Krise der Linkspartei: Ein Trümmerhaufen
Der Rücktritt der Chefin Hennig-Wellsow passt zum maroden Gesamtzustand der Partei. Vor allem personell muss sich die Linke neu aufstellen.
D ie Linke ist ein Trümmerhaufen. Und der Rücktritt von Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow passt da nur zu gut ins Bild. Ihre Partei brauche Erneuerung und neue Gesichter, erklärte die Thüringerin. Der Umgang mit Sexismus in der Linken habe „eklatante Defizite“ offenbart. Dazu komme ihre private Situation mit ihrem achtjährigen Sohn, der Zeit benötige. Alle diese Argumente sind nicht von der Hand zu weisen.
Tatsächlich gelang es Hennig-Wellsow seit ihrem Antritt als Parteivorsitzende zusammen mit Janine Wissler vor gut einem Jahr nicht, einen Aufbruch in der Partei auszulösen. Ganz im Gegenteil. Wovon sie indes nichts schreibt, ist, wie wenig sie in der Partei durchdrang, wie wenig eigene Linien sie zog. Und warum sie gerade jetzt, kurz vor den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen, hinschmeißt.
Auch stellt sich unweigerlich die Frage, für wie viel Aufbruch eigentlich ihre Co-Chefin Wissler noch steht. Das Problem der Linken geht aber weit über die Parteispitze hinaus. Mit Ach und Krach nur gelang ihr der Wiedereinzug in den Bundestag. Eine wirkliche Fehleranalyse blieb aus, die Fraktionsspitze um Dietmar Bartsch und Amira Mohamed Ali machte weiter, als wäre nichts geschehen. Auch hier wären längst personelle Schnitte nötig gewesen.
Dazu kamen zuletzt der Absturz bei der Saarland-Wahl, teils irrlichternde Positionen zur Invasion Russlands in der Ukraine, permanente Querschüsse nicht nur von einer Sahra Wagenknecht. Im Ergebnis bleibt eine Partei, von der man schon länger nicht weiß, was man bekommt, wenn man sie wählt. Fataler geht es kaum. Hennig-Wellsow hat recht: Es bräuchte einen Neuanfang, spätestens beim Parteitag im Juni, eigentlich schon längst.
Mit welchem Personal der indes gelingen soll, da fehlt einem die Fantasie. Ebenso wie die Partei sich inhaltlich noch zu einem stringenten Programm zusammenraufen kann. Stattdessen weist der Weg weiter abwärts, raus aus Landtagen und dem Bundestag. Dabei braucht es dort eine konsequente linke Stimme für soziale Belange. Fehlt diese künftig, wäre es ein bitterer Verlust. Einer, den sich die Linkspartei selbst zuzuschreiben hätte.
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