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Ob Männer- oder FrauenfußballDeutscher Nationalstolz ist immer gefährlich

Der Schwarz-Rot-Gold-Ekel wich während der Fußball-EM der Frauen einem koketten Patriotismus. Das ist nicht Fortschritt, sondern Regression.

Deutschlandflaggen im Stadion in Zürich während des Halbfinales gegen Spanien Foto: Alessandra Tarantino/ap

D ie DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch sagte am vergangenen Mittwoch im Deutschlandfunk über die deutsche Nationalmannschaft der Frauen: „Wir stehen für all das, was manchmal der Jugend oder überhaupt Deutschland abgesprochen wird, Moral, Kampf, Teamgeist, Leidenschaft.“ Man könne, sagte sie, deshalb nur stolz auf diese Mannschaft blicken. Sie wusste zudem zu berichten, was das Team ausmache, nämlich „der unbedingte Wille, die Leidenschaft, die Emotion, der Teamgeist.“ Vor allem die Leidenschaft „für die Nation zu spielen“ schien die Funktionärin zu beeindrucken.

Am Abend dann verlor dieses Team gegen Spanien und steht am Sonntag somit nicht im Finale gegen England. Aber der Schaden ist trotzdem angerichtet. Denn nach all den Jahren der Schande, die die Männer über das Land gebracht haben, sorgten in den vergangenen Wochen die Frauen für ein Deutschlandgefühl, dass zwischen Stolz, Freude, Glück und Euphorie keinen Platz mehr für etwas anderes lässt: Unwohlsein. Denn Frauenfußball hin oder her: Es ist immer noch Deutschland. Das schienen einige komplett vergessen zu haben. Warum eigentlich? Weil es ja „nur“ Frauen sind?

Die antinationalen Abwehrreflexe der Linken, über Jahrzehnte relativ funktionstüchtig, wenn die deutsche Nationalmannschaft der Männer spielt, wurden entsorgt wie Thomas Müller bei Bayern München. Schlimmer noch: Der eigentlich gefestigte Schwarz-Rot-Gold-Ekel wich einem koketten Patriotismus feministischer Note, denn – so die Argumente der neuen Jubel-Deutschen – das seien doch jetzt die Guten. Keine homophoben Proll-Männer mit Runen-Tattoos und ausdifferenziertem Alkoholproblem. Sondern Frauen. Sympathisch. Authentisch. Tragen sogar die Regenbogen-Binde. Haben doch auch lange auf diese Form der Anerkennung gewartet.

Doch was nach Fortschritt aussieht, ist in Wahrheit Regression. Eine Normalisierung nationaler Identifikation, flankiert von Popfeminismus, Regenbogen-Binde und Wohlfühlästhetik. Und die Rechten jubeln, denn seit Jahren suchen sie nach einem neuen, unverfänglichen Vehikel für ihren Heimatstolz. Hier ist es: Die Frauenmannschaft. Endlich wieder Deutschland, fast ohne Schwarze! Sie sind weiß und blond, kaum eine hat einen Migrationshintergrund, sie hören gerne deutsche Schlager und singen die Nationalhymne – nicht so wie seinerzeit Teile der deutschen Mannschaft, die ja vor allem aus Vaterlandsverrätern wie Mesut Özil bestand.

Alles ist erlaubt, weil es diesmal nicht toxisch ist

Dabei bleibt das Grundproblem gleich: Nationalismus ist keine Frage des Geschlechts. Flagge bleibt Flagge, egal wer sie trägt. Die Ignoranz macht die Sache sogar noch gefährlicher. Wenn sich jetzt ausgerechnet auch angebliche Linke beim Public Viewing in Deutschlandtrikots zeigen, haben sie nicht verstanden, was 2006 schon falsch war – und was 2025 noch viel falscher ist. Denn diesmal passiert es mit Zustimmung der progressiven Öffentlichkeit. Wer jetzt nicht jubelt, ist sexistisch. Wer Kritik übt, ist ein Miesmacher.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Das Drumherum, das mediale Aufpumpen, das kollektive Fahnenschwenken, das ist der eigentliche Skandal. Denn so wurde die EM 2025 zur nationalen Katharsis. Alles ist erlaubt, weil es diesmal nicht toxisch ist. Weil es nicht Männlichkeit, sondern Gleichstellung repräsentiert. Aber die Botschaft lautet noch immer: Deutschland über alles. Im Zweifel auch über den politischen Verstand.

Es ist eine bekannte Dialektik, die hier wirkt. Adorno und Horkheimer haben bereits in der „Dialektik der Aufklärung“ gezeigt, wie schnell die Aufklärung selbst in Mythologie umschlagen kann. Der scheinbar emanzipatorische Moment wird zur Bühne der Regression, der neue deutsche Feminismus wird so zur nationalen Selbstvergewisserung. Die Kritik an autoritären Strukturen weicht der Affirmation eines Staates, dessen Geschichte alles andere als unschuldig ist.

Gerade deshalb – weil Deutschland nicht ist wie andere Länder –, ist auch der deutsche Nationalstolz kein neutraler. Er ist immer kontaminiert, immer rückschrittlich, immer gefährlich. Wer das vergisst, macht sich mitschuldig, weil Geschichte sich nicht wegemanzipieren lässt. Deutschland kann man nicht lieben, und die Sehnsucht danach, es doch irgendwie zu tun, ist eine Kapitulation. Eine Flucht in die nationale Normalität, die es für dieses Land nie geben darf.

Wir erleben die Re-Nationalisierung über den Umweg der Liberalität. Man darf wieder deutsch sein, weil man dabei nett ist. Weil man pseudofeministisch Frauen bejubelt. Weil man doch ohnehin gegen Rechts ist. Die Rhetorik der Leistung, der Herkunft, des Stolzes aber bleibt dieselbe, nur die Verpackung ist eine andere. Nicht weniger nationalistisch, nur schwerer zu kritisieren. Der alte Nationalismus hat sich ein neues Gesicht zugelegt, aber dahinter steckt dieselbe Nation. Dieselbe Geschichte. Dieselbe Gefahr.

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Matthias Kalle
Ressortleiter wochentaz
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71 Kommentare

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  • OZ: "Schwarz-Rot-Gold-Ekel"? Was ist mit Euch Biodeutschen bloß los? Laßt Euch mal von einem naturalisierten Deutschen, der zu keinem seiner Handvoll Herkünfte besondere patriotische Gefühle hat, sagen: calm down! Es bedarf überhaupt keiner Regung gegenüber irgendeiner Staatssymbolik etc. Man kann dem Ganzen einfach gemäßigt gleichgültig gegenüber stehen. Weder Schwarz-Rot-Gold-Ekel noch Schwarz-Rot-Gold-Erotik. Das geht tatsächlich auch... Nimmt einem einen Aufreger, aber das ist ja auch nicht das Schlechteste.

  • Manchmal beschämt mich Deutschland und manchmal habe ich Freude an diesem Land unfinde es schön hier zu leben, wenn die Torhüterin und die ganze Frauschaft so kämpft, dann freue mich ob mit oder ohne Nationalfähnchen jede/r nach Belieben., Ich möchte mich da auf den Kommentar von Saskia Brehn beziehen. Ich habe manchmal das Gefühl, viele Linken und insofern ähnlich den rechten haben keine innere Balance . Es Es ist alles ganz düster, kurz Vor der Katastrophe.

  • Sehr geehrter Herr Kalle,



    eine Analyse der Kommentare lohnt sich. Ich habe vor dem Lesen der Kommentare vermutet dass ihrem Artikel sehr starke und emotionalisiert aufgeladene Entgegnungen folgen.



    Ich beglückwünsche Sie zu ihrem hervorragenden Beitrag und bin mir sicher dass das Konglomerat ihrer treffsicheren Tiefsinnigkeit die Leserschaft der Kommentierenden komplett überfordert hat. Allerdings zeigen die Reaktionen dass Sie treffsicher ins Braune getroffen haben. Um mit Adorno zu sprechen: Hopfen und Malz verloren und statt Halbbildung würde ich den Nenner deutlich erweitern. Herzlichen Dank für ihre Analyse und bitte weiter so.

    • @Philipp Lobinger:

      Ihre Diffamierung der Kommentator:innen ("komplett überfordert", "ins Braune getroffen") lässt auf eine eher schwache Analysefähigkeit bei Ihnen schließen. Dass Sie diesem primitiven "Wer-deutschen-Nationalmannschaften-zujubelt-schafft-ein-neues-Drittes-Reich"-Text applaudieren, ebenfalls. Wohlgemerkt, es gibt sehr wohl Gründe, kritisch und besorgt auf Deutschland zu blicken, wie etwa die AfD-Wahlerfolge, die grassierende Abschiebewut, den "Black-Rock"-Kanzler oder die allgemeine Gehässigkeit in den sozialen Medien. Da liegt die Gefahr, die Herr Kalle mit seinen Nebelkerzen leider verdeckt.

      • @Volker Scheunert:

        Sehr geehrter Herr Scheunert,



        ich bedauere es sehr dass Sie sich diffamiert fühlen, das lag nicht in meiner Absicht. Dennoch lohnt es sich den Text von Herrn Kalle sorgfältig zu lesen. Ich vermute dass wir dann zum gleichen Ergebnis kommen: Herrn Kalle geht es eben nicht darum jeden abzuqualifizieren im Sinne eines primitiven "Wer-deutschen-Nationalmannschaften-zujubelt-schafft- ein- neues - Drittes- Reich" sondern die damit verbundenen Subtexte die regressiv einem fehlgeleiteten Patriotismus Vorschub leisten. Herr Kalle differenziert hervorragend und arbeitet hervorragend den Unterschied heraus von Deutschtümelei und einem unverfänglichen Stolz. Ihren weiteren Analysen stimme ich zu und attestiere Ihnen eher gut ausgeprägte Analysefähigkeiten

    • @Philipp Lobinger:

      Zustimmung - wenn auch Ihr Urteil ein bisschen wie aus einem "Oberseminar" daherkommt. Dass man 'Deutschland', vor allem wenn es wieder grooß sein möchte, nicht lieben kann, selbst wenn man wollte - Volltreffer! Denn die "Rhetorik der Leistung, der Herkunft, des Stolzes" klebt an uns wie eine zweite Haut.



      Nur an einer Stelle nur würde ich anders



      nuancieren:



      Die Normalität, die es für diese Nation nicht geben "darf" > und auch gar nicht geben "kann", weil... (siehe oben).



      Und darf man wieder deutsch sein, weil man doch "so nett" ist? Meine Frau kommt aus dem Ausland und sagt immer, unsere Charaktereigenschaft Nr.1 sei der pure (Besitz-)Neid. Und à propos "Nettigkeiten" hier und dort in den 'Beiträgen'... Da möchte ich doch meine Zweifel anmelden (was übrigens durchaus auch selbstkritisch gemeint ist).

      • @Auweiowei:

        Lieber Herr Auweiowei,



        vielen Dank für die Rückmeldung. Prima dass wir uns als Oberlehrende so gut verstehen; hätte ich nicht erwartet so positiv konnotiert zu werden. Herr Kalle beschreibt super, um ein bisschen nun den Jargon zu "lüften", den Prozess der regressiven Anteile. Doch: stolz darf man sein, die Sehnsucht nach Held:diener:innen kann ich auch nachfühlen, aber im Zeitalter von AFD lohnt es sich den tiefsinnigen und hermeneutisch unglaublich dichten erkenntnisreichen Text von Herrn Kalle mehrfach zu lesen und sich diesem Genuss hinzugeben und voll Stolz und Liebe sich zu erfreuen an so seltenen Zeitgenossen.

  • Fußball, Fahnen, vielleicht sogar Spaß, kein Wunder das so etwas linken Menschen nicht gefällt.



    So etwas hält, lenkt doch nur vom Sieg über den Kapitalismus ab.

  • Bei so viel Ablehnung frage ich mich, warum der Autor hier noch lebt?



    "Deutschland kann man nicht lieben". Doch kann man, sehr sogar!



    Denn ob all seiner Fehler, ob all der dunklen Wolken die gerade wieder aufziehen, ist Deutschland eine Erfolgsgeschichte. Ja sogar DIE Erfolgsgeschichte Europas schlechthin.



    Vom Naziwahnsinn zu einem der weltweiten Vorreiter was Freiheit, Gleichberechtigung und Minderheitenschutz angeht.



    Wo lässt es sich besser und freier auf der Welt leben?



    Ja ein paar Länder fallen mir schon noch ein, aber Deutschland ist IMMER ganz ganz vorn dabei. All diese Schlechtmacherei ist nicht mehr auszuhalten. Alles, wirklich ALLES wird kaputtgeredet.



    Wir haben Millionen integriert, 25% der Bürger in diesem Land haben eine Migrationsgeschichte.



    Wir gewinnen bereits 50% unserer Energie aus Erneuerbaren.



    Wir haben eines der fähigsten Sozialsysteme weltweit.



    Wir sind eines der wenigen Länder weltweit, die das 0,7% Ziel für Entwicklungshilfe erfüllen.



    Undundund.



    Das ist alles kein Grund sich zurückzulehnen, Probleme nicht weiter zu adressieren, aber dieses Land permanent schlecht machen?



    Wie kaputt und innerlich zerfressen muss man sein, um immer nur das schlechte zu sehen?

    • @Saskia Brehn:

      Danke

    • @Saskia Brehn:

      Danke

    • @Saskia Brehn:

      Danke, dem schließe ich mich vollumfänglich an.

    • @Saskia Brehn:

      Danke für diesen Kommentar.

      Dann muss ICH ihn nicht schreiben…

  • Jahrelang waren "die Linken" neidisch auf eine Flagge, auf die sie stolz seien konnten. Fuhr man in einem Benz mit Wimpeln an ihnen vorbei, konnte man ihnen beim Platzen zuschauen: Reich, Auto, Deutschlandflagge, da war der Aerger gewiss. Aber nun haben sie ne eigene Flagge, die sie auch folgerichtig Stolzflagge tauften und man koennte meinen, "Ende gut, alles gut". Ich glaube nicht dran. Denn man wird auf Dauer nicht zufrieden mit der eigenen Flagge sein, auf die man stolz sein kann, so lange nicht alle stolz darauf sind und auf nichts anderes.

  • Wie ich es sehe...

    Einst wurde Deutschland geeint



    durch seine Dichter und Denker,



    Später in Kriegskatastrophen geführt und zerstört durch völkische Henker.



    Heute der Profisport und die Medien als neue göttliche Lenker...

    Vieles was war - ist verkommen, verschollen,



    Die zu uns wollen - sind nicht mehr willkommen.

    • @Auweiowei:

      Kleine Lesevariante:



      Wem "und die Medien" nach allzu platter Medienschelte schmeckt, der/die möge substituieren oder mitlesen: "und social mist" (natürlich im Sinne von 'sozialer Nebel' > 'Vernebelung der Gesellschaft').

  • Gut das ist jetzt anscheinend eine deutsche Perspektive. Da kann ich nicht viel dazu beitragen, sondern lediglich eine norwegische - britische Sicht dagegenstellen.

    Meine Frau und ich haben uns 2006 aufgrund unserer Erfahrungen während der WM dazu entschlossen uns in Deutschland niederzulassen. Der "Nationalstolz" äußerte sich nämlich in jener Zeit in einer Art der Offenheit, die sämtliche Klischees die im Ausland über die spröden Sandalenträger in weissen Frotteesocken kursierten, über den Haufen warfen.

    Diese Art des sich begegnens gab es zu der Zeit weder in England noch in Norwegen. Die WM hat daher auch das Bild von Deutschland im Ausland nachhaltig geprägt.

    Und auch die Jahre danach war in Berlin und selbst bei den steifen Hanseaten in Hamburg eine Stimmung zu spüren, die ein positives Lebensgefühl wiederspiegelte und integrativ war. Von Ausgrenzung war da wenig zu spüren.

    Leider hat dieses Lebensgefühl mit dem Aufstieg der AfD und bedingt durch die Auswirkungen des Krieges in Syrien sowie durch Corona ein jähes Ende gefunden und spätestens durch den Krieg in der Ukraine für einen krassen Wandel in der Gesellschaft gesorgt. Nicht nur in Deutschland.

    • @Sam Spade:

      Das ausländische Klischee über die spröden Sandalenträger in weißen Frotteesocken ist ja sozusagen hochpoetisch - im Vergleich zu den dumpf bellenden boches, Krauts oder auch (inländischen) Kartoffeln...

  • Es ist doch wunderbar wenn ich auf mein Land stolz sein kann, viel, viel besser wie wenn ich das Land in dem ich lebe hasse.

    • @Filou:

      Wenn Sie Fußball ⚽️ schauen oder selber spielen - sind Sie stolz auf Deutschland ? Interessierte Verknüpfungen 🤣

      • @Alex_der_Wunderer:

        So funktionieren fiktive Identitäten nun mal.

        Es ist letztendlich nicht absurder, als auf Deutschland wegen einzelner Dichter oder Denker stolz zu sein.

        Da ist Fußball nicht schlechter als Goethe oder Kant.

        • @rero:

          🚦Mensch, stimmt ja auch, wo Sie es schreiben💡, jeder Deutsche🥳am Ballermann⛱️mit dem Kopf im Sangriaeimer - ein kleiner Goethe🖋 🤣

  • Ich finde Nationalstolz ja auch sehr ulkig, aber die offenbar bis ins körperliche gehende Abneigung des Autors wirkt ebenfalls unfreiwillig komisch und auch etwas ungesund.

    • @Samvim:

      Da gibt es doch keine Schattierungen? Wenn Nationalstolz einem selbst ulkig ist, kann es nur Zustimmung zum Autor geben.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Eine sehr seltsame Sichtweise. Natürlich gibt es auch dort Abstufungen.

  • Für mich steht die deutsche Nationale – noch! – nicht für Nationalismus, sondern für eine Rechtsgemeinschaft, deren Grundgesetz Freiheit, Demokratie und soziale Verantwortung auf dem Fundament einer unantastbaren Menschenwürde zur Staatsform erklärt.



    Da darf´s dann auch mal Spiele geben, in denen man die "eigene" Mannschaft feiert. Dass das verlockend für Politiker:innen ist und natürlich auch gerne instrumentalisiert wird, ist klar – nur liegt´s letztlich doch an uns, was wir daraus machen. Man muss nicht immer alle erziehen wollen, auch wenn man Fahnen-Statements (aller Art!) aus unserer Geschichte heraus mit sehr gemischten Gefühlen sieht, "Zirkuszelt" halt :-)

    • @HaKaU:

      Was ist eine "Nationale"?

      • @Francesco:

        ...von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

        • @Alex_der_Wunderer:

          Achso, die Nationalhymne. Warum sagt man das dann nicht?

  • Die Intention ist richtig.



    Allerdings müssen alte Grundsätze überdacht werden.



    Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer Staat. Das wird gerade im Unterschied zu den USA deutlich, die sich zunehmend von dieser Vorstellung entfernen.



    Die Zeit von " lieber Rot als tot" , ist vorbei. Putin hat genau so viel mit Kommunismus zu tun, wie trump mit Demokratie.



    Es stellt sich also die Frage, ob Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg nicht auch Positives geschaffen hat!?



    Ich glaube schon. Es gibt eine liberale Gesellschaft in Deutschland.



    Die steht allerdings derzeit unter Druck.



    Sowohl von Außen, als auch von Rechts.



    Von links das eigene Deutschsein zu negieren, ist 80er Jahre Mentalität.



    "Gegen den Staat sein" rückt einen heutzutage in unangenehme Nähe zu Reichsbürgern, Querdenkern und anderen Nazis .



    "Flagge bleibt Flagge, egal wer sie trägt"?



    Unfug! Wenn eine deutsche Torhüterin, die mit einer Frau zusammen lebt, Heldin des Abends ist, so hat das Strahlkraft. Da wird das Wort Heldin neu definiert. Wenn Regenbogen Armbinden getragen werden, ist das nicht selbstverständlich, wie wir am Bundestag sehen .



    Ein anderes Deutschland darf bejubelt und muss unterstützt werden.

    • @Philippo1000:

      Danke

  • Deutschland gibt es nicht. Jedenfalls nicht als Einheit, sondern nur als Vielheit der Unterschiede und Gegensätze.

    Es gibt Faschismus aber auch Antifaschismus. Es gibt die AfD und die CDU aber auch soziale, ökologische und Friedensbewegungen.

    Es gibt die Bundespressekonferenz aber auch Aufklärung und Kultur.

    So ist es in jedem Land, in jedem Staat.

    Deutschland ist keine Volksgemeinschaft und das ist gut so.

    Was das Thema "Nationalmannschaft/-frauenschaft" angeht - das ist in der Tat ziemlich antiquiert und wird von Nationalisten und Rechten gerne genommen (F. Merz anlässlich der Frauen-EM: "Ich drücke der deutschen Mannschaft (!) die Daumen!") Auch Scholz und Merkel saßen gerne mal PR-wirksam auf der Tribüne. Aber es geht ja noch schlimmer, wenn man an die Übergriffigkeit von Trump bei der Siegesfeier des FC Chelsea bei Klub-WM denkt.

    Ja, Sport wird politisch missbraucht, wie so vieles.

    Für mich stellt sich das Problem deshalb eher so: Wie bekommt man all die rechten Regierungshansels aus den Fußballstadien heraus?

    • @Uns Uwe:

      Sagen Sie mir einen sozialistischen Staat, der keine Fußballnationalmannschaft hatte.

      Das Thema wird auch von Linken gerne genommen.

      Da setzt man sich auch auf die Tribüne.

      Fußballerinnen und Merz wissen, dass " Mannschaft" keine Informationen über den Sexus ihrer Mitglieder enthält.

      Sie wissen das nicht?

      Kann ich mir kaum vorstellen.

      • @rero:

        Es fällt auf, dass in Deutschland Regierungschefs, die nichts, aber auch gar nichts von Fußball verstehen und darüber hinaus total unsportlich sind, sich plötzlich im Fußballstadion blicken lassen, um der deutschen Nationalmannschaft oder Nationalfrauenschaft die Daumen zu drücken.

        Das zeigt, dass es ihnen darum geht, den Sport für die Unsinnsfantasie einer "nationalen Gemeinschaft" zu missbrauchen.

        Die sozialistischen Staaten waren zumindest ihrer Ideologie nach international eingestellt.

        Dass die Praxis sich oft an den bürgerlichen Nationalismus anlehnte, stimmt leider auch.

        Wie auch immer: die Politik sollte den Sport in Ruhe lassen und Nationalismus ist nichts, was die Menschheit weiterbringt.

        Wir sind EINE Menschheit.

  • Wo zieht man/frau die Grenze zwischen nur der verbalen 'Anfeuerung' des Natioalteams und dem Schwingen des schwarz-rot-goldenen Banners?



    Geht beides zusammen, ohne nationalistischen Beigeschmack? Wie siehts aus mit den dreifarbigen Streifen an der Backe, mit den nationalfarbigen Shirts und Auto-Accessoires? Was geht noch, was ist zuviel?



    Oder muss ich mir als nicht nationalistischer Fan ein regenbogenfarbiges Tattoo stechen lassen, um mich eindeutig von Nationalisten abzugrenzen?



    Fakt ist: es gibt die dumpfen, nationalistischen Fans, denen es bei den Spielen meist nicht um den Sport geht, sondern nur um das Ausleben und den Transport des schwarz-rot-goldenen Blödsinn. Dann gibt's aber noch, und das ist wahrscheinlich die Mehrheit, die zwar auch fahneschwingend und mit Backen-Streifen auftretenden Leute, denen es hauptsächlium um das Spiel und den Event geht, und bei der nächsten Wahl ihr Kreuzchen bei der SPD, den Grünen oder den LINKEN machen.

    Wo zieht man/frau die Grenze zwischen nur der verbalen 'Anfeuerung' des Natioalteams und dem Schwingen des schwarz-rot-goldenen Banners?



    Geht beides zusammen, ohne nationalistischen Beigeschmack? Wie siehts aus mit den dreifarbigen

  • Ich finde die neue politik der ausgewählten kommentarspalten sehr schade, ich lese gerne die taz vor allem aufgrund der, oft sehr fundierten, kommentare und die neue auswahl erschließt sich mir nicht.



    Sorry das dieser kommentar hier steht aber ih wollte es mal gesagt haben und ein artikel über Fußball schien der am wenigsten schlechte platz dafür. hätte es ja gerne unter den Artikel zur meinungsfreiheit geschrieben, dort waren aber keine kommentare erlaibt.

    • @Jesus:

      Dem schließe ich mich an.

    • @Jesus:

      Schade auch, dass nicht alle abgedruckt werden.

  • "Der alte Nationalismus hat sich ein neues Gesicht zugelegt". Das kann sein. Zum neuen Gesicht gehört es, hinter jeder freundlichen Unterstützung für das deutsche Fußballteam das alte Gesicht zu vermuten. German Angst. Nicht mein Ding.

  • "Deutscher Nationalstolz ist immer gefährlich" Was soll der Scheiß, gefährlich ist jeder Nationalstolz, nicht nur der deutsche.

    • @Alberta Cuon:

      Ja, das liegt daran, dass Nationalstolz das Gegenteil von Mitmenschlichkeit ist. Wer stolz ist, vergleicht sich mit anderen und erhebt sich über sie, wer auf die Nation achtet, teilt Menschen in zwei Gruppen ein, die eigene und die andere. Beides zusammen ergibt eine Form von „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ (Wilhelm Heitmeyer) wie Rassismus, Sexismus, Klassismus, religiöser Extremismus usw. Je mehr wir das einsehen, desto besser wird es der Menschheit gehen.

      • @Zangler:

        Also darf man nicht mehr stolz sein?

        Darüber hinaus verwechseln Sie Nationalstolz mit Nationalismus.

    • @Alberta Cuon:

      Das ist schon recht. Die taz ist eine deutsche Zeitung und beschäftigt sich mit deutschen Themen.

      • @Kahlschlagbauer:

        Das sich sich nur mit deutschen Themen beschäftigt stimmt aber so gar nicht.

      • @Kahlschlagbauer:

        Lesen Sie bitte den achten Absatz des Artikels - der Autor kritisiert nicht allgemein Nationalstolz hier, sondern hält den deutschen für gefährlicher als den anderer Nationen, Russland eingeschlossen, nehme ich mal an. Dagegen richtet sich der Kommentar von Alberta Coun.

  • Mir ist jetzt schon an mehreren Kommentaren zu diesem Turnier ein etwas larmoyanter Subtext aufgefallen: Der Frauenfußball verliert seine Unschuld.

    Da beklagt ein Kommentar, dass es böse Fouls gibt, ein anderer Rassismus gegen schwarze Spielerinnen, die Kommerzialisierung hält Einzug (die spanische Siegtorschützin verdient ein Millionengehalt beim FC Barcelona) und jetzt auch noch - zu Hülf - Schwarzrotgold.

    Mit der in den letzten Jahren steil ansteigenden Professionalisierung und der damit einhergehenden Attraktivität für Fans (der Begriff kommt nicht umsonst von "fanatisch") wird aus der gern gehegten Illusion des moralisch integren, weil faireren, queereren, amateurhaften (obwohl man natürlich den Gender Pay Gap ebenfalls beklagt hat) und stets diskriminierten Sports was?

    Eben ganz normaler Fußball. Mit allen Schattenseiten.

  • Irgendwie tut der Mann mir leid. Was hat der Mann nur für ein Konzept von Nation? Man, also ich, kann mich sehr wohl mit Deutschland identifizieren und lieben ohne dass daraus Hass oder Herabschauen auf andere erwächst. Ich habe mir, wie jeder, nicht aussuchen können hier geboren worden zu sein aber ich bin dankbar dafür, dass ich es bin und wenn der Autor ein bisschen drüber nachdenkt könnte er am Ende auch zu diesem Schluss kommen. Weil ich Deutschland liebe beschämt mich eine AfD und ihre Erfolge; weil ich mich mit diesem Land identifiziere würde ich eben niemals AfD wählen. Ich würde mir auch keine Deutschlandfahne ins Fenster hängen, aber wer meint jeder Besitzer eines DfB-Trikots bei einer WM sei ein potenzieller Widergänger der Waffen-SS dem ist schlicht nicht mehr zu helfen. Auch glaube ich nicht, dass er mit dieser Sauertöpferei irgendjemand von seinem Standpunkt überzeugen wird. Von Geschichte muss man sich nicht emanzipieren, man muss sie annehmen im Guten wie im Schlechten.

    • @Fran Zose:

      Grmpf... es geht doch explizit um die Nationalflagge anstelle von Fußballsymbolen.



      Die DFB-Fahne ist grün und hat ein weißes Logo.

      • @KnorkeM:

        Nun, bei Fußballspielen einer Nationalmannschaft wird gemeinhin die Nationalflagge genutzt als Zeichen der Unterstützung eben jener Nationalmannschaft. Daran stört sich der Autor ebenso sehr wie er offensichtlich allgemein an einem Deutschland leidet, dass man nicht lieben können; wobei er wohl besser geschrieben hätte, welches er nicht liebe und das man seiner Meinung nach nicht lieben dürfe. Das sehe ich explizit anders und habe keine Lust mir von irgendwelchen sauertöpfischen Altlinken ihre eigenen Probleme überstülpen zu lassen nur weil sie damit nicht klarkommen, dass dieses Land eben nicht das urböse ist.

  • Traurig, wenn man nur an Utopien ein gutes Haar finden kann.

    Natürlich wäre es schön, wenn niemand mehr John Lennons "Imagine" singen würde, weil Alles, was er da aufzählt, Realität ist. Aber die Wahrheit ist nunmal umgekehrt: Es GIBT - zum Beispiel - Nationen, nationale Unterschiede und nationale Selbstidentifikation, und sie sind aufgrund der politischen Struktur der Welt, die eben zwischen Nationen die relevantesten Grenzen zieht, bis auf Weiteres auch nur wegzuphantasieren, nicht abzuschaffen.

    Daher ist jeder Versuch, Nationalstolz einfach in toto in die Schmuddelecke zu verbannen, ein klassischer Fall von Blasen-Selbstbestätigung und nicht mehr. Sinnvoller ist, dieses Gefühl in positive Bahnen zu lenken. Udn der Stolz auf die Frauennationalmannschaft ist dafür ideal. Denn mal ehrliche: Welcher orthodoxe Reaktionäre oder gar Faschist kann sich mit einer nationalen Begeisterung für ein Team identifizieren, das insbesondere sexuelle Toleranz und Diversität nicht nur aausdrücklich fördert sondern zu ganz erheblichen Teilen auch offen lebt? Alice Weidel ist für viele von denen ja schon schwer zu schlucken, aber wenn die jetzt auch noch nicht-rechts reden würde??

    • @Normalo:

      "Es GIBT - zum Beispiel - Nationen, nationale Unterschiede und nationale Selbstidentifikation, und sie sind aufgrund der politischen Struktur der Welt, die eben zwischen Nationen die relevantesten Grenzen zieht,"

      Anders als das Verständnis von Nation als Sprach- und Kulturgemeinschaft, das schon Jahrhunderte alt ist, ist die Verbindung von Nation und Staat wesentlich jüngeren Datums. Sie fängt mit der französischen Revolution an und setzt sich erst im 19. Jahrhundert allgemein durch.



      Problematisch daran ist, dass in den verhältnismäßig jungen Nationalstaaten sprachlich-kulturelle Mehrheiten dazu neigen, Minderheiten zu unterdrücken, bzw. sie assimilieren zu wollen, was in "vornationalistischen" Zeiten kein Problem war und dazu geführt hat, dass am Ende des von den Deutschen ausgelösten 2. Weltkrieges ethnische Säuberung, von der keineswegs nur Nazis betroffen, denen es "recht geschah", als "die" Lösung galt.



      Heute hält kaum jemand eine Abspaltung Kataloniens von Spanien oder Schottlands von Großbritannien für sinnvoll, doch sind es gerade Nationalismen die sie vorantreiben oder verhindern wollen.

      • @Joba:

        Aber den Kurden würden Sie dann doch einen eigenen Staat zugestehen? Oder bestehen Sie darauf dass dieses Volk weiterhin auf 3 Länder mit jeweils unterschiedlichen Rechtsauffassungen was Minderheiten betrifft verteilt sein soll?

        • @Tom Tailor:

          Solange Nationalismus Realität ist, besteht hier ein unüberwindbarerAporismus. Einzig die Gewährung gleicher Rechte überall wäre eine Lösung, ansonsten stehen immer Nationalismen gegeneinander. Der Universalismusder mir vorschwebt bezieht sich auch vorrangig auf Sprachrechte. Kulturell sieht es schon differenzierter aus. Wäre es bei dern Kurden üblich, langsam zu Tode gefolterte Katzen zu essen (was zum Glück gesponnen ist), würde ich nicht dafür plädieren, das zu ermöglichen. Auch Traditionen der Eheanbahnung und des Geschlechterverhältnisses sind im Namen des ethischen Universalismus zu hinterfragen und nicht als essentiell mit der Kultur gegeben hinzunehmen. Selbst wenn die Mehrheit der Frauen einer Volksgruppe freiwillig mitmacht, sind die Rechte jeder einzelnen, die zur Minderheit zählen, zu wahren und ihnen nicht einfach mit dem Argument "Ist bei euch halt so" aufzunötigen. Den Vorwurf, Universalismus sei in diesem Sinne selbst imperialistisch, nehme ich gerne als kleineres Übel in kauf.

          • @Joba:

            Sorry, es muss eine unüberwindliche Aporie heißen.

      • @Joba:

        Das hört sich danach an, als ob es das nicht vorher schon gegeben hätte. Und das ist schlicht falsch.

        Nur mal 2 Beispiele:



        „Romanisierung“



        Angelsachsen in Britannien

        Damit fällt die ganze Argumentation… auch Stämme haben sich unterdrückt. Andere versklavt .



        Unterschiedliche Kultur und Sprache wurde auch die Geschichte weg immer als Problem gesehen, und es gab immer einen der sich überlegen fühlte. Wie oft werden „ Barbaren“ beschrieben in der Antike.

        Auch bei den Griechen, und die hatten Stadt-Staaten, also keinen Nationalstaat den man ggf. den Römern unterstellen kann, und das damit definitiv keine neuzeitliche Erfindung wäre.

        • @Lio:

          Was Romanisierung angeht, wäre Frankreich ein besseres Beispiel, denn auf der Britischen insel wird heute keine romanische Sprache gesprochen und die keltischen wurden erst ab dem 18. Jhdt, stark zurückgedrängt.



          Ob beispielsweise die etruskische Sprache von den Römern aktiv bekämpft, oder von den Etruskern freiwillig aufgegeben wurde, lässt sich schwer sagen. Immerhin gibt es Textzeugnisse und sie hat sich bis knapp in unsere Zeitrechnung gehalten. de.wikipedia.org/w...truskische_Sprache.



          Das Baskische war vor Franco im spanischen Baskenland noch dominant und lediglich im französischen weitgehend zurückgederängt.

        • @Lio:

          Barbaren bezeichnet diejenigen, bei denen man nur "bar bar bar" versteht, wenn sie sprechen. Griechisch hat sich durch Kolonien verbreitet, andere Sprachen aber nicht verdrängt. Die "Barbaren" haben die von den Griechen beanspruchte Überlegenheit ihrerseits angezweifelt.



          Ich bleibe aber dabei, dass die antiken Imperien keine Nationalstaaten waren und Unterdrückung hauptsächlich einsetzten, wenn Herrschafts- und Tributansprüche abgelehnt wurden. Auch verliefen die Konfliktlinien keineswegs hauptsächlich entlang von Sprach- und Kulturgrenzen, wofür Belege anzuführen zu weitläufig wäre. Ich nenne nur die sehr komplizierte Gemengelage in "Palästina" zur Zeit Jesu , die sich die Forschung zu den Evangelien genauer anschaut und sich archäologisch als weitaus polyglotter erweist, als Forschende sich das vorstellen konnten.Die Leute wollten sich auch nicht pausenlos gegenseitig die Köpfe einschlagen, hätten sie nur Gelegenheit dazu gehabt. Friede, Freude, Eierkuchen war in der Antike keineswegs, es lief aber oft besser als heute.

      • @Joba:

        Mir stellt sich an diesem Beispiel die Frage, welche Nationen es "zurecht" gibt, und welche zurückzustecken haben. Die Orientierung an der vornationalstaatlichen Vergangenheit ist nicht die an einer idealistischen Utopie, sondern an etwas, das länger existiert hat als die Nationalstaaten und nach Vorne weiterentwickelt werden kann. Die Gründung der EU sollte ein Anfang dafür sein, nur sind die bremsenden Nationalismen nicht simple Realität, wie Sie behaupten, sondern, wie die Vergangenheit zeigt, zähe Ideologien, die willkürlich bestimmen Mehrheiten dienen, gegen die Minderheiten sich auflehnen, obwohl es ihnen letztlich nur in einer Hinsicht (Sprache und Kultur) etwas bringt.

        • @Joba:

          Das wäre sinnvoll wenn es damit diesen gibt. Gab es den ?

          Nein. Auch diese Völker haben Krieg geführt, erobert, eroberte unterdrückt.

          Zu denken, man zieht die Grenze an den Grenzen einer Ethnie / Kultur/ Sprachraum und es gibt Frieden , da ist uopisch.

          Und wenn man sich die Teilung Indiens 1947 betrachtet, wo u.a. Menschen zwangsumgesiedelt wurden weil sie im falschen Gebiet wohnen ( weil wo gibt es keine durchmischung) … das Verhältnis ist heute auch nicht besonders.

          • @Lio:

            Zu denken, man zieht die Grenze an den Grenzen einer Ethnie / Kultur/ Sprachraum und es gibt Frieden , da ist uopisch.

            "Und wenn man sich die Teilung Indiens 1947 betrachtet, wo u.a. Menschen zwangsumgesiedelt wurden weil sie im falschen Gebiet wohnen ( weil wo gibt es keine durchmischung) … das Verhältnis ist heute auch nicht besonders."

            Während ich Ihren ersten Einwänden eine Menge abgewinnen kann, weil ich gar zu verkürzt geschrieben habe, kann ich diesen nicht verstehen, denn das habe ich nie behauptet. Mein Hinweis auf die Vertreibungen nach dem 2.Weltkrieg war kritisch gemeint, obwohl die Deutschen selbst dafür verantwortlich waren. Oder wollen Sie mich an dem Punkt etwa bestätigen mit dem Hinweis, dass das Zusammenleben trotzdem nie gut sein kann. Zumindest aus dem ehemaligen Jugoslawien gibt es gegenteilige Berichte um nur Sasa Stanisic und Jagoda Marinic als Beispiele zu nennen. Und da geht es auch um Katholiken, Orthodoxe und Muslime, die gut miteinander ausgekommen sind, bis uralte Konflikte, die bei Vielen längst vergessen waren, neu geschürt wurden.

  • Eigentlich ist jeder Nationalstolz gefährlich, weil Nation per se ein Konzept ist, das andere ausschließt und von Selbstabgrenzung lebt.



    Anders sieht es für mich mit dem Festhalten an Sprachen und dem Eintreten gegen ihre Unterdrückung (oft im Namen einer einheitlichen Nation) aus.



    In Deutschland sind das z.B. das Niederdeutsche, Sorbisch, Friesisch, aber auch die Dialekte.



    In Frankreich das Elsässische, Bretonische, Okzitanische. usw.



    Eine lingua franca, die der gemeinsamen Verständigung dient, ist sinnvoll, aber nicht nur im nationalen Rahmen, und sie müsste die lokale Vielfalt keineswegs so verdrängen, wie das gegenwärtig geschieht. M.E. wäre das ein Fall für die EU, die sich leider als Verband von Nationen statt von Sprachen versteht und deshalb leider keine transnationale Identität stiften kann.



    Was der Artikel benennt, gilt also keineswegs spezifisch für Deutschland.

    • @Joba:

      "Was der Artikel benennt, gilt also keineswegs spezifisch für Deutschland."

      Ist aber auf Deutschland gemünzt. Da können Sie noch so abschweifen in Ihren Kommentaren, der Autor meint Deutschland.

      • @weather2018:

        Es stimmt ja auch für Deutschland, nur, eben anders als der Autor behauptet, nicht exklusiv, Nationalstolz braucht es m.E. nirgends, sollte aber nicht mit positiver Verwurzelung in Sprache und Kultur verwechselt werden. Meine "Abschweifungen" wollen diesen Unterschied betonen. Sonst müssten Sorb*innen, die bei der WM mit den deutschen Frauen mitfieberten, um eines fremden "Nationalstolzes" willen von ihrer Sprache und Kultur distanzieren, wenn deutscher Nationalstolz Sorben und Andersprachige überhaupt als Zugehörige zulässt.

  • " Denn nach all den Jahren der Schande, die die Männer über das Land gebracht haben ... "

    Hört, hört!

  • Ich bin nix, ich kann nix, gebt mir eine Fahne. Und einige andere Spielarten mehr.

    Was ist an Universalismus so schwer zu erfassen? Bzw. am Alkohol des Fußballnationalismus maximal zu nippen, sich aber nicht in einen Rausch der Abwertung hineinzugrölen?

  • Puh, ungefiltert der Übergang von den Nazis zur Frauennationalmannschaft, geht es auch ein bisschen weniger dick? Ich habe fast den Eindruck, dass wegen dieser Unentspanntheit der normale Mensch auf der Straße den Linken manchmal nicht mehr folgen kann und will. Deutschlandfahne beim Fußball=AfD-Gegröhle im Bierzelt=Reichsparteitag.



    Nein, so einfach ist die deutsche Welt auch wieder nicht. Man muss die schwarz-rot-goldene Folklore nicht toll finden, aber wegen den Fußballfrauen dreut nicht das vierte Reich, da gibt es in Deutschland andere, wesentlich konkreter im Bundestag sitzende Verdächtige.

    • @FtznFrtz:

      Sehr gut beschrieben! Genau diese andauernde, arrogant belehrende, ätzend moralisierende Sauertöpfigkeit hat bei mir bewirkt, dass ich mich von politischem Engagement endgültig abgewandt habe. Ich ertrug links und grün einfach nicht mehr.

      Das Leben ist zu kurz und zu einmalig, um sich von selbsternannten Progressiven andauernd einnorden zu lassen. Ich lebe es lieber.

      • @Hungerboomer:

        Wie recht Sie haben. Neulich stand hier ein Artikel in dem sich die Autorin darüber wunderte, dass Rechtssein und Intellektuellen, nichtprekären jungen Menschen auf einmal cool ist. Ich denke das ist es halt nicht zuletzt in Abgrenzung zu der von Ihnen meiner Meinung nach sehr treffend beschriebenen Sauertöpfigkeit.

  • Zeitgeist. Hat 2006 mit dem "Sommermärchen" begonnen - 'sind wieder wer!'



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    Inzwischen rückbesinnen wir uns auf "kriegstüchtig" taz.de/Manifest-au...bb_message_5029630 , nach der "feministischen Außenpolitik" der letzten Legislaturperiode, von Beginn an voll kompatibel mit der PR der Nato zum Ukrainekrieg: 》Über ihren Twitter-Account hat die NATO anlässlich des Internationalen Frauentags ein Bild mit einer ukrainischen Soldatin gepostet. Das Problem: Die Soldatin trägt ein Emblem mit der „Schwarzen Sonne“. Die „Schwarze Sonne“ ist ein Neonazi-Symbol.《 (deutsche-wirtschaf...mit-neonazi-symbol )



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    Ein Symbol, das gerade auch auf einem Neo-Nazitreffen am 4.7. in Münster zu sehen ist, von dem die Omas gegen Rechts diesen clip gepostet haben www.instagram.com/...h=aDYwdjNubTJmZHQ2



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    So schließt sich der Kreis zu Heldenverehrung in der Ukraine taz.de/Massnahmen-...bb_message_5007665 - und es ist eigentlich etwas unfair, Nationalismus nun an der deutschen Frauen-Nationalmannschaft festzumachen.

    • @ke1ner:

      Der Popanz, den Sie hier aufbauen, hat wenig Substanz - die gefährlichen Nationalisten hierzulande sympathisieren, was den Krieg in der Ukraine angeht, größtenteils, mit Putins Russland...

      • @Volker Scheunert:

        "Gefährliche Nationalisten" stimmt (Sie meinen sicher hierzulande die AfD), an den Rand eines 3. Weltkriegs haben die uns allerdings nicht gebracht.



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        Die Forderung "Den Krieg nach Russland tragen" stammt von R. Kiesewetter (CDU),



        "We are fighting a war against Russia" von Baerbock m.youtube.com/watch?v=9-XhM2wP_cE , die Verfassungsänderung zur Ermöglichung von Trumps(!) Forderung nach 5% des BIP (nahezu die Hälfte des Bundestags) haben Union, SPD, Grüne und FDP auf den Weg gebracht (noch im alten Bundestag, damit die Linke (traditionell: Arbeiter schießen nicht auf Arbeiter, ein kapitalismuskritischer Ansatz) ja keine Bedingungen stellen kann).



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        "Kriegstüchtig" stammt von Pistorius (SPD), der als Minister verfassungskonform für Verteidigung, nicht aber "Krieg" zuständig ist...



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        Worten folgen zu oft Taten: es ist kein "Popanz" ("Der BegriffPopanz['po:pants] bezeichnet eine nicht ernst zu nehmende Schreckgestalt" (Wikipedia), den ich hier angeblich "aufbaue".