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Negative Preise für SolarstromStromverbrauch vom Steuerzahler subventioniert

Am Sonntag konnten Haushalte Geld damit verdienen, dass sie überflüssigen Solarstrom verprassten. Voraussetzung war ein dynamischer Tarif.

Die Sonne scheint auf einen Solarpark Foto: dpa

Freiburg taz | Am Sonntag zwischen 13 und 14 Uhr konnten Haushalte mit dynamischen Stromtarifen Geld für jede Kilowattstunde bekommen, die sie verbrauchten. Hintergrund waren die erheblichen Überschüsse an Solarstrom im deutschen Stromnetz – zur Mittagszeit überschritt die Erzeugung der Photovoltaik den landesweiten Stromverbrauch.

Entsprechend lag der Preis im Großhandel zeitweise bei minus 25 Cent je Kilowattstunde. Zwar kommen zu diesem Preis noch Netzentgelte, Steuern und Abgaben hinzu, dennoch blieb der Endkundenpreis – etwa beim Stromanbieter Tibber – im Minus. Je nach örtlichem Netzentgelt gab es eine Auszahlung zwischen 7 und 11 Cent je verbrauchter Kilowattstunde.

Bezahlt wird das Geld aus Steuermitteln. Das resultiert aus dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz, das vielen Solarstromanlagen noch eine fixe Vergütung garantiert, unabhängig davon, ob der Strom tatsächlich gebraucht wird. Die Differenz zwischen der Vergütung und dem aktuellen Marktwert der Kilowattstunde wird aus dem Bundeshaushalt bezahlt. Wer also am Sonntagmittag sein Elektroauto an der eigenen Wallbox zu negativem Preis lud, bekam seine Energie vom Steuerzahler subventioniert.

In solchen Stunden exportiert Deutschland große Mengen Strom, doch auch die Nachbarländer können diesen immer öfter nicht mehr sinnvoll nutzen. Entsprechend waren am Sonntag zur Zeit des Sonnenhöchststandes zwischen 13 und 14 Uhr die Preise auch in den Nachbarländern durchweg negativ. Zeitweise exportierte Deutschland mehr als 10 Gigawatt, das entspricht grob gerechnet der Leistung von 10 Großkraftwerken.

Teurer Mai für die Steuerzahler

Selbst an Werktagen, an denen der Verbrauch höher ist als am Wochenende, fallen die Preise Mittags immer öfter ins Minus. Aufgrund der Vielzahl an Stunden mit negativen Preisen am deutschen Strommarkt dürfte der Mai ein sehr teurer Monat für die Steuerzahler werden. Alleine bis zum 11. Mai gab es bereits 43 Stunden, in denen Strom nur mit einer finanziellen Mitgift an der Börse absetzbar war – in jeder sechsten Stunde also war der Strom nichts mehr wert. Im Jahr 2025 waren es bislang 162 Stunden und es ist wahrscheinlich, dass in diesem Jahr der Rekordwert des Vorjahres von 457 Stunden abermals überschreiten wird.

Weil Solarstrom in Deutschland immer öfter in Zeiten anfällt, in denen Strom wertlos ist, ist der mittlere Marktwert der Kilowattstunde Solarstrom nach Zahlen der Übertragungsnetzbetreiber im April auf gerade noch 3,0 Cent pro Kilowattstunde gesunken. Der Wert des Solarstroms lag damit im Mittel bei nur noch 39 Prozent dessen, was Strom im Mittel kostet.

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7 Kommentare

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  • ".... die erheblichen Überschüsse an Solarstrom im deutschen Stromnetz – zur Mittagszeit überschritt die Erzeugung der Photovoltaik den landesweiten Stromverbrauch."

    Sorry, aber das stimmt so nicht. Laut den Daten von energy-charts speisten Wind- und Photovoltaikanlagen in dem Zeitraum zusammen rund 33 Gigawatt ein, während der Stromverbrauch bei etwa 58 Gigawatt lag. Die fossilen Kraftwerke lieferten in dieser Zeit weiterhin rund 25 Gigawatt.

    • Bernward Janzing , Autor des Artikels,
      @Knuty:

      Bei den energy-charts liegt zwischen etwa 11:30 und 14:30 am Sonntag alleine die Solarstromerzeugung höher als die Last (inkl. Eigenverbrauch). z. B. 12.30 Uhr mit etwa 53,8 GW gegenüber 51,5 GW. Die Fossilen lagen zugleich bei nur rund 4 GW.

      www.energy-charts....&legendItems=gw2w4

      • @Bernward Janzing:

        Das sind die Prognose-Daten, nicht die tatsächlichen Einspeisung, bzw. Verbrauchsdaten.

    • @Knuty:

      Danke!



      Aber was stimmt nun wirklich?



      Woher kommen die Fakten im Artikel und von Ihnen?



      Warum ist das nicht eindeutig?

      • @Nilsson Samuelsson:

        Mein Daten kommen von "energy-charts.info" .



        Woher die Daten im Artikel kommen, weiß ich nicht.

        Der Autor unterliegt wahrscheinlich einem weit verbreiteten Irrtum, nämlich das negative Strompreise bedeuten würden, dass es einen EE-Überschuss geben würde.



        Tatsächlich entstehen negative Strompreise durch die Bedingungen der Strombörse, an der auch immer der fossile Strom gehandelt wird.



        Gibt es viel EE-Strom, gibt es folgemäßig ein Überangebot an fossilem Strom, der den Durchschnittspreis sinken lässt.