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Militärexperte über Aufrüstung in China„Traum von einem starken Militär“

Der chinesische Militärexperte Zhao Tong erklärt, warum die Volksrepublik China eine militärische Überlegenheit gegenüber den USA in Ostasien erzielen will.

Moderne Kampfhubschrauber auf einer Ausstellung in Tianjin im Oktober 2019 Foto: stringer/reuters
Fabian Kretschmer
Interview von Fabian Kretschmer

taz: Herr Zhao, der Westen bemüht sich, Chinas militärische Aufrüstung zu begreifen. Was ist Pekings übergeordnete Strategie?

Zhao Tong: Das erste Ziel Chinas besteht darin, seine – laut Eigenwahrnehmung – nationalen Interessen verteidigen zu können. Dazu gehören die nationale Vereinigung mit Taiwan sowie die Sicherung von Territorialansprüchen inklusive der Landgrenzen zu Indien und der maritimen Ansprüche im Südchinesischen Meer. Daneben hat China auch ein neues Bedürfnis, nämlich seine wachsenden Auslandsinteressen schützen zu können: etwa wirtschaftliche Investitionen oder die wachsende Anzahl an Staatsbürgern, die im Ausland Geschäfte machen oder studieren.

Haben sich Chinas militärische Ambitionen verändert, seit Xi Jinping an der Macht ist und das Land zu neuer Größe führen möchte?

In Bezug auf die erwähnte erste Kategorie ist die Denkweise mehr oder weniger gleich geblieben. China sieht die größte Herausforderung seiner Sicherheitsinteressen durch andere Großmächte, die sich einmischen könnten. Geändert hat sich das Tempo der militärischen Modernisierung. In den letzten Jahren konnte China wegen des schnellen Wirtschaftswachstums mehr ins Militär investieren. Nachdem Xi Jinping an die Macht gekommen war, rief er dazu auf, den „Traum von einem starken Militär“ zu verwirklichen.

Chinas Militärausgaben steigen jährlich um rund 7 Prozent, liegen aber weltweit an zweiter Stelle – deutlich hinter den USA. Kritiker sagen jedoch, die offiziellen Zahlen spiegeln Chinas militärische Macht nicht adäquat wider.

Bild: privat
Im Interview: Tong Zhao

wurde in der zentralchinesischen Provinz Henan geboren. Sein Masterstudium der internationalen Beziehungen absolvierte er an der renommierten Tsinghua-Universität, ehe er für seinen Doktor ans Georgia Institute of Technology ging. Derzeit forscht der Militärexperte am „Carnegie-Tsinghua Center for Global Policy“ in Peking zu Abrüstung und Atomwaffenpolitik.

Als chinesischer Analyst bin ich nicht in der Lage, Chinas offiziell erklärte Militärhaushalte kritisch zu bewerten. Aber ich stimme Ihrer Beschreibung zu, dass ausländische Analysten unterschiedliche Ansichten darüber haben, wie glaubwürdig Chinas offizieller Haushalt tatsächlich das Niveau der Militär­investitionen widerspiegelt. Sie weisen darauf hin, dass es schwer zu sagen ist, was genau im Verteidigungshaushalt enthalten ist, etwa bestimmte Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Und natürlich muss man auch die Kaufkraft eines Landes berücksichtigen. Das würde die Höhe des chinesischen Budgets im Verhältnis zu den Ausgaben anderer Länder erheblich verändern.

Beschleunigt der Westen – insbesondere die USA – mit seiner aggressiveren Chinapolitik die Militarisierung Pekings?

Nimmt China eine größere Bedrohung durch die USA wahr, wächst die Dringlichkeit Pekings, weitere militärische Macht aufzubauen, um dieser wahrgenommenen Bedrohung entgegenzuwirken. So hatte China bislang eine eher zurückhaltende Nuklearstrategie beibehalten. Das Nukleararsenal war jahrzehntelang viel kleiner als das der USA, weil Chinas allgemeine Sicherheitsbeziehung zu den USA während dieser Zeit zwar nicht gut, aber relativ stabil war. China sah keine unmittelbare nukleare Bedrohung durch die USA.

Jetzt baut China sein Nukleararsenal schneller auf denn je.

Xi Jinping selbst hat dem Militär befohlen, die Entwicklung strategischer Abschreckungsfähigkeiten zu beschleunigen. Das ist ein deutliches Signal der obersten Ebene. Dahinter stehen mehrere treibende Kräfte: Ursprünglich war Chinas Ziel immer, eine überlebensfähige und sichere Zweitschlagfähigkeit aufzubauen, damit die USA nicht in Betracht ziehen würden, China zuerst mit Atomwaffen anzugreifen. Es braucht also nur ausreichend Atomwaffen, um einen amerikanischen Erstschlag zu überleben und dann Vergeltung gegen das US-Festland zu starten.

Jetzt argumentieren viele chinesische Strategen jedoch, China müsse seine Nuklearmacht ausbauen, weil die USA eine viel stärkere Feindseligkeit gegenüber China zeigen. Analytisch betrachtet, ergibt das keinen Sinn. Denn egal wie feindselig Ihr Gegner ist: Solange Sie über eine sichere Zweitschlagfähigkeit verfügen, können Sie ihn davon abhalten, zuerst Atomwaffen einzusetzen.

Inwieweit sollte das die USA beunruhigen?

Die USA machen sich nicht unbedingt Sorgen, China werde Atomwaffen in einem militärischen Konflikt zuerst einsetzen. Aber sie sorgen sich aus Ungewissheit, warum Chinas Militär seine Nuklearstreitkräfte aufbaut: Einige Kritiker argumentieren, China könnte in Zukunft seine traditionell bescheidene Nuklearhaltung ändern und sein Arsenal zunehmend als Mittel von Druckausübung statt Abschreckung einsetzen.

Die USA haben immer noch etwa 12-mal so viele Atomsprengköpfe wie China. In anderen Bereichen hingegen wie bei den Seestreitkräften holt China rasant auf.

Schaut man sich die Zahl der Marineschiffe an, hat China bereits eine größere Zahl als die USA. Aber qualitativ besitzen die USA noch immer die deutlich fortschrittlicheren Marinetechnologien. China holt aber sehr, sehr schnell auf. Und die künftigen Entwicklungen sind aus US-Sicht wirklich besorgniserregend. Der US-Militärhaushalt dürfte auf absehbare Zeit stagnieren, nicht zuletzt gebremst durch die vielen checks and balances. China hingegen ist bereit, mehr ins Militär zu investieren, auch weil Chinas Öffentlichkeit die Rüstungsindustrie als Kerninteresse der Nation wahrnimmt. Der Rüstungssektor ist vor öffentlicher Kontrolle weitgehend sicher.

China investiert massiv in künstliche Intelligenz und Big Data. Welche Rolle spielen Zukunftstechnologien beim Wettrüsten?

Es ist schwer vorherzusagen, da beide Militärs ihre spezifischen KI-Programme sehr geheim halten. Auch lässt sich nicht leicht vorhersagen, welches Regierungssystem künstliche Intelligenz effizienter für die militärische Modernisierung nutzen kann.

Wie meinen Sie das?

Chinas System ist eher zentralisiert und von oben herab. Zudem gibt es weniger Sorge um Privatsphäre oder rechtliche Einschränkungen. Und natürlich hat China auch die sogenannte zivil-militärische Fusionsstrategie implementiert, die es der Regierung ermöglicht, zivile Technologien für Verteidigungszwecke zu nutzen. In den USA herrscht ein anderes System vor: Programmierer müssen sich wirklich sorgen, ob sie gegen das Gesetz verstoßen oder in die Privatsphäre der Bevölkerung eindringen. In anderen Bereichen hingegen sind sie jedoch weniger eingeschränkt: Sie müssen sich keine Sorgen machen, die roten Linien der Regierung zu überschreiten, und können offener sein.

Chinas Militär hingegen muss Zeit für Parteiversammlungen aufbringen, jede wichtige Rede der Führer studieren und alle möglichen Arbeiten für die Umsetzung der Parteipolitik erledigen. Nicht zuletzt haben US-Privatunternehmen manchmal stärkere Anreize, mit dem Militär zusammenzuarbeiten – ohne fürchten zu müssen, dass die Regierung ihnen willkürlich und entschädigungslos Patente wegnimmt.

Ist es nur eine Frage der Zeit, bis Chinas Militär das der USA als Nummer eins überholt?

Ich kann mein Verständnis darüber darlegen, wie Chinesen denken: Letztlich entscheidet die wirtschaftliche Macht über die militärische. Kann Chinas Wirtschaft also künftig die US-Wirtschaft überholen, wird Chinas Militär früher oder später ebenfalls dominieren. Nach Einschätzung westlicher Wissenschaftler wird Chinas Wirtschaft schon 2028 an den USA vorbeiziehen. Das stimmt die Regierung zuversichtlich, dass sie die Zeit auf ihrer Seite hat. Deshalb setzt sie auch so stark auf wirtschaftliche Entwicklung: Die bestimmt alles andere.

Insbesonders Europas Linke argumentiert, China habe nur einen einzigen Militärstützpunkt im Ausland und dürfe daher nicht als Bedrohung dämonisiert werden. Ist das naiv?

Kein Land entwickelt militärische Macht mit dem ausdrücklichen Ziel, andere Länder zu erobern. Alle Staaten, auch China, wollen nur ihre vermeintlichen nationalen Interessen verteidigen. Die Frage ist aber: Ist es wirklich legitim, diese Interessen mit militärischen Mitteln zu verteidigen? Etwa wenn ein Land einen Territorialstreit hat: Ist es dann okay, wenn es einfach seine militärische Macht nutzt? Oder sollte nicht das Völkerrecht eine Rolle spielen?

Peking sieht eine mögliche US-Militärintervention als größte Bedrohung. Deshalb glaubt die Regierung, eine Militärmacht aufbauen zu müssen, die im Vergleich mit Washington und all seinen Verbündeten in der Region stark genug ist. Das Ziel ist zwar Selbstverteidigung, doch kann Chinas Ansatz von anderen als ehrgeizig angesehen werden, da Peking eine militärische Überlegenheit in der Region aufbauen muss, um dieses defensive Ziel zu erreichen.

Und was passiert, wenn China dieses Ziel erreicht hat?

Dann wird Chinas militärische Überlegenheit die USA und ihre Verbündeten de facto davon abhalten, einzugreifen, wenn China seine nationalen Interessen durchsetzt. Beispiel Taiwan: Die nationale Vereinigung mit Taiwan ist ein wichtiges Ziel der aktuellen politischen Führung. Ich glaube aber nicht, dass man einen verfrühten Konflikt anzetteln möchte. Solange Zweifel bestehen, ob die USA intervenieren können, ist Chinas Militär noch nicht stark genug. Hat China jedoch eine offensichtliche militärische Überlegenheit erlangt, werden die USA wissen, dass sie diesen Konflikt nicht gewinnen können. Dann kann China sein Ziel erreichen, ohne einen Schuss abzufeuern.

Die jüngsten Entwicklungen haben Chinas Denken bestätigt: Da es bereits eine gewisse militärische Macht gesichert hat, brauchte es sich auch keine Sorgen vor einem gewaltsamen Eingriff aus dem Ausland zu machen, als es Maßnahmen zur Bewältigung der Situation in Hongkong ergriff.

Ist ein militärischer Konflikt zwischen den USA und China ein realistisches Szenario?

Ich glaube nicht, dass China einen Konflikt provozieren will. Die Priorität der Staatsführung ist klar: Es braucht Zeit, um eine umfassende nationale Macht aufzubauen. Ist Chinas Macht stark genug, kann es seine vermeintlichen Interessen verteidigen, ohne weiter kämpfen zu müssen.

Können Verhandlungen das Wettrüsten zwischen beiden Mächten eindämmen?

Ich bin da sehr pessimistisch. Beide können sich nicht einmal mehr in grundlegenden Sachfragen einigen wie zum Beispiel bei Xinjiang. Der Westen glaubt, dass sich dort eine schreckliche humanitäre Krise ereignet. In China hingegen glauben die meisten Experten, dass diese Krise von westlichen Medien erfunden wird und dass die Regierungsmaßnahmen in der Region gegen keine rechtlichen oder moralischen Standards verstoßen. Stattdessen glauben sie, der Westen dämonisiere China absichtlich – etwa in Bezug auf Hongkong, Xinjiang oder Taiwan – und zwar nicht, weil man sich um Demokratie oder Menschenrechte schere, sondern aus Sorge, China könnte den Westen als dominierende Macht ablösen.

Welchen Weg wird China gegenüber dem Westen wählen?

China hält es für nutzlos, den Westen im Dialog zu überzeugen zu versuchen. Vielmehr glaubt die Staatsführung, sie könne die Meinung der westlichen Länder nur dadurch ändern, indem sie eigene Macht aufbaut. Macht ist das Einzige, was der Westen respektiert. Dies heißt auch, dass es keinen innerchinesischen Konsens über Abrüstungskontrollen gibt, die Chinas militärische Entwicklung beschränken würden.

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35 Kommentare

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  • "Insbesonders Europas Linke argumentiert, China habe nur einen einzigen Militärstützpunkt im Ausland und dürfe daher nicht als Bedrohung dämonisiert werden. Ist das naiv?"

    Kann schon sein. Aber wohl eher einfach nur durch ideologische Scheuklappen betrachtet.

    China hat 16 Nachbarstaaten und macht gar keinen Hehl daraus, dass es Ansprüche auf Territorien von Japan, Taiwan, den Philippinen, Vietnam, Indien, Bhutan anmeldet.

    Entlarvend, Militarismus von USA und NATO zu "dämonisieren" und gleichzeitig bei Aufrüstung, Expansionsstreben und Neokolonialismus derer, die man irgendwie gern als politischen Freund hätte, wegschaut. Von Menschenrechten mal ganz zu schweigen.

  • Sorgen muss sich weniger als die USA Taiwan machen. Ohne Atomwaffen werden die binnen 10 Jahresfrist kassiert

  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    Es ist eine etwas eingeschränkte Sichtweise, die chinesische Rüstungspolitik ausschließlich im Zusammenhang der USA zu betrachten. Aus US-Perspektive geht es vor allem um Einflüsse im pazifischen Raum und die Sicherstellung freier Handelsrouten. Für etliche Staaten im pazifischen Raum stellt Chinas militärische Aufrüstung dagegen eine sehr konkrete und existentielle Bedrohung dar, mit der Folge, dass die gesamte Region von einem Rüstungswettlauf ergriffen werden könnte, was sich schon jetzt abzeichnet. Insbesondere Japan, Korea und die Philippinen dürften eine chinesische Eroberung Taiwans als besondere Bedrohung begreifen, zumal China diesen gegenüber schon jetzt sehr provokativ auftritt.

    Aber aus chinesischer Perspektive ergibt es sicher Sinn, chinesische Rüstungspolitik alleine in den Zusammenhang einer westlichen, nicht asiatischen Bedrohung zu stellen. Schließlich lässt sich eine aggresive Aufrüstung mit Verweis auf eine überlegene, fremde Macht besser begründen als anhand kleinerer Nachbarn.

    • @14231 (Profil gelöscht):

      Ein Teil des Westens verabschiedet sich schon still und heimlich von Taiwan.



      Über die letzten beiden Jahrzehnte hat dort die Chip-Industrie dermaßen floriert, dass dort 60% der weltweit verwendeten Menge hergestellt werden.



      Alle im Westen, die es sich leisten können, bauen derzeit eigene Chip-Produktionen im Inland auf, siehe z.B. Bosch und Volkswagen, da die Abhängigkeit aufgrund der sich absehbar weiter verschlechternden weltpolitischen Lage nicht mehr tragbar ist.



      In-Sourcing ist das Gebot der Stunde. Die zu erwartende zumindest moderate Inflation bevorteilt das zusätzlich, da so die Kostenseite besser unter Kontrolle und die Gewinne durch mehr eigene Wertschöpfung gesichert werden können.



      Wenn Taiwan von 60% der weltweiten Chip-Produktion bei 20% angekommen ist, dann wird der Westen viel weniger Anreiz haben, bei einerVereinigung Chinas einzugreifen.



      Generell ist die Macht Chinas in der wirtschaftlichen Produktionskette viel gewichtiger als die militärische. Beliefert uns China nicht mehr, läuft hier erstmal eine zeitlang gar nichts mehr.



      Hier muss der Westen wirklich wieder aufrüsten, um seine politische Abhängigkeit zu reduzieren und das beginnt mittlerweile auch.

    • @14231 (Profil gelöscht):

      Wenn die USA auch als Schutzmacht auftritt gegenüber den nationalistischen Expansions-Bestrebungen Chinas dann hat die Militärpolitik Chinas natürlich die USA primär im Blick. Taiwans Militär spielt da nur eine untergeordnete Rolle.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Der chinesische Militärexperte Zhao Tong erklärt, warum die VRChina eine militärische Überlegenheit gegenüber den USA in Ostasien erzielen will.""

    ==

    Ehem - gehört der Nahe Osten inklusive Syrien jetzt auch zu ""Ostasien""? Siehe Waffenlieferung der Chinesen an den Massenmörder Assad.

    twitter.com/humam_...407863682311262208

    ""Die Assad Website "Al-Hol Net" zitierte den Hauptmann der Assadarmee SSA "Ruwad Ali":



    "Die 25. und die 3. Division, die die südliche Region von Idlib und die Gebiete der Al-Ghab-Ebene in der Landschaft von Hama belagern, erhielten von der chinesischen Regierung fortschrittliche militärische Ausrüstung. Dass Ziel der Bereitstellung dieser fortschrittlichen Ausrüstung darin bestehe, die "Uiguren"-Kämpfer ins Visier zu nehmen, um die Dörfer der Al-Ghab-Ebene, die Idlib-Berge und die Region Latakia zu ihrem Hauptquartier zu machen. Laut der Quelle umfasste die Ausrüstung fortschrittliche JY-27-Radare mit einer Reichweite von 400 km und Störsender für die elektronische Kriegsführung.""

    Nur mal so ein kleiner Hinweis in welche Richtung sich die 7 prozentige jährliche Aufrüstung Chinas sich bewegt - und welche Propaganda China bei seiner geopolitischen Expansion nutzt........

  • Und dann natürlich der Klimawandel, dessen Folgen alle betreffen werden. Wann hört das endlich auf, Nationalismus? Reisefreiheiten und Austauschprogramme zur Völerverständigung machen Grenzen zu Verwaltungseinheiten.

  • taz, danke für dieses Interview.



    Daraus kann -wer will- auch die völlig unsinnige Strategie des Nato-Westens abgeleitet werden. Großmäulig und kaltkriegerisch, wie es die USA wollen, wird hier nichts in gute Bahnen geleitet werden können. Ob Klimaschutz oder Friedensstabilisierung, mit der sich anbahnenden Konfliktpolitik wird beides verhindert. Ebenso eine mögliche Liberalisierung der Menschenrechte in China. Im Gegenteil. Das Regime in China denkt klüger und langfristiger. Und es hat sich bestätigt, dass sie aus ihrer Sicht völlig richtig liegen. Sie werden sowohl wirtschaftlich als auch militärisch langfristig zur führenden Weltmacht. Und sie haben kein Interesse, den Weltfrieden zu gefährden.



    Jetzt müssen wir nur noch begreifen, dass wir nur auf der Basis einer vernünftigen Koexistenz langfristig auch im Sinne der Menschenrechte voran kommen, sofern unser kapitalistisches System überhaupt daran interessiert ist. Die hohlen Sprüche von Wertegemeinschaft sind absolut von gestern und längst widerlegt.

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      ""Jetzt müssen wir nur noch begreifen, dass wir nur auf der Basis einer vernünftigen Koexistenz langfristig auch im Sinne der Menschenrechte voran kommen,.....""

      ==

      ""Wasser predigen aber Wein saufen"" - dieser Spruch kommt ursprünglich aus dem Wintermärchen von Heinrich Heine -



      und übertragen auf Ihren Kommentar



      bedeutet er das anscheinend die grausame Wirklichkeit in China und der Tenor Ihres Kommentars einen unvereinbaren diametralen Gegensatz bilden.

      Die Uiguren sind eine turksprachige Minderheit und vor allem in der nordwestchinesischen Region Xinjiang ansässig. Als sunnitische Muslime werden sie von der Kommunistischen Partei Chinas unterdrückt.

      Nach einem vertraulichen Bericht des Auswärtigen Amtes vom 22. Dezember 2019 sind in Xinjiang mindestens eine Million von insgesamt zehn Millionen Uiguren interniert. Das deutsche Außenministerium spricht von "faktischen Umerziehungslagern" mit "drakonischen ideologischen Ausbildungskursen". Öffentlich fällt die Kritik weniger deutlich aus.

      www.dw.com/de/exkl...uiguren/a-52398868

      Konzentrationslager in China - von der akuten militärischen Bedrohung Taiwans und anderer Anrainer durch chinesische Militärs ganz zu schweigen .......

  • Weiß nicht viel von China und dessen Interessen, jedoch weiß ich das „Macht macht vieles Machbar“. Man bedenke dass dieses Prinzip nicht von den Chinesen erfunden worden ist, da die chinesischen Grenzen seit vielen Jahrhunderten sich nicht verändert haben. Zumindest nicht durch Expansion willen. Denke das der Westen hier, ohne ins Detail zu gehen eher die Experten sind. Deshalb gilt hier Unschuldsvermutung.

  • Das ein Land Eigeninteressen verfolgt, ist sein gutes Recht. Die Wahl der Mittel jedoch, und betrifft es zudem noch andere Nationen, ist ein Aspekt, vor dem man sich nicht verschließen kann.

    Ich sehe die Annektionen Chinas bspw. Tibets, Taiwans, Hong Kongs, als feindseligen Akt an. Opposition wird verhaftet und Regime-Getreue lenken von da an die Geschicke.

    Drehen wir das Rad der Zeit zurück und können erkennen, dass in Europa sich ähnliches abspielte.



    Was wäre denn nun, wenn sich Nationen für die Autonomie Taiwans aussprechen, gegen die Besitzansprüche an gewissen Inselgruppen, die vmtl. anderen Nationen zugeschrieben werden?

    Behält dann China sein höfliches, defensives Gesicht weiterhin?



    Wie sieht es mit der Meinungsvielfalt aus, mit Opposition oder damit, sich auch mit entgegengesetzten Sichtweisen auseinander zu setzen?

    Ich kann mich nur an den Handel mit Kohle zw. der "Volksrepublik" und Australien erinnern, wie schnell hier eine andere Nation isoliert wurde.

    China zeigt sich mehr und mehr von einer Seite, die man als nationalistisch beschreiben muss, einer Ideologie der Kritiklosigkeit, der Unantastbarkeit verschreibt.

    Wir wissen, wie sich soetwas entwickeln kann.

  • Interessanter Artikel. Aber viele Konjunktive.



    Und wegen dem bösen Westen: Hongkong, Xinjiang oder Taiwan bilden wir uns natürlich nur ein. Keine Demokratieabschaffung, nur Ausbildungszentren und keine existenzielle Bedrohung. Und Pooh der Bär ist total unverfänglich als Begriff…

    • @Andi S:

      "Hongkong, Xinjiang oder Taiwan bilden wir uns natürlich nur ein."

      Nein. Da Frage ist, ob uns das etwas angeht. Und natürlich kann man auch fragen, warum sich unsere Häuptlinge erst dafür interessieren, wenn es nützlich ist. Die Vorgänge in Xinjiang sind seit vielen, vielen Jahren bekannt...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        ich würde mal 2-3 Jahre schätzen, seitdem diese nach und nach an die Öffentlichkeit dringen, auch durch Bücher und Äußerungen von Uiguren, die den Lagern entkommen konnten

        was ich nicht verstehe ist, warum es gerade jetzt nützlicher sein soll als vorher?

        • @Co-Bold:

          "...ich würde mal 2-3 Jahre schätzen..."

          Falsch geschätzt. Das geht schon seit ungefähr 20 Jahren. Getarnt als Kampf gegen den Terror. Wurde von Westen so akzeptiert, obwohl Menschenrechtsorganisationen schon lange darauf hingewiesen haben.

          "was ich nicht verstehe ist, warum es gerade jetzt nützlicher sein soll als vorher?"

          Trump (und jetzt auch Biden) brauchte einen Vorwand, um in Europa für den Wirtschaftskrieg gegen China zu trommeln. Also hat man längst bekannte Dinge genommen, auf ein neues Blatt Papier geschrieben und als neue Erkenntnisse verkauft. Haben Sie wirklich gedacht, Lager mit 1 Million Häftlingen in einer dünn besiedelten Gegend sind vorher nicht aufgefallen?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ich habe mehrere Angehörige, die kürzlich die taiwanische Wehrpflicht durchlaufen haben. Wenn China angreift, bekommen die eine Knifte in die Hand gedrückt und werden an den Strand geschickt. Ich selbst bin aber Deutscher Staatsbürger. Geht es mich etwas an?

        • @Graustufen:

          Das ist natürlich traurig. Aber wie vielen von den 80 Millionen Deutschen geht es wie Ihnen?

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Deutschland hat rund 80 Mio. Einwohner. Es gibt aber nicht rund 80 Mio. Deutsche, sondern ganz erheblich weniger. Die Differenz dazwischen sind Menschen aus aller Welt, die in aller Welt Familie haben. Aber mal abgesehen davon, dass Situationen wie die meine und etlicher in Deutschland lebender Taiwaner nicht nötig sein sollten, eine Relevanz auch für uns zu begründen. Ich bin offensichtlich kein neutraler Kommentator was dieses Thema angeht. Was ich schreibe, müssen Sie sehr kritisch hinterfragen. Aber ich schreibe trotzdem: Es gibt einen Haufen Beispiele für schmutzige Lügen, die zu schmutzigen "Einmischungen" (aka Kriegen) geführt haben. Wohl die meisten in den letzten Jahrzehnten. Aber es gibt auch legitime Einmischung in die Angelegenheiten anderer Länder und Kontinente. Unbestreitbar legitime. Ich bin zum Beispiel enorm froh darüber, dass die USA sich zwei Mal eingemischt haben, als Deutschland Europa abgeschlachtet hat. Und so sehr ich Trump verachte, so hat er doch einen Platz in meinem Herzen dafür, dass er einige Waffendeals mit Taiwan durchgezogen hat. Nicht, weil es anständig war, sondern einfach nur um China zu ärgern. Eine Einmischung zur Verteidigung des Friedens gegen die Aggression Chinas ist legitim. Ganz egal wie viele Wahlberechtigte in Deutschland eine persönliche Verbindung zu einem bedrohten Nachbarland haben.

            • @Graustufen:

              "Deutschland hat rund 80 Mio. Einwohner. Es gibt aber nicht rund 80 Mio. Deutsche, sondern ganz erheblich weniger."

              Für mich sind das alles Deutsche. Ich hab's nicht so mit Stammbäumen...

              "Ich bin zum Beispiel enorm froh darüber, dass die USA sich zwei Mal eingemischt haben, als Deutschland Europa abgeschlachtet hat."

              Nett dass die USA mitgeholfen haben. Aber die Kriegserklärung kam von Hitler...

              Das Problem ist, dass es in der Welt jede Menge Stellen gibt, an denen man sich theoretisch einmischen müsste. Viel mehr als D bewältigen kann. Besonders wenn die Stellen extrem weit weg liegen.

  • Herr Zhao beachtet die roten Linien, die ihm in seiner Situation gegeben sind. Wunderbar, wie er die Klippen umschifft und trotzdem abgewogen und informativ antwortet.

  • China wird auf jeden fall Taiwan angreifen - zumindest so lange wir es nicht als Land anerkennen und massiv schützen.

    PS: USA - da zahlt der Bürger Faktor 5 pro Kopf für Rüstung gegenüber dem hier besten europäischen Land. Und bez. "was genau im Verteidigungshaushalt enthalten ist, etwa bestimmte Ausgaben für Forschung und Entwicklung" - auch das geht in den USA extra. Atomwaffen laufen in den USA großteils übers Energieministerium! Also sind dort die Rüstungsausgaben absurd hoch. ist nicht umsonst einer der 4 großen Wirtschaftszweige. Und Öl und Chemie sind dort auch maximal Rüstungsrelevant.

    Seit WWII sind die USA eine Kriegsmaschine! Das verdeckt so schön die schwache Wirtschaft die man vor WWII hatte und sonst noch hätte!

    • @danny schneider:

      Dazu ist China, der grösste Handelspartner von Taiwan

    • @danny schneider:

      Taiwan angreifen ? Das höre ich schon seit 50 Jahren. Es gab mal eine Zeit, da hat die USA China unterstützt und war gegen Taiwan. Aber damals konnten sie noch von China profitieren. Heute ist China ein Konkurrent, deshalb ist man jetzt für Taiwan. Übrigens, was würde die USA tun, wenn China Kuba Militärisch aufrüstet??? SO nahe an der Küste der USA

      • @john wayne:

        "Übrigens, was würde die USA tun, wenn China Kuba Militärisch aufrüstet??? SO nahe an der Küste der USA"

        Ist bekannt.

  • Dickes Lob an die TAZ für diesen Artikel bzw. dieses Interview. Mit einem echten Experten und nicht mit einem der vielen professoralen Pseudo-guys bei uns.



    Hier gibt es Einsicht pur in die Motivation chinesischen Handelns, und warum der "gemeine" Chinese das mindestens mal toleriert. Wie war noch die Grundaussage von Marx: "Das Sein bestimmt das Bewußtsein". Wenn die Ökonomie sicher stellt das es dem Volk in Summe immer besser geht macht die Führung alles richtig. Das verstehen sie seit Xi Jinping wieder bestens und setzen es rigoros um. Mal sehen wie lange wir noch brauchen um den Wettbewerb wieder aufzunehmen. Oder weiter auf dem selbstgefälligen Weg des Moralweltmeisters, dem kaum noch einer zuhört, weiter wandeln werden.

    • @Sputnik-HH:

      wie oben schon geschrieben, viele in der Wirtschaft haben mittlerweile - auch durch Corona befördert - verstanden, dass Versorgungssicherheit höher zu werten ist als den letzten Cent im Einkauf zu sparen

      gleichzeitig bevorteilt die aufkeimende Inflation zusätzlich ein In-Sourcing bzw. Re-Sourcing, was zumindest einen Teil der Entwicklungen aus den vergangenen Jahrzehnten rückgängig machen wird

      mit der Fokussierung auf die "Um-jeden-Preis"-Erhaltung von Arbeitsplätzen bei gleichzeitigem Mindestlohn verhindern wir leider noch immer den Grad an Modernisierung und Automatisierung, der diese Entwicklungen effektiv unterstützt

      hier wird für die weitere Entwicklung das Grundeinkommen benötigt, um Existenzsicherung auch in den Köpfen nicht mehr komplett von Erwerbsarbeit abhängig zu machen

  • @Pfanni - Manchmal macht es Sinn, einen Artikel ganz zu lesen - und nicht nur das, was der eigenen Meinung gefällt: Chinas Militärpolitik ist defensiv (sieht übrigens auch die CIA so). Da aber der Westen seinen Druck auf die Volksrepublik auch militärisch erhöht - "pivot to Asia" (Obama) - wird diese sicher nicht abrüsten, zumal den knapp 300 chinesischen A-Waffen rund 5.000+ der USA gegenüberstehen (die allerdings auch Rußland bedenken). Britische Flugzeugträger, deutsche Kriegsschiffe haben dort jedenfalls nix zu suchen.

    • @Werner Müller:

      der typ sagt einfach direkt, dass china taiwan annektieren wird sobald die Armee stark genug ist dass niemand mehr etwas dagegen machen kann. Warum sollte dies bloß der Anfang sein?



      sehr defensiv sowas

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Werner Müller:

      Nun die Lauftraumverletzungen gegenüber Taiwan und Japan, Gebietsansrpüche gegenüber Indien, Bhutan, Vietnam etc. sprechen eine andere Sprache und defensive Waffen können ganz schnell offensiv eingesetzt werden.

      Und ob 300 Nuklearwaffen die USA treffen oder 5000 macht keinen großen Unterschied da die großen Bevölkerungszentren danach nicht mehr existieren.

    • @Werner Müller:

      Defensiv ist sicher Auslegungssache. Der Analyst lebt auch in China und wird einen Teufel tun die offizielle Parteilinie anzuzweifeln. Weder China noch die USA betreiben eine defensive Militärpolitik. Militär ist bei beiden ein entscheidender Faktor außenpolitische Interessen durchzusetzen. Eine Vereinigung mit Taiwan wird ohne militätischen Druck nicht stattfinden, genausowenig wie man ohne militärische Übelegenheit sich einfach Gebiete in Südchinesischen Meer aneignen kann. China ist allein duch seine Regierungsform eine Bedrohung für alle Demokratien. Als bevölerungsreichstes Land neben Indien ist es die zukünftige Supermacht ohne die nichts mehr geht, hier wird es um Resourcen um Klima und um Propaganda einen erbitterten kalten Krieg geben, hoffen wir das er nicht heiß wird. Der Westen täte gut daran eine gemeinsame Strategie zu entwickeln.

      • @McMercy:

        die Strategie heißt unabhängige Produktionsketten, die Automatisierung ermöglicht es

  • Also ein neuer kalter Krieg, allerdings dieses mal ohne Europa zwischen den Fronten. Die Entwicklung erinnert ein bisschen an Fallout ^^ demnach müsst es 2076 knallen zwischen den beiden xD

    • @Legion72:

      Die Smilys würden Ihnen in den Fingern stecken bleiben, wenn Ihre Familie in Taiwan lebte.

      • @Graustufen:

        Meine Gefühle sind mit Ihrer Familie und mit deren gerechtfertigten Ängsten.



        Ich denke nicht, dass es einen heißen Konflikt mit merklichem Blutvergießen geben wird, auch wenn das vermutlich nur ein schwacher Trost ist, da eine Eingemeindung Taiwans generell nicht unwahrscheinlich ist.



        Es gibt aber durchaus auch Stimmen, die China nahe am Zenith seiner Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit sehen aufgrund der Alterung der Gesellschaft aufgrund der Ein-Kind-Politik

        Schwer zu sehen, in ständiger Bewegung die Zukunft ist.



        - Meister Yoda

  • „Dies heißt auch, dass es keinen innerchinesischen Konsens über Abrüstungskontrolle gibt, die Chinas militärische Entwicklung beschränken würden“



    Schön, dass wenigstens in der TAZ ein Kenner der chinesischen Politik Gelegenheit hatte, auszusprechen, was die chinesischen Kommunisten ansonsten gern verschweigen.



    Man stelle sich die machtvollen Protestaktionen von Friedensaktivisten vor, wenn ein westlicher Politiker dies aussprechen würde!