschlossen, als auch besonders hohe Mieten abgesenkt werden. Staffel- und Indexmietverträge sollen verboten werden, die Modernisierungsumlage abgeschafft werden.

Eigenbedarfskündigungen sollen nach den Vorstellungen der Linken auf Verwandte ersten Grades beschränkt werden. Für leerstehende Wohnungen fordert sie eine „Leerstandsabgabe“ von zehn Euro pro Quadratmeter. Außerdem will die Linke mit einer 20 Milliarden schweren „Investitionsoffensive“ den gemeinnützigen Wohnungsbau fördern. Immobilienkonzerne mit mehr als 3.000 Wohnungen sollen in öffentliches Eigentum überführt werden, „damit nie wieder mit Wohnungen an der Börse spekuliert wird“, wie Co-Chef Jan van Aken sagte.

Reiche sollen Energiekrise zahlen

Als „Sofortmaßnahme“ zur Senkung der in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Preise fordert die Linke die Abschaffung der Mehrwertsteuer für Grundnahrungsmittel, Hygieneprodukte sowie Bus und Bahn. Ebenfalls zur kurzfristigen Entlastung sollen für den durchschnittlichen Verbrauch von Strom und Heizenergie preisgünstige Sockeltarife geschaffen werden. Zur Gegenfinanzierung soll es einen vorübergehenden „Energie-Soli“ für Reiche in Form eines Zuschlags auf die Einkommens-, Lohn- und Kapitalertragssteuer geben, „bis die Energiekrise vorbei ist und der Marktpreis stabil unter dem Preisdeckel liegt“.

Ohnehin sollen Wohlhabende kräftig zur Kasse gebeten werden. So rechnet die Partei mit jährlichen Mehreinnahmen von 108 Milliarden Euro durch die Wiedereinführung der Vermögensteuer, eine Sondersteuer für Milliardäre, eine einmalige Vermögensabgabe für Superreiche sowie die Anhebung des Spitzensteuersatzes bei der Erbschaft- und der Einkommensteuer. Demgegenüber sollen alle zu versteuernden Einkommen unter 16.800 Euro im Jahr steuerfrei bleiben.

Mieten, Preise und Steuern seien „die Themen, die die Menschen im Alltag wirklich stark bewegen“, begründete van Aken die inhaltliche Schwerpunktsetzung. Darüber hinaus enthält der Programm­entwurf aber auch weiterhin einen Katalog an Forderungen zu allen gesellschaftlich relevanten Bereichen – von der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro über den Umbau des Bürgergelds zu einer „sanktionsfreien Mindestsicherung“ bis zur Befürwortung „einer Viertagewoche bei vollem Lohn- und notwendigem Personalausgleich in allen Branchen“.

„Friedenspolitische Zeitenwende“

In der Außenpolitik fordert die Linke eine „friedenspolitische Zeitenwende“ und plädiert „für eine Sicherheitspolitik ohne militärischen Tunnelblick“. Die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland lehnt sie ebenso ab wie Auslandseinsätze der Bundeswehr, die Wiederinkraftsetzung der Wehrpflicht oder deutsche Rüstungsexporte. In Bezug auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine spricht sich die Partei für „gezieltere Sanktionen, die direkt auf die Kriegskasse des Kremls zielen“, aus. Die könnten ein „wichtiges Druckmittel für einen gerechten Frieden für die Ukraine sein“.

Vor allem jedoch tritt die Linke für verstärkte diplomatische Bemühungen ein, um einen Friedensprozess für die Ukraine zu ermöglichen. So solle die Bundesregierung „Friedensinitiativen wie die von China und Brasilien endlich aufgreifen und sich aktiv für eine gemeinsame diplomatische Verhandlungsoffensive einsetzen“.

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50 Kommentare

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  • "einer Viertagewoche bei vollem Lohn- und notwendigem Personalausgleich in allen Branchen"

    Erde an Linke: Ich hätte da mal zwei Fragen:

    1. Schon mal in der letzten Zeit einen Handwerker gebraucht oder bei regelmäßiger ÖPNV-Nutzung die personalbedingten Ausfälle erlebt?



    Wie soll den dieser wolkige Personalausgleich stattfinden - und dann auch noch Bus und Bahn ausgebaut werden?

    2. Lohnausgleich bei Reduzierung der Arbeitszeit von 5 auf 4 Tage bedeutet Erhöhung des Stundenlohns um 25%. Personalausgleich bedeutet pro 4 Mitarbeiter eine Neueinstellung, also 25% mehr Personal. Wenn man das tatsächlich fände, würde beides zusammen nach den Rechenregeln von Adam Ries eine Erhöhung der Lohnkosten von 56,25% ergeben - wie wollt ihr da nochmal die Lebenshaltungskosten SENKEN? Skizze bitte 🤔

    • @FriedrichHecker:

      Bei der Umstellung von der 6-Tage- auf die 5-Tage-Woche schien vor vielen Jahrzehnten die Wirtschaft auch nicht untergegangen zu sein.

      Vielleicht ist es mal an der Zeit, auch in der dritten Welt die 5-Tage-Woche einzuführen. Mit 8-Stunden-Schichten maximal. Damit Menschen, die für Adidas oder Nike Schuhe nähen, mehr Life als Work haben.

      Damit sind die Menschen hier in Deutschland sicherlich einverstanden, oder?????

      • @Troll Eulenspiegel:

        "Vielleicht ist es mal an der Zeit, auch in der dritten Welt die 5-Tage-Woche einzuführen. Mit 8-Stunden-Schichten maximal."

        Ok, weil "hinterm Mond" nicht weit genug weg ist, versuchten wir es also auf dem Mars...

        1) In der dritten Welt ist den Leuten völlig klar, dass sie von den reichen Industrieländern Arbeit zugeschustert bekommen, WEIL sie viel billiger sind. Nähmen sie sich diesen Vorteil, hätten sie zwar theoretisch bessere Arbeitsbedingungen, praktisch aber keine Arbeit mehr. Gerade Textiler und Markenartikler scharren jetzt schon mit den Füßen, ihre Abhängkeit von Offshore-Produzenten zu verringern. Deshalb kann man von der deutschen Idealistenrtribüne noch so viele schöne 40-Std.-Fahnen schwenken, das bleibt unerhört. Auch sanktionen dürften verpuffen, denn 80 Millionen - selbst wenn sie zu den reichsten 10 Prozent der Welt gehören - stellen nicht die Nachfragemacht dar, die man bräuchte, um den Weltarbeitsmarkt zu kontrollieren.

        2) Was meinen Sie, bedeutet es für die hiesigen Lebenshaltungskosten, wenn hier und weltweit die Produktions- und Dienstleistungskosten gewaltig steigen, ohne dass irgendwer absolut mehr verdient?

    • @FriedrichHecker:

      Da muss ich Ihnen leider zustimmen, auch wenn ich sonst manche Punkte meiner Ex-Partei richtig finde. Aber leider fehlt ihr m.E. komplett das Verständnis für die kleingewerbliche Wirtschaft. Das hat sich schon in der Corona-Zeit gezeigt. Im Verständnis vieler Linker gibt es nur Großkonzerne und den öffentlichen Sektor ... und nichts dazwischen.

    • @FriedrichHecker:

      50 Prozent mehr Einkommen, das mehrfach im Jahr reinvestiert wird, ergibt einen wesentlich größeren Binnen Markt, mehr verfügbares Einkommen, mehr Stärke bei Lohn Verhandlungen. Weniger Krankenstände, geringere Arbeitslosigkeit. Mehr Zivilgesellschaft, mehr Konsum.

      Mehr Einnahmen und Steuern.

      Auf der Ausgabenseite sind nicht die Lohnkosten der Treiber für Mietpreise, sondern Spekulation.

    • @FriedrichHecker:

      Was meinen Sie, warum im ÖPNV Fahrer fehlen?

      • @Momo33:

        Sagen wir mal so: ich kann Ihre unausgesprochene Vermutung nicht bestätigen. 🙃



        Hindernis Nummer eins ist nicht die Bezahlung, sondern der 24/7-Betrieb mit Schicht-, Nacht- und Wochenendarbeit.

        Als Ingenieur und gelernter Gleisbauer kann ich Ihen sagen, dass schon vor 25 Jahren (also vor der berüchtigten Generation Z) Bewerber im Vorstellungsgespräch vollstes Verständnis dafür hatten, aber trotz eindeutiger Stellenausschreibung nicht so arbeiten wollten. Heute bewirbt man sich bei dieser Work-Life-Balance gar nicht erst.



        Was glauben Sie denn, warum immer mehr Verkehrsbetriebe nur noch tagsüber mit Fahrtausfällen bauen? Weil sonst in ein paar Jahren gar nicht mehr gefahren wird. Sogar Scheuer und Wissing schienen das kapiert zu haben.



        Bei der DB kamen jetzt auf der Riedbahn auf eine Kolonne in der Nachtschicht vier Kolonnen in der Tagschicht...

        Und die zweite Frage lassen Sie ja auch geschickt offen: Woher den Goldesel nehmen, um die Gehälter zu bezahlen?



        Um mal die Größenordnungen klar zu machen: Wenn Sie alle Bezüge des DB-Vorstands auf alle DB-Mitarbeiter aufteilen würden, könnte sich jeder eine Kugel Eis pro Monat leisten - aber nur, wenn keine Steuern abgezogen werden.

        • @FriedrichHecker:

          Der durchschnittliche Bürger auf der Welt hat immense Schulden. Trotz superreichen Kapitalisten, die das Geld den Menschen aus der Tasche nehmen.

          Das bedeutet schonmal:



          1. Die Existenz des Menschen alleine wird IMMER einen Goldesel benötigen, der nicht da ist. Das bedeutet auch, viele Projekte, die finanziert werden wollen, scheitern zwangsläufig IMMER am Goldesel der nicht da ist.



          2. Durch jahrzehntelanges Schieben in die eigene Tasche, statt der Geldkreislauf Mensch - Ware - Mensch - Ware ist der Durchschnittsmensch nicht nur verarmt, sondern die Infrastruktur im Umkreis eines Durchschnittsmenschen vernachlässigt worden. Siehe den Pflegebereich, Krankenhäuser, ÖPNV. Während die Öl- und Autoindustrie sich dumm und dämlich verdient oder aktuell die IT-Branche mit immer besserer KI und Quantencomputern. So ist es kein Wunder, wenn kein Geld für Gleisarbeiter übrig bleibt, welche wir aber dringend benötigen.



          3. Verstärkt wird der Effekt durch sklavenartiger Ausbeutung von Menschen der dritten Welt.

          Macht Autobauer zu Gleis- und Zugbauer. Das Gehalt bleibt dann gleich.

  • Das Problem für DieLinke und jede linke Politik ist, dass sie (i) jetzt schon vom fast unumstrittenen Mainstream einer liberalen Wettbewerbskultur extrem abweichen und (ii) mit ihre kapitalismuskritischen Analysen viel zu kurz greifen. Eske Bockelmann erklärt in einem wortreichen aber noch kurzen Text, 'Wie kommt die Welt nur weg vom Geld?' (2015), die Grundsätzlichkeit des Dilemmas und warum es kaum und unter den gegenwärtigen Bedingungen sicher nicht möglich ist, 'vom Geld wegzukommen'.

    Solange das Geldverdienen das (Über-)Leben, den Wohlstand und die Herrschaftsmacht sichert, gibt es keinen einfachen Ausweg raus aus Marktwirtschaft und Profitstreben.

    www.streifzuege.or...-nur-weg-vom-geld/

  • Wie ist den "Reich" bei den Linken definiert?

  • Der Superreichtum reicht nicht mal für die Bekämpfung des Klimawandels. Ein neuer Fernseher für jeden ist da nicht mehr drin.

  • Selbst wenn die Linke alle Mieter in Deutschland in den Bann ziehen kann, und die Antwort und die Lösung auf alle soziale Probleme haben, werden die kaum über 10% erreichen.

    Denn der Rest Deutschlands wird lieber Wohlstand wollen, hätten kein Problem wenn andere Menschen auf der Strecke bleiben und hätten sogar Verständnis, wenn Vermieter unverhältnismäßig mehr Geld einfordern.

    Es wird von den Linken oft gefordert, was zu ändern. Das ist nachvollziehbar. Dazu müssten die Linke oder zusammen mit Koalitionspartner 51% der Stimmen erhalten, um auch endlich Versprechen in die Tat umzusetzen. Im Mindset des deutschen Durchschnittswählers wird es aber so schnell nicht dazu kommen.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Bundestag 50%+1 (naja für gutes regieren eher plus 7, für GG Änderungen plus 18%).

      Bundesrat 50%+1 (naja für gute regieren eher +18%) also fast alle Bundesländer sind außer Reichweite.

      Erst dann und wenn in Justiz auch Linke sitzen, können viele Forderungen umgesetzt werden.

      Dass die Linke dennoch kritisiert wird liegt auch daran, dass viele keine Ahnung haben wie Gesetzgebung und Verwaltung tatsächlich funktionieren.

  • Jemand der den Soli zahlt, ist also schon reich. Alles klar.

    Genau diese Politik für Studenten und Bürgergeldempfänger ist es, mit der die Linke sich selbst kleinhält.



    Der grundsätzliche strategische Fehler ist, dass sie das Potential dieser Wählergruppe(n) überschätzt. Die Hälfte der Sozialhilfeempfänger die überhaupt die dt. Staatsangehörigkeit besitzt, wählt nur unterproportional und dann auch häufiger rechts als links. Und sobald studierte Menschen einen ihrer Ausbildung entsprechenden Beruf haben, gehören sie zu der gut situierten Mittelschicht und darf den Sozialstaat bezahlen.

    Und selbst bei der vermeintlich leichten Zielgruppe der Rentner wird es kompliziert. Denn diese stehen oft ökonomisch besser da als das reine Renteneinkommen vermuten lassen würden - z.B. abbezahlte Häuser, Remigration ins Herkunftsland.

    Von dem Fakt dass den Menschen andere Fragen oft mindestens genauso wichtig sind wie ihre (vermeintlich) schlechte wirtschaftliche Lage, fange ich gar nicht erst an.

    Am Ende wundern sich dann die Linken wieder, warum die Menschen angeblich gegen ihre eigenen Klasseninteressen wählen würden und geben den Medien und der Bildungspolitik die Schuld...

  • Reiche haben mit mehr Geld ausgeben eigentlich keine Probleme - außer, wenn ärmere etwas davon haben.

  • @Aurego: Interessanter Gedanke, Reichtum an der nicht mehr bestehenden Notwendigkeit, für den Lebensunterhalt zu arbeiten, festzumachen. Bekomme ich aus Geldanlagen, Immobilienvermietung 1900€/Monat bzw 22.800€/Jahr der Fall (= Vollzeitjob mit aktuellem Mindestlohn), entspricht das einer relativ brauchbaren Rente, jedenfalls einige 100€ über dem Durchschnitt - wobei ich auch hier eher den Median zugrundelegen würde, weil wenige hohe Renten den Schnitt hochziehen, aber ich finde keine Medianangaben. In Großstädten käme man allein damit nicht allzu weit, wenn man mieten müsste.

    Ein dazu passendes Vermögen von 760K€ würde für Männer eine "Rente" von 3500€ bedeuten (760K / 18Jahre / 12Monate) bzw für Frauen 2800€ (760K / 22Jahre / 12Monate), wenn es zb zum Rentenalter zu Geld gemacht würde. Das wäre noch einige hundert € über (Männer) bzw knapp unter (Frauen) einer durchschnittlichen Beamtenpension und damit recht komfortabel. Diese "Rente" müsste auch nicht versteuert werden. Klar würden die Beträge sich durch Inflation etwas relativieren.

    Das würde bedeuten, dass Beamte mit durchschnittlicher Pension nach Ihrer Definition als reich gelten würden, zumindest ab Pensionierung.

  • Bin gerade noch so Parteimitglied (plane, bald auszutreten) und werde die Partei erstmalig bei einer Bundestagswahl nicht wählen. Ich halte die Außenpolitik der Linken für geradezu absurd. "Keine Waffenexporte, sondern Verhandlungen" ist in bezug auf die Ukraine schon deshalb unsinnig, weil ich nicht weiß, was man in Verhandlungen eigentlich bieten möchte, wenn man von vornherein bereit ist, den eigenen Einsatz einfach zurückzunehmen.

  • Mieten sollen staatlich gesenkt und festgesetzt werden, und Wohnungsbauunternehmen ab 3000 Wohnungen enteignet werden. Wer soll dann Wohnungen bauen, der Staat. Ausserdem würden bei Enteignungen viele Investoren Geld aus Deutschland abziehen.

    Und Reiche höher besteuern, die gehen dann wie Zb. Sebastian Vettel in Schweizer Steueroasen.

    • @Martin Sauer:

      Die Schweiz erzielt 1% des BIP durch die Vermögenssteuer. Deutschland seit den 90ern 0.Herr Vettel ist 2010 umgezogen. Aktuell zieht man als Rennfahrer nach Monaco.

      • @Momo33:

        Und als Schweizer parkt man aktuell sein Geld in einer Vermögensverwaltungsgesellschaft mit minimalstem Eigenkapital in Liechtenstein oder Österreich. Und schon kann einem in vielen Kantonen die Vermögenssteuer peripher am Gesäß vorbei gehen - ganz ohne Wohnung in Monaco...

        • @FriedrichHecker:

          Na dann kann man sie in D ja mal probeweise einführen. Wenn sowieso nicht gezahlt wird.

  • Den gleichen Raum sollte die taz auch anderen Kleinstparteien einräumen, die voraussichtlich den Einzug in den Bundestag nicht schaffen werden.

    • @rero:

      Die FDP bekommt ähnlich viel Raum 😉

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das stimmt. :-)

  • Die Forderungen schön und gut. Aber mir ist nicht klar, wie die Partei "Senkung der Lebenshaltungskosten" an die Leute bringen will. Das versteht doch kaum jemand. Klar wünschen sich alle, weniger Geld auszugeben, aber ich sehe schon, wie die sich die Parteipeople in der Talkshow verfransen, wenn sie erklären sollen, wie das geht. Die Butter bleibt nicht auf dem Brot. Und die Enteignungsidee wird man eh nur in Berlin gut finden. Immerhin tritt die Partei geschlossener auf. Und die glücklose Wissler ist nicht mehr dabei.

  • Schaut euch mal die Steuerraten (allerdings in den USA) seit 1913 an:



    www.concordcoaliti...Rich-1-750x454.png



    Bei uns war es nicht genauso, aber auch bei uns gab es zeitweise Steuersätze von ca 80% für Reiche.



    Interessant ist, dass manche Steuern stark gesenkt wurden, was stark zur Ungleichverteilung beiträgt.

    Die Linke könnte sich mit ihrem Wahlprogramm mal an der Historie orientieren. So wie das aussieht haben sie eher halbherzige Pläne.

    • @realnessuno:

      Steuersätze sind das eine - Besteuerungsgrundlage und Freibeträge das andere...



      Auch eine 90%-Besteuerung von Dividenden hat nicht verhindert, dass die Gewinnausschüttungen der Adam Opel AG aus den Geschäften mit der deutschen Wehrmacht beim Alleinaktionär General Motors und dessen Eigentümern angekommen sind - Schweizer Banken sei Dank 😲

    • @realnessuno:

      Vielleicht sollten Sie bedenken, dass D im Gegensatz zum Jahr 1913 kein nationales "Single-Dasein" mehr führt, sondern als leistungsstärkste Wirtschaftskraft in die EU eingebunden ist.

      Daraus ergibt sich eine gewisse Harmonie innerhalb der EU-Staaten hinsichtlich der nationalen Steuer- und Abgabensätze, damit es nicht zu größeren Unwuchten kommt.

  • Soziale Politk gibt es wohl leider nur noch bei der Linken, dafür hat sie sich ja gegründet. Die SPD hat aus diesem Schizma nichts gelernt und den Moment, gemeinsam mit der progressiveren Linken eine sozialdemokratische Politik umzusetzen, die den Namen verdient hat, vor langer Zeit verpasst. Jetzt tritt sie mit einem Kandidaten an, der genausogut in der CDU sein könnte gegen eine CDU deren Kandidat immer mal wieder erinnert werden muss, dass er nicht in der AFDP ist.

    Schade nur, dass es unmöglich scheint, genügend Wähler davon zu überzeugen, einer Politik zuzustimmen, die ihren eigenen Interessen dient. Ich drücke der Linken die Daumen, wenn die auf dem Bundestag fliegt, sind die neoliberalen Sozialstaatsabrissbirnen unter sich...

  • Wahrscheinlich halten sich jetzt wieder eine ganze Menge Leute für reich und befürchten, dass ihnen die Linke etwas wegnehmen will. Dabei übersehen die meisten, dass sie einkommens- und vermögensmäßig viel näher an den Bürgergeldempfängern als an den wirklich Reichen sind.

    • @Aurego:

      Wenn denn endlich auch mal jemand monetär erklären würde, ab wann man "reich" ist. Aus Sicht eines Armen ist jeder Facharbeiter mit Eigentumswohnung bereits ein Reicher.

      • @Hans Dampf:

        Reichensteuer greift derzeit ab 278.000 € Einkommen pro Jahr, die Grenze soll offenbar beibehalten werden.

        Vermögenssteuer will die Linke ab 1 Mio 1%, ab 50 Mio 5%, und ab 1000 Mio 12%.



        D.h. bei einem Vermögen von 1.200.000 EUR fallen pro Jahr 2000 EUR Steuer an.

      • @Hans Dampf:

        Reichtum hat historisch gesehen etwas mit Vermögen zu tun, nicht primär mit dem Einkommen aus bezahlter Arbeit.



        Ich würde vorschlagen, dass die Schwelle zum Reichtum dort liegt, wo man für Geld nicht mehr arbeiten muss, sondern von der Rendite seines eigenen Vermögens leben kann. Das wäre im Prinzip ab ca. 22.800€ pro Jahr der Fall (das entspricht einem Vollzeitjob mit aktuellem Mindestlohn). Um eine solche Rendite zu erreichen, benötigt man bei konservativer Geldanlage in dividendenstarke Wertpapiere ein Geldvermögen (Wertpapiere + Geld ohne selbst genutzte Immobilien) von ungefähr 760.000€. Zufrieden mit der Definition?

        • @Aurego:

          Wenn sie lediglich 3% Rendite aus 760.000€ beziehen sollten sie dringend ihre Anlagestrategie überdenken oder den Finanzverwalter wechseln😉



          Selbst defensive ETFs laufen mit 8% jährlich im Schnitt, ja selbst aufs Tagesgeld gibt's mittlerweile wieder 4%...



          10 bis 15% Rendite sind keine Zauberei und jährlich leicht realisierbar ohne ins Risiko zu gehen.



          Auf ihren Vorschlag bezogen müsste die Schwelle also bereits bei 200.000 bis 250.000€ freiem Kapital liegen.

        • @Aurego:

          Der Mindestlohn bei 40h liegt derzeit bei 2.151€ pro Monat. Ihre 1.900 € entsprechen also wahrscheinlich dem netto nach Lohnsteuer und Soli.



          Der Mindestlohner zahlt davon dann seine Miete, Nebenkosten, Energie, Krankenversicherung, den neuen Kühlschrank etc. und nähert sich im Ergebnis dem Betrag an, den ein Bürgergeldempfänger zur Verfügung hat, da der Staat für ihn die Miete, Heizung, Krankenkasse, gelegentliche Neuanschaffungen, ... übernimmt.

          Gemäß Ihrer Definition wäre dieser dann reich, denn er kann - ohne selbst arbeiten zu müssen - auf definiertem Niveau leben. Die Rendite erbringen in beiden Fällen andere, die Sozialgemeinschaft oder der Kapitalmarkt.

        • @Aurego:

          Was Sie vorschlagen, ist doch eigentlich irrelevant.

          Was die Linke meint, wäre hier spannend gewesen.

        • @Aurego:

          Auweia...dann gehöre ich nach 40 Jahren Arbeit mit meiner Wohnung und einer vermieteten Wohnung jetzt auch zur zur schröpfenden Zielgruppe der Linken. Vielen Dank für die Aufklärung.

        • @Aurego:

          Das wäre dann für fast jeden Besitzer eines Hauses oder einer Eigentumswohnung in einer Großstadt zutreffend. Und wenn sie Haus und Wohnung nicht meinten, sondern nur direkt verfügbare Werte, dann kauft man sich halt ein Haus, sobald man diese Grenze überschreitet.



          Und wer 1970 in München eine kleine 60m² Eigentumswohnung gekauft hat, ist dann per se "reich".



          Ich weiß nicht, wie man "reich" wirklich definieren könnte?

          • @Hans Dampf:

            Selbst bewohnte Immobilien dürfen NICHT mitgerechnet werden, wie ich schrieb, denn sie bringen keine Rendite, sondern erzeugen nur Kosten. Es dürfen nur Assets gerechnet werden, die Rendite bringen, also Wertpapiere, Geld auf verzinsten Konten und Anlageimmobilien mit Mieteinnahmen. Zur Vereinfachung ging ich von einer durchschnittlichen Nettorendite von ca. 3% aus.



            Vermögenstechnisch betrachtet ist es evtl. sogar am sinnvollsten, zwar selbst zur Miete zu wohnen, aber gleichzeitig vermietete Immobilien zu besitzen, da dies - wenigstens in Deutschland - steuerliche Vorteile mit sich bringt.

      • @Hans Dampf:

        Ich würde es so sagen: Reich ist man, wenn man entweder genug Vermögen hat, um davon zu leben. Oder ein Einkommen ab einer Millionen Euro pro Jahr.

  • "Nur für Reiche soll es teurer werden. "



    Also alles beim Alten, der gleiche Kaffeesatz wir vorgestern. Ob man so neue Wähler gewinnt, wage ich zu bezweifeln.

  • Sehr gut das Thema Umverteilung zu forcieren. Die anderen Parteien blinken sowieso nur links um dann wieder rechts zu überholen. Bzw ab CDU und weiter rechts wird alles nur mit "Ausländer raus" gelöst. Dabei schafft es ein Herr Merz, die Leitmedien und schlimmere den Mangel an jungen Menschen und die seit Jahrzenten konstant bleibende Mordstatistiken komplett zu ignorieren. Wie konnte sich diese Gesellschaft so schnell in diesen Xenophoben Abgrund treiben lassen. Die Linke steht für mich für Hoffnung.

    • @Lui:

      Bekanntermaßen stirbt die ja auch zuletzt ;-)

  • papier ist geduldig, sowohl programmhefte, flyer als auch wahlplakate.



    wie siehts mit der kampagnenfähigkeit der LINKEN aus?

    wir merken leider wenig von einer mietenbewegung in der öffentlichkeit, hier fehlt der druck der straße irgendwie. volksentscheide (s.berlin) verpuffen, das steht auch in anderen städten zu befürchten, wenn da nicht mehr druck aufgebaut wird, und das pasiert nicht nur mit petitionen und/oder presseerklärungen/-konferenzen.

    das gleiche gälte für die forderung nach 4-tage-woche bei vollem lohn-+ notwendigem personalausgleich. es fehlt die verankerung dieser forderung als tarifforderung sämtlicher dgb-gewerkschaften, sowie eine breite unterstützung der forderung durch die zivilgesellschaft (initiativen, komitees in allen gemeinden + stadtteilen der großstädte).

    politische bewegung erzeugen bzw. dran mitarbeiten - nicht nur parlamentssessel anstreben - sich ein beispiel an erfolgreichen bewegungen nehmen, mit deren strukturen sich vernetzen, nicht nur auf der ebene von verbandsspitzen gemeinsame erklärungen publizieren. wären ein paar punkte, die die LINKE bedenken + realisieren könnte.

    • @Brot&Rosen:

      Brot und Rosen, wie Luxemburg oder die verblendeteren Trotzkis die in München antisemitische Protestcamps getragen haben?

      Naja in beiden Fällen gilt: anpacken, aufbauen, nicht beschweren, dass die Gesellschaft keine breite Arbeiter*innenbewegung hat.

      Mein Problem mit der Partei sind nicht die Forderungen fürs soziale, aber deren Außenpolitik und Antisemitismus.

      Wer noch Assad Unterstützer, Hamas Unterstützer in der Partei hat ist unwählbar. Wähle ich meinen Schlachter doch lieber nicht.

  • "Zur Gegenfinanzierung soll es einen vorübergehenden „Energie-Soli“ für Reiche in Form eines Zuschlags auf die Einkommens-, Lohn- und Kapitalertragssteuer geben, „bis die Energiekrise vorbei ist und der Marktpreis stabil unter dem Preisdeckel liegt“."

    Tja, diese Möglichkeit ist leider verbaut, weil der "vorübergehende" DDR-Soli immer noch existiert. Bevor der nicht weg ist, kann man keinen neuen "vorübergehenden" Soli einrichten. Erstens weil es dann immer komplizierter wird und zweitens, weil das Vertrauen weg ist.

    Übrigens gelten bei Linken ja schon Facharbeiter als "reich".

  • Die Linke stellt ihr Wahlprogramm 2025 der Hauptstadtpresse vor, aber nicht auf die eigene Webseite ein. Fragt sich, wie eine Partei, die BürgerInnen erreichen und vertreten will, Ende 2024 noch so mit den BürgerInnen kommunizieren kann. Ein Selbstläufer ist die Linke ja nun gerade nicht und muss sich gerade deswegen, ihr Programm besser zu (v-)erklären, als andere Parteien.

  • Keine "Auslandseinsätze der Bundeswehr"?



    Also auch keine UN-Missionen, um Krisenländer zu stabilisieren?



    Keine UN-Missionen gegen islamische Klerikalfaschisten, die z.B. in Afghanistan Frauen steinigen und Kinderehen einführen?

  • "Viertagewoche bei vollem Lohn- und notwendigem Personalausgleich in allen Branchen“

    Habe das grad meinem Klempner gezeigt - sorry aber haben selten so gelacht.



    Zudem: Wer ist in den Augen der Linkspartei "reich"?

  • Bei Putin und Russland etwas zu sanft unterwegs, doch das wäre vermutlich verhandelbar, und bei Sozialem etc. offenbar deutlich rationaler, wie es hierzulande überfällig ist.