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Parallelen zwischen Krieg und KlimaKrise? Sie machen Witze

Ein Perspektivenwechsel lässt Parallelen beim Krieg in der Ukraine und der Klimakrise erkennen. Beide Themen verstehen die Deutschen nicht.

Finde den Fehler Foto: Phil Noble/reuters

W er mit Fieber im Bett liegt, dem wird klar: Kleine Abweichungen können einen wirklich umhauen. Zwei Grad Celsius mehr für meinen Körper machen mich fertig, zwei Grad Celsius mehr für die Erdatmosphäre sind eine Katastrophe. Zwischen Klimaschutz und Klimaschmutz macht nur ein fieses kleines „m“ allen Unterschied. Und ob der UN-Sicherheitsrat tagt oder der Unsicherheitsrat, entscheidet die Hochstelltaste.

Wie kleine Änderungen die Perspektive verschieben, merkte ich, als ich letztens einen Text des britischen Historikers Timothy Garton Ash las. Er hatte in der Süddeutschen Zeitung nach der Münchner Sicherheitskonferenz einen kurzen Essay zum Ukrainekrieg geschrieben. Tenor: „Die Deutschen haben wie so viele Europäer nicht wirklich verstanden, was eigentlich seit zwei Jahren los ist.“

Ich konnte nicht anders, als beim Lesen den Begriff „Krieg“ durch „Klimakrise“ und die „zwei Jahre“ durch „zwanzig Jahre“ zu ersetzen. Und Ashs Text las sich wie eine genaue Beschreibung dessen, was in Bezug auf die multiple Krise von Klima, Artenvielfalt und Plastikmüll derzeit (nicht) passiert.

Ash beschreibt die Berichte der Opfer, die unter der Krise leiden und der Verantwortlichen, die ihnen auf der Klima- (äh… nein) Sicherheitskonferenz zuhören. Und vor der Tür: „Wochenendtrubel: Menschen, die den für diese Jahreszeit unüblichen (ach nein!) Sonnenschein in schönen Cafes und Bars genossen, in Luxusläden einkauften oder einen Kurzurlaub (ach so!) buchten.

Ein wohlhabendes, geradezu verzärteltes Leben im Frieden. Europa im Krieg (für mich: in der Klimakrise)? Sie machen Witze.“ (Anm. d. Red.: Kursiv sind die Einschübe des Autors, sie sind nicht Teil des Originalzitats) So fühle ich mich, wenn ich von einer Klimakonferenz zurückkomme: War da was?

Fehlende Leidenschaft für die richtige Sache

Der Historiker weiter: Die Regierungschefs „schaffen es nicht, ihren jeweiligen Gesellschaften das Gefühl einer existenziellen Bedrohung zu vermitteln. Und erst recht nicht unternehmen sie dringend genug das, was nötig wäre“, schreibt Ash. Deutschland sei einer der größten Unterstützer für die richtige Sache, aber es „muss wollen, dass die richtige Seite gewinnt – und nicht bloß, dass sie nicht verliert.“

Die Anführer der großen Länder sollten außerdem „von den kleineren lernen“ (ich denke an die Klima-Vorreiter Nepal, Costa Rica, Kenia). Politiker „müssen zu einer Sprache finden, die direkt, leidenschaftlich und inspirierend ist. Gesellschaften, die immer noch voll im Friedensmodus leben, (…) müssen aufgeweckt werden“. Und Ash zitiert den tschechischen Premier: „Das eine Opfer, das wir alle bringen können, ist unsere eigene Komfortzone zu reduzieren“.

Klar: Vorsicht mit Kriegsmetaphern in der Klimakrise, vom Gerede von Kriegswirtschaft und totaler Mobilmachung. Aber ich würde schon gern mal hören, wie einE BundeskanzlerIn eine „Zeitenwende“ für Klima und Artenvielfalt ausruft. Und die Investitionen dafür mit zwei Prozent des BIP ansetzt.

Denn auch da ähneln sich die Meldungen. In der gleichen Zeitung steht: „Eine Lücke von 56 Milliarden Euro“. Gemeint sind Militärausgaben, die 2024 mit 52 Milliarden 11 Prozent des Bundeshaushalts ausmachen. Nicht gemeint, aber mindestens genauso unterfinanziert: Der Haushalt für Wirtschaft und Klimaschutz mit 11 Milliarden oder 2,3 Prozent des Budgets.

Um mit Ash zu sprechen: Die Deutschen haben nicht wirklich verstanden, was eigentlich los ist.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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43 Kommentare

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  • Sehr schön, die Verantwortung ans Volk deligieren und ihnen unterstellen, dass sie keine Ahnung haben.

    Das Copyright dafür haben allerdings die US Ölmultis. Die sind in ihren PR Kampagnen genauso vorgegangen und konnten so munter weiter machen wie bisher. Ohne Kritik, denn das schlechte Gewissen hatte ja jetzt der Verbraucher.

    Per Wahlentscheidung haben wir "Volksvertreter" gewählt. Die sind in der Pflicht Antworten auf die drängenden Probleme dieser Zeit zu finden.

  • Ich verstehe den Autor ja eher so:

    Es ist frustrierend, dass Krieg und Aufrüstung (die eigentlich Ergebnisse politischer Dummheit sind) mittlerweile wieder wie naturgesetzliche Notwendigkeiten beschrieben werden, obwohl sie durch diplomatisches Bemühen vergleichsweise einfach zu verhindern wären.

    Die unglaublich komplexe Jahrhundertaufgabe des klimaneutralen Umbaus der Wirtschaft, der wirklich naturgesetzliche Notwendigkeiten zugrunde liegen, wird dagegen im Zweifelsfall sekundär und bleibt unterfinanziert.

    Militärisch ausgetragene Mächtekonkurrenz verdrängt globale wirtschaftliche Transformation.

    Ein geistig-moralischer Rückfall vom 21. ins 19. Jahrhundert. Wie werden spätere Historiker über diese Regression denken, und darüber, dass sie - wieder - in Europa stattfand?

    • @Kohlrabi:

      "...obwohl sie durch diplomatisches Bemühen vergleichsweise einfach zu verhindern wären."



      Wow.



      Haben Sie das Ei des Kolumbus gefunden?



      Russland - Ukraine - seit 2014 ungelöst.



      Nahost, seit Jahrzehnten, Problemfall.



      Und das wäre vergleichsweise einfach zu verhindern?



      Dass da noch keiner drauf gekommen ist!

      • @Encantado:

        Nun, lieber ENCANTADO, Sie haben sicher recht, dass es nicht ganz so einfach ist, wie KOHLRABI meint, aber es trifft zumindest zu - dass die Diplomatie VOLLSTÄNDIG versagt hat, wo zu jeder Zeit eigentlich nur noch Öl ins Feuer gegossen wurde.

        Zutreffend ist jedenfalls: Wir können sämtliche Anstrengungen der Klimapolitik VERGESSEN - wenn man sich derart auf Krieg kapriziert, wie es seit langem der Fall. Und da darf ich am Rande mal kurz die TATSACHE bemerken, dass es Rot-Grün waren, die seinerzeit schon mit Afghanistan den Fuß in der "Scheiße" hatten - und 20 Jahre brauchten, ihn wieder rauszuziehen -, allerdings OHNE dass sich dort was geändert hat ...

        Mal aus einem anderen Blickwinkel: Vor Jahrzehnten haben POLITIKER entschieden, die sogenannte Sommerzeit einzuführen - obwohl man auch davor ganz gut mit der Zeit leben konnte. Die Änderung hat jedenfalls NICHTS verbessert (Doch das hatte man sich eigentlich versprochen, denn das war schließlich der Grund der Änderung!). Aber man ist nun UNFÄHIG - das Ganze wieder zu ändern; also auf das NORMALE zurückzuführen. Dabei müsste es doch ein Leichtes sein; schließlich hat man’s ja selber erst eingeführt! Und DIESES „Leichte“ meint Kohlrabi vermutlich auch mit Krieg und Aufrüstung. Er übersieht dabei nur die grundsätzliche UNFÄHIGKEIT der Menschen, die eigenen Übel - wieder aus der Welt zu bringen. Da ist er wohl leider noch zu sehr Idealist.

        Aber das gibt sich, dass kann ich ihm versichern - mit der Erfahrung eines 70jährigen Lebens: Wir werden weder den Krieg mit noch mehr Bomben beenden, noch das Klima retten und vermutlich nicht einmal mehr die NORMALZEIT (Winterzeit) wieder „ZURÜCKgewinnen“ …

      • @Encantado:

        "Vergleichsweise einfach" - das erste Wort ist zu beachten.

        Die klimaneutrale Transformation ist eine Herausforderung, wie sie sich in der Menschheitsgeschichte so wohl noch nicht gestellt hat: technologisch, sozialökonomisch und in der dafür nötigen staaten- und gesellschaftsübergreifenden Kooperation. Ein Weg ins Unbekannte ...

        Wie sich Mächtekonflikte so einhegen lassen, dass sie nicht zu großen Kriegen führen, wie sich Kriege einhegen und beenden lassen, das ist dagegen aus der Geschichte im Prinzip bekannt. Wenn diese Wege nicht gegangen werden, dann ist das Politikversagen. Auf den Ukraine-Krieg trifft das m.E. ganz eindeutig zu. (Nahost mit seiner furchtbaren Vorgeschichte in Europa ist nochmal was anderes.)

  • Vorheriger Post war eine Antwort an

    @THOMAS STAPELFELDT

  • Ich fände es problematisch, wenn die Emissionen chinesischer Kohlekraftwerke, mit deren Strom z. B. hunderte Millionen Smartphones für den Weltmarkt produziert werden, den Chinesen angelastet würden. Die Emissionen sind eine Folge unserer Nachfrage. Und die Emissionen, die durch die Produktion und Nutzung von Autos entstehen, die wir exportieren, sind eine Folge der Nachfrage an anderen Orten.

    Niemand würde ein klimaschädliches Produkt verkaufen können, wenn es keine entsprechende Nachfrage gäbe.

    • @Al Dente:

      Sie haben vollkommen recht, AL DENTE.

      Und die Sache sieht noch ganz anders aus: Bangladesh - zum Beispiel - investiert MASSIV in Kohlekraftwerke, weil es dafür die nötigen Kredite bekommt. Von China und Indien. - Erneuerbare Energie wäre wohl auch möglich gewesen - allerdings fehlten dafür wohl die Kredite ...

      Na ja: Der Vorteil, der erwartet wird: Die Bevölkerung wird künftig ausreichend mit Energie versorgt, denn momentan leidet die HÄLFTE der Bevölkerung an Energiearmut.

    • @Al Dente:

      "Niemand würde ein klimaschädliches Produkt verkaufen können, wenn es keine entsprechende Nachfrage gäbe."



      Nach dieser Logik wären Erdöl- und Autoproduzenten klimatechnisch die reinsten Unschuldsengel.



      Ich behalte mir Skepsis vor.

  • 6G
    691349 (Profil gelöscht)

    Ich behaupte, dass das Denken in Zusammenhängen enorme Schwächen in sämtlichen Vereinbarungen aufzeigt. Die (völkerrechtlich nicht bindenden) Zielvereinbarungen der Unterzeichnerstaaten (NCPs) des Pariser Abkommens (COP21) werden aufgrund er aktuellen Entwicklungen bei weitem nicht erreicht; dokumentiert wird die Misere im Eimission Gap Report, der die aktuelle Politik mit der Theorie vergleicht und das Szenario für 2030 darstellt. Insgesamt wächst die Lücke mit jedem Jahr an. Selbst wenn es einzelnen Staaten gelingen sollte, ihre selbst gesteckten Ziele zu erreichen, so sind die Berechnungsgrundlagen fragwürdig, insbesondere was die Import-Export-Bilanzen von Waren und Rohstoffen angeht.

    Ein Beispiel: Der Kfz-Export Deutschland ist von 89,2 Mrd. Dollar im Jahr 2000 auf 205 Mrd. Dollar im Jahr 2020 gewachsen. Die beim Kfz-Betrieb entstehenden Emissionen werden alleine den Kunden angerechnet. Der Export sorgt hier für Wohlstand und andernorts für klimaschädliche Emissionen. Entsprechendes gilt für Öl-und Gasexporteure, wo ja die „Klima-Verantwortung“ an den Kunden übergeht und in deren Bilanz auftaucht. Zusätzlich bestehen gravierende Mängel in der („klimarelevanten“) Kooperation und damit in der Erfüllung der Klimaziele der Staaten. Einerseits gekennzeichnet durch enorme Feindschaften und Hass bzw. kriegerische Auseinandersetzungen und andererseits durch enorme Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen durch die Exporteure fossiler Energieträger und die Warenproduktion bzw. Wachstumsvorgaben exportorientierter Staaten. Oder vereinfacht beschrieben: Kriegerische Auseinandersetzungen oder deren Androhungen verhageln die Gesamtbilanz, da keine Zusammenarbeit stattfindet und Klimaziele hinter einer Wand aus Gewalt verschwinden. Und ein Import von fossilen Brennstoffen aus Staaten mit menschenverachtenden Regimen und katastrophalen Abhängigkeiten der Staatshaushalte von diesen Rohstoffen berücksichtigt weder die Umweltschäden noch die politischen Auswirkungen auf die

  • Die aktuellen Kriege bzw. Kriegsdrohungen ver/behindern effizienten Klimaschutz und haben somit die höchste Dringlichkeit.



    Der notwendige Aufbau einer neuen und stabilen Machtordnung auf globaler Ebene ist erforderlich aber sicher nicht durch D möglich. Beides ist in D durchaus verstanden (in der SPD mit Einschränkungen).

    • @1Pythagoras:

      @1PYTHAGORAS

      Ein absolutes d'accord !!



      Der Zusammenhang und vor allem die Ausmaße der klimaschädlichen Emissionen militärischer Auseinandersetzungen wird nach meinem Eindruck nirgendwo thematisiert bzw. diskutiert. Wer wirklich Klimaschutz will muss auf allen Gebieten aktiv werden. Das fehlt.

      • @B. Trübt:

        Sie bringen es auf den Punkt, lieber B.Trübt: NIRGENDWO, von KEINEM wird der schädliche Einfluss des Militärs - schon in FRIEDENSZEITEN - auch nur im geringsten thematisiert. Weder Panzer noch Flugzeuge - und erst recht nicht Kriegsflugzeuge - lassen sich mit erneuerbarer Energie betreiben. Ja, sie werden nicht einmal mit erneuerbaren Energien hergestellt. Die Grundlage des Militärs - ist das Öl; in allen seinen Ausformungen:

        "Ein nicht-nuklear betriebener Flugzeugträger verbraucht 5621 Galeonen Brennstoff pro Stunde ... doch ein einziges F-16-Kampflugzeug verbraucht ein Drittel davon - in NORMALBETRIEB. Mit Nachbrenner liegt der Stundenverbrauch sogar 2 ein-halb Mal so hoch wie bei einem Flugzeugträger. Die US-Luftwaffe hat rund 1000 F-16s." Nachzulesen im Buch Der Fluch der Muskatnuss über die koloniale Praxis des Westens; die längst nicht beendet ist

        Allerdings müsste man sich dazu auch erst mal ehrlich machen ...

        Man kann allerdings auch mal in das Buch der TAZ-Journalistin Simone Schlindwein einlesen: Der grüne Krieg. Da erfährt man eine ganze Menge über modernen Kolonialismus (Und das soll jetzt keine Werbung für das Buch sein, sondern lediglich Hinweis, wie man sich schlicht und einfach mal aktuell informieren kann. Ideologiefrei, weil sachlich.).

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „müssen zu einer Sprache finden, die direkt, leidenschaftlich und inspirierend ist. "



    So wie Angela Merkel. Aber leider war da nur die Sprache. Taten wurden leidenschaftlich verhindert. Die hätten der (Automobil-)Wirtschaft geschadet.



    „Das eine Opfer, das wir alle bringen können, ist unsere eigene Komfortzone zu reduzieren“. Was'n Gesabbel. Wir reduzieren doch schon die Komfortzone der anderen. Wollen ja nicht übertreiben. [/sarkasmus off]

  • Sehr gut geschrieben. Ich sehe es so wie der Autor. Wenn es um das eigene Leben geht, ist die Einsicht in die große Notwendigkeit schnell dahin.

  • Konsequenter Klimaschutz und Kapitalismus gehen nicht zusammen. Wer das 1,5 Grad Ziel einhalten will, stellt die Systemfrage, also die Abschaffung des Kapitalismus weltweit.



    Das ist völlig unrealistisch und von der Mehrheit der Menschen nicht gewollt.

    Ein weltweiter Verzicht der Menschen bis auf das zum Überleben notwendige, würde den CO2 Ausstoß drastisch reduzieren, aber die kurzfristigen sozialen und politischen Auswirkungen wären unvertretbar: Millionen Arbeitslose, sinkende Steuereinnahmen, kollabierende Börsen, soziale Unruhen.

    Im Kapitalismus und mit dem konditionierten Menschen ist nur ein langsamer Klimaschutz ohne Verzicht machbar, der erneuerbare Energien da implementiert, wo diese günstiger sind - das führt uns zu einer 2,5-3 Grad Erwärmung.

    Die langfristigen Kosten und Auswirkungen des Klimawandels werden immens sein und könnten die Existenz der Menschheit, wie wir sie heute kennen gefährden, aber auf Grund der kurzfristigen Kosten, kommen wir nicht ins Handeln.

    Die Parallele von Klimaschutz und Krieg ist durchaus gegeben.

    Auch in dieser Frage, zeigt sich wie feige und dekadent die Menschen in Europa geworden sind. Sie nehmen die Freiheit für gegeben und sind nicht mehr bereit, diese mit ihrem Leben zu verteidigen. Bei den Freiwilligen die sich vor 210 Jahren in den Napoleonischen Befreiungskriegen bei den Lützowsches Freikorps meldeten war das noch anders.

    Wenn vor dem 22. Februar 2022 Hunderttausend Freiwillige Europäer in die Ukraine gegangen wären, bereit um die Freiheit in Europa auch mit ihrem Leben zu verteidigen, hätte der Überfall Russlands auf die Ukraine möglicherweise verhindert werden können.

    Aber das ist genauso illusorisch, wie zu erwarten, das Millionen Menschen in Europa und weltweit zugunsten des Klimas auf Konsum und Wohlstand verzichten würden.

    • @Paul Schuh:

      "Wenn vor dem 22. Februar 2022 Hunderttausend Freiwillige Europäer in die Ukraine gegangen wären, bereit um die Freiheit in Europa auch mit ihrem Leben zu verteidigen, hätte der Überfall Russlands auf die Ukraine möglicherweise verhindert werden können."



      Hat ja schon im spanischen Bürgerkrieg so richtig gut funktioniert.

    • @Paul Schuh:

      Man muss sich einmal die Peinlichkeit vor Augen führen, dass tatsächlich mehr US-Amerikaner als Freiwillige in der Ukraine kämpfen als Europäer.

    • @Paul Schuh:

      Das Freikorps Lützow dürfte dabei ein schlechtes Beispiel sein. Es wurde erst nach Napoleons Niederlage in Russland gegründet. Schon ganz schön mutig sich gegen einen geschlagenen Feind zusammen zu rotten. Um ihrem Beispiel von 100.000 Europäern am Vorabend des Krieges zu entsprechen, hätte es sich bereits 1805 gründen müssen.

    • @Paul Schuh:

      Das Blöde ist: anders als mit den politischen Akteuren anderer Problemfelder kann man mit dem Klimawandel keine Kompromißlösung verhandeln: Wir machen alles, was "politisch verantwortbar und vertretbar ist" - dafür beschränkst Du Dich auf 1,3 Grad.



      Wenn die Entscheidungsgrundlage die Aufrechterhaltung von Komfortzone, Konsum und Wohlstand wie in den letzten Jahrzehnten bleibt - dann ist das Ergebnis nicht "ihr habt das politisch gut gemanagt", sondern Katastrophen wie Trockenheit, Ernteausfälle, Meeresspiegelanstieg, Extremwetterereignisse und noch vor all diesem: Kriege allenthalben.

    • @Paul Schuh:

      das verlassen der komfortzone und ihre interpretation vom verzicht bis auf das zum ueberleben notwendige sind zwei interschiedlich dinge.



      viele menschen koennen ihre standards reduzieren, nicht wenige machen das auch. man kann immer noch etwas mehr machen.



      ist tempolimit so schwierig? in den niederlanden gilt 100 auf autobahnen. hier bedeutet nur die diskussion ueber 130 das ende des abendlandes.



      anderer punkt ist die finanzierung. sind 42% hoechststeuersatz wirklich genug? waehrend die einkommensschere immer weiter auseinander geht. man braucht kein anhaenger des marxismus zu sein, um zu sehen, dass deutsche politik straeflich untaetig ist. man heatte schon lange anfangen muessen, dort gegenzusteuern. vermoegenssteuer, erbschaftssteuer, alles instrumente, um die gesellschaft zu gesunden, die investitionen in die zukunft zu stemmen, die klimafolgen zu reduzieren.



      alles machbar.

      • @the real günni:

        "das verlassen der komfortzone und ihre interpretation vom verzicht bis auf das zum ueberleben notwendige sind zwei interschiedlich dinge"

        Da haben sie sicher recht, aber selbst ein moderates Schrumpfen der deutschen Industrieproduktion und des Konsums um jährlich 3%, durch eine Reduktion der Autos in den Innenstädten, die Reduktion von Flügen (nur 1 x alle 5 Jahre), die Halbierung des Fleischkonsums und die Verpflichtung alle Konsumgüter auf 20 Jahre haltbar und reparierbar zu erhalten, würde zu Millionen Arbeitslosen führen, die dann sinkenden Steuereinnahmen gegen überstehen.

        Persönlicher Verzicht des Einzelnen ist schön und gut (ich hab kein Auto, esse kein Fleisch und bin 2019 das letzte Mal geflogen) aber wann das viele oder alle machen, dann wir es zm Problem.



        Dann verordnet die Regierung bestimmt die nächste Abwrackprämie und das Wachstum wieder anzukurbeln.

  • Ob ein Problem gefühlt weit weg, oder weit in der Zukunft liegt ist egal, dem egoistischen Durchschnittsbürger, und nach dem richtet sich die Pokitik, ist es wurscht. Denn sich woanders hin, oder in jemand anderen hineinzuversetzen, dazu braucht es Vorstellungskraft und Empathie, und die trainiert man, indem man sich in andere hinein oder woanders hin versetzt. Das ist das Letzte wofür der Durchschnittsbürger seineZeit aufwendet.

  • Ich finde den Vergleich etwas makaber . Und eigentlich auch überhaupt nicht angebracht . Äpfel und Birnen .

    • @Mr Ambivalent:

      Beides kostet massiv Menschenleben und beides stellt uns vor die Frage jetzt viel Geld ausgeben und das Problem lösen oder in naher Zukunft sehr viel Geld ausgeben um das Problem noch irgendwie zu managen.

    • @Mr Ambivalent:

      Äpfel mit Birnen zu vergleichen, macht sehr wohl in vielen Fällen Sinn - nicht nur, wenn Sie einen Obstkuchen backen wollen.



      Deshalb macht -bei allen Unterschieden- auch der Hinweis auf die Ähnlichkeiten zwischen Klimaproblem und Kriegsproblem Sinn.



      Das bekannte Sprichwort sollte geändert werden in "Sie vergleichen Äpfel mit Kommunalobligationen". Dann fällt viel schneller auf, wenn es nicht passt.

  • Eigentlich muss man sich angesichts der Bedrohungen als Verlierer ansehen, schließlich gelingt es nicht, als durch Bildung privilegisierter 'Bürger' seine Mitmenschen über die Bedrohungslage richtig zu erreichen außer vielleicht einem Unsicherheits-GEFÜHL Als 68er (schon wieder) eine Niederlage beim Auftreten 'grüner' angepasster Typen erleben zu müssen, die nicht wahrhaben wollen, dass der vorgefundene Parlamentarismus an den verkrusteten Parteivertretern nicht in der Lage ist, die Wählerinnen und Wähler auf die bedrohliche Lage einzuschwören, sondern im Gegenteil dazu führt, dass insbesondere die einfacheren Leute nichts mehr von diesem 'System' und den für die Klimakatastrophe verantwortlichen Profiteuren erwarten.Das ist ein echter Kulturbruch, wenn man mitbekommt, wie gerade die Intellektuellen eine 'Kultur des Verdrängens und der Ablenkung' groß zelebrieren. Eigentlich eine Unkultur !

    • @Dietmar Rauter:

      Na ja, und wenn man dann sieht, zu welchen bewusstlosen politischen Zuständen im Parlament und in der Regierung gerade der "Marsch durch die Institutionen" geführt hat, dann muss man leider die totale Niederlage dieser idealistischen Vorstellung konstatieren.

  • "Die Deutschen haben nicht wirklich verstanden, was eigentlich los ist."



    Ach nein. Sie werden in Deutschland kaum noch einen Menschen finden, der den Klimawandel bestreitet.



    Die Frage ist schon längst, was sich Angesichts des Klimawandels tun lässt. Da gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Strategien:



    (a) Anpassung. Deiche erhöhen und verstärken, Wasserrückhaltung verbessern, solarstrombetriebene (!) Klimaanlagen, etc...



    (b) Den Klimawandel verhindern. Dazu ist Deutschland zu klein, und außerdem ist, wenn man der taz, die in jedem Wetterphänomen schon den Klimawandel wittert, glauben darf, der Käse schon gegessen. Es geht allenfalls um Begrenzung. Dazu ist jede Bestrebung aller Ehren wert, wenn sie denn wirksam und bezahlbar ist. Und nicht selbst jede Menge neuer Löcher aufreißt, wenn sie versucht, eines zu stopfen.



    Einzig machbar ist eine Kombination aus (a) und (b) im Rahmen der wirtschaftlichen Möglichkeiten.



    Wozu Panikmache führt, siehe die Diskussion hier:



    taz.de/Strom-durch...weltweit/!6001172/

    • @sollndas:

      Zum zweiten Absatz:



      Leider werden ein paar gegen den Willen einer denkenden Mehrheit (noch) von Steuergeldern bezahlt, und leider steigt die Zahl von deren Wählern durch nichtdenkende Zeitgenossen stetig an.

    • @sollndas:

      Jedes Land ist "zu klein". Aber alle Länder haben sich international verpflichtet. Auf ein Minimum! Aber nur so kann es gehen. Wer auf "Vorsorge" baut, wird sich hingegen noch umschauen. Wir stehen vor weltweiten Missernten und damit explodierenden Lebensmittelpreisen. Langfristig stehen wir vor massiven Veränderungen in den Meeren mit ungeahnten Folgen. Es besteht reichlich Grund zur Panik.

      • @Benedikt Bräutigam:

        "Es besteht reichlich Grund zur Panik."



        In Panik werden nur selten vernünftige Entscheidungen getroffen.

      • @Benedikt Bräutigam:

        Natürlich haben alle ein großes Interesse, aber sicherheitshalber lässt man erst mal anderen den Vortritt. Wenn D etwas für den Klimaschutz initiiert, kommt das ja wohl erfahrungsgemäß bei der Mehrheit nicht so gut an -

  • Eines der großen Themen sind hier Prioritäten. Wenn man meint alles lösen zu können und alles wichtig ist, dann löst man im Notfall nix. Ich bin häufig nicht einig mit dem Autor. Hier trifft er, vielleicht nicht gewollt, des Pudels Kern.

  • Äh ...



    "eine „Zeitenwende“ für Klima und ... "



    Bin immer noch felsenfest davon überzeugt, dass Scholz mit der Zeitenwende nicht seine/unsre REAKTION (100-Mrd.-Paket etc) beschrieb, sondern den (uns Westeuropäern zumindest erst zu der Zeit dämmernden) ERKENNTNISGEWINN betr.ZUSTAND dieser Welt, dieses Europa meinte. War also keine "Zeitenwende f ü r + x". Ham viele, ich denke unaufmerksame, und den Feinheiten im Vokabular der dtsch. Sprache auch nicht sonderlich affine, Journalisten von Anbeginn an falsch interpretiert.

  • Kopf in den Sand und hoffen, dass es vorbei geht ohne dass man zu sehr leiden muss. Man leidet ja sowieso schon so sehr! Vielleicht nicht tatsächlich, aber doch durch die Spaßverderber und durch die Energie, die man verbrauchen muss um das Schöne doch noch genießen zu können. Wir haben es echt schwer. Wir schuften und dann dürfen wir uns noch nicht mal dafür belohnen. Gemein!

    • @Benedikt Bräutigam:

      Tja, lieber Herr Bräutigam, auch wenn Ihr Beitrag vielleicht sarkastisch gemeint ist: "Wir schuften und dann dürfen wir uns noch nicht mal dafür belohnen", so trifft er aber doch im KERN: Erklären Sie in Zeiten von: "Ich will nur noch vier Tage arbeiten!", einem ARBEITER, der den gesellschaftlich NOTWENDIGEN Wohlstand schafft - wie zum Beispiel der Landwirt die Nahrung und der Handwerker das Haus bzw. die Wohnung -, weshalb der noch ZUSÄTZLICH arbeiten soll, weil es an allen und Ecken am Notwendigen fehlt. An dem, was WIRKLICH WICHTIG ist - und nicht an den Spielereien, mit denen sich heute viele die Zeit totschlagen, um sich ihre "Wohlfühligkeit" zu sichern.

      Ich weiß ja nicht, was Ihr ureigener Job ist, aber gerade in den erwähnten Bevölkerungsschichten ist nicht viel von Belohnung zu sehen. Die wird nämlich in der Regel von anderen eingefahren - die kaum was für den Wohlstand leisten, sondern ihn selbst schon mit ihrer "Arbeit" verzehren. Nur schaut man da eben nicht so genau hin …

    • @Benedikt Bräutigam:

      Tja, lieber Herr Bräutigam, auch wenn Ihr Beitrag vielleicht sarkastisch gemeint ist: "Wir schuften und dann dürfen wir uns noch nicht mal dafür belohnen", so trifft er aber doch im KERN: Erklären Sie in Zeiten von: "Ich will nur noch vier Tage arbeiten!", einem ARBEITER, der den gesellschaftlichen NOTWENDIGEN Wohlstand schafft - wie zum Beispiel der Landwirt die Nahrung und der Handwerker das Haus bzw. die Wohnung -, weshalb der noch ZUSÄTZLICH arbeiten soll, weil es an allen und Ecken am Notwendigen fehlt. An dem, was WIRKLICH WICHTIG ist - und nicht an den Spielereien, mit denen sich heute viele die Zeit totschlagen, um sich ihre "Wohlfühligkeit" zu sichern.

      Ich weiß ja nicht, was Ihr ureigener Job ist, aber gerade in den erwähnten Bevölkerungsschichten ist nicht viel von Belohnung zu sehen. Die wird nämlich in der Regel von anderen eingefahren - die kaum was für den Wohlstand leisten, sondern ihn selbst schon mit ihrer "Arbeit" verzehren. Nur scheut man da eben nicht so genau hin ...

  • Ja, und Notstand-Milliarden für Bildung, für Integration, für Wohnungsbau, für die Infrastruktur...

    Problem ist und bleibt: Die ganzen Summen müssen auch mal erwirtschaftet werden.

    • @drafi:

      Die Summen erwirtschaften sich dadurch, dass Bildung, Integration, Wohnungsbau und I nfrastruktur funktionieren.



      Oder glauben Sie, dass eine morderne Wirtschaft mit ungebildeten Parallelgesellschaften ohne Wohnraum und Straßen gelingen kann?

    • @drafi:

      Die "muss erst mal verdient werden"- These wird nicht besser, wenn man sie ständig wiederholt. Man muss prinzipiell und konkret gerade jetzt auch mal investieren, bevor man das Geld dafür hat. Einfach weil es sonst noch viel teurer wird. Zudem: das Geld wird ja erwirtschaftet, es wird aber verfressen, es wird falsch verteilt.

      • @Benedikt Bräutigam:

        Wie recht Sie doch haben, Herr Bräutigam: "Das Geld wird verfressen, es wird falsch verteilt".

        Allerdings wird beim Ganzen grundsätzlich etwas übersehen: Geld wird NICHT erarbeitet! Es wird allenfalls nur gedruckt - oder fällt wie Manna vom Himmel. Entscheidend ist allein, was HINTER dem Geld steckt; das nämlich nur den Preis einer Ware angibt - und die Art seiner VERTEILUNG: Vom Brot, dass Sie essen, werden Sie jederzeit satt - vom Hüpfen und Tanzen, was man gleichsam bezahlt, ist man allenfalls fröhlich vergnügt.

        Was glauben Sie wohl, was einem Bedürftigen - ob als Arbeitsloser oder Asylant - am wichtigsten ist und daher zuerst zusteht? Das Brot auf dem Tisch? Oder das Buch in der Hand? Auch wenn man das Buch sogar noch deutlich teurer bezahlt ...

        Leider ist der Gesellschaft das Verständnis von Wirtschaft und ihrem ursächlichen Grund mittlerweile völlig abhanden gekommen. Insofern hat DRAFI im Grunde fast recht: ALLES muss zuerst einmal ERWIRTSCHAFTET werden. Also vor allem das, was man fürs Geld dann bekommt. Und da fängt's schon an: Produzieren wir lieber mehr Bomben und Waffen oder Häuser und ausreichend Nahrung. Die Entscheidung DARÜBER - ist allerdings längst schon gefallen ...

  • Will der Autor sagen das 65 Prozent für Soziales zuviel ist und mehr in Klimaschutz und Ukraineschutz gehen sollte?

    Ich würde ja zustimmen irgendwie aber die SPD meint das 65 Prozent auch nicht genug sind. Diese dummen Prozente.