Neuer Klimabericht des IPCC: Wie immer, nur schlimmer
Die globale Wende bei den Treibhausgas-Emissionen ist immer noch nicht absehbar. Die Zeit wird immer knapper.
D ie Menschheit und vor allem ihr reicher Teil im Globalen Norden hat durch ihre Treibhausgase einen dramatischen Klimawandel verursacht, der nur zu bremsen ist, wenn sich die Emissionen radikal bis auf null senken. So könnte man den neuen Bericht des Weltklimarats IPCC in aller Kürze zusammenfassen. Wussten Sie schon? Man rutscht leicht in eine gewisse Gewöhnung, wenn es um die Klimakrise geht. Schließlich hätte man den vorherigen Bericht des Weltklimarats schon genauso zusammenfassen können, genau wie den davor.
In der Klimakrise illustriert das aber gerade nicht, dass die Lage gleich bleibt, sondern dass sie sich stetig verändert, um nicht zu sagen: dramatisch verschlechtert. Der gleichbleibende Satz besagt ja, dass die radikale Senkung der Treibhausgas-Emissionen immer noch nicht eingeleitet ist. Weltweit steigen die Emissionen weiter an.
In Ländern wie Deutschland sinken sie zwar, aber viel zu langsam und oft eher als versehentlicher Nebeneffekt von Wirtschaftskrisen. Und ist ein Tempolimit nicht eine unzumutbare Fahrspaßminderung? Wie schon vor fünf Jahren ist die Faustformel: Bis 2030 müssen sich die Emissionen ungefähr halbieren. Nur dass dafür jetzt eben nur noch sieben Jahre Zeit sind. Die Aufgabe wird größer, weil die Zeit immer knapper wird.
Hinzu kommt, dass die Forschung immer genauer wird. Während die Klimakrise in ihren Grundzügen schon lange verstanden ist, gibt es in den Details immer wieder neue Erkenntnisse. Leider deuten diese beispielsweise in dem neuen Bericht darauf hin, dass die Folgen der Erderhitzung vorher eher unterschätzt wurden. Das heißt: 1,5 Grad Erderhitzung – gegenüber dem heutigen Niveau nur noch eine weitere Erhitzung um rund 0,4 Grad – bedeutet wahrscheinlich mehr Hitzetote, mehr Sturmschäden, mehr Ernteausfälle als früher angenommen.
Ganz zu schweigen von den 3 Grad, auf die wir nach der Einschätzung zahlreicher Autor:innen des Weltklimarats bis 2100 zurasen, wie eine Umfrage unter den führenden Klimawissenschaftler:innen vor zwei Jahren zeigte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts
Frauen in der ukrainischen Armee
„An der Front sind wir alle gleich“
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“